Kurhessische Freimaurer im Exil
Konnubium und Kommerz
Eine Untersuchung zum Bürgertum am Beispiel des Netzwerkes
um die Fabrikantenfamilien Habich im 19.Jahrhundert.
Inauguraldissertation zur Erlangung des akademischen Grades
eines Doktors der Philosophie (Dr. phil.) im Fachbereich
Geschichte der Universität Kassel
vorgelegt von Siegtried Lotze
aus Reinhardshagen-Veckerhagen
Tag der Disputation I mündlichen Prüfung: 19. April 2010
Reinhardshagen I Kassel 2009
I
Kurhessische Freimaurer im Exil
Konnubium und Kommerz
Eine Untersuchung zum Bürgertum am Beispiel des Netzwerkes
um die Fabrikantenfamdlien Habich im 19.Jahrhundert.
Inauguraldissertation zur Erlangung des akademischen Grades
eines Doktors der Philosophie (Dr. phil.) im Fachbereich
Geschichte der Universität Kassel
vorgelegt von Siegtried Lotze
aus Reinhardshagen-veckerhagen
Tag der Disputation I mündlichen Prüfung: 19 . April 2010
Reinhardshagen I Kassel 2009
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Öl-Porträt des Kaufmanns Christian Evert Habich (1789-1841) mit den maurer-
ischen Symbolen: Rose, Zirkel (Fingerhaltung) und rechtem Winkel I Winkel-
maß (rechter Arm, halb hinter dem Rücken). Die Rose als aitägypt./griech.
Zeichen für Verschwiegenheit, auch Schönheit und Liebe, hatte bei den Frei-
maurern (FM) und bereits den gotischen Bauhütten (Fensterrosette) eine große
Bedeutung. Chrn.Habich war schon zum Johannisfest 1815 Mitglied der Loge in
Münden, 1818 Logenbeamter in Kassel, 1820/21 dort Secretair, also im Meister-
grad (III.). Das Winkelmaß, der Zirkel und die Bibel bilden auf dem Altar der
FM die 3 "Großen Lichter". Der Winkel wird vom MvSt stets als Zeichen seiner
Würde getragen. Für den Abendverein organisierte Br.Christian Habich 1836, also
in der Verbotszeit, am Johannistag ein Rosenfest auf der Knallhütte, wobei u.a.
eine seiner beiden Töchter rosengeschmückt teilnahm (Kallweit 1966, S.32). Er
starb als Held des Vormärz an den Folgen einer langen Untersuchungshaft und war
ein enger Freund vom Br.Sylvester Jordan, der ebenfalls 1839 (bis 1845) unter
Hochverratsverdacht stand. (Gemälde: Privatbesitz Habich)
III
I n h a 1 t
Seite
Vorwort, Einleitung V - XIII
"Conrad von der Fulda, Evert Christian Habicht"
Konnubium und Kommerz
Nachrichten von Ahnen, Handelsmännern und frühen Freimaurern 1
Von Celle nach Kassel - Erinnerungen des Fabrikanten G.E.Habich 10
Die Ehe des G.E.Habich und die zweite Generation des KASSELER
UNTERASTES 15
Christian Evert und die hugenottische Sippe der Friederike
Sophie Keppel 18
Das chemisch-pharmazeutische Umfeld in Kassel um 1800 19
Von Gärtnern, Hofjuristen, Hüttenmännern und anderen Brüdern 26
Von Bierbrauern, Bendern, Braunstein-Schiffern, Blau-Müllern
und Braunkohlen-Gewerken 36
'Habich, Alsberg und andere Gelichte' - Vom Bart der Demokraten
zum Kränzchen 67
Von jüdischen und christlichen Brüdern am Ende des Kurstaates
Nachkommen der Schutzjuden Heinemann, Lazarus und Abraham im
späten Kurhessen 79
Von jüdischen Brüdern und christlichen Vettern in Celle und
Münden 87
Von Hoboisten, musikalischen Brüdern und andere Musensöhnen 90
Von Bahnspekulanten, jüdischen Brüdern und Bänkern
am Ständeplatz 96
Von den Jahren 1779, 1785, 1791, 1810 oder 1847 - diverse
Gründe zum Feiern 106
Das 'Celler Loch' oder Netzwerke zwischen Fulda und Fuhse 110
Edward Habich aus der Neuen Welt - Selfmademan, Sammler und
Kunstmäzen
Exkurs: Die Brauerei Tepel & Habich (Borussia) in Dortmund
Marcard, Münch und andere preußische Militär- und Forstmänner
im Konnubium - Ein Abgesang
Fazit
Abkürzungen
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Anhang (Dokumente, Übersichten)
126
135
139
160
163
165
203
Luckhardt-übersicht sämtlicher kurhessischen Logen bis 1855 213
Logen der FM in Kassel von 1766 bis heute nach Wörner-Heil (1998) 215
IV
Mitgliederverzeichnisse der Loge Eintracht und Standhaftigkeit
vom 21. Oct. 5849 (= 1849) 216
vom 24 . Juni 1854 (=Johannistag, Ende des Maurerjahres) 219
Liste des Maurerkränzchens Kassel vom 25.12 .1863 (vom Friedhofsengel) 222
Gedicht zum 50-jährigen FM-Jubiläum von Joh.Martin Habich (1868) 223
Spenden der Montanleute (Abendmahls- und Taufgeräte) in Veckerhagen 225
Nachrufe, Jubiläen 226
Pentagramm, Dreieck und 'Pythagoras zu den 3 Strömen' 229
Sepulkrales und das Auge Gottes in Arolsen 230
Verformungsgetreue Aufmaße und Logen-Baupläne Bremer Schlagd 16 232
FM-Brauchtum und Interieur der Loge in Münden (bis 1992) 234
V
Vorwort I Einleitung
Eine ausführliche Bearbeitung der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte für das Gebiet
der Residenzstadt Kassel existiert nur in Ansätzen, zum Beispiel im Werk des Publi-
zisten Bruno Jacob (1948/1988), der, wie es Detlev Ipsen im Vorwort nennt, als
"ein Laien-Historiker, eine frühe Ein-Mann-Geschichtswerkstatt" anzusprechen ist.
Mit einer Unternehmens-, Fabrikanten-, Handels- oder Familiengeschichte der Bürger,
die seit der frühen Industrialisierung der Motor des Fortschritts in Kassel waren,
befassten sich zumeist nur Arbeiten im Rahmen von Firmenjubiläen (Henschel & Sohn,
Breithaupt u.a.), Genealogen, vereinzelte Jahresgaben der Stadtsparkasse Kassel oder
regionale kleinere Zeitschriftenaufsätze. In der Breite betrachtet ist keine umfas-
sende wissenschaftliche Untersuchung zu der Endphase des selbständigen Kurstaates
zu diesen Personengruppen zu finden.
Die Arbeit befasst sich vorrangig mit Personen, die von 1824 bis 1866 und somit
während der Zeit des Logenverbotes als hessische Freimaurer in der Johannis-Loge
'Pythagoras zu den 3 Strömen zu Münden' unterkamen. Deren familiäres, konnubia-
les und soziales Umfeld soll ergründet werden und bei Wahlverwandtschaften, wie
Taufpaten oder Bürgen/Paten beim Logenbeitritt, aus den Archivalien ermittelt
werden. In weiten Teilen wird es eine Neuerschließung bislang unzugänglicher oder
ungenutzter freimaurerischer und verstreuter kirchlicher Quellen sein. Da einzel-
ne Mitglieder der Bünde als 1848er Revolutionäre hervortraten oder observierte Demo-
kraten waren, die unter der anschließenden Einquartierung von "Strafbayern" litten,
wird der Konflikt mit der Obrigkeit, besonders in der Hassenflug-Ära, untersucht
werden. Die Beweggründe der Brüder, ihre wirtschaftliche Situation und das Bezieh-
ungsgeilecht soll aus den Beständen der Mündener Loge, Akten der Stadtarchive, Berg-
grundbüchern, älteren Katasterunterlagen sowie Bauakten, besonder~ aber aus den
Archivalien des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz (nichtstaatliche
Provenienz - Freimaurer) und der betroffenen Staatsarchive herausgearbeitet werden.
Ohne die Kenntnis der Interdependenzen der technisch-wirtschaftlichen Revolution und
der gesellschaftlich-staatlichen Grundlinien ist diese Arbeit nicht denkbar. Gera-
de an der Grundlagenforschung im Bereich des Bergamtes an der Eisenhütte Veckerha-
gen, wo Technikgeschichte (unter Schaub/Wöhler/Bunsen/Pfort/Henschel) geschrieben
wurde, der Forschung an der Höheren Gewerbeschule in Kassel oder der dortigen che-
mischen und Farbenindustrie (Habich/Fiedler/Schwarzenberg/Sattler), lassen sich
gut die Beziehungen und Netzwerke der Wissenschaftler, Fabrikanten, aber auch der
(Hof-)Künstler oder Musiker (Roux, Hentze, Fennel, Spohr und die Hoboisten) im Rah-
VI
men der Bünde herleiten. Die Bandbreite wird sich, rund um die 9 Brüder Habich,
die beigetreten waren und ein Dutzend Schwäger, aber auch eine größere Zahl von Vet-
ter~ vom Plantagenbesitzer in Java oder dem Konsul in der Karibik, über jüdische
und christliche Finanziers (Hahlo, Pfeiffer, Streit), Tabakfabrikanten (Ulrich/Baur-
meister/Breda), Goldwarenfabrikanten (Des Coudres/Eissengarthen), die Färbereien
(Engelhardt & Schmincke/Schoppe) bis ins regionale Montanwesen (Des Coudres/Host-
mann/Württenberger) erstrecken.
Die seltene Gelegenheit, die sich für den Forschenden ergibt, weil erstmalig und
nur mit Erlaubnis der Logen bzw. der Mutterlogen (3WK, A.F.u.A.M.) die ehemaligen
Gestapo-Bestände für die Bereiche Celle, Münden, Kassel usw. gehoben werden können
und da diese noch größtenteils zentral in Berlin-Dahlem liegen, ist für den Histo-
riker und die Region bestimmt ein Gewinn. Die in der NS-Zeit reichsweit konfiszier-
ten Akten sind über schlesische Schlösser am Kriegsende in die UdSSR gewandert, kon-
nten bereits vor der Wende im Zentralarchiv Merseburg der DDR vom Verfasser, im Rah-
men eines Sanierungsgutachtens für das Logenhaus Münden, erstmalig gesichtet werden.
Sie sind heute im Geheimen Staatsarchiv PK in der Bundeshauptstadt verwahrt. Einzel-
ne wertvoll erscheinende Urkunden behielten (Stalins) Archivare in Moskau, verspreng-
te Reste hoben die polnischen Archive auf, - nach dortigen Forschungen des Alt-Mei-
sters vom Stuhl Dr.D.Leßmann in Münden haben sie aber für diesen Forschungsansatz
keine Relevanz. Die nun zu bearbeitenden ca. 350 Akten im Bestand GStA PK FM 5.2.Kll
zu Berlin sind eine reichhaltige Grundlage, da sie, im Gegensatz zu den Beständen von
Hamburg, Frankfurt oder Münden, nicht von den Kasseler Freimaurern "herausgeklagt"
wurden.
Die älteren Arbeiten, wie Kaliweit (1966), zur Freimaurerei in Kassel im 19.Jahrhun-
dert, basierten auf vereinzelten Aktenresten im Privatbesitz der Brüder, so dass
sogar die Familiennamen der beteiligten Personen, Daten und Fakten z.T. fehlerhaft
sind. Die verschleppten Akten standen naturgemäß nicht zur Verfügung und es blieb
häufig die Oral History! Neuere verdienstvolle Forschungen vom Ehepaar Wörner-Heil
(1983, 1998, 2000) beziehen sich vorrangig auf die Zeit vor 1824. Ausstellungen und
Schulprojekte der Geschichtswerkstatt am Friedrichsgymnasium (2000) behandelten zu-
meist allgemeine Fragen der Freimaurerei oder die Situation der Brüder in der NS-
und Nachkriegszeit. Die kurhessische Verbotszeit wurde dabei nur sehr marginal be-
handelt.
Neben einer Analyse der Rolle der bearbeiteten Personen der Fabrikantensippe in der
Gesellschaft, um die Mitte des 19.Jahrhunderts, ist in einem interdisziplinären An-
satz der Anspruch gegeben, möglichst weit soziologische oder wirtschaftspolitische
VII
Fragen ebenfalls zu verfolgen.
Winfried Dotzauer gilt zu Recht als der erste Fachhistoriker, der sich um 1970 mit
einer freimaurerischen Fragestellung von regionaler Bedeutung befasste. In seiner
Mainzer Habilitationsschrift zu Freimaurergesellschaften am Rhein hat er, bis zur
Napoleonischen Herrschaft von Lüttich bis Heidelberg 1die zahlreichen Logen unter-
sucht. Dabei wurde die Mitgliederstruktur, der Einfluss auf das Geistesleben, die
Wirtschaft, den Handel usw. erforscht und die "wahrhaft aufschließende Kraft" von
Protektion oder Abhängigkeiten im Umfeld der Logen augenfällig~ Vertiefende lokal-,
firmen- oder familiengeschichtliche Forschungen konnten dabei nicht geleistet wer-
den, daher erscheint es interessan~am Beispiel der FabrikantenfamilieHab ich
K o m m e r z und K o n n u b i u m im Detail zu untersuchen. Es soll versucht
werden im Bereich des 19. Jahrhunderts die Rolle und Vernetzungen einer konkreten
'kurhessischen Freimaurersippe', über die Verbotszeit hinweg, umfassend aus den
zugänglichen Quellen herauszuarbeiten.
Die maurerischen Nebenwege und Erscheinungen wie Gold- und Rosenkreuzer oder Illu-
minaten, die Dotzauer am Beispiel Hessen-Darmstadt aufzeigte, spielten im 19.Jahr-
hundert in Kassel keine Rolle mehr. Der "Vetter aus Kassel" Prinz Karl (1742-1836,
Statthalter Dänemarks in Schleswig zu Schloss Gottorf), der sich als führender
Freimaurer mit Randerscheinungen wie Alchimisten und Projektemachern auseinander-
setzte, hatte allenfalls noch zur Zeit des Ahnvaters Br.Georg Evert Habich (1748-
1821), der aus Celle kam und die chemische Fabrik in Kassel und Veckerhagen (1810)
etablierte, einen Einfluss auf die vom Landgrafen-Bruder Wilhelm IX./Kurf.Wilhelm I.
von 1793/94 erstmals bis 1814 verbotene Maurerei. Die Logen der Landgrafschaft hat-
ten, wegen des zunehmenden Misstrauens des Fürsten gegen diese Geheimgesellschaf-
ten, bald nach der Französischen Revolution ihre Arbeit einstellen müssen. Erste
Brüder vom Bergamt Veckerhagen wichen in das benachbarte Münden aus, da die braun-
schweigischen/hannoverschen Fürsten/Monarchen die Freimaurerei weiterhin förderten.
So übte seit der Gründung im Jahre 1799 die Loge in Hann.Münden eine zunehmende
Anziehungskraft auf die benachbarten hessische Brüder (Ofenhändler Lippross/Hütten-
beamter Ziegler/G.E.Habich) aus.
Erst unter König Jerome Napoleon konnte sich wieder ab 1807 von Celle bis Halle
eine rege freimaurerische Arbeit in dem Königreich Westfalen, das aus 7 ehemali-
gen Ländern oder Teilgebieten gebildet worden war, enfalten. Die im Dritten Reich
entstandene Studie von Heinz Gürtler "Deutsche Freimaurer im Dienste napoleonischer
Politik" (Berlin 1942) untersuchte besonders die Logenaktivitäten im Musterstaat
VIII
Westfalen. In dieser Zeit wird die Arbeit des Verfassers schwerpunktmäßig einsetzen
müssen, um das 1794 eingeschlafene maurerieche Netzwerk der Kontaktpersonen des
G.E.Habich in Hessen-Kassel, aber auch im Herkunftsbereich Celle, - also 'von der
Fuhse bis zur Fulda' zu analysieren. Wenn vor dem Verbot (1824) bereits 3 Männer
der Familie Habich Mitglieder wurden, ist wichtig zu erörtern, wer führte diese
in die Logen ein, wer war der jeweilige Bürge? Weil in Münden sehr früh auch Nicht-
christen aufgenommen wurden und die Habichs als Finanziers oft mit Juden zusammen-
arbeiteten, ist das Verhältnis der Brüder zu diesen Glaubensfremden in der 'Bruder-
kette' zu prüfen. Die toleranten hannoverschen Logen hatte vor und nach der Über-
nahme der beiden Nachbarländer durch Preußen, wegen des 'christlichen Prinzips der
Mutterlogen' satzungsgemäß keine Neuaufnahme von Juden mehr vorzunehmen. Hier gilt
es, auch innerhalb des 'Maurerkränzchens', das von 1855 bis 1862 in Kassel existier-
te, die Mitarbeit affiliierter Juden zu beleuchten. Überhaupt wurden das kurze
Zwischenspiel von 1848-55 und die folgende Kränzchenzeit, neben der Tätigkeit von
mehr als 'einem Schock hessischer Maurer' in Münden (um 1866), noch nie näher gewür-
digt. Die Zeit "der Brüder im Exil im Hannöverschen" wird einen bedeutenden Teil
der Arbeit ausmachen.
Die Rolle der 'Schwestern' der Freimaurer, wie überhaupt in der Firmenchronik die
Frauen der Fabrikanten Habich fast nicht existieren(!), sollen wegen ihrer
Herkunft, ihrer sozialen Stellung und deren gesellschaftlicher Tätigkeit besondere
Beachtung finden. Lediglich die 'Base Bismarcks' wird ab 1853 mit ihrem Montanbe-
sitz, der Braunkohlen-Zeche Gahrenberg, in der Kirchvogel-chronik '175 Jahre G.E.Ha-
bich's Söhne' (1960, Anm.54) gewürdigt. Außer dieser 'Lehnträgerin Maria Amalie Ha-
bich geb. Men(c)ke' haben sicherlich ein Dutzend Fabrikantenfrauen und Habichtöch-
ter eine soziale bzw. gesellschaftlich wichtige Rolle gespielt. Hier soll auch die
Situation der Vettern und Basen in Celle und im Montanbereich Peine herausgearbeitet
werden.
Ebenso kritisch kann im Nachlass des "Haus-chronisten Paul Kirchvogel" im Staatsar-
chiv Marburg dem Einfluss des Seniorchefs G.E.Habich (+ 1972) auf die endgültige
Firmenschrift nachgespürt werden, da die Zwischenphasen vom ersten Textentwurf,
über Randbemerkungen des Autors bis zum freigegebenen Exemplar im StAM belegt sind.
So wurde offenbar nur der "ganz knappe Stammbaum der direkten Linie der Inhaber"
zur Publizierung freigegeben und alle Ehefrauen herausgenommen! Aus dem Schrift-
verkehr zwischen Oberkustos Kirchvogel und G.E.Habich geht hervor, - denn selbst im
Kurzstammbaum tauchten Vornamen-verwechslungen auf, dass 'Heinrich Gerhard' buch-
stäblich in letzter Minute (März 1960) in Hr. August Habich (1833-57) verbessert
IX
wurde. Ein weiterer Bruder Dr.Adolf Heinrich Habich (* 1838), gestorben 1868 als
Chemiker einer Silbermine in Kalifornien, musste eliminiert werden. Zur gleichen
Zeit war ein Vetter Eduard (* 1818 Veckerh.) bereits an der Ostküste der USA mit
Brauereipatenten zum Millionär geworden. Auch diesem späteren Kunstmäzen und Frei-
maurer in Kassel, der als E d w a r d Habich 1894 die Kasseler Grabungen auf Samos
finanzierte, gilt es wegen kunstgeschichtlicher Fragen nachzuspüren. Seine Sammlung
alter Meister besaß, besonders als Leihgabe an den staatlichen Sammlungen, im spä-
ten 19.Jahrhundert eine große Bedeutung.
Man sieht, wie wichtig es ist, in genealogischen Fragen oder beim Studium an der
Höheren Gewerbeschule Kassel, - wo allein 8 Vettern und Brüder Habich zwischen 1833
und 1860 studierten, die Quellen zu befragen. In der zweiten Generation in Kassel,
- allein Abkömmlingen von nur drei relevanten "G.E.Habich' s Söhnen;'- sind dem Ver-
fasser 27 Kinder bekannt, die es zu unterscheiden galt! Lediglich auf einen Sohn
Christian (1829-1908) gehen ab der dritten 'kurhessischen Generation' die beiden
Betreiberlinien (ab 1861/65 bis heute) zurück.
Der zu Brüssel über die Geschichte der Radioaktivität promovierte (?) Kirchvogel
sah es bekundetermaßen nicht als seine Aufgabe an, sich "familiengeschichtlichen
Nachforschungen zu widmen", wie er dem kritischen Familien-Forscher Dr. R.v.Blumen-
thal 1962 mitteilte (StAM a.a.o. K.50,59). Jene Lücken versucht diese Arbeit, ne-
ben der Freimaurerforschung, ebenfalls zu schließen.
Wegen der konnubialen Netzwerke sollen über Schwäger, auch wenn der Nachweis bei
den Offizieren in Feldlogen aussichtslos ist, Fakten ermittelt werden. Es lässt
sich deren Herkunft, Status oder die berufliche Karriere überprüfen. Vom Reichsland
Elsaß-Lothringen bis Eutin reichten die Herkunftsgebiete dieser 'Eidame' und von
den traditionsreichen Mündener Pionieren bis zum stellvertretenden Intendanten beim
XI. Armee-Korps (Geh.KriegsR, 1918) in Kassel finden sich 'angeheiratete Militär-
familien', - ab der Gründerzeit.
Zu Vorleistungen des Autors mag die Literaturauswahl Auskunft geben. Die Beschäf-
tigung mit dem hessischen Montanwesen im Fach Kunstgeschichte, anlässlich der Exa-
mensarbeit (GhK 1983/85 zur 'Eisenhütte Veckerhagen 1666-1903') und Puplikationen
zu hessischen Themen im Zweigverein Hofgeismar des VhG, belegen seit mehr als 25
Jahren die Beschäftigung mit Themen der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Die Kon-
takte zu Freimaurerlogen ergaben sich 1991/92 durch die Erstellung eines Sanierungs-
gutachtens für den Stadtdirektor in Hann.Münden. Die historischen Belange und tech-
nischen Detailfragen bei diesem Werk betreute der Verfasser als Ergänzung zum in-
genieurwissenschaftlichen Teil. Teilweise wirkten auch bei den diversen Gutachten
X
(seit 1999) Studierende der Techniker-Schule (a.d.WHS Kassel) mit, die dieser bei
verformungsgetreuen Aufmaßen, Dendrochronologie und Geschichts-Recherchen betreu-
te. Bei Lehraufträgen im FB Architektur (Prof.A.Eichenlaub) konnte der Messinghof
in Bettenhausen, der "letzte Henschel-Flammofen" in Epterode, Kirchen der Waldenser
und Hugenotten sowie wertvolle Fachwerksubstanz betreut und z.T. auch gerettet, das
heißt vor dem Abriss bewahrt werden. Sanierungsgutachten am Marktplatz Münden und
Forschungen zu den Bauten der dortigen 'Salzburger Emigranten' brachten von 1999
bis 2007 tiefere Einblicke in die Rolle der Patrizier, Weinhändler oder Tabakfabri-
kanten der alten Handelsstadt 'an den 3 Strömen'. Regelmäßig wird dort, wie am Tag
des offenen Denkmals, das einzigartige Gebäude 'Bremer Schlagd 16' der nunmehr 210
Jahre alten Pythagoras-Loge dem interessierten Publikum vorgestellt oder Studieren-
den, Zimmerleuten sowie anderen Fachleuten gezeigt.
Die Wirtschaftsgeschichte, besonders am historischen Montanwesen von Schmalkalden
oder Schweinfurt bis Göttingen und zum Oberharz wurde in vielen Details untersucht.
Die Beschäftigung des Autors mit der regionalen Geschichte der Freimaurerei, am
Beispiel d~r Montanfamilien Fulda (1996), Pistor (1992) oder des genannten Edward
Habich (2002), aber auch mit dem Vormärz (1999/2002) und der Rolle der niederhessi-
schen Juden (2001/2003) sowie des konvertierten Leibarztes Theodor Zadig im König-
reich Westfalen (2006), schlugen sich ebenfalls in Bänden des VhG Hofgeismar oder
zumeist im Jahrbuch des Landkreises Kassel nieder.
Zur frühen Geschichte der Freimaurer erschien als guter Überblick der Logentätig-
keit, bis zur ersten Verbotszeit, von Ortrud Wörner-Heil 'Extreme Familiarität und
Gleichheit'. Freimaurerlogen in Kassel von 1766 bis 1794 (Kassel 2000). Als Nach-
schlagewerk gilt deren Ms. der 'Mitglieder der Freimaurerlogen in Kassel 1766 bis
1824' (Kassel 1998) als wichtige Fundstelle früher Brüder der Region, vorrangig
auch der westfälischen Zeit. Ihr überblick der Verflechtungen aller Kasseler Logen
von 1766 bis heute ist von grundlegender Bedeutung als Übersicht zur Entstehung
und Filiation von 20 Vereinigungen in der Stadt seit 1766 (Zum Thale Josephat) bis
heute (1991, Tor zum Osten, siehe Anhang).
Bereits 1989 forschte der Verfasser im Zentralen Staatsarchiv Merseburg (DDR), mit
Genehmigung der Logenbrüder in Münden, an den Archivalien der 'sonderverwahrung
Freimaurer'. Seit 1999 konnte im Bereich der FM-Vereinigungen Kassel, Hann.Münden
etc. in Berlin-Dahlem im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz großzügig
recherchiert werden. Im Falle des Zuständigkeits-Bereichs der Mutterlogen in Berlin
geschah dies ebenfalls recht reibungslos, - mit Einschränkungen gilt dies auch für
das Staatsarchiv Harnburg und zahllose Gemeinde- und Stadtarchive.
XI
Die zentral verfilmten Kirchenbücher im evangelischen landeskirchlichen Archiv Kas-
sel weisen, besonders für die Residenzstadt Kassel als Kriegsverluste, im 18. und 19.
Jahrhundert große Lücken auf. Lediglich die Bereiche der französischen (Dreusicke
1962) und Hof-Gemeinde sind weniger betroffen. Die gebündelten Archivalienbestände
wurden aber von Hanau bis Karlshafen großzügigst zur Verfügung gestellt, wofür den
dortigen Mitarbeitern ein besonderer Dank des häufigen Nutzers gilt! vorher stan-
den schon die Akten des Kirchenbuchamtes Lutherplatz 6 in Kassel, unter dem Br.Hel-
mut Hansen, der auch die Tore der Logen in Kassel öffnen half, umfassend zur Auswer-
tung für den Bearbeitungszeitraum bereit. Die Akten und Kirchenbücher der vereinig-
ten Kirchenkreise Dortmund, der ev.-luther.Kirchenbuchämter Lüneburg, Celle, Varel/
Oldbg., des Zentralarchivs (KK Eutin) Gleschendorf sowie der Verwaltungsämter rund
um Magdeburg und Bremen wurden konsultiert und halfen hervorragend. In der Diaspora
verdankt der Verfasser in Münden und Leipzig sowie ebenfalls dem Archiv des Deut-
schen Hugenottenmuseums in Bad Karlshafen ev.-reformierte genealogische Daten.
Bei der Recherche in der Region Kassel sei für die Landes- und Hochschulbibliothek,
- besonders die Arbeit im alten Hessischen Lesesaal der MuLB, Frau Sabine Köttel-
wesch und für die regen Bemühungen um seltene Freimaurer-Bände sowie viele wert-
volle Hinweise Frau Dr.Magrit Pape, stellvertretend für alle anderen freundlichen
Mitarbeiter der Universität, herzliehst gedankt. Neben einem anregenden Gedanken-
austausch zu Einzelaspekten mit dem früheren Leiter der Handschriftenabteilung
Dr.Hartmut Broszinski, seinem Nachfolger Dr.Konrad Wiedemann zum Montanbereich,
dankt der Verfasser für seine geduldige Betreuung und vielen Anregungen ganz herz-
lich Herrn Professor Dr.Jens Flemming.
Außerhalb der Universität gaben viele Anstöße die Meister vom Stuhl Dr.forest.Dietr.
Leßmann in Münden und Eckhard Wörner in Kassel, der besonders in Berlin-Dahlem im
Geheimen Staatsarchiv die Türen zu Recherchen in der Sonderverwahrung Freimaurer
öffnete! Für die anderen hilfsbereiten Logenmeister und Freimaurer-Forscher seien
stellvertretend die Herren Klaus Bettag (MvSt Oelzweig Bremen), Dr.Otto Werner För-
ster (Leipzig), Dr.Fritz Hörndler (Archivar Einigkeit) sowie Erwin Sohnacker (Sekr.
Sokrates zur Standhaftigkeit) in Frankfurt am Main, Dieter Habekost (MvSt Hell-
leuchtender Stern Celle), Winfried Brinkmann (Sekr. Fr.z.weißen Pferd Hannover),
Prof.Adolf Schmitt (Stiftg.Manson.Forschung Köln), Titus Malms (MvSt Friedr.z.d.
3 Quellen Pyrmont) und Karl Tezernbach (Sekr. Pforte z.Tempel d.Lichts Hildesheim)
erwähnt. Den 'Hüterinnen' der Freimaurerbestände in Merseburg, den Dipl.Archivarin-
nen Renate Endler und Kornelia Lange in Berlin-Dahlem, ihren Mitarbeiterinnen sowie
XII
Herrn Direktor Dr.Stefan Hartmann ist der Verfasser für die umsichtige Betreuung im
Geheimen Preußischen Staatsarchiv, zu besonderem Dank verpflichtet. Ohne diese aus-
gedehnte Akteneinsicht über viele Wochen hinweg, wäre eine solche Quellen-Arbeit zu
dem komplexen 'Freimaurer-Konnubium' nicht denkbar gewesen!
Im Stadtarchiv Kassel, unter der Leitung von Frank-Roland Klaube, stieß der Verfas-
ser, während mehr als einem Jahrzehnt Forschung, stets auf ein großes Entgegen-
kommen: dies gilt gleichfalls in Münden, wo der Verfasser, unter der Leitung des
Stadtarchivs, in Person von Frau Ingrid Wenzel und deren Vorgänger Dr.Johann Diet-
rich von Pezold, auf viel Unterstützung traf. Für das hessische Staatsarchiv Marburg,
in dem der Verfasser seit 25 Jahren forschte, sei den Herren Pelda, Dr.G.Menk und
Klingelhöfer herzlich gedankt, wie er auch das wohlsortierte Niedersächsische
Staatsarchiv im Schloss Bückeburg, bei der Forschung zu den Montanleuten im Raum
Rinteln sowie das Staatsarchiv Bremen, wegen der Weser-Schiffer ('Hessens Tor zur
Welt'), in bester Erinnerung behält. Auf die Erfahrungen der Schifferfamilien kon-
nte in Person von Ulf-Dieter Paul und zur Jugend in der Fa.Habich auf den Farben-
kaufmann Jerome Gerth umfangreich zurückgegriffen werden. Ein Teil der Erzählungen
des Letztgenannten konnte der Verfasser bereits in drei 'Reinhardshäger Schriften'
herausgeben: Elli und Volker Schoppe überließen ebenfalls Familien-Nachlässe.
Für die Daten aus dem Bereich der Standesämter sei stellvertretend den Frauen Anne-
liese Dönges sowie für ältere Meldedaten Uschi Salomon in Reinhardshagen und dem
Bürgermeister Schäfer von Sontra der herzliche Dank ausgesprochen. Dessem ehemali-
gen Kollegen in Oberweser, dem Freizeit-Archäologen und Herausgeber mehrerer Orts-
chroniken Roland Henne, gemeinsam freundschaftlich verbunden mit dem Regional- und
Waldenserforscher Thomas Ende, verdankt der Verfasser viele anregende Forschungs-
Gespräche.
Zuletzt sei auch dem verstorbenen Forscher und Forst-Direktor Claus Chwalczyk ge-
dacht, ohne den nicht die 'freimaurerischen Pyramideneichen', die Gartendirektor W.
Hentze unter den Brüdern verteilte, per DNA-Analyse bearbeitet worden wären. Herrn
Mielke von der Verwaltung der Schlösser und Gärten in Wilhelmshöhe, dem Revierför-
ster Hartwig Holzberg und der Forstforschung Münden/Göttingen ist die Verknüpfung
der Hentze-Eiche vom Fontänenteich Wilhelmshöhe u.a. mit jenen vom Schlossgarten
und der Eisenhütte Veckerhagen der Fa.Habich zu verdanken. Hierzu seien auch die
anlässlich der ICOMOS-Tagung 'Hortus ex machina' in Wilhelmshöhe im Mai 2009 ge-
führten Gespräche mit Frau Dr.Claudia Gröschel (Diss.Hentze) und mit Professor Dr.
Peter Gercke zur Biographie Paul Kirchvogels, lobend erwähnt. Für die erbaulichen
Kontakte zur Samosgrabung (Edward Habich) dankt der Verfasser dem klass. Archäolo-
XIII
gen, besonders bei der Verknüpfung der Kunst, Natur und Technik, - von der Museums-
landschaft Kassel bis nach Veckerhagen: dies gilt auch für den Leiter der Denkmal-
pflege Hessen, Herrn Prof.Dr.Gerd Weiß, seine Mitarbeiter Dr.Volker Helas und Frau
Dr.Jacobi, bei der Bewahrung des Kulturerbes in Veckerhagen und rund um den Rein-
hardswald. Ohne die Früchte dieser vertrauensvollen Zusammenarbeit des Verfassers
mit diesen engagierten Landesbediensteten wären viele Zeugnisse der Kulturgeschichte
vor Ort so nicht mehr erlebbar, oder es würde hingegen - nunmehr seit 30 Jahren - der
'Betriebsgraben von der Farbenmühle bis zur Weser' (= Mühlenbach!) die raren Tech-
nikdenkmale nicht mehr mit Wasser bespannen.
1
" Conrad von der Fulda, Evert Christian Habicht "
Konnubium und Komnerz
Nachrichten von Ahnen, Handelsmännern und frühen Freimaurern
In der einschlägigen Freimaurerliteratur taucht bei Kaliweit (1966) 1 ein gewisser
"Bruder Evert Christian Habicht sen." auf, der dort als Hauptakteur im Abend-
verein in Kassel bezeichnet wird. Dessen Tochter soll u.a. als rosengeschmücktes
Medium "am Johannistage 1836 auf der Knallhütte" vor einem ebenfalls mit Rosen
bedeckten Altar mitgewirkt haben. Ein solches Johannisfest, für die Freimaurer
der End- und Höhepunkt des Jahres, wurde demnach, entgegen dem seit 1824 gel-
tenden Verbot der Maurerei in Kurhessen, ausgiebig gefeiert. Kaliweit benennt
diesen Br. Habicht "einen Mystiker und politischen Fanatiker", der 1838 in einem
Buch "Phönix und die kirchlichen Wirren" ein überkonfessionelles Denken eingefor-
dert hatte. Ebenfalls stritt er scharf für "die Schaffung einer liberalen Ver-
fassung" im Kurfürstentum Hessen. Im weiteren Text weiß auch der Bruder Kallweit,
dass es sich um jene Person handelte, die in den Hochverrats-Prozess um den Br.
Sylvester Jordan (1792-1861) 2 verwickelt war. Da jedoch nach 1933 alle greifbaren
Freimaurerakten im Gestapo-Gewahrsam verschwunden waren bzw. mittlerweilen in
Archiven in Moskau oder Merseburg/DDR lagerten, erlaubte nach 1945 die Aktenlage
in Kassel keine befriedigende Recherche. Somit konnte dieser Chronist der Kasseler
Freimaurerei keinen Ferdinand (Christoph) Habich (1831-1911) aus einer sehr regen
Freimaurersippe dem oben gemeinten Onkel Christian Evert Habich (1789-1841) auch
richtig zuordnen! Der genannte Ferdinand Habich ist beim Übertritt der Loge "Zur
Freundschaft" als erster Johannismeister aufgeführt, als im Mai/Juni 1907 die erst
1893 gegründete Vereinigung in Kassel vom Eklektischen Bund fortgeht, um sich der
Großen Landesloge anzuschließen. Jene Loge übernahm also wieder als Freimaurer-
orden, z.T. mit dem Hochgrad-/Schwedischen System arbeitend, das altpreußische
christliche Prinzip. In Münden hingegen war den "Brüdern im Exil" das humanitäre
System bis in die preußische Zeit, mit der grundsätzlichen Aufnahme auch von
Juden seit der Napoleonzeit, geläufig gewesen. Als ab 1866 die Arbeit in Kassel
wieder begonnen hatte, war für die in der Sammelloge "Eintracht und Standhaftig-
keit" organisierten zahlreichen Brüder Habich der Umgang mit Nichtchristen völlig
normal, - wie man auch geschäftlich mit Juden zusammenarbeitete. Die Beweggründe
der Brüder und die Historie der "Freundschaft" vor 100 Jahren sind anscheinend
unerforscht, bei der spärlichen Aktenlage nach 1945 wird dies jedoch verständlich.
Der "Heimatforscher der Kasseler Freimaurer A. Kallweit" gilt in einschlägigen
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Kreisen als unzuverlässige Quelle. Trotzdem konnten ihm Zeitzeugen die verspätete
Wiedereinbringung des Lichts am 19.April 1948 überliefern und man kann ihm folgen,
dass der Meister vom Stuhl offenbar Schwierigkeiten mit der Besatzungsadministra-
tion hatte. Es war der ehemalige Landesbibliotheks-Direktor Dr.Wilhelm Hopf
(1876-1962), der abgesetzte Vorgänger des Jean Pierre Des Coudres (*1905, 1939
von der Wewelsburg nach Kassel versetzt). Dieser wiederum stammte aus der alten
hugenottischen Goldwarenfabrikanten- und Freimaurerfamilie in Kassel.
Nun zurück zu Christian Evert Habich, der im Familienverband "jun." genannt wurde,
weil sein Großvater, der Handelsmann Christian Evert Habich sen. (1723-1802) und
Meister vom Stuhl in Celle, noch einige Zeit in Familienbüchern und Geschäfts-
akten zu unterscheiden war! Auch lässt sich ein in der Hochschulbibliothek (MuLB)
in Kassel verwahrtes Exemplar 8°Hass.eccl.601 seiner zitierten Schrift "Der Phönix
und die Kirchlichen Wirren. Traumgesicht von Conrad von der Fulda. Cassel 1838"
eindeutig dem genannten Christian Evert als Verfasser zuzuordnen. Die handschrift-
liche Widmung besagt: "Seiner Majestät dem Könige von Hannover ••• ehrfurchtsvoll
vom Verfasser: C.E.Habich sen." Der König von Hannover war der oberste Protektor
der Logen im Königreich, wie Einbeck, Hildesheim, Münden usw., wo die seit der
Drohbriefaffäre 1824 verbotenen Brüder der Habich's Söhne und die vielen hessi-
schen Maurer gut "im Asyl" untergebracht gewesen sind. Gedruckt wurde das Werk bei
Jereme Hotop und verlegt war es beim Hofbuchhändler J. Luckhardt in Kassel, -
beide ebenfalls zum Ende des alten Kurhessens Vertreter komplexer Freimaurer-
sippen mit ausgeprägten konnubialen Vernetzungen3 •
Christian Evert Habich repräsentierte neben seinen Brüdern August Heinrich
(1792-1837) und Johann Martin (1794-1872) einen der drei Kasseler Unteräste in
der Familie. Ein weiterer Bruder und Kaufmann Johann Friedrich Habich (+ Aug.
1823 mit 32 Jahren) spielt im Geschäft und als Erblasser offenbar keine Rolle.
Die drei erstgenannten Brüder erben die Kasseler Firma des Georg Evert Habich
(1748-1821); folgerichtig nennen diese den Betrieb nun G.E.Habich's Söhne. In
der Zeit des Königreichs Westphalen gingen sie mit der Hauptproduktion nach
Veckerhagen in das frühbarocke Jagdschloss mit zugehöriger Domäne, wo seitdem
vom Enkel ChristianHabich (jun., 1829-1908) ausgehend, bis heute die beiden
folgenden Setreiberlinien der Sippe in der Farbenfabrik wirken. Mit Ausnahme des
früh verstorbenen August Heinrich liegen für alle oben genannten männlichen
Familienglieder ab 1812 regionale Freimaurer-Personalakten vor. Etwa ein Dutzend
Nachkommen und Schwiegersöhne lassen sich dort ebenfalls auffinden. Politisch
traten die Söhne verschiedentlich im Vormärz auf, - als bekannter Demokrat
4
Der Vater und Firmengründer Georg Evert Habich
(1748-1821) und die drei Söhne:
August Heinrich (1792-1837)
Bi1dque11en: Kirchvoge1 (1960) S.19, 77, 63, 65
Christian Evert (1789-1841)
Johann Martin (1794-1872)
5
und Verfassungskämpfer der Brüder Habich bleibt jedoch der bei Kallweit genan-
nte Christian Evert unangefochten an der ersten Stelle! Sein Fall bewegte
damals die fortschrittlichsten Zeitungen bis hin nach Leipzig und Dresden.
Wie sein haftbedingter Tod vom 18.November 1841 in den "Sächsischen Vaterlands-
Blättern"(No.l75 vom 16.12.1841) abgehandelt wurde, mag als Niederschlag des
öffentlichen Unmuts gegen die Obrigkeit in Kassel und besonders deren Justiz
dienen:
Als Christian Ev.Habich nach 2-jähriger Untersuchungshaft am 17.November 1841 unter Polizeigeleit und
sterbenskrank per Tragbahre nach Hause gebracht wurde, erregte dies ein großes Aufsehen. Erst nach
seinem Tod am folgenden Tag zog man die im Hause aufgestellten "Gensd'armerieposten" zurück. Die
Umstände erhitzten die Gemüter der Bürger besonders, da der Verstorbene eine allgemeine hohe Achtung
genoss. Dies hebt auch der ungenannte Korrespondent aus Kassel in den "Vaterlandsblättern" hervor.
Infolgedessen verbot die Polizei "ein feierliches Leichenbegräbniß mit einem zahlreichen Gefolge"!
Die um einen Tag verschobene Beerdigung verzeichnete am 22 .November noch einen Trauerzug von "Hunder-
ten der achtbarsten Bürger der Stadt" - trotz des Verbots! Eine breite Bevölkerung säumte die Straßen,
durch welche der Leichenzug ging und die o . g. Zeitung stellte abschließend fest: "Habich ist unserer
Criminaljustiz zum Opfer gefallen."
Die Wertschätzung des Urgroßonkels im heutigen Familienunternehmen mag die
Firmenchronik "200 Jahre Habich's Söhne" von 1985 belegen. Der Auszug der
Briefe aus dem kurfürstlichen Kerker an seine Kinder sind ein erschütterndes
Zeugnis. Wir verdanken allem Anschein nach dem Firmensenior Hermann G. Habich
(*1927) diesen Abdruck. Er ist ein Enkel des Freimaurers Jo .M.Hermann Habich
(1861-1925) und Sohn des Dr . Gerhard Habich (1900-1959) und der Mutter Ilse
(1903-81), einer geborenen Breithaupt aus dem weltbekannten Hause für Vermes-
sungsinstrumente in Kassel. Leiderwurdenim unpaginierten Text offensichtlich
auch lesenswerte Briefe des Bruders Joh .Martin an seine Kinder mit jenen des
Untersuchungshäftlings Christian Evert vermengt! In der gründlichen Firmen-
chronik von Paul Kirchvogel4 (175 Jahre G.E. Habich' s Söhne, 1960) wird eingangs
ausführlich aus Briefen, die sich im Familienbesitz befinden, zitiert. Sie
sind dem Verfasser leider nich~ im Original zugänglich. Hier ist tatsächlich
besagter Christian Evert der Autor und seine Schwiegertochter Sophie (Alexan-
drine Helene, 1822-1842), eine geborene Semmler, die Empfängerin. Kaufmann
August Heinrichs Habichs Frau starb bereits am 25.Februar 1842 in Kassel,
lt. Totenbuch der lutherischen Gemeinde (1842 Nr.339 u.355) im Alter von nur
19 Jahren 8 Monaten und 3 Tagen. Eine ungetaufte Tochter war schon am 28 .Januar
1842 verblichen. Beim Kirchenbuch-Eintrag der Mutter ist "zu Lohne bey Magdeburg
im Preußischen" als Geburtsort für den lO.Juni 1822 angegeben, - wohl Lohne
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Johann Evert Habich
1659-1736
Der Wohl Edle Wohl Ehrenveste und Wohlfürnehme
Herr J ohann Evert Habich Kauff und Handelsmann
auch Rahtsverwanter und Bürger Capitain
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in der Altmark = 39606 Kleinau. Danach ehelichte der Witwer August Habich
(1818-66) in Leipzig Anna Charlotte Hirzel (1821-71), was vielleicht erklärt,
dass er später Kaufmann in Zürich wurde. Somit war die Familie Habich über die
Verlagsbuchhändler Salomon Hirzel verschwägert mit den Montanbeamten'Des Coudres
auf der Eisenhütte Veckerhagen'und den Kaufleuten Rosenstock (Veckerhagen/
Leipzig). Ein Consul und Kaufmann Caspar Hirzel war lt. Mitteilung des Frei-
maurerforschers Dr. Otto w. Förster von 1833-48 aktiv in der "Minerva zu den
drei Palmen" (Archiv d. Loge) im Orient Leipzig. Die vorgenannten Schwäger
waren auch wichtige Stützen der reformierten Gemeinde in Leipzig mit engen
Verbindungen nach Zürich und zu calvinistischen Händlern.
Der "lieben Tochter Sophie" in Magdeburg schrieb am 16. Juli 1840 der Schwieger-
vater Christian Evert Habich im romantischen Überschwang des ausgehenden Bieder-
meiers, um ihr zu den Vorfahren ihres Gatten August Näheres zu vermitteln. Er
sagte, dass dieser väterliche Zweig von Gothenburg in Schweden abstammte und mit
"dem großen Glaubenshelden und Schwedenkönig Gustav Adolph" nach Deutschland
zog. Von ihm sei das F.V.D. (Fiat Voluntas Dei =Gottes Wille geschehe) im
Familienwappen und auch der fremde Vorname EVERT des jeweils erstgeborenen
Sohnes der Sippe abgeleitet. "Nach Beendigung des 30-jährigen Krieges geriet
dieser Evert Habich, weiß Gott wie, nach Venedig". Um die "Tochter eines der
reichsten Nobilis" erstach demnach jener einen Nebenbuhler! "Sein Sekundant in
diesem offenen Zweikampf war ein Prinz von Braunschweig-Wolfenbüttel". Nach
der Flucht habe sich dieser Urahn mit jener Gattin in Braunschweig niederge-
lassen, wie eine "seelige Großtante in Braunschweig" wohl überliefert hatte.
Ein in beiden Choniken der Firma wiedergegebener Stich des Urgroßvaters Joh.
Evert Habich (1659-1736) zeigt ihn mit Allonge-Perücke und als "Wohlfürnehmer
••• Kauffund Handelsmann auch Rahtsverwanter und Bürger Capitain". Das Bild
ist vom Hofkupferstecher Jacob Wilhelm Heckenauer (+ 1738) zu Welfenbüttel
gefertigt. Der darunter wiedergegebene lobende Vers sei "vom Herzog selbst
verfaßt" worden. Auf einem weiteren Porträt, das Christian Evert vom Großvater
in Celle besaß, zeigte sich eine "am Jabot abgebildete Busennadel", die ihn als
Meister vom Stuhle/Freimaurer auswies und die der Schwiegervater "vom seeligen
Vater im Original" geerbt hatte.
Paul Kirchvogel hatte damals offensichtlich Schriftverkehr mit Archiven in
Celle und auch Hinweise, dass in der deutschen Gemeinde zu Gothenburg um 1708
ein schwedischer Zweig der Habichs auftauchte 5• Weiterhin sah er eine Familien-
Chronik des Georg Evert Habich vom März 1795 ein, worin der Großvater von August
8
Heinrich (1818-66) annimmt, dass der genannte Wolfenbütteler Ahnherr Johann
Evert "aus Westphalen gebürtig" gewesen sei. Einem Carl Joh. Habich war er
in London begegnet, der aus "Schwerte in der Grafschaft Unna in Westphalen" kam.
Dessen beerbter Verwandter wiederum sei ein gewisser "Jacob Habich, Tuchhändler
in Amsterdam" gewesen. In den im Staatsarchiv Welfenbüttel eingesehenen Akten
fand Kirchvogel jedenfalls keine Italienerin, sondern "Eberhard Habichs Frau
Maria Sophia Giesecke(n)" sowie 1719 eine weitere "verstorbene Ehe-Frau". Im
Kirchenbuch der Hauptkirche (St .Marien ) zu Welfenbüttel ergaben sich von 1708
bis 1786 unter ganzen 20 Einträgen zur Familie Habich jedoch keine Sterbeein-
träge zu den beiden ersten Ehefrauen 6 •
Eine Stammliste der Familie Habich, die im April 1981 Felix von Schroeder aus
Krailling erstellte und die auf Forschungen eines Dr.med. R. von Blurnenthal und
Karl-Egbert Schultze fußen, erweitern das Wissen über diese Sippe im Raum Celle
ganz erheblich 7 • Hiernach stammt der Großvater des Johann Evert, ein Johann
Habich (Havick), von Brackwede, wo er um 1585/90 geboren sei. Er kam Weihnachten
1613 als Neubürger in die Altstadt von Osnabrück (Marienkirche) und wurde am 11.
11.1667 in jener Gemeinde auch beerdigt. Drei Söhne und eine Tochter Gertrud
(ca.l630- 66), die in Osnabrück den Kaufmann Eberhard Berghoff (1638- 83) in zweiter
Ehe heiratete, sind überliefert. Die Söhne des anscheinend als Kaufmann tätigen
Vaters Johann Habich sind in Osnabrück:
1. Heinrich (* ca.l620-25- nach 1666), Bürger der Altstadt ab 1648
2. Johann (* ca.l625), er wurde dort 1681 Gildemeister
3. Tiemann (* ca.l630 - um 1684) erwarb ab Oktober 1655 in der Neustadt Bürger-
rechte, Weihnachten 1657 auch in der Altstadt . Evtl . Abwesenheit, da ab 1665
erneute Aufnahme in der Neustadt. Aus zwei Ehen gehen folgende Kinder hervor:
3a. Johann Heinrich (ca.l658-1726), Bg.d.Altstadt , 00 1683 Susanne Marie, To.d.
"Lohnherrn"Jac.Stempel in Osnabr., 7 Kinder nachweisbar;
3b. Johann Evert, der ZWEIG WOLFENBÜTTEL, Ahnvater der KASSELER Habichs;
3c bis
3e. Töchter Agnesa Christina , Anna Elisabeth und Regine Elsebein;
3f. Hermann Jacob (ca.l670-1738), Kauf-u.Handelsmann/Bürgermeister zu BOCKENEM,
min. 2 Söhne Kauf-u.Handelsleute, Enkelinnen 00 anhalt.-bernburg. BergkommRat
J.G .M.Moll a.d.Hütten des Ostharzes I Pastor zu Rautenberg;
3g . Christian wird als letzter "Stammhalter" 1681 getauft~
9
Der ZWEIG WOLFENBÜTTEL des Johann Evert Habich (3b.), der Stammvater des UNTERASTES
KASSEL/VECKERHAGEN soll nun hier näher untersucht werden, auch um die Daten des
Stammvaters und vornehmen Kaufmanns in Welfenbüttel zu überprüfen. Er war am 17.4.1659
als Sohn des Tiemann Habich in Osnabrück geboren und am 18.3.1736 zu Welfenbüttel
bestattet worden. Mitte 1674 kam er als "Lehrling der Kramer nach Celle" und schloss
als Kauf-u.Handelsherr, auch Ratskämmerer und Bürgerkapitän vier Ehen:
1. 00 10.5.1687 Wolfenb. Maria Sophia (+ 16.4.1688 Wolfb.), To.d.Johann Giese(c)ke,
braunschw.-lüneburgischer Kriegskommissar, dann Kaufmann in Wolfenbüttel.
22.3.1688 eine Tochter Anna Elisabeth getauft.
2. 00 3.6.1690 Catharina Oswald (+ 22.9.1707 Wolfb.), Witwe d.Brauers Ernst Christoph
Dommes in Welfenbüttel (aus Osnabrück?) - anscheinend kinderlose Ehe.
3. 00 19.9.1708 zu Braunschweig Dorothea Margarethe Berndes (*26.7.1682 + 4.8.1719
Wolfb.), Witwe d.Kauf- und Handelsm. Tobias Hoffmeister und To.d.Ratsherren
Hans B. in Braunschweig. 6 Kinder~ ein Sohn Gg.Julius (*1718) Kf.-u.Handelsm.
in Holzminden, 00 1748 Johanna Sophia, To.d. Zimmerer-u.Mühlenmeisters Johann
Justus Dettmar in Bad Grund u. Wildemann.
4. 00 23.2.1721 zu Helmstedt Dorothea Catharina, To.d.Postmeisters Joh.Gg.Schlicker-
mann in Helmstedt. 4 Töchter und 2 Söhne: Christian Evert (*21.9.1723 Wolfenb.
+ 12.3.1802 Celle) = der CELLER AST und der Handelsmann Joh.Ludwig (*1730)
00 1763 Helmstedt Joh.Elis., To.d.Joh.Andreas Rosenträter, Kfm.i.Helmstedt
Den aus der 4. Ehe entsprossenen CELLER AST repräsentierte Christian Evert Habich,
der auch dort am 16.März 1802 mit 79 Jahren beerdigt wurde. Kirchvogel gibt in
der Habich-Festschriftvon 1960 Kassel (10., S.l37) als Sterbeort an, die Kirchen-
bücher in Celle belegen hingegen seinen dortigen Tod an "Entkräftung" am 12.März
1802! Er heiratete 1747 im Haus des Obersuperintendent Hasse! zu Welfenbüttel
Catharina Regina (1724-1794), die Tochter des Gewürzkrämers Joh. Andreas Habermass
und der Anna Regina geb. Luthmann. Er ging nach einiger Zeit als Kaufmann von
Helmstedt nach Celle, 1758 wurde er als "Fabrikant" bezeichnet. C.E.Habich erwarb
dort mit der Frau und vier Kindern am 8.4.1763 das Bürgerrecht und zählte drei
Jahre später zu den Mitgliedern der "Kramergilde in Celle". Nach Georg Evert als
ältestem Sohn und Begründer des UNTERASTES KASSEL kamen noch sechs Töchter und
zwei Söhne zur Welt. Das 6.Kind war eine Joh.Cath.Maria (1762-1826), die 1790 den
Kaufmann Joh.Friedrich Jäger aus Kassel heiratete, ein Sohn des Handelsmannes Joh.
Balthasar J. und der Cath.Elisabeth geb.Kessler • Als Witwe ehelichte sie 1815 zu
10
Nienhagen den verwitweten Spediteur M.J.H. Wiers, der seit 1799 mit vier Kaufleuten
die "Vereinigte Schiffahrt von Celle" gründete. Ein 7. Kind war der Tabakfabri-
kant in Celle Joh.Heinrich Habich (1765-1835), verheiratet seit 1797 mit der Nag-
lerstochter Dorothea Cath. Vieth. Eine Tochter ging eine Ehe mit einem Stiefbruder/
Sohn des vorgenannten Spediteurs Wiers aus erster Ehe ein. Eine weitere Tochter
ehelichteden Bankier und Kaufmann Carl A.F. Hostmann (1799-1858), der auch Mit-
glied der II. Kammer in Hannover war und tot in der Fuhse aufgefunden wurde.
Ein Sohn Karl August Habich (*1804) starb als Krämer und Tabakfabrikant mit nur
52 Jahren an "Gehirnerweichung", verheiratet mit einer Tochter des Bäckeramts-
meisters Hr.Chrph. Kensing in Hannover. Enkelkinder gingen Ehen ein mit dem
Baukonduktor Hellemann in Braunschweig, zwei Krämern Jungk in Coppenbrügge oder
einem Bürovorsteher in Hannover. Von den beiden letzten Zwillingstöchtern der
Ehe Habich/Habermass heiratete 1794 Christiane Luise (*1766) den Kaufmann Joh.
Christian Jacob Hardegen (1766-1826) zu Hildesheim. So weit sind wir den Infor-
mationen gefolgt, die uns Kirchenbücher und Archivalien in den braunschweigischen
Landen boten. Lassen wir nun die Familienüberlieferungen ihren ergänzenden Beitrag
zum Verständnis der kaufmännischen Wurzeln im norddeutschen Raum leisten.
Von Celle nach Kassel - Erinnerungen des Fabrikanten G.E.Habich
Georg Evert Habich (get. 2.9.1748 Helmstedt, beerd. 3.4.1821 Kassel) spricht in
seinen 1817 verfaßten Aufzeichnungen mit größter Hochachtung von seinem Großvater
Johann Evert in Wolfenbüttel, als einem "Kaufmann in Seiden und Tuch Waaren,
auch Galonen oder Gold Treßen, welche damahls wegen der reichen Besatzung der
Kleider einen großen Abzug hatten" 9• Er war ein "gantz Kaufmann" der "mehr war
wie die Meisten seiner Gildebrüder". Er hatte, als er "in jüngeren Jahren in
Westfalen als Kaufmann ansässig war, zweimal durch Brandschaden sehr gelitten",
konnte aber in Welfenbüttel bis zum Tod im Jahre 1736 sein Vermögen wieder auf
rund 75.000 Taler vermehren! Der imposante Grabstein der 3. Ehefrau Dorothea
Margarethe geb.Berndes zeugt bis heute davon 10 • Der Sohn Christian (CELLER AST)
erlernte beim Kaufmann Hanstein in Celle den Tuchhandel. Dort verlobte er sich
auch mit der "Stieftochter des Kaufmannes Warnecken, welcher die Wittib Habermass
heiratete", also mit der o.g. Catharina Regina. Nach 2 bis 3 Jahren auf Reisen
stand er als Buchhalter bei "Hoeflings Erben in Würzburg". Nach der Eheschließung
in 1747 habe er in Helmstedt einen Gesundbrunnen erschlossen, durch den "Lahme,
Gichtischte und an Gliedern gelähmte durch Baden geheilt wurden und ihre Krücken
11
dort ließen". Der Sohn Georg Evert "war der erste Kranke, dem das Trinken seines
Wassers die zurücktretenden rechten Blattern völlig durch die Haut trieb".
Indess er wurde nicht reich damit, auch nicht mit einem Steinkohlenbergwerk, das
der Vater ebenfalls mit seinen mineralischen Kenntnissen und technischen Fähig-
keiten in Schwung gebracht hatte. Auch ein von Chn.Habich erfundenen Erdbohrer,
der Tonlager erschlossen hatte, der den Pfeifenbäckern preiswerte örtliche Roh-
stoffe sicherte, beeindruckte den "Premier-Minister am Braunschweigischen Hofe"
nicht. So ging Vater Christian 1754 nach Celle und gründete in der Vorstadt
Fritzenwiese eine eigene Tonpfeifenfabrik. Diese wiederum zerstörten 1761 die
Franzosen unter dem Marquis de Armentieres im 7-jährigen Krieg. Jedoch gelang es
dem nirrnnermüden Kaufmann "mit Fouragelieferungen beim Friedensschluß 1763 15.000
Taler verdient" zu haben und er kaufte am alten Celler Tor ein Haus und handelte
dort mit Gewürzen, Korn (also Getreide) und Wachs. Die Mutter konnte zum Lebens-
ende am 31.1.1794 zufrieden auf "ihre gute Kinderzucht" zurückblicken. Am Ende
waren 5 von ihren Kindern "als Kaufleute oder Kaufmannsfrauen versorgt", wie wir
oben sehen konnten. Seinem Vater attestierte Georg Evert Habich beim Tod: "Anno
1802, den 12. Mertz, 78 1/2 Jahre alt, •••• seinem Andenken gebührt dem meiner
Mutter gleich, alle Ehre, er war ein auf die Probe ehrlicher Mann, dem sein gege-
benes Wort auch zum Schaden seiner eigenen Familie heilig war" 11 •
Georg Evert Habich hatte 5 Jahre, bis Ostern 1768, beim Krämer Fr.Aug.Hagendorff
bzw. dessen "seel.Wittib" in Sachen "Gewürzwaren, Victualien und Speditiones zu
bedienen" gelernt und war von 1768 bis 1771 als "rechtschaffener Handlungsbedienter"
in der Firma des Joh. Michael Winckelmann und Joh. Samuel Zirrnner in Harnburg tätig.
Er bewies bei einem Prozess in London großes Geschick und gewann für diese einen
viermonatigen Rechtsstreit. Seine Prinzipale mußten jedoch "als redliche Herren
brechen, weil sie sich zum Besten ihrer Freunde in große Wechselgeschäfte eingelas-
sen hatten". Durch diesen Konkurs war Habich "außer Condition" und ging somit,
durchaus nachvollziehbar, wieder in die überschaubare Welt "nach Zelle" zurück,
um dem Vater Christian Evert bei seinen Geschäften zu helfen. Dieser betrieb
zwischenzeitlich "eine Manufactur von buntem Leinen" , wo der Sohn die "Linnen-
färberei" erlernen konnte. Ohne "besondere Auslagen für Fabrique-Geräte" konnte
mit gefärbten Garnen "gestreifte, quadrierte, vorzüglich aber Leinen mit gezwirn-
tem Einschlag zu Mannskleidern mit großem Nutzen gemacht" werden. Eine in Kassel
gesehene "Schweitzer Band Mühlen" richtete Vater Christian auch in Celle ein.
Ohne größere Abnahmen der Zopfbänder durch das "gantze Hannöversche Corps" flo-
12
rierte dies aber nicht und man stieß die Gerätschaften wieder ab 1~
Mit einem frühverwaisten Cousin Talckenberg als Compagnon, der 400 Louisd'or
(= 2.000 Taler) in die Firma eingebracht hatte, baute G.E.Habich im Juli 1779 eine
ziemlich bedeutende "Gewürtz-Handlung an der Möllern Gaße Ecke" in Kassel auf.
Dort in der Müllergasse, "wo itzo der Kaufmann Breuning wohnet" etablierten die
beiden Junggesellen aus Celle das Handelsetablissement, - "mit gutem Success
geführt". Ein weiterer "ziemlicher Kredit in Bremen und bei dem hiesigen Juden
Moses Joseph setzte mich in den Stand", wie Habich im März 1795 niederschrieb.
Er bekam auch vom "itzigen Postmeister, damaligen Factor auf der Wachsbleiche,
Herr Christ.Ludwig Raabe 500 Rtlr . und ferner die Versicherung von abwechselnder
großer Unterstützung, welches dieser auch treulich hielt" 1~
Der vorgenannte jüdische Kreditgeber in Kassel erschließt sich nicht sofort, da
vor der Annahme verbindlicher Familiennamen oft nur Vornamen-Kombinationen im
18. Jahrhundert in der israelitischen Gemeinde vorherrschten . Diese Neuregelung
mit modernen Sippennamen verdanken wir der Zeit des Königreichs Westphalen und
der damaligen konsequenten Judenemanzipation! In Konkordanzlisten von 1812 des
Staatsarchivs Marburg (Best.76a Nr . 28,11 Bl.l-59) findet sich unter der lfd.
Nr.51 der alte Name Moses Joseph für den verstorbenen Banquier Moses Joseph
B ü d in g (er). Er war bereits am 23 .8 .1811 mit 62 Jahren in Kassel gestorben
und somit fast im gleichen Alter wie sein Kreditnehmer G.E . Habich gewesen. Die
Ehefrau dieses damal i gen Ober-Hofagenten Büding war Marian(n)e G a n s (1752-
1832), Schwester des Banquiers Aron Gans . Beide Familien lebten 1811 in engem
Konnubium im Haus Nr.388 in der Johannisstraße (= Marktgasse). Im Gegensatz zu
der jüdischen Familie Gans, die schon länger in Kassel lebte, war Moses Joseph,
wohl erst kurz vor 1780 , bei der Eheschließung mit seiner Mariane Gans von Bü-
dingen kommend, -wie auch Habich /Talckenberg, in die Landgrafschaft zugezogen.
Den Sohn Salomon M.Büding (*1787) findet man seit der Napoleonzeit, wie viele
hessische Juden, in der Frankfurter Loge "Zur aufgehenden Morgenröthe No.444".
So finden wir dort ab 1818 bis 1840 auch die Brüder und Banquiers Samson Ruben
Goldschmidt (1768-1841), Gustav Arnthal, Hr.Siegm.Friedmann (1767-1863) und
Jeremias Rothschild bzw. Rothfels (00 Bannehen Gans) aus der kurhessischen
' d d 14 Res1. enzsta t .
In der Kasseler Loge "Des Artes et 1' amitH~" fielen 1809 eher aus der altbewähr-
ten Hofjudenfamilie der "Proprietaire Adolphe Feide1" mit Grundbesitz und der
"Negociant Aaron-Jac.Hirsch" ins Auge 1~
13
Der genannte andere Finanzier der Fa.Habich Christian Ludwig Raabe wird 1786
im III. Grad der Loge "Friedrich von der Freundschaft" geführt, er war also be-
reits Meister bei den Freimaurern, die noch bis 1794 in Kassel arbeiten konnten.
Er wird dort tatsächlich auch als "Factor bey der Fürstlichen Wachslicht-Fabrique
in Cassel" geführt und stammte wie die o.g. lutherische Schwiegertochter des
. ( .. ) 16 Johann Evert Hab1ch ZWEIG WOLFENBUTTEL "aus Bad Grund am Harz" • Auch Johanne
Sophia geborene Dettmar war, als dortige Müllermeistertochter, in vergleichbarem
Alter wie Factor Raabe und konnte als Tante unseres G.E.Habich ggf. vermitteln!?
Sie betrieb zu dieser Zeit mit ihrem Mann das Handelshaus Gg.Julius Habich zu
Holzminden. Georg Evert fand sich bislang erst in der 1799 gegründeten Loge in
Münden, wo er von 1812 bis 1818 nachweisbar ist. Diese Loge "Pythagoras zu den
3 Strömen" hatte offenbar wenig Probleme mit der Aufnahme von Juden! Zur Zeit von
Georg Evert Habichs Mitgliedschaft in Münden war bereits der Br.Wilhelm (von)
Bodungen mit der Witwe des Juden Lazarus Reiß aus Kassel verheiratet, der bald
zum Meister vom Stuhl und zum Bürgermeister der Stadt Münden aufstieg.
Nach 1782 war Raabe selbst in finanzielle Schwierigkeiten geraten, so dass G.E.
Habich kurzfristig 1.500 Taler sofort zurückzahlen musste. Weiterhin stieg der
Neffe Gg.Heinrich Talckenberg (1751-1804) nach der Heirat im August 1784 mit der
Goldstickerin Amalie Aug.Marie Müller überraschend aus der Handelsgesellschaft
aus, so dass Georg Evert statt Kapital "nur noch 139 Taler Schulden" blieben.
Ein Sohn des ehemaligen Compagnons, unter 7 Kindern, namens Heinrich Wilhelm
Talkenberg (*1785 KS/F) heiratet 1828 als "Buchhalter bei Kurfürstlicher Leih
und Corrunerzbank" eine gewisse Cath.Elis.Oschmann. Dessen Vater, den·'corrunercien-
Corrunissarius Talckenberg~ bezeichnet Habich in seinen Erinnerungen als einen
"Bösewicht unter der heuchlerischen Masque der Freundschaft" ; wie er überhaupt
klare Ansagen für den Umgang mit der ärmeren Verwandtschaft festhält. Die Hilfe
zur Selbsthilfe solle ggf. nach dem Motto "helfet schnell, ohne euren Frauen davon
zu sagen" erfolgen, da diese im Fall des Fehlschlages ihnen "Vorwürfe machen wür-
den" • 1817 schrieb er ihnen in die Familien-Bibel: "seyd listig wie die Schlangen,
aber ohne Falsch wie die Tauben!"
Zur Umsatzankurbelung des neu hinzugekorrunenen Samen- und Futterkräuterhandels
schrieb 1788 G.E.Habich ein Traktat mit dem Titel "Kurzgefaßter Unterricht zum
Kleeanbau" und verschenkte 2.000 Exemplare. Außerdem publizierte er 1784 ein
"Tractat vom Cotton und Linnendruck" sowie ein Werk Vom Türkischen Roth ••• (auf)
Baumwollgarnen (Leipzig 1789/Lemgo 1797). Es gelang ihm bald wieder, seine
14
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1789·
Die Salpeter-
fabrik am
Wesertor in
Kassel (1785
bis 1830),
- die Wiege
der Farbenfa-
brik Habich ' s
Söhne.
Kirchvogel
(1960)
15
"Handlung sehr lebhaft zu machen". Nicht umsonst ernannte man ihn 1786 zum Gilde-
meister.
Die Idee, den heißgeliebten Bruder Johann Heinrich (1765-1835) in die Firma auf-
zunehmen, bereute er ebenfalls. Dieser oben erwähnte Verwandte ging nach Celle
zurück, wurde 1795 dort Mitglied der Krämergilde, und er war gleichfalls Tabakfa-
brikant. Die oben beschriebene erfolgreiche Nachkommenschaft (beim 7. Kind des
CELLER ASTES) zeigt eine ähnlich soziale und wirtschaftliche Entwicklung, wie wir
sie in Kassel noch sehen werden. Offenbar war doch die Lehre beim ältesten Bruder
in Hessen fruchtbar gewesen!17
Die Ehe des G.E.Habich und die zweite Generation des KASSELER UNTERASTES
Georg Evert Habich selbst fand nun, - mit knapp 41 Jahren, die Zeit reif, das
Junggesellendasein zu beenden! Er notierte für seine Nachkommen, wie vorteilhaft
es für ihn war, als er das Glück hatte, deren "Mutter als Wittibe Krammel kennen
zu lernen". Als Haushälterin, Christin, mit einem vorteilhaften Gemüt versehen,
erheiratete dieser "mit ihr bis 2.500 Rtlr. in allen baar Geld, ohne eine sehr
gute Aussteuer in Kleidern, Linnen und allem Hausgeräthe, so ich auch gerne auf
1.000 Rtlr. schätze". Das berichtet er unumwunden seiner Nachwelt anlässlich der
Eheschließung vom 15.3.1789 in der Altstädter Gemeinde zu Cassel. Nach der Cas-
seler Policey und Commercien-Zeitung war die Ehefrau eine Anne Marthe Biermann,
geboren am 24.4.1760 in der Altstadt, als Tochter des Schuhmachermeisters Joh.
Michael B. und seiner Frau Elisabeth geb.Meth. Sie hatte 1784 mit 24 Jahren die
erste Ehe mit dem Weinwirt und Weinhändler Joh.Peter Friedrich Krümme! geschlos-
sen. Sein Vater, der Weinhändler Joh.Christoph Krümme! hatte 1763 KS/F die Wein-
händlerwitwe Anne Elis.Döring geb.Reid geheiratet. Der Weinhändler und Handelsmann
Johannes Döring (+ 3.1761 mit 44 1/4 Jahren) begründete offensichtlich um 1755
mit der Vorgenannten die Weinhändlerdynastie. Hieran zeigt sich, wie in der 2.Häl-
fte des 18. Jahrhunderts Vermögenswerte, trotz des verheerenden 7-jährigen Krieges,
mit dem Genussmittelhandel gesammelt und bewahrt werden konnten.
Die Weinhändler saßen auch in der reichen welfischen Handelsstadt Münden, mit repräsen-
tativen 4-stöckigen Patrizierhäusern, direkt am Markt und neben der Ratsstube. Das früh-
barocke Fachwerk-Haus Ziegelstraße 6 (alt No.545) kann über Katasterbände und Familien-
beziehungen der Bewohner ein nachvollziehbares Beispiel geben • Ein hessischer Pastoren-
sohn Joh.Bernhard Eckhard aus Eschwege heiratete 1765 die Tochter des Handelsmannes
Francke cath.Elisabeth und handelte mit Wein, Leinen und Bremer Waren und unterhielt im
hofseitigen Packhaus eine Factorey. Im Nachbarhaus Nr.lO (alt No.547) legten, ebenfalls
im Schatten des reichgeschmückten Renaissance-Rathauses, um 1793 Zacharias J.C.M.Haendler
und ab 1821 der Schwiegersohn und Freimaurerbruder Friedrich August Natermann die Grund-
lagen für die Weltfirma H&N. Aus einer "Handlung und Bergfactorey" und einem zum Wasser-
wall ausgelagerten Bleiwalzwerk entstand dann am alten Ort eine jüdische Bank. Auf der
anderen Seite des erstgenannten Hauses in Ziegelstraße 4 (alt No.544) entwickelt sich aus
dem "Linnen-,Wein- und Bremenhandel eines Joh.Chrn.Ballauff sen." von 1730 bis 1821 eine
Tabakfabrik Köster. Der Obervorsteher der hessischen Ritterschaft und Schwiegersohn
Ferdinand von Schutzbar gen. Milchling verlegt diese erst 1912 nach Alsfeld. Im erstgenan-
nten Eckhardhaus kehrt der Göttinger Korps-Student Otto von Bismarck beim Brauer Lotze,
wegen des guten Bieres, leidenschaftlich gern ein. In der nur einen Steinwurf weit entfern-
ten Loge tagten ab der westphälischen Zeit bis zu 5 Nachkommen des G.E.Habich im Honora-
tiorenkreis der illustren Brüder. In der "Altdeutschen Weinstube" in Nr.6 "vermasselte"
Ernst Wollweber mit seinen Genossen am 23.März 1920, nach einem Rathaussturm, in einem
Zechgelage die lokale Revolution zur Zeit des Kapp-Putsches. Dies mag verdeutlichen,
welche Geschichte die im Feuersturm im Oktober 1943 untergegangenen Häuser rund um den
Altmarkt in Kassel noch heute erzählen könnten! 18
C~ffel, den 179
ProduCleu - Preife
dn· Hejfe11 ... Cajfe!fchcn chemifchen Fabrik
bey Georg Evert Habich,
16
in louisd'or zu f Thaler- Carolin :ztl 6 Thlr. -... odn· Conveutio ns*
Sptt:ies z11 Jf Thlr.; - den Tlllr, zu l4 Gutegrofthm gerechntrt,
. Frei ab lsier.
JOOPjsmtl in CajfoJ oder Hamb:1rg-ßntitO.JPfund in Cill/n oder_ Brautifclllnig,
Unle1' '2f Pfu"d- wird mit Ci/1/nifdrem Gewicht gewogm;
ttnd der Prds nach den einzeln Pfunden angefttzt.
Gefäße uml Emballage -werden hefonders bezahlt oo:- uud billig berecfmet,
e i '
~. Salarmoniat, fublimat,; .- Ganz tveiß fuhlimirter Salmfah., ;" P/1 ver•
b.undtJnen Stücflen - wie der Englifche; das Pf, · Gg,·.
. . · die 100 Pf, . RtMr,
2 • .:... Dergleichen -; - Sclzwar_z foolimirt - wie der AegZjptifche; ·
das Pf. Ggt·,; die 100 Pf, Rthlr.
3~ Sal al'ttlonia~. cryfialliiat, ; - St!hr weißer Satmi,Jft, in Heinen ttnzufam•
menhiittgendm Sdmee • Cryf/a/lm ; das Pf. Ggr, i die IQO Pf.
· Rthlr,
4• . Sal mitabilc Gla11heri verum; .;... Jf?altres Glat~berifcltes !Vzmder·Sal:~,
itt ltü'chf/ rtinm- rundm Cry/ltlllm- dem Bn:umjiJIU;eigtjdtm voill:ammen
[!1eich; dtls Pf. Ggr.; flir I Rthlr, Pf. i die 100 Pt: Rthlr.
5· 1~'~" · Calfcler Mi~eral -.Griln } - hef/iir:fijg im I/Teller unr:l in Gebiiu• (), f<:m Braun(chwe.tger ds_tto .
li1n 1 da~ Pf, Ggr.; die 100 Pf. .Rthlr.
1· l<'cin Caff'el~r Mineral· Gelb; - u 'tra ftlsiln; das Fj". Ggr, dit!
100 P/. Rthlr.
· 8, Fein.Ca!Teler Braunrothf- tlas Enalifi:lze weit ;;be;·tnjfena; das Pf.
Ggr; die IooPf. · Rth.tr.
9• .Wayelaf.:he - u:i1 die Hollänr:lifthe - ~um Waftnen rmr:l Bleichm,
JOO Pf. Rthlr.
RtMr. l o:-Pottafche - w;i.ß calctnirt; der Ctr. a 108 P/. .
I I. Salpeter - roher ; das Pf. Ggr, ; die IOO Pf.
12. ----- eJ:tra/eitlge/äJtlef"l in Cr1)f/al!en,· das P/.
Rtklr.
Cigr.
Rthlr. der Ctr, a 108 P/.
13. Aqua f.ntis duplc:x; - IJoppeltes Pt·ohemäßiges Schtidervajfer; t!a~
P/. Ggr.; die 100 Pf, RtMr.
14· .A~HUUl Vitrioli concentrat.; - Rauchendes oder dnitfdzes !7'itriol·Ocl;
tiM Pf. Ggt·,; di1 ICO Pf. llthlr. Preisliste um 1792
Salpetersiederei am Wesertor um 1830
Rekonstr.-Zeichnung von G.H.Habich
17
Nun zurück zur Generation der ersten "G.E.Habich's Söhne bis zur Franzosenzeit".
Die Familie hatte, je nach Quellenlage, bis zu vier Söhne und zwei bis drei Töch-
ter. Die Kirchenbücher dieser Zeit fehlen in Kassel, Zeitungsmeldungen (CPCZ) sind
teilweise unvollständig und (private) Archive kaum zugänglich. So sind interes-
sante Patenschaften mit den Kirchenbüchern 1943 den britischen Bomben zum Opfer
gefallen. Trotzdem soll der Versuch gemacht werden, alle Kinder der Ehe Habich/
Biermann (Krümme!) zu erfassen:
1. Im Jahr der Eheschließung wird noch am 18.Dezember 1789 (KS/A) der älteste
Sohn Christian Evert (Habicht lt. CPCZ!, + 18.11.1841 KS/A) geboren; es folgt
2. im Januar 1791 (KS/A) ein Sohn Johann Friedrich (+ 14.6.1823 KS/L); dann kommt
3. am 25.Juni 1792 August Heinrich (+ 16.4.1837 Ve.) zur Welt, als letzter Sohn
4. wird am 25.Februar 1794 KS/A Johann Martin (+ 16.12.1872 KS/L) geboren.
5. Im Juli 1796 (KS/A) kommt Catharine Regine Habich zur Welt, gleichfalls
6. im Juni 1801 (KS/A) eine Anne Marthe Habich, die nach einem Tag stirbt.
Eine Tochter Johanne Margaretha Habich, die bereits am 4.7.1802 Patin in Celle19
war, könnte noch aus der vorherigen Ehe der Mutter stammen. Weitere Hinweise
ergibt ein Brief aus Marburg vom 29.11.1900 (StAKS S.l.Nr.456) auf eine Tochter
Dorothea.!? Catharine Regine, die wohl im Februar 1818 auf dem Weg zum "Cap de bon
Esperance", also Südafrika, vor Holland im Sturm Schiffbruch erlitt und starb, war
seit Anfang Januar 1816 KS/L (lt. CPCZ) mit dem Oeconomen Wilh.Cornelius Landsberg
verh~iratet (Nachtrag 27.2.1818 von G.E.Habich in der Familienchronik von 1817).
Für die engere Firmengeschichte zählen nur die drei Söhne Christian in Kassel, Aug.
Heinrich in Veckerhagen uhd hervorgehoben Johann Martin Habich wiederum in Kassel, -
als Ahne der heutigen Betreiber an der Weser und im Schloss Veckerhagen. Die inte-
ressanten Schwiegersöhne und durch Heirat verbundenen Frauen der ersten Generation
sollen in dieser Arbeit jedoch gebührende Beachtung finden. Der erstgenannte und
der letztgenannte Sohn haben sich auch als Freimaurer in der Region Kassel/Münden
niedergeschlagen. Johann Martin erlebte sogar drei Regierungs-Systeme bis zur Annek-
tion Kurhessens durch die Preußen und 1866 die Wiedereinbringung des Lichts im Mei-
stergrad in Kassel. Sein vielbeachtetes pompöses Freimaurer-Begräbnis verkündete
1872 dort eine neue Zeitepoche der unter die preußischen Großlogen zurückgekehrten
Maurer. Er war ein wichtiger Zeitzeuge der von 1824 bis 1866 im Exil in Münden am
Markt bzw. an der Kasseler Schlacht arbeitenden Freimaurer, war lange Logenbeamter 20
und brachte viele Mitglieder ein. In seinem Garten am Möncheberg trafen sich oft,
18
in einem kleinen Zwischenspiel von 1855 bis etwa 1862, die Mitglieder eines Freimau-
rer-Kränzchens. Auch ab 1848 bis zur Ankunft der "Strafbayern" gab es kurzfristig
dort eine Maurerei, seine Freunde und Johann Martin behielten aber die Heimat bei
logenamtlichen Vorgängen in der "Pythagoras zu den drei Strömen" an der Schlacht.
Das Konnubium und die Verschwägerungen verwoben sich, wie wir noch sehen werden,
eng mit den Mitgliedern der "diskreten Gesellschaften". Daher soll der zweiten Ge-
neration in Kassel das entsprechende Gewicht gegeben werden.
Christian Evert und die hugenottische Sippe der Friederike Sophie Keppel
Der älteste Sohn von Georg Evert Habich, der uns eingangs in der Familienüberliefer-
ung und auch politisch begegnete, brachte ein starkes Erbe aus dem Mittelmeerraum
und der Hugenotten durch seine Heirat am 4.April 1813 in Veckerhagen mit Friederike
Sophia Keppel (* 16.11.1793 Karlsh. + 24.12.1864 KS/L) in die Familie ein. Über die
21
Schwiegereltern hatte sich 1780 bei deren Heirat in Karlshafen mit dem Marehand
George Henri Keppel (1760-1816, Commerz.-Ass.) und der Pastorentochter Marie Chri-
stine Suchier (1760-1831) eine gewisse kaufmännische und gesellschaftliche Elite der
Französisch-Reformierten verbunden. Großvater "Registrateur Fiscal a Cassel George
Guillaume Keppel hatte bereits eine Madelaine (Son Epouse nee Cogen", 1726-77) aus
der Sippe des'Marchand/Fabriquant Daniel Cogen1 (1704-74) geehelicht. Die Großmutter
war eine Catherine geb.Rouviere, die Urgroßmutter eine Althaus, verheiratet mit
Jean Cogen oder auch Cojen (I. Ehe mit Elis. Baudesson, + 1701) in der Kasseler
Altstadt. Großvater Georg Wilhelm Keppel war demnach der Schreiber am Staats=
Gerichtshof und Registrator des Staatsschatzamtes in Kassel. Er stammte vom Kon-
rektor des Gymnasium illustre zu Hersfeld George Henry Keppel ab, der eine Cathe-
rine Godro oder Gautro aus der Oberneustadt zur Frau nahm. Somit war der Ururgroß-
vater von Friedrich Sophie Habich der Tuchmacher-Meister Louis Gautro (ca.l678-
1752), der in der Frühphase der Hugenottenansiedlung um 1708 eine Anne Marie
Alt(e)haus in der Altstädter Gemeinde zu Kassel heiratete. Da die oben genannte
Anne Marie Althaus mit dem verwitweten Jean Cogen verbunden war, ist eine Perso-
nengleichheit oder ein enges Konnubium augenfällig.
Viel klarer stellt sich die Hugenottenelite über die Schwiegermutter des Chrn.
Evert Habich dar, die als Marie Christine Suchier im französisch-reformierten
Original-Kirchenbuch zu finden ist. Sie ist als Tochter des Pfarrers dieser Ge-
meinde Chretien Henri Paul Suchier (1730-94) und der Rache! geb. Collioud (1734-
1805) zu finden. Die Großmutter Rachel aus der Oberneustadt Kassel stammte von
19
22
Joseph Henry Collioud (+1735 KS/ON) aus der Schweiz ab. Hierdurch ergeben sich
vielfältige konnubiale Beziehungen zu dem Maitre Tailleur/Schneidermeister
Matthieu in der Oberneustadt und den Lantelmes in Karlshafen. Die Suchiers
stellen vier Generationen französischer Pfarrer in Hessen:
1. Isaac Cols gen. Suchier (1651-1722) aus dem Vivarais, l.französ . Pfarrer in St.Gallen, verh.l682
mit Louise d'Avenas, geb. La Forite (+ 1727). Er war 1683, als Fuhrmann verkleidet, nach Genf ge-
flüchtet; Von 12 Kindern waren Söhne Pfarrer, Huthändl.i.London und ein Schwiegersohn Stadtarzt/
Stadtrat in St . Gallen.
2. Jacob Suchier de Cols (170Q-34) Pfarrer in der Kolonie Louisendorf, verh.l728 mit Magaaleine
Pichery (+1761) zu Siegburg an der Weser, bald Carlshafen genannt. 3 Kinder: 1 Pfarrer (= 3.)
3. "Monsieur Chretien Henri Paul Suchier (de Cols), Pasteur de cette eglise et Rache! son Epouse nee
Collioud",- die Großeltern von Frau Frieder.Sophie Habich geb.Keppel. 10 Kinder: Nachkommen bzw.
Ehepartner: 5 Kaufleute, 6 Pfarrer (unter 3 Söhnen als französ.Pfarrer = 4.) und 1 Rentmeister.
4. Guillaume Suchier(* 22.5.1764 Karlsh. + 1846), ev.-reformierter Pfarrer Nr.5 in Karlshafen,
00 I. 13.1.1790 Karlsh. mit Christine (1774-99), der To.d.Commercien Raths und Kaufm.Gerhard
Praetorius und der Chne.Wilhelmine Scipio. 00 II. 21.3 .1800 Lemgo mit Maria Sophia (1773-1830),
To.d. Kaufmanns Kracht zu Lemgo.23 - Onkel/Tanten von ChristianHabichs Frau. 13 Kinder,
Nachkommen bzw. deren Ehepartner: 3 Kaufleute, 1 Essigfabrikant, 1 Arzt, 2 Pfarrer (u.a.5.).
5. Carl Wilhelm E du a r d Suchier (* 16.3.1810 Karlsh. + 1886), ev.ref.Pfarrer24Nr.9 in Karlsh.
von 1846 bis 1886, 00 25.6.1839 Karlsh. Anna Catharine (1816-87), To.d.Tuchfabrikanten Wilhelm
Klepper zu Karlshafen und der Margar.Sophie geb.Siebert. - Die Ehe blieb offenbar kinderlos.
Das chemisch-pharmazeutische Umfeld in Kassel um 1800
Christian Habich hatte sich noch 1810, bevor er in Karlshafen in diese hugenot-
tischen Familienverbände einheiratete, in Mannheim aufgehalten und im gleichen
Jahr - laut Chronik der Familie - als "Chemie-Student bei Tramsdorf in Erfurt"
eine hochmoderne Ausbildung genossen. Hier ist niemand anders als Joh.Bartholomäus
Trommsdorf(f) (1770-1837) gemeint, der als Apotheker und Inhaber eines 1795 von
ihm gegründeten Instituts recht bekannt war. Dr.phil.J.B.Trommsdorff war ab 1795
außerordentlicher Professor und ab 1811 ordentlicher Professor für Chemie und Phy-
sik in Erfurt. Der Kasseler Ober-Medizinal-Assessor Dr.Georg Wilhelm Rüde (1765-
1831) widmete 1822 die 2.Auflage seines Lehrbuches "Chemisches Probircabinet ••• für
Apotheker und Apothekenvisitatoren" dem Vorgenannten sowie dem nicht weniger be-
kannten Prof.Ferdinand Wurzer (1765-1844)2~n Marburg. Die Apotheker prüften da-
20
nach die Reinheit der zunehmend von der jungen Industrie hergestellten Produkte,
was auch die Fabrikanten Habich seit dem Einstieg in die Salpeterfabrik zunehmend
betraf. Somit hatte man u.a. auch mit Dr.Rüde, der das Pharmazie-Wesen reformier-
te, in Kurhessen Kontakte. Trommsdorff war ein Wegbereiter der modernen Chemie,
die unter Robert Wilhelm Bunsen in der polytechnischen Schule (bis 1839) in Kas-
sel und danach in Marburg zunehmend weltweite Beachtung fand. Wir werden später
einige Habichnachkommen an dieser höheren Gewerbeschule in Kassel finden. Es war
bei Christian Evert gerade die Zeit, als sich die moderne Chemie als selbständige
Wissenschaft etablierte und wie die Freimaurerei auch von ihrer "Mutter der Alche-
mie" endgültig gelöst hatte. Auch der Pharmazeut Rudolf Wild (V.) beschäftigte
sich 1841 in seiner Doktorarbeit in Jena mit einer Würdigung der Wegbereiterrolle
der Alchemie 2~ Diese alte Apotheker-Familie war neben den Brüdern Grimm und den
Hugenotten Allamand aus Lausanne (Landre) auch eng mit den Bergräten Fulda
(Richelsdorf, veckerhagen, Lippoldsberg) im Konnubium verbunden. Die Fuldas hatten
eine Generation vorher eine führende Rolle bei den Rosenkreuzern und der Maurerei
unter Landgraf Friedrich II. gespielt. Die Wilds betrieben seit Joh.Rudolf Wild
(II., 1703-52) aus Bern, der um 1727 in die Vogelsangsehe Sonnen-Apotheke eingehei-
ratet hatte, bis 1868 über vier Generationen diese Offizin. Über den Kollegen
Carl Wilhelm Fiedler (1758-1829) und seine Salpeterfabrik am Wesertor schließt
sich ab 1791 wieder der Kreis zum Administrator G.E.Habich, der dort die Grundla-
gen der Farbenproduktion gelegt hatte. Der "Einhorn-Apotheker Flügger", mit sei-
27
nem Exklusiv-Privileg für sein "Casseler Mineralgelb" (von 1795), hatte ab 1792,
zusammen mit dem Vater Georg Evert, die alte Salpeterfabrik über eine Palette an
gelben und grünen Malerfarben wieder "in Schwung gebracht". Die biedermeierliche
Idylle im Bildungsbürgertum lässt sich nachvollziehen, wenn man den Märchen-
freunden folgt, die sich bei den Apothekern Wilds in der Altstadt trafen. In
den nach der Wende aufgefundenen Manuskripten der Familie Fulda aus der Neuen
Hütte bei Schmalkalden/Th. fand sich auch die Erzählung "Wie der Urgroßvater
zu seinem Pfeifehen kam, ••• " über den Teilehmer der Abende, den Tresorinspektor
Fulda. zu dieser heute in Kassel fast vergessenen Familie bedeutender Montanleute
und berühmter Freimaurer konnte der Verfasser im Anhang zu der Veröffentlichung
von Barbara Fulda-Winkler 28 1991 umfassende Familiendaten beitragen. Sie schildert
das Kasseler Bürgertums in und nach der Zeit König Jeremes und der Spätromantik.
Bei den anderen Apothekern und Salmiakfabrikanten wie Carl Fiedler war das kauf-
männische Elend mit dem genialen Geist gepaart. Er war am 4.12.1758 zu Malehin
21
im Herzogtum Mecklenburg-Schwerin als Sohn eines Postmeisters Karl Friedrich F.
geboren worden und verblich am 5.1.1829 im Kasseler Siechenhof als verarmter Pro-
fessor und Pharmazeut. Da man um 1787 "Salmiak, Vitriol Oel und Salzgeist" nur
teuer in England sowie in der Gravenhorstchen Fabrik in Braunschweig oder ggf.
noch zu Nordhausen am Harz erhielt, bewarb sich Fiedler um ein Exklusivprivileg
des Landgrafen auf 30 Jahre. Dies sollte auch für etwaige Teilhaber und Erben
gelten! Jenes ist offenbar am 6.9.1787 auch gewährt worden~9 Die 1772 eingerichtete
herrschaftliche Salpetersiederei war bis 1785 administriert worden und gab nun
1787 verpachtet mehreren Familien Arbeit und Brot. Die städtische Fassbindergilde
kam mit den Gebinden zum Sammeln des Urins nicht mehr nach, so dass Fiedler ab
April 1788 auch bei den ländlichen Böttchern Fässer kaufen durfte. Hier war in
der frühindustriellen Zeit der Gildezwang offensichtlich durchbrechen worden,
trotzdem geriet der Betreiber, bei eigentlich guter Entwicklung des Betriebes, in
finanzielle Schwierigkeiten. Er sah sich gezwungen den später berühmt-berüchtig-
ten "Gebrüdern von Manger" Mehrheitsanteile abzutreten und zog 1789 auf das
"kleine Gut seiner Frau" bei Immenhausen-Holzhausen. Dort bemühte sich Fiedler
um ein Privileg zur Branntweinbrennerei aus "geringwertigen Feldfrüchten" 3~ -mit
viel Geheimniskrämerei. 1792 publizierte er über eine Destillation auf der Basis
von Kürbissen und Kartoffeln und warb weiterhin im Reichsanzeiger 227 vom 1.10.
1795 für sein privates Lehrinstitut im Haus No.l35 in der Wilhelmsstraße. Dort
in Kassel bot er neben "Berg- und Hüttenkunde auch Beflissenen der Arzeneyge-
lehrsamkeit und Fabrikwissenschaft" als Lehrdisziplinen an 3! Trotz gutem Zulauf
ging das chem~dh-pharmazeutische Institut um 1796 wieder ein und auch die Produk-
tion von "Franzbrandwein aus gemeinem Frucht-Brandwein" half ihm wenig, so dass erst
eine Dozententätigkeit am 1797 gegründeten Forstinstitut in Waldau mit 300 Rtln.
Jahressalär wirtschaftliche Schwierigkeiten bannte. Ab 1800 mit dem Titel Profes-
sor versehen, mußte Fiedler noch 1805 eine Zulage von Naturalien/Getreide erbitten.
Seinen großen Neigungen zur Probierkunst und Chemie konnte dieser ab 1804 in der
"kurf. Lehranstalt für Bergwerks-Alumnen der Hessischen Lande" nachgehen, wo er
Nachfolger des Dr.med Johann Schaub (+ 1818) wurde, der 1803 als Oberrentmeister
nach Sooden gegangen war.
Johann Schaub hatte ebenfalls wissenschaftlich publiziert 32 und in der Nachfolge
Fiedlers vom März 1797 an ein chemisches Institut in Kassel betrieben. Weiterhin
gründete er 1798 eine Phys.-chem.-pharmazeutische Lesegesellschaft, war ab 1800
ständiger Sekretär der Akademie der bildenden Künste, übernahm 1801 die Adler-
Apotheke, wurde 1805 Bergrat und 1814 noch Oberbergrat zu Sooden/Allendorf.
22
Der Salinen-Direktor galt in der Zeit des Königreichs Westphalen auch als hessi-
scher Patriot, dessen Vermögen von Jer5me konfisziert worden ist. Schaub wird weiter-
hin als Stifter des hessischen Mineurkorps beschrieben. Er war unter der französi-
schen Herrschaft mit dem Br., Garde-capitaine und Zeremonienmeister Carl Joseph
von Manger in der Großen Landesloge tätig, musste anscheinend aus vorgenannten
Gründen 1810 dimissionieren, wurde aber offenbar nach einer Amnestie (?) zum Ende
des Königreichs sogar als Ehrenmitglied und Meister vom Stuhl zu Eschwege geführt!
Schaub tauchte schon 1792 als Dr.med. und "Wirkliches Mitglied" in der althes-
sischen Loge "Friedrich von der Freundschaft" (1773-94) auf, wie auch ein Gottlieb
Fiedler als "Principal der Hirsch Apotheke" und bereits als Besitzer der höheren
Erkenntnisstufen (1815/16) in der Loge "Zur Vollkommenen Eintracht und Freund-
schaft" (1814-24) zu finden war. Dies kann wiederum nur der Vetter Gottlieb Fried-
rich (1782-1863) des genannten Professors sein, Sohn des Apothekers im "Goldenen
Hirsch" Joachim Gottlieb Fiedler. Der erst 1836 zu Marburg zum Dr.pharm.Promovierte
hinterließ wohlhabend und unverheiratet umfangreiche Stiftungen, u.a. den Frei-
maurern, dem Verein für Naturkunde und dem Landeskrankenhaus in Kassel.
Schaub wird bei Kallweit 33 ungenau überliefert, war aber in seinem letzten Meister-
jahr in der gedruckten Liste 1818/19 als ObergR und als MvSt in der "Eintracht zur
Akazie i.o. Eschwege" noch lebendig. Tatsächlich kann sein Freitod im Kirchenbuch
Sooden am 2.November 1818, morgens um 7 Uhr mit 48 Jahren 10 Monaten, und die Bei-
setzung am 4.11. festgestellt werden. Er war Sohn eines Kaufmannes Christoph Schaub
und hatte 1794 Maria Franziska (1764-1836), die Tochter des Rates/Oberrentmeisters
Friedrich Wilhelm Koch (+1793) geheiratet. Diese war in erster Ehe mit dem an der
Wassersucht verstorbenen Oberrentmeister Jacob Fran(t)z Laubinger (+ 1790 Sooden)
verbunden, der 1782 bei der Hochzeit noch Auditeur beim Hochlöblichen Regiment
Garde 34 gewesen war, also ein Mann der Milit~~erichtsbarkeit.
Schaub soll bereits 1812 ein "erstes Frühlingsfest auf dem Hohen Meißner" angeregt
haben, das mit den Brüdern aus Münden und Heiligenstadt ausgerichtet wurde. Dies
Brauchtum sei lt. Kallweit 35 erst ab 1868 wieder ermöglicht worden. Traditionell
unterhielt Eschwege mit der thüringischen Loge enge Beziehungen. Schaubs Loge war
auch die erste ländliche Vereinigung, die am 26.4.1814 mit den zwei Kasseler Logen
die neue hessische Provinzial-Großlege bildete. Nachfolger als Meister vom Stuhl
wurde von 1819 bis 1822 ein Eduard Fulda, genauer Carl E d u a r d Friedrich August 36
Fulda (1786-1858), der Sohn des frühen Rosenkreuzers und Bergrates Jacob Ca r 1
Siegmund Fulda (1745-1806). Dieser war vom Inspektor des Lippoldsberger Eisenham-
mers, einem Residenz=Polizeidirector/District=Controlleur (1789) zum Geheimen Kam-
FamilierizuSanmenhänge von Apotheker- und Pastorensippen zwischen Werra und Dieme!
~HIRMERj
Hr.Leonh.
Metropoli tan
i.Borken
.(1704-67)
t
Gg .Hr .Schirmer
Pfarrer
i.Waldau
(1744-1817)
l
IKOCHl lsCHAusl lRITfERI
Jo.Wilh. Jo.Gg.
Schönfärber Acciseschreiber
i.Allendorf i.Oberaula
(+1787) (1730-1815)
. "' .J. ~ Fr.W1lh.Koch Jo.Chrph. ~ Jo.Fr. ~ 00 Cat.s.~
Rats-& RentM. Kaufmann Kantor/Lehrer 1 T.d.LohgerberM.
i.Allendorf i.Allendorf i.Siechh.Eschw. Jo.Chrn.JL.i.Eschw.
(+1793) 1 (1770-1855) (1767-1834)
t. t l
Maria Franz. 00 Joh. • •••••• Jo.Wilh. Gg.Fr. 00 Chrn.Ott.
Koch Wtwe.d. ~ Schaub Schaub Ritter VQ9eley, T.d.
Justus ZUSCH Jo.Mart.REINHARD IF!EoJ&R] GabrJSANDERI 00 A.Mart.KtiNEMANN
BäckerM. Be~Ass. ~P.Qtheker _APQtheker i.Hofg. T.d.Pfarrers Otto
KS/UNeust. ! (*1673 Wanfr.) 1 Hr~Künem.i.Vaake
Joh~ Zusch A.Cath. 00 Jo.Gottl.Fiedler Joh.Jac.Sander 00 Elis.A.Dedolp.h
BäckerM. Reinhard ~-KS ~-/_Apot.i.Hofg.
KS/i · (*1743) I (1728-1800) (1705-87) (*1708 Hofg.)
Justus Hr. !" L I 1
Zusch Mart.Joachim
Histor.Maler Gottl. ILIPPEI 00 A.Kath. Gott1.Fr.Fiedler Gg.Wilh.Sander
(1782!1850) (177ü-1825) (1773-1830) (1782-1863) 1 (17~5-1800) CarlFr.Herm.F.
Schirmer
Pfarrer
i.Waldau
ORentM. ·Jac. Dr.med., 00 Kfm.i. Pfarrer i. Tuchrrt4.Cyr.V.i.
Prof.Akad.KS M1Qt.KS 1 Fiedle; ~-~· ~heker i.Bofg.
+ ." {,
Marie E. Jo.Cat.S.E. 00 Carl Chrn. Sophie L.R. 00 Jo.Conr. Carl Fr~ Sander
Franz Laubinger Prof./ Jo.Cas- Allendorf Orfr./VaakeEschwege
i.Sooden OBerqR par IAVE- 1 (1793-1852)(1796-1865)
(1778-1848) (1764-1836) (1770-1818)~ -1- t ----+
1
Gg.Schaub Fr~Ritter Theod.Ritter
Pfr.i.He.Li. Pfr.i.Witz- bP.Qth.i.Ober-
Altmorschen hsn./Sood. kaufungen
(1812-65) (1821-81) (1833-1911)
Gg.Hr.Hermann F. ! 1 I
Schirmer Pfarrer t ~ -l- t ·
i.Weimar/Kirchd. Karl Leo. Hermann A.E.Charl. 00 Gottfr. Friedrich
Schriftsteller Gg.Schaub Schaub Schaub Ritter Ritter
(1818-86) Ernestine 00 Pfarrer ~.Lehr. --- Metropo1. _AP.Qtheker
00 I. ---,}Schirmer i.Breit./ Marb./Fuld./ i.He.Li. i.Oberkaufg.
Clothi1de Dor. Wilhh./Esw.Hanau Niederzw. ·
Wiskemann (1861-1942) (1845-1929)(1847-1916)(1864-1946) (1856-1934)(1868-1904)
T.d.Pfr.Mart. I
W.Nic.W. -lt
00 II. H.L.Kat.
Hennies, T.d.
Gutsbes,i.Grim-
melsheim Jo.K.H.
Anm.: Lt. Loschkartei · soll der letzte Kurfürst den Schriftsteller Georg Hermann FÜrch-
tegott Schirmer {Pseudonym "R.v.M. • in d. c.z. 1860ff) als den "schwarzen Mann von
Zillmem" bezeichnet haben. Sein Pate war am 2.8.1818 zu Eiterhagen der Bruder des
Vaters Georg Heinr. Leonh. Schirmer, "Teilhaber der Thorbeckschen Tabakfabrik".
Gerhard Ritter
Dr. phil. , Prof.
Präs. d. dtsch.
Historikertages
(*1888 i.Sooden)
Zusch Zusch LipP.!!_ !J.p~ I. fFORTI _ßP.Qt.i.Hofg.
00 Jo. .!P.Qt.i.KS/UN OHüttinsp~
Recknagel (*1807) (1801-70) (1812-37) (1804-81) (178Q-1818)
R~Reposit. II. 00 C.E.
(1791-1856) Klöffler t
Jeannette
1-----l-y~
Soph.Kat.
!JPP!.. (184Q-89)
Carl c. Theo.G.F. Jean.c.s. Joh.Hr.Wi1h. Fr.Wi1h.Theo.
Pfort Pfort Pfort Sander Sander
(1846-1905)
oo·
Theod.
POMY
(*1831) (+1916) ~(1836-1903) ZliCkerfabr. ~QQt.i.Hofg.
MkSch. GBerg]i II • 00 ( 1806-54) ( 1808-71 )
00
Jo.G.J.
R,., ökon.
i.Ho~
(1828-99)
I Kat.C.L.
_h~.i. • I. oo Berger, T.d.
Kä.rlsh./
Fritz1ar
(1828-1912)
Jo.Cath.Berg~ Gg.HJ:.]_.
(1827-57) (1823-94)
t
Henr:Lis.Cat.Car.
Recknagel
Gg.Theodor (II) Wilh.
00 Sander I M>Qt. i .Hofg.
(1855-1935) . i (1846-1931)
Julius Th.Wilh. Sander
~potheker in Hofgeismar
(1875-1943)
Amt .• : Apotheker carl Sc:bam, Sohn des Pfarrers Schaub in Witzenhausen, bewarb sich
u.a. 1867 1.111 die Oberkaufungar Apotheke: Theodor Ritter bekam vau Schwiegerva-
ter c. c. Lippe dessen dortige Filialapotheke. c. Schaub gründete in Kassel eine
"Mineralwasser-Anstalt", verbUnden mit einem techn. I chem. Labor.
Die Witwe A,Luise Meta geb. Gundlach {*1874) des Apothekers Friedrich Ritter
verkaufte die Apotheke in Oberlcaufungen an Robert Lubenau. Die Tochter or.pharm.
Gerda Lubenau· (1904-72) fÜhrte diese ab 1940. Es folgte Apotheker Belmut Bruske
Die Sander' sehe Birschapotheke in Bofgeiauar befindet sich nach drei Jahrhunderten
noch inmer in der Familie Friedrich-Sander, sie betreibt auch das ~
im. •steinernen Baus" in der Apothekenatraße 5.
~
w
24
mer Rath avancierte. Der Sohn Eduard kam als westphälicher Beamter nach Einheck und
wurde Schwiegersohn des Drosten Heinichen, um am 18.11.1811 dort in der Loge "Georg
zu den drei Säulen" der Maurerei beizutreten. Die in Einbeck gleichfalls als rege
Freimaurer aktiven männlichen Familienmitglieder der Sippe Heiniehen berichteten,
wie einigen gefangenen westphälischen Offizieren aus dieser Garnison im spanischen
Krieg ein Maurernotzeichen das Leben rettete! Britische Offiziere aus Feldlogen
hatten sie vor dem sicheren Tod in den Händen der Guerillia bewahrt, wie E.Fulda
in seinen Aufzeichnungen überlieferte 37 •
In der Loge zu Einbeck traf er auf versprengte hessische Brüder, wie den Landchi-
rurgen J.F.Körner38 aus Oedelsheim an der Weser, dessen Kollegen Dr.med.H.P.Heister-
hagen aus alter Veckerhäger Greben- und Hüttenwirtsfamilie sowie die Kaufleute
Chrn.Muth (Lippoldsberg) und Joh.Anton Bauermeister aus Münden. 1799 hatte Einheck
ebenfalls rege bei der Lichteinbringung in der Mündener Loge Pate gestanden! Bei
der Aufnahme von Eduard Fulda bürgte übrigens 1811 der MvSt und Privatgelehrte J.A.F.
Raven höchstselbst für den Aspiranten aus Kassel. Auch die Mitglieder der Göttinger
Loge standen den Mündener und Kasseler Brüdern sehr nahe: um 1811 war der Rat Ph.
Wilh.Diede in Kassel der Repräsentant der "Augusta zum goldenen Zirkel" der Universi-
tätsstadt bei der "hochehrw.Mutterloge von Westphalen", der noch nach 1824 verdeckt
als Ehrenmitglied geführt wurde 39 • Professor Joh.Fr.Stromeyer (1778-1835) oder
Apotheker Phil.Friedr.Murrag, bei dem man sich im Gartenhaus als Logenlokal traf,
waren Vertreter der Naturwissenschaften. Aus der Mündener Kaufmannsfamilie Klo~
die Habichs in Veckerhagen sehr nahe standen, waren einzelne als hilfreiche Brüder
im Vorfeld der Logen-Gründung (1799) ebenfalls aktiv; bei der Taufe des Habich-En-
kels Eduard (Edward) erschien am 2.August 1818 der Kaufmann aus Münden George An-
dreas Kloß in Veckerhagen lt.Kirchenbuch auch als ev.-lutherischer Pate.
Der bereits 1806 in Dransfeld verstorbene Meister des Göttinger "Goldenen Zirkels"
Gottfried Heinrich Kloß, Sekretär beim Oberhauptmann von Hanstein in Münden, spie-
lte jedoch bei der dortigen Neugründung 1799 selbst keine Rolle mehr. Anders hin-
gegen die Göttinger Brüder Gg.Fr.Quentin, Advokat, die Kaufleute Zacharias Händler,
Karl Gottfried Huschke, Gg.Chph.Köster, Jacob und Daniel Baurmeister 40 , die eben-
falls aus Münden kamen und mit den Kaufleuten Habich Kontakte hatten.
Der ehemalige Professor am Carolinum, Ing.-Major Jacob Mauvillon, pendelte zwischen
Göttingen (A.: vor 1776) und Logen in Kassel (1791/92) als hochrangiger Freimaurer hin
und her. Der Friedrich !!.-Intimus Prof.Wilh.J.Chr.Gustav Casparson, Kollege des
Vorgenannten am Carolinum, war lange als Gründungs-Stuhlmeister der Loge "Pythagoras"
vorgesehen 41 • Über Casparson erfahren wir auch, dass es im Vorfeld bereits um 1780 in
25
Münden 7 bis 8 Brüder der "Augusta zu den drei Flammen" gegeben hat, u.a. den Kauf-
mann Joh.Bernhard Eckhard, den wir oben bereits im Haus Ziegelstraße 6 am Markt
als Weinhändler kennengelernt hatten. Weiterhin waren Militärpersonen wie Oberst
von Uslar (?), Heinr.Chn.Boie, Stabssekretär beim Feldmarschall von Hardenberg (Vater
des Fürsten Carl Aug.v.H.), Kapitän und Ltn. (von) Petersdorf sowie Amtsverwalter
Joh.Hr.Hüpeden zu Löwenhagen als Brüder im Vorfeld aktiv. Boie gehörte zum "Göttinger
Hain" und war bereits 1775 im Kreis um Konrektor und Superintendent von Einem, dem
Kommandanten von Scheither und Bürgermeister Unger. Diesen gesellschaftlichen Kreisen
in Münden und um das "Kleine Entzücken", wie die Tochter Charlotte von Einem im
Kreis der Göttinger Dichter schwärmerisch genannt wurde, räumt Br.H.Trommsdorff-
Göttingen in seinen "Beiträgen zur Vorgeschichte der Freimaurer in Hann.Münden"
(Göttingen 1929) großen Raum ein. Auch der Meister vom Stuhl Dr.Otto Hartenstein42
notierte auf seinem Handexemplar im Archiv der "Pythagoras" lediglich "p.l5ff Charl.
von Einem", was die literarische Bewertung durch diesen Schulleiter, Gymnasial-
Professors und Schriftsteller im Münden der Zeit der Weimarer Republik ausdrücken
mag.
Georg Evert Habich ließ um 1790 in Münden Baumwollgarne für seine "englische
Maschinenspinnerei für Baumwollgarne" bleichen. Hierbei erlitt er wegen einer
Schnellbleiche "mit Hülfe des Vitiol-üels, wodurch Garn und Strümpfe gantz mürbe
gemacht wurden" einen Verlust bis zu 400 Talern, ohne dass es "zur Schadloshaltung
kommen konnte" 4~ Zu welchen Bleichern Habich damals diese unglücklichen geschäft-
lichen Beziehungen unterhielt, ließ sich auch in Münden bislang nicht ergründen.
Die Verknüpfungen der Fachschul-Gelehrten und Institutsdozenten mit den Kreisen
junger Fabrikanten lassen sich nicht genauer belegen, werden aber in der über-
sehaubaren Welt der Residenzstadt an der Fulda unterstellt werden können. Zwi-
schen Fiedler und G.E.Habic~als dessen Administrator in der alten Salpetersiederei,
Flügger in Sachen Mineralfarben oder bei den Apothekern Lippe in der Schaubnach-
folge in der nahen Unterneustädter Apotheke ("Hygea") ist dies augenfällig. Martin
Joachim Lippe (1770-1825) aus Eisenach wurde Schwiegersohn des Apothekers Jo-
achim Gottlieb Fiedler und hatte zuerst die Hirsch-Apotheke bis zur Übernahme
für dessen Sohn Gottlieb Fiedler verwaltet. 1804 eröffnete er die neue "Hygea", -
hochwassersicher an der neuen Wilhelmsbrücke in der ärmlichen Fabrik-Vorstadt
gelegen. Lippe brachte die Offizin zur Blüte, wie Revisionsprotokolle von 1816
bis 1822 belegen~. Die nächste Apotheker-Generation verfügte zur Hüttenleitung
in Veckerhagen über gute Beziehungen und Martin Habich bürgt dann 1846 für einen
26
h 'd L' 45 Jo .Dav1 1ppe, "Kaufmann zu Aachen" (* 1821 KS/L), was engere Kontakte belegt.
von Gärtnern, Hofjuristen, Hüttenmännern, Handelsleuten und anderen Brüdern
Die wichtigsten Montanleute in Veckerhagen verkehrten in der Loge Münden oder
waren, wie der Hütten-Modellschreinermeister Becker, mit Fiedler sogar konnubial
verflochten. Eine Generation später wird dies bei den Schwiegersöhnen der G.E
Habich's Söhne noch deutlicher werden. In der Zeit nach König Jerome saß Christian
Evert Habich als II.Censor in der Wilhelms-Loge mit dem kurfürstl. Gartenkontrolleur
Wilhelm Hr.Hentze zusammen. Die maurerisch und symbolisch besetzten Pyramideneichen
hinter dem neuerworbenen Schloss Veckerhagen zeugen von den diskreten Verbindungen.
Hentzes Muttereiche am Fontänenteich in Wilhelmshöhe konnten wir unlängst durch
DNA-Analysen der Forstforschung Münden/Göttingen den Eichen in den herrschaftlichen
Parks des Schlosses und der Eisenhütte zuordnen46 ! Die bislang auch in Familien-
kreisen unbekannte Ahnmutter der Nachkommen des Gartenkünstlers fand der Verfasser
mittlerweilen im Kirchenbuch Oedelsheim, als betuchtes Waisenkind aus der bekannten
Weserschifferfamilie Stucke(n), die sich über Heiraten in Münden und Bremen weltweit
mit Handelshäusern bis Japan und Australien hervortat 47 • Was lag näher, als auf
"Dienstreisen" nach Oedelsheim in Veckerhagen im Schloss die Br.Habich zu besuchen
oder Eichen-Pflänzlinge mitzubringen?!
Zum Ende der westphälichen Zeit eröffnen sich beim Eintritt des Vaters Georg Evert
Habich am 4.12.1812 in die Loge Münden eine interessante Beziehung. Der Schloss-
und Domänenkäufer aus Veckerhagen war offensichtlich mit dem Friedensrichter des
Cantons Münden Joh.Hr.Zacharias Willigerod (1780-1843) gut bekannt, weil dieser
für ihn am gleichen Tag als Logenbruder bürgte. Dieser Advocat und Notar, Sohn des
Gold- und Silberarbeiters Hr.Andreas Willigerod in Göttingen, hatte 1804 die Tochter
Margarethe Elis. des Kaufmanns und Stadthauptmanns Anton Fr.Rübecamp geheiratet und
ab 1806 publiziert. Zacharias Willigerod hatte 1808 als gründliches Werk von 570
Seiten eine "Geschichte von Münden in vorzüglicher Hinsicht auf Handlung und Schiff-
fahrt" aufgelegt, die heute wieder in Kreisen des Geschichtsvereins~eine hohe Repu-
tation genießt. Seine große Kenntnis des Schifffahrtsrechts schlugen sich 1818 im
Aufsatz "Ueber die Mängel und Hindernisse der Weser-Schiffahrt und gewagte Vor-
schläge solche hinweg zu räumen" 49 nieder. Entscheidend war 1808 aber sein amtliches
"Taschenbuch für die Gerichtsbothen im Königreich Westphalen", das wie seine wei-
teren Publikationen unverständliches französisches Prozessrecht für Justizleute,
bis hin zum Prokurator oder Gerichtspräsidenten, verdeutlichten!
27
Wenige Wochen vor G.E.Habich war am 7.2.1812 aus Veckerhagen, gewissermaßen aus der
Chefetage beim Bergamt in der Eisengießerei, der Hütteninspektor Bernhard Friedrich
Ziegler (1764-1841) 50 aufgenommen worden. Er stammt aus einer Berg- und Hüttenverwal-
terlinie, mehrfach verschwägert mit den Montangeschlecht Möllinghof zu Neubau. Eine
Tochter Justine Henriette heiratete 1821 den Lehrer und Kantor Klüppel zu Veckerhagen,
deren Schwiegersohn und Grubensteiger am Habichtswald Joh.Hr.Holland (1823-95 aus
Seligenthal/Th.) bald Kohlengruben besaß. Deren Tochter und der Ehemann Dr.phil.Eduard
Stremme, "Repräsentant der Gewerkschaft Schornbardt", betrieben die Zechen im Druseltal
bzw.am Herkules. Auf deren Grubenbetrieb geht der Name Neu-Holland im Druseltal zu-
rück, eine ehemalige Station der früheren Herkulesbahn! Diese Familie Ziegler bestim-
mte über mehrere Generationen die Geschicke auf der staatlichen Eisenhütte und ist in
Logen-Listen bis 1841 zu finden, - dann war bereits der Nachfolger Hütteninspektor
Joh.Conrad Pfort fürweiterevier Jahrzehnte dort in Münden ein treues Mitglied.
Eher als Handelsmann für Montanprodukte denn als Hüttenbediensteten muss man aus der
altehrwürdigen Familie Lipproß den bereits 1809 verstorbenen Johann Heinrich jun.
(* 1745) in der sehr frühen Logenzeit in Münden sehen. Er gehörte zu den konzes-
sionierten Ofenhändlern der kurfürstlichen Hütte, in einer Reihe mit Bremer (Br.Gro-
vermann) oder Flensburger Großhandelskunden. Als Farbenhandel war das Geschäft Wilh.
Lipproß noch 1964, wenn der Verfasser Mineralfarben oder Pigmente zum Zementeinfär-
ben besorgen sollte, mit Habich's Farben in vielen Schubladen gut sortiert. Die beein-
druckende spätbarocke und 1780 geweihte Dorfkirche in Veckerhagen, mit dem Delphin
als Wetterfahne, zeugt bis heute von der Stifterfamilie Lipproß, die als "Indienfah-
rer" und genauer als Anteilseigner der Ostindischen Kompanie einen größeren Kapital-
stock gebildet hatten 51 • Habich konnte quasi als Nachbar im Schloss und in der Alten
Burg von deren guten Beziehungen nach Bremen, Harnburg oder zu den Schiffern in Vlotho
profitieren. Die Patenschaften in den Kirchenbüchern zeigen deutlich die weit-
läufigen Beziehungen dieser Sippe. Ein erfolgreicher Nachkomme soll in London später
"ganze Häuserzeilen" besessen haben. Bereits 1759 war ein "Anton Lipproß auff der
Hütte" zu finden, evtl.als Setreiber der lukrativen Zechenwirtschaft (?), er stirbt
1798 als Metzger. Neben dem Schloss blüht bis heute in der Nachfolge in ?.Generation
die Landfleischerei Spielmann. Unter deren Mansarddach befand sich ein ehemaliger
Saalbau dieser Wirte. Seit der Napoleonzeit konnten die verschwägerten Leinengroß-
händler und Greben Bartheld/Israel oder Heisterhagen/Schappe vielfältige Netzwerke
knüpfen oder Kontakte herstellen.
Die Färbermeister Schoppe waren direkte Nachbarn der Fabrik, neben dem "alten Lust-
Der Eingang zum Burgbereich. Das Torhaus be-
stand in dieser Form seit der Renaissance.
Der verfüllte Burggraben umschloss die hes-
sische Wasserburg von 1431. 1911 erfolgte der
Abriss und ein modernes Fabrikgebäude auf ei-
nem hohen Bruchsteinsockel ersetzte an der
Bachstraße den Altbau und das Haus 'Färber-
Schoppe'. Foto: Slg.Denkmalpflege Marburg.
28
Die Alte Burg (um 1930 I Denkmpfl.Marb.), die 1430/31 als Eckpfeiler Hessens
an der Weser errichtet wurde. Bereits 1587 baufällig, erhielt sie den darge-
stellten Fachwerkaufbau. Der Renaissance-Baukörper brannte im Juni 1967, aus
ungeklärter Ursache, restlos aus. Der Steinunterbau, mit seinem Portal im Stil
der ~eser-Renaissance, in heutige Neubauten integriert. Zeitweise Dienstsitz
der Förster und des Amtmannes von Sababurg. Sie wurde als 'Pottasche- und Salpe-
tersiedereiy' (1810) von G.E.Habich erworben. (Fenner l997a)
29
garten" der Domäne, an der Einmündung des Krebs- und Mühlenbaches in die Weser und
auch Verwandte der Suchiers in Karlshafen. Dr.med.Jean Bernard Guillaume Suchier
(1797-1876) wurde Medizinalrat beim Bergamt und Amt im Marktflecken Veckerhagen,
verheiratet mit Sophie Charlotte Schoppe (1802-62), der Tochter des Hüttenwirtes
Johann Heinrich Schoppe (1775-1859) und der Joh.Cath.Marie geb.Heisterhagen.
Physikus Suchier war ein Vetter von Christian Habichs Frau. Das Brauhaus der Wirte
Schoppe/Albrecht/Stremme war etwa 150 Jahre quasi das "Kasino-Lokal für Habich's
Beamten", -in guten wie in schlechten Tagen 52 • Brauhaus, Alte Schule (auch Zigar-
renfabrik Baurmeister/Hentze), Kirche, Dorfmühle, "Kaiserhof"/Stremme/Kfm.Lipproß
und das Schloss bildeten gewissermaßen ein bis heute ablesbares Ensemble. Der Werk-
führer Philipp Hentze (1825-1900) war von Baurmeisters Zigarrenfabrik in Karlshafen
gekommen und mütterlicherseits mit Philipp Hr.Scheidemann (1865-1939), dem Kasseler
Oberbürgermeister verwandt. Die gemeisamen Ahnen hatten vor 1800 im staatlichen Blau-
farbenwerk Carlshafen ihr Brot als Pottaschesieder oder Kalkbrenner verdient. Hentze
verlegte 1870 die Zigarrenfabrik aus dem "Spielmännschen Haus", nördlich des Schlos-
ses, in die gerade freigewordene Dorfschule neben dem Brauhaus. Dessen Sohn Fr.Wilh.
Hentze, wiederum Betriebsführer, heiratete 1887 in die alte Hüttenfamilie Behle ein,
die um 1746 mit dem "Förmerknecht auff hiesiger Eysenhütte aus Willingen im Waldeck-
ischen" Johannes Behle(n) zugewandert war. Diese Familie Behle stellt um 1800 Hütten-
wirte, wie die verschwägerten Schoppe. Sie waren mit den Dorfmüllern Stange/Mascher
"unten am Bache" ehelich verbunden, ab 1849 auch mit den Färbern, Manufakturwaren-
händlern und Wirten Paul, - direkt neben dem Amtsgericht im Oberdorf Veckerhagen ange-
siedelt. Dies muss nach Gerichtsterminen in preussischer Zeit und bei Losholzverstei-
gerungen, wie die Großtante des Verfassers überlieferte, ein gutes Geschäft gewesen
sein, wie auch die Zechenwirtschaft bei den "Feuergewerken" sehr einträglich war.
Zwischen den Brauern im Dorf und den laut Bergrecht privilegierten Hüttenbrauern
gab es bereits 1720 eine Beschwerde beim "Bergraths Collegio in Cassel" 53
Der Schiffer, Weserlotse und Fährpächter Ferdinand Lipproß (1867-1958) · tat sich
noch im Alter als regionaler Schriftsteller 54 beachtlich hervor. Auch sein Verwandter,
der Farbenkaufmann Jerome Gerth (1901-2000), der neben vielen Erzählungen einige
Erinnerungen aus seine Lehrzeit im Ersten Weltkrieg in der Farbenfabrik als Zeit-
zeuge und darüber hinaus zur Montangeschichte am Reinhardswald (Denis Papin!)
überlieferte, 55 soll hier gleichfalls nicht unerwähnt bleiben. Seine väterlichen
Vorfahren waren Hochöfner oder Formermeister in der Eisenhütte, aber auch Amts-
und Hüttenboten am Sitz der Verwaltung des alten Amtes Sababurg in Veckerhagen.
30
Landgraf Carls frühbarockes Jagdschloss an der Weser, vermutlich (Bleibaum) als 7-
achsiger Bau 1683 errichtet und bereits 1690 auf 11 Achsen erweitert. 1687 Besuch des
Kurfürsten Friedrich von Brandenburg (später König Friedrich I. von Preußen). Ab 1821
1721 an Barbara Chrne. von Bernhold, die Mätresse der Landgrafen Carl und Wilhelm
XVIII., verschenkt. 1772 Sitz des Amtmannes von Sababurg, 1810 durch G.E.Habich er-
worben. · (Fenner 1997a)
Das veckerhäger Brauhaus vor 1900, 1720 erwähnt und 1835 privatisiert. Der Bierbrauer
Wilhelm Albrecht und Auguste A., die Tochter des Bürgermeisters Harmony, gaben es 1874
an den Schwiegersohn Ferdinand Schoppe (1841-87), die Witwe Emma geb. Albrecht (1855-
1940 führte es weiter. Der erste Hütten-Zechenwirt war Jacob Schoppe (1771-1822).
31
Das am 1.12.1810 durch "Salpeter, Salmiac- und Blaufarbenfabricant G.E.Habich" für
25.000 Franken rechtmäßig erworbene Schloss- und Betriebsgelände war nach der Rück-
kehr des Kurfürsten Wilhelm I. am 14.1.1814, wie alle westphälischen Veräußerungen,
eingezogen worden 56 • Im Oktober 1814 hatte der Amtmann Johann Friedrich Meisterlin be-
reits seinen Sitz in das Schloss verlegt und somit der Kurfürst die Familien Georg
Everts und des ältesten Sohnes Christian E.Habich 1814 nach Kassel vertrieben. Sie
kehrten zurück in die Salpetersiederei, aus der sie wiederum 1810 unter Jer8me,
genauer durch dessen General Alix, nach 15 Jahren Aufbauarbeit hinausgeworfen worden
waren. Als 1810 dort die "Salpeter-Raffinerie unter der Direktion der Herren Divique
& Löschen" installiert wurde, sollte "Bruder Christian mit einem ansehlichen
Gehalt von Anfang an die Direktion" übertragen werden, wie Joh.Martin in der Fami-
lienbibel berichtete,57 "was derselbe aber als guter Deutscher und aus Pietät gegen
seinen alten Vater ••• abschlug". Im Schloss in Veckerhagen hatte mittlerweilen Amt-
mann Meisterlin die "ganze Beletage des Hauptgebäudes, bestehend aus 10 Zimmern",
bezogen und weithingehend auch in den Seitenflügeln insgesamt 18 Zimmer, Küche,
Pferdeställe und Böden in Beschlag. Weiterhin störten jenen 1815 noch die verbliebe-
nen Fabrikgeschäfte und Lagerarbeiten im Restteil des Schlosses Veckerhagen •. Unter
Protest mussten die Habichs sogar noch 75 Rtlr. Pacht im eigenen Betrieb entrichten.
Dass Georg Evert Habich als alter Braunschweiger kein Interesse zeigte, nach Kassel
in eine Loge unter der Protektion des Kurfürsten überzuwechseln, ist nachvollziehbar.
Er hatte sogar, als aus dem alten Stadtschloss in Kassel viele Personen-Porträts
der kurfürstlichen Familie unter Jerome versteigert wurden, "einen ganz ansehnlichen
Teil derselben, in der Zuversicht , dieselben ihm" (dem Kurfürsten) "alsdann wieder
zu behändigen" gekauft. Die auch wertvoll gerahmten Stücke "von berühmten Malern, als
Tischbein und von Dyck und dergleichen mehr ••• ", so Joh.Martin in seinen Aufzeichnung-
en " ••• mochten wohl für den Kurfürsten immerhin einen Wert von 8 bis 10.000 F" dar-
stellen. Er beschreibt die Ölbilder von zumeist 6 Fuß Höhe sehr genau, die er später
im Schloß Wabern (Carlshof) alle wiedersah. Er überführte die Bilder mittels eines
angemessen großen Schiffes (Achterhang), nach der Rückkehr des Patriarchen1 nach Kas-
sel. In Münden angelangt erregte Joh.Martin mit der Ladung Aufsehen, er "ließ sofort
ausladen und auf der Schlacht zur Ansicht aufstellen und schiffte hinterher nach
Cassel". Dort ließ der Vater "in der Bildergallerie aufstellen und den Kurfürst zu
dessen Empfangnahme" benachrichtigen! Er überreichte diesem bei der feierlichen
Übergabe der Geschenke ein Schreiben zum Domänenkauf in Veckerhagen, was dieser
aber offenbar wortlos einsteckte. Später drohte er Habich sogar noch mit Festungs-
haft in Spangenberg
1
gleich "den Herren von der Malsburg", wie Joh.Martin überliefer-
Gegenüber der Alten Burg lag die Zehntscheune, ein später Ständerbau der Renaissance.
Die Ortsbeschreibung von Veckerhagen belegt, dass 1751 der Zehnte in Naturalien an die
Reichsgräfin von B.C.Bernhold ging. August Heinrich Habich (1792-1837) konnte die
Zehntscheune, noch kurz vor seinem Tod, erwerben. Sie musste 1962 einem Firmenparkplatz
weichen.
Untere Kasseler Straße/Kirchplatz um 1920. Rechts: Farben-Lipproß/'Hessische~ Hof',
daneben der Kaiserhof, der 1911 die abgebrannte Gast- und Logierwirtschaft des Bier-
brauers ·stremme ersetzt hatte. Links der Mansarddachgiebel der Bäckerei Ernst,
ca.l955 abgebrannt und zum Parkplatz der G.E.Habich's Söhne am Schlosshof umgebaut.
33
te, kurzum, die "Domaine zu Veckerhagen war von Kurfürst Wilhelm I. fortwährend seque-
stiert", eine "diesfalsige Klage war am hinkenden Bundestag anhängig" und der Kur-
fürst und sein "guter Alter starben darüber hin". Allerdings nach 5 Jahren war dann
der Kaufpreis aus der fürstlichen Kasse erstattet worden, - ohne die großen weiteren
Investitionen in vergleichbarer Höhe in den Fabrikanlagen und "uneingedenk der
nicht unbedeutenden Kosten" des Rechtsbeistand durch einen Herrn Schreiber zu Frank-
furt beim "kläglichen Bundestag". Die drei Brüder beschlossen nun1 sich an den
preußischen König zu wenden, um die Fabrik nach Preußisch Minden zu verlegen:8
Binnen 8 Tagen wurde bereits ein Kontakt zu "Herrn von Arnim" in Minden hergestellt,
der sich sofort um das Anliegen der jungen Fabrikanten bemühte. Der "älteste Bruder
Christian, ein sehr intelligenter Mann" ••• " verfügte sich auch sogleich nach Pr.
Minden zu Herrn von Arnim'l der nahegelegene geeignete Anwesen und Braunkohlen-
Schürfstellen zeigte sowie günstige Kredite versprach. Christian Evert kam mit ei-
nem Vorvertrag zurück. So wurde Kurfürst Wilhelm II. unter Druck gesetzt, binnen
6 Wochen könne man den Betrieb abbrechen, um das "Fabriketablissement dem preussi-
schen Staate einzuverleiben". So bekamen G.E.Habich's Söhne nach einer schnellen
Entscheidung "die Domaine in Veckerhagen als freies Privateigentum, was jedoch
der gewöhnlichen Besteuerung unterworfen war," am 4.November 1823 zurück. Für das
"Salpetersiederei-Lokal am Wesertor" lief noch ein "Pacht-Contract bis Ende 1836" •••
"und ohne alle Klauseln". Dies sollte den Kurfürsten jedoch 1830 nicht hindern
durch "eine Compagnie Artillerie" das Dach abdecken zu lassen und die Fa.Habich
auf die Straße zu setzen, wie Christian Evert überlieferte 59• Notdürftig kam man
beim Nachbarn Oesterreich vor dem Holländischen Tore unter. Später ergab ein Ver-
gleich "eine Entschädigung von ca. 7.000 Thalern" für die "widerfahrene Gewalttat".
Als der jüdische Tabakfabrikant Joseph Susmann am Holländischen Tor in Konkurs
ging, konnten 1830 dort die Brüder Habich im Zuge einer Zwangsversteigerung das
Anwesen No.ll71 (später Königstraße 101) meistbietend für 16.750 Taler erwerben 60 •
Eine Hypothek von 10.000 Talern an Pelzhändler Wilhelm Korckhaus wtrd genannt. Der
Vormund der Rosengartensehen Kinder war offenbar der jüdische ":Banquier Aron Hertz
Gans" (+ 1833), verheiratet mit Goldehen Büding, somit Schwiegersohn des "Juden Moses
Joseph" 61 (Büding) aus der Kreditgeberfamilie bei G.E.Habichs erstem eigenen Geschäft
in Kassel. Ein Sohn unter 4 "unmündigen Kinder" ist der am 5 .1.1809 geborene Abra-
ham Rosengarten, der 1836/39 beim Bau der neuen Kasseler Synagoge in der Unteren
Königsstraße als Architekt Albrecht Rosengarten(+ 1893 Wiesbaden) auftritt 62 •
Pelzhändler Korckhaus ist wiederum auf dem berühmten Verfassungsbild vom 15.9.1830
Rekonstruktions-Zeichnung der alten Burg Veckerhagen (vor 1690).
Besprechung: Wilhelrn Gerland in Hjb.Hog.l962.
Habichs Besitz arn Holländischen Tor in Kassel (Pfeil).
Mitte: "Elephantenpalast" (Hostrnann/Aschrott),
er verdeckt die Synagoge des A. Rosengarten
35
von Ludwig Emil Grimm als No.l7 zu finden, also als Bürgerdeputierter beim Überrei-
chen der Verfassungspetition an den Kurfürsten Wilhelm II., -hieran war im Vorfeld,
lt. Kaufmann Joh.Heinr.Escherich ·(1778-1853, No.7~ Christian Evert beteiligt.
Bei den Betriebsausweitungen in Veckerhagen und Kassel war ein zunehmender Bedarf
an Energie für die Farbenmahlwerke festzustellen und Habichs pachteten daraufhin am
1.2.1835 auf sechs Jahre die sog. Lederwalkmühle eines Fabrikanten Joh.Fehrenberg
für 125 Taler jährlich. Dieser Mühlenbesitzer und Vicebürgermeister war verheiratet
mit mit einer Eis(s)engarthen, deren Sohn Joh.Heinrich Philipp (1840-85) wiederum
ehelichte später eine Georgine Katinka Engelhardt. Diese Tochter aus der gleichna-
migen Blaufärberei ist Schwägerin von zwei Söhnen aus der dritten Generation der
Habichs: des Chemikers Christian H. (* 1829) aus Veckerhagen, Stammvater der heutigen
Linien, sowie dessen Bruder Ferdinand H. (*1831). Die Schönfärbermeister und Druckerei-
besitzer/Leinenfärber Engelhardt oder Bierbrauer und später Goldleistenfabrikanten
Eissengarthen stellten, wie die Brüder Habich in dieser Generation einige Freimaurer
in Münden und Kassel 63• Wie die Weinhändler und Bierbrauer Eissengarthen z.T. aus
naheliegenden Gründen eine Essigherstellung hinzunahmen, engagierte sich Christian
Evert noch in der Liqueur-Fabrik Habich & Müller und "associierte sich mit seinem
Nachbarn Thiel und seinem Cousin Haßmann in Celle zur Anleg~g einer Porzellan-
fabrik", ohne sich, wie er schrieb, "jedoch deshalb von meinem-Muttergeschäft zu
trennen" 64 • - Ob es sich in Celle um den Kaufmann und Bankier Carl Hostmann (1799-1858,
Lesefehler?) handelt, der 1825 die Cousine Maria Habich (1802-78) geheiratet hatte,
bleibt einstweilen unklar. Als Mitglied der II. Hannoverschen Kammer hatte jener, wie
Christian Evert in Kassel, vergleichbare politische Ambi.tionen!
Die Querverbindungen zu den Pulvermüllern Koch in der Unterneustadt, die bereits vor
1838 den ersten Wasserzement herstellten und mit dem Künstlerbruder Werner Henschel
(später Schwarzenberg/Sattler) an der "Möncheberger Gewerkschaft" beteiligt waren,
sind bekannt. 1866 verehelichte sich eine Nichte Joh.Elis.Marie Aug. Ernestine Habich
mit dem Kaufmann Ernst Koch (1834-68), seit 11.11.1863 Maurer in Münden. Als Bürge
dieses "gerade als Kaufmann aus Constantinopel zurückgekehrten" Gliedes der vorgenan-
nten Großfamilie wiederum entpuppt sich kein Geringerer als Johann Martin Habich~
der zukünftige Schwiegervater und im Meistergrad. Auch Bleichenbesitzer Koch oder
Beteiligungen der Familie an der alten'Porzellanfabrik Romain~ die 1860 unter Jaco-
bine Amalie Schwarzenberg, geb.Sattler (*1822) am Möncheberg, neben der Schamotte-Pro-
duktion aufblühte, sind fassbar. Damals reüssierte unter einem Direktor Chrn.Lende-
roth der "Kronenzement" und danach eine Terrakotta-Herstellung, die bis heute im
Kulturbahnhof oder in Kasseler Gründerzeitvillen zu bewundern ist.
36
Von Bierbrauern, Bendern, Braunstein-Schiffern, Blau-Müllern
und Braunkohle-Gewerken
Bereits um 1825 ist ein Fabrikstandort der Brüder Habich "am Mönchberg" genannt,
neben Veckerhagen und der Salpetersiederei am Wesertor. Johann Martin Habich be-
schäftigte sich schon vor 1850 im Betriebsgelände in Veckerhagen mit Ziegeleier-
zeugnissen und es ist anzunehmen, dass die Öfen für Hochtemperaturbrände auf dem
Prinzip des Henschel-Flammofens (von 1827) beruhten. Diesen benutzte die Mönche-
berger Ziegelei/Gewerkschaft M. bis etwa 1880 in 17 Exemplaren, wie auch Pfort auf
der Eisenhütte Veckerhagen mit diesem Flammofen, zusammen mit Bunsen und C.A.Hen-
schel, experimentierte, um besseres Eisen zu erzeugen. Hier sollten ihm bei Dienst-
reisen ins Ausland um 1838/39 bekanntermaßen freimaurerische Netzwerke 65 helfen.
Der geniale Bergrat und Fabrikant Carl Anton Henschel (1780-1861) fand sich bislang
nicht in Logen-Verzeichnissen, jedoch war sein Vater, der Stückgießer Georg Christ-
ian (1759-1835) bis zum Logenverbot mit der Funktion eines Almosenpflegers und im
Besitz "einer höheren Erkenntnisstufe", gemeinsam mit beiden Brüdern Habich, in der
Loge "Wilhelm zur Standhaftigkeit zu Cassel" 66 eifriger Freimaurer. Vater Henschel
hatte mit seiner Frau Friedericke in die alte Glockengießerei Storck/Storch in Kas-
sel eingeheiratet, die ab der Mitte des 19.Jahrhunderts schnell zum weltbekannten
Unternehmen Henschel & Sohn aufstieg.
Seit der Napoleonzeit arbeiteten die Montanleute von Kassel bis zum Harz·eng mit
dem Professor für Mineralogie und Technologie Joh.Friedr.Ludw.Hausmann (1782-1859)
und ab 1821 in dessen Göttingisehen Verein Bergmännischer Freunde zusammen.
Unter R.W.Bunsen sowie Prof. A.Philippi, mit Fabrikant Habich 67 , Amtsphysikus Dr.med.
Gge.Hermann Möller 68 aus Veckerhagen und anderen Mitgliedern, blüht ab 1836/37
im neugegründeten Naturkundlichen Verein in Kassel der wissenschaftliche Austausch,
wie der Verfasser an anderer Stelle hinreichend dargelegt hat 69 • Mit Prof.Heinr.
Buff (1805-1879), dem Lehrer für Physik und Technologie an der Höheren Gewerbeschule
in Kassel, den beiden Tapetenfabrikanten Karl Hr. und Paul Wilh.Arnold 70 , Bergrat
Adolph Schwarzenberg (1799-1864)71 und seinem Vettern, dem Leibarzt des Kurfürsten
Dr.med. Robert Bunsen (1808-82) verband R.W.Bunsen in Kassel bis 1839 ein enger
Freundeskreis. Bunsen hielt sich zu Forschungsarbeiten länger beim Bergamt Vecker-
hagen auf und arbeitete dort am Hochofen und auch in Göttingen bei Hausmann mit
dem Schwiegersohn des Apothekers Lippe (KS/UN) Cönr.Pfort enger zusammen. In Ab-
stimmung mit dem Bergamt und den Eisenwerksbeamten bemühten sich die Habich's Söhne
zur Farbkohlegewinnung und als Brennstoff am 17.Jan.l834 bei der Kurf.Hess.Ober-
37
Berg- und Salzwerksdirection zu Cassel um die "Osterberger Gewerkschaft" im Rein-
hardswald. Nach Schürfversuchen von 1834 bis 1840 und einem ersten Stollen von 25o m
Länge wurde ein Haupflöz von 10 m Mächtigkeit am Gahrenberg angefahren. Am 30.5.1842
erhielt eine "Gahrenberger Gewerkschaft" die Belehung lt. "Berggewährschaftsbuch"
mit 128 Kuxen. Die genannten drei Personen waren: "Johann Martin Habich jr. (dermalen
Senior des Geschlechts und Bruder des dahier verstorbenen Heinrich Habich sowie des
zu Cassel verstorbenen Christian Habich), Georg Heinrich Habich, ältestem Sohn des
verstorbenen Christian Habich, und Georg Evert Habich, ältestem Sohn des verstorbe-
nen Heinrich Habich" 72 •
Das Südfeld am Osterberg entging etwa 20 Jahre später der "Gahrenberger Gewerk-
schaft" und wurde 1854 zu einer "Gewerkschaft Wendelstedt". Domänenpächter Fr .August
Ferd.Wendelstedt zu Sababurg entdecken wir am 8.8.1855 als Schwiegersohn des
Oberhütteninspectors Joh.Conrad Pfort und seiner verstorbenen ersten Ehefrau Sophie
Louise Rebekka Lippe (1812-37) in dem Kirchenbuch Veckerhagen 73 • Ob Insiderinforma-
tionen aus dem örtlichen Bergamt das Ausstechen der Mitbewerber Habich und die bei
Kirchvogel vermeldeten Ungereimtheiten erklären, mag dahingestellt bleiben. Nachläs-
sigkeiten des Steigers Georg Knaut, der nach 1859 von G.E.Habich's Söhnen zu Wendel-
stedt wechselte, beschäftigten bis Mai 1861 das Bergamt Veckerhagen 74 • Das Korres-
pondenzbuch Habich von 1853/54 meldete bereits am 22.7.1854 " •••• Wir haben nun ein
sehr werthvolles Kohlenwerk was in ganzer dortiger Gegend sich gewiß so leicht
nicht findet und sind mit Brand auf über 100 Jahre vollständig gedeckt! - Das Werk
ist jetzt seine 25/M" (illionen ?)"Rtlr. unter Brüdern werth."
Spannend ist weiterhin, dass in den unruhigen Zeiten, genauer im Jahre 1853 die
"Gewerkschaft Gahrenberg" auf eine weibliche Nachfolgerin überging. Am 7.6.1853
wurde eine Marie Amalie · Habich geb. Menke als Lehnsträgerin am Gahrenberg einge-
tragen, die in der Kasseler Post Nr.25 vom 30.1.1954 zur "Base Bismarcks" er-
klärt wird 75 • Der vorgenannte Senior Johann Martin hatte tatsächlich, ·nachdem er
zweimal, nach vergeblichen Versuchen andernorts "zum Rückmarsch blasen" -76- musste,
am 9.2.1825 zu Bremen Maria Amalie, als "brave gebildete" 77 Tochter des Gold-
schmiedemeisters Carl Gerhard Menke (+ 1832, 61 Ja.) und der Maria Adelheid geb~
Poppe gefreit. Der Onkel und Baumeister in Bremen Jacob Ephraim Polzin war am 22.1.
1837 Pate in Kassel beim Sohn Jacob Ephraim George August Habich, gemeinsam mit
Johann August Habich aus Bildesheim (Celler Ast der Sippe) 7~ Der mit Johanne
Elisabeth Poppe(n) vermählte Baumeister J.E.Polzin findet sich 1841 in einem
Verzeichnis der Johannis-Loge "Zum Ölzweig i.O.Bremen" und war dort bereits seit
1813 tätig 79 •
38
Braunkohlenzeche Gahrenberg (vor 1960). Das Steigerhaus (vorn) wurde
erst 2008 abgerissen.
Die Zechen-Belegschaft der Fa.Habich. vorn in der Mitte, mit heller
Jacke der Obersteiger Burghardt.
39
Großvater Gerhard Men(c)ke kam 1801 aus Varel im Oldenburgischen, wurde im August
ins Goldschmiedeamt aufgenommen und leistete am 9.11.1801 den Bremer Bürgereid. 00
Dessen Vater zu Varel war Johann Hinrich Mencken, Kauf- und Handelsmann, verhei-
ratet (1.12.1757 Varel) mit Charlotte Amalia, des "weyl.H. Christoph Veltmanns,
wohlverdient gewesenen Pastoris zu Goltzwarden, hinterl.eintzige ehel.F.Tochter".
Der väterliche Großvater war (nach KB Varel Jg.l757 S.250 Nr.32) der Weinhändler
"H.Hero Wilhelm Mencken" zu Varel und Johann Hinrich dessen "eintziger H(err) Sohn".
Bei Großvater Carl Gerhard Men(c)kes Taufe am 20.September 1771 zu Varel war u.a
ein Taufpate "Herr Carl Wilhelm Toel Doctor Medicinae und Physicus" zu Varel.
zu Bismarcks Vater Karl Wilhelm Ferdinand v. B. und seiner Mutter (00 1806) Luise
Wilhelmine, die Tochter des preußischen Geh.Kab.-Rats Anastasius Ludwig Mencken
(1752-180lh kann schwerlich eine weitläufige Verwandtschaft bestehen. Der mütter-
liche Urgroßvater des guten Kunden und Korpsstudenten Otto v.B.im Weinhaus Eckhard
am Markt in Münden war der braunschweigische Hofrat und Professor zu Helmstedt
Gottfried Ludwig Mencken (+ 1762), verheiratet mit der Tochter eines Gandersheimer
Domherrn 81 • Die Großmutter war die Witwe des Direktors der königlichen Tabak-
fabrik zu Potsdam Pierre Schock (aus der Schweiz), mit der sich Opa A.L.Mencken 1785
vermählt hatte. Auch O.Wipplinger in der Republik Süd-Afrika, Nachkomme des Wiener
Farbenfabrikantenzweiges Habich/Wipplinger, bezweifelt eine engere Verwandtschaft
seiner Urgroßmutter Mary mit Fürst Bismarck 82 • Er ist ein Enkel der Marie Amalie
Laura Habich (* 11.3.1845 KS/L + 1921), ll.Kind der Familie der o.g. Zechenbe-
sitzerin, die 1870 (KS/L) den Witwer und königl.Konzertmeister Paul Andreas Chrn.
Wipplinger (* 5.7.1824 Halle) geheiratet hatte. Hermann Martin Habich (* 29.1.1820
Veckerh., So.d. Aug.Heinr.H.) war 1846 nach Wien gegangen und hatte dort für die
"chem.Farbenfabrik H.M.Habich AG", seit 1921 in Weitenegg, die Grundlagen gelegt.
Lauras Sohn, der Neffe Christian Wipplinger folgte ihm nach, promovierte in Leipzig,
nach einem Chemiestudium und wurde Alleinbesitzer der Farbenfabrik für Erdfarben
und Farbpigmente. In zwei weiteren Generationen setzen beide Besitzer, mit dem
Vornamen Evert. demnach auch in Österreich, bis heute die uralte Familientradition
fort 83 !
Übrigens war bei Wipplingers erstem Kind Mary Pauline Laura Nathalie (*12.8.1871
KS/L) zur Taufe am 23.Sept.l871, neben der Großmutter "Fabrikant Mary Habich",
als zweite Taufpatin eine "Pauline Jordan, die Witwe des Geheimen Legationsraths
Silvester Jordan"~ zugegen! Der verwitwete Dr.jur.S.Jordan hatte sie 1832 in Höxter,
als Tochter des Assessors am Stadt-und Landgericht Paul Wigand (1786-1866~ gehei-
40
Kirchenbuch Varel/Oldenburg: Geburten und Taufen Jg.l771, Eheschließungen Jg.l757:
?i
~~ >~· . ..;_ ·' ', .
• l ' .•
41
ratet; der Historiker und Romantiker war auch ein Freund von Jordan und den Grimms,
für die er im Corveyer Archiv Märchen sammelte 85 • Die Taufpatenschaft von P.Wigands
Tochter bei Joh.Martin Habichs Enkelkind Natalie mag belegen, wie eng noch über
den Tod von Sylvester Jordan hinaus die Kontakte gepflegt wurden. Natalie Wipplinger
"promovierte in der Philosophie" (über Fichte), "wanderte nach Amerika aus, wo sie
als Professor(in) der Germanistik am Wellesley College, Boston/Mass. Jahrzehnte
lang tätig war" teilte O.Wipplinger über Tante "Tali" in USA mit 86 •
Der Fabrikant Habich von Veckerhagen im Naturkunde-Verein Kassel kann anfangs noch
August Heinrich Habich sein, der nach allen Kirchenbuchangaben 87 in Veckerhagen
den "Notbetrieb" ab 1815 aufrechterhalten hatte. Er heiratete am 8.0ct.l815 in
Veckerhagen " Louise des Oeconom Georg Wilhelm Quentin zu Thedinghausen im Hannöver-
schen hinterl.ehel.Tochter", wie Pfarrer und Br. Balthasar Manns 88 im Kirchenbuch
vermerkte. Der am 25.6.1792 in Kassel geborene Fabrikant starb bereits am 16.4.1837
am Wohnort Veckerhagen an einer Grippe bzw. Wassersucht, mit nur 45 Jahren. Dessen
älteste Sohn Georg Evert (1816-63) hatte bei seiner Taufe am 2.Weihnachtstage 1816
den betagten Opa gleichen Namens zum Paten. Bereits 24 Jahre später heiratete G.E.
Habich (jun.) am 27.12.1840 aus dem gleichen Kirchspiel die Tochter des Pfarrers Joh.
Jacob Lampmann mit Namen Auguste Chrne.Carol.Amalie L. (* 1819 Liebenau). Lampmann
war 1834 bis 1846 Nachfolger von Br.B.Manns in Vaake. Danach folgte Pfarrer Ritter,
der den Habichs, wie wir noch sehen werden, nicht so wohl gesonnen war. Dieser Georg
Evert publizierte 1856 über die rund 30jährige Erfahrung mit dem Ultramarin in
Dinglers Polytechnischem Journal (Bd.l39), -als erster Fabrikant über das bislang
89
geheime Herstellverfahren (Sulfatverfahren), nach dem "Verfall der ersten Patente" •
Dabei wurde auch ein liegender Ziegelofen/Flammofen erwähnt. Die beherrschende Stel-
lung der einschlägigen deutschen Farbenfabriken hatten auf beiden ersten Weltaus-
stellungen zu London und Paris die Produkte "Teigblau über die Waschblaukugeln bis
zum Holzlack" bewiesen. Hausmann, Fr.Wöhler, R.W.Bunsen u.a. befassten sich eben-
falls um 1840 mit dem Blau der Hüttenschlacken (Molybdänoxid usw.), was bis 1865
bei den "Göttinger Freunden" umfangreich publiziert wurde 90 • Hausmann, der sich 50
Jahre (!)mit den blauen Hochofenschlacken befaßt hatte, berichtete bereits 1854,
dass ältere Untersuchungen seines Freundes und Kollegen Wöhler an Veckerhäger Schla-
cken (1851) erfolgten und dass Hütteninspector Reinking auf der Karlshütte bei Del-
ligsen im Braunschweigischen sogar aus der smalteblauen teilopalisierende Masse
"kleine Bijouterie=Sachen .. 91 herstellte. Das 'Hamburger Blau' in Kugeln, die erfun-
dene 'blaue Waschfarbe' und andere Blaufarben des G.E.Habich hatte bereits im Mai
t Haus G. Sattler (Engelhardt) am Alt-markt, Kassel, in der Vorkriegszeit. L Detail.
StA Kassel, Repro : S. Lotze
Bild-Quelle:
Lotze (1991)
ZHG Bd.96
S.233 ff
Portrait Wilh. Sattler,
Schweinfurt
Repro P. Ultsch. Original im Besitz v.
Anna Ehrenberg
Bildmitte ehemaliges Haus Sattler
am Markt in Münden gegenüber
dem Renaissance-Rathaus (links) .
Umbau im Klassizismus.
Foto : Lotze
~
I\)
43
1808 Philipp Andreas Nemnich 92 aus Harnburg bei einer Beschreibung von Kassel gelobt.
Auch G.A.Lobe rühmte 1837 in seinen "Wanderungen durch Cassel und die Umgebung" die
Einzigartigkeit des 'Pariser Blaus in fester Form' und das neuere 'Bremer Grün'
der "chemischen Fabrik Habichs Söhne", nun am Ende der Königsstraße. Er nennt 100
Beschäftigte (!) und dass die bisherige Bierbrauerei eingestellt sei. Christian
Habich hatte offensichtlich seit 1825 93 in Kassel eine Bier- und Essigfabrik auf-
gebaut und mit seinen qualitativen Verbesserungen der hellen Biere eine neue "Aera
im Brauwesen" der Stadt eingeleitet. Weiterhin stellt Lobe 1837 fest:
"Ihre Concurrenz brachte jedoch das Casseler Brauwesen auf die jetzige hohe Stufe
der Ausbildung, so daß gegenwärtig das Casseler Bier weit und breit verfahren wird,
was ehedem nicht der Fall war".
Später wird Christians Neffe Georg Eduard Habich (1818-1901), zweitgeborener Sohn
der Ehe Habich/Quentin, in Boston/USA in wenigen Jahren ein großes Vermögen mit
der Herstellung von hochwertigem Bier erwerben und als Kasseler Kunstmäzen reüssie-
ren. Ein Teil der von Kirchvogel dem älteren Bruder Georg Evert (1816-63) zuge-
schriebenen Werke über die Bierbrauerei, besonders über dessen Patente in Nordame-
rika (1859), sind heute eher dem jüngeren Georg Eduard gen.Edward zuzuordnen 94 •
Mit seinem Wirken in Kassel werden wir uns noch in einem späteren Kapitel befassen.
Bei seiner Taufe am 2.August 1818 (Ve.) hatte ihm jedenfalls der Schiffsbefrachter
Georg Andreas Kloß, aus dem Brauhaus No. 518 95 in der Speckstraße zu Münden, nahe
der Bremer Schlacht, den "Duft der großen weiten Welt" mit in die Wiege gelegt.
Auch der Freund von Eduard/Edward, Albert Valentin Heinrich (* 1815 Münd.), der
mit ihm 1840 nach Paris ging, führte später als bedeutender Weingroßhändler in der
Unteren Langen Straße 17 (alt Hs.No.21) eine Handelsmänner-Tradition fort. Sein
Großvater war der Leinenhändler J.H.Wüstenfeld~ ein Bruder und Kaufmann Georg Wil-
helm Heinrich (+ 1851, 40 Ja.) vermählte sich bereits 1837 mit Auguste, der Toch-
ter des Schweinfurter Groß-Industriellen Br.Wilhelm Sattler (Schweinfurter Grün!) 9~
Der Sattler-Zweig in Münden war wiederum mit den Weinhändlern und Brüdern Eckhard
eng verwandt. G.W.Heinrich war damit ein Schwager der Schwarzenbergs von der "Mön-
cheberger Gewerkschaft" und des Ockerfabrikanten Carl Carvacchi, der zum Schönfel-
der Kreis um die Kurfürstin Auguste von Hessen (1780-1841)97 gehörte. Dort sammelte
sich eine Zahl von Intellektuellen und bildete eine gewisse Opposition gegen Wil-
helm II. und seine Mätresse. Carvacchi war 1824 wie Wilh.Sattler, Papierfabrikant
Peter Ruhl, Apotheker G.F.Fiedler, General-Major Wilh.Carl von Haynau (leibl.
Bruder d.Kurfürsten) u.a. in der Loge "Zur vollkommenen Eintracht und Freundschaft"
44
tätig. Carvacchis Freund vom Schönfelder Kreis, H~uptmann und Prinzenerzieher Jos.
Ernst von Radewitz (1797-1853) 98 , die leiblichen Brüder Christian und Joh.Martin
Habich sowie deren zukünftige Verwandten/Kaufleute Jacob Vogelrohr sowie Peter
Ruhl (Buntpapierfabrik Ruhl & Sohn), Wilh.Hentze, Minister Georg von Schmerfeld, Rat
P.W.Diede 99 , ein C.J.von Manger sowie Polizey-Secretarius Gg.Jac.Ludwig Windemuth
u.a. arbeiteten hingegen in der Loge "Wilhelm zur Standhaftigkeit" (1814-24), bis
zu ihrer Auflösung, bedingt durch die Drohbriefaffäre. Polizeichef von Manger und
Windemuth gerieten dann selbst in scharfe Verhöre sowie in den Kerker, - der Letzt-
genannte belastete dabei seinen Vorgesetzten ganz erheblich 100 •
Zurück zu den Weinhändlern und Brüdern im Hannöverschen: Hinter dem Haus von Han-
delsmann Heinrich, Münden, Lange Str.l7, liegt mit einem soliden Gewölbekeller
ein seltenes mittelalterliches Steinkammergebäude (1220): dort ließ Handelsmann
Joh.Heinrich Wüstenfeld (1723-96), verheiratet (1775) mit Marie Elisabeth, einer
Tochter des Bäckermeisters Joh.Andreas Lotze, im 18.Jahrhundert eine Inschrift an
der Torüberwölbung der Steinkammer anbringen, weil diese umgebaut wurde. Deren
Tochter Cath.Charlotte w. (1781-1858) vermählte sich 1800 mit Wilhelm Leonhard
Heinrich. Dessen Schwägerin Chne.Charl.Cath.Bolenius (00 1805 Joh.Christian
Wüstenfeld) war ab Oktober 1810 wiederum verschwägert mit dem Leibarzt Aug.Theo-
dor Zadig (* 1767) des Königshauses in westphälischer Zeit101• Dieser ursprünglich
aus Breslau stammende, bereits am 30.Dezember 1803 konvertierte jüdische Dr.med.
Abraham Zadig war in den westphälischen Logen Geselle und wurde 1815 in der Ver-
einigung "Pythagoras zu den drei Strömen"erhoben102• Die Familie Bolenius stellte
für den Leinenexport in Münden lange Zeit die amtlichen Leggemeister und erwarb
umfangreicheren Hausbesitz 103 • Dies mag das soziale und konnubiale Umfeld, in dem
Albert Valentin Heinrich in der einst bedeutenden Handelsstadt groß wurde, um-
reißen.
Eduard Habich, seit 1842 Bruder in der Loge Münden, versuchte sich u.a. auch nach
1845 zu New York mit "billigem Ultramarin", -nach dem von seinem Bruder Georg Ev.
entwickelten Verfahren, scheitert dort bald mit einem Kompagnon George T(h)iemann
aus Veckerhagen und verlor dabei "seine gesamte Barschaft" 104• Erst später gelangen
dort in den USA die überaus erfolgreichen Brauereiunternehmungen des Selfmademans
Edward Habich.
Der in ganz Deutschland bekannte Freund Professor Sylvester Jordan und Chrn.Habich
waren seit den 30er Jahren in Kassel sehr populär. Der Fall Jordan ist allseits
so publik, wie der Küfermeister und "Bürgerkönig" Karl Herhold (1796-1866) im Um-
feld der Residenzstadt. Dass auch Sylvester Jordan ein Freimaurer war, ist in Kas-
45
seler Akten nicht zu belegen - er war außerhalb des hessischen Territoriums beige-
treten. Mit Herbold verband sich in Kassel eine enge Geschäftsbeziehung, denn
er lieferte die Fässer für die Produkte der "Chemiker und Farbenfabrikanten zu
Cassel und Veckerhagen". Es gab offensichtlich aber auch zur o.g. Boten-Familie
Gerth in Veckerhagen konnubiale Verbindungen, wie aus Familienkreisen in Kassel
verlautete 10~ Erst um etwa 1830/40 entstand an der Weser eine werkseigene Küferei,
denn es tauchen in den Kirchenbüchern aus Bann. Münden kommende Böttcher der Fami-
lie Meinhard (ab 1819) und von Gottsbüren im Reinhardswald (ab 1842) Fassmacher-
meister der Sippe Gerland sowie der Familie Hesse auf. Zuletzt stellte dieser
Familienverband Hesse die ("Handschen"-) Küfer Lotze, nachdem um 1866 die einst
lukrative Hüttenköhlerei der Familie Lotze (mit 12 Gesellen!), bei der Privati-
sierung der staatlichen Eisenhütte unter den Preußen, endgültig einging. Nach dem
Niedergang dieses Gewerbes blühte unter dem Schwiegersohn die Landwirtschaft auf,
- bis hin zu einem Ortsbauernführer! Walter Gerland aus der gleichnamigen Küfer-
familie gab 1965 die erste Dorfchronik von Veckerhagen 106 heraus.
Die Habichsehe Küferei erzeugte über Generationen bis nach 1945 die Verpackungs-
behälter für den europaweiten Transport. Über Bremen sicherten sie gleichfalls den
Übersee-Export. Ein eigenes Weserkai erlaubte den direkten Umschlag auf die Weser-
schiffe. Teilweise wurden die Fässer früher auch als Oblast auf Weserflößen trans-
portiert. Die Schlachtebücher im Oberländischen Hafen zu Bremen aus der Zeit der
Habich's Söhne nennen viele Farbladungen der Oberweser-Schiffer107:
Die abnehmenden genannten Bremer Handelshäusern, wie beispielsweise am 5.9.1831
Knoche & Heintzen, die 2 Fass Farbe von den Schiffern Gebr.Albrecht aus Vecker-
hagen geliefert bekamen, G.E.Habich's Söhnen zuzuordnen, ist teilweise nicht
schwierig. Die gesamte Schiffsladung beinhaltete viele Leinen-Rollen oder Bleich-
tuch, allein an 7 Händler ging Gusseisen von 2 bis 352 Stück, bei 258 Pfund bis
zu 6.152 Pfund Einzelgewicht. Dies zeigt Ware, die offensichtlich bei der Eisen-
hütte per "ordre" bestellt war (Lfd.No. 936.59), -aber auch die noch geringe Be-
deutung der Farbegebinde.
Bis 1839 ergibt sich, dass bei den Frachten ab Münden oft Braunstein zugeladen
war, aber auch Ladungen, wie am 26.Sept.l839, "viel Farbe" an allein 28 Kunden.
Schiffer Bisehoff aus Münden hatte jedoch noch Vitriol, Glaubersalz, aber auch
Leinen, Weizen, (Ton-)Pfeiffen, "Schwerdspäne" und Stabholz geladen (Schlachte-
buch P.l75)! 2 Blatt weiter finden wir bereits am 30.Sept. den Schiffer C.Brügge-
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47
mann/Münden mit Farbwaren (für Gravenhorst). Am 7.Aug. hatte L.Meyer von Vecker-
hagen neben 26.529 Bouteillen (!) u.a. wieder Farbe an Bord (P.l55), so auch am
8.Juli 1939 Schiffer Schlüter aus Münden 200 Rumpf Stäbe (Eisen), Tapeten, Glätte
und u.a. Farbwaren (P.l44) oder Schiffer M.Vocke sen. aus Münden entlud am 18.6.,
neben Leinen für Grovermann Rel.108 , Bindernagel & Wille, Gebr. Sehrader usw., wei-
terhin Schmelztiegel (von Großalmerode), Bleiweiß (von Wüstenfeld? 109 ), Leim
und Farbe (P.l37f). Am 6.5.1839 hatte Disseihorst (aus "Carlshaven") neben 7.521
Pfund Schmelztiegeln, 41.349 Pfund Gusseisen, 132 Stck. Vogelbauern, Seidenwaren,
Tüchern, Leinen, Weizen und Gewehren noch "6 Fass Farbe = C a s 1 e r b r a u n"
geladen (P.ll9).- Hier konnten die von Habich's Söhnen neuerschürften Braunkoh-
lenfelder am Gahrenberg erkennbar erste Früchte tragen!
Am 23.4.1839 entlud F.Stucken110 aus Münden, neben Braunstein, Bleiweiß, Lithogra-
phen-Steinen 111 (für J.C.Müller) usw. auch Farbenfässer für Gebr. Sehrader zu Bremen
(P.lll). Am 17.4.1839 fallen bei F.Bischoff aus Münden, neben rd. 24.000 Pfund Guss-
eisen sowie div. Mengen Knochen, einem häufigen Produkt, besonders Droguerie-Waren
auf (P.l09). Einen Tag vorher hatte der Schiffer F.Diederich aus Veckerhagen 15.388
Pfund Gusseisen für W.M.Caesar in Bremen entladen, aber auch Farbe und Leinen
(P.l08). Wenn der Schlachte-Schreiber bei G.Chr.Winkelmann aus Münden am 10.4. "Colur"
im Anschluss an Bleiweiß angibt, sollte es sich wohl auch um Farbgebinde gehandelt
haben (P.lOO). Die "Gebr.Kraf(f)t aus Carlshaven" fuhren am 12.3.1839 wieder u.a.
Knochen, - dann legte aber Conrad Böndel an der oberländischen Schlacht an mit Hafer,
Weizen, Leinen und Farbe (P.96): auf der vorhergehenden Seite finden wir den Schif-
fer "Rolff von Minden" (Münden?) mit div. Eisenwaren, Salpetersäure, Speck und Farbe
einträchtig nebeneinander (P.95).
Noch 1898 konnte mit Knochen, die man bei Ausschachtungen zur Erweiterung der La-
gerräume im schönen alten Burggarten im verfüllten Burggraben fand, gute Erlöse
erzielt werden, da der spanisch-amerikanische Krieg die Preise hochgetrieben hatte.
750 m3 gebrannte Knochen erbrachten, per Kahn nach Melle transportiert, mit 5.246
Mark fast ein Drittel der Baukosten des neuen Lagers, wie Friedrich K.Habich (1865-
1939) festhielt.112
Der Braunstein konnte über Veckerhagen relativ einfach umgeschlagen werden, da er
mit dem Eisenstein als 'Nebenmineral' in den nahen staatlichen Erzgruben zu Hohen-
kirchen anfiel. Ab 1844 sind dort lt. Berggewährschaftsbuch die Braunsteingruben
Hohenkirchen an die "Gewerkschaft Pfeiffer & Schwarzenberg & Comp." verliehen
worden. Nach den alten Berggrundbüchern beim Amtsgericht Hofgeismar und Kassel
(Bl.8) besaßen danach ab 22.Februar 1850 zu gleichen Teilen a 42 2/3 Kuxen
nl. Frau Oberbergrath Schwarzenberg (,) Emilie geb. Sehröder zu Cassel
2. Fabrikant Conrad Heinrich Pfeiffer zu Cassel
3. Die Kinder und Erben des Freiherrn Siegmund Waitz von Eschen ••• "
48
Der Anteil 1 ging 1883 an die "Witwe des Generals Duplessis Louise geb. Schwar-
zenberg zu Parisq(*l0.2.1827 KS/ON) während Roderich Waitz v.E. bereits 1881 den
Anteil 2 erwarb. Dies wird in Verbindung stehen mit der Schließung der Chemischen
Fabrik Ringenkuhl der Gewerken Pfeiffer & Schwarzenberg, an der auch der Neffe der
Emilie und Besitzer des Möncheberger Anlagen Philipp Schwarzenberg 113 beteiligt war.
Vorher gerieten schon die Bankiers Gebr. Pfeiffer 114 1845, als in Spangenberg das Lei-
nenhaus Sehröder "fallierte" und besonders 1878 in der Gründerzeitkrise in Kassel in
den Sog ungünstiger Ereignisse. Folgerichtig finden wir 1884 beim Anteil 1 auch Rit-
tergutsbesitzer Freiherrn Roderich Waitz von Eschen Cassel und seine Schwestern
Freifräulein Anna, weiterhin Therese, Ehefrau des Legationsraths a.D. Otto von der
Malsburg zu Elmarshausen sowie Elisabeth, Ehegattin des Oberst und Regiments Com-
mandeurs Gustav von Möller zu Straßburg i.Els.
Am Hirschberg hatte, als Konkurrent zu Habichs die Ultramarinfabrik am Blaustein
des Si(e)gismund Freiherr Waitz von Eschen von 1855 bis 1903 Waschblau sowie Ultra-
marin aus Alaun und Soda (Natriumcarbonat) hergestellt. Der Alaunton lieferte den
Schwefel für die Synthese des UltramarinsllS. Der Alaun- und Kohlenbergbau auf Jo-
hanniswiese oder Ringenkuhl ging bereits um 1700 auf den damaligen Besitzer Niklas
Wilhelm Göddäus, Kanzler des Landgrafen Karl und den Pächter Engelhard Nolte zurück.
1815 konnten Waitz v.E. und Bergrat Georg Fr.Wolf aus Schmalkaiden das Alaunwerk
erwerben und in guten Betrieb bringen, so dass allein im Jahre 1829 1.300 Zentner
Alaun das Werk gutpreisend verließen. 1840 entstand dort die große "chemische
Schwefelsäure- und Sodafabrik Ringenkuhl" der vorgenannten Gewerken, - mit 300 Be-
schäftigten. Alaun wurde, wegen Preisverfalls, nur noch bis 1849 hergestellt. 1866
lieferte offenbar die Eisenhütte Veckerhagen probeweise für die dortigen Grubenloren
"Hunteräder von Hartguss" 116, was damals eine technologische Herausforderung dar-
stellte. Ab 1880 förderte Johanniswiese nur noch Kohlen und war mit Hirschberg ver-
eint. Der alte Verwaltungsbau diente vor dem ersten Weltkrieg Dr.phil.Friedrich Frei-
herr Waitz von Eschen (1877-1965) gen. "Schloss Ringenkuhl" auch als Wohnung 117 •
Ludwig Mond (1839-1909) aus Kassel, der Mitbegründer der Sodaindustrie, kam aus dem
Werk Ringenkuhl. Sein Sohn Alfred gründete 1926 den britischen Weltkonzern ICI 118 •
Im Schlachtebuch Bremen geht es in der Vorjahressaison weiter, am 29.9.1838 hatte
G.C.Baurmeister aus Münden u.a. Äpfel, Steine, Pfeifen, Farbe und Vitriol geladen
(P.67), wie auch wieder Justus Dietrich von Veckerhagen am 11.9. und 18.6. größere
Mengen Kupfervitiol oder Farbe anlandete (P.46, 8). G.Stucken aus Gieselwerder fuhr
schon im Sommer 1837 Ocker und Steinkalk,wie auch im gleichen Jahr W.Disselhorst
("von Carlshaven") mehrfach Farbe in Bremen entlud (Bd.8, P.86, 77). Seltene La-
dungen Cement (a 25 Tonnen, J.M.Schröder, im Oktober 1839) wiesen auf den Wasser-
zement des genannten Gewerken Ernst Koch in der Kasseler Unterneustadt hin. Auch
sind treffende Angaben wie W a s c h b 1 a u, neben Bier, Liqueur usw. als Fracht
des Conrad Böndel/Münden am 14.5.1838 ein schöner Befund (Bd.8 P.l66)
Dies mag als "auffällige Ladung" binnen einer guten Jahresfrist und unter einer
Vielzahl von Binnenschiffen aus dem Bereich des mittleren Weserraums, die z.B.
viel Weißhohl-Glas oder Fensterglas von Gernsheim oder Obernkirchner Sandstein
aus der damalige hessischen Exklave Rinteln in Bremen antransportierten, genügen.
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49
Im Bergamt und in der Loge "Wilhelm zum Nesselblatt im Orient Rinteln" arbeiteten,
bis zur Schließung aller kurhessischen Logen in 1824, der Bergrath zu Obernkirchen
Carl Frölich (l.Aufseher) und ein Oberinspector zu Obernkirchen von Colson 119 sowie
der dortige Amtsactuar Wilhelm Dunker. Zumindest der Br.Ober=Berg=Inspector Ludwig
Henrich von Colson leitet als Chef noch 1838 das "Gesammt=Bergamt zu Obernkirchen",
wie der Staatskalender des gleichen Jahres meldete. Dieses so genannte, weil "die
mit dem Fürstenthume Schaumburg Lippe gemeinschaftlichen Steinkohlenwerke in der
Grafschaft Schaumburg zu Obernkirchen, Stadthagen u.u." dazugehörten. Im Staatsar-
chiv Bückeburg 120 hat sich ein peinlicher Vorgang zwischen dem Br.Kammer-Director
Spring zu Bückeburg und dem Br.Kammerrat J.C.S. Fulda· (1745-1806) in Kassel überlie-
fert. Dessen Sohn Berginspector Wilhelm Fulda (* 1766), 1799 versetzt von Bergamt
Veckerhagen nach Obernkirchen, war am 12.2.1802, nach Unstimmigkeiten in "seinem Re-
zeß", unter Mitnahme von Kautions-Wertpapieren (Wert: 2000 Taler), nach Harnburg ent-
wichen und offenbar nach Amerika ausgewandert. Über Bremen wäre die Flucht sicher-
lich, wegen der engen hessischen Beziehungen zur Hansestadt, problematischer gewe-
sen. Sein "decontenencierter" Vater hatte jedenfalls den unangenehmen Geschäftsgang
zu regeln 12: Einer der weiteren Söhne im Staatsdienst war der bereits genannte Br.
Carl Eduard Fulda (1786-1858) zu Einbeck, zuletzt Oberfinanzrat.
Danach finden wir im 'Kur-Hessischen Staats- und Adress-Kalender auf das Jahr 1804'
nach "Ob.Berg-Insp.Chrph.Phil.Wittich" mit "Berg-Inspect.Carl Andr.Frölich •••• " und
" - N.v.Colson, b.d.Sülbecker u.Stadthager Werk" Namen der anfangs genannten Frei-
maurer zu Rinteln, denen der Genannte, anscheinend ungewollt eine freie Planstelle
schuf. Ludwig He(i)nrich von Colson stieg bis zum Bergrat auf, C.A. Frö(h)lich
(+ 1828) war von 1804 an der leitende Bergrat. Ein jüngerer Carl Spring (Sohn?)
ist bis 1869 in den Akten als Berginspektor zu finden. Pforts Sohn aus erster Ehe
mit S.L.Rebekka Lippe, der Markscheider Karl Christian P. (* 1831 Veckerh.), ist
in der späten kurhessischen Zeit mit der Vermessung der dortigen Kohlenbergwerke
befasst, wie seine Aufmaß-Pläne nach einer Grubenexplosion belegen 122 •
Auch die Schiffer Gebr.Albrecht schlagen sich in den Archivalien mit Kohlen-Liefe-
rungs-Kontrakten nieder123• Wegen der besseren Verladung der Obernkirchener Steine
("Bremer Stein") und besonders zur Einschiffung der Steinkohle weseraufwärts hatte
man den Umschlagort Kohlenstädt neu angelegt, wie F.Lipproß aus der Sippe des Br.
Handelsm.Joh.Hr.Lipproß und Schaumburger Vertragspartners überlieferte 124 • Von
1799 bis 1814 betrieben diese nachweislich eine Niederlassung für Steinkohlen in
Veckerhagen. Wiederum betrieb die dortige Hütte um 1818 Schmelzversuche mit Eisen-
erz von Luhden aus dem Gebiet zwischen Süntel und Kleinenbremen 1~Der berühmte Prof.
Haussmann hatte auf diese umfangreichen Lagerstätten aufmerksam gemacht, die aber
offenbar zu keinem gutes Roheisen, für den gewünschten Schmiedestahl, führten und
leider keine eigene Schaumburgische Eisenhütte begründen halfen126.
Beste quarzitische Mühlsteine gingen häufig von Münden ab, Steinsalz aus Karlshafen
(Saline?) und eben zumeist Gusseisen aus. der Hütte Veckerhagen, so fuhr Justus Die-
d . h127 . d . . er1c , - es 1st er genannte D1etr1ch von dort, allein 5 x, weiterhin F.Warnecke
2 x und G.Warnecke 1 x im Jahre 1839 die Schlacht hinter der Burg Veckerhagen an.
Diese Familie fuhr die Oberweser bis zuletzt, der Schiffseigner Heinrich Warnecke
mit seinem Motorschiff "Vlotho" war anscheinend auch der letzten Schiffer über-
haupt, der um 1954 für Habich's Söhne Farbe an deren Kaimauer bunkerte. Eine üb-
liche Beiladung für Bremen war damals Wein, von den Großhändlern wie Louis Winkel-
mann in Münden (Destille) exportiert.
Am Kalkstein, etwas weiter nördlich des Dorfes, lag der Umschlagplatz für Schaumbur-
ger Steinkohle, die dann per Achse in Niederhessen als Schmiedekohle abgesetzt wurde,
wie der regionale Chronist Ferdinand Lipproß, der bei den oben genannten Schiffern
50
Ansicht von Hemeln auf die Alte Burg, Fabrikanlagen (links) und
das Barockschloss (Aufnahme ca. 1875. In: 'Festschrift 200 Jahre').
Ansicht von Niedersachsen auf die
Barock-Schloss im Juli 2009 (Foto
Söhne und das
51
'Gebrüdern Albrecht' gelernt hatte, berichtete 128 • Weserabwärts verluden am Kalk-
stein bis in die jüngste Zeit vorrangig die beiden Sägewerke von Veckerhagen, - das
Laubholzsägewerk Carl Gluud sogar mit einer kleinen ölgetriebenen Werksbahn. Als
das "letzte Weserfloß" dort 1992 und noch einmal arn 28.6.2003 für Filmzweck einge-
bunden wurde, fanden sich zahllose Glasscherben unter der Grasnarbe aus merkanti-
listischen Zeiten. Dort "In der Aulange" wurden anscheinend unter Landgraf Karl
oder seinem Sohn König Friedrich I. von Schweden die Erzeugnisse der "Glasfabrik
Veckerhagen" oder älterer Waldglashütten-Meister an Bord gebracht. Sie waren als
konkurrierende Hartholznutzer nach 1666 zunehmend von der fiskalischen Eisenhütte
Veckerhagen verdrängt worden. Die Veckerhäger Gläser, erkennbar arn eingeschliffenen
hessischen Löwen auf der Unterseite, befanden sich in der "Gläßnerschen Sammlung"
des Hirsch-Apothekers Dr.phil.Joh.Gge.Glässner (1842-95), einem Nachfolger G.F
Fiedlers in der Marktgasse 33 im alten Kassel. Auf dem Grundstück der Former Koch
und in der alten Oberförsterei Schmincke 129 (danach Albrecht) erschlossen sich bei-
derseits der historischen Brücke am Mühlenbach ("arn molenfelde") entsprechende
Glasfunde.
Die Schlacht an der Farbenfabrik hingegen ist ein letztes Zeugnis eines großen Ha-
fenprojekts von 1803, als ein Handelsmann Andre Henry Thorbecke 130 aus Zwolle/NL ein
kurfürstliches Konkurrenzunternehmen (zu Münden) startete. Letztlich scheiterten
diese Planungen, wie es von W.Gerland (1965) 131 gut und ausführlich beschrieben
wurde, arn Einspruch der Karlshafener Händler.
Die Holzindustrie ist traditionell sehr stark an den Reinhardswaldhängen der hessi-
schen Oberweser vertreten, daher auch die Grundlage für die Buchen- und Eichenholz
verarbeitenden Küfer an dieser Stelle. Der letzte Küfer-Lehrling bei G.E.Habich
nach dem 2. Weltkrieg gehörte dem Geburtsjahrgang 1947 an. Bis in diese Zeit arbei-
tete im Nachbardorf ein Filialbetrieb der Mündener Fassfabrik Francke & Gedraht,
der seit seiner Gründung in Vaake-Süd von 1910 bis zum ersten Weltkrieg bereits
auf 70 Beschäftigte und ab 1935 auf 150 Mitarbeiter angewachsen war. Die 1962 still-
gelegte Firma sollte ursprünglich in Veckerhagen angesiedelt werden, was offenbar
erfolgreich verhindert wurde132• Auch die Filiale der Kistenfabrik Carl Gluud/Bremen
in Veckerhagen nutzte ab 1925 das reichlich vorhandene Buchenholz der Weserhänge
und die Erfahrungen des Holz-Handwerks vor Ort. Eine neu entwickelte Brikettier-
anlage für Sägespäne und Räucherprodukte lieferte sogar mit Nelken gewürzte Räu-
cherbriketts an das ägyptische Herrscherhaus unter König Faruk. Durch den Eintritt
des Geschäftführers Hans Töller (Münden) blühte nach 1948 das Laubholzsägewerk er-
neut auf und war durch dessen guten Beziehungen arn Deutschen Paletten-Pool, der
Ludwig Emil Grimm: Petition der Kasseler Bürgerschaft unter Führung von Bürgermeister
Carl Sehernburg bei Kurfürst Wilhelm II. von Hessen-Kassel am 15.9.1830 (Steindruck).
Nach dessen Bleistift-Entwurf (1830) wurden 20 Personen gekennzeichnet; die folgenden
Brüder bzw. hier relevanten Männer sind: Escherig (!, 7), Herbold (19), Kersting (20),
Kolbe (11), Korckhaus (17) und Pinhard (16).
U1
N
53
modernen Versand-Technologie, beteiligt 132 • Das benachbarte Nadelholz-Sägewerk,
das nach 1920 Richard Sauerbrey (aus Münden) auf dem "Alten Pfingstanger" errich-
tete, galt zur Zeit von Robert Ley als DAF-Musterbetrieb. Dies "Dampf-Sägewerk
Oberweser Veckerhagen - Weserbergland" bekam sogar die "Goldene Fahne des Führers"
der Deutschen Arbeitsfront verliehen und exportiert heute ebenfalls weltweit.
Die überlieferten, am 15. März 1740 in Kassel, mit einem Riesenfass auf der
zugefrorenen Fulda Beschäftigten, wurden als "Bendergesellen" bezeichnet, wie
auch noch bis zu Jacob und Wilhelrn Grimm im ersten Band ihres Deutschen Wörter-
buchs 1854 der Ausdruck B e n d e r für die "faszbinder, küfer" geläufig blieb.
Übrigens erschienen danach ebenfalls alle weiteren Bände über ca.lOO Jahren in
Leipzig bei S.Hirzel, - dem Verleger wissenschaftlicher Literatur G.H.Salornon
Hirzel, - er war ab 1866 mit dem Bergamts-Assessor in Veckerhagen Julius Heinrich
Des Coudres (1822-1902) 133 verschwägert. von Carl Gerhard Habich (1827-1899, 00
Leipz.l862 M.E.De Liagre)133agab es über den Kollegen Charles De Liagre Querver-
bindungen zu Hirzel. S.Hirzel hatte lt. Einleitung des l.Bandes (S. LXVIII)
selbst den Grimms mit Beiträgen zugearbeitet.
In den ersten Kirchenbüchern in Vaake/Veckerhagen zeigten sich um 1700/1750 die
Bender Himmelrnann, versippt mit den Familien Jacob, Paul, Hüttenköhlern Volland und
ähnlichen sozialen Gruppen. Eine typische Berufskombination in Veckerhagen zeigt
sich beim "Bender, Crärner und Branntweinbrennern Löwe/Leben" um 1725/1743 bei
entsprechenden 'Kopulationen' mit Töchtern der "Wirthe, Crärner, Leinweber" Dru-
bel, aber auch mit den Familien Koch (Müller, Forstläufer, dann Hüttenmeister).
Erst ab etwa 1819 finden wir unter Pfarrer Manns in den Kirchenbüchern Veckerhagen
durchgängig die Berufsbezeichnung Kiefer, um 1840 Küfer 134 •
Die 2.Vertreibung der Firma Habich aus der Salpetersiederei, vor rund 180 Jahren,
hatte für die Fassrnachergilde, Männer wie "Kieferrneister" Eissengarthen und Herbold
in Kassel erhebliche geschäftliche Einbußen gebracht. Über den "eigentlichen Held
des Tages" der Petitionsübergabe berichtet Fr.Müller (1893 2 ) in seinem Werk "Kassel
seit siebzig Jahren" 135 , dass Herbold es doch war,
"der die erfolgreiche Bittschrift veranlaßt und für die sie begleitende äußere
Pression gesorgt hatte. Weil er durch die gewaltsame Unterbrechung des Habich'schen
Fabrikbetriebs, für den er hauptsächlich beschäftigt gewesen, beträchtliche Einbußen
erlitten, so beeilte sich jetzt Jedermann, unter dem vorgegebenen Wunsche, ein
Andenken von ihm zu besitzen, Wassereimer mit dem Datum des 15.Septernber bei ihm
zu bestellen. Als die neue Verfassung erschien, wurden Constitutionseirner vorn
4.Januar 1831 verlangt. Sein Geschäft kam dadurch in einen solchen Flor, daß sich
54
in den Kreisen seiner Zunftgenossen anfing der Neid zu regen. Die Eimer selbst
waren natürlich mehr zur Zierde als zum Gebrauch bestimmt, wie es nachher auch in
mancher Beziehung mit der hessischen Constitution der Fall war, die nur zu oft
ihren Dienst versagte, wenn davon Gebrauch gemacht werden sollte, weil entweder
ihre Freunde das Gefäß überlaufen oder ihre Feinde es austrocknen ließen" ••• "Sein
Bildniß wurde überall angebracht;auf Tabaksetiquetten, Dosen und Pfeifenköpfen
und in den Zimmern prangte er unter Glas und Rahmen. Man glaubte einen Masaniello
an ihm zu haben. "
Müller verglich demnach den 'Bürgerkönig' in einer folgenden Beschreibung seiner
äußeren Erscheinung mit dem neapolitanischen Volksführer aus der Oper "Die Stumme
von Portici" (Auber, 1828)136 , der 1647 als eigentlicher Fischer Tommaso Aniello
(1620-47) einen Volksaufstand gegen die Steuerbedrückung der spanischen Vizekönige
anführte.
Heute betrachtet die Fachdisziplin seine Rolle eher nüchterner 13~
Die Farbenfabrik Habich besaß jedenfalls, folgt man·Walter Gerland (1965) in einer
Aufstellung der Gebäude von 1844, ein "Kifernwerkstattgebäude" und damit eine sepa-
rate Küferei im Gelände der alten Burg. Daneben ist ein Laboratorium, Ultramarin-
Fabrikgebäude und ein Bau für Pariser und Berliner Blau, Karmoisinlack und Neublau,
nebst Trockenstube erwähnt. Weiterhin lag offenbar direkt in der alten Burg par-
terre die weitere Berliner-Blau-Bereitung, "Schreinerwerkstelle und Neublaufabrik.
im oberen Stock". Weitere Gebäude sind aufgezählt für "blausaures Kali und Pott-
aschefabrikation", "zu Hamburger Blau, jetzt Stärkefabrik", und "für Kupfervitriol".
Im alten Torbau wohnte der Werksführer und es gab noch ein Material-Magazin im
Burggelände. Das neue Schloss hatte im linken Flügel "die chemische Essigfabrik,_
der rechte die Trockenstube und Pferdestallungen" zum Inhalt. Für 1843 gab eine
Statistik des alten Landratsamtes Hofgeismar ("Akten 180") 90 Arbeiter an, mit ei-
nem jährlichen Geldumschlag von 90.000 Talern. Demnach waren günstige Zeiten für die
noch nicht stärker mechanisierte Fabrik in Veckerhagen. Die allgemeine Krise spie-
geln für die folgende Zeit die Beschäftigtenzahlen verschiedenster Quellen wider:
1847 36 Arbeiter Statistik Landratsamt
um 1850 ca.20 Arbeiter Kataster Veckerhagen C 1
1852 7 Arbeiter Statistik Landratsamt
1853 20 bis 25 Arbeiter Ortsbeschreibung 1853 Hs.Sababg.Nr.62 H3
Der Historiker Georg Landau gab in seiner Beschreibung des Kurfürstentums Hessen
(Kassel 1867, S.l89) über die Farbenfabrik folgendes bekannt:
"Die chemische Fabrik,. den Gebrüdem Habich gehörig, liefert Salmiak,
blausaures Kali, blauen Vitriol, Glaubersalz, Stiefelwichse etc., sowie an
Farben: bertiner-, pariser-, Neu- und Mineralblau, Plattenindigo, hamburger
W aschbtau, blaue W aschtinktur, bremer-, braunschweiger-, kasseler-, schwein-
furter-, neuwieder-, Krom- und Mineratgrün, grünen Zinnober, grünen Kar-
min, kasseter-, Schied- und Kromgelb, florentiner, wiener und Karmoisin-
Lack, Neuroth, Elfenbein-Schwarz etc."
55
Ein Viertel Jahrhundert vor der Anschaffung einer ersten Dampfmaschine in der Far-
benfabrik genügte noch 1839 die Errichtung einer werkseigenen F a r b e n m ü h 1 e
in Veckerhagen. Das Gefälle des unteren Mühlenbaches an der Weser war im Werksge-
lände augenfällig zu gering, um ein Wasserrad im Überflutungsgebiet des Stromes (!)
verlässlich zu betreiben. Daher verließ man sich nicht mehr auf die gepachtete
Fehrenbergsche Lederwalkmühle in Bettenhausen und errichtete eine eigene Farbenmühle
auf "einem Rottstück im Hämelgrunde an der Landstraße gelegen ••• worinnen der Müller
seine Wohnung hat". Sie lag noch 600 m oberhalb der letzten Mühle des Hüttenschmie-
demeisters Jacob Gerth (1797), in der die Hütte Schleifarbeiten ausführen ließ.
Mehr als 2 km westlich des Farbenwerkes entstand die mühlentechnisch interessante
"Blaue Maus", wie die Farbenmühle im Volksmund immmer genannt wurde, also ein Werk
mit hochmodernem Innenleben. Die Turbinenbauer der Hütte und Maschinenfabrik, vor-
rangig wohl C.A.Henschel1 hatten hier ihre Spuren hinterlassen!
Die Wasserzuleitung erfolgt unterirdisch und frostsicher über eine 140 m lange guss-
eiserne Druckleitung aus dem Hemelbach heraus, die man bis heute in der Erde findet.
Hierdurch erhielt ein großes eisernes und eingehaustes Mühlenrad, über ein Gefälle
von ca.450 cm, wie eine rekonstruierende Vermessung sowie ein Nivellement des Ver-
fasseres ergab, regelmäßig und ganzjährig ungestört sein Aufschlagwasser. Er kann
sich noch daran erinnern, dass sein Großvater und Klebmüller Karl Lotze sen. (1879-
1970) in der Nachkriegszeit in den harten Wintern zum "Ihsen", also 'Eisen', häufig
und rund um die Uhr hinaus musste, um im Radkolk das oberschlächtige Mühlrad von
4 m Durchmesser im Gang zu behalten. - Bis auf ein gusseisernes Kammrad und stähler-
nes Wasserrad hatte sich gegenüber dem ersten "Klobmüller Jost Albrecht" (+ 1709),
im ersten erhaltenen Kirchenbuch Vaake/Veckerhagen, an der witterungsabhängigen
Technik in rund 300 Jahren in dieser (Öl- und) Mahlmühle seitdem nichts grund-
sätzlich verändert.
Wegen dieser Erfahrungen waren ab etwa 1848 auch die Turbinen der Hütte, wie im
neuerrichteten Uhrenturmgebäude, grundsätzlich eingehaust. Dort trat das große
Kesselhaus mit separatem Dampf-Maschinenhaus138 , wie man an den Baufugen unschwer
ablesen kann, erst später hinzu. Bei Kesselexplosionen wäre die wertvolle Dampfma-
schine im besonderen Raum, mit direktem Zugang von der Werkhalle und ihren Trans-
missionen, unbeschädigt geblieben. Der Maschinenraum hat noch heute, mit seinem
eisernen Kämpfer-Gesims unter dem Gewölbe und seinem historisierenden Maßwerk in den
dicken Sandsteingewänden, etwa die Anmutung eines Sakralbaues! Hier haben die Mei-
ster des Steinschnitts an der Kasseler Akademie späte Spuren hinterlassen, die Br.
Chaussee nach Kassel, Eichen-Allee des Wilhelrn I. und Farbenmühle von 1839.
Gerland (1965) Foto-Tafel XXII.
Br. Hütteinspektor J.Conrad Pfort: Die Eisenhüttebey Veckerhagen 1862. Aquarell.
Federzeichnung der Städtischen Kunstsammlungen Hofgeisrnar: publiz. Lotze (1985),
Titelbild. -Weitere frühere Bauphasen als 4 Aquarelle im Privatbesitz (Habich).
Brorneis, Jussow und andere Hofbaumeister wirkten jedenfalls in der ersten Jahrhun-
derthälfte bei allen dortigen Bauten lebhaft rnit 13: Auch die Zeichnungen, die sich
von einem 'Wasseralfinger Apparat' 140 erhalten haben, zeigen wie Kessel- und Prozess-
wärme in der Eisenhütte bereits zur Luftvorwärmung am Hochofen und in der Maschi-
nenfabrik über effektive Wärmetauscher (unter Br.Pfort) verwendet wurde. 141 •
Ein Gegenstück jenerer von C.A.Henschel mit C.Pfort entwickelten Hauptturbine lief
übrigens zuverlässig von etwa 1860 bis in die 1930er Jahre in der Hernelrnühle, wie
der Mühlenbauer und Müllermeister Hermann Lampe (* 1921) bestätigte142 • Diese seit
über 200 Jahren im Familienbesitz befindliche Mahlmühle betrieb um die Mitte des
18.Jahrhunderts die Familie Eckhard(t) 143 , die auf 'Braunschweigischer Seite der
Weser' mit Gläsnern in der "Glaße Hütte bey Buschfelde" eng verwoben war. Dies läs-
st sich an Kirchenbucheinträgen zur Familie des Sirnon Jacob Eckhard (um 1742/1744)
über die Taufpaten und Schwäger Noll mühelos belegen. Der Klostermüller Joh.Moritz
Westphal von Bursfelde trat am 5.3.1787 in Veckerhagen hingegen als Mühleneigner
auf, als er dem Müller Christoph Ludwig Lampe "aus dem Hildesheirnischen" bzw. von
Dassel die gesamte Anlage veräußerte1M •
Im ersten Salbuch (1551) der Neuzeit waren bereits 3 Mühlen in Veckerhagen zu fin-
den, dann 1587 (Salbuch Amt Sababurg) traten zwei weitere 'in der Hernel' auf den
Plan: Caspar Nückel (Oberste Mühle) und eine Lohmühle des Magnus Rudolff. Die Lohger-
berei hatte später eine große wirtschaftliche Bedeutung für die gesamte Stadtent-
wicklung von Eschwege, und alle ihre "Mühlen uffrn Roste" 145, also in der Heimat der
Sippe Eckhardt/ Eccard zu Münden. Als Glashüttenbesitzer am Solling wurde ein Zweig
der vorgenannten Sippe sogar geadelt146•
Der besondere Vorteil für die Mühlen bei Veckerhagen war das mächtige Gefälle im
Kerbtal zur Weser, allerdings bei etwas geringem Wasseranfall im Sommer 147 • Dies
stellte für die Turbinentechnik der Hütte eine besondere Herausforderung dar, die
1833 mit einem von Pfort publizierten, ausgereiften Wassersäulengebläse und den
folgenden Henschel-Turbinen besonderer Bauart1~, in die Technikgeschichte einging!
Der Farbmüller Heinrich Bartheld (1830-1912) stellte im Hernelgrunde, an der kur-
fürstlichen Eichenallee und Chaussee nach Kassel, wie H.Lampe in der Nachbarmühle
überliefert, bis zum Tode seiner Frau Sophie Else geb.Bartel (1828-1908) feinstes
Kasseler Braun, Ocker und die bekannten mineralischen Blaufarben her. Seine Frau
stammte übrigens vorn Beberbecker Marställer, also Gestütsleiter Justus Hr.Barthel
und der Margarethe Elisabeth Langhans (1784-1826 ?) ab, die wiederum aus der Saage-
Mühle bei Beberbeck kam. Der Farbenmüller Heinrich Bartheld war gleichzeitig auch
58
der "Postillion und Bote zur Zweigfabrik in Kassel" 149• Diese Familie Bartheld geht
auf den Kuhhirten Johannes Bartheld (vor 1800) zurück und verbindet sich später mit
den Familien Koch und Hentze (Kaufmann 'Aug.Hentze-Lotze'150 ) und so mit den Formern
Lotze/Peter 15~ Ein Vetter des Farbmüllers war nach 1866 der Postillion Wilhelrn Bar-
theld und ein Enkel Joh.Georg Bartheld (1893-1963, 00 Therese Aug.Louise Hentze)
war LOSekretär bei der LVA in Kassel. Er hinterließ eine Sammung brillianter Fotos
151
vorn alten Veckerhagen •
Paul Kirchvogel 152 hat das erhaltene "Correspondenzbuch zwischen Cassel und Vecker-
hagen" von 1854/55 auswerten können, das der "Fuhrmann Barthel"(!) von Johann Mar-
tin Habich in der Geschäftsleitung und im Lager arn 'Holländischen Thor' zum Sohn
Christian (1829-1908) in der Fabrikationsstelle an der Weser wöchentlich mitnahm.
Es war also ein Post- oder Briefersatz für interne Mitteilungen. Bruder Carl153 (Ger-
hard) Habich (1827-99) vertrat die Firma als Reisender, wie auch alle drei Genann-
ten im 'Handels-Register Stadtgericht Cassel, Nr.230' (Eintrag 20.2.1866) als Fabri-
kanten festgehalten sind. Barthel(d)s Ladung am 7.Nov.l854 beinhaltete u.a.7 Fässer
Farbe und ein Topf 'Schwarz en ~te in Teigform'. Die Farben dieser Zeit waren
"Carrnoisinlack L, Grüner Zinnober, Mahagonibraun 2, Neugelb hell und Chromgelb M"
in Fassgrößen von 64 bis zu 580 Pfund. Das "Krorngelb" (bei Landau 1867) war eine
Farbe, die bis nach dem 2.Weltkrieg Bedeutung behielt und das alte 'Post-Gelb' dar-
stellte. 1935 entwickelte die Fa.Habich ein Verfahren 154 , das Dr.Gerhard Habich
(1900-59) zusammen mit dem Betriebs-Chemiker und Bruder der Mündener Loge Dr.phil.
Karl Brimmer (* 1868) erarbeitet hatte, das die Kosten um ein Drittel senken half.
Dieser war vormals Leiter ein Saccharinfabrik und in den Niederlanden Teilhaber
einer Firma Bernh.Dütting in Helrnond/NL sowie bis 1933 in der namhaften Loge "de
Edelrnoedigkeit ins Hertogenbosch" 155 • In der Freimaurerloge Münden tauchten 100 Ja-
hre vor Dr.K.Brimmer um die Jahrhundertmitte zunehmend Hessen als neue Mitglieder
auf, besonders als man in Kassel mit einer Weiterführung der Maurerei, nach einem
kurzen Zwischenspiel um 1848/50, nicht mehr rechnen konnte. So traten viele namhaf-
te Fabrikanten, Handelsleute und Vertreter des Mittelstandes bei. Auffällig wenige
Handwerksmeister findet man in den Listen der Loge in Münden, wenn man einmal vorn
Orgelbauer Euler zu Gottsbüren einmal absehen will. Deshalb ist es auffällig, dass
1853 ein Müller Johann Bernhard Koch (* 23.Juli 1823 Ve.) aus dem Marktflecken
Veckerhagen zu den Freimaurern der Drei-Flüsse-Stadt stößt! Seine Mühle, in die er
als Zimmermann mit seiner Braut Dorothea Hofmann eingeheiratet hatte, ist zwar die
Klopp-Mühle unterhalb der Eisenhütte, aber ohne weiteres sollte dieser 'Dorf-Müller'
59
noch lange nicht in eine gerade mit Handelsleuten und Fabrikanten aus Kassel reich
gesegnete Vereinigung passen!? Doch weit gefehlt, kein Geringerer als sein Mitbür-
ger "Herr Habich" von Veckerhagen bürgt bei seiner Aufnahme zu Johanni 1853!
Sehen wir genauer hin: Müller beherrschten die Technik, die noch immer Grundlage
der Mechanisierung der Herstellprozesse war. Bernhard Koch stammte darüber hinaus
von dominierenden Hüttenmeisterfamilien ab, die wir im Staatsarchiv Marburg über
Generationen verfolgen können 156 • Schon seine Mutter war eine Müllerstochter Anna
Gertrud Hofmann (*1776), verheiratet mit Hüttenmeister Joh.Christian Koch (+1831,
53 Ja.). Seit Meister Bartheld Koch (1719-80) beherrschten diese Montanmänner das
Geschehen vor den Hochöfen der landgräflichen Gießerei! Großvater Johannes Koch war
mit der Familie des Handelsmannes Scheele verschwägert. Jenes Hüttenmeisters Kinder
zeigen um 1780/90 Taufpaten wie Förmermeister Goebel (aus Waldeck) oder den Müller
Ritter aus Eberschütz an der Diemel 157 • Den ' Maurermeister B.Koch' aus Veckerhagen
entdeckte unlängst der Lehrer Klaus Schütz an der Rückseite des Schlusssteines,
vorn mit 1819 datiert, am Rundbogen seines 'Wiegehauses' im Bereich des ehemaligen
Eisenhammers Lippoldsberg. Des Maurermeisters Mutter war wiederum eine Cath.Elisab.
geb.Bode(ns) aus Veckerhagen. Die Kochs stellten weiterhin vor 1800 Forstläufer,
bereits 1570 den Greben Thilo Koch und andere "niedere Bediente" der Landgrafen.
Um 1750 hatte bereits die Mühle 'oben am Dorff' ein David Koch im Besitz. Aber be-
trachten wir die Profession des Bernhard Koch einmal näher, - denn er war Zimmer-
mann und zur Zeit der hölzernen Technik der Mühlen offenbar auch Mühlenbauer, was
Umbaumaßnahmen in der Klappmühle mit seinem Zeichen belegen. Die stattliche spät-
klassizistische Treppe in der Mühle zeugt bis heute von seinem Können. Bereits
um die Zeit seiner frühen Kindheit war der östliche Ölschlaggang am Mühlenkolk
klassizistisch umgebaut worden, wie der beschädigte Schluss-Stein mit der Zahl
1823 (1828?) beweist. Damals war das Schlackenpochen der Eisenhütte in diese Hof-
mann-Mühle ausgelagert worden, weil,nach einem Gutachten von 1816 des Baurats C.A.
Henschel 'in den Sooden: der 'Holtzmüller Jeppe' im Gelände der prosperierenden
Eisenhütte sein Gefälle I die Wassermühle, trotz eines wohl fairen Preises, nicht
verkaufen wollte. Erst 1836 gelang es dem Hüttenispektor C. Pfort , dem Müller Va-
lentin Ludwig Jeppe (1779-1856) die Anlage für 4 .800 Rtlr. abzukaufen. C.A.Hen-
schel hatte vormals nur knapp die Hälfte der Summe für diese ehemals 'Brüggemann-
sche Mühle' taxiert!
Der Müller Jeppe war übrigens mit dem Hof-Röhrengießer Ph.Abraham Steinhöfer (1739-
1796) in Kassel, dem Bruder des "Wilhelmshöher Wassergottes Steinhöfer", recht eng
Keramik-Wahlurne der Bürgermeister und
Fabrikanten Peter (2.H.l9.Jh., 22,8 x
20,3 cm, Nr.572). Ein Zeugnis der kur-
hessischen kommunalen Selbstverwaltung.
Teller von 1848 der Töpferei Peter
/ Veckerhagen (Nr.551 Leinweber, 1982).
"Ach wie lieblich und wie fein
ists wen Brüder einig sein 1848".
0')
0
'61
verwandt 15~ Dessen Frau Sophie Margarethe Jeppe (1740-1811) war die Tante des Mül-
lers Jeppe in Veckerhagen. Ihr Bruder, der Ökonom Georg Friedrich Jeppe (1745-1817),
war dessen Vater, verheiratet mit A.Martha (1748-1817), einer Tochter des Immenhäuser
Rektors Endemann. Der Großvater des Müllers in der 'Holtzmühle zu Veckerhagen' ist
demnach der 'Herrschaftliche Konduktor zu Burguffeln Christoph Jepp'(e) (1695-1768).
Dessen Frau, eine Magdalena Schreiber (1700-1789), stammte aus Grebenstein. Ein er-
ster 'Steinhoffer' projektierte und kalkulierte 1775 für die Eisenhüttenleute deren
'Kesselborn-Leitung', direkt oberhalb der alten Holzmühle, um das Brauen des 'Hüt-
tentrunks' sicherzustellen15~ Der ehemals in der dortigen Schmiede befindliche
'zaitenstock' ist bis heute als 'Kesselborn' mit einem vorzüglichen kalkfreien Was-
ser in Form einer Brunnenfassung in der denkmalgeschützten Gesamtanlage zugäng-
lich.
Auch der berühmte Bürgermeister und Töpfereibesitzer Adolf Peter (1849-1944), unter
dem in seiner langen Amtszeit von 1879 bis 1918 die Hute- und Holzgerechtsamen abge-
löst wurden, die Verkoppelung in der Gemarkung Veckerhagen erfolgte, die zentrale
Wasserversorgung im Dorf eingerichtet wurde, war ebenfalls mit einer Jeppe verhei-
ratet. Seine Frau Elise Marie (1857-1930) stammte von der Seitenlinie eines Cousins
des Holzmüllers Valentin Jeppe ab, die unter Joh.Heinrich Jeppe (1792-1854) die
Domäne Beberbeck gepachtet hatte. und dann den eigenen Hof Butzbach bei Grebenstein
bewirtschaftete. Über seinen Schwiegervater Joh.Christoph Jeppe war Peter auch mit
dem namhaften Forstmeister Heinr.Pauli (1846-1907) in Veckerhagen im Konnubium und
somit über dessen Schwiegermutter Maria Helene, Schwester des Konduktors J.H.Jeppe,
Frau des Oberförster Heinrich Grebe (1814-85) zu Gottsbüren verwandt. Bereits der
Vater Anton Peter (1822-1910) betrieb eine mit Habichs konkurrierende Dampf-Ziegelei
"auff dem alten Totenhof am Anger" in Veckerhagen160 .. Der Geheime Kommerzienrat war
ebenfalls ab 1871 Bürgermeister, lange im Kreisausschuss und richtete 1876 im Öko-
nomiegebäude des erworbenen Hofes des Andreas Albrecht (1784-1858) am Steinweg eine
mehrstöckige Volksschule ein. Diese Familie Peter geht über den Gast- und Schankwirt
Johannes Peter (+ 1869), auch Former und verheiratet mit Cath.Marie Lipproß (1792-
1868)161 , auf den Großvater Johannes Peter, 'Förmermeister auf der Rommershäuser
Hütte' zurück, wo Joh.Peter jun. zu Sattenhausen geboren war. Auch ein Amts- und
Hüttenbote Caspar Peter (+ 1779 ve.) weist auf Battenberg und Hüttenleute, die für
das Hospital/Kloster Haina (dortiges Salbuch 1800 162 ) zinsten und die Herkunft
dieser Sippe in der dortigen ev.lutherischen und reformierten Gemengelage 163 hin.
Auch die Querverbindung zu den Fischmeistern Peter am Eichwald in Bettenhausen wur-
de nicht untersucht.
Adolf Peter war unter Leitung des Landrates Beckmann Mitglied einer Kommission des
Kreisausschusses, die am 3.Juni 1895 dem Altkanzler von Bismarck in Friedrichsruh
den Ehrenbrief des Kreises Hofgeismar überreichte. Peter bedauerte zeitlebens, dass
ihm lediglich ein Amtsjahr gefehlt hat, da ansonsten, beim Fortbestehen des Kai-
serreiches, zum 40.Dienstjubiläum bei Wilhelm II. ein Empfang anstand oder zumin-
dest eine Ehrung für das lange Ehrenamt seitens des vom Bürgermeister verehrten Mo-
narchen zu erwarten gewesen wäre.
Im Haus des Töpfereibesitzers Adolf Peter eröffnete auch 1888/89 die älteste Zweig-
stelle der Kreissparkasse Hofgeismar (1869 gegr.). Der Bürgermeister war offenbar
nach Schmidt-Hosse (1979)1~in Personalunion auch der Leiter der Geld-Annahmestelle.
Geh.Kommissionsrat Anten Peter (1822-1910)
Foto: Atelier Alwin Wilke Münden
62
Töpfereibesitzer Adolf Peter (1849-1944), Filial-
Leiter der Kreissparkasse (seit 1888/89),
Bürgermeister in Veckerhagen (von 1879 bis 1918)
Gewidmetes Foto des Altkanzlers von Bismarck vom
3. Juni 1895 (Privatbesitz Peter & Schmitz)
63
G.E.Habich's Söhne arbeiteten in den letzten 100 Jahren verstärkt eher mit der
Raiffeisenbank, dem 1896 gegründeten "Veckerhäger Darlehenskassen-Verein" zusammen.
Bei den Gründungs-Genossen fielen die altbekannten Familien Gerth 165 , Posthalter
Heise, Paul, Lipproß, Färber-Schoppe, Zigarrenfabr.-Werkm.Hentze, dann u.a. Haupt-
lehrer Orf 166 , auch Sanitätsrat Dr.Hermann Weber 167 und Forstmeister Pauli als füh-
rende "Raiffeisenmänner der ersten Stunde" ins Auge 168 • Bis um 1971 konnte man
Prokuristen von G.E.Habich's Söhnen auch als Vorsitzende des Vorstandes der fusio-
nierten ~iffeisenbank Reinhardehagen wiederfinden.
Nach dem Erwerb der Holzmühle konnte die Hütte in den späten 1840er Jahren großzü-
gig erweitert und eine hochmoderne eigene Schlackenpoche im nördlichen Betriebsge-
lände eingerichtet werden. Diese voll in eiserner Technik ausgeführte "Schlacken-
Booke11 steckt noch heute als Bodendenkmal im mittlerweilen Habichsehen Besitz 169 •
Sie ist ein Zeugnis der von Henschel erfundenen Freistrahl-Turbinen-Technik 170 in
einem verfüllten aber überaus solide ausgeführten Sandstein-Schacht und somit (in
situ!) _ein Denkmal der Technik~ und Kulturgeschichte von nationalem Rang! Henschels
andere Turbinenart mit·senkrechtem Laufrad in einem luftdichten Saugrohr, die ab
1841 in einer 'Steinschleiferei zu Holzminden' bis 1880 lief, ist heute im Deut-
schen Museum in München zu besichtigen. Das System war seiner Zeit vom Franzosen
N.-J. Jenval ausspioniert 'Und 1843 in Frankreich. unter seinem Namen patentiert
worden. Dieser französische Ingenieur hatte hier, anlässlich einer Forschungsreise
mit dem elsässischen Turbinenfabrikanten Andre Köchlin aus Mühlhausen, Henschels
11 Verbesserte axiale Überdruck-Wasserturbine mit Saugrohr11 ausführlich studiert.
So wurde Henschels das Patent erst einmal versagt, - das System ging später als
Henschel-Jonval-Turbine in die Technikgeschichte ein 171 •
Die Umstellungen jener Zeit und Technologie vor Ort erlaubte es damals in der Far-
benmühle, quasi eine abgewandelte Technik mit Walzenstühlen und Kollergängen der
11 Englisch-Müller11 , wie mart damals sagte, anzuwenden. Ein Mühlenbauer· und benach-
barter Müller wie B.Koch hatte mit den Brüdern Habich beim Wasserrecht, der War-
tung des Hemel- oder Mühlenbaches usw.häufige Kontakte und so erklärt sich der
Bürge und dessen Protektion bei den Freimaurern in Münden!
- Ob es ggf.Christian, weniger der Reisende Carl Gerh.Habich von Veckerhagen oder
sehr wahrscheinlich deren Vetter, der Technikschriftsteller Georg Evert Habich war,
bleibt vorerst unklar und ist hierbei ziemlich unerheblich. Alle drei Söhne der
zweiten Generation arbeiteten schon in Kassel I Münden als Freimaurer. Der weitere
Bruder Ferdinand Christoph (1831-1911) wanderte zu dieser Zeit vermutlich bereits
64
Bestandspläne der Eisenhütte Veckerhagen
beim Verkauf an Jacob Goldmann in Berlin
Schlackenpoche (Mai 1872, Privatbes.)
65
nach 'Santa Clara in Californien' aus, jedenfalls kam dieser um den Jahresbeginn
1859 zur Eheschließung mit Johanne Elise Justine, der Tochter des Fabrikanten und
Br.Friedrich Engelhardt aus den USA zurück17~ Alle drei ältesten Söhne des Br.Joh.
Martin Habich waren bereits 1850 eingetreten 17~ Die beiden Schwäger und Färber/
Tuchdrucker Engelhardt sind ab März 1861 gleichfalls rege Freimaurer in Münden,
wiederum versippt mit den Familien des Br.Eissengarthen und Br.Kolbe. Ein Angehö-
riger oder Nachkomme der Pulvermüller und des o.g. Br.Ernst Koch 174 heiratete 1866
Johanne Elis.Marie Aug.Evertine Habich (*2.7.1840 KS/L), die älteste Schwester der
drei genannten Brüder. Kaufmann Ernst Fr.Jacob Koch hat also jene Habich/~encke
Tochter geheiraten, deren Patentante am 26.7.1840 Johanna Elisabeth geb.Mencke zu
Bremen, Frau des bekannten Baumeisters/Freimaurers J.Ephraim Polzin war. Wir lern-
ten diesen bereits 1837 kennen, als Paten bei der Taufe des 7. Sohnes Jac.Ephraim
Gge.Aug.Habich. Auch 1845, bei der gleichen christlichen Zeremonie für M.A.Laura
Habich, ab 1870 verehelichte Wipplinger, hatte als Patin eine "~lie Henriette
Louise geb.Schu(h)wirttf175 , Frau des "Tabackfabrikanten Bau(e)rmeister" (am 9.4.),
das Freimaurerische und das Montane mit in die Wiege gelegt: Die Brr.Baurmeister
kennt man als frühere Fr~imaurer ab 1793 in Rinteln sowie zur gleichen Zeit in Göt-
tingen und nach 1821 in Münden, die Schuwichts (Variante 'Schuweiß'!) wiederum
auch als Braunkohlen-Gewerken am Habichtswald. Sie war eine Suchier-Verwandte und
176
1805 als Tochter des Bäckermeisters und Fabrikanten (Zwiebackfabrik ? ) Conrad
Schuwicht und der Wilh.Conradine Berger in Karlshafen zur Welt gekommen. Am älte-
sten privaten Kohlenbergwerk trat 1815 ('Habichtsspiel'),- so gibt es jedenfalls
der letzte Geschäftsfüher der Hess.Braunkohlenwerke (HBZ) und Fach-chronist Dipl.
Berg-Ing. Wilhelm Steckhan (1988)177an, bei Wehlheiden ein "Schuwirthsches Kohlen-
.bergwerk" auf 17~ Ein Oberlandmesser gleichen Namens ist für 1835 ebenfalls genan-
nt. Ein Werksgebäude aus dem Zechenbetrieb jener Gewerken existiert an jener Stel-
le bis heute. In Karlshafener Kirchenbüchern lässt sich die engere Verwandtschaft
nicht sicher abgrenzen, andererseits zeigt sich aber eine Affinität der Sippe, wie
bei dem verschwägerten Br.Habich seit der Zeit in Celle, zu den Braunkohlenfeldern
und allgemein zur Mineralogie.
Unter den frühen Reformierten in Münden, die nach 1700 in der Regel nach Hessen-
Kassel bzw. auf Bremer Kaufmannskinder verweisen 17~ ist um 1742 eine aus Witzen-
hausen stammende Seilermeister/Schiffer-Familie Vielmer zu finden, verheiratet mit
A.Juliane, Tochter des Schreinermeisters Joh.Daniel Schuwirth. Als Witwe "Schu-
wert"(!) des Joh.Wilh.Vielmer heiratet sie 1757 in Veckerhagen "in der Stille" ei-
nen Joh.Heinrich Reinhard ("Zollerheber u. Medicinia Practicq."), der bereits am
NR~ 99 HO
66 . .
. MITTW_OCH, 29. APRIL 1.998 1-2
· Hess.Nieders.Allgerneine/ Ausg.Hofgeisrnar
ORTSRUNDGANG _
Schnaps beruhigte Demonstranten
REINHARDSHAGEN • Ausge-. ·
zeichnet iil ·die Zielsetzung des ·
Eeomusetnns -Reinhardswald - ·
Natur, 'Arbeit.~_paßte der.histo..,
rische Ortsrundgang in Vecker-::-
1:agen, zu dem Siegfried Latze.
etwa 50 Personen · begrüßen
konnte; Nach einer Vorstel.lung.
der spätbarocken Dorfkirche
dlitrch Thomas Eride ging es am
Kirchplatzzum ä1testen Schul- -
gebäude des Ortes, in dem -
kaum jemand weiß es noch -
päter eine · Zigarr~nfabrik . un-
. iergebracht . w~r. In dieser
Schille wirktEm um 1848 demo-
kratisch gesinrite Lehrer, · die -
von der Obrigkeit hierher straf..:. ·
. versetzt waren. . . . . . . . ..
In · der. Nähe ' der B-80 erläu..:
terte Lotze .die frühere Situati-
. on :am Steinweg und brachte · ·
mit · Bildern die Situation der .
vor 30Jahren·· beini Bau der .
. B~desstraße · abgerissenen
letzten Veckerhäger Schule . in
· Eri~eru:llg. _Dann ww-de es hi-
storisch-politisch. Vom Balkon
- des;Brauha~seshi.elt Ldtze; wie
im · April !1848 ·der . jüdische
Rechtsanwalt Gersan Alsberg,
eine "aufrührerische"·. Rede, ~e
von Jubelrufen der Zuhörer be-
gleitet · w:lirde. Irgend jemand ·
· . schwenkte eine schwarzrotgol-
. dene Fahne. Die Teilnehmer des
· Rundgangs schlüpften =• in : die
Rollen der damaligen Hand wer- ·
·Ei~e "'aufrührirische Rede ~', . wieim April1848 der jüdische Rechtsanwd_lt Gerson Alsberg, hielt
Siegfried· Lot~e ·beim historischen Ortsruridgang. · · · · . '(Foto: zre)
ker, Frauen und Deputierte:r;t damals der Inbegriff der kur- entlang des Rücln'Vegs· zum.!
der Nachba!'dörfer. ·. . . · fürstlichen · . Obrigkeit. Dort Kirchplatz boten Einblicke in
Danach . zog · die · ·"außeror- konnte mit Schnaps aus den Be- die gut belegte Gesc~chte des
de:r1tliche Volksversammlung" ständen des Forstamtes der Un,.. . Dorfes. Die historische Volks-
vor das Schloß der früheren Li... . timt ·der "Demonstranten" be- jagd im Reirihardswald aus dein ·
beralen ··und- Freiheitsk.ämpfer ruhigt werden. · · ·Jahr . 1948 wurde allerdings
Habich und .zur Oberförsterei, · Mehrere historische Gebäude nicht wiederholt. . (zre)
~cclbxenlilCOJn
a uif dcemn
L~ncdl
Skizze: Siegtried Latze, 1998.
67
6.Julius 1759 dort stirbt. Die Mündener Bader und Chirurgen hatten seit der Grün-
dung der Eisenhütte (1666) die Verletzten 'im Zuge der Amtshilfe' versorgt 18~ In
der stolzen Reihe der Bader und Chirurgen in Veckerhagen folgen Friedrich Kaufmann
(+ 1794) und 1807 bis 1831 Chirurgus/Feldscher Christoph Hoppe mit konnubialen
Verbindungen nach Münden. Aus alter Veckerhäger Familie ist ab 1759 ein 'med.prac-
ticus Joh.Bastian Heisterhagen' (1740-1826) bei der Eheschließung mit Marie Elisa-
beth Reinhard im Kirchenbuch zu finden 18: Ab 1826 treten als 'Amtsphysikus' die
Drs. Wilh.Stieglitz, G.H.G.Gundlach, C.Th.Chr.Hildebrand(t) und ab 1841 Georg Her-
mann Möller in den Kirchenbücher und Akten auf 182 •
Den letzgenannten gerg- und Wundarzt findet man bis 1862 in den Staatshandbüchern
und als Habich-Freund mit den BergR Schwarzenberg, Bg.Insp.Strippelmann, C.Pfort,
Koch-Grünenplan, Prof.Bunsen und Philippi, den Apothekern Fiedler, Wild, Glaesner,
Dr.med.Grandidier, OMedR Mangold aber auch mit Kaufmann Fehrenberg in Kassel als
'würdigstes Mitglied' (1860) im Naturkundeverein. Möller war zuständig als 'Conser-
vator der zootomisehen Sammlung' im Kreis der bekannten erlauchten Geister.
'Habich, Alsberg und andere Gelichte' - Vom Bart der Demokraten zum Kränzchen
Die Not der Landbevölkerung spitzte sich nach 1840 zu, wie Schulprotokolle in Vaake
belegen, wo sich etwa ein Fünftel der Kinder laut Pfarrer Ritter "bettelnd herum-
trieb"! Gerland (1965)183 überliefert, dass 'demokratische Hähne' auch dem Lehrer
Spangenberg in Veckerhagen den Kopf verdreht hatten, er habe "den Einflüsterungen
eines Habich, Alsberg und dergl. Gelichte ein offenes Ohr" geliehen, wie er am
?.Mai 1850 dem Metropolitan als Oberschulaufsicht schrieb. Anlass war das Verprü-
geln eines· sehr unflätigen Sohnes des Weißbindermeisters Meier 1M. Letztlich wurde
der renitente Lehrer, der dem 'Pfarrer keinen Gehorsam bewies', nach Vaake strafver-
Iss
setzt. Ein Prokurist der Farbenfabrik Willy Gerth (1959) überlieferte eine 'Volks-
jagd' am Tag vor Gründonnerstag (19.4.1848) im '·Leibgehege Reinhardswald', ~ eben-
falls von "einem prominenten Demokraten" vom Brauhaus-Fenster ausgerufen. Die·Ein-
quartierung von zwei Kompanien Straf-Bayern, die der Kurfürst im Januar 1851 in 'sei-
nem' besonders undankbaren Dorf vornehmen ließ, war mit 320 Mann und 8 Offizieren
sehr hart. Der bei A.Deiß (1965) als 'Advokat Gerson Hesberg' (ab 1844) gelesene
Amtsanwalt entschlüsselt sich als der jüdische Jurist Gerson Alsberg 185a (1811-72),
verheiratet mit Elise geb.Itzig (*1816); zwei in Veckerhagen geborene Söhne sind
später als Kaufleute in Kassel zu finden. Neben den genannten 'Gelichten' litt
auch der Wirt Stremme185bunter der Ungnade des Kurfürsten: sein Brauhaus wurde konfis-
j
68
ziert. Vermutlich handelt es sich bei dem 'demokratische Hahn' um den Br.Georg
Evert Habich (1816-63).
Recht konkret tritt im August 1854 unter den Vettern Habich der Technikschrift-
steller Georg Evert, Sohn des August Heinrich Habich, als "bekannter Wortführer der
Democratie" bei einer Bahnfahrt nach Frankfurt/M. hervor. Er wurde von der kurhes-
sischen Polizeidirektion Kassel observiert. Mit ihm waren offenbar, außer seiner
Frau, im gleichen Coupee zwei "fremde unbekannte Herren, die den Bärten nach zu
urtheilen, der Dem6cratie angehören müssen"! Dies meldete am 4.8.1854 ein Herr
Müller aus Marburg dem "Hochwohlgeborene Herrn Landrath Scheffer zu Hofgeismar"
als beachtliche Erkenntnis. Der Gleiche zeigte am 16.8.1854 beim Landrat Scheffer
weiterhin an 186 :
Fabrikant Georg .Evert Habich aus Veckerhagen ist am 14. ds. Mts. mit der Eisenbahn
von Frankfurt wieder: hier durchpassiert und hat sein Absteige- und Nachtquartier bei
dem Bahnhofsvorstand Kersting in Kirchhain genommen, was ich Ihnen hiermit mitzu-
tbeilen mich beehre.
Marburg, den 16. 8. 1854 Müller
Der Bahnhofsvorstand Kersting 187 in Kirchhain ist ein guter Bekannter der Habichs
aus Mündener Freimaurerkreisen. Im Mitglieder-Register.finden wir unter No.99 einen
Georg Ludwig Christoph Kersting, Sohn des 'Br.Oberfinanzrath Heinrich Ludwig Ker-
sting' (1779-1846), im Mai 1850 'zu Cassel in die Eintracht und Standhaftigkeit'
eingetreten. Er wurde am 19.9.1855 in Münden Geselle (No.61). Der ehemalige Secti-
ons-Ingenieur der Staatseisenbahn zu Groß-Nenodorf hatte einen Bruder Hermann Aug.
Franz Kersting (1811-63), der zu jener Zeit Kriminal-Direktor (ab 1851)/Geh.Justiz-
rat in Fulda (1854) war, ohne dass anscheinend in diesem tlberwachungsfall der Kur-
fürst Näheres über die Br.Habich/Kersting erfuhr!
Die Sippe Kersting gilt in der Sozialforschung als Musterbeispiel hessischer Orts-
beamter, die seit dem Amtsschultheißen Bernhard Philipp Kersting (1684-1762) zu
Hornberg, dann in Spangenberg, über 4 Generationen in Niederhessen zu finden ist 188•
Mit einem Sohn Joh.Heinrich (1721-94), der es nur zu einem Amtssekretär in der Lei-
nenstadt brachte, trat auch dessen Sohn Berhard Philipp jun. in den 1770er Jahren,
zunächst als Advokat,die gleiche Stelle in Spangenberg an. Erst in der Zeit des Kö-
. nigreichs boten sich 1810 Aufstiegs-chancen für den ehrgeizigen Juristen, dem aber
bei der Rückkehr des Kurfürsten ein Karriereknick folgte! In der Restaurationsphase
endete bei diesem Enkel B.Ph.Kersting (1750-1816), der Friedensrichter im Kanton
Neumorschen des Königs Jer8me gewesen war, das Leben als Aktuar in Oberkaufungen.
Mit dem Urenkel Heinr.Philipp Bernh.Kersting (1786-1834), der seinen Vater dann
1816 als Gerichtssekretär beerbte, setzte sich die Tradition fort. Erst ein 'Büro-
kratisierungsschub' katapultierte wiederum 1821 den Letzgenannten in die Stelle
eines Assessors beim Landgericht Kassel 189 •
69
Vater Hr.Ludwig Kersting (1779-1846) war im Maurerjahr 1822/23 als Ober-Licent-In-
spector, 2.Aufseher, Mitglied der Provinzialloge, Repräsentant der 'Eintracht und
Standhaftigkeit' und Großredner (L9/93), wie auch gleichzeitig in Kassel der Pulver-
müller Ernst Koch der Groß-Zeremonienmeister war (L9/96) 1~. Ein Verwandter und
Stifts-Pfarrer zu Hersfeld Georg Chrn.Kersting (1772-1819) trat 1811 in die 'west-
phälische Jer8me-Loge' (L5/108) ein. Der unverheiratete Frühverblichene setzte sich
als Erster für den Erhalt der berühmten romanischen Stiftruine ein19~ Der belgisehe
Eisenbahn-Bauingenieur Eduard Hacault befand sich bereits 1849, neben Ing. Georg
Wachenfeld (zu Grifte), OBauR Gg.Friedr.Lange, Stamm I. bis III~92 und Joh.Martin
Habich in der Loge ''Eintracht und Standhaftigkeit'. Der Bahnbauer Ed.Hacault deckte
1854, weil er nach Belgien zurückging. Unter der No.83 sind der Ingenieur zu Borken
Ludwig Kersting, als No.81 carl Gerhard Habich, Kaufmann auf Reisen und unter No.82
Chrn.Habich, Chemiker in Veckerhagen, unter den auswärtigen Lehrlingen im Verzeich-
nis 1854193 zu finden. Der Vetter Georg Eve~t Habich spielte bei dem kurzen Zwischen-
spiel in Kassel um diese Zeit offenbar keine Rolle. Auch beim folgenden Freimaurer-
kränzchen trifft man sich in Kassel bei dessen onkel bzw. deren Vater Johann Martin
Habich (im III.Grad) oder bei anderen Freimaurern. Als im Kränzchen am 20.3.1861
beim Br.Martin Habich die beiden Brüder Conrad und Georg Engelhardt aufgenommen
wurden, war als besuchender Bruder J.Gg.Luckhardt und als Mitglied "dessen Vetter
Br.Gg.Luckhardt" zugegen. Bei jenem Justus Georg Luckhardt handelte es sich um den
Verlagsbuchhändler, der den Bürgen beim Vettern, dem Pianofortefabrikanten Georg
(Andreas) Luckhardt 194 in Münden gestellt hatte. Dieser wiederum ehelichte 1837
Johanne Wilhelmine Elise Engelhard(t). -Nach einem Feueralarm halfen in jener Nacht
in Kassel 'alle Brüder beim Löschen' eines Brandes!
Dort sind von März 1861 bis März '62 (= ll.Stiftungstag des Kränzchens im 'Bunten
Bock' am 25.3.62) als besuchend~ Brüder aus Karlshafen ein Ober-Inspektor Wilhelmi,
die Kaufleute Franz Wenck 195 und Fr.Aug.Wulf(f) genannt, -die letzten Beiden sind
später Verwandte der G.E.Habich's Söhne in den kommenden Generationen in Veckerhagen.
Aus den verbreiteten Maurer-Familien Stamm/Wachenfeld196 und OStabsArzt Karl Heister-
hagen sind diverse Besucher in jenem Jahr im Kränzchen anwesend. Der 'concertmei-
ster Br.Wipplinger' (A.: Aachen 1851) besorgt am 27.9.1861 die musikalische Abend-
unterhaltung mit Essen beim Br.Wilh.Schirmer !.(Hotelier), trotzdem beschlossen die
Brüder, sich weiterhin im Winter am abgeschiedenen Möncheberg beim Br.Heinr.Th.Nörr
(1835-1902) 197 im 'Bunten Bock' zu treffen. Unter den besuchenden Brüdern fand sich
am 28.8.61 der jüdische Br.Feidel aus Hanau, wie auch dessen Glaubensgenosse Br.Edu-
70
ard Goldschmidt198 aus Kassel über seine Erfahrungen an der Börse zu London am glei-
chen Abend berichtete. Er spendete Goldmünzen für den Armenfond. Augenfällig ist,
dass einige Staatsdiener bei Beerdigungen "wegen Krankheit" öfter entschuldigt fehl-
ten, wie OFörster Meyer oder Militärarzt Kuckrd1~. Letzterer taucht wiederum als At-
test-Geber bei Haustaufen der Enkel des Martin Habich 200 auf. Die Eheschließungen der
letzten Töchter fanden zufolge 'Kurf.Consistorial-Beschluß' ebenfalls im Privathau-
se statt, was etwas Ungewöhnliches im späten Kurhessen darstellte!
Das Kränzchen in Kassel traf sich häufiger auch beim Maurenneister Krauss 201-oder
in Br.Hahlos Garten. Der jüdische Br.Julius Hahlo 202 bürgt am 14.5.1862 zu Münden für
den Bankier Jo.carl August Streit (* 15.11.1831)203 , später im Konnubium mit Martin
Habichs Nachkommen und ein Finanzier der Farbenfabrik. August Streit war sogleich
ab 6. 8. 62 im Kränzchen belegt. Martin Habich führt auch häufiger Besucher aus der
Handelsstadt Hanau, Südamerika, St.Petersburg und der weiten Welt den Freimaurer-
abenden zu. Dieser besorgte am "23.0ct.l861 schöne Akazienzweige nebst Rosen zur De-
koration des Saales" , also Pflanzen, die b_ei den Freimaurern eine große Bedeutung .
haben. - Bereits um 1797 hatte der Oberförster Joh.Wilhelm Schminke (+ 1803) zu
Veckerhagen über den "unächten Acacienbaum" und i•eine sehr merkwürdige alte Eiche"
(Gerichtseiche?) in 'von Wildungens Jagd= und Forstkalender' publiziert2~. Man denke
auch daran, dass die hessischen Brüder zu Eschwege für Ihre Loge 'Eintracht zur
A k a z i e' (1809-1933) unter der Regie von Apotheker Schaub gerade dieses Gehölz
·,
gewählt hatten. Noch heute finden sich größere Robinien-Bestände (unechte ~zie)
oberhalb des alten gepflasterten Erzwegs, westlich vom Hüttenpark oder Bergamt
sowie im unteren Hemeltal am Dorfrand von Veckerhagen.
In die Privatschule der Oberförster Schminke, an der steinernen Mühlenbachbrücke,
wie man·heute sagen würde, des 'Forstmeisters' W.Schminke, gingen die Kinder derbe-
freundeten Hüttenbeamten, aber auch die Kinder des Rentmeisters, wie Theodor Schwe-
des (1788-1882}, -der spätere Märzminister. Eine Tochter Amöne des Oberförsters
war die Frau von BergR Chph.Ludw.Arnold Will·e (* 1758), Theodors Onkel, der ·wie-
derum 1784 aus 'Hessens Solingen', der Montanstadt Schmalkaldeni nach Veckerhagen
kam und unter König Jer8me zum Berghauptmann in Halle/S. aufgestiegen ist 205 •
Bis heute wird der Samen der Akazie in Persien bei wichtigen Prüfungen unter die
Zunge geschoben, damit dies Glück bringt. Nach Auskunft von Dr.J.N.Ahmadi (Haus
an der Olbe/Ve.} ähnelt die Form einem 'heiligen Buchstaben' im Arabischen.
Oberberg-Direktor, dann Geheimrat Theodor Schwedes war seit 1815 mit seiner Cou-
71
sine Joh.Charlotte Auguste Wille vermählt. Ober die Beziehungen zu den Brüdern
Ziegler/Möllinghof/Fulda/Grimm berichten seine frühen Lebenserinnerungen 'rund um
die Bergämter' und zum Kurprinzen, mit dem er 1814 'im Felde stand', - siehe die
Anmerkungen des Verfassers zum Teilabdruck in Lotze (1997a) 206• Auch im Schloss be-
trieben Habich's Söhne ab etwa 1869 eine exklusivePrivat s c h u 1 e 207 , in
der Kinder der Fabrikanten, des Oberförsters Ca~l Th.Israel (1823-85) 200 und einer
Frau Wenderoth209 von einem "seminaristisch gebildeten Lehrer C.Löffler" unterrich-
tet wurden.
Die Schulvisitation,vom 4.bis 9.April 1870 attestierten der privaten Lehranstalt
sowie einer 'Mädchenschule', gegenüber der örtlichen Volksschule (Knabenschule),
eine "gute Verfassung". Als Lehrer ist ein cand.theol.Heinrich Wilhelm Gauert in
dem Zusammenhang überliefert.
Ein Volksschullehrer Theo Wenderoth (* 28.11.1895 Mosheim) ist eine ganze Genera-
tion später, ab etwa 1926 im Nachbardorf Vaake zu finden. Seine Familie, mit Frau
Lotte, geborene Ibach (*24.2.1906 Klein-Wülkow) und vier Kindern, zog lt.Meldere-
gister Vaake 209 am 9.6.1947 wieder in die Gegend seiner Geburt, nach Röhrenfurt
im Kreis Melsungen.
Eine 'Unterrichts-Anstalt für unbemittelte Kinder', die um 1820 in der Residenz-
stadt aufgeblüht war, hatte hingegen mit dem Ende der alten kurhessischen Logen
·nach 1824 als 'maurer~sche freie Unterrichts-Anstalt' 210 keine Zukunft mehr ge-
habt. In der zuständigen Kommission beider Kasseler Logen hatten Br.Ernst Koch
und Br.Martin Habich mitgearbeitet und Erfahrungen mit freien Schulen gesammelt.
Diese 'Knabenfreischule nach Pestalozzischen Grundsätzen', die Konsistorialrat Br.
Ruppersberg angeregt hatte, begann mit 61 Schülern und 2 Klassen. "Gelehrt wurde
Lesen, Schreiben, deutsche Sprache, Religion, Gedächtnisübungen und Naturgeschich-
te~ - besondere Pflege wurde dem Singen und Zeichnen zu teil" 211 • Ein Lehrer Paul
erhielt, - für die damalige Zeit ein nicht geringes Gehalt von 200 Talern, der
Zeichen-Lehrer immerhin für die ergänzenden Stunden 50 Taler. Paul behielt 29 Schü-
ler im Privatunterricht, nachdem am 19.Juni 1824 die Logen aufgelöst werden mussten.
Die anderen Knaben wurden auf die weiteren Freischulen in Kassel sowie die Garni-
son und Partimschule verteilt. Bei vielen späteren Freimaurern im Aktenbestand des
Geheimen Staatsarchiv fiel auf, dass im Lebenslauf als Schulbildung diverse Kasse-
ler Freischulen genannt wurden. Im Vergleich zum Lehrer der dortigen Freischule
verdiente der zweite-·Lehrer Pinne in Veckerhagen incl. "Sonntagsnachmittags-Qrgel-
spiel,Todtenhof, Uhrregulierung, forstfreyem Holz, Wohnung ••• (im Jahr 1832 nur)
Die Kirche veckerhagen von 1788/90 mit der
alten Innenausstattung (1930, Foto Denkmal-
pfl.Marbg.). Eine typische protestantische
Predigtkirche. Zylinderöfen aus der örtli-
chen Hütte in den Raumecken. Gedenktafeln
der Kriegsteilnehmer 1812-15 und 1870/71.
Arch.: Jussow/Diede/Hisner: div.Schreiner,
Schlosser und Former der Eisenhütte Vecker-
hagen. Lit.: Ende (1990, 1997a, 2003).
Ursprüngliche Sitzanordnung von 1930 (Foto:
Ebd.) in der Kirche Veckerhagen. Blick nach
Westen (seit 1964 neuer Haupeingang). orgel
des Meister Stephan Heeren (Nachf.: Br.Euler)
aus Gottsbüren von 1787. Der Renovierung von
1964/65 fielen u.a. die Kirchenbänke und Öfen
zum Opfer. Die originalen Gusseisenfenster
der Hütte Veckerhagen konnten gerettet werden.
K i r c h e n p 1 ä t z e
Lit.: Ende (1990, 1991, 1992, 1997a, 2003),
Gerland, W.(l978).
lHabichs auf der Plätze Empore
73
· ••• 140 Rthl. 26 alb 8 hlr", unter der Schulinspektion des Br.B.Manns. Unter Ritter
waren die Klassengrößen auf 125 bzw. in der 2.Klasse auf 201 in der Gruppe des Kan-
tors angewachsen. Wegen der starken Bevölkerungsentwicklung von 1819 (1244 Einwoh-
ner) bis max. 1889 Seelen im Jahr 1845 im Marktflecken, waren auch die Schülerzah-
len auf jene unglaublichen Klassenstärken gestiegen. Die 1840 mit nur 100 Talern
Salär ausgeschriebene 3.Lehrerstelle konnte erst 1844-46 einmal kurzfristig besetzt
werden. Lehrer Spangenberg hatte im Mai 1847 210 Schüler in seiner Klasse! Als ein
Kollege Schellhase 1847 die dritte Stelle besetzte, hatte Spangenberg noch ~mrnerhin
110 Schüler zu versorgen! Es ist somit kein Wunder, dass im Vormärz auch die Dorf-
schullehrer von den 'gärenden revolutionären Ideen' 211 erfasst wurden und anderer-
seits die Honoratioren im Dorf an eine private Beschulung ihrer Kinder dachten!
Der 'liberaldernokratische' 212 Farbenfabrikant Habich in Veckerhagen galt selbst in
Münden und im hannoverschen urnland, wie der dortige Polizeidirektor Werrnuth belegte,
"als eifrigster Wühler in weiterer Umgebung seines Wohnortes". G.E.Habich wurde,
wie U.von Nathusius 213 und W.Siernann angeben, immer wieder in Polizeiberichten ge-
nannt. Kein Wunder, dass der anne Dorfschulmeister Spangenberg ebenfalls in das
Blickfeld der Obrigkeit geriet! Auch der für das Bergamt Veckerhagen zuständige
Wundarzt Fritz Menche aus Grebenstein, jenseits des Reinhardswaldes, gehört zu den
häufiger genannten Fällen der Polizeiberichte214• Es ist der Schwiegersohn der Nich-
te des ehemaligen Holzmüllers Valentin Jeppe und des Stadtschreibers Gg.Heinr.Raake
(1794-1846) zu Grebenstein. Ober Habich wusste der letzte Bericht vom 16.Januar
214 1855 zu vermelden: "Der wegen seiner demokratischen Richtung bekannte Fabrikant
Habich von Veckerhagen, ' weicher nach Cassel überziehen wollte, lebt noch an jenem
Orte ruhig und eingezogen."
Hier ist vielleicht auch interessant, welche Plätze in der K i r c h e damals von
den hinzugezogenen Fabrikanten besetzt oder erworben werden konnten. Auskunft gibt
im Archiv der evangelischen Kirchengemeinde Veckerhagen das "Stände Buch der in den
Jahren 1779 und 80 neuerbauten Kirche zu Veckerhagen", das der 'zeitige Pfarrer
Daniel Theodor Knyrim daselbst' 1782 begann. "Auf der Bühne rechter Hand der Kan-
tzel Stuhl 6 Klaße 1 No. 113, 114, 115, 116-konnte Heinrich Habich eine Bank 6 mit
4 Plätzen erwerben. Diese 'Mannsstände' auf der rechten Seite der Ernpore unmittel-
bar in der ersten Reihe besaßen die Fabrikanten, als abgeschlossenen Bereich bis zum
Umbau der Kirche in der Mitte der 1960er Jahre. Nach dem Tod von Heinrich Habich
("1834 +") bekamen die folgenden Plätze kurzfristig "No.ll3 Apotheker Johann George
Heinrich Königer" und No. 114 dessen "Ehefr.Susanna Sophie geb.Berkhausen arn 6 .Jan.
74
1860". No.ll5 erwarb am gleichen Tag die "Witwe von dem Apotheker Friedrich Hordt".
Diesen Platz übernahm "modo Lehrer Heinrich Curth am 19.Febr.l870". Der Platz No.ll6
blieb Habich offenbar die ganze Zeit und ist ab 24.12.1883 für "Mary Amalie Johan-
na Habich, Tochter des Fabrikanten Christian Habich" reserviert. Dessen Söhne Johann
Martin Hermann (No.ll3) und Friedrich Carl 9erhard Habich (No.ll4) erwerben die bei-
den Plätze der Apothekerfamilie Königer zurück215• Links von Habichs besaß die Stände
No.87 bis 90 ab 1820 Oberförster Kiel, ab Mai 1848 der Ökonom Carl Albrecht, der Sohn
des . Bürgermeisters und Ökonom Andreas Albrecht216• Genau gegenüber Habichs Ständen
"Auf dem Chor zur linken Hand der Kanzel" waren in der ersten Reihe in der "Klaße 1
No.76 bis '78 für den zeitigen Förster" reserviert. Auf der linksseitigen Empore besaß
Heinrich Habich ab 1834 die Plätze "Mannsstände Klasse 1 (zu 1 Reichsthaler) No.l98
und 199", die -später mit 115 und 116 getauscht werden konnten. In der Mitte der Kir-
che fanden sich in der Klasse 1 die "Weiberstände" der Küfer Bral;lll (ab 1837, No.3),
neben Frau Heisterhagen, der Frau Hüttenbote Gerth (1839, No.5), den Frauen des Forst-
läufers Koch, der Hüttenmeister Drubel, Göbel und Brabant sowie des Bürgermeisters
Albrecht oder auch des Parkwärters Becker, der 1848 die Revolution ('Volksjagd') ver-
raten hatte!217 'Im Chor unter dem Altar' auf Stuhl 1 saß die Frau des Amtssecretari-
us Israel. Der Kaufmann Anton Peter hatte dort 'im Vorsprung am Chor', aus den Bän-
ken 5 und 6 gebildet, ab Dez.l863 einen 'geschlossenen Stand' mit 7 Plätzen in der
preiswerten Klasse 4! Dieser Sohn des Schankwirts Johann Peter war, als er 1847 die
betuchte Carol.W.Charlotte Albrecht aus Ellihausen im Hannöverschen ehelichte, noch
'Förmer und Gastwirth'. Ab März 1871 wurde er Bürgermeister und die Familie machte,
über konnubiale Mehrfachverbindungen der Söhne zur Sippe Jeppe, einen Karrieresprung.
Mit der Übernahme der Siebr~chtschen Ziegelei auf dem "alten Totenhof am Anger"
stand die Sippe Peter gerade an der Schwelle zu einer bedeutenden Fabrik für Töpferei-
Erzeugnisse ('Werra-Weser-Keramik') 218 •
Die an den 'Stand Peter' anschließenden 3 Plätze No.77 bis 79, unter Habichs Empo-
rensitzen hatten ''gegen Mitternacht" die "zeitigen Schulmeisterinnen" 219• Die Pfar-
rers- und Beamtenfrauen sowie deren Gesinde saßen 'gegen Abend' , also im Angesicht
der Pfarrer Br.Manns, Landgrebe, Ritter etc. im Westen der Kirche .(No.l59 bis 168)
in "Weiberständen 3. Klaße", wie auch Müllersfrauen oder des Bierbrauers Albrecht 220
Ehefrauen geb. Harmony bzw. Schoppe (No.l84). Direkt daneben hatte als No. 185 auf
"Stuhl 8" =Bank 8 die Ehefrau des Heinrich A.Habich geb. Quentin 221 ab 23.Juli 1819
ihren festen Platz. Dieser Sitz ging 1868 an die ledige Tochter des Bürgermeisters
Harmony. Schräg gegenüber saß auf Platz No.l88, lt. Eintrag von 1782 noch immer
"gegen Mittag Hütten Inspectors Schreiber rel(ikta)" 222 bzw. wohl dann Nachkommen
75
der genannte Witwe. Seit 100 Jahren hatte diese bedeutende Montansippe aus Waldeck
die Hütte veckerhagen geleitet. Wichtige Vertreter der Familie etablierten sich
zwischenzeitlich am Messinghof in Kassel, beim staatlichen Blaufarbenwerk bzw.der
Saline Karlshafen und am Stahlberg bei Schmalkalden. Bis an das Südende Kurhessens
verschlug es den Schwiegersohn Georg Friedrich Wille (+ 1845) als Salinen-Direktor
zu Bad Nauheim. Am Ende des .alten Kurhessens leiten um 1866 Enkel der Schreiber-
Schmincke-Wille-Sippe das Fabrikamt Schwarzenfels 223 •
Ob es zwischen den auch in der Bierherstellung erfolgreichen Habich-Brüdern in Kas-
sel und dem Brauhausbetreiber sowie Bierbrauer Wilhelm Albrecht (183Q-67) in Vecker-
hagen beruflichen Beziehungen gab, wissen wir nicht 22~. Fest steht aber, dass dieser
um 1857 nach neusten Erkenntnissen einen Felsenkeller schuf, um die zeitgemäßen hel-
len und der Kühlung bedürftigen Bierarten in Veckerhagen einzuführen. Jedenfalls sa-
ßen um 1860 die beiden 'Geschäftsfrauen' auf Platz 185 und 184 nebeneinander. Bis in
die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg nahmen, zumindest unten in der Kirche Veckerha-
gen, die Frauen und Männer noch getrennte Plätze ein, - lediglich auf der Empore
und ~n den separierten Bereichen der Fabrikanten galt dies weniger! Der Platz auf
der Empore war fast mit der Proszeniumloge im Theater zu vergleichen. Der Verfasser
kann sich an die Situation während seiner Schulzeit noch erinnern und hat beim Ab-
bruchdes Barock-Inventars als Auszubildender mitwirken "dürfen". Mit den Kirchen-
bänken von 1780 verschwanden auch die imposanten, ca.2,5 m hohen gusseisernen Zy-
linderöfen in den Ecken_des Raumes. Es waren neoklassizistische 'Windöfen' aus der
örtlichen Eisenhütte, die der Kirchenvorstand im Modernisierungswahn der frühen
1960er verschrottete! Vergleichsmodelle sind in der Des-coudres-Zeit bzw. den Mu-
sterblättern ('Landesbibliothek 562/11'/MuLB), als 'veckerhagener Runder Ofen No.l
bis No.3' mit bis zu 921 Pfd. Einzel-Gewicht, von etwa 1850 lithographiert (Lotze
1985/Anhang S.l22 k). Im Schloss Wilhelmstal und der 'neuen Burg' in Veckerhagen
befinden sich eher die barocken Vorgängertypen, als Halsöfen 225 oder offene Kamine,
fest mit den Wänden verbunden.
Ob nach dem frühen Tod von Heinrich Aug.Habich am 16.4.1837 tatsächlich der Kir-
chenbesuch kurzzeitig an Bed~utung verlor oder unter G.E.H~ich die Familie haupt-
sächlich in der Zentrale in der Königsstraße wohnte, ist unklar. Zumindest die vie-
len Söhne der drei Linien, die in Kassel die Höhere Gewerbeschule besuchten, wer-
den ggf. dort in die Kirche gegangen sein. Nur die Kinder von Heinrich A.Habich und
der Eleonore Elisabeth geb.Quentin (1794-1863) wurden alle 8 zwischen 1831 und 1844
76
Die in Veckerhagen tätigen Söhne des Br. Johann Martin Habich
(1794-1872) und der Maria Arna1ie geb.Men(c)ke (1802-1884),
Enkel des Br. G.E.Habich (1748-1821):
. Br~ Car1 Gerhard Habich (1827-1899)
Re1sender Kfm.
00 I. Marie Emi1ie De Liagre a.Leipzig
00 II. Meta Marie Poppe a.Bremen
Br. Joh.Mart.Hermann Habich (1861-1925)
Farben-Fabrikant
00 Minna A.D.Wulff a.Bosau/Hutzfe1d
Br. Christian Habich (1829-1908)
Chemiker I Fabrikant
00 I. Doroth.Emi1ie Frieder.Grimme1 a.KS
00 II. Georgine E1ise Enge1hardt a.KS
Friedrich K.Gerh.Habich (1865-1939)
Farbenfabrikant
00 Hedwig A.Kath.Streit a.KS
Die Begründer der beiden heutigen Betreiber1inien in preußischer
Zeit, Söhne des Christian Habich (1829-1908) und der Georgine
Elise, geb.Enge1hardt (1841-1889)
77
in Veckerhagen konfirmiert. Deren ältester s6hn Georg Evert Habich (* 23.11.1816
+ 1863) hatte mit der Pastorentochter Auguste Chrne.caroline Amalie geb.Lampmann
(* 1819) von 1841 bis 1845 drei Kinder in Veckerhagen, die für die weitere Firmen-
geschichte keine Bedeutung erlangten. Hingegen repräsentieren lt.Kirchenständebuch
schon ab Weihnachten 1883 die drei genannten Enkelkinder des Joh.Martin Habich
(1794-1872) die Fabrikanten in der Dorfki~che. Deren Vater Christian (1829-1908)226 ,
nach Angaben des Sohnes Friedrich C.G.Habich (1865~1939) von 1930 bereits "-seit
1847 im Schloß" wohnend, ist der Stammvater der heutigen beiden Linien, - in zweiter
Ehe mit Elise Georgine geb.Engelhardt (* 10.2.1841 KS + 16.12.1889 ve.) verbunden.
Jene Kinder sind ab 1862 in Veckerhagen geboren. Die erste Frau Dorothea Emilie
Carol.geb.Grimmel (* 7.8.1835 KS/St.Martin) 227 starb nach nur einem Jahr Ehe am 13.9.
1858 im Schloss Veckerhagen. Der genannte Br.Joh.M.Hermann Habich (1861-1925) hat
einen ·Enkel Hermann Gg.Habich (*1927)."228 der lange in der Ev.Landessynode von Kur-
hessen~aldeck tätig war, - der Zweig stand bis heute erkennbar der Kirche beson-
ders nahe. Die Linie des genannten Friedrich Carl Gerhard Habich kümmerte sich eher
um .di~ Kreis- oder Kcmnunalpolitik, bis hin zum !HK-Präsidenten Christian Decken
(*10.12.1920 Berlin)229 , der eine eigene Wählergemeinschaft (FWG/UWG) am Ort steuerte.
Dieser heutige emeritierte Seniorchef kommt aus dem Stamme der Br•Fabrikanten Wenck,
Far~üller Merle/Varnhagen (von ·Ense)l230 und des Brikettfabrikanten in Karlshafen/
Lippoldsberg .Karl Decken ( + 1914)231• Christian Hei~i.Decken war bereits über seine
Verwandte und zukünftige.Schwiegermutter Ada (1902-82) ·geb.Decken, Ehefrau des Gg •. ·
Evert Habich (1892-1972) im Konnubium, als er am 5.April 1946 ('kaufmännischer Prak-
tikant') im 'Beamten-Wohnhaus' Vaaker Weg 1 einzog.
Nach 1900 gab es in Veckerhagen weitere Nachrichten von einer offenbar aufgeleb-
ten privaten s c h u 1 e für die Nachkoxrmen der 3.Generation Gg.Evert (* 1892) 232,
Margarete ( *1893) und Hildegard Habich ( * 1894 )!233 sowie. Kindern der Familien
Pos~-Lo.t.~e, Kaufmann Ernst (Prokurist), Bürgermeister Peter und Förster Stec:::her
(Vaake) 2~. Das Schulzimmer in einem Seitenflügel des alten Landgrafenschlosses
diente nach 1945 Dr.med.Wolfgang Poppenberg (1917-98) kurzfristig als Praxis und
zeitgemäß dem Englisch-Unterricht 235 , hart an der Sektorengrenze.
Oberförster Schminckes Dienstgehöft, seit 1720 in Karten überliefert. Bürgermeisteramt
von 1919. -'35 (zeitgen. Foto). In der Oberförsterei Schmincke trafen sich ab ca. 1800
die Kinder der Forst- und Hüttenverwaltungsbeamten Wille, Schwedes, Schmincke u.a.
zum Privatunterricht. Heute: Obere Kasseleler Straße 16. Nach dem Neubau des gegen-
überliegenden Forstamtes (Reitender Förster E.Ph.Kiel, ca.l820) war es die Ökonomie
Albrecht. Um 1935 zog der Bürgermeister Karl Wachsmuth in das heutige Bürgermeisteramt
(vormals Amtsgericht) in der Amtsstraße.
Schoppescher Felsenkeller (vormals Bierbrauer Wilh. Albrecht) um 1920/30. Sommerlokal
am Hopfenberg, wo die Ferienspiele der Unter-Neustädter 'Ferien-Kolonie' aus Kassel statt-
fanden. Der Habich- und Schoppe-Verwandte Lehrer Rosenstock organisierte bis 1933 die
'Sommerfrische'. Das später verglaste Sommerlokal diente 1945 den OS-Amerikanern als Kino-
saal, wurde 1965 abgerissen und durch Oskar Schoppe zum 'Hotel Felsenkeller:
(Fotos Privatbesitz, Lit.: Lotze/Bösel/Ende 1987b).
79
von jüdischen und christlichen Brüdern am Ende des Kurstaates
Nachkommen der Schutzjuden Heinemann, Lazarus und Abraham im späten Kurhessen
Als die selbständigen Staaten Kurhessen und Hannover sich dem Ende zuneigten,
zeigten sich unter den Freimaurern, die bis 1866 in der Mündener Loge arbeiteten,
Konflikte mit jüdischen Brüdern. In heute zugänglichen Akten im Geheimen Staats-
archiv in Berlin beklagt am 14.April 1869 ein Kasseler Bruder und Bankier Julius
Hahlo, dass ein immerhin "hellleuchtend ballotierter Kaufmann Herrn. Berger" seit
nunmehr 12 Jahren nicht aufgenommen wurde! Ausdrücklich sei dies mit § 194 des
Statuts der Großloge, wonach "Juden nicht aufgenomneo werden" , begründet. In den
mittlerweilen in Münden befindlichen Akten, aus ehemaliger Gestapo-Verwahrung/GStA
Mersebg. 5.2. H 22, fand sich hingegen der Vorgang Berger bislang nicht 23~
Der besagte Kaufmann Heinrich gen.Hermann Berger ging nach Forschungen des Genea-
legen Helmut Thiele (1986/2000t37 aus der Familie des Handelsmannes Aron Mayer her-
vor. Dieser seit 1808 unter dem angenommenen Namen A.M.Berger zu Kassel 'domizierte'
Jude stammte aus Büdingen. Er hatte Schwiegertöchter aus den Sippen Asch(e)rott,
Cleve (Seidenfabrikanten zu Hanau) und Collin (Hugenotten?). Die letztgenannte
Verbindung des Sohnes Mayer (Aron, * 1800) mit einem Käthchen Collin brachte am
4.5.1829 den Enkel Heinrich Berger hervor. Dieser wiederum trat 1863 in Hannover
in das Konnubium mit der Sippe Elias/Hahlo ein. Den freimaurerischen Bürgen Julius
Hahlo versuchte Thiele der bekannten Kasseler Familie des Vergolders und Lackie-
rers Sirnon Hallo zuzuordnen 238 • Dem verdienten Genealogen der Judenschaft stan-
den die, wenn auch vor und nach der westfälischen Zei.t recht lückenhaften Akten
im Stadtarchiv Münden, anscheinend nicht zur Verfügung! Andernfalls hätte er den
mit mehreren Vettern in der Pythagoras-Loge vertretenen Zweig mit Bankiers Hahlo
zu Hamburg, Kassel und Berlin zuordnen können. Diese Glaubensgenossen hatte be-
reits 1930 der Kunstwissenschaftler Rudolf Hallo in Kassel an "versteckter Stelle"
in_ seiner umfangreichen Geschichte der Hofjudenfamilie Hallo 239 abgegrenzt.
In den einschlägigen FM-Personalakten der "Eintracht und Standhaftigkeit" im Ge-
heimen Staatsarchiv PK stößt man auf augenfällige Briefbögen mit dem tiefgepräg-
ten Schriftzug SIMON H.HAHLO HESSEN-CASSEL 2~, die den Bankier Julius Hahlo mit der
Geldsammelstelle des Großvaters und kurhessischen Lotterie-Assessors Geis(s)el(l)
Jesaias Rieberg (1776-1850) "Im Graben" verknüpfen. Der Schutzjude Geisel Jeremias
war von Abterode zugezogen und hatte aus der Familie des Hofagenten Moses Abraham
(Mosenthal) Veilchen /Fanny Mosenthal gefreit. Die männlichen Nachkommen des Pro-
N.N.
00
N.N.
Wallach .
Adelhei(l·
.Rinteln
80
Moses Abraham zu Marburg I
Schutz- u. Proviantjude
00 I. N.N. Banne
Hertz
00 II. Breinte
§p.@ier
(ca.l754-1823)
a. Elsaß ·
aus Lippstadt
Banne
Gottlieb
aus Wanfried
00
(+ vor 1810)
00
(ca.l771-32)
00
Abraham Hertz
Gans
Handelsmann
(ca.l764-37)
Moses Abraham ~ 4 ~hne- Sußmann Abrah. ·Aron Meyer
Be~!!:_
Handelsmann
(ca.l757-43)
Mosenthal IAbrahm. Rosengarten
Hofagent (Metz?} Liffmann Oberhofagent
(+ 1794) 1 u.Salan. (+ 18i7}
Abraham
I
!.Abraham.
-~- Mosenthal ! (177Q-1829·~
Hoffaktor
4.Liepoann
Mosenthal
(1783-1841}
(ledig}
I
Kinder:
*}Bahndorf,
IGustorf u.~
I
David
Sußmaim
Hoffaktor
I 1- I
-----S.Kentel/ 6.Minette/ 7.Feist/ 2.Feilchen/
Fanny
Mosenthal
3. Herz Mos. Joseph Gottlieb
caroline Michaale Philipp Abraham susman
Mosenthal Mosenthal Mosenthal Mosenthal Roseng~ ~~
Bdlsm.
(1786-50)
r--L-00
Löb Samuel
wallach
Kfm.in
Spangenbg.
(ca.l777-36
(6 Kinder)
Materialh. Tabakfabrk.
(*1788)
Bofmusik.
(1793-50)
00
(1775-1843) (1782-50) (*1780) (1792-64)
00
Rieckchen
Aschrott
.(1800-67)
00 00 I. 00 I. 00
Adolphe
Levot
Inspect.des
li.ts ··milit.
(*1776}
Golda/
Laurette
~
(1802-69)
Birsch Bräunehen 1-' Goldehen
J!!i!_ Roseng~ ~
Bandelsm. (+ vor. 1818) (1783-1826)
00 II. L- 100 II. I
Geiesel Jes. Betty ._--t~----
Riebepg Weil Albrecht/Abr.
(7 Kinder) Blsm./Lot- (1796- Rosengarten
terie-Ass. 1868) Architekt d.
(ca.l772-50) Synagoge Kassel
(1809-93)
Moses Isaac w.
Gem.Kass./Nechsl.
b.jüd.Vorst.-Amt
(*1795) 00
t----t Ferdinande/Feil-
chen Mosenthal
(*1800)
1----1 Julchen M.
Rebecca R.
oo· Bankier
Sim.Bahlo
Salomon Berm.
(Ritter von}
Mosenthal
Dichter in
ÖOHd1sm:-
Abr.Birsch
Boffa Jes.Geiß.R. Wien
1------t Gold- u. (1821-77}
~--1 Bende1 M. Si1ber-Arb. (4 weitere
00 BataTl.- 00 Rb .• Plaut Kinder)
Arzt Jonas
Boffa Abr.Geiß.R.
Weinhd1r.-
..___..-.~ Pauline ll· 00 Benriette
00 Bd1sm. Rothschild
Itzig Bloc~ T.d.Bofag.
Abraham R.
1----~--
I
Joseph M. 00 Jettehen B.
Kfm.i .tOndon
(* 1813)
(5 weitere Kinder)
81
viantjuden Mosche Abraham spielten unter den frühen Freimauerern unter König
Jerome und in der "Morgenröthe" i.O. Frankfurt eine gewisse Rolle. Der Onkel Feist
(Philipp) Mosenthal unterrichtete den letzten Kurfürsten als Hofmusiker und war
1848/ 49 ein Mitbegründer der kurzlebigen Loge in Kassel. Zur gleichen Zeit finden
wir als Schriftführer den Glaubensbruder "Dr.phil.Jacob Pinhas, Zeit.-Redact . " im
Meister-Grad, der bereits 1812/13 als "Redacteur du Moniteur et Fondateur" in der
L7/'Catherine de la parfaite Union', - aufgenommen in der 'Des arts et l'amitie' - ,
im 7. Grad gewirkt hatte. Für Juden ungewöhnlich früh, hatte dieser "Vorkämpfer
der hessischen Judenemanzipation" 241 seine Affiliation am 4.Mai 1842 in Münden ge-
funden. Sein reicher freimaurerischer Nachlass, ' Correspondenzen', Reden etc.,-
5 Logen betreffend- , befindet sich heute in Berlin (GStA PK 5.2. K 11 Nr .438) 242 •
Der Sohn des berühmten Hofminiaturmalers Salomon Pinhas Leo (1760-1837) aus Ans-
bach starb 1861 als Mitglied des "isr. Provinzial=Vorsteher=Amtes", bevor in Kas-
sel wieder die Arbeit unter den preußischen Großlogen einsetzen konnte. Bereits
am '26.August 5820' hatte er die Kasseler Brüder vom Tod des Br.Meyer Moses Bü-
ding unterrichtet. Dieser war der Sohn des Finanziers der Fa . G.E.Habich, den wir
weiter oben bereits kennenlernten. Mit einer Rebecca Feidel aus Harnburg seit dem
9.11.1811 verheiratet, arbeitete er "auf dem Contor der Mutter" Marianne B. geb.
Gans, als 1812 der Residenz-Maire Br.von Canstein (L5/ 33) 243 die domiz(il)ierten
jüdischen Bürger erfasste. Rebecca war die Tochter des " (+) hess. Hofagenten David
Feydell" und somit eine Cousine des Br . Adolph(e) Feidel (1781-1867, 1809: L6/25)
aus Hanau, der zu Frankfurt verstarb 244 •
Einen Versuch, die komplizierten Verbandelungen der vornehmen Familien der Kas-
seler Judenschaft festzustellen, fußend auf den ä lteren Recherchen des Kantors
Horwitz und des Bankiers Alexander Fiorino (Br . in der Sinai-Loge), unternahm 2006
der Verfasser im Rahmen einer Forschung zum Königreich Westphalen im VhG - Zweig-
verein Hofgeismar 24~ Die Nachkommen des Schutz- und Proviantjuden Moses Abraham
aus Marburg bildeten in der Napoleonzeit die Zweige mit Namen wie Mosenthal,
Rosengarten, aber auch Adler, Gustorf und Hahndorf. Die Verschwägerten nahmen
die Namen Benary (Erfurt, Münden), Reuter (London), Hoffa (Südafrika) oder Fiorino
an. Sie gehen wiederum alle auf den Rabbi Jeremias und dessen Sohn, den Großkauf-
mann Alexander, in der hessischen Exklave Bovenden bei Göttingen zurück 24~
Der Schutzjude und kurhessische Bankier Rieberg erreichte den Zuzug seines Schwie-
gersohnes Sirnon Hahlo aus Münden mit der Begründung, dass sein eigener Sohn
Jesajas (*1809) geruht hatte, Goldschmiedemeister zu werden 247 • Ein weiterer Sohn
82
war der Weinhändler Abraham (Adolph) Rieberg (*1811): er heiratete 1852 zu Eise-
nach eine Henriette aus der Hofagentenfamilie des J.Abraham Rothschild.
Der selbst in einer ersten Ehe mit einer jüdischen Witwe Lea Reiss verheiratete
Bürgermeister und MvSt Wilhelm von Bodungen (1789-1856) war 1853 in Münden Bürge
bei der Aufnahmezweier Söhne des Br.Herz Hahlo (* 1790, L7/17):
• am lO.Jan. für den Kaufmann auf Reisen Julius Hahlo (* 5.12.1824 Münden) und
• am 29.Aug. für den Bank-Direktor zu Harnburg Bernhard Hahlo (* 16.1.1828).
Ein weiterer Nachkomme des Manufakturwarenhändlers und Vorstehers der Judenschaft
Herz Beinemann Hahlo ist als ein "Maschinenfabrikant Hahlo zu Bradford"/GB bei
Blume überliefert2~. Das Manufakturwaren=Geschäft befand sich in guter Geschäfts-
lage im Erdgeschoss des Hauses Lange Straße 66, wo auch im 1. Obergeschoss 1854
der erste katholische Gottesdienst im 'lutherischen Münden' stattfand. Rudolf
Hallo 249 verweist auf die Großeltern als einen Beinemann Salomon Hahlo, der eine
Henriette, Nachfahrin des Juden David Müller aus Bettenhausen zur Frau hatte. Hier
helfen die standesamtlichen 'civil-Acten' des Königreich Westphalens weiter:
Am 16. Nov.l810 erscheinen der Einwohner und Handelsmann Beinemann Salomon Hahlo,
60 Jahre alt und der Apotheker Georg Küper, 35 Jahre alt, beide in Münden wohnhaft,
vor dem "Maire der Stadt Münden und Civilbeamten" (Dr.G.) Fr.Scharlach, um den ge-
strigen Tod (am 15.12.1810 um 7 1/2 Uhr abends) des hiesigen israelitischen Ein-
wohners Salomon Beinemann (alt neunzig Jahre!) anzuzeigen. Jener an Altersschwäche
Gestorbene wohnte "in dem Hause an der Burgstraße No.ll4". Er war "Sohn des Beine-
mann Levy und der Breinte (?) Levy, vormals in Münden wohnhaft, beyde verstorben".
Von den Zeugen, die jene Sterbeurkunde unterzeichneten, wird der erste als der
Sohn des Verstorbenen, Beinemann Salomon Hahlo, und Georg Küper als Nachbar be-
beglaubigt.
Diese Urkunde im Zeitfenster von etwa 1808 bis 1812 mag beleuchten, wie beson-
ders nach der Annahme verbindlicher Familiennamen der jüdischen Bürger, die Stamm-
bäume der jüdischen Sippen Profil bekamen. So erschließt sich auch aus einer An-
zeige der Zeugen, 'Glaubensgenoßen und Handelsmänner Elias Meyerstein und Jacob
Isaac Brandau vom 22.0ctober 1809', der Tod des 'Banquiers und Handelsmannes Jacob
Lazarus Reis(s), 69 Jahre alt, Sohn des verstorbenen Lazarus Mobs/ Mosche (?) in
"Woellmershausen, Canton Bremke im Leine Departement". Er war seit 9 Jahren mit Lea
Lehmann aus Witzenhausen verheiratet und starb in seinem an der Siebenturmstraße
gelegenen Haus No.345. Dies Brauhaus hatte der 'Schutzjude Jacob Lazarus'lt. ge-
richtl. Kaufbrief am 4. Xbr. (=Dez.) 1781 zu festgelegten Bedingungen erworben.
83
Im Kataster (von 1770/AStM, P.465) sind ab 1813 dessen Erben und nach 1817 Carl Fr.
Wilhelm Bodungen als Eigentümer notiert. Insgesamt 7 Häuser finden sich Anfang
1814 im jüdischen Besitz, wobei deren verbundene bürgerlichen Rechte, wie Holz-
zuteilungen usw., bis 1840 bestritten wurden 250 • 1809 wird noch in der l.Ergän-
zungsliste zur Steuer-Rolle in Kassel in der Steuerklasse V unter Nr.23 "Reiß,
Lazarus Wwe. in Münden" genannt. Sie besaß demnach als Auswärtige zu versteuerndes
Vermögen in der Residenzstadt. Am 6.Juni 1811 heiratete der Br.von Bodungen die
'Detailhändlerin und Witwe Lea Reis' und adoptierte deren Sohn aus erster Ehe251•
Dieser taucht als besagter Carl Friedrich Wilhelm (* 17.3.1804) nach dem frühen
Tod der Mutter als Hauseigentümer auf und wird als Konvertierter am 7.9.1827 in
der Loge 'Pythagoras zu den 3 Strömen' aufgenommen. Später (1834 ff) wird dieser
als "Hof=Chirurgus zu St.Petersburg" in den Registern der Loge geführt; - so auch
der Stiefbruder und leibliche Sohn Dr.med.Ludwig Adolph Ferdinand von Bodungen
(* 7.6.1825 Münden, A.: 1847)252•
Senator Bodungen hatte bereits am 26.6.1814 die ebenfalls verwitwete Friederike
Magdalene Bildebrand geheiratet. Die junge Witwe des "als Tambour eines westfäli-
schen Regiments in Rußland vermißten und für tot erklärten Kriegers mit Namen Hil-
debrand" blieb, wie Blume 253 berichtete, als jener unerwartet doch noch nach Mün-
den zurückkehrte, bei dem Advokaten, Notar sowie Senator von Bodungen. Dieser soll
als Feldwebel sogar im selben Regiment wie Bildebrand gewesen sein! Bodungen publi-
zierte 1824 "Erläuterungen des hannoverschen Wechselrechts",- war also als ein
Fachmann für das Wirtschaftsrecht und somit auch für die jüdischen Handelskreise
interessant!
1829 wurde er Nachfolger des verstorbenen Bürgermeisters Dr.Gustav F.Scharlach.
Bodungen wirkte von 1831 in der !!.Kammer zu Hannover, bis 1837 der König Ernst Au-
gust per Staatsstreich die erst 4 Jahre alte Verfassung wieder aufgehoben hatte.
Erst 1847/48 kehrte Bodungen in die Kammer zurück und war in der Revolutionszeit
ein aufrechter Kämpfer für die liberalen Ideen, wie Stadtarchivar a.D. Dr. J.D.
von Pezold 254 anschaulich darlegte. Selbst von adeliger Herkunft, wollte jener
1848 die I. Kammer als "Adelskammer" im Grabe sehen. Auch als Deputierter des
Provinziallandtags und beim Reformieren der Stadtverfassung Mündens war Bodungen
richtungsweisend. 1831 und 1848 verhinderte er wiederum revolutionäre Ausschrei-
tungen in der Stadt und übte offenbar mäßigenden Einfluss aus.
Als weiteren jüdischen Bruder finden wir in Kassel von 1849 bis 1863 in Listen den
'Partikulier Jeremias Rothfels' (* 1800) aus der auch Rothschild genannten Bankiers-
familie. Er war seit März 1852 als Witwer der 'Hanchen' Gans mit Amalie Hertz verw.
84
Goldschmidt aus Braunschweig ehelich verbunden und hatte seine Freimaurerkarriere
zu Frankfurt begonnen. Deren Sohn und Freimaurer Dr.phil. Maximilian Rothfels
(1854-1935) wiederum hatte 1881 als Kasseler Rechtsanwalt Clara Wallach aus der
dortigen Kaufmanns-Sippe geheiratet. Der Forscher Rudolph Hallo dankt im Vorwort
seiner 'Geschichte der jüdischen Gemeinde Kassel' (1931) 255 "der 'Geschichtskommis-
sion', die (sich) vier Jahre ihres Wirkens hindurch ständig des aufmunternden Rats
und der unerschöpflichen Belehrung durch die Herren Alexander Fiorino und Justiz-
rat Dr.Rothfels zu erfreuen hatte"!· Der Tübinger Ordinarius und nationalkonserva-
tive Zeithistoriker Hans Rothfels (1891-1976) stammte aus dieser Familie, die
1841 der jüdischen Gemeinde den Grund und Boden für den neuen Friedhof schenkte
und im gleichen Jahr bereits die Johanna-Rothfels~Stiftung bereitstellte. Der
Großvater Jeremias Rothfels war Physiker und Astronom und Großvater Martin Wallach
Großhändler für Gummi und Guttapercha in der Wolfsschlucht.33a.
Die gründerzeitliche Rothfelsvilla, Kathäuserstr.l4, fiel 1965 einem Fernmelde-
Neuhau zum Opfer. Das prächtige Bauwerk, von Wallach 1880 errichtet, kam an Stadt-
rat W.Warlich. Auch diese lutherische Familie stellte mit Dr.phil.Hermann Warlieh
(* l865) 256 .in der gleichen Loge in Kassel rührige Freimaurer.
Ähnlich ver~ält es sich mit der Familie Rosenzweig, die ebenfalls eine größere
Stiftung hinterließ. Kommerzienrat und Stadtrat Georg Rosenzweig (1857-1918) war,
neben seinem älterer Bruder Traugott, als Farb= Lack= und Droguen=Händler, einer·_
jener jüdischen Glaubensbrüder, die in Kassel seit der Gründerzeit als Freimaurer
aufgenommen werden konnten. Bei der Aufnahme von Traugott Rosenzweig gaben 1881
die Brüder F.Jaeger, C.Habich u.a. Auskünfte. Bruder Georg besuchte 1876/77,'wie
auch viele Habich-Nachkommen, die Höhere Gewerbeschule in den Fächern Chemie und
Labortechnik 25~
Mit Adele Alsberg hatte Georg Rosenzweig in die Familie des Bankiers Br.Amschel
Alsberg eingeheiratet. Die Onkel/Vettern Alsberg lernten wir um 1848 als politische
Freunde der G.E.Habich's Söhne in Veckerhagen kennen. Amschel Alsberg (1833-1914)
war 1864 in .einer Loge 'La Perseverance' beigetreten und affilierte in Kassel im
Dezember 1872. Auch dessen Sohn Dr.med.Adolph Alsberg, Leiter einer orthopädisch-
chirurgischen Heilanstalt, findet sich neben anderen Alsbergs bis 1924, dem ·Tren-
nungs-Jahr für die jüdischen Brüder, in der Kasseler Loge.
Auch Mitglieder der Familie Rubensohn, die ab 1883 mit ihrer 'Jutespinnerei & Weberei
AG' ein großes Vermögen erwarben, verließen 1924 die Kasseler Bruderschaft 25~ Deren
Aufsichtsrat-Vorsitzende Herz gen. Hermann Ruhensohn war am 24.1.1837 zu Beverungen,
als Sohn des Kaufmannes Moses Ruhensohn und der Jeanette Wiesenheim, geboren worden.
85
1863 hatte er in Kassel seine Cousine Röschen Herrlich geheiratet und schloss sich
damit der Sippe des Lotterie-Collecteurs (1810) und Trödlers Lehmann Gumpert an.
Der Schwiegervater und Lotterie-Haupteinnehmer Meyer Lehmann Herrlich war nämlich
als Witwer seit 1837 mit einer Lea Ruhensohn aus der gleichen westfälischen Weser-
gemeinde verbunden. Br.Hermann Ruhensohn nahm sich als langjähriger Leiter der
'kaufm.Handelsschule für Lehrlinge in Cassel' der 11kaufmännischen Jugend in echt
maurerischem Geiste11259 an, wie ein Nachruf vom Juni 1919 würdigte. In der Trauer-
rede wurden die Verdienste in der israelitischen Armenpflege und vielen Ehrenämtern
sowie die umfangreiche Verbands-Tätigkeit gewürdigt. Unter seinen Söhnen, die er
der Loge zuführte, seien der Archäologe und Gymnasiallehrer Dr.phil Otto R. zu
Potsdam und der Jutefabrik-Direktor Ernst Moritz Ruhensohn erwähnt 26~
Ein verschwägerter Br.Leopold Lilienfeld, der ab 1881 als permanent besuchender
Bruder in Kassel mitwirkte, assistierte bei der Aufnahme der Ruhensohn-Söhne. Er
selbst war 1880 in der Loge 'Ludewig zur Treue i.O.Gießen' aufgenommen worden, wie
auch 1866 ein ebenfalls aus Marburg gebürtiger Jude Dr.Lilienfeld (* 1821) von ei-
ner 'Midland-Lodge No.882' (A.:l862, bereits im III.Grad) zu den neuetablierten
Brüdern in Kassel stieß. Andere Vertreter der Großwebereien, die sich in der Nach-
folge des Leinen-Großhandelshauses Aschrott im Raum Kassel als Textil-Industrielle
der Gründerzeit etablierten, finden sich gleichfalls als affilierte Brüder:
Sirnon Wolff (1841-93, A.über:'Frankfurter Adler'u. 'Ferdinand zum Felsen'/Hamburg
ab 1876/77) Bürge: Ferdinand Habich/Hauswirt in Kassel, "konfessionelle Gründe" (?)
verzögern den Beitritt des Fabrikantensohnes aus Bernburg a.d.Saale und Mitinhabers
von 'Fröhlich & Wolff' 26~
Dessen Sohn Dr.Richard Wolff (A.: 1895 'st.Clair of Dysart'/Schottland, affil.l902
in Kassel). Austritt 1924 wegen "intoleranter Anschauungen in der Loge" 262 !
Auch aus der ab 1873 von Brakel bei Höxter kommenden Kaufmannsfamilie der Br.Löwen-
baum ist 1924 überliefert, dass die mosaischen Mitglieder 'deckten'. Den ersten
Br.Levi Löwenbaum (1846-1921, Banquier) 263 brachte sein Schwager Br.Alsberg in die
Kasseler Loge ein. Im folgenden Jahr bürgt Amschel Alsberg für dessen Bruder, den
Kaufmann Cäsar Löwenbaum (1840-87). Auskünfte über ihn erteilten u.a. Br.Plaut, ein
Vetter Br. Lilienthai zu preußisch Minden oder Dampfwäschereibesitzer S.Meyer in ·
Paderborn. Beim Bankier Levi Löwenbaum fand man die Brüder Kraus, Architekt Schmidt-
mann oder Fröhlich unter den Zeugniserteilenden. Br.Leo/Levi Löwenbaum vom Bankhaus
'Alsberg & Löwenbaum' stellt noch 1902 den Kaufmann Curt Löwenbaum/Paris vor,
86 1
Die Thoravorlesung auf der Estrade der Kasseler Synagoge. Im Bild von
Wilhelm Thielmann (1868-1924) ist Kommerzienrat G.Plaut (Bankhaus Mauer
& Plaut), mit Zylinder, hinter dem Obervorbeter K.Kaminski (Chasan) zu
sehen. Links steht der Synagogendiener (Schames) L.Süßholz, rechts mit
Gebetsschal (Tallit) S.Mondschein.
K.-H.Wegner in Haß/Link/Wegner: Synagogen in Kassel (2000) S.59 f.
Die Synagoge zu Cassel. Lithographie von Conrad Loewer (ca.l840/50).
Sie lag gegenüber Habichs Kasseler Betrieb in der unteren Königsstraße.
Lithographie des StMusKS, Ebd.S.44.
87
hier gaben zahlreiche christliche Brüder Auskünfte, daneben Rubensohn, Alsberg
und Rosenzweig. Die Brüder Löwenbaum hatten zuMindenbei Br.Boas, in Düsseldorf
beim Br.Reifenberg bzw. in Paris bei Boas & Cie den Handel mit Manufakturwaren
erlernt oder jenen Glaubensbrüdern die Geschäfte geführt 264 • Weshalb man den Namen
gerade dieser jüdischen Freimaurer zur Verspottung der von der 'Eintracht und
Standhaftigkeit' abgespaltenen Loge 'zum aufrechten Löwen' wählte, bleibt bislang
unklar. Diese intensiv dem christlichen Prinzip verschriebene Neugründung von
1913 wurde scherzhaft als 'zum aufgeregten Löwenbaum' bezeichnet265 • Die 'Eintracht'
selbst hatte zu dieser Zeit noch etwa 6% jüdische Glaubensbrüder in ihren Reihen.
Von den Finanziers sei hier ebenso der Bankier Br.Hermann Plaut (1844-89, A.:l871
'Frankfurter Adler', 1878 in Kassel affil.) erwähnt . Mit Moritz Mauer (1839-88),
einem jüdischen Lehrersohn aus Münden, arbeiten diese im Bankhaus 'Mauer & Plaut',
später Dresdner Bank, zusammen. Der Großvater findet sich als judenschaftlicher
Consistorial-Pedell SimonMeßner in Kassel, auch später als Buchhändler. Die Groß-
mutter nannte sich noch Sara Wassermüller (= Wallach) 266 • Somit war der Getreide-
Großhändler Br.Jacob Ezechiel Wallach (*1821 A.: 1875) , ein Vetter der Eltern
des Bankiers, also des Lehrers Sirnon Mauer bzw. von seiner Frau Betty geb.Meßner
in Münden. Das Bankhaus 'Mauer & Plaut' hielt von 1875 bis ca.l900 zweimal in der
Woche im Haus des Lederfabrikanten Oskar Kayser in der Langen Straße 4 Sprechstun-
den ab 267• Hieran zeigt sich, wie die guten Kontakte zum frühindustriell geprägten
Münden weiterhin von den hessischen Freimaurer-Brüdern auch geschäftlich gepflegt
wurden.
Ab der Napoleonzeit war ein reger Austausch innerhalb der um Emanzipation bemühten
Judenschaft zwischen der Region Münden/Kassel und Glaubensangehörigen vom Elsass
bis Celle und Harnburg zu beobachten. Die Bewegungen der älteren Schutzjuden erfolg-
ten seit Wilhelm IV . eher im grenznahen Bereich zwischen Leine und Diemel 268 •
Von jüdischen Brüdern und christlichen Vettern in Celle und Münden
Vergleicht man um 1860 die Mündener Loge mit der jüngeren Schwesterloge "Zum hell-
leuchtenden Stern" (gegr.l8ll) in Celle, dem Herkunftsort des Georg Evert Habich, so
ergeben sich bei den jüdischen Brüdern deutliche Unterschiede. Neben vielen Staats-
bediensteten tauchte zum Ende des Königreichs Westphalen ein ' israelit. Postdirector
Abraham Alcan' (A . : 1813, * Nancy) auf 26~ Im folgenden Verzeichnis, das vom Jahre
1817 vorliegt, war er bereits wieder verschwunden. Am Ehrenmitglied Nr.9 in der
88
Liste von 1813 zeigte sich beim Freiherrn von Canstein (LS/33), dem 'Maire der
Residenz, Ritter d.O.d.W.K., Wohnort Cassel, 7.Grad', die guten Verbindungen der
Celler Brüder zu den einflussreichen Freimaurern in der Hauptstadt des jungen König-
reiches270. Ein 'Grossier' Br.Fr.Chr.Bierwirth (* Göttingen), der cand.jur.J.G.L.
Conze/Göttingen oder ab 1843 der Hof=Sämereihändler und Baumschulbesitzer Jac.Friedr.
Schiebler (I.) lassen die Netzwerke erahnen. Der Sohn dieses '!.Aufsehers' war als
Kunstgärtner J.H.Carl Schiebler (II.) in Edinburg zu finden. Ein Br.Tiemann reprä-
sentiert 1838 die Mündener Loge bei der Wiedereinrichtung in Celle, - offenbar ein
Freund des Br.Edward Habich in Veckerhagen 271 •
Die um 1826 eingeschlafene Arbeit der Loge wird bei der Neugründung von 1838 durch
höhere Staats- und Justizbeamte, viele Offiziere oder Stabsärzte wieder aufgenommen.
Erst 1860 erkennt man ein deutliches Übergewicht von Kaufleuten und Fabrikanten,
unter ihnen auch Habich-Vettern. Leider sind keine Sitzungsprotokolle oder Personal-
akten dieser Zeit überliefert. Nur über den Cousin und Hof=Weinhändler Franz Heinr.
Wierss (* 1788, A.: 1821, 'Almosenpfleger') fand sich gutes Archiv-Material 27~ Jener
gehörte als einer der wenigen Brüder zum Kaufmannsstande, als am 6. August 1838 das
Licht wieder feierlich eingebracht wurde: - für die Versorgung der Brüder war bei
Tafellogen diese Profession jedoch um so wichtiger! Da der Habich-Schwiegersohn und
Bankier Br.Carl Hostmann (1799-1858) gerade in der quellenlosen Zeit, zwischen 1844
und 1860 aus dem Leben geschieden war, ist dies sehr bedauerlich. Hier müsste eine
(ggf. unterbliebene) Trauerarbeit der Brüder gewiss einen spannenden Vorgang dar-
stellen! Ein 'permanent besuchender Bruder Nr.70 =Heinrich Steinberg (*1841), Fa-
brikbesitzer in Celle' kam von der 'Eintracht' in Berlin. Es wird wohl jene 'ehr.
Hostmann-Steinberg'sche Farbenfabrik GmbH' gemeint sein, nach deren Besitzern
Steinberg die (Jewish) 'Claims Conference Nachfolgeorganisation' am 20.9.2007 in
Celle fahndete 273 •
Die zumindest Christian Hostmann betreffenden Anteile der noch heute arbeitenden
Druckfarbenfabrik stellten keinesfalls "unbeanspruchtes jüdisches Vermögen" dar.
Christian Hostmann war ein Bruder des genannten Bankiers. Bereits 1817 war der
Vorläuferbetrieb gegründet worden. Deren Vater Friedrich Christian Andreas Host-
mann (1744-1809) ist als 'Stadtsyndicus und Neustädter Bürgermeister', wie auch
schon der Großvater, in die Geschichte Bildesheims eingegangen 274 • In den Celler
Registern und Listen fällt unter den Kaufleuten Meyer I. bis IV. als jüdischer
Textilhändler ein Isidor Meyer (II., * 1849, A.:l871) ins Auge. Er spielt 1910/11,
neben dem 'Kommissions Rat' und MvSt Fritz Wehl (* 1848), als Chronist der Loge
zum 100-jährigen Bestehen eine wichtige Rolle. Jener ist in dieser Zeit offenbar
89
Bibliothekar/Archivar und Ehrenmitglied der Großloge Royal York in Berlin! Ob es
Querverbindungen zu den Bankiers und Großkaufleuten Br.Meyer I. bis III. und somit
zur 'Grünen Eiche' in Peine gibt, wurde nicht untersucht. Der dortige MvSt und
Senator Ludwig Meyer (I., 1853-1921) dürfte jedoch zumindest mit den Habich-Schwie-
gersöhnen Br .C.Hostmann und C.Haarmann in der Ilseder Hütte 275 in Geschäf tsverbin-
dung gestanden haben. Leider setzt auch dort in Peine der entsprechende Aktenbe-
stand erst ab 1891 ein. Ähnlich finden sich nur spärlich Personaldatenblätter im
FM-Bestand 5.2. C 4 (= Celle) des Geheimen Staatsarchivs in Berlin, - beim Buch-
staben 'H' wiederum erst ab der Zeit von kurz vor dem I. Weltkrieg 276•
Zu frühen Freimaurern in Helmstedt lassen sich ältere Beziehungen des Ahnvaters
Christian Evert Habich (1723-1802) nicht quellenmäßig nachweisen. Die Überlieferung
der 'Julia Caroline zu den 3 Helmen im Oriente zu Helmstedt' setzt nach 1770 spär-
lich mit Archivalien ein und wird konkreter im Bestand des GStA PK FM 5.2. H 88 in
der Zeit des Königreiches Westphalen. Neben den 'Canton-Maires R.Pawel und Fr.Cleve',
aus sowohl verbreiteten als auch betuchten Freimaurersippen, fallen frühe Mitglieder
ins Auge, die aus Hessen kamen . Major Ludwig Adolph von Rauschenplatt (*1772) ist
1810 in Kasselaffiliiertworden (L5/162), stand 1811 als 'Oberstlieutenant bei der
Armee' und war 1822/23 Ehrenmitglied (L8/ll4) in der Loge 'Wilhelm zur Standhaftig-
keit zu Cassel' 277• Gleichzeitig arbeiteten hier auch die Brüder Christian Evert
('Secretair') u~d Johann Martin Habich. Eine 'Dimissoriale vom 20.10 .5818' der Kas-
seler Loge findet sich in der Rauschenplattakte, d.h. er war als 'Postmeister in
Herzoglich Braunschweigischen Diensten' zu Helmstedtaffiliiertworden. Weitere
Habichangehörige, wie der dortige Großvater und Postmeister Georg Schlickermann,
erschließen sich im 18.Jahrhundert naturgemäß nicht mehr! Dafür bieten die Perso-
nalakten Nr.69 unter 'R' und Nr . 70 unter den Anfangsbuchstaben 'sa-Schm' diverse Br.
Ribbentrop (ab 1855) oder Ärzte und Kaufleute Salomon (I . bis III.), deren Bezieh-
ungsgeflecht hier aber nicht weiter nachgegangen werden kann. Ein am 19.4.1862
ev.luth. in Helmstedt geborener Richard Salomon lässt sich jedenfalls als Augenarzt
die Namensänderung in "Dr.med. Richard So 1m" am 6.7 .1904 vom Regierungspräsi-
denten in Wiesbaden genehmigen. Vielleicht klang beim alten Familiennamen doch zu
sehr das alte Testament mit?!
Ob der 'Frstl.Braunschweigische Hoff Rath, auch Professorern medicine ordinarium
hierselbst Herr Gottfried Christoph Beireis' , dessen Haus auf dem Pagenberge No.3
am 6 .12 1815 von einer Erbengemeinschaft an die Loge in Helmstedt verkauft wurde,
auf einen Freimaurer verweist, bleibt einstweilen unklar 27~ In den Kasseler und
90
verbundenen Mündener Reihen der Brüder erscheint der seltene Name hingegen unter
den Militärmusikern in der Spätzeit Kurhessens.
Von Hoboisten, musikalischen Brüdern und anderen Musensöhnen
Im Kränzchen Kassel und bei den Brüdern der Loge in Münden fallen um 1857 bis 1865
mehr als ein Dutzend Stabs-Boboisten und Hofmusiker als Neuzugänge auf, so ein
Stabs-Boboist Wilhelm Beyreis(s) (1819-88, A.:l861), der aus der Merseburger Gegend
stammte. Er verstarb 1888 in Kassel als 'Königlicher Kammermusicus a.D. Beireihs'
in der lutherischen Gemeinde 279. Der 'Staabs-Hautboist und Fagottist in der Hof-
capelle Julius Liebeskind' (* 1830, A.:l86l) aus Sachsen oder Hoboist Friedrich
Meyer (*1822, A.:l854 Kassel) aus Welfenbüttel mögen nur als Beispiel für diese
kurzfristig Gastrolle jener Musiker in der bewegten Freimauergeschichte zwischen
1848 und 1866 dienen, - wiederum zumeist im Exil in der Münden Loge. Viele der
Brüder tauchen als Namen in der Göttinger Dissertation (1958) des Eberhard Frei-
herrn Wolff von Gudenberg aus Meimbressen/Kreis. Hofgeismar zur "Musikgeschichte
der Stadt Kassel unter den letzten beiden Kurfürsten (1822-1866)" auf 28~
Das Musikcorps des Leibgarde-Regiments galt damals nicht umsonst als eine der
besten Militärkapellen Deutschlands. Als musizierende Brüder waren die insgesamt
18 Musiker unter den Freimaurern in Kassel und Münden zwischen 1850 und 1866
sicher eine große Bereicherung! Die Opernsänger Föppel und Hauser (1854) sowie
Konzertmeister W.Grebe (*1838 Kassel, A.l857), Hofmusicus A.Dittrich (* 1815 See-
hausen, A.: 1860), MusikDir.F.R.Hempel (*1834 Dresden, A.:l863) oder Hofmusikus
E.O.Gerstenberg (* 1838 Torgau, A.:l865) waren hier herausragende Brüder, -aus
einem großen Einzugsgebiet von Bremen bis Dresden. Sie saßen mit jüdischen Kol-
legen, wie dem Br.Mosenthal, zusammen in den religions-toleranten Freimaurer-Ver-
einigungen, die unter der Protektion der Könige von Hannover aufblühten und pfleg-
ten ganz offensichtlich eine brüderliche Eintracht. Die verbotene Neuaufnahme von
Juden ab 1857 unter Georg v. trübte, wie wir am Fall Hahlo/Berger sahen, bis in
die preußische Zeit (1872) hinein, das Bild einer toleranten Großloge. Die Verhand-
lungen mit der neuen preußischen Großloge Royal York um deren 'christliches Prin-
zip' und die Beibehaltung 'des gewohnte Brauchtums' der ehemaligen Hannoverschen
Logen gestalteten sich seit 1866 offenbar sehr zäh 281 •
Seit dem Zuzug des Br.Louis Spohr (1784-1959, A.:l807 Gotha) war ab 1822 die kleine
Residenz Kassel "plötzlich für viele deutsche Musiker zu einem Anziehungspunkt
91
geworden" 282• Sein Freund Moritz Hauptmann (1792-1868), einer der größten Musik-
theoretiker dieser Zeit, bildete Spohrs Violinschüler in Komposition und Theorie
weiter. Unter den vielen Schülern befanden sich auch zahlreiche Juden, wie Br.Mo-
senthal, Büding, Mansbach, Hornziel/Lemberg oder Eisenbaum/Warschau. Die Spohr-
schüler Tannenbaum/Wolfhagen, Ballin/Hanau und Beer sowie Jacobsen aus Harnburg
zählte der verstorbene Spohr-Kenner Herfried Hornburg zum jüdischen Glauben 283 • Für
diese wurde offenbar, beim freien Mittagstisch~ oft koscheres Essen besorgt!
Auch unter dem Nachfolger Carl Reiss (*1829 Frankf./M.) wurde freimaurerisches
Gedankengut geschätzt, wenn er allein die 'Zauberflöte'von Br.Mozart 33 mal auf-
führen ließ. Er war selbst am Konservatorium bei Mendelsohn und Hauptmann in
Leipzig ausgebildet worden. Unter Hofkapellmeister Reiss arbeitet Br.Carl Wipp-
linger (1824-1887) mit den Brüdern Holzapfel, Beyreiss, Dittrich oder Liebeskind
als Violinist. Besagter Wipplinger wurde am 15.5.1854 vom Bürgen Martin Habich im
II.Grad in die Loge Kassel eingeführt 2~ • 1879 befürworten die Brüder Jaeger
und Kuckro die Beförderung in den Meistergrad, - der Bürge des mittlerweilen
Konzertmeisters Wipplinger war bereits 1872 verstorben. Br.Habichs Tochter Laura
(1845-1921), die den verwitweten Wipplinger geheiratet hatte und deren Sohn Br.
Dr.phil.Christian Herm.Wipplinger (*1876, A.:l909 Kassel) 285 lernten wir bereits
bei der Großmutter Amalie Habich geb.Menke und ihrer Zeche Gahrenberg kennen. Als
Chemiker übernahm er bekanntlich die Farbenfabrik des Onkels Hermann Martin Habich
in Wien und Weitenegg. Dessen Bürgen und Auskunfterteilende zeigen ein maurerisches
und akademisches Netzwerk von Chemikern zu Leverkusen und Elberfeld (Bayer & Co.)
bis hin zum Chefarzt Dr.Charus von der 'freiwilligen Rettungsgesellschaft' in Wien.
5ragen
~ur Jennfnaortuug bes Jürgen für einen hti ber {oge ~ur ~infrnd)f unb .Sfanb~nftigktif
bit )ufnnbmt .Sud)euben.
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2) !roaun uub 1110 ift er geboren?
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6) !ille{dje @>djufen unb fonftige 2e~raufht~tcn ~at et 6efudjt?
2) ~en lf 1~· j~'
GStA PK FM 5.2. K 11
Nr.lll Personalakte
Dr.phil.Hermann Chr.
Wipplinger I Wien
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jeger feine Xgätigfeit getvibmct, euentue!I loefdjer !Be•
fd)äjtigung ~at et ftü~et ge!elit?
8) 3ft et ner~eitat~et, feit tvann unb mit tvem ?
9) ,f)at et S'tinbet, rote ntele?
10) .\Sft · feine @lte!Iung, fein !Beruf, fein ®efd)äft ber !Hrt,
bafl er bie 2!ufnagmegelber unb !Beiträge ogne !Bebrucf
feinet fjnan3ie!Ien !Berfjärtnilfe !elften tann?
11) Bur 2!ufnafjme ift baUHtet non 25 3al}ren, lieim i!ufton
uon 18 3nl}ren uorgcfdJtielien. 3ft ber @ludjenbe ettva
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@Sudjenbe in a!Ien !Beaie~ungen ein butcf)aul! roürbigel! f~.-- ~(n~~r:.~: ~
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i~n au bctn !!Bnnfn)e liefthntnen, in ben ljreitnnuterliunb aufgenommen au we.rben. . .
~iefe i!elienilief~reiliunn ifl mit bem nußgefjlaten ijrnQelioQen bem !8r. 2. ~ufle~er emau~dnbtQen.
Neben dem Hobeisten Br.Franz Wilhelm Holzapfel (* 1815 Freibg./Sa.) 28~ den bereits
1849 Joh.Martin Habich in die Loge einbrachte, wurde die kultivierte bürgerliche
Geselligkeit im Haus des Namensvettern und "Malermeisters Reinhard Holzapfel" beim
Musikchronisten von Gudenberg hervorgehoben 287 • Hier verkehrten in dessen "Berg-
garten" am Weinberg in den sechziger Jahren namhafte bildende Künstler von Profes-
93
sor Joh.Ed.Ihlee (1812-85) bis Louis Katzenstein, auch Geselligkeiten des Kunst-
vereins sind dort überliefert. Beim Letztgenannten handelt es sich um den gewandten
und beliebten Portrait- und Genremaler, der als Sohn 'Ludewig' des jüdischen Kauf-
mannes Juda Katzenstein und der Blümchen Steinthal am 27.8.1822 in Kassel zur Welt
gekommen war, wie Thiele (1986, CPCZ) belegte.
Beim Mäzen und Maler Holzapfel irrt diese einschlägige Überlieferung beim Namen: es
war die freimaurerisch aktive Sippe der Kurf . Hof-Schlossermeister und des König!.
Hofmalermeisters H o c h a p f e 1 in Kassel! Der Dekorations-Malermeister Helwig
Reinhard Hochapfel (1823-1903) studierte an der Kasseler Kunstakademie unter W.Hen-
schel, Br . C.Ruhl (L5/178), L.Grimm und Perspektive bei Joh.Wolff, dem Schwiegersohn
Br .Spohrs. Seine künstlerische Ausbildung ergänzte die vorherige Ausbildung an der
'Bauhandwerkschule', mit Geometrie bei Br.Collaborator E. F.A.Rauschenbusch (L9/131)
und "architectonischem Zeichnen" bei Br.Bauinspektor Gg.Rudolph (00 A.Habich) 288
Hochapfel wirkte u.a. in Bad Nauheim und dem 'casseler Hoftheater', - somit an eini-
gen berühmten Bauten 28~ Besonders die Sgrafitto-Technik hatte er selbst vorange-
bracht. Seine vortrefflichen 'Landschaftsaufnahmen von Punkten der Kasseler Gegend'
fanden um 1880 ''photographisch vervielfältigt", eine gute Verbreitung .
Hochapfels Schwager war der früh verstorbene bekannte Schlachtenmaler Adolf Northen
(* 1828 Münden), aus dortiger Lederfabrikanten- und Rentmeisterfamilie . Hochapfel
hatte mit dem Bildhauer Br.Peter Christoph Holtzschu(e) (1810- 69, A.:l858 Mü.) und
einem Kollegen Lingelbach aus Kassel den Saal des Hotels 'Neues Sydekum' gestaltet
und die Tochter Charlotte des Rentmeisters Northen kennengelernt. Die Hochzeit fand
1852 im gleichen Saal, der heute einer türkischen Moschee d ient, glanzvoll statt 2~.
Das 'alte Sydekum' oder "Londonschenck" nannte man, an der anderen Ecke der Werra-
front, den Turmbau der Loge 'Pythagoras zu den drei Strömen', worin d iese ab 1872
endgülig ihr Domizil gefunden hat.
Reinhard Hochapfels 'Plaudereien' über den Weinberg erschienen postum 1906, mit
Anmerkungen des Dr.Ph.Losch versehen, in der Zeitschrift ' Hessenland', erst 1922
folgten seine 'Jugenderinnerungen' 291 • Großvater Johannes Hochapfel, Vater Hein-
rich sowie mehrere Onkel arbeitete unter Br.Leo Klenze als tüchtige Kunstschlosser,
- also bereits am Residenzpalais unter Kurfürst Wilhelm I . und II . Der Cousin,
Steinmetz- und Maurermeister Georg Louis Hochapfel (1840- 1930), Sohn des Mechanikers
Andreas Hochapfel (1805- 67), einem Dozenten an der Höheren Gewebeschule in Kassel,
trat ab 1867 der wieder etablierten Loge in Kassel bei. Ein auskunfterteilender
'Br.Schmittrnann' ist offenbar sein Vetter, der Architekt und Schriftsteller Wilhelrn
94
HeinrichS c h m i d t man n (1842-1921). Nun zu dieser der Maurerei und Kunst
verpflichteten Familie Schmidtmann einige Anmerkungen. Er selbst war am 17.11.1864
in der "Ceder i.O.Hannover" beigetreten. Nach einer Steinmetzlehre, einem Studium
an der Kasseler Kunstakademie sowie der Saugewerkschule Holzminden hatte er das Poly-
technikum Hannover besucht. Schon sein Großvater, der "Mahler und Lakirer Christian
(Fr.) Schmidtmann" fand sich bereits ab 1818 zu Kassel unter L9/152, nach Wörner-Heil-
scher Zählung, in der Logß 'zur vollkommenen Eintracht und Freundschaft'. Ein Onkel
war offenbar der Kurf.Hofgärtner Carl Gg.Philipp Schmidtmann. Mütterlicherseits
stammte Schmidtmann vom Seilermeister Joh.Conrad Engelhardt ab, der die Gaststätte
'zum halben Mond' führte. In diesem in die Literaturgeschichte eingegangenem "Aus-
spann" war der Architekt Schmidtmann auch geboren worden. Bei seiner Taufe am 13.3.
1842 ist als Patenonkel ein Mechanikus Heinr.Chrn.Schmidtmann überliefert. In der
Bruderkette bat er 1871 den Baumeister-Kollegen Br.Emil Krauss um die Bürgschaft für
den Meistergrad in der Loge in Kassel 292• Dieser musste zu seinem Bedauern im März
1879 nach 29 Jahren die Loge wegen Schulden verlassen, weil er "unter Brüdern" in
windige Hypothekengeschichten verwickelt war 293!
Heinrich Schmidtmann baut nach 1870/71 ganze Straßenzüge im vorderen Westen in Kas-
sel und eine Villenkolonie in Wilhelmshöhe. 1875 errichteten die beiden Vettern und
Freimaurer gemeinsam die 'Sieben Raben' in der Sophienstraße, - L.Hochapfel gilt als
Erbauer der einst mustergültigen preußischen In~anterie-Kaserne (bezogen 1875) in
der ehemaligen Hohenzollernstraße, heute Fr.-Ebert-Str.l06. Sie fiel erst um 19601
- nach älteren Bombenschäden, einem Neubaukomplex für die Bereitschaftspolizei zum
Opfer294• Ein Schwiegersohn und Teilhaber an der 'Bauunternehmung L.Hochapfel & Co'
namens Heinrich Engelhardt (* 1858) erschoss sich 1911 295•
Bauspekulationen waren die Ursache für eine um 1906 stark angestiegenen Zahl von
Zwangsversteigerungen, so dass Bruno Jacob (1988) 296 wohl sehr berechtigt vom "Hypo-
thekenfriedhof" im Hohenzollernviertel sprach. Besonders das Bankhaus 'Mauer &
Plaut' hatte demnach unvorsichtig Kredite gegeben, so dass die jüdische Privatbank
"am l.Juli 1908 gezwungen war, durch Aufgehen in der Dresdner Bank sich vor dem
Fallissement zu sichern". Hier arbeitete noch 1915 ein Bruder Hugo Engelhard(t) 297 ,
den bereits 1890 der Bürge Louis Hochapfel und Br.Heinrich Schmidtmann als "Kauf-
mann beim Credit-Verein" der Loge zugeführt hatten. Bei der Gründung dieses Vorläu-
fers der Volksbank Kassel waren 1864 u.a. die Juden H.Fränkel 298 , Hahndorf, Horschitz
und Br.Rosenzweig beteiligt, - die drei Letztgenannten im beratenden 9-köpfigen Aus-
schuss. Der Vetter des Br.Feist Mosenthal und Journalist Salomon Hahndorf (1801-90)
erwarb um die Errichtung des Kunsthauses in Kassel bleibende Verdienste.
95
Schmidtmanns "Erinnerungsbilder" erschienen ab 1907 in mehreren Auflagen und wiede-
rum hat sich dieser Bruder auch mit der Außenwerbung für Kassel und die Sommer-Resi-
denz der Kaiser im Vorort Wilhelmshöhe durch die Gründung des Kasseler Verkehrsver-
eins (1879) verdient gemacht. Hierbei unterstützten ihn der Br.Hof-Buchhändler
Theodor Kay (I., * 1836, A.:l867) und der jüdische 'Buchdruckerei=Besitzer Adolph
Gotthelft'(* 1828), der Begründer des 'Tageblattes'. Dessen Aufnahme war 1874 in
der Kasseler Loge von immerhin 15 Brüder per "Eckstein" in der geheimen Kugelung
abgelehnt worden, wie die Personal-Akte eines "H e r r n Adolf G o t t h e f t"
nachvollziehbar darlegt299 !
Seit der Gründerzeit gingen von den vielen Privatbanken, die Kassel auszeichneten,
nach B.Jacob (1988) krisenbedingt erste 'christliche und jüdische' Geldhäuser ein:
1878 fallierte das alte Bankhaus Gebr.Pfeiffer und 1891 jenes von Pfeiffer & Hart-
degen 300 , es folgten Mauer & Plaut 1908 sowie Kersten & Co., vormals Büding & Co.
Von den Banken Fiorino & Sichel, Alsberg & Löwenbaum, Blumenthai & Spangenthai
S.J.Werthauer jun. Nachf. usw. blieb bis 1930, als wohl solidestes Privatbankge-
schäft in Kassel nur das Haus von Louis Pfeiffer übrig~1 • Der noch ältere Zeitzeu-
ge und Kaufmann Jean Berlit (1848-1938) 302 überliefert unter allein 10 jüdischen Ban-
ken noch die Namen 'H.W.Goldschmidt seliger Sohn', I.A.Arnthal, Ad.Meyerberg in Fa.
Schwarzenberg & Co. oder R.Ballin. Er hatte beim Seidenhändler J.Rinald gelernt, dann
im Textilgroßhandel Katzenstein und in den USA gearbeitet, bevor er wieder in Kassel
bei 'Mauer & Plaut' in der Bank wirkte. Hier kannte er die "Africaner", die als Ju-
den "am Kap, in Johannesburg, große vermögen erwarben und nun" (in den 70er Jahren)
"in die alte Heimat zurückkehrend, ihre Kapitalien in Aktien und Hypotheken anlegten'!
In frische Erinnerung waren ihm dabei die Träger der Namen Markus, Baumann, Heil-
brunn, Hammerschlag und Wichelhausen. Hierzu gehörte auch das Ehrenmitglied Dr.med.
Moritz Hoffa, "einer der bekanntesten Ärzte Südafrikas, besonders als Operateur" 30~
Der Musenfreund war 1826 in Fulda geboren und 1865 am Kap in "De goode Hoop" ein-
getreten.
Berlit benennt in seiner mutigen Denkschrift von 1933 die soliden jüdischen Firmen
von "1. Indigo-Importhaus Gebr.Goldschmidt (auch Großbank) s. Zt. die größte Firma
des Inlands," ••• bis hin zum •• "30. Baugewerbe-Großbetrieb: Gehrüder Hallo, seit
100 Jahren bestehend, beschäftigte in der Bauperiode 250 Arbeiter, 31. Tunnelbauer:
Lismann Strauss, Kassel und Sterbfri tz" 304 • Unter "7. das Kurhessische Eisenwerk
Veckerhagen wurde an J.Goldmann Berlin verkauft" verbirgt sich Kommerzienrat Jacob
Goldmann. Das Zentrale Staatsarchiv der DDR in Merseburg teilte am 7.3.1983 dem
Verfasser mit, dass 1872 die Finanzierungen, beim Verkauf der Gießerei und Eisen-
96
und Manganeisenerz-Felder von Hohenkirchen/Immenhausen bis Volkmarsen, durch die
'Breslauer Discontebank Friedenthai & Co.' erfolgte 305 • Der Hüttenkomplex ging
1883 an den Br.Bergrat Franz Uhlendorff (*1841 A.: 1870 Dortm.) 306 , den wir als
Freund der Brüder Habich ab 1889 im III.Grad in der Loge in Kassel finden. Der
Montanmann aus Warstein verlegte 1903 seine Gießerei und Maschinenfabrik ganz an
den Bettenhäuser Bahnhof, weil der versprochene Gleisanschluss des Stammbetriebes
an eine geplante Wesertalbahn ausgeblieben war 30~
Von Bahnspekulanten, jüdischen Brüdern und Bänkern am Ständeplatz
Auch beim Verkauf der Friedrich-Wilhelms-Nordbahn an die preußische Hergiseh-Märki-
sche Eisenbahn, mit Sitz in Elberfeld, geschahen ab Dezember 1866 MerkwÜrdigkeiten.
Die Transaktionen, in die offenbar auch der Br.Julius Hahlo verwickelt war, nannte
die eigentlich preußenfreundliche 'Hessische Morgenzeitung' am 29.12.1866 "einen
Scandal sondergleichen". Der jüdische Buchdrucker Hirsch Fränkel 300 beschreibt als
Zeitzeuge im Nachtrag zu seinen Erinnerungen (von 1892) die dubiose Rolle "eines
hiesigen Bankhauses", das zur entscheidenden Generalversammlung am 27. Dezember, im
Hanusch'schen Saal am Ständeplatz 3, zahlreiche Dienstmänner~, Kellner usw. mit
jeweils 100 Aktien (=10 Stimmen) ausgestattet hatte, um die gewünschte Abstimmung
sicherzustellen. Der eng mit Meyer Carl von Rothschild in Frankfurt und dessen Kor-
respondenten Gersen Bleiehröder (ab 1859) arbeitende Fürst Otto von Bismarck hatte
soeben über den letztgenannten Bankier für 16.075 Taler Aktien der kurhessischen
Nordbahn erworben 310 •
Bankier Gersen Bleiehröder aus Berlin wurde in der Generalversammlung, wie auch der
jüdische Br.Hahlo, in den Bahnvorstand gewählt, die Bankiers Bahren(s)feld 311 und
Br.G.Arnthal 312 waren, neben dem Fabrikanten Henschel, die Ersatzdeputierten. Der
Schwerpunkt der Hahloschen Geschäftsinteressen, - jenes zu Anfang des Kapitels mit
heftigen Logenkonflikten Geschilderten, lag offensichtlich, nach der Annektion
des Kurstaates, in der neuen Hauptstadt Berlin. Die Verquickung mit dem Hausbankier
Bismarcks und dessen 'Machenschaften' wurde zumindest hier überdeutlich.
Julius Hahlo verlor das alte Arbeitsgebiet aber nicht ganz aus den Augen. Er brach-
te am 14.Mai 1862 einen treuen Mitarbeiter Geissell Jesaias Riebergs und von dessen
Schwiegersohn Sirnon Hahlo in der Mündener Loge als 'Glied der Bruderkette' ein. Der
"Buchhalter in einem hiesigen Bankgeschäft" Johann Carl August Louis Streit war
am 15.Nov.l831 in Kassel zur Welt gekommen, als Sohn des Beisitzers und Kutschers
Benjamin Gge.Christ.Streit und seiner Frau Catharina geborene Appel. Ab 1846 findet
97
man den kleinen August mit dem Konfirmationseintrag tatsächlich in den Kirchenbü-
chern der lutherischen Gemeinde.
Bereits im 13. Lebensjahr trat er als Lehrling bei "Rieberg im Graben" ein. Aus
eher bescheidenen Verhältnissen zum gehobenen Angestellten aufgestiegen, war August
Streit ausersehen, 1863 ein eigenes 'Bank- und Wechselgeschäft' in der Dionisien-
straße No.233 zu gründen. Diese erste Anschrift wurde 1867 in 'Mittelgasse 46' umbe-
nannt und lag nahe dem Haus 235 A des Julius Hahlo und No.235, das dessen verwitwete
Mutter Rebecca geborene Rieberg (= Mittelg.50) am Martinsplatz besaß 31~ Jene junge
Bank Damms & Streit war Mieterin bei Spediteur Melchior Braun 314 ; der Kompagnon
wiederum ein Friedrich Damms (1836-89), Sohn des Kaufmannes Arnold Carl Friedrich
Damms und der Mutter Auguste geborene Siebrecht, - aus dem gleichen Altstadtquartier.
Als Fritz Damms bereits am 26.Juni 1889 verstarb, hinterließ er zwei Töchter, die
adelige Husarenoffiziere heirateten 315 • von 1878 bis 1890 wohnte die Familie Streit
im Haus der Damms in der Königsstraße 43, das diese bereits 1873 erworben hatten.
1890 zog der verbliebene Eigentümer des Bankhauses mit Familie in das eigene Domizil
Ständeplatz 18. "Unter seiner und später des Sohnes Mitleitung ist die Bankfirma
viele Jahrzehnt lang eine Beraterin und Stütze des hiesigen Handels und der Industrie
und von vielen Privatleuten gewesen", wie das 'Kasseler Tageblatt' am 3.3.1928 un-
ter "Kassels ältester Mann f" vermeldete. Nachdem er nahezu 65 Jahre in seiner Firma
führend tätig gewesen ist, trat der Sohn Ludwig O.C.Streit (1875-1969), der seit
1931 auch Steuerbevollmächtigter war, die gesamte Nachfolge an. Noch mit 90 Jahren
ging der ehemalige Bankier "jeden Vormittag in seine Praxis am Ständeplatz, in
der gemeinsam mit seinem Sohn August" die Steuerberatung betrieb 31~ Unter der ameri-
kanischen Besatzungsmacht war Ludwig Streit der 'Treuhänder des Roten Kreuzes in
Hessen' und langjährig deren Schatzmeister 317 • Bereits 1905 hatte Ludwig vom Vater
August dieses Amt beim einstigen Provinzialverein des DRK übernommen. Wegen dieser
Verdienste, auch um dessen zahlreichen Heime und Anstalten und als Kurator für die
Heilstätte Oberkaufungen,bekam er 1965 das Verdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Wie
seine Verwandte Minna Habich (1864-1945) geborene Wulff, Frau des Br.Hermann Habich,
die seit 1912 Verantwortung im Vorstand des Roten Kreuzes im Altkreis Hofgeismar
übernahm, und deren Tochter Hertha Münch (1888-1979), die 1949 in Veckerhagen die
Gründungsvorsitzende des Ortsvereins des DRK wurde, zeigte die Sippe Streit das da-
malige große soziale Engagement dieser Unternehmerfamilien im 20. Jahrhundert.
Die Freimaurer-Forschung in Kassel saß bei den Recherchen im Kirchenbuchbestand des
Dekanats an der Lutherkirche, die Br.Helmut Bansen verdienstvollerweise in den 90er
98
Jahren betrieb, einem Lesefehler auf: bei der Ehefrau Marie Streit geb. B a d e r
handelt es sich, nach längeren Recherchen, eindeutig um eine Familie B r e d a
bzw.noch im 18. Jahrhundert um Nachkommen eines Schneiders Rudolph Brede! Jene
Gattin des Bankiers verstarb bereits 1891 an einem "chronischen Herzleiden", genau
in dem Jahr, als Friedrich C.G.Habich (1865-1939) deren Tochter A.Cath.Hedwig (* 8.2.
1872, + 1948) heiratete. Trotz Kirchenbuch-Lücken erschließen sich die Eltern bei
der konfirmierten Marie 1858 als der "Bürger und Tabakfabrikant Carl Breda"und
dessen Frau, eine geborene Ritz. Ein Schwager von J.August Streit war somit der
Tabakfabrikant Friedrich Theodor Breda, zugleich 'Waisenrath des 21. Bezirks' in
Kassel.
Diese Fabrikantenfamilie fand sich bislang nicht bei den Freimaurern, hingegen be-
saß, neben den(+) Brüdern Baurmeister 318 in Münden und Karlshafen, der Br.Carl
Bernhard Breidenstein (1839-1907, A. :1863 Mü. )319 anscheinend auch eine "Cigarren-
fabrik". Er war offensichtlich über seinen Onkel Wilhelm Joseph, "Cig.- u.Tabak-
Fabrikant zu Witzenhausen", als Sohn des 'Goldstickers Bernhard Godefrei Breiden-
stein (*1794) und der Caroline Marie geb.Joseph' (1815-64) aus der französisch re-
form.Kirchen-Gemeinde der Oberneustadt, zu einer Teilhabe am Geschäftsbetrieb gekom-
men. In Witzenhausen galt 1876 320 , nach 'Mangold & Schröder'(gegr.l825), die 'Cigar-
renfabrik Wilhelm Joseph' mit mehr als 180 Beschäftigten, als zweitgrößte. Somit
war diese Genussmittel-Branche in Münden und ab 1866 in den Reihen der Brüder Kas-
sels 'gewissermaßen gut besetzt', - ähnlich den unvermeidlichen Weinhändlern.
Über drei Generationen lässt sich die Fabrikantenfamilie Breda in Kassel zurück-
verfolgen, denn Großvater Friedrich Breda (1770-1845) hatte offensichtlich den renom-
mierten Tabakbetrieb in der Mittelgasse eröffnet. Beim Vater Carl der Marie Streit
waren dann im 19. Jahrhundert bereits die "Breda-Packungen von Schnitt-Tabaken" •••
"weit über die Grenzen des Hessenlandes" hinaus bekannt, wie Bruno Jacob 321 überlie-
ferte. Hiermit kann man wohl mit Fug und Recht vermuten, dass Marie 'eine gute Par-
tie war'. Noch mehr Bedeutung besaß in Kassel nur die Zigarrenfabrik des Br.Franz
Hendrik Thorbecke, die aber bereits unter Jer6me an den Schwager des Niederländers
H.F. Strubberg aus Emmerich321 ging. Auch die Fabrik Rocholl & Co, 1848/50 "Schnupf-
tabaks=Fabrikation Ferd.Baurmeister" (1798-1850 A.: 1821 Mü.) 322 , vormals "Joh.Hart-
mann & Wilhelm Pfeiffer" und bereits 1825 herausgelöst aus dem 'Bankhaus Gehrüder
Pfeiffer' 3~ verfügte unter den vielen kleineren Tabakverarbeitern noch über ein grö-
ßeres Kapital.
Ein Tabakfabrikant Friedrich Emil Ullrich (1834-69)324 aus der Unterneustadt in Kas-
sel wurde im gleichen Jahr 1862 in Münden, 5 Monate nach August Streit aufgenommen.
99
Als Bürge fungierte dabei der Buchhändler J.Gg.Luckhardt. Diesen Luckhardt I. finden
wir dann bis 1870 in Kassel als Meister vom Stuhl. Der sprichwörtliche. Ausdruck "das
ist auch so ein Paketehen Ul(l)rich", als Bezeichnung für "eine kurze dicke weibliche
Person, ohne Taille" ist durch Bruno Jacob 325 überliefert. Es zeigt, welche Populari-
tät die Schnitt-Tabak-Portionen des Freimaurers und Fabrikanten Ullrich im 19./20.
Jahrhundert genossen! Dessen Mutter war Joh.Catharia geb. Engelhardt, die Frau des
"Stadtraths, Bürgers und Tabacks=Fabrikanten J oh. George Ul ( 1) rich '' ( 1797-1843) in
der Leipziger Straße 126. Die Schwiegertochter Marie wurde als Kind des Hofgärtners
und späteren Lederfabrikanten Gg.Friedrich Pinhard geboren. Catharina Engelhardt und
viele ihrer 'Basen' aus der Unterneustadt lassen das Konnubium mit Br.Kolbe, Br.Feh-
renberg und den Brüdern Habich erahnen 326 • Sie war die Tochter des Handelsmannes Joh.
Adam Engelhardt (* 1784 KS/UN) aus der alten Unterneustädter Bäckermeistersippe, die
auch als Filiation die Schönfärber und bekannten Blaudrucker Engelhardt und Schmincke
(siehe Tafel) hervorbrachte 327 •
Br.Ullrich hatte in 'Carlshafen und Bremen' 328 das Handwerk erlernt. Von Bremen, wo
Jenas Fr.Pfeiffer (1793-1851), Sohn des genannten Joh.Hartmann, mit dem Kaufmann
Julius Ballauf aus Münden eine Tabakfabrik eröffnet hatte, bis Magdeburg knüpfte
sich über den konnubial mit den Pfeiffers und Engelhardts verbundenen Großindustriel-
len und Abgeordneten Jeromes in Kassel Joh.Gottlob Nathusius zu Althaldensieben das
Netzwerk. Auch er war als "Tobakspinner" reich geworden 329 •
Der Br.F.E.Ullrich betrieb mit seinem Stiefvater Christian Stück als 'Assossie'
(= Associe) die 'Taback & Cigarrenfabrick Fr.Ul(l)rich'. In Münden reduzierten sich
inzwischen von 1807/13 bis 1848 die Zahl der Tabakhersteller von 12 auf 3 Betriebe;
es waren nur Baurmeister, Köster und Benekel übriggeblieben. Als dort 1869 die 'Kau-
tabakfabrik Fischer & Herwig' ("Priemchen-Bude") als Großproduzent begann, existierte
lediglich noch der Kleinbetrieb Henckel. Über die sozialen Zustände in deren Zweig-
betrieb Veckerhagen (ab 1877) liegen ergreifende Schilderungen des Dichters Bernhard
Wilhelm (1873-1960) vor33o. Der 1945 von den Amerikanern zum dortigen Bürgermeister
Eingesetzte litt einst, als Auszubildender in der ehemaligen 'alten Dorfschule; sehr
unter dem "Fabrikprügelmeister".
Der anderer zeitgenössische Heimatdichter Jerome Gerth (1901-2000), der als Lehr-
ling bei Habichs das große Schadfeuer vom 26.7.1914 miterlebte, arbeitete und wohnte
nahe der Zigarrenfabrik am Kirchplatz. Von diesem Zeitzeugen und Farbenkaufmann
Gerth erfuhr der Verfasser, als Bearbeiter von dessen Manuskripten , manches Detail
zu den damaligen Zuständen in Veckerhagen, besonders aber auch im Werk Habich's
Söhne. "Wie ein Signal" zum ersten Weltkrieg, so berichtete Friedrich K.Habich (1865-
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Ct<~wlrt
,a,flna r~rtr•ud Pr\nlritllbnn
ro . d.S~Meldrr.w,Tnor! 8.
a 6./12 . 1.1814 Ks/V (01 J.4 H. 6 1.)
---~
~tulult,Johann Henricll aJ Anna E11sab.,Y_Q91
Sehwarz-u. Schönfärber Mstr. To. d. Bg.o .B~ckerM.Frledr. V.
weitere10Geschw1ster Engelhardt
*18.11.1763KS/U •
+26. 2.1831KS/U 26.7.1795 KS/U • 3./9.12.1794 KS/U 21J .4Wo.
/
ro Elisab.~ To.d.
BiickerM .. Ktl1an Steinm.
.--J :30.8./5.9.1827 KS/U 51 J.SI~.11 Tg. ------...-· - - · l -·
Anne G~rtrud Friedrich Johann Justus
* 18.5. 1792 KS/U Fabrikant
+ 13.2.1870 KS/F *10.3 . 1796 KS/U •12.4.1797 KS/U
+18.5.1863 J;liehen. Habich erhielt ~ie, weil unterster Schublade (796) . St·ench.~:~Sssol!=st· aerbderChrFürsist' l·taen~' Egevreart- '
chef Christi an Habich (Mitte) '·' er sich als Chernie-Arbeitge1Jer
mit seinem Sohn -Herm'ann i· "insbesond_er~ mit Jarlliragen FOTOALBUM Habich 1841 m. Untersu::.. '. (links),. rechts . die ~üfer ~Ger-' '\ befas~te' und):labei ein koppe- 0 chtingshaft, nachdem er wegen ;
land sowie links Farbenarbei:<:\rativesVerhältnis zur Gewerk- · :•. ". SL . des Sturms auf die Frankfurter
ter, Buchhalter und dahiD.td ' schaft suchte." , . . . sowie dfe Schwesternstation . Hauptwache inhaftiert wurde.
Büroangestellte. Die Gruppe "' .. Solches Engagement lag in Veckerhagen. Sei~ , ,.Vater:,, DieMe?~illeists.omit .ei;le spä~.,,
wurde bei langer Belichtungs- · der Familie: GroßmutterMinna Dr. G.E.C.F. GerharP, O; Habi~h .· te,Auszelchnung für ,einen Fa-·
zeit im Frei~ vor einer Lein~ (1864-1945) war seit 19'12 im " (1900~ 1959) hatte rnit 'deu{ im'"'milienzweig, der · m' sechster
wand aufgenommen; ausge- Vorstand des· "Vaterländischen Dritten Reich verfolgten Dr. Generation eine Fabrik führt
stattet mit Firmen.-Requisiten. Frauenvereins vom Roten Karl Brimmer ein. kd~rrem;~' · und seit}81 0 w~it über den We-
Seine Aktualität gev.'innt Kreuz" im Kreis' Hofgeismar 'los billiges Verfahren ' für das serraum hinaus segensreich
das Bild, weil ein direkter · ~d gründete eine Ortsgruppe Chromgelb (das ;,alte ·· Post- v.irkte. (tty I Repro: Thiele)
106
Nach dem Tod des Schwiegersohnes Gerhard Habich übernahm zu Anfang des Jahres
1959 dessen Vetter Evert Habich die Regie beim geplanten Jubiläurnsband. Eine ent-
scheidende Frage blieb jedoch stets, auf welches Gründungsdatum solle man sich
in der Farbenfabrik an der Weser denn nun beziehen!?
von den Jahren 1779, 1785, 1791, 1810 oder 1847 - diverse Gründe zum Feiern!?
Eigentlich war das Jahr 1785 ein relativ normales, wenn auch nur begrenzt erfolg-
reiches Geschäftsjahr der seit Juni 1779 existierenden "Gewürtz-Handlung" an der Ecke
der Müllergasse in Kassel. Ein Jahr vorher war der Compagnon und Vetter Georg Hein-
rich Gabriel Talckenberg (* 16.2.1751), jener vermeintliche 'Vollwaise', Sohn der
Tante Dorothea Margareta geborene Haberrnaas (+ 1755)352 und des Celler Kaufmanns
und Brauers Georg Talckenberg, aus der mit G.E. Habich gemeinsamen betriebenen Firma
ausgestiegen. Wie wir im ersten Kapitel unter "Von Celle nach Kassel" sahen, hatte
dies gerade um 1785 zu heftigen Verwerfungen geführt. Die vor genau 200 Jahren er-
folgte neue Eheschließung des verwitweten Vaters G.Talckenberg arn 10.2.1760 mit der
Tochter "Cathrine Zschorn(e), des sel. Christoph Müller(s)s weyl. Reitknecht in hie-
sigen Marstalle nachgelassene eheliche Tochter" 353 kann ebenfalls nicht eine Jubi-
läumsgrundlage sein. Kirchvogel hatte jedenfalls in Celle nicht selbst die kirch-
lichen und städtischen Archivalien eingesehen, - konnte offenbar aber auch in den
von der Fa.Habich erhaltenen Abschriften und Dokumenten kein passendes Bezugsdatum
finden! Hierbei ist vielleicht bemerkenswert, dass jener Wissenschaftler im Nach-
kriegs-Kassel einer der letzten 'Illuminaten' der Weimarer Zeit und kein Geringerer
als deren 'Groß-Archivar Klodulf' 354 war, - auch er versuchte das magische Datum zu
'erleuchten', weil man sich eigentlich eher im 181. Jahr seit der Firmen-Gründung
des G.E.Habich in Kassel befand! Die Salpetersiederei wiederum wurde 1772 neu er-
richtet und ist 1785, lediglich durch Verpachtung an K.W.Fiedler, teilprivatisiert
worden 355 !
Paul A.Kirchvogel wurde mitgeteilt, dass man aber, der Firmentradition folgend, bei
dem wohl willkürlich gewählten Datum 1785 bleiben sollte. Bereits auf einer Ferro-
typie von 1888 war an der Wand 1785 als Bezugsjahr ("1785 H. S. 1888") angeführt.
Als Senior ist, mit den Küfern und Büroangestellten, der würdevolle Br.Christian
Habich (1829-1908) in der Mitte und dessen Sohn Br.Hermann, lässig mit Zigarre im
Mundwinkel, zu seiner Rechten auf einem Fass sitzend, dargestellt356 •
Rund zehn Jahre später hat sich in den ausgewerteten Zeitungen des benachbarten
Münden ein anderes Geschäftsjubiläum vom 23./24.0ktober 1897 unter der Rubrik "Aus
107
den benachbarten hessischen Ortschaften" niedergeschlagen, das faktenreich den Sach-
verhalt klären könnte. Die erste Zeitungsmeldung von besagter Feier, in den 'Mün-
densche(n) Nachrichten' Nr.217 vorn 26.10.1897, verkündete, es sei "50 Jahre" in
Veckerhagen her, "daß die hiesige Farbenfabrik von G. E. H a b i c h s S ö h n e (n)
ihren Hauptbetrieb nach hier verlegte". Dieser Bericht über eine würdevolle
Betriebsfeier vorn Sarnstagabend, dem 23. Oktobe~enthielt erkennbar weitere größere
Fehler. Es wurde dort gemeldet, es habe "der damalige Besitzer, Vater der jetzigen,
Herr Christian Habich, gestern Abend in dem schön geschmückten Saale des Hessischen
Hofes" (Walther/Farben-Lipproß) den Fabrik- und Bergwerksarbeitern ein Fest gegeben.
Br.Johann Martin, der Vater desselben, war jedoch bereits 25 Jahre tot und Br.Chri-
stian hatte vor 50 Jahren in Veckerhagen lediglich eine Co-Regie übernommen! Am ?.No-
vember stellte der Fabrikant die Irrtümer, die in der Zeitung vorn 26.10. enthalten
waren, mittels eines dreispaltigen Artikels umfassend richtig. So sei im Juni 1791
"der Großvater des Jubilars Georg Evert Habich, 1748 zu Zelle geboren" ••• "als Theil-
haber in die seit 1785 in Cassel bestehende Salmiak= und Farbenfabrik, Pottaschen=
und Salpetersiederei" eingetreten 357 •
Diese landgräfliche Vorläuferfirma arn alten Wesertor in Kassel bildete, neben ande-
ren geschilderten Details zum Schlosskauf in Veckerhagen (1810), offenbar den Be-
zugspunkt der Veckerhäger Firma bei den Jubiläen im 20. Jahrhundert! Nach dem Tod
der beiden Onkel August Heinrich (+ 1837) und Br.Christian Evert, - der seit "1839 in
politischer Untersuchungshaft genommen und ••• während der Dauer derselben 1840 (!)
zu Cassel" gestorben war -, führte für alle Erben und Witwen der Vater Br.Johann
Martin die Geschäfte an beiden Orten als Senior-chef fort. 1853 hatte dieser offen-
sichtlich alle Geschäftsanteile von den anderen Erben übernommen. Mit erheblichem
Maschineneinsatz im Werk Veckerhagen, veranlasst dadurch, dass die Farbenmühle im
Herneltal schon bald nicht mehr ausreichte, habe man seit dem Krieg von l866 einen
großen Exporterfolg in Europa, bis hin nach Russland erzielen können. Dies geschah
dann von 1868 an unter der verantwortlichen Regie der Söhne Br.Carl Gerhard (1827-99)
und Br.Christian (1829-1908). Bedingt durch die Herstellung einer Fahrstraße nach
Münden wurde nun 1886 das zentrale Lager und 'Contor zu Cassel' an die Weser ver-
legt. Ein Jahr später schied der Bruder Carl G.Habich aus und Christian zeichnete
als allein Verantwortlicher für Habich's Söhne in Veckerhagen, was auch jenes Foto
von 1888 repräsentieren könnte. Der Br.Christian Habich und seine Frau Elise Geor-
gine geb.Engelhardt sind somit die Ahnen der beiden Besitzer-Farnilien 358 •
Dass Chr.Habich seit dem 24.10.1847 in Veckerhagen wohnte, erhärten bereits die
Aufzeichnungen zu Kirchenständen, Kirchenbucheinträge und die Firmenchronik von
108
1960. Andererseits studierte Christian in der gleichen Zeit von 1846 bis 1848 Chemie
an der Höheren Gewerbeschule 359 in Kassel, bei dem Bunsen-Nachfolger Professor Win-
kelblech. Begünstigt dadurch, dass die "Herstellung chemischer Farben" ••• "einen un-
geahnten Aufschwung" nahm, wie auch die "chemischen Industrie Deutschlands im allge-
meinen", habe man nun die "wichtigsten Handelscentren" der Welt mit den eigenen
Produkten erobert. Soweit die 'Mündensche(n) Nachrichten' vom 3.11.1897 und zur Ent-
wicklung der Branche in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts und bei einer guten
Konjunktur seit der Reichsgründung.
In diese Zeit des Jubiläums fällt auch die Etablierung einer neuen Bankenfiliale
durch 'H.F.Klettwig & Reibstein' aus Göttingen. Das von einem Reibstein, - ein aus
der hess~schen Exklave Schmalkaiden i.Th. stammender Jude(?) 360 , um 1810 in Göt-
tingen etablierte Bankhaus ist jedenfalls ab August/September 1898 auch in Münden
nachweisbar. Zuerst im 'Wüstenfeldschen Haus' in der Rosenstraße No.l84/185 (= 12)
als "Zweigstelle", dann um 1902 im eigenen Haus Bahnhofstraße 5 war die Bank "Reib-
stein & Co" laut Handelsregister von 1913 eine OHG. Genannt wurden drei Bankiers:
Ferdinand und Hermann Reibstein sowie Otto Stöckicht zu Münden. Bankier Ferdinand
Reibstein (+ 3l.Januar 1913 Gö., 72Ja.) war 'Bürgersenator' in Göttingen und besaß
gemeinsam mit dem Sohn Hans ein Gut Reibstein/:Lemshausen ~1 bei Friedland. Der
Sohn Hermann führte die Bankgeschäfte weiter, bis zum Konkurs vom Februar 1930, als
das Bankhaus in Göttingen, Zindelstr.3, in die Deutsche Bank überführt wurde 362 •
Dieses Bankhaus Reibstein & Co in Münden, das im September 1923 ein 25-jähriges
Jubiläum in Münden (lt. MN vom 20.9.'23) feiern konnte, war zu jener Zeit eine
große Stütze der G.E.Habich's Söhne. Notgeld in der Stückelung 100.000 und 200.000
Mark sowie 2 und 5 Millionen Mark wurde in der Hausdruckerei der Farbenfabrik in
Veckerhagen gedruckt, von den Prokuristen Friedrich Schneider, Heinrich Ernst oder
Schumacher abgezeichnet und als "Notscheck" von den Empfängern bei den "Herren
Reibstein & Co, Hann.Münden" gegen Banknoten der Inflationszeit eingetauscht.
Quellen: P.Kirchvogel (1960} 5.113 u. U.O.Paul (2004} 5.4
109
In der NS-Zeit sollen die Reibsteins wegen "jüdischer Vorfahren ••• in arge Bedräng-
nis" gekommen sein, wie Ulf Paul 363 recherchierte. Die Notgeld-Scheine wurden als
"Borchjelt" (= Burggeld) bezeichnet, so wie man früher in Veckerhagen in der nie-
derdeutschen Mundart sagte: "Hei arweijet upp d(e)r Borch", wenn man die Arbeit im
Gelände der alten Wasserburg (von 1430/31) meinte. Der Bau der 'Alten Burg' (Ge-
bäude Q) brannte 1967 restlos aus 3~. Georg Evert Habich hatte sie unter Jerome
als 'Pottasche= und Salpetersiederey' erworben.
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Das 'Celler Loch' oder Netzwerke zwischen Fulda und Fuhse
Einem freimaurerischen Wirken der Vettern vom "Ast Celle arn Stamme Habich", wie die
Genealogen 365 der Sippe unterscheiden, ist bislang nicht nachgegangen worden. Die
geschäftlichen Kontakte,über die Gewürzhandlung des G.E.Habich hinau~sind jedoch
im Stadtarchiv Celle bis in die Jahrhundertmitte, also auch nach der westphälischen
Zeit, erschließbar. Kirchvogel hat offenbar vor 50 Jahren in Celle nicht selbst
nachgeschaut, jedoch einen aufschlussreichen Schriftwechsel mit dem dortigen Archi-
var Dr.Rickleffs hinterlassen. Neben der Druckfarbenfabrik Hostmann & Steinberg gab
es am Holländischen Tor zu Kassel, gegenüber der Habichsehen Zentrale in der unteren
Königsstraße, eine Fabrikation der "Vettern" aus Celle . Der Nachbar Thiel und "Cou-
sin Haßmann in Celle" waren mit Christian Evert "associiert", wie dieser aber
schrieb, "ohne mich jedoch deshalb von meinem Muttergeschäft zu trennen" 366 •
Die Porzellan-Manufaktur R o j a h n in Kassel, Untere Königsstraße No. 960, wurde
ganz offensichtlich mit der dortigen altbekannten Hugenottenfamilie Romain verwech-
selt. Diese beschäftigten sich jedoch seit 1700 vorrangig als 'Gantiers ' mit der
Handschuh-Fabrikation 367 !
Ein "Geschäftsführer Heinrich Wilhelm Rojahn" war es, der für die beiden Brüder
Christian und Carl Aug. Ferd .Hostmann, Bankiers aus Celle, im sog. "Elefantenpalast"
und direkt neben der neuerbauten Synagoge Edelkeramik herstellte 368 • Die Bankiers
stammten aus der zweiten und dritten Ehe des Vaters, eines 'stadtsyndicus zu Bildes-
heim Friedrich Andreas Hostmann' 369 • Der ältere Sohn Carl (* 1799) heiratete 1825
in Celle G. E.Habichs Nichte Joh .Cath.Maria(nne) (1802-78), eine Tochter des Bruders
J oh.Heinrich Habich (1765-1835), Spediteur und Tabakfabrikant am Altenceller Tor.
Die Mutter war Dorothea Catharina geborene Vieth.
Wie eng noch nach Kassel die familiären Verbindungen waren, zeigte sich bei den
Taufpaten der Maria Habich, als am 4.7.1802 in Celle G.E .Habichs älteste Tochter
"Johanne Mararethe Habich in Kassel, 2. Johanne Katharine Marie Jäger und 3. Eleo-
nore Marie Vieth" dem Kind die Ehre geben. Diese Marianne Habich, seit 10.7.1825
verheiratete Hostrnann, werden wir noch als Bergrechte-Inhaberin, wie bereits die
gleichaltrige Maria Arnalie Mencke (1802-84) arn Gahrenberg und als Frau des Vettern
Joh .Martin Habich, bei wichtigen Montankonzessionen im Raum Feine/Salzgitter kennen-
lernen!
Wegen der konnubialen Kontakte wurde sicherlich die Aufmerksamkeit der agilen Bankiers
aus Celle durch den umtriebigen Vettern C.E.Habich auf die 'ofenfabrik Otto Philipp
Thiel am Holländischen Thore' gelenkt. Jedenfalls erwerben 1843 diese Brüder Host-
111
mannden Betrieb im "Elephantenpalast". Dieser unverhältnismäßig hohe Bau im "flo-
rentinischen Palazzo-Stil", wie der emeritierte Leiter des Stadtmuseums Kassel,
Karl-Hermann Wegner, richtig formulierte, wurde als 'Keimzelle der Kasseler Textil-
industrie' ab 1860 unter Hertz Seligmann Aschrott bedeutend für die Wirtschaftsge-
schichte der alten Residenzstadt 370 • Nach einer Inschrift im Keller war der 9-ach-
sige und 5 Stockwerke hohe Bau 1834 von Otto Philipp Thiel und dessen Ehefrau Marie
Amalie geb.Fehr errichtet worden, wie der Denkmalpfleger Gustav Wentzell überlie-
ferte371. Beachtlich war an diesem im Bombenkrieg 1943 untergegangenen Massivbau,
neben Rosetten sowie Palmettenfries, besonders ein Mittelbalkon, der auf zwei At-
lanten über gewaltigen Konsolen ruhte. Die Biedermeierzeit liebte, wie Wegner be-
tonte, an den Polstermöbeln Porzellan-Nägel und dergleichen 'Neckischkeiten', die
"sehr im Schwange waren". Seit dem 18. Jahrhundert gab es Versuche, in Kassel eine
Fayance- bzw. "Porcellain-Bäckerei" zu begründen, wie auch in westphälischer Zeit
eine Steinzeug-Manufaktur des Hofkonditors Br.G.F.Steitz (L 5/215) überliefert ist.
Die 'Steitz'sche Fayancefabrik' ging auf einen Johannes Nellstein über, der bis
"in die vierzig er Jahre" produzierte 372 • Über die im Vormärz folgende Fabrik der
Brüder Bestmann fanden sich kaum Archivalien in den Archiven Celle und Marburg 374 •
Wegen eines Konkurses in Feine fiel ohnehin um 1860 das Anwesen No.960 am Hollän-
dischen Tor an den Leinengroßverleger und 'Weingutsbesitzer' H.S.Aschrott373 •
In dem Dreieck, das Untere Königsstraße, ein früheres Endstück der Holländischen
und die Bremer Straße bildeten, hatten sich bereits um 1834 mit dem Grundbesitz
No.ll67 (später No.951/952), und an der nahen Hedwigstraßen-Ecke in No.ll52 die
Hofbankiers Goldschmidt engagiert. Nach den Katastern im Stadtarchiv Kassel und
den Listen der jüdischen Einwohner 375 bildeten sich dort Schwerpunkte der Investi-
tionen. Dies zeigte sich gleichfalls beim Anwesen des Tabakfabrikanten Rosengarten,
der die No.ll71 bekanntlich an Habich abtreten musste. Die Juden Goldschmidt waren
die Vettern Bankier Samsen Seelig und Kaufmann Ruben Elias Goldschmidt. Den Sohn
Eduard (1832-81) des letztgenannten Rudolf Elias Goldschmidt und der Emilie gebo-
rene Feidel fanden wir bis 1863 zusammen mit Joh. Martin Habich im Maurerkränzchen
der Heimatstadt und ab 1877 dort auch den Cousin Hermann Goldschmidt (*1852), bis
1905 mit den Brüdern Habich einträchtig in der Loge verkehrend 37~ Die beiden jüdi-
schen Freimaurer waren Enkelkinder des Kaufmannes Elias Ruben Goldschmidt (+ 1825)
und der Giedel (Gity) Herz.
Die Familien Goldschmidt gehörten zu den ältesten sephardischen Judenfamilien in
Kassel. Bereits in der Napoleonzeit erwarb der Finanzrath Seelig Feist (Maas)
112
Goldschmidt (1755-1823) Hausbesitz in der Paulistraße (Pferdemarkt), am Rande der
Altstadt (No.525, 526 in 1808/11) 377• Sein Sohn der "Hof= und Kriegsbanquier" Samsen
Seelig Goldschmidt (1800-74) und seine Frau Julie, aus der alten Bankier-Sippe
Feidel, übernahmen dort um 1819 das Anwesen No.525. Dessen leibliche Bruder und
Bankier Philipp Seelig Goldschmidt (1795-1849) war wiederum seit 1825 mit Johanne,
der Tochter des oben genannten Kaufmanns Ruben Elias Goldschmidt ehelich verbunden.
Schon die Mutter der beiden Bankiers stammte, als Bule geborene Goldschmidt (1758-
1829), aus der sehr vermögenden hessischen Hofjudensippe. So verwundert es nicht,
dass aus der Familie die Schwester Regine Goldschmidt (1799-1886), verheiratet mit
Hertz Seligmann Aschrott, nach dem Hostmann-Bankrott das Anwesen No.960 mit dem
Elefantenpalast aufkaufen konnte! Woher kam nun dieser H.S.Aschrott, Schwiegersohn
des Seelig F.Goldschmidt?
Der jüdische Chronist und Kantor Borwitz erklärte am 9.Juli 1918, anlässlich ei-
nes Besuches des Hessischen Geschichtsvereins Kassel (VhG) auf dem 'israelitschen
Friedhof' am Eichwald in Bettenhausen die Namenswahl der Aschrotts mit dem Her-
kunftsort Asterode 378 am Knüll. Borwitz galt als ausgesprochene Kapazität, daher
wurde dies als Tatsache später ungeprüft in der Literatur übernommen! Jüngere For-
schungsergebnisse des Archivars Eder in der Stadt Osterode am Harz von 1994 379 be-
legen, dass 1808 eine dortige Judenfamilie Abraham, also in der Zeit des König-
reichs.Westphalen, den Familiennamen Ascherodt/Aschrott angenommen hatte 380 • Die
Witwe Rahel, des vor 1813 zu Osterode verstorbenen Bankiers Seligmann Aschrott,
Sohn des Abraham Herz, verstarb am 22. März 1828 im Alter von 64 Jahren in Kassel.
Sechs Jahre vorher war bereits, um den 22.3.1822 (lt. CPCZ), ein 'Abraham Joseph
Ascherott, Banquier,' in der kurhessischen Residenzstadt, im hoffnungsfrohen Alter
von 22 Jahren, früh verblichen.
Im Band von Franz Luschberger zu den "Juden in Hochheim" am Main (1988) 381 finden
wir in dem 'Kontrakten-Kontrollbuch des Amtes Hochheim für das Jahr 1823', dass
dort der 'Banquier Aschrott aus Cassel' am 3.Februar 1823 im Wert von beachtlichen
41.000 Gulden diverse Weinberge und Äcker erwarb. Als Finanzier trat der Schwieger-
vater 'Seelig Goldschmidt aus Cassel' in Erscheinung, wie sich bei dessen Hinschei-
den aus einem 'Erbteilungs und Auseinandersetzungsvertrag'vom Januar 1827 ergab.
1840 ist die Familie Aschrott mit einer "Liqueuer-Fabrik" im Adressbuch Kassel zu
finden,- auf Anraten des Schwiegervaters.Finanzrat Goldschmidt bereits ab 1821382
mit einem 'Leinengeschäft H.S.Aschrott' vertreten. Dieses Leinenverlagshaus zieht
1860 in das von den Brüdern Bestmann erstandene Haus No.960 in der Unteren Königs-
straße. Währenddessen domiziliert laut Einwohner-Meldekarten des Stadtarchivs in
113
Kassel 1868 der Senior Herz S.Aschrott (+ 1869 Hochh.) in No.979 als 'Gutsbesitzer'
bzw. die Witwe Regina (+ 12.7.1886). Ob Herz Aschrott, wie sein Schwager Samson
Seelig Goldschmidt in der Frankfurter 'Morgenröthe', irgendwo Freimaurer war, lässt
sich einstweilen nicht beweisen, so gelang es selbst bei den Großkaufleuten Wüsten-
feld in Münden bis heute nicht. Der Sohn Siegmund Aschrott (1826-1915) zog 1844 von
Hochheim zu, - nach einer Lehrzeit in einem Großhandelshaus in Frankfurt. Er baute
die Hausweberei in Niederhessen tatkräftig aus und brachte die Segeltuch-Herstellung
auf das höchstes Niveau in Europa! Die ausschließlich in Handweberei hergestellten
Leinentuche erregten ab 1851 auf den Weltausstellungen von London bis Paris (1855/
1867), wegen ihrer Breite und Qualität, großes Aufsehen. Dort erhielten diese aus
Flachs hergestellten Produkte hohe Auszeichnungen 383 •
Den Weltruf der einstigen 'casseler Textilindustrie' 3~nutzten mit mechanischen Web-
stühlen seine früheren jüdischen Angestellten Salomon Fröhlich, dessen Schwager Br.
Sirnon Wolff (Fröhlich & Wolff) oder der Begründer einer gleichnamigen Aktiengesell-
schaft Moritz Gottschalk. Dieser war '1. Lager-Vorsteher' bei S.Aschrott gewesen=
dessen Kompagnon Johannes Coenning und S.Fröhlich dienten vorher als Reisende bei
Aschrott. Fröhlich & Wolff wiederum bildeten den späteren Fabrikanten Martin Bau-
mann (Baumann & Lederer) aus. Br.Simon Wolff (1841-93) war vor 1881 in Harnburg Mit-
glied der Loge "Ferdinand zum Felsen", wie auch ab 1897 sein Sohn und Nachfolger Dr.
Richard Wolff von Schottland als ständig besuchender Bruder in die Kasseler Loge
kam, - erst ab 1902 als ordentliches Mitglied. Bei der Affiliation des Vaters gaben
in Kassel die Glaubensbrüder Ed.Goldschmidt und Wallach Auskünfte. Weiterhin bürgte
der Onkel der Fabrikanten in Veckerhagen und Silberwarenfabrikant Br.Ferdinand Ha-
bich für den Br.Simon. Ferdinand war auch dessen Hauswirt in der Großen Friedrich-
straße 1. Die Aufnahme des Br.Simon Wolff war 1881 bekanntlich in Kassel "wegen kon-
fessioneller Gründe" lange verzögert worden 385 • Der Sohn Dr.Richard Wolff, Miteigen-
tümer der genannten Schwerweberei, verließ 1924, "nach 30 Jahren" Freimauerei und
mit den Glaubens-Brüdern Löwenbaum u.a., die Kasseler Loge, wegen "intoleranter
Anschauungen" in einer eigentlich der Humanität verpflichten Bruderschaft 386 • Das
Netzwerk bekam in der 'Eintracht und Standhaftigkeit', entgegegen den Mündener Ge-
pflogenheiten und 'Alten Pflichten', zunehmend erhebliche Risse, - die nichtchrist-
liehen Brüder betreffend!
Nach dem Krieg 1870/71, in dem Aschrott an Heereslieferungen gut verdient hatte,
wagte er es, das 'Weststadtviertel' auf eigene Kosten zu erschließen und auf ge-
kauften 1.270.000 m2 Land, "mit 24 km Straßen und Plätzen" 387 einen neuen Stadtteil
zu bauen. Eine Pferdebahn besorgte seit 1884 den Verkehrs-Anschluss an die Stadt,
114
wie auch mehrere große Parks und vorbildliche Straßenbegrünungen Maßstäbe setzten.
Den 2o.ooo m2 großen 'Florapark' schenkte Sigmund Aschrott an seinem 85.Geburtstag
der Stadt zur Errichtung der Stadthalle. Sie bildete 1913/14 damit den "Endpunkt
des gründerzeitliehen Kassels", wie Themas Wiegand in der 'Denkmaltopographie Stadt
Kassel II' (2005) postulierte 3~ • Sie sollte als vermittelndes Gelenk zwischen der
kurhessischen Hauptstadt und der kaiserlichen Sommerresidenz im Schloss sowie dem
Park Wilhelmshöhe dienen. Weiterhin wurde sie als Symbol des bürgerlichen Selbst-
bewusstseins389 gesehen.
Auch im Bereich der Chemie und Montanindustrie betätigte sich die jüdische Familie.
Aschrott kaufte eine Boraxfabrik in Harnburg und betrieb mit viel Kapitalaufwand das
Braunkohlenwerk 'Belgerkopf' 3~bei Oberkaufungen und noch 'ein bergbauliches Unter~
nehmen in Böhmen'. Der 1887 nach Berlin übergesiedelte Kgl.preußische Geheime Kom-
merzienrat Siegmund Aschrott ruht seit 1915, neben den Gebeinen seiner Frau Anna
geborene Herz (* 1833), in einem kolossalen Mausoleum aus poliertem roten Granit
auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee. Das extrem kostspielige Sepulkral-Bau-
werk im orientalisch-ägyptischen Stil entwarf der Architekt Bruno Schmitz, bekannter
als Erbauer des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig 391 • Auf dem großen Kegeldach, das
als Oberlicht fungiert, prangt in einem breiten Reliefband selbstbewusst der David-
stern.
An die Familie erinnern noch heute mehrere Straßennamen in Kassel, der umgestalte-
te Aschrottbrunnen am Rathausvorplatz und die Stiftungen des Sohnes Dr.jur.et phil.
Paul Felix Aschrott (1856-1927). Aus der Stiftung des Geh.Justizrats F.Aschrott
flossen ab 1926 ca.3 Millionen Mark, u.a. in das Marie-von-Boschan-Aschrott-Alters-
heim392 an der Tannenkuppe und ein Dr.Aschrott-Wohlfahrtshaus. Frank-Roland Klaube
erfasste unter insgesamt 31 Stiftungen etwa ein Fünftel, die von jüdischen Mitbür-
gern Kassels eingerichtet wurden 393 !
Welchen Nachruhm hinterließen nun aber die Vorbesitzer des Elefantenpalastes, die
Sippe der Bankiers H o s t m a n n aus dem 'Ast Celle' der Habichs? Die kurze Ge-
schichte der Porzellanfabrik Rojahn ist nahezu ohne erhaltene Archivalien vorüber-
gegangen. Über die Bank der Brüder Bestmann in Celle, die 1823 aus der Material-
warenhandlungmit Wechselgeschäft 'c.s.E.Warnecke Wtwe.' in Celle hervorging, ist
die Überlieferung dort besser. Carl Bestmann war die "Seele des Bankgeschäfts" und
genoss hohes Ansehen. Er verstand es "durch seine ungeheuere Betriebsamkeit im gan-
zen Königreich Hannover Handel und Wandel zu fördern und damit durch seine umfang-
reichen Geld- und Kreditgeschäfte der industriellen Entwicklung im Lande den nöti-
115
gen Auftrieb zu geben. Er genoss höchstes Ansehen in der Landeshauptstadt Hannover
und König Georg V. soll sogar beabsichtigt haben, ihn zum Finanzminister zu beru-
fen"394. Eine Begleitakte aus der Vorkriegszeit im Archiv des Bemann-Museums zu ei-
nem Bild von A.Dankworth (BM oo278), das Bestmann mit seiner Frau Maria, geborene
Habich zeigt, charakterisiert ihn zeitgerecht als "Bankier und bedeutender Wirt-
schaftsführer"! Dort weist der Begleittext zur nur 21,5xl6,5 cm großen Zeichnung
auch noch auf diesen "Gründer der Ilseder Hütte" ausdrücklich hin.
Man sieht, wie ein wohlsortiertes Museum mit einem guten wissenschaftlichen Apparat
dem Forscher weiterhelfen kann. Hierbei ist ein Glücksfall, dass gerade der Neffe
von Carl Bestmann, der Volkskundler und Besitzer der väterlichen Wollgarnfabrik
Br.Wilhelm K.Bomann (1846-1929), dieses Museum besonders förderte und mitbegründetel
Daher verfügt das Depot über einige Ölgemälde und Pastelle aus dem Nachlass von
"Frau Professor Bomann" 396 (BM oo266 ff), die bis hin zu den Urgroßeltern die Habich-
Vorfahren porträtierten. Angelika Bemann wiederum war eine Tochter des Pastors 395
Dr.phil.Wilhelm Grotefend (1830-95) zu Escherode im 'Obergericht des Amtes Münden'
und die Mutter eine geborene Ungewitter (+ 1902 KS). Frau Bomann beschäftigte sich
mit der Celler Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Ihr Mann und Neffe des Br.Carl
Bestmann trat erst 1905 dem "Hellleuchtenden Stern i.O.Celle" bei, arbeitete aber
bereits seit 1907 als No.8 im Meistergrad und wurde als "Rentier und Ehrenbürger"
der Stadt in den Logenakten tituliert. Der ein Jahr jüngere jüdische Kaufmann und
Logen-Archivar Isidor Meyer (No.lO), der gemeinsam mit Kommerzienrat Fritz Wehl
1911/12 die Festschrift zum 100-jährigen Stiftungsfest erarbeitet, ist ein Beleg
für die Toleranz und Integration der "mosaischen" Brüder von Münden bis Celle im
alten 'Hannoverschen Gebiet'.
Angelika Bemann ("A.B.") hinterließ eine Liste der ältesten Celler Firmen, in der
man kurz nach "Joh.Hr.Habich Nachf. (1763)" die Firma "August Wehl & Sohn" mit
dem Gründungsdatum 1786 finden kann 397 • Seit 200 Jahren bestand auch eine Firma
Franz Guizetti (gegr.l696), stets im Familienbesitz. Eine 'Elisabeth Claudia geb.
Guizetti, Ehefrau des Kaufmannes Hostmann jun.' fand der Verfasser unter dem 18.
April 1829 im Bürgerbuch der Stadt Celle (1764-1863, P.331). Hier denkt man unwill-
kürlich auch an die sagenhafte italienische 'Verwandtschaft' des "Conrad von der
Fulda" 398 • Kurz vorher waren die bekannten Brüder am '3.0ct.l823' laut Bürger-
buch (P.298) in Celle sesshaft geworden :
Christian Ludwig Heinrich Bestmann, Handlungsgehilfe, geb.a.Hildesheim
Carl August Ferdinand Bestmann, Handlungsdiener, geb.a.Hildesheim
25 Rtlr.
25 Rtlr.
116
Schwedischen Vorfahren der Sippe Habich lassen sich ebenso ableiten, als am 12.2.
1823 (P.295) der Handlungsdiener Georg Christian Bemann Bürger wird~
der Kürschner Johann Carl Ludewig Theodor Bomann folgte ein gutes Jahr später
(8.3.1824, P.301).
Beide werden als offensichtlich Ortsansässige gebührenfrei aufgenommen. Es sind
die Enkel des aus Stockholm stammenden Kürschners Johan(n) B o man (1719-89),
der auf einer Gesellen-Wanderung ("Walz") einst in Celle "hängengeblieben war" und
sich 1753 dort, lt.Bürgerbrief als Kürschnermeister, niedergelassen hatte 399 • Des-
sen Enkel Georg Christian Bomann (1802-1877) heiratete 1826 Johanne (1808-91), die
Tochter des Tabakfabrikanten Joh.Heinrich Habich und betrieb seit 1825 ein Mode-
warengeschäft. Die 'Wollgarn=Spinnerei und Färberei' gründete er 1837 mit einem
Partner Ludwig Lohmann und führte diese ab 1848 allein weiter.
Deren Tochter Johanne Bemann ehelicht ihren bald kränklichen Vettern Carl D.Bomann
(1818-77) der Teilhaber bei der 'Fa.Geo.Chr.Bomann' wurde, wie auch 1873 der o.g.
Sohn und Volkskundler Wilhelm Carl als 'compagnon' eintrat. Er ging vorher, nach
einer kaufmännischen Lehre beim einst bekannten Manufakturwarengeschäft F.Buddeberg
in Bielefeld, von 1868 bis 1871 zu 'Bomann & von Bernuth' in Brooklyn. Diese Firma
in New York gehörte seinem 15 Jahre älteren Bruder Johann Heinrich (1831-78). Nach
einer Tätigkeit als Reisender beim Vater Georg Christian in Celle, wurde der Sohn
Wilhelm Teilhaber und blieb, von 1877 bis zur Übergabe an sein früheres Mündel
Fritz Wierß (+ 1912) im Jahre 1909, alleiniger Betreiber der Wollgarn-Spinnerei~.
Konsul Friedrich Wierß ist bis dahin in Haiti tätig gewesen. Dieser war ein Enkel
des Hofweinhändlers und Freimaurers Franz Heinrich Wierß und Urenkel des Spediteurs
Martin J.Hr.Wierss (1755-1839), der als Witwer die Schwester J.C.Marianne (1762-
1826, verw.Jaeger) des G.E.Habich/Veckerhagen geheiratet hatte. Neben den Testa-
menten der beiden Vorfahren~1 liegt auch der letzte Wille eines Bruders des genan-
nten Konsuls und Fabrikanten im Stadtarchiv Celle vor.
Dieser Bruder Karl war der am 26.Januar 1900, mit nur 28 Jahren in Kamerun verstor-
bene "Handlungsgehülfe im Contor der Deutsch=Westafrikan.=Handelsgesellschaft Karl
Franz Adolf Wierß", der über einen Nachlass von 67.357,16 Mark verfügte, wie der
Testaments-Vollstrecker und Treuhänder Wilhelm Bemann feststellte! Dem standen noch
Forderungen des Kolonial-Handelshauses in Höhe von 12.190,75 Mark gegenüber~2 • Das
verbliebene stattliche Erbe teilten sich der Bruder und 'Kaufmann in St.Mare auf
Haiti' Friedrich Wierß und die verwitwete Mutter Alwine, geborene Reinecke. Der ver-
storbene Vater war demnach der Kaufmann Carl Friedrich Wierss (* 1826) in Celle,
117
Sohn des Weinhändlers Br.Franz Heinr.Wierß (+ 1890) und dessen Frau Edeline, die
Großmutter der Enkel in den Kolonien. Diese Schwiegertochter der Johanna Cath.Ma-
ria Habich war wiederum die Tochter des Gastwirts Andreas Büttner aus Braunschweig.
Man sieht an diesen Testamenten in der Akte Wierß im Stadtarchiv Celle, wie die Fami-
lienbande noch funktionierten. Der Enkel des Tabakfabrikanten J.Hr.Habich, Br.Wilh.
Bemann zeigte Verantwortung für die Urenkel des Schwagers Mart.Wierss in den Tropen
bzw. als Nachfolger in der Fabrik! Das vorn Freimaurer Bomann seit 1892 aufgebaute
"Vaterländische Museum" erhielt 1923 den Namen 'Bornann-Museum' und glänzte erst 2008
durch eine sehr sehenswerte Sonder-Ausstellung "Freimaurer in Celle" 403 •
Viel schwieriger ist die Überlieferung beim Onkel des Vorgenannten, dem Br.Carl
August Ferdinand Hostrnann, dem Schwager vorn Krämer Karl Wierß, Wollgarnfabrikanten
Georg Christian Bemann und des Tabakfabrikanten Carl August Habich (1804-56), der
leider schon mit 52 Jahren an "Gehirnerweichung" 404 verstarb. Dort meldet selbst
die mit viel Fleiß erarbeitete "Stammliste der Familie Habich" des Felix von Schroe-
der und anderer Genealegen lediglich auf Seite 10: "7.c. Johanna Catharina M a r i a,
geb.Celle 27.6. get.4.7.1802 + Celle 17.6. begr.20.6.1878 00 Celle 10.7.1825
.c a r 1 August Ferdinand Dostmann geb. Bildesheim (St.Andr.) 16.1. get.27.1.1799
+bei Celle (in der Fuhse) aufgefunden arn 23.1.1858 begr.Celle 27.1., Kaufmann und
Bankier in Celle, Mitglied der !!.Hannoverschen Kammer."
In den kirchlichen Archivalien im Celler "Stadtkirchen-Totenbuch 1853-'58" findet
man erst im Monat März, arn 22.3. auf P.l61/162 unter fortlaufenden Einträgen, nach
einem arn 22.März (!)bestatteten, an Altersschwäche gestorbenen Herrn Ehrich die Zei-
len der Beisetzung des Carl A.F.Hostrnann vorn 27.Januar! Unter der Spalte 'Tag und
Stunde des Todes im Jahre 1858' ist eingetragen "Aufgefunden in der Vuhse am vier
und zwanzigsten Januar gegen Mittag", 'Todesart': "Ertrinken". Unter 'Bemerkungen'
folgt ein, - für Kirchenbücher verdächtig langer Eintrag des Kirchenbuchführers
am 22.März 1858:
1. Am 26.Februar ist· die nachstehende Bemerkung von dem Königl.Amte zu Celle hier eingegangen: "Wir
theilen dem Herrn Pastor mit, dass nach einer Anzeige des Amtsgehülfen Schmidt vom 19./20. d. M., am
SOnntage d. 24. · v. M. Nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr der Gemeindevorsteher Decke zu Burg bei ihm
die Anzeige gemacht habe, .. dass gegen Mittag eine Leiche in der Vuhse umweit (!) Burg aufgefunden und
solche wahrscheinlich die des Banquier Carl Bestmann in Celle, welcher (seit dem vorhergehenden Tage)
vermisst worden.sei, sowie, dass ihm hienächst von dem Vollhöfner Wallbeincke, Halbhöfner Sohnemann
und Köthner Ebeling zu Burg versichert sei, dass die-aufgefundene.Leiche (welche, (vor Ankunft des
Amtsgehülfen) von dem inzwischen verstorbenen Obergerichts = Anwalt Müller bioselbst fortgeholt und
nach Celle gebracht worden, als die des Banquier Carl Bestmann erkannt haben.
Celle d. 22. Februar Königl. Amt
1858 Stölting.
vorstehende Anzeige ist unter dem 1. März von Pastor Pfotenhauer zu Altencelle eingesandt worden.
2. Die Leiche ist nach Celle gebracht und auf dem Stadtkirchhofe beerdigt worden
118
Dieses geheimnisvolle Ereignis, das sich auch in keiner Weise ab Ende Januar 1858
in den folgenden Ausgaben der Celleschen Zeitung als Meldung niederschlug, ist für
eine bekannte Person, wie den Bankier Carl Hostrnann, ausgesprochen merkwürdig! Auch
Trauerfeiern für den Verstorbenen, der offenbar wohl ohne kirchliche Begleitung be-
stattet worden ist, fanden sich in den Akten des "Hellleuchtendes Sterns"keineswegs.
Dieses "Celler Loch" füllen auch die heftigen Schriftwechsel zwischen Enkeln des
genannten Habich-Schwiegersohnes und streitbaren Fachwissenschaftlern nicht. Jene
offenbar schillernden Gestalt untersuchten Archivare in Peine sowie Biografen der
Nachkriegszeit. Diese Korrespondenz reicherte auch personenbezogene Mappen im Stadt-
Archiv Celle an. All dies wurde dem Br.Carl Hostmann, seiner vermögenden Witwe Maria,
geborene Habich und dem mehrfach im Konnubium verbundenen und nachfolgenden 'Wirt-
schaftsjuristen' Carl Haarmann (+ 1884)405 in der Peiner Hütte nicht wirklich gerecht.
Dass die Celler Loge lange zögerte, dem Verfasser die Einsicht in die FM-Bestände
des Preußischen Staatsarchivs in Berlin zu erlauben, weil ggf. ein Nachkomme der
Vorgenannten erst vor wenigen Jahren "in den ewigen Osten" einging, wäre weiterhin
eine ungerechtfertigte Mutmaßung. Vielmehr waren die Brüder nach Auskunft des MvSt
Dieter Habekost durch das Jubiläum, eine Ausstellung und Satzungsfragen,wegen eines
ggf. zu ändernden "Celler Modells" der Nachkriegszeit,in 2008/09 überaus beschäf-
tigt406 •
Der Werksarchivar der Ilseder Hütte in Peine, Joachim Studtmann, hatte in seiner
Arbeit 'carl Hostmann und die Bergbau- und Hüttengesellschaft zu Peine', (Hannover
1957 sowie 1953) eine "sehr detaillierte und temperamentvolle Auseinandersetzung"
mit der Überlieferung vorgelegt, wie Professor Wilhelm Treue feststellte407 • Dies
hatte in den nachfolgenden Generationen für großen Wirbel gesorgt! Der letzte "in
Deutschland lebende Enkel" W.Hostmann aus Hamburg-Blankenese sprach in einem Brief
vom 5.10.1956 an Dr.Ricklef(f)s vom Archiv in Celle über den Großvater Hostmann,
dass dieser beim "Zusammenbruch seines Lebenswerks" ••• (des Hüttenbetriebs) •••
"infolge finanzieller Schwierigkeiten, hervorgerufen durch die amerikanieehe Krisis
im Jahre 1857, den Freitod gesucht hat". Ein Vetter, Diplom-Chemiker und Freimau-
rer in Celle, Dr.Georg Hostmann (1920-2000)409 , hatte wohl Anfang des Jahres 1956
erreicht, dass die beanstandete Studtrnann-Broschüre von 1953 durch den Vorstand der
Ilseder Hütte zurückgezogen wurde410 • Diese Verwerfungen mögen auch der Grund gewe-
sen sein, dass dann 1960 der Wirtschaftshistoriker Treue in Göttingen seine gewich-
tige und gründliehst aus den firmeneigenen Quellen erarbeitete 'Geschichte der
Ilseder Hütte' zum 'hundertjährigen Bestehen' für das Montanwerk in Peine heraus-
408 gab •
119
Nach den 'Daten zur Geschichte der Logen in Celle' von 1997 des Br.Winfried Wolf
(1922-2004), der augenscheinlich auch im Geheimen Staatarchiv PK/Berlin im Freimau-
rerbestand recherchierte, ergibt sich, dass Br.Hostmann, als Celler Mitglied Nr.27,
im Jahre 1848 dort die "Partei der Redlichen" 411 gründete. Sie war die konserva-
tivste Partei dieser Zeit, - ja sie galt als reaktionär, im Vergleich zum revolu-
tionären "Volksverein" unter dem Bruder und Anwalt Dr.Gerding und dem in der Mit-
te anzusiedelnden "Konstitutionellen Verein". Der letzgenannten Partei gehörten an
verantwortlicher Stelle die folgenden Freimaurer an:
1. der amtierende Bürgermeister Dr.Breden,
2. der Stadtsekretär Otto Hattendorf,
3. der Prediger an der Stadtkirche Dr.Greiling.
Dr.Greiling war von 1859 bis 1865 und später Dr.Gerding von 1872 bis 1881 Meister
vom Stuhl412• Gerding galt als bedeutendster politischer Kopf jener Zeit in Celle.
Der namhafte Bankier Hostmann wollte mit seiner geplanten Aktiengesellschaft am
heftigen Aufschwung, den im Zuge der industriellen Revolution in den Hannoverschen
Landen nach 1848 besonders die Eisenbranche nahm, richtungsweisend teilhaben. Ihm
schwebte vor, das Vorbild der, - allerdings mit Geld aus der Kronkasse finanzierten
und 1856 erfolgreich gegründeten Georgs-Marienhütte noch zu übertreffen. Hostmann
fußte auf der Kenntnis reicher Erzvorkommen des Feiner Reviers. Jedoch war ein
Bergrat Koch-Grünenplan zum Schluss gekommen, dass diese Erze einen zu geringen
Eisengehalt besäßen. Die Staatsregierung kam 1854/55 ebenfalls zu ähnlichen
Resultaten.
Der Fabrikant Hurtzig in Linden bei Hannover schürfte bereits seit 1853 mit Carl
Hostmann im Raum Oberg bei Feine nach Kohlen, als die beiden Gewerken auf die
widersprüchlichen Erzanalysen stießen. Da weiterhin auch im Kohlenrevier um Ober-
hausen fieberhaft nach Eisenerz gefahndet wurde, lag die Idee nahe, dass sie hier
in Feine ein großangelegtes kombiniertes Werk aufziehen sollten. Gerade waren die
Aktienkurse der 'Concordia-Hütte' sowie des 'Hörder Vereins' in die Höhe geschos-
sen und es suchten vor 150 Jahren anscheinend viele "gründungslustige Männer" nach
Gelegenheiten, größeres Kapital in die Verwertung vielversprechender Bodenschätze
zu stecken!
Carl Hostmann beantragte die 'vererbbaren Bergrechte auf Erzbergbau im Hannover-
schen' in 8 Feldmarken, die ihm auch 1856 in Bülten, Groß Ilsede usw. anstandslos
gewährt wurden. Im Braunschweigischen waren hingegen Verleihungen auf Erz und Koh-
len einerseits nur bedingt zu erhalten, andererseits ergaben die Mutungen dort kaum
120
Kohlenvorkommen ausreichender Qualität! Obwohl die Regierung in Hannover Bedenken
äußerte, wurde ' im Vertrauen auf Rostmanns Solidität ' , das Korporationsrecht '
unter Auflagen, wie dem Nachweis eines Mindestkapitals, in Aussicht gestellt 413 •
Rostmann setzte geschickt die Presse ein und verkündete, bei Peine auf Eisenstein
"von ganz besonderer Güte" gestoßen zu sein, mit dicht dabei liegenden Kohlenfel-
dern! Im Stil der westfälischen Betriebe wollte er, mit einem technischen Direktor
aus Belgien und einem ' Dorf für 200 Bergleute' , den kombinierten Betrieb großzügig
aufbauen. Auch beim hessischen Bahnbau waren um 1850 belgisehe Fachleute im Einsatz,
die vorrübergehend in der Loge Kassel auftauchten. So konnte Rostmann als besuchen-
der Bruder bei Dienstgeschäften in Kassel beispielsweise von 1849 bis 1854 den bel-
g ischen Ingenieur Eduard Hacaul t kennenlernen 414 •
Der wachsende Bahnbau-Bedarf und die sich entwickelnden anderen Industriezweige
sollten die Grundlage für einen Konzern aus "Schmelz-, Puddlings-, Walz- und Ma-
schinenbauwerken" bilden, wie dies als "großartige Eisenproduction" noch nicht
in deutschen Landen zu finden sei! Rostmann versprach im Prospekt bei "5 Millionen
Thalern Actien-Capital" eine abenteuerliche 30%ige Kapitalverzinsung oder konkrete
"5% Zinsen und 25 % Dividende, was bei einer kapitalistischen Konjunkturwelle, ge-
rade bis an die Wende der Jahre 1856/ 57, zunächst einmal auf fruchtbaren Boden fiel.
Bild aus Schlotter, Hans:
Vom Bürgermeister Rostmann
bis zur Ilseder Hütte.
In: Beilage der Hildesheimer
Allgemeinen Zeitung vom
24.Dezember 1979. S.63/ 64.
(So.Folge einer Hildesheimer
Familiengeschichte).
Bankier Carl Hostmann (1799 bis 1858). (Archlvblld des Bomann-Museums Celle)
121
Unterlegt mit dem Gutachten eines Bergmeisters W.Leo und 10 anderen sehr positiven
Bescheiden der Königshütte im Harz, eines Chemikers der Concordia-Hütte etc., warb
der Prospekt für ein konkretes und mutiges Vorhaben. Der Schwiegersohn und Oberge-
richtsanwalt carl Haarmann aus Celle gab im Dezember 1856 eine Broschüre "Zur
Beherzigung für die Grundbesitzer im Hildesheimischen" heraus, die eine zu gründen-
de Peiner Gesellschaft wärmstens ans Herz legte. Dieser Schwiegersohn Carl war auch
gleichzeitig ein Neffe Hostmanns. Der Vater Friedrich Wilhelm Haarmann, 'Pfarrkol-
laborator in Hildesheim' , hatte eine Schwester Sophie Henriette Elise Bestmann aus
der erster Ehe des Stadtsyndicus Friedrich Andreas Bestmann geheiratet. Diese Mutter
ist wiederum eine Catharina Magdalena Mey (00 1790) gewesen, eine Tochter des Sena-
tors und Kaufmanns zu Bildesheim Ludolph Heinrich Mey. Aus der zweiten Ehe des Va-
ters F.A.Hostmann von 179~mit Sophie Cath.Sinn aus Wernigerod~stammte unser Pro-
tagonist Carl (* 16.Jan.l799) ab. Den Kompagnon in dem Bankhaus Celle und der Por-
zellanfabrik im 'Elephantenpalast zu Cassel', Christian (* 3l.Okt.l801), kennen wir
als einen Abkömmling aus der dritten Ehe des Syndicus mit der verwitweten Christina
Louisa Henriette Haarstrick geborene Bock 415 •
Als der rührige Fabrikant Georg Egestorff in Hannover zur Vorsicht zu mahnen wagte,
traf dies Bestmann an empfindlicher Stelle, - prompt folgte eine heftige Presse-
fehde. Egestorff galt als ein in der Frage der niedersächsischen Bodenschätze sehr
erfahrener Mann und seinem Urteil wurde Gewicht beigemessen, als er mit Recht die Koh-
levorkommen und den zu hohen, in Aussicht gestellten Gewinn bezweifelte! Gegen einen
Kohlelagerstätten-Gutachter Senator Roemer in Bildesheim verloren Bestmann und Hur-
tzig im Juli 1857 darüber hinaus einen spektakulären Prozess und die Presse berich-
tete in Norddeutschland vernichtend über den Komplex der bereits aufgelassenen Koh-
lengruben. Egestorffs "Beleuchtung des Prospekts" bestätigte die Erzlagerstätten,
strafte die 22.ooo Morgen Kohlenfelder jedoch als "völlig unerwiesen"! Er prangerte
die eine Million Gründungsgewinn als "ungerechte und unbillige" Vorwegnahme an!
Kein Eisenhüttenwerk habe je eine solche Dividende geliefert,und Egestorff sah eher
die Gefahr von Verlusten für das zeichnende Publikum416 •
.
Dieser Streit mit dem Hannoveraner Industriellen sollte für Bestmann schwerwiegende
Folgen haben. Bereits bei der ersten Generalversammlung im März 1857 tauchten wei-
tere Probleme mit der Verwendbarkeit auf, denn die stark phosphorhaltigen Erze bar-
gen die Gefahr eines kaltbrüchigen Roheisens. Das vorgesehene Aktienkapital wurde
auf 3 Millionen Taler herabgesetzt und war bis dahin auch nur mit höchstens einer
Million gezeichnet worden! Da es zu allem Überfluss Schwierigkeiten mit der Regie-
rung gab, die eine Aufnahme der Tätigkeit der AG hinauszögerte und diese weitere
122
Zeichnungen untersagte, suchte Bestmann dringend ausländisches Kapital. Eine weitere
schillernde Gestalt tauchte in der Tragödie auf: der Attache an der österreichisch-
ungarischen Botschaft in Paris, ein Husarenrittmeister mit dem klangvollen und viel-
versprechenden Namen Graf Max Fugger. Dieser zeichnete 2 Millionen Taler, unter
dem gegebenen Versprechen eines aberwitzigen "Gewinnes von 50% innerhalb weniger
Monate" 417 •
Zwischenzeitlich waren bis zum Herbst 1857 noch umfangreiche Baumaßnahmen ausge-
führt worden. Es gelang nunmehr brilliante Gutachter, wie Professor Justus Liebig
in München und seinen Kollegen Friedrich Wöhler in Göttingen zu gewinnen. Sie er-
mittelten auch Anfang Januar 1858 recht positive Schmelz- und Analyseergebnisse
beim Roheisen! Der Projektemacher Bestmann war, gerade als er dringend weiteres
Kapital benötigte, in eine der größten Wirtschaftskrisen, ja wie es Wilhelm Treue
formulierte, in die 'erste Weltwirtschaftskrise' hineingeraten 418 !
Aus der Sicht heutiger Bankiers und Anlagekunden sieht man 2009 die Angelegenheit
des Br.Hostmann vielleicht in einem ganz anderen Licht!?
Zu allem Überfluss stellten sich, bei einem geschätzten Kapitalbedarf von 0.8 Mil-
lionen Talern, allmählich große Teile der dringend benötigten Wechsel in Höhe von
Soo.ooo Talern des besagten Fugger als größtentels "faul" heraus. Dieser Attache Max
Fugger wurde nach Hastmanns Ableben ebenfalls zahlungsunfähig. Carl Bestmann selbst
hatte am 21. Januar 1858 bei Gericht seine Insolvenz offenbart und sich etwa zwei
Tage später in dem Flüsschen Fuhse ertränkt.. Im Briefverkehr vom 3. und 9. Februar
1858 zwischen Wöhler und Liebig beschäftigten sich diese hochangesehenen Wissen-
schaftler sehr betroffen mit dem traurigen Ende und dem "Freitod des Banquiers
Bestmann" 419 • Sie stellten dabei ihre jüngsten Gutachten mit durchaus positivem
Ergebnis heraus!
Als sich bald darauf ergab, dass die 'Hostmannsche Privatkonzession' auf die Boden-
schätze, noch nicht, wie versprochen, der in Gründung befindliche Gesellschaft
übertragen worden waren, ergab dies ein grundsätzliches weiteres Problem! Die Berg-
rechte ruhten also noch bei der W i t w e' M a r i a n n e Hostmann, geborene Habich!
Hier hatte offenbar der juristische Beistand des Schwiegersohnes Haarmann eine ähn-
liche Raffinesse an den Tag gelegt, wie zur gleichen Zeit bei den Vettern Habich
die Übertragung der Bergrechte im Reinhardswald von 1853 bis 1868 an "Bismarcks
Base", die 'Schwester' Amalie geborene Menke angeraten war 420!
Der verblichene Freimaurerbruder, für den es bestimmt, wie der heutige MvSt Dieter
Habekost mutmaßt 421 , eine diskrete Trauerbegleitung gab, hatte in der vergangeneo
123
Zeit 'alle Geschäfte auf sich gezogen'. Von den tatsächlich eingegangenen 333.295
Talern wurden rund 235.ooo Taler in Über- und Untertagebauten gesteckt, - der Rest
war unauffindbar! Schulden in Höhe von llo.ooo Talern standen für Löhne und Bauun-
ternehmer noch aus, weiteres Geld in ähnlicher Höhe war in Harnburg verpfändet und
wohl teilweise 'in Paris versickert'!
Als am 21. April 1858 der Konkurs endgültig erklärt werden musste, zog auch die
Regierung ihre 'bedingte Genehmigung' zurück. Die 'Bergbau= und Hüttengesellschaft
zu Feine' wurde daraufhin als "nicht zu Stande gekommen" bewertet 422 •
Diese dramatischen und komplexen Zusammenhänge der Familien- und Freimaurerge-
schichte der Sippe Habich waren vor 1960 dem "Großarchivar Klodulf", also dem
"Hofhistoriker"422aPaul Ad.Kirchvogel, beim Schriftverkehr mit dem Stadtarchivar
Dr.Ricklefs in Celle augenscheinlich verborgen geblieben, als er den Jubiläums-
band, mit ansonsten großer an den Tag gelegter Ausführlichkeit, erstellte. Auch
in Celle findet man die Zusammenhänge Habich/Hostmann/Haarmann eher an schwerer
zugänglichen Stellen, - im Freimauererbereich bestehen, gerade in der behandelten
Zeit, die größten Lücken. Die 'Schwester' Marianne konnte das Hab und Gut vor 15o
Jahren zusammenhalten, da sie über ihre Bergrechte eine Schlüsselposition besaß.
Unter den gegebenen Umständen kauften bereits im Juli 1858 Hurtzig und der späte-
re Justiz-Rat Carl Haarmann den Hüttenplatz aus der Konkursmasse und gründeten
die Ilseder Hütte. Sie war gewissermaßen als eine Auffanggesellschaft für die bis-
lang beteiligten Kapitalgeber vorgesehen und jene erwarb ihr Vermögen "durch Ver-
trag von der Witwe Bestmann", wie der Schwiegersohn Haarmann 1858/1860 verlauten
ließ. Für die überlassenen Erzkonzessionen erhielt die Alleinerbin Maria Hastmann
2% vom Reingewinn der neuen Gesellschaft, später bekam sie mit 9.ooo Mark, als ver-
einbartem jährlichen Festbetrag, - eine für die Gründerzeit durchaus respektabele
Rente!
Die neue Unternehmung unter Haarmanns Führung gedieh ab Oktober 1858, bis zur ersten
Sitzung des Verwaltungsrates am 2. September 1860, bereits prächtig. Er schuf, mit-
tels der bereits kurz nach Bestmanns Tod in der Peiner Zeitung (vom 13.2.1858) veröf-
fentlichten sowie im Prospekt vom lO.Oktober des Jahres publizierten Expertise der
Professoren Liebig und Wöhler, Vertrauen und die solide Grundlage für die Zukunft
des Montanunternehmens. Als Präsident des Verwaltungsrates legte der Hostmann/Habich-
Schwiegersohn, besonders als Jurist, die Grundlagen für das später weltbekannte
Großunternehmen. Haarmanns tragende Rolle, im Vergleich zum Kaufmann und späteren
Kommerzien-Rat Gerhard Lucas Meyer (* 1830), den er 1863 von der Georgs-Marienhütte
124
angeworben hatte, hob der Neffe W.Hostmann/Hamburg, 100 Jahre nach des Großvaters
Tod, vehement in Schriftsätzen 423 hervor. Er kritisiert, dass nach dem Tod von G.L.
Meyer (30.12.1916) die "Familienvertreter bei jedem Anlaß vor der Gefolgschaft (!)
usw." dessen Bedeutung bei der Gründung der Hütte, gegenüber Hostmann und Haarrnann,
viel zu sehr hervorgehoben hätten. - Meyer war jedoch, nach der Gründungsphase, ein
entscheidender Fachmann! Als Sohn eines 'Webstoffhändlers' Joh.Georg Meyer in den
Niederlanden geboren, hatte er von 1845 bis 1850 das Polytechnikum in Hannover be-
sucht. Zuerst besaß G.L.Meyer eine kleine Farbenfabrik für ~ein-Schwarz zu Haste i.W ••
Nachdem diese aufstrebende Unternehmung im Krisenjahr 1857 abbrannte, stieg er als
Teilhaber in die 'Woll- und Produktengroßhandlung Naesemann & Schultz(e)' in Celle
ein. Diese seit 1713 dort ansässige Firma, immerhin 50 Jahre vor der Habich'schen
Tabakfabrik (1763) gegründet, listet die 'Schwester' Angelika Bemann in ihrer Auf-
stellung (1896) "über das Alter hiesiger Geschäfte" für die Cellesche Zeitung auf 42~
- Kaufmann Carl Gg.Schultz war übrigens lange Schatzmeister des 'Hellleuchtenden
Sterns' und stand bereits 1838 bei der "Reconstitution" der Loge in Celle unter
den Meistern an 9.Stelle, wiederum folgte Bürgermeister Dr.jur.Gg.Christoph Theodor
Breden im !!.Grad als No.21 in der Liste der Mutterloge 425 • Ein Br.Dr.phil.Hostmann
(* 20.12.1870), Fabrikbesitzer, aus der einschlägigen Verwandtschaft, taucht seit
1910 in dem ersten Verzeichnis auf, nach 50 Jahren Lücke, 1929 als zugeordneter
Meister vom Stuhl in Celle. Soweit zu dieser regen Freimaurer-Familie 426 •
- Aus Gründen, die den Archivalienlücken in Celle sowie der erst 1903 gestifteten
Peiner Loge geschuldet sind, wurde bei der Häufigkeit des Namens und Brüdern von
Meyer I. bis IV. (Celle) bzw. I und II (Peine) die Recherche in den naturgemäß spä-
ten Jahrgängen der überlieferten Bestände eingestellt 427 •
Gerhard Lucas Meyer hatte zu Beginn an die Georgs-Marienhütte einen kleineren Eisen-
hammer veräußert und war durch den Geschäftskontakt zum Insider in der AG geworden.
Er hatte für deren Bilanzausschuss über Jahre hinweg die Geschäftsbücher der Hütte
geprüft und jenes Osnabrücker Werk saniert. Nach Haarmanns Tod (1884) wurde Meyer,
als Vorsitzender des Verwaltungsrates, in Peine der eigentliche Generaldirektor der
Hütte, die er als erfahrener und brillianter Kaufmann tatsächlich zu einem Großbe-
trieb der deutschen Schwerindustrie ausbaute, wie Wilhelm Treue nachvollziehbar be-
wertete428. Der Archivar der Ilseder Hütte, Dr.Stuthmann, stellte in einem Brief vom
21.5.1955 an den Kollegen 'Dr.J.Richlefs' vom Stadtarchiv in Celle heraus, dass
Haarmann hingegen •••
"als geschäftsführender Vorstand" ••• "da Nichtfachmann, d.h. weder Techniker noch
Kaufmann, so vollkommen versagt (habe), daß die Hütte bereits 1863 wieder konkurs-
125
reif war. Nur der eine G.L.Meyer hat als wirklicher Kaufmann mit schöpferischer
Intuition die Karre aus dem Dreck gezogen und das Unternehmen endgültig lebens-
fähig gemacht, was sein ganzes Leben in Anspruch genommen hat. Das sind einfach
Fakten" 429 •
Wenden wir uns am Schluss den unbestrittenen Verdiensten des Peiner Werkes für die
Technikgeschichte zu, so ist überliefert, dass ab 1914 die Herstellung der paral-
lelgurtigen Breitflanschträger ("Doppel-T" I IPB) -kurz und populär "PEINER" -so
weltweit vorbildlich war, dass noch im Jahr des Kriegsbeginns US-amerikanische Ver-
treter der Stahlwerke zu Pittsburg und Chicago das Walzwerk Peine und dessen modern-
ste Fertigungsstraße besuchten. Auch im Schatten der "Reichswerke Hermann Göring"
konnte die nachfolgende Betriebsleitung das Montanunternehmen geschickt in das bun-
desrepublikanische Wirtschaftswunder hinüberretten, wie W.Treue (1960) ausführlich
darlegen konnte 430 •
In den 1960er Jahren, erinnert der Verfasser, war es noch üblich, jene !PB-Träger im
Hochbau nur als "Peiner" zu bezeichnen. Andere, z.T. nach dem Krieg zweitverwende-
ten Formen der älteren 'Eisenträger', wurden z.B. als "Differdinger" unterschieden,
benannt nach der entsprechenden Gießerei in Luxemburg.
Unter den 148 Aktionären, die bei der Neugründung der Ilseder Hütte Anteile erwar-
ben, kamen etwa 50% aus der Celler Gegend, darunter allein als größte Berufsgruppe
33 Landwirte 'aus der Südheide'! Hier hatten offensichtlich die Beziehungen zu Meyer
eine Rolle gespielt. Die Gruppe der Kaufleute lag um 1858/60 mit 24 Aktienbesitzern
anzweiter Stelle. Unter den 5 Geistlichen fanden wir, mit immerhin 10.000 Rtln.,
den Freimaurerbruder Pastor Dr.Greiling unter den Zeichnern der ersten Stunde.
Fritz Hurtzig besaß 'nur' 8.ooo Rtlr. in Aktien, wie wir auch einen Viktor von Aren-
schild aus Münden (S.ooo T.) und den Ökonom Weinhagen (S.ooo T.) vom Klostergut
Hilwartshausen unter den 30 größeren Aktionären entdecken 431 • G.Weinhagen hatte sich
um 1848, über den Direktor des Handelsvereins und Fabrikanten August Natermann in
Münden für die Einrichtung eines jährlichen Wollmarkt eingesetzt 432 • Diese Schaf-
zucht stand damals in Südhannover in großer Blüte und der Gutspächter hatte offen-
bar, wegen der guten Kontakte zu G.L.Meyer und den Wollgroßhändlern in Celle, in
nennenswerter Höhe Aktien der Ilseder Hütte erworben. Die "Freimauer-Pyramideneichen"
im Park des Gutes der Klosterkammer können auch in westphälischer Zeit auf den Ins-
pektor Br.Joh.Carl Ihmsen (A.: 1810 Mü.), auch 'Immeßen', zurückgehen 433 • Besagte
Sippe der "Glasemeister Impsen" (im Kirchenbuch Gimte) hatte unter König Jerome die
hessische Glashütte zu Altmünden gepachtet.
126
Edward Habich aus der Neuen Welt - Selfmademan, Sammler und Kunstmäzen
Von den acht Kindern des 'Herrn Pariquanten August Heinrich Habich'(l792-1837)
'et uxor Louise nata Quentin' in Veckerhagen ist der am '7.Julius morgens 1 Uhr'
1818 zur Welt gekommene Georg Eduard, der sich später als amerikanischer Staats-
bürger zu Boston und Washington Edward Habich nennt, sicher der interessanteste
Nachkomme. Als Taufpate findet sich der bereits oben genannte Kaufmann J.Georg
Andreas Kloß {+ 24.12.1832 Mü. s.Anm.95) aus älterer Freimaurerfamilie in der
Mündener Speckstraße nahe der Bremer Schlagd I Loge. Ein enger Verwandter war
nach Trommsdorf-Göttingen {1929) rege im Vorfeld der Logengründung in Münden
{1799) beteiligt. Die {Paten-)Tante war eine Friederike Marie Quentin (* 25.7. ·
1820), anscheinend die Schwester von Louise Habich. Der Pate und Schiffsbefrach-
ter A.Kloß heiratete 1821 als Witwer eine Johanne Sophie, Tochter des Bäckermei-
sters Joh.Chrn.Jungk. Ob diese ev.-reformierte Familie Jungk mit den Freimaurer-
brüdern Hermann und Gustav Adolph Jungk, Kaufleute aus Coppenbrügge, die beide
Töchter des Vettern Carl August Habich (1804-56) heiraten, zu tun hatten, wurde
nicht untersucht. Wie Münden hatte auch Coppenbrügge 'Salzburger Emigranten',
genauer Berchtesgadener Exulanten dieses Namen~angesiedelt 4~. Hermann Jungk
(* 23.10.1825), "Grossist in Celle", war jedenfalls in der dortigen 1838 erneu-
erten Loge bis 1871 im Beamtenrat ('Subst. 1. Aufseher I Almosenpfleger') und
die Ehefrau Dorothea Elise geb.Habich fand sich als eine Nichte der dortigen Brr.
Car 1 Hostmann und Gg. Chr. Bemann.
Der bei Gg.Breithaupt im jüdischen Umfeld genannte Galerie-Direktor Dr.phil.Oscar
Eisenmann, der Edward Habich sehr nahe stand, hatte 1901 im Kasseler Tageblatt vom
24.125. September aus dessen nicht mehr zugänglichen Aufzeichnungen zitiert. In
diesem Nachruf des Freundes wird beschrieben, dass der frühindustrielle Betrieb
gerade eine schwere Zeit erlebte; - Eduards Vater " ••• spann aber keine Seide dabei".
"Allgemein für vermögend gehalten", starb der Vater bereits 1837 "ziemlich mittel-
los". Gg.Eduard trat mit 15 Jahren im frühindustiell geprägten Magdeburg in eine
Lehre ein und findet sich auch kurzfristig 1833 in der Höheren Gewerbeschule Kas-
sel, wie dem Verfasser Emeritus Albrecht Hoffmann 435 dankenswerterweise mitteilte.
Er ging von Magdeburg als 'correspondent im Comptoir' in ein Frankfurter Weinge-
schäft, wo er auch zeitweilig den erkrankten Reisenden vertrat, - hier lernte er
den 'gepflegten Bordeaux' kennen, den bei ihm später in Kassel die 'illustren Freunde
der Kunst' wie Dr.Johannes Boehlau oder Dr.Oskar Eisenmann ebenfalls zu schätzten
wussten.
127
Mit Alb.Valentin Heinrich (* 1815 Mü.) 436 ging E.Habich 1840 nach Paris, um Sprach-
studien zu betreiben. Am 6.April 1841 wurde er, der Tradition seines Bruders Georg
Evert, beider Onkel und des Großvaters folgend, Freimaurer in der Johannisloge
Pythagoras zu den 3 Strömen i.O.Münden. In Kassel waren von 1824 bis 1848 die re~
gen Freimaurer-Vereinigungen von Wilhelm II. völlig "eingeschläfert" worden und
auch kein Kränzchen möglich. In "Klein-Bremen", wie Stehlieh definierte, samnelten
sich die hessischen Brüder, wie wir an den Hütteninspektoren aus Veckerhagen, dem
Orgelbauer F.W.Euler aus Gottsbüren, Mühlenbauer J.B.Koch aus der Klopmühle und
vielen Fabrikanten aus Kassel ersehen können. Wer die 'Mündener Originale' , außer
Kloß und Heinrich waren, an denen Eduards "Vater sich rieb", bleibt im Text der
durch Eisenmann überlieferten Autobiographie offen. Im Zusammendruck nun eine Aus-
wahl aus dem Mündener Verpflichtungs-Band der neuen oder affiliierten (Joh.Martin
Habich L8/52, Friedr.Chr.Buhse zu Renteria/Sp. A.:l850) Mitglieder 437 !
--." //;;/.~ ... _; ;,:/.- -~·: -
.-...... ,~-<.····N·Yt.:c~;~?~7z:.-~.·.
~"'~~,~~.tp···/-··:~ / -:)# .;-:;/
.. ,--..__.,...,. ... ..,..._.. -···-- Y· ... .:, ...
:·~-,. ·.'·/##.;·- .
. . n,,.,"_......__ ~-..,_..,_..,. ... 4.---•. c.---... •
Georg Evert Habich (A.: 4.11.1840) P.68r
Joh.Martin Habich (Aff.9.12.1840) P.69r
Georg Eduard Habich (A.: 6.4.1841) P. 73r
Herz Heinem.Hah1o (A. :15.10.1845) P.89r
Joh.David Lippe (A. :15.4.1846) P.94r
Lud.Ad.Ferd.v.Bodungen(A. :27 .8. '47) P.100r
Joh.Bernhard Koch (A. :24.6.1853) P.115r
Conrad Krauss (A. :9.2.1853) P.113r
Friedr.Wilhelm Euler (A: :22.8.1850) P.105r
Julius Hah1o
Bernhard Hah1o
(A. :10.1.1855) P.122r
(A. :29.8.1855) P.122a r
Heinrich Habich (A. :14.11.1855) P.124r
(Mart. )Julius Habich(A. :10.12.1856) P.137r
Joh.Gg.Luckhardt (A. :19.12.1855) P.126r
Gg.Wilh.Enge1hard(t) (A.:6.3.1861) P.196r
Bg.Ing.Friedr.Buhse(Aff. :16.3.1860) P.181r
Conrad Engelhardt (A. :6.3.1861) P.197r
August Streit (A. :14.5.1862) P.211v
128
Die Bürgen Br.Kloos und Rudolph, die in der späteren Personalakte in Kassel (GStA PK
FM 5.2. Kll Nr.76) genannt sind, beziehen sich auf den alten Paten in Münden von
1841, verschrieben 'Klohs'(?), und Br.Rudolph (1874) bei der Wiederaufnahme in die
Loge Eintracht und Standhaftigkeit in Kassel. Beidemal hatten Familienbande die
Bürgschaftsübernahme bestimmt. Er gab an: " ••• im Jahre 1845 siedelte ich nach Ame-
rika über, habe daselbst durch irgend einen Umstand mit anderen Sachen mein Certi-
ficat, Schurzfell usw. verloren ••••• Copie (sei) jedoch von Münden leicht beschaff-
bar". Daraufhin bestätigte am 5.4.1874 Br.Adolph Meyer, Secretair der Loge Münden,
dass "Br.Georg Evert Habich am vierten November 1840 in hiesiger Loge das maureri-
sche Licht erblickt hat und Georg Eduard Habich am sechsten April 1841 hierselbst
zum Bruder Freimaurer aufgenommen ist". Der Brauereibesitzer in Boston kam am 29.4.
1874 in den Lehrlingsgrad, Sept.l875 in den Gesellenstand und wurde ab 14.Dezember
1876 im Meistergrad der Kasseler Loge geführt. Folgen wir jedoch der zwischenzeit-
).ichen profanen Karriere 438 :
1845 reiste Eduard mit geliehenem Geld von
Veckerhagen nach New York, wie ein Tagebuch
überlieferte. Bei einem ehemaligen deutschen
Philosophie-Studenten lernte . er das Zigarren-
machen, wurde Commis eines Baumwollmaklers
und später Mitarbeiter bei den größten dortigen
Tee- und Tran-Exporteuren Grinne/1, Minturn & Co.
Mit dem aus Veckerhagen stammenden George
Tiemann· fabrizierte er billiges Ultramari.n, nach
einem Verfahren, das sein Bruder Georg Habich
erfunden hatte. Die beiden Veckerhäger hatten kein
Glück, denn hierbei verlor der Jungunternehmer
Habich alsbald seine gesamte Barschaft.
Erneut mittellos ging er nach Haiti und gründete
dort mit einem gewissen Kelly die Firma Kelly & ··
HabiCh. Auf dieser Tropeninsel hält er, trotz des
Fiebers, · einige Jahre aus. Seine europäischen ·
· Freunde ergeben. sich dort in bedenkliche·r Weise
dem Bacus (i.e. Bacchus).
Offensichtlich erfolgreicher im Geschäft- verläßt
Habich 1849 aus gesundheitlichen Gründen die
Tropen und eröffnet in Boston als Kaffeemakler ein
neues Geschäft; dieses wirft aber erst später mit
dem Bierbrauen genug ab, um ab ·1866 in Europa
: mit seiner Familie "mehr als auskömmlich leben zu
· können". ·1852 hat er Amalie Elisabeth Dedolph
(1827-98), die Tochter des Amtmanns · zu
Gudensberg Joh. Georg Dedolph (1790-1843)
geheiratet.
Dessen Vater wiederum fand . sich im Altstädter
Kirchenbuch Hofgeismar als Sohn des dortigen
Bürgermeisters und Ackermannes JQh.· Conrad
Dedolph. Dieser war offenbar auch Postmeister, ·
während dessen Sohn, also der Schwiegervater
von Eduard Habich, ab 1830 die Landstände von
Hofgeismar/Kassei-Ld.· als Mitglied vertrat. Auch
war er am Schluß seines Lebens ein anges~hener
Obergerichts-Rat zu Kassel'. Von seinEm Enkeln
war als das letzte Kind Emely (1859-190.1) noch in
East Cambridge/U.SA geboren - wie sich auch
erklärtermaßen Edward zeitlebens als Nord-
amerikaner fühlte.
. Die Töchter Dedolphs waren laut Meldekarten der
Stadt Kassel standesgemäß mit Söhnen aus altbe-
kannten angesehenen Kasseler Familien wie
Rudolph und Ruhl verheiratet. So baute der
Habich-Schwagar Heinrich Georg Rudolph · als
Ober-Ingenieur die kurhessische Bahnstrecke
Bebra-Hanau. Dessen Sohn Georg August heirate~
te 18n, als junger Leutnant, seine Cousine Anna,
Tochter des nordamerikanischen Bürgers . zu
Boston Georg Eduard Habich im Lesemuseum in
der vornehmen Oberneustadt von Kassel. Oiese
Heiraten in der en'geren Großfamilie waren damals
nicht ungewöhnlich. Bei der Familie Ruhl handelt
es ·sich übrigens um die Fabrikanten für Bunt-
papier, Kartonagen und Papierwaren Peter Ruh/ &
Sohn am Königstor 12 in Kassel. Schon Joh. Pater
Ruhl (1n9-1834) war reger Freimaurer, sein Sohn
Wilhelm (1806-89) Teilhaber an der Fabrik. Dessen
Ältester wiederum, der Schwiegersohn von Edward
Habich, Eduard Ruhl (*1849) wurde später eben-
falls Kaufmann in Boston. Weitere Enkel wie Carl
(1851-86) hingegen avancierten zum Decorations-
maler in Moskau oder Joh. C. Wilhelm Ruhl (1830-
1900, verh. mit Marie Haine) zum Lithographen bei
der Eisenbahn in Kassel.
129
Bei Kaliweit spielte Großvater Peter Ruhl als letzter "Kanzler des höh.Ordens"
und bei der Auflösung "im merkwürdigen Jahr 1824" als Provinz-Großbeamter, 'Groß-
Secretair'und 'Groß-Archivar'(19/143) eine sehr wichtige Rolle. Der Bildhauer
und Professor Joh.Christian Ruhl (1764-1842, 15/178 439 ), Kaufmann Heinrich Ruhl
(19/142), ein Negociant Henri Ruhl (17/45) oder Pierre Ruhl, Commis d'ordre au
Ministere de la Guerre (17/46), lassen sich nur schwer zuordnen. I~ der Freimau-
rerei "im Exil" oder zum Ende Kurhessens fanden sich bislang in den untersuchteil
Quellen/Archivalien keine weiteren Freimaurer dieser Sippen. Für die Zeit bis 1824
und wegen der konnubialen Netzwerke bis in die preußische Zeit mag folgende Auf-
stellung dienen 440 :
Verwandtschaftsbeziehungen der Fabrikanten H ab ich in Kas·sel und Veckerhagen
Georg Bvert
ßabich
Fabrikant
(1748-1821)
00 1789 KS/A
Anna Marthe
Grunl!le1/Kramme1
Wilhe1m
V251e1rohr
Kramer
(* 1749)
00
Anna Elisabeth
Fingerling
Justue Henrich IJean Martl.n
Da1(1)wig Beise
Hof-Sch1osserm Uhrmacher
(* ) (+ 1818)
00 1783 KS/ F 00 KS/
Marie Louise Anna Gertrude
G1aß Koch
Jean Conrad ·
Nettmann
Hofuhrmacher
(1754-1825)
00
Anna Cath.
~eha1s
geb.Biermann I · I ~ (1760-1811) ,.. '--~-----,
r----'--l-.....,r--:-_1 . ___ _ __,..__..._·_,1.__""'1'r-___ 1802 KS~OD 809 KS/OD J I I. 1811 KS/civ • ...L...:------,
Olristian Ev. Aligust Heinr. Joh.Martin Joh.Peter 00 A.Elis.Jacob 00 Justine Elis Cath.Elis.OO J • .Adam Martin E.
Habich Habich Habich ~ !2ge1r. !._og~1wig Da1wig Heise
Fabrikant Fabrikant Fabrikant Papierfabr. "flKfm~ Uhrmacher
(1798-1841) (1792-1837) (1792-1872) (1779-1834)(1783- >11<1786-1822) (1790- (1792- ) (* 1786)
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00 1813 00 1815 00
Fried.SOphie Louise E1eon •• Marie Ama1:r;'
~ Qqentin Mencke
aus Kar1shaf. aus :eremen
(1793-1864) (1794-1863) (1802-84)
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J.Mar.Aug ~- Evert
Habich I~ Fabrik.
(1821- ) (181~63)
00 1846Ve po
Br.Gg. A.C.C.A.
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(+1887) Pastors J.
Jac.L.
Edward
Habich
Fabrik.
(1818-01)
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Amalie E.
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To.d.Amtm.
zu Gudensb
George D.
M.d.Landst
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Habich Habich
Chemik. ~
(1829-08) (1833-55)
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(1841-89)
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(1806-89)
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Gg.Aug. 00 Anna H.C. Marie L.A. 00
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( 1~9- ) ( 1856- ) (1857- )
G.F.W.Eduard
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(1849- )
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Frederic Gerard
Nettmann
Uhrmacher/Spezereien f.--
(1794-1851)
I
Marie Louise E. 00 Ludwig Heinrich
y_oge1rohr Nettmann
Uhrmacher
(1812- ) (1792-1863)
Freimaurer = Fettdruck
des Namens
Als Edwards Frau Amalie Elisabeth Dedolph am ?.November 1827 in Gudensberg getauft
wurde, waren zwei Schwestern des Vaters die Patinnen: 1. die 'verwitwete Frau Catha-
rina Elisabeth Scheuermann', die 1806 aus der alten Papiermacherfamilie in Hofgeis-
mar den verwitweten Papiermachermeister Joh.1udwig Scheuermann (+ 1814 Hog./N.,58 Ja.)
geheiratet hatte~1 ;'2. die Jgfr.Gertrud Elisabeth Dedolph'. Amalie Habich verstarb
130
am 19.August 1898 (KS/ON) "an Gehirnlähmung", wie auch übrigens beim Ehemann Edward
am 12.September 1901 (Beerd.l4.9.) die gleiche Todesursache (Eingeträge im Totenbuch
der Oberneustadt 1892-1918, S.99 u.l54) angegeben ist. Seit dem 18.Jahrhundert
waren die Nachkommen des Bürgermeisters zu Hofgeismar Joh.George Dedolph (1672-1735)
konnubial mit den dortigen Apothekern Sander~2 verbunden. Die Querverbindungen zu
den Familien Wetzell, Grau und Weiss, aber auch später zu Br.Hütteninspektor PfortM3
in Veckerhagen und den Apothekern Lippe in Kassel zeichnen sich hiermit deutlich
ab.
Die Dedolphs spielen, außer in den hessischen Funktionseliten, wiederum auch in der
Politik im Vormärz eine Rolle, wie Br.Oberst Theodor W.O.Weiss (L8/175) in der
Zeitschrift Hessenland (HL 1905, S.238, Brief vom 19.Juli 1833) überlieferte• Er
beschreibt dort Edward Habichs Schwiegervater George Dedolph, neben dem Großlogen-
Repräsentanten Friedr.Wilh.von Bardeleben (1768-1838 L5/7 u. LB/5) u.a., folgender-
maßen: :.Sl).i~~Jp"~ · .. iff:_.:gettiöfJigtet. D~lJonent, · et· biJiigi.
·;entt\1eQtf b~e , 9}tuti;~e:. : irge.~ eineß .. · $otfd)lagß ·· bet
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Jnitb,' · tuaß· er · füt D!edjt ~.iill; be:t D!egierung initer=·
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~dU·:. ~r::··-fllr_:.~f!id)t_;. __ ge.iftig~ unb .förperHd)e ·ir=
'&ie~u~g beJ· ~olfeß ~iilt er·, fü_t ·fe~r wid)tige ~uf=
: gaben einer D!egierung unb baau ein. tüd)tigeß Unter=
t!d}tßltlefen, fo. tbie eine baß molf tue~r~aft madjenbe
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...
138
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Das alte Haus Marktplatz 2 des Postmeisters Frank, bei dem die Mündener Loge zuerst tag-
te und am 13.April 1815 Br.Marschall Blücher einkehrte. Das Haus ersetzte 1902 der Br.
Buchdruckereibesitzer Fritz Klugkist durch einen historistischen Neubau (heute Bankhaus).
Gebr.Pansesche Brauerei, später Herkulesbrauerei, wo die Mündener und Kurhessischen Brüder
einkehrten, bevor die Loge um 1870 in den Sydekumturm zog. Halblinks: der Häuserkomplex
Kasseler Schlagd 3 bis zur Hinterstraße 2 beim Brauerei-Schornstein (Postkarte von 1904).
139
Marcard, Münch und andere preußische Militär- und Forst-Männer
im Konnubium. Ein Abgesang
Wie eng sich der Kreis zu den alten hugenottischen Freimaurerfamilien in Kassel
schloss und die weiteren Familienbande nach Celle und Münden verwoben waren, mag
ein am 29 .12.1918 in Veckerhagen geborener Habich-Nachkomme Klaus Marcard belegen.
Der Neffe des Dr.Friedrich Habich und der Ilse geborene Breithaupt kam als Sohn
der Margarethe H.G.H.M. Habich zur Welt. Sie verband sich am 15.4.1916 per Kriegs-
trauung mit einem Hans Theod.Ferd.E.Hr. Marcard, "Intendanturassessor, jetzt Feld-
intendantur im Osten (* 1881 Cöln) z.Zt.im Felde, sonst wohnhaft in Danzi g" . Be-
reits 1907 hatte die Schwester Hertha Habich (* 1888) den Pionier-Ltn. Wilhel m R.
H. Münch aus Krefeld geheiratet, der offenbar in der Garnison Münden wirkte 45: Zu-
letzt freite 1922 die jüngste Schwester Gertrud S. Habich (*1897) in der Kreuzkir-
che/Kassel den Forstreferendar Walter'Fievert'(* 1897 Hamm/Westf.) aus Münden.
Man kann bei genauerem Hinsehen erkennen, wie in der Kleinstadt Münden die "besse-
ren Kreise" und ihre Kontakte zum Offizierskorps des "kurhessischen Pionierbatail-
lions No.ll" in der Kaserne Neumünden und zur dortigen blühenden preußischen Forst-
akademie, konnubiale Früchte trugen. Auch der Schwiegersohn und Wehrkreis-Inten-
dant Hans Marcard war der Sohn eines Obersten Theodor Gg . Gustav Marcard, der am
26.6 .1880 als "Prem.Ltn. in der 4.Ingenieur-Inspektion zu Cöln a.Rh." Johanna
Alexandrine Des Coudres (1859-1944), eine Nichte des Berg-Inspektors Jules Henri
Des Coudres und der Karoline Henriette geb. Rosenstock 4~ beim Bergamt Veckerhagen,
in Kassel standesamtlich geheiratet hatte. Laut Meldekarte der Witwe Sophie des
Kaufmanns Ferdinand Des Coudres (1831-94) besaß die hugenottischen Goldwaren- Fabri-
kantensippe dort bis 1896 ein Haus Königsthor 13, danach zog die Witwe zu Br.Luck-
hardt in die Analienstraße 9 . Hier wohnten bei ihr mehrfach Enkel, wie 1902 der
stud.jur. Hans Marcard (*15.4.1881 Köln) und ein Neffe Kurt Marcard (* 7.7.1881
Minden), 1901 als Gymnasiast von Metz kommend 461 •
Die Großmutter Sophie kam über ihren Vater, den Rentmeister Heinrich Raabe und
die Mutter Karoline Müller, aus alten Kasseler Sippen; wie wir auch oben den Factor
und frühen Habich-Finanzier 462 Br.Chrn.Ludwig Raabe (L3/88) bereits kennenlernten.
Der Großvater Moritz Des Coudres (1788-185~und dessen Bruder, der Goldborten-Fa-
brikant Jean D.C. (1784-1822, 00 Jeanette Riviere) stammten aus "freimaurerischem
und hugenottischen Urgestein" der Residenzstadt. Denn der Handelsrat und 'Marchant
fabriquant de d'orures' Henri Des Coudres (1749-1825), der Vater der Vorgenannten,
war - genau wie sein Schwiegervater Georg Ni colas Kister (1719-80, L2/38 'Hospita-
140
lier') -Freimaurer in der alten hessischen Loge 'zum gekrönten Löwen'. Mit dem
'Tanneur' (Rotgerber) und Handelsmann Henri Louis Arbouen (1743-88, L2/1) 463 stell-
ten sie damals die einzigen Kaufleute in der Loge unter der Protektion von Fried-
rich II.
Henri Des Coudres Frau Jeanne Marie Alexandrine Kister (1756-1814) wurde eine Schwä-
gerin des Handelsrates und Tuchhändlers Maurice von Rohden464• Somit war sie eine
Tante der Malerin Marianne v.Rohden (1785-1856) und des berühmten 'Hof=Malers von
Kurfürst Wilhelm II. Johann Martin von Rohden' (1778-1868), der in Rom verstarb.
Die Nichte Marianne wiederum heiratete 1807 den Hof-Maler Louis Hummel (1770-1866)~5•
Die genannte Schwiegertochter Jeanette von Br.Henri Des Coudres hatte als Eltern
den aus Umstadt stammenden Weinhändler Br.Valentin Rivi~re (*1769) und Marianne s.
Chrne.Heinrich. Hier finden wir wieder den 'unvermeidlichen' Weinhändler (A.:l791,
L3/95, L5/169) zweier Logen von Friedrich II./ Wilhelm I. bis "Hieronymus Napoleon
zur Treue" , -unter Jerome sogar im 7.Grad als 'Wachhabender'und 'Br.Capitular' 466•
Er arbeitete dort mit den Künstlern Chrn.Ruhl (L5/178), J.Aug.Emden (L5/51), Hr.
Chrph.Jussow (L5/105), dem Stückgießer Chrn.Henschel (LS/91) und Kaufmannsbruder
Carl Grimm (L5/78) sowie aus Münden dem Landphysikus J.A.Rosenbach (L5/174 EM), Hof=
Medicus Th.Zadig (L5/243), dem Friedensrichter J.Hr.Z.Willigerod (L5/235) in der
'vorzeigeloge' der Residenzstadt, ja mit Brüdern des gesamten Königreiches Westfalen
bis nach Celle oder Helmstedt, einträchtig zusammen 46~
Die Marcards begegnen uns in Kassel ab 1909 mit dem Regierungsrat Carl A.W.Marcard
(* 19.7.1856 Lüneburg + 18.9.1924 Kassel) und einem weiteren Schwager der Johanne D.
Coudres, dem Geh.KriegsR Willy Marcard, der sich zum Kriegsende bis 1919 in Kassel
als 'stellvertr.Intendant d.XI.A.K.' aufhielt 4~. Auch er war in der alten hannover-
schen Garnison Lüneburg (am 24.2.1859) geboren und zwar laut Taufbuch der Militär-
leute als Sohn des Prem.Ltn. in Hann.Diensten Georg Heinr.Ed.Marcard und der
Marie Ulr.Adolphine geborene Purgold. Der Großvater war bei der Hochzeit der Eltern
am 18.Aug.l848 als der 'weil.Kgl.Hann.Oberst=Lieutenant Friederich Hartwig P~rgold
und dessen Fr.Gemahlin Wilhelmine Christine Friederike geb.Zwicker' 469 angegeben.
Der Bräutigam ist als ehemaliger Offizier 'beym 4. Dragoner=Reg.Kronprinz und ge-
genwärtiger Gutsbesitzer auf Taterberg' (Kreis Gardelegen/Mecklb.-Schwerin), ohne
Angabe seiner ebenfalls verstorbenen Elter~l848 im Garnisons-Kirchenbuch zu Lüne-
burg zu finden. Mehr Informationen über die Netzwerke geben dort die Taufpaten bei
den Brüdern Carl und Willy, die wir oben in Kassel gemeldet fanden:
141
a. Taufe (privatim) Carl Adolph Wilhelm M. am 9.Sept.l856 (Jg.l856 5.29 Nr.20)
'1. carl Purgold, Consul in Port au Prince
2. Ober=Steuer=Inspector Zwicker zu· Lüneburg
3. Lieutenant Wilhelm Purgold zu Münden'.
b~ Taufe (privatim) Wilhelm Adolph Curd Matth. M. am 19.März 1859 (Jg.l859 !.Zeile)
'1. Wilhelm Rüppel, Polizeyrath in Hannover
2. Adolph Marcard, Sanitäts=Rath in Celle'.
Der Sanitätsrat fand sich nicht in den lückenhaften Listen der Celler Freimaurer,
wie auch die Archivalien der Militärlogen im !.Weltkrieg nicht mehr befragt werden
konnten. Die Marcards finden sich seit 1719 mit diversen Akten im Stadtarchiv Celle
bis zu einem Nachlass von 1937. Ein Offiziersanwärter Heinrich Marcard, der vom Mai
1884 bis September 1885 in Kassel, Garde-du-corps-Platz 3 47~ gemeldet war und am
3.9. '85 "nach Coblenz zur 4.Pionier-Inspektion eingetreten" ist, muss ein Vetter
der Vorgenannten sein. Er kam am 8.9.1866 in Celle zur Welt, als Sohn des Sanitäts-
rates und Willys Taufpaten Adolph Marcard 471 • Hier hatte offenbar der oben genan-
nte Cousin Theodor, der Ehemann der Johanne des Coudres, seine Beziehungen bei der
Ingenieur-/Pionier-Inspektion spielengelassen.
Es gab zwischen der hugenottischen Gemeinde in der Oberneustadt an der Fulda und
jener zu Celle anscheinend alte Verbindungen, wie bei Dreusiecke (1962) eine zi-
tierte Mitteilung des Habich-Verwandten Dr.Wolfram Suchier, Bibliotheks-Direktor
a.D. in Erfurt, vom 20.10.1941 belegt472• Der aus alter Kaufmannsfamilie im Langue-
doc stammende "2.franz.Pastor" der Celler Gemeinde Sirnon Bertrand (* 14.6.1723 KS/A
+ 20.5.1755 Celle) war dort mit einer Pastorentochter Anne Charlotte Marguet aus
Tournay verheiratet gewesen. Er war bereits 1754 (KS/A) als "Pasteur a Zelle" bei
einem Sohn des Schwagers 'Marchand Fran~ois Henry Renouard', Enkel des Parfüm-Händ-
lers Claude R., Taufpate gewesen. Ein Neffe Paul F.Renouard (* 1752) war 'Registra-
teur au College de Guerre', andere Bertrand-Verwandte hatten im 18./19.Jahrhundert
in Kassel die Berufe Gärtner, Hutfabrikanten, - wie ursprünglich die Sattlers in
Münden -, 'Leihhaus-Controlleure' oder 'Musik-Meister des Landgrafen'. Eine Schwä-
gerin des Celler Pastors war in Kassel eine Sabine Charlotte Grebe. Auch ein früher
Celler Hofprediger "de s. A. s. Madame la Duchesse de Cell" Fran<;ois Jod(o)uin
(ca.l687-1750 ON) ehelichte noch am 10.6.1744 in der Kasseler Oberneustadt eine
Anne Catherine (+ 1762 ON), Tochter des Pfarrers der Wallonischen Kirche in Haa-
rlem/NL, Sirnon de vaux und der Judith geb.Du Guy von Sandouville. Bei der 'Reconsti-
tution des hellleuchtenden Sterns' war 1838 Br.Theodor Hugues, 'Prediger der refor-
mierten Gemeinde zu Celle' im Meistergrad anwesend. Seine Familie gehörte zu den
frühen Hugenotten von Hofgeismar und dieser Redner der Loge in Celle selbst kam
von 'Absalom zu Hamburg'473. Der andere Beamte hugenottischen Ursprungs war der
'Kreiscontrolleur Carl Friedrich de la Cerbiere (2.Schaffner, vorm. 'zur wahren
Treue in Emden'). Ein 'Oberwundarzt Dr.medic.Heinrich Thormann im 4.Inf.=Reg.Lüne-
burg' mag bei der erneuten Lichteinbringung als Br.Nr.33 die Verbindungen zu den
genannten Offizieren andeuten. Bereits zwei Brüder vom Br.Henri Des Coudres waren
Offiziere: Andre Louis (* 1750) fand sich 1779 als 'Seconde Lieutenant im Regt.
Füsilier Sr.Hoheit des Erbprinzen' und Franccis D.C. war 1778 als 'Auditeur und , Quartiermstr. des Rgts. der Leibdragoner' in den 1943 verlorenen Kirchenbüchern
verzeichnet~4 • Ein Enkel Carl Heinr.Alexander D.C.(* 1834), Onkel der Johanne Mar-
card (1859-1944), war 1860 'Lieutenant in dem Hamburger Dragonerregiment~
142
Beim Taufeintrag des siebten Kindes der Eheleute, 'dem 3ten zu Lünebur g gebohrenen'
mit Namen Emil (* 2 . 7.1861, get.l.8 . ) i~t Georg Hr.Ed.Marcard bereits zum 'Ritt-
meister und Regiments=Quartier=Meister beym Regiment Königin=Husaren zu Lüneburg'
avanciert 478 • Als Paten fungierten ein Emil Nölting, Kaufherr zu Harnburg und Haupt-
mann Bernhard Reinbola zu Lüneburg. Beim Sohn Georg Friedr .Alex.Carl Ernst August
(* 16.2 .1864 + 20.6.1865) war am 16 .Mai kein Geringerer als König Georg V. der
Namensgeber und Pate:
1. Seine Majestä t der König (also bei dem 7. Sohn aus derselben Ehe)
2 . Georg Marcard, Kaufmannslehrling zu Hamburg.
Statt des blinden Königs Georg v., der die Juden, wie wir sahen, pergeänderter
Großlogen-Satzung von der Freimaurerei fernzuhalten suchte, wird der Auszubildende
und Namensvetter Georg den Knaben allein über das Taufbecken gehalten haben! Auch
bei Emil war nachträglich ein baldiger Todesvermerk nachgetragen:
"6 Kinder sind jetzt am Leben, das 7te Kind ist auswärts verstorben. Außerdem sind
2 todtgebohren". -Die vier ersten Kinder vor Carl Mareara sind demnach an anderen
Orten zur Welt gekommen 479 •
Über die spärlichen Archivalien im Stadtarchiv Kassel hinaus sowie standesamtliche480
Quellen, die in preußischer Zeit ebenso lebhaft, wie 'nach § 61 Personenstandsge-
setz nur für Abkömmlinge in gerader Linie' auskunftgebend sprudeln dürfen, soll
versucht werden, den Ahnen des Majors Willy M ü n c h in Krefeld und den Wurzeln
der genannten Militärpersonen wie B ö h m k e r I W u 1 f(f) im Raum Eutin nachzu-
gehen. Zu den Marearas sind weitere Recherchen zur Zeit in kirchlichen Quellen
nicht möglich, da die Garnisonskirchenbücher für 6 Monate zur Verfilmung nach
Hannover abgegeben wurden. Ähnlich liegt der Fal l beim ansonsten 'ergiebigen'
Stadtarchiv Münden, das vom April bis September 2009 'wegen Personalwechsel' ge-
schlossen wurde! So ist der Nachlass des deutschnationalen MvSt Prof . Dr.Otto Har-
tenstein (1878-1958, A.: 1907 Mü.) z . Z. der Forschung nicht zugänglich ; darunt er
allein auf 415 Seiten 'Das Kurhessische Pionierbataillon Nr.ll im Weltkriege 1914-
1918'(Münden 1936), wo die entsprechenden Offiziere sicherlich ihren Niederschlag
fanden.
Die Eltern des aus Krefeld stammenden Pionier-Majors Wilhelm Rob.Hr. M ü n c h 481
(1880-1949 ) finden sich ab Mai 1921 in Kassel, Kölnische Sraße 108 (ehemals Brau-
erei Schöfferhoff), als der Rentner Wilhelm Münch sen. (1847-1927) und dessen Frau
'Emilia geborene Ca s s er e t t o (1858-1944),- mit wiederum interessanten
italienischen Wurzeln in der Sippe Habich! Der laut Meldekarten in Kassel amtlich
immer so zitierte Geburtsname der Schwiegermutter von Hertha Habich nennt sich
beim Standesamt Veckerhagen 'Emilie Wilhelmine C a s a r e t t o' in Kr efel d , wie
143
auch das dortige Traubuch (00 6.12.1907) den Namen mit Migrationshintergrund rich-
tig wiedergibt. Das Standesamt Krefeld bestätigte die Daten der Eltern und deren
Eheschließung am 24.11.1874 in Krefeld/Mitte (Nr.631/1874)~2 • Der Vater war der
Werksführer Peter Robert Casaretto und die Mutter eine Christine Elisabeth Wilhel-
mine Kaulitz.
Diese Migrantensippe tauchte dort laut 'Crefelder Intelligenzblatt' im frühen
19. Jahrhundert auf und stellte über mindestens drei Generationen Druckwalzen zum
Prägen von Papier, Textil, Glas usw. her, so dass es Berührungspunkte mit den
Druckfarbenerzeugern Habich in Veckerhagen oder Hostmann in Celle gegeben haben
kann. Einen 'Vettern' der Familie Münch, Alex Casaretto, finden wir 1929/33 als
Stadtverordneten der Volksrechtspartei in der 'Textilstadt'~ Ein Gründer der vor-
genannten Walzenfabrik war 1876 ebenfalls ein Robert Casaretto und kam zumindest
aus dem gleichen Stamme~3 • Die katholischen Kirchenbücher in Krefeld und das zu-
ständige Kirchenbuchamt der Regionaldekane im Bistum Aachen in 41747 Viersen konn-
ten hier nichts beisteuern. Auch im Verzeichnis der Johannisloge EOS zu Krefeld
fand sich für das Maurerjahr 1880/81 der Name Casaretto nicht~. Alex Casaretto
(* 9.7.1876 Kref.) ist jedenfalls nach dem Melderegister kein Bruder der Vorgenan-
nten gewesen. Da auch die Geburtsgemeinde des Wilhelm Münch sen. 1 Harbach bei Betz-
dorf I Sieg sich offenbar nicht in der Lage sah, mehrere Anschreiben zu beantwor-
' ten, wurde auch dort die Recherche beendet!
Viel erfolgreicher gestaltete sich die Erfassung des konnubialen und sozialen Netz-
werks bei der Schwiegermutter von Major Münch, der Herkunft von Minna Habich aus
den Hufnerfamilien im Großraum-Eutin am Rande der Holsteinischen Schweiz. Der Vater
war der Vollhufner in Butzfeld Otto Heinrich W u 1 f (1838-68) und die Mutter Magda-
lene Friederike Christine geborene B r a a s c h (1837-1914). Minna Auguste Doro-
thea Wulf war lt.Taufbuch der Gemeinde Bosau am Plöner See am '6.December 1864 in
Butzfeld geboren und am 27.Januar 1865' dort getauft worden. Bei der Haustaufe waren
die 'Taufzeugen (1.) August Heinrich Dohm, Hufner zu Brackrade, 2. Dorothea Elisa-
beth, Ehefrau des Thierarztes Braasch in Thürk 3. Wilhelmine Friederike Margareta
Braasch, des Kindes Tante'. Laut Bekunden des Standesamtes Löja und des Kirchenbu-
ches Bosau ließ sich dort am 6.6.1887 'der Fabrikant in Veckerhagen bei Kassel Johann
Martin Hermann Habich, ehelicher Sohn des Fabrikanten in Veckerhagen Christian Habich
und der Georgine Elise geb.Engelhardt geboren ll.Februar getauft 3l.März 1861'
mit Minna A. D. Wulf trauen, - eine 'eheliche Tochter des + Hufners in Butzfeld
Otto Heinrich Wulf und der Magdalena Friederike Christine geborene Braasch, jetzt
144
verheiratet mit dem Hufner und Gastwirt in Bosau Heinrich Böhmker, geb •••• zeugen:
1. Christian Habich in Veckerhagen
2. Gustav Böhmker in Eutin' 485 •
Als am 29.Sept.l868 bereits mit 30 Jahren der Vater von Minna und der jüngeren
Schwester Helene Marianne Wulff (!, geb.l8.7.1866) 'an der Schwindsucht' gestorben
war 48~ hatte am 12.0ktober 1871 zu Bosau die Witwe M.F.Chr.Wulff (!) zu Butzfeld
den ebenfalls verwitweten vorgenannten Heinrich J.Christopher Böhmker geheiratet.
Er war als Sohn 'des Gastwirths und Bauernvogts in Bosau Hans Christopher Böhmker
und der Anna Catharina Florentina, geborene Rasch aus Bickel' am 9.2.1831 in Bosau
getauft worden. Dessen Taufpaten zeigten weiträumige soziale Beziehungen der Fami-
lie Böhmker, vom Kirchenjurat Rasch/Bosau, Jäger Schröder/Wensien bei Segeberg bis
zur Kornsmüllergattin Tegtmeyer vom Stocksee, die an der Wiege standen 487 •
Heinrich J.C.Böhmker starb 70-jährig am 14.Januar 1901 in Gremsmühlen/Malente "am
Altersbrand" und wurde am 18.1. in der Grablege seines Vaters auf dem Alten Fried-
hof in Bosau beigesetzt ~8 •
Durch die mühevolle Recherche von Herrn Archivpfleger Hans Jürgen Voss im Zentral-
archiv Gleschendorf/Kirchenkreis Eutin, die Vermittlung der Pastorin Heike Bitter-
wolf zu Bosau, Frau Stamer von der ev.Kirchengemeinde Malente und der Forschung sei-
tens der politischen Gemeinde Bosau/Hutzfeld - auch in der 'Piening'schen Chronik'
und Chronik Thürk ergeben sich historische Erkenntnisse zum Netzwerk der Sippe von
~9
Minna Habich geborene Wulf(f) im ehemaligen ev.Fürstbistum Eutin/Fürstentum Lübeck
Das Werk von Pastor Johannes Piening 'Bosau - Eine Kirchspielchronik von 1905' er-
hellt die wirtschaftliche Lage der Hofbesitzer und Landwirte. Bei den untergegang-
enen Hufen erwähnt er unter 5. (S.lOO) den Hufner 'Friedrich Wulf aus Barkau und
dessen Sohn ott9 Wulf, zuletzt Bernhard Klüver' und dass der Hof 1900 aufgeteilt
veräußert wurde. Unter 12. (S.41) wird die Viertelhufe von '20 ha mit 851 Mk.Reiner-
trag' der Familie des Jasper Braasch (in Thürk) überliefert sowie dass dieser jenen
Hof 1848 an die Tochter Katharina übergab und über diese wiederum das kleine Anwesen
1862 an deren Neffen, den Tierarzt Wilhelm Braasch490aus Kesdorf ging. Die Gebäude
waren 1828/1864 erbaut. Beim Verkauf im Jahre 1904 erlöste der Tierarzt Braasch.al-
lein für diese Viertelhufe 33.750 Mk.. ·
Minna Wulfs Taufpate August Hinrichs.Dohm besaß eine 'Vollhufe von 52 ha mit 2060
Mk.Reinertrag' (Nr.6 S.lll) mit 'schönem Hufnerhaus' von 1860. Der Krughof des
tüchtigen Halbhufners Hans Christoph Böhmker (Nr.7, S.86), der Teilhufen zusammen-
gefasst hatte, - mit Bäckerei, Krämerei, Brennerei und Brauerei sowie Fischereige-
rechtsame am See zu Bosau, tnnfasste, zuletzt '95 ha, 190 Tonnen Land'. Der Krugerbe
und Stiefvater von Minna Wulf, war mit '100 Tonnen Land' so wie auch dessen Bruder
Hans Böhmker, mit der geerbten Viertelhufe und Fischereirechten, als vermögend an-
zusehen. Heinrich C.Böhmker veräußerte 1892 den Krug und konnte mit seiner zweiten
Frau von den Kapitalerträgen in (Bad) Malente-Gremsmühlen gut leben. Man kann also
mit Fug und Recht sagen, dass wohl auch die Halbwaise Minna Wulf eine gute Mitgift
bekommen haben wird! Der Veckerhäger Pate Gustav Georg Böhmker (* 22.8.1868 Eutin)
wat der Sohn des Obergerichtsanwaltes Gustav Aug.Diedrich Böhmker und von dessen
Frau Ida Cath.Auguste geb. Niemann 491 • Der Taufpate Heinrich Niemann war am 29.9.
1868 als Ofenfabrikant bezeichnet worden. Res.Ltn. und Referendar Gustav G.Böhmker
wird also auch ein Enkel des Bauernvogts und Krughufners Hans C.Böhmker gewesen
sein.
145
Ein Bruder des Schwiegersohnes Marcard der Minna Habich/Wulff, ein Kriegsfreiwil-
liger Dr.phil.Curt Marcard, war bereits im Januar 1915 in Belgien als Gefreiter
eines kgl.preuß.Infanterie-Regiments gefallen. Diesen Zufallsfund teilte Herr
Kempel vom Standesamt Münden mit und meldete, dass Jener als Sohn des versterbe-
•. ,49la l .
nen Obersten Theodor Georg Marcard, wohnhaft zu Hedemunden, genannt se1. Im g e1-
chen Jahr taucht in Kasseler Meldesystem (StAKS) ein weiterer Kriegsfreiwilliger
Walter F r e v e r t auf, der aus Hamm (* 13.10.1897) stammte und nach einem
Vierteljahr am 1.10.1915 'ins Feld' einrückte. Dieser "ledige Sohn des Zahnarztes
Dr.med.Gustav W.E.Kurt Frevert und dessen Ehefrau Berta geb. Overhoff in Hamm"
heiratet als Forstreferendar am ?.Oktober 1922 standesamtlich in Veckerhagen die
Tochter Gertrud Sophie (* 27.9.1897 Ve.) des Br.Fabrikanten Hermann Habich und
seiner Frau Minna. Im entsprechenden ev.Traubuch Veckerhagen (S.l34 No.549) ist
vermerkt, dass nach erteilter 'Demissoriale' am gleichen Tag die kirchliche Trau-
ung der Habichtochter mit ForstRef.Walter Fievert (!?) in der Kreuzkirche in
Kassel stattfand. Diese erst 1906 errichtete reformierte Kirche der noblen Ober-
neustadt war ein in der Tradition der dortigen hugenottischen Karlskirche stehen-
der monumentaler Zentralbau, jedoch deutlich vom Jugendstil geprägt. Sie wurde am
22.10.1943 weitgehend zerstört. Beim standesamtlichen Traueintrag in Veckerhagen
findet sich der Vermerk, dass Gertrud Sophie Frevert 1940 zu Birkenmühle verstarb
und der verwitwete Forstbeamte Walter F., -also ein Schwager von Dr.Gerhard Ha-
bich und Ilse geb.Breithaupt sowie der Militärleute Marcard/Münch, in Berlin er-
neut verheiratet war 49~
Welche Wege in der Spätzeit des Verbotes der kurhessischen Freimaurerei die Mili-
tärpersonen auf sich nahmen, um unter Brüdern zu arbeiten, sahen wir oben bereits
(Anm. 181) am Ober-Regimentsarzt Dr.med.Heisterhagen. Die Spur dieser Habich-Ver-
wandten aus Veckerhagen führte über den 2.Aufseher der Loge 'zum Tempel der wahren
Freundschaft' zu Nentershausen (1823/24) und Kreis-Physicus Dr.med.Hr.Philipp Hei-
sterhagen, verheiratet mit der Ober-Förstertochter Cölestrine Schmincke, zum 'Co~
pagnie-Wundarzt im 3.kurh.Inf.Reg.' Br.Carl Sebastian Heisterhagen (* 1816 Nenths.).
Er war wiederum mit einer Tochter des Kammerrates Gg.Fr.Wille (1765-1845) zu Hanau
verehelicht, die aus dem alten gleichnamigen 'Montangeschlecht' (Wille/Schwedes)
abstammte, das wir oben beim Bergamt Veckerhagen kennenlernten 493 •
Der nach Hanau versetzte Oberstabsarzt C.S.Heisterhagen trat 1856 in die hessen-
darmstädtische Loge 'Ludewig zur Treue im Orient zu Gießen' ein. Sein Bürge war
ein weiterer Kurhesse, der Physicus Dr.Horstmann aus Marburg, der auch 1865 beim
Apotheker Friedrich Siebert (* 1831 Treysa) 494 Aufnahme-Pate in Gießen gewesen ist.
146
Zur Tarnung und wegen der besonderen "kurhessischen Verhältnisse" wurde 1860 der
Fuldaer Militärarzt Br.Heisterhagen im gedruckten Logen-Verzeichnis unter Nr.256
nur als "H •••• " in der Stammrolle genannt. Dessen Sohn Ernst (* 19.8. 1863 KS)
und 'Einjährig-Freiwillige Gefreite' wurde 1882 in Gießen ebenfalls Mitglied, be-
vor er sich als Kaufmann via London nach Hinter-Indien zu seinem Schwager bege-
ben wollte. Die beiden Freimaurer Heisterhagen bitten am 6.Febr.l889 den Br.Zahn-
arzt Koch in Gießen, die Entlassungspapiere zuzusenden, da sie sich der gerade eta-
blierten 3-WK-Loge in Kassel (L 11, 'Friedrich zur d~utschen Treue') anschließen
wollten 495 • Dies gilt ab 1892 in Kassel auch für den Kaufmann Ferdinand C.Habich
(* 1831), der noch 1889 Bürge für seinen Veckerhäger Neffen Hermann Habich (1861-
1925) war. Ferdinand H. schloss sich im Johannismeistergrad der 1893 gegründeten
Loge 'zur Freundschaft' (L 12) an.
Gießen war in der Spätzeit Kurhessens, wie die stichprobenartig ausgewerteten Per-
sonalakten im Bestand GStA PK FM 5.2.G 10 erkennen lassen, offenbar ein Exil für
Brüder aus dem mittelhessischen Raum, - wenn auch nicht so ausgeprägt, wie bis 1866
als Sammelpunkt das nahegelegene Münden auf die verbotenen Maurer der Residenz-
stadt Kassel wirkte. Auch in der kleinen, aber feinen 'Johannis-Freimaurer-Loge
Georg zur wachsenden Palme im Oriente zu Arolsen' (3WK) fanden sich wiederum ab
dem Mitgliederverzeichnis 'Für das Maurerjahr 1847/48' einzelne Hessen. So treten
unter der Nr.l7 der Apotheker G.Leister (33 Ja., I.Gr.) zu Wolfhagen und der un-
tergerichtsanwalt Gg.A.Stamm (Nr.24, II.Gr., A.: 1845) in Erscheinung. Stamm I. war
von 1849 bis 1851 und dem erneuten Verbot kurz in Kassel, danach ab 1856 in der
Loge 'carl zu den 3 Adlern' (3WK) i.O.Erfurt aktiv und ab 1866 wieder in Kassel
bei den Freimaurern der 'Eintracht und Standhaftigkeit' (L 10) untergekommen 496 •
. ~."; . . ·Jl~u~nlrqtup/tis, ..
i"'· t: .. · . . · \m. \h\.e1L"\.e · -
·~B.OL.SEX.
----z:..----
147
In einem Verzeichnis 'für das Maurerjahr 1856/57', das sich im Bestand des Prinzen
Friedrich-Carl von Waldeck fand und über Prof.H.Broszinski zur Verfügung gestellt
wurde, ist nur noch ein kurhessischer Apotheker c.(!) Leister (Nr.22, 42 Ja., II.Gr.)
in der Lithographie des Logenbeamten C.Loewie, zu finden. Da sich im Bestand des Ge-
heimen Staatsarchivs PK FM (5.2. A 30) in Berlin unter Arolsen nur einzelne ver-
sprengte lithographierte Verzeichnisse von 1844 bis 1864 fanden, ist eine Forschung497
ungemein schwierig. Noch 1863/64 war aus der alten Wolfhager Apotheker-Sippe Fr.Carl
Anton Gottlieb Leister (1814-80), jetzt in Volkmarsen, zu finden497~
Bereits 1844 bis etwa 1852 taucht auch der Gasthalter Joh.Chrn.Ludw.Lang aus Kassel
(56 Ja.,I.Gr., Gasth. 'zum röm.Kaiser') vereinzelt in Verzeichnissen auf. Seine
Nachkommen 'Br.Hotelbesitzer und Weinhändler Johann Bernhard Lang' (* 1823 KS/L),
den 1861 der 'Pathe Friedrich Wicke.in Wildungen498 , Gutsbesitzer und zuckerfabri-
kant', zu Bückeburg in der Loge 'Hermine zum Nesselblatt' eingeführt hatte so-
wie die mittellose Witwe eines vorgeblichen Kasseler Br.Oberst-Lieutenant Lang 499,
der sich 'Ende Dec.l887' zu Darmstadt erschoss, beschäftigten die Kasseler Brüder.
Bevor Br.J.B.Lang am 5.6.1869 dort die Dimissoriale erhielt und 1871 nach Rödelheim
fortzog, trug er mit dem 'Br.Sanitätsrath Dr.med.Gg.Wilhelm J.Kolbe' (1820-84, A.:
1853)49&in Kassel offensichtlich eine größere maurerische Auseinandersetzung aus, die
alle Meister, wie Joh.Martin Habich und den MvSt J.G.Luckhardt, im Maurerjahr 1868/69
in Atem hielt.
Die Gestapo konnte anscheinend bei der bereits um 1900 erloschenen Loge i.O.Arolsen,
aus welchem Grund auch immer, nicht fündig werden! Die wenigen Archivalien in Ber-
lin-Dahlem sind lediglich Zufallsfunde, also getauschte Exemplare der gedruckten
Mitgliederverzeichnisse, -entnommen aus dem Bestand der Logen von Bayreuth ('Eleu-
sis zur Verschwiegenheit'), Freiberg ('3 Berge') oder Nürnberg ('Joseph zur Einig-
keit').
Unter dem MvSt Major Freiherrn Rudolf von Tschudi (1776-1857) 500 , der als Schweizer,-
ab 1810 die westfälische Gendarmerie als Eskadronchef, - auch somit Befehlshaber der
anrüchigen 'Geheimen Polizei' in Kassel, geführt hatte und dann nach Arolsen gekom-
men war, arbeiteten als gebürtige und konvertierte Juden der Kaufmanns-Sippen August
Speyer (1785-1866), Fürstl.Bibliothekar & Buchhändler (1844 ff) und L.Marc, FinanzR,
(1843 ff) als Logen-Beamte. Später folgt 1889/90, unter dem Hofbeamten und MvSt Lud-
wig Krafft, der Hoflieferant Rudolf Leonhardi (vorm.Levi)~1 als !.Schaffner. Glau-
bensjuden fanden sich naturgemäß nicht in der Waldecker Loge, - unter der Protektion
"Se.königl.Hoheit des Prinzen von Preussen" bzw. der Großloge zu den drei Weltkugeln
148
(Christl.Prinzip).
Die Grabsteine auf dem 'Alten Friedhof in Arolsen' der genannten Familien beeindruck-
en bis heute, - die mauerischen Symbole an dem Tschudi-Monument zeigen deutlich das
Selbstbewusstsein des Meisters. Das romantische Postament zeigt oben auf einem Kis-
sen ein aufgeschlagenes Buch mit Lorbeerkranz, Zirkel, Winkel und Schwert. Auf der
Rückseite des sandsteinernen Denkmals Nr.l47 prangt die Inschrift: 'Dem geliebten
Meister die Brüder ' , zu einer Zeit, als der Sonderling und Kurfürst Friedrich Wil-
helm nicht geruhte, die Freimaurerei in Kassel erneut zu genehmigen! Einige der Söh-
ne des Geehrten wurden preußische Offiziere und finden sich in den Logen-Listen 502 ;
der älteste Sohn Rudolf von Tschudi stieg bis zum Generalmajor in russischen Dien-
sten auf und starb zu Warschau.
Ein anderer Freimaurer, der es noch 1861 vorgezogen hatte, in der Verbotszeit in
Frankfurt in der Loge Sokrates zur Standhaftigkeit ' Mitglied zu werden (A.: 9.11.
1861), war der Garnisonsauditeur in Fulda und Hanau (1852-65) Adam Joseph Schwank
(* 18.1.1820 Fulda + 15.4.1902 Frankf. / M.). Dieser Sohn des kurfürstlichen Rent-
meisters Ignaz Schwank lebte ab 1871, als Actuar zu Naumburg i.He. ' , eine länge-
re Zeit in Wahlershausen. Dieser Rechtsgelehrte bei den kurhessischen Militärge-
149
richten war, lt.freundlichem Hinweis von Professor Dr.Hartmut Broszinski, ein groß-
zügiger Spender seiner ca. 4.500 Bände, zumeist Hassiaca und Fuldensia, an die Lan-
desbibliothek Fulda. Mit dem ersten Herausgeber der Zeitschrift 'Hessenland' Ferdi-
nand Zwenger (1824-94) verband ihn eine enge Freundschaft; so publizierte er dort,
neben seinen Fuldaer Jugend- und Marburger Erinnerungen, ab 1887/88 viel Militär-
geschichtliches aus Hessen und z.B. über 'Hessische Offiziere im Dienste des schwar-
zen Königs Heinrich I. von Haiti (HL 1889). Selbst in den Staatshandbüchern ist
der kurhessische Rechtspraktikant Schwank von A d a m Joseph (1851, Justizamt 01-
dendorf/Rinteln) über A n t o n Joseph (1864) bis hin zum preußischen Br.Joseph
S c h w a n c k (1877) aufzufinden. Er publizierte bis 1896 sehr viele Beiträge
zur Regionalgeschichte in der HL und den Hessischen Blättern503 • Im Mitgliederver-
zeichnis der Loge 'Sokrates zur Standhaftigkeit' in Frankfurt von 1886 findet sich
dieser Br.Nr.26, neben dem 'Landesbauinspector in Cassel Cornelius Udet' (Nr.45,
A.: 1867, 1831-99) 5~ und Br.J.Paul Wallot 'Architect in Berlin' (Nr.48, A.:l869,
Erbauer des Reichstagsgebäudes 1884/95), im Meistergrad. Baurat Udet lebte seit
April 1879 in Kassel und leitete die Landesstraßenbau-Verwaltung für die Landkrei-
se Kassel und Melsungen. Unter seinen drei Schwiegersöhnen ist der "amerikanische
Zahnarzt" Carl Friedrich Klein aus Baltimore wohl der interessanteste.
Cornelius Udet war am 8.4.1831 in Steinau geboren worden, - ob die Familie mit dem
häufiger bei Flugvorführungen in Kassel auftretenden Kunstflieger Ernst Udet (1896-
1941) verhandelt war, konnte noch nicht ergründet werden. Der Generalluftzeugmei-
ster (1938) Udet war jedenfalls vor 1933 mehrfach mit den Kasseler Kollegen Ger-
hard Fieseler 505 sowie dem jüdischen Sensations-Flieger Kurt Katzenstein ('Raab-Ka-
tzensteinwerke') in Waldau eine Attraktion.
Ein Grenzpolizei-Hauptmeister Hans-Dieter Gottfried Schwank (* 1926 Wiesbaden,
+ 1980 KS), der 1945/46 für die Amerikaner an der Zonengrenze bei vaake-Süd zum bri-
tisch besetzten Münden den Interzonen-Verkehr, auch der Farbenfabrik Habich zum dor-
tigen Bahnhof, kontrollierte, war als Verwandter des vorgenannten Br.Joseph Schwank
'verdächtig'. Der Sohn des 'Syndicus Dr.Alexander Adolf Richard Schwank' (*22.7.1897
Wiesbd.) zu Berlin, heiratete am 27.11.1946 in Veckerhagen aus der alten Freimaurer-
familie die Tochter Lina (1922-74) des Farbenhändlers August Wilhelm Lipproß (1897-
1977)506, im stattlichen Handelshaus direkt neben dem Schloss. Die Vorfahren waren
der Weserlotse, Fährmann und Schriftsteller Aug.Ferdinand Lipproß (1867-1958) und
der Großvater ein Schiffer Matthias Lipproß. Enkel Wilhelm führte nach 1933 die
örtliche Gliederung der 'Handwerks-, Handels- und Gewerbeorganisation' (NS-Hago)
und hatte in dieser Eigenschaft gegenüber dem Konkurrenten Apotheker Otto Tewes
(1882-1964), einem 'ehemaliger siamesischen Hofapotheker' und Farbwerksdirektor in
Barmen, 1943 eine ausgesprochen unschöne Rolle gespielt 507 •
150
Eine Recherche zu Dr.jur.Alex.Schwank im Stadtarchiv der Landeshauptstadt ergab
hingegen keine engere Querverbindung zur Fuldaer Familie des Rentmeisters J.Schwank.
Die Vorfahren des Vaters Alexander waren, laut freundlicher Mitteilung des Herrn
Jochen Dollwert vom Stadtarchiv Wiesbaden (4.6.2009) über mehrere Generationen
Schornsteinfegermeister und kamen in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts aus
Rüdesheim:
Um 1837 kam zu Rüdesheim der Urgroßvater Kaspar Georg Schwank, als Sohn des dorti-
gen Schornsteinfegermeisters Peter Schwank und der Magdalene geb.Schädel, zur Welt.
Als Ehemann einer Felicitas geb.Tropp starb jener Privatier Kaspar am 14.4.1903 mit
66 Jahren in Wiesbaden. Deren Sohn war der dortige Schornsteinfegermeister Adam
Heinrich Josef Schwank(* 3.6.1869 Wiesb.) , seit 1896 verheiratet mit Berta Elisa-
beth Marie Linnenkohle, - also die Großeltern unseres Veckerhäger Protagonisten.
Wenn man sich vor Augen führt, dass auch im Marktflecken Veckerhagen ein Schorn-
steinfegermeister/Hüttenschlosser August Harmony (l8ll-71)5°8 Bürgermeister wurde
und bei den Kirchenplätzen seine Angehörigen neben den Fabrikantengattinnen Habich
rangierten 5~, so mag dies mit dem unbefriedigenden Rechercheergebnis versöhnen!
Eine merkwürdige Überlieferung 510 aus dem zweiten Familienzweig der Sippe Habich,
bei den Friedrich-Habich-Nachkommen, respektive den verschwägerten Tuch-Metzlar,
soll kurz nachgegangen werden. Auch weil es, bei allen Verwerfungen nach Kriegs-
ende , eine tragische Geschichte gibt, d ie noch jüngst in Reinhardshagen zu uner-
klärlichen Veränderungen im Erbbegräbnis Habich führte! Neben der Gedenkplatte
von Friedrich Habich (1865-1939) und seiner Hedwig geb. Streit (1872-1949) war bis
etwa 2008 eine Tafel der Tochter "Eva T u c h geb. Habich * 3 . 4. 1898 + 3.4.1945"
angebracht. Dort prangt nun eine Platte "Gerda Borchers geb . Decken * 30.5.1905
+ 22 .3.1992". Auf der kombinierten Haupttafel sind weiter unten der Bruder der vor-
genannten, Georg Evert Habich (* 28.5.1892 + 20 . 2.1972) und seine Frau Ada Habich
geb. Decken (* 11.10.1902 + 31 . 8.1982) aufgeführt.
Minna Gustel Eva Habich heiratete am l8 . 0ktober 1919 in der Kreuzkirche in Kassel
einen Gutsbesitzer Martin Tuch (* 10.11.1883 Magdeburg) von der Domäne Metzlar bei
Sontra . Bei der standesamtlichen Eheschließung in Veckerhagen, am 17 .10 .1919 , sind
dessen Eltern als der Pianoforte-Fabrikant Hermann Tuch und eine Helene geb . Ecke
angegeben. Dieser war, lt. Familienüberlieferung, offenbar Generalvertreter für
den europaweiten Absatz von Markenflügeln gewesen und in der Inf lationszeit ver-
armt.
Aus dieser Ehe gingen als Enkel anscheinend von 1920 bis 1927 drei Söhne hervor,
die alle im 2.Weltkrieg fielen . Wegen Drohungen aus dem Kreis der auf der Domäne
Metzlar beschäftigten Kriegsgefangenen, ausl ändischen Arbeiter und DPs, unmittel-
bar vor dem Einmarsch der Amerikaner, nahm sich Eva Tuch 511 das Leben. Bei jenen
Abhängigen auf dem Gut muss es tatsächlich zu größeren 'Unkorrektheiten' gekommen
151
sein, so dass die Habichtochter Eva offenbar keinen anderer Ausweg sah und Gift
nahm! Standesbeamte zu Sontra hatten den Tod unter dem Datum 4.April 1945 (Nr.26)
vermerkt, - der dortige Bürgermeister Schäfer versuchte selbst, den Sachverhalt zu
beleuchten. Offenbar fand die Bestattung in Sontra statt und eine etwaige Oberführung
wäre in der frühen Besatzungsphase nach Veckerhagen unmöglich gewesen! Ob Martin
Tuch, wie der Ortsgruppenleiter Becker von Veckerhagen, ab 1945 im Lager Darmstadt
war, konnte im Bürgermeisteramt Sontra ebenfalls nicht festgestellt werden, jedoch
überlebte jener die Nachkriegszeit und heiratete eine Bodilt E.A.Bündig von Jeste-
burg bei Buchholz in der Nordheide. Aus dieser Ehe entspross ein weiterer Sohn: Oli-
ver Martin Hermann Tuch (* 1958 Hersfeld).
Die sepulkralen Zeugnisse im westlichen der drei Felder des Erbbegräbnisses zeigen
mit dem erst im Oktober 1998 aufgestellten eisernen Monumental-Kreuz der Catharine
Henriette M er g e 1 1 (3.2.1829-27.11.1859) geb.Köhler sowie deren einjährigen
Töchterchen Johanne Henriette (1858-59) und dem ebenfalls gusseisernen klassizisti-
schen Monument des ersten Veckerhäger Fabrikanten-Sohnes August Heinrich Habich
(1792-1837) 512 augenfällig den respektvollen Umgang mit dem historischen Erbe. Dies
gilt auch für die erste Gattin des gemeinsamen Ahnvaters der beiden Setreiberlinien
in Veckerhagen:
"Hier ruht Dorothea Emilie Habich geb. Grimme! aus Cassel
* 7.Aug.l835 + 13.Sept.l858".
Sie war die Tochter des Kaufmanns Engelbert Friedrich G r i m m e 1 und dessen
Ehefrau Catharina Elis. Grebe, die der Br.Chemiker ChristianHabich am 27.9.1857
im Haus No.99 am Martinsplatz lutherisch geheiratet hatte. Die genannte Catharine
Mergel! erschließt sich als die amerikanische Schwiegertochter des Forstmeisters
Karl Friedrich Mergel! (1796-1876), eines engen 'Waidgesellen' der Brr.Habich in
Veckerhagen. Es war die lungenkranke Frau vom Sohn Siegmund Mergel!, der ein er-
folgreicher Architekt in den USA wurde sowie die Tochter eines ausgewanderten kur-
hessischen Offiziers Köhler. Das überlebende vierjährige Enkelkind Marie (+ 1927)
blieb bei den Großeltern, heiratete später in die 'Forstfamilie Sprengel' ein und
hinterließ wertvolle Lebenserinnerungen (Ms.l923/24) zur Jugend und den früheren
Verhältnissen in veckerhagen 513 • Den Farbenfabrikanten Habich waren die Mergell-
Nachkommen sehr verbunden, weil sie Ihnen in südlicher Richtung ('im Hafen') an
der Weser liegende Ländereien veräußerten, die entscheidend für die Betriebserwei-
terungen waren. Über eine Mergell-Tochter Marie(* 1830), die aus einer anderen be-
deutenden Forst-Familie den ForstR Louis Ferdinand G r e b e (1811-86), Direktor
152
der Forstlehranstalt Melsungen, heiratete, finden wir als Söhne den berühmten Land-
schaftsmaler Fritz Grebe und den Forstmeister und Bryologen Carl L.Grebe (1852-
1922)51A in Veckerhagen. Die Familie seines Sohnes Forstmeister Ludwig Grebe (1890-
1945) ruht, neben dem Dauergräberfeld der G.E.Habich's Söhne und der Grabstätte
der Helga Uhlendorff-Schönwetter (jetzt ForstD Nebe). Dieses Grab der Enkelin des
Eisenhüttenbetreibers Br.Franz Uhlendorff ziert eine amerikanische' Pyramiden-
Eiche, die jene als Ergänzung zu den freimaurerisch besetzten Hentze-Eichen 515 am
Hüttenpark pflanzen ließ.
Pyramiden-Eiche nördlich der Dauergräber-
Felder Habich I Friedhof Veckerhagen, mit
4- Gräbern der Forst- und Hüttenleute -~
Eisenhütten-Park mit Denkmal Helga Uhlen-
dorffi-Schönwetter (von Wüpper I Münden)
und Pyramiden-Eichen am Herrenhaus I Kontor
Direkt neben dem südlich angrenzenden Grabfeld des Ehepaars Münch, findet sich im
Mittelteil des Erbbegräbnisses Habich das steinerne Monument der zweiten Ehe des
verwitweten Fabrikanten mit Elise Engelhardt (* 10.2.1841 + 15.12.1889) aus der
Färberfamilie des Br.Friedrich E. und der Jeannette geb.Schrninke. Deren drei im
Säuglingsalter verstorben Enkelkinder Annemarie, Mary und Martin (geb. 1895 bis
1899) und das Grabmal des Br.Hermann Habich und der Minna Wulff (Eltern) zieren
ebenfalls dieses mit einem gusseisernen Zaun eingefriedete Mittelfeld. Die drei
Kinder waren somit Geschwister der Hertha Münch, Margarethe Marcard, Gertrude Fre-
vert und von Gerhard Habich (1900-59).
Die Grablege des Dr.phil.Gerhard Habich (1900-59) mit Ilse Breithaupt (1903-81)
rundet die Ruhestätte des vorletzten männlichen Namenträgers des großen ehrwürdi-
gen Geschlechts in veckerhagen ab. Welcher konnubiale Zuordnungs-Gedanke die Stif-
ter des Grabsteines eines Wilhelm Kersten (* 13.5.1895 + 16.2.1949) und der Herta
geb. Brünnert (* 22.2.1904 + 18.8.1982) bewegte, diese vor wenigen Jahren im Ost-
feld aufzustellen, entzieht sich unserer Erkenntnis. Gegebenenfalls zeigt sich aber
153
S E P U L KR AL-
KULTUR
in Veckerhagen
154
S E P U L
K R A L E S II
Westfeld Habich;
Gusskreuz c. H. Mergell
(1829-59) und Tochter
(Monumental-Kreuz der
Eisenhütte veckerhagen)
Gedenkplatte Hans Georg
Hirschfeld (+ 1945? Prag),
hier bestatteter Sohn Hans-
Joachim H. (1937-77)
Monumentaler Grabstein des
Oberförsters Karl Israel
(1823-85), neben dem Ostfeld
Habich I Prokurist Ferdi-
nand Lenze
"155
in der Translozierung von Gegenständen der Sepulkralkultur Beweggründe, die auch
vergleichbare Spolien in die schwarzen Zimmer der Logen beförderten!? Der Verfasser
erfuhr auch erst durch Dr.Thomas Wiegand, dass der vom Lutherkirchhof verschwunde-
ne Grabstein des Helden und Opfers vom Vormärz Br.A.D.A.Krauss mittlerweilen den
Gastronomie-Bereich im Innenhof eines Fachmuseums ziert. Keine befragte Fachabtei-
lung der Stadt Kassel (Lotze 2002a) bekundete seinerzeit Kenntnisse einer Trans-
lozierung!
Während einer Tagung des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege vom 26.10.
2005 in Braunschweig zum Thema "Problemfeld Gruftanlagen" beschäftigten sich die
angereisten 69 Fachleute, - neben der 1935 von Heinrich Himmler veranlassten Gruft
für Heinrich den Löwen unter dem Mittelschiff des Braunschweiger Domes, mit Rechts-
fragen zum Eigentums- und Belegungsrecht. Besonders die Referenten Prof.R.Sörries
('Ethik und Totenruhe') sowie der Hausjurist Joachim Diefenbach des Museums für
Sepulkralkultur aus Kassel beleuchteten die Problemfelder lt. §168 StGB, §§ 946,
958 f BGB, der ErbbaurechtsVO von 1919 und der Sondernutzungsrechte beim Umgang
mit anderen Vorzugsgräbern, - neun Jahrzehnte nach der Abschaffung der Monarchie.
Hierbei ist vielleicht auch das besondere Recht des Grundeigentums am "alten Juden-
friedhof" oberhalb der Eisenhütte zu beachten, wo die 'Totenruhe bis zur Endzeit' 516
gilt. Die im Zusammenhang mit dem Mord von 1668 stehende erste dortige Bestattung
eines polnischen Handelsjuden löste, in Verbindung mit dem jüdischen Kultus unter
dem Vorbesitzer der Eisenhütte KommR Jacob Goldmann, im firmeneigenen Landschafts-
raum ggf. einen denkmalrechtlichen Umgebungsschutz von größerer Bedeutung aus (Lot-
ze 2001). Auch das Dreieck am östlichen Rand des Friedhofes in Veckerhagen stellt,
mit den Eckpunkten Kriegerdenkmal 517 , Sondergräbern der Hütten-/Forstleute und den
Wahlgräbern der drei ursprünglichen Farbenfabrikanten-Linien, unbestreitbar ein
Ensemble erhaltenswerter Zeugnisse der Vergangenheit im Sinne des § 2 HDSchG dar.
Wir begannen mit dem Hugenottenumfeld des 'conrad von der Fulda' Streiflichter auf
die Familie Habich zu werfen und wollen mit der Verwandtschaft Marcard/Des Coudres
den Weg durch die Historie dieses Sippen-Netzwerkes beenden. Von Celle, der Handels-
stadt, in der 100 Jahre nach Georg Evert Habich ein Theodor Marcard aufwuchs, bis
zum Aschrott-Altersheim, in dem seine Witwe Johanne 1944 verstarb, unmittelbar be-
vor das NS-Regime sowie die Besatzungsmacht den jüdischen Stiftungskomplex schloss,
reicht unser 'Prolegomena' in die Unternehmens- und Gesellschafts-Geschichte der
Residenzstadt Kassel. Die Gesamtgeschichte der kurhessischen Logen ab 1866 konnte
156
Das Sanatorium für Nerven- und
Gemütskranke Rappenhof in Hede-
münden (Foto:l904, Hampe S.64).
Sterbeort von Oberst Marcard.
Der damalige Neubau der Dr.Lauen-
steinschen Fachklinik 'am Hegen'
bei Oberrode in diskreter Lage.
Der romantische Zugang zum Lauen-
steinschen Sanatorium II
(Fotos 2009, Latze).
nur über das Konnubium und die Brüder der Familien Habich sowie die jüdischen Ge-
schäftspartner angedeutet werden. Über Bruno Jacob und Teilaspekte in Aufsätzen von
Hartmann u.a. hinaus, stehen in der preußischen Zeit umfassendere Arbeiten zur Sozi-
al- und Wirtschaftsgeschichte, rund um die nordhessische Sommerresidenz der letzten
Kaiser, noch aus. Wenn ein Kunsthistoriker, wie Themas Wiegand (2005), in seiner sehr
informativen Denkmaltopographie 'Stadt Kassel II' des 'vorderen Westens' etc. die-
se Aspekte in überraschender Tiefe einarbeitet, ist es ein Beleg dafür, wieviel es
noch in Kassel in den Fachbereichen Gesellschaftswissenschaften, Kunst, Architektur
und Landschaftsplanung an der Universität zu forschen gilt. Eine Unternehmensge-
schichte über rare Beispiele, wie Henschel hinaus, ist für das späte 19. Jahrhundert
und bis zur Weimarer Zeit für Kassel nicht zu finden.
Theodor Marcard(t)s Vater taucht um 1859 als 'sanitätsrath Theo Adolph Z.Marcardt',
genau·ein Jahrhundert nach dem Sesshaftwerden der Eltern des G.E.Habich (1763 Bür-
gerrecht des Chrn.Evert H.), in Celle auf. Wie der Ahnvater der kurhessischen Ha-
bichs, wird der älteste (?) Sohn Theodor in Celle konfirmiert, '1864, Dom.Palmarum
den 20.März' 518 : Pastor Steinmetz führt unter "A. Söhne aus der Stadt Celle und den
Vorstädten von Celle" unter No.41 einen "Marcard, Theodor Georg Gustav" an, ohne
einen weiteren Abstammungs-Vermerk. Da 38 Jahre später, beim Tod in Hedemünden, ein
"Dr.Marcardt" als Vater vermerkt ist und jüngere Geschwister bei der Taufe durch
den vorgenannten Pfarrer der Stadtkirche Celle z.B. am 23.9.1866 dokumentiert sind,
wird mit diesem Aktenfund die Filiation wohl unumstößlich. Dieser spätere Schwieger-
vater der Margarethe Habich (* 1893) hatte am 26.6.1880, als 30-jähriger Pionier-
Leutnant die 21-jährige Johanne Alexandrine Des Coudres geheiratet. Nun fand sich
unlängst im Buch des Standesamtes Hedemünden unter No.B am 19.April 1903 der Ein-
trag, worin ein erschienener Dr.med.Johannes Lauenstein anzeigt, "daß Theodor Mar-
cardt mit 53 Jahren, verheiratet gewesen mit Johanna geb. ~ Des Coudres, Sohn
des Dr.Marcardt", verstorben sei. Die Streichung und Berichtigung wird in einer
wilden Schmiererei als Randanmerkung "Geburtsname Leferde (!)gestrichen und zur
Richtigstellung Des Coudres eingetragen ••• vorgelesen und unterschrieben (Tinten-
klecks) Dr.Lauenstein" Der Anzeigende erklärt, dass "er von dem Ableben des Ver-
storbenen unterrichtet sei. StBeamter Fr.Fahrenholz".
Dieser Dr.med.Lauenstein (1868-1912) war nach Auskunft der Ortschronisten Hampe 519
(Oberrode) ein Facharzt, der ab Juni 1899 in Hedemünden im alten 'Kaufunger Hof'
(= Rappenhof) ein 'Etablissement für Nervenkranke' unterhielt. Das sehr erfolgrei-
che Sanatorium erhielt, kurz nach dem Tod von Theodor Marcard, ein hochmodernes
zweites Haus 'am Hegen', das 1904 in abgelegener I diskreter Lage in der Gemarkung
158
Denkmal von Prof.Gustav Eberlein 'Gott
Vater haucht Adam den Odem ein' im
Baurmeisterschen Park am Feuerteich.
In althannoverscher Zeit galt er als
einer der schönsten Parks (Blume S.209)
Darin die Villa des Br.Gustav Eduard
Baurmeister (+ 1881), dann Landrat w.
von Düring und 1935 NS-Kreisleitung.
Am anderen Ende des Parks das Haus
Woortweg 2 der 'Frau Oberst Marcard' ,
geb. Des Coudres. (Fotos 2009, Latze).
159
Oberrode für 'betuchte Insassen' , speziell für "Nerven- und Gemütskranke" einge-
richtet wurde 520 • Das Sanatorium betreuten Dozenten der Nervenklinik der Universi-
tät Göttingen. Augenscheinlich lag bei Oberst a.D. Marcard kein Freitod vor~ bei
anderen Patienten, die sich beispielsweise vor den Zug der nahegelegenen Strecke
Münden-Eichenberg geworfen hatten, war dies angegeben, wie der heutige Standesbe-
amte Kempel in Münden feststellte.
Das Domizil der Witwe Marcard war, neben der 'Villa am Feuerteich' des Br.Baurmei-
ster (Karlshafen), das 1898 vom Bauunternehmer Ad.Pott errichtete Haus Woorthweg 2 52~
Ob der 1927 gemeldete Privatdozent Mareart an der Forstakademie Münden ein dritter
Sohn der vorgenannten sein kann, läßt sich wegen der längerfristigen Schließung
des MStA nur mutmaßen. Ab dem 15.9.1933 zieht Johanne M. geb. Des Coudres nach
Kassel in die Hohenzollernstraße 178, wie die Meldekartei des StAKS anzeigt. Unter
Nr.6790 ist beim Standesamt Kassel am l.Dezember 1944 ihr Tod per Nachtrag vermerkt.
Welch neues Domizil verbarg sich nun unter dieser Anschrift?
Hinter der Adresse, heute Friedrich-Ebert-Str.l78, findet sich das Altersheim der
Marie von Boschan-Aschrott-Stiftung. Diese denkmalgeschützte Anlage der frühen Mo-
derne geht auf eine Stiftung des oben genannten Landgerichts-Direktors Dr.Felix
Aschrott (1856-1927) und dessen Schwester M.v.Boschan zurück. Sie hatten 1926/27
mehr als 3 Millionen RM an die Stadt Kassel gespendet, damit ein Altersheim für
"ältere alleinstehende gebildete Frauen" errichtet werden konnte. 'Das gemein-
schaftliche Wohnen der noch rüstigen Damen' stellte, nach einem Wettbewerb von 1929,
mit Beteiligung der damals renommiertesten Architekten (u.a. Gropius, Poelzig,
Schmitthenner, Tessenow), ein erster Preis sicher, der an Otto Haesler (Celle) ging.
Der 1930/31 ausgeführte Bau des Funktionalismus wurde in der zeitgenössischen
Literatur 'als vollkommenstes Beispiel neuzeitlicher Baugesinnung' 522 gefeiert und
als reifstes Werk des Architekten Haesler angesehen. Als es von Johanne Marcard
bezogen wurde, war das Altersheim am Aschrottpark somit noch ein Neubau. Der Kom-
plex diente ab 1944/45 Dienststellen der Stadt und teilweise als Hotel. Ab dem
Kriegsende requirierten es dann die US-Truppen als 'Hotel Waldorf' und als AFN-
Rundfunkstation. Erst 1958 konnte der mustergültige Bau wieder seiner alten Zweck-
bestimmung zugeführt werden.
Der Br.Architekt Otto Haesler (1880-1962) war bereits 1909 Mitglied im 'Helleuch-
tenden Stern' in Celle geworden und blieb, in seinen über zwei Jahrzehnten in der
Bruderkette stets im Lehrlingsgrad. Diesen ungewöhnlichen Fall sahen wir ebenso
oben beim Onkel der Marcard-Schwiegertochter, dem Br.Bankier August Streit. Ver-
mutlich wegen der aufkommenden NS-Zeit und der freimaurerfeindlichen Rosenberg-
160
und Ludendorff-Agitation verließ bereits 1931 der Br.Haesler die Loge in Celle.
Der heutige MvSt Dieter Habekost 523 konnte auch nicht sicher feststellen, ob der
Haus-Architekt verschiedener Fabrikantenbrüder später noch in aller Form 'gedeckt'
hat.
Fazit
Die Verflechtungszusammenhänge im 19.Jahrhundert ließen sich innerhalb der Fabri-
kanteneliten am Beispiel der Logenmitglieder und Kränzchen-Besucher in Münden
und Kassel verdeutlichen. Bei der Wahl der Ehepartner war bis zur Zeit Johann Mar-
tin Habichs (1794-1872) der freundschaftliche Kontakt zu den Brüdern wesentlich
deutlicher, als es Stefan Brakensiek (1999) 524 bei den "gouvernementalen Eliten" im
Kurstaat feststellen konnte. Die "Schriftsässigen", unter denen die Ortsbeamten
ihre Ehepartner in der Regel wählten, blieben ein Kriterium für die spätere Kar-
riere beim Staat. Im Gegensatz dazu nahmen die behandelten Brüder, Schwestern und
Töchter, neben den häufigeren Partnern aus dem kommerziellen Bereich, auch solche
aus den Kreisen der leitenden Forst- und Montanfachleute sowie aus Theologenfami-
lien vor Ort zum Ehepartner. Amtmänner, die in Kaufmannsfamilien einheirateten,
konnte Brakensiek hingegen kaum finden 525 • Dabei ist festzustellen, dass ab dem
Vormärz aus den Beamtenkreisen, oft nach einem Studium, auch einige nachgeborene
Abkömmlinge eine kaufmännische Tätigkeit aufnahmen.
Die Freundschaften in den Logen waren seit der Napoleonzeit ein Türöffner bei den
Familien der Bräute geworden. Überhaupt hatte die Zeit des kurzlebigen Königreiches
Westphalen eine Dynamik in Gang gesetzt, die zu einer moderneren Verwaltung des
Staates geführt hatte. Wie in Preußen war in Kurhessen die Trennung von Justiz uhd
Verwaltung vollzogen worden. Den Habich's Söhnen nahestehende Verwaltungsbeamte
beim Oberbergamt in Kassel und dem Bergamt sowie der Oberförsterei Veckerhagen ge-
hörten zum freimaurerischen, bürgerlichen und konnubialen Umgang in Münden, der
Residenzstadt und am Amtssitz Veckerhagen. In der Privatschule der Oberförster
Schmincke saßen Kinder zusammen, die später nicht nur zu den ländlichen Eliten ge-
hörten, sondern sogar den Märzminister Schwedes stellten. Berufliche Verbindungen
zur Familie von Manger wurden durch jene über die 'Bruder-Kette' bis zum Verbot von
1824, als der Polizeipräsident selbst verhaftet wurde, aufrechterhalten. Der Chef
der westphälichen Geheimen Polizei, der Br.von Tschudi, später Logenmeister in
Arolsen, mag ein weiteres Beispiel im personalen Netzwerk sein. Unverzichtbare
Freundschaften, in den Logen über die Konfessionen hinweg, zeigten sich auch beim
jüdischen Amtsanwalt Alsberg in den 1848er Wirren, als engem politischen Freund
161
der Habichs. Bei den regionalen Freimaurern pflegte man den engen Umgang mit den
Bankiers oder musikalischen Brüdern mosaischer Religion, wobei man in Waldeck ein-
deutig die konvertierten Juden bevorzugte.
Der Reformflügel der Beamtenschaft zog in liberaler Hinsicht mit den fortschritt-
lichen Unternehmern, ggf. gegen den Kurfürsten, "an einem Strang". Am endagamen
Verhalten hatte sich seit 1800 und bei den privilegierten Haustaufen innerhalb der
Eliten zunächst wenig verändert, jedoch finden sich oft die Freimaurerbrüder als
die Bürgen für die Bonität des zukünftigen Ehepartners.
Am Ende des Jahrhunderts spielen Offiziere eine größere Rolle, wenn auch später
geadelte Schwiegersöhne, wie der pommersehe Rittmeister Ernst Kieckebusch (1845-
1913)52~ zuletzt Rittergutsbesitzer in Hoo~bei den Großindustriellen Henschel,
eher die Ausnahmen in Kurhessen sind. So waren von den Bankiers Damms & Streit 527
bis zu dem zuletzt behandelten "Offiziers-Schwarm" um die Kernfamilie Habich, im
konnubialen Beziehungsgeflecht der preußischen Zeit, die gleichen Veränderungen
zu bemerken. Die Schwiegersöhne rekrutierten sich nicht mehr aus den vergleich-
baren regionalen Schichten, sondern es waren Berufsoffiziere, die ggf. "eine gute
Partie machen" konnten. Vielleicht geschieht ihnen im Einzelfall auch Unrecht,
denn seit der "Sturm-und-Drang-Epoche" sollen ja auch im Beamtenapparat bei Bra-
kensiek oder im Bereich des Farbenfabrikanten Br.W.Sattler (Kassel/Schweinfurt) 528
durchaus Liebesheiraten vorgekommen sein?!
Die Tochter des Pfarrers Lampmann, die bei dem ältesten Sohn Gg.Evert (1816-63)
des August Heinrich Habich Ehefrau wurde, war wohl eine dieser Ausnahmen; - nach
der Überlieferung aus den Insiderkreisen im Kirchspiel Vaake/Veckerhagen ein nicht
ganz konfliktfreies Experiment. Die Vettern Habich vom Kasseler Zweig des Br.Jo-
hann Martin, die dann ab der Jahrhundertmitte die Farbenfabrikation in Veckerhagen
sukzessive übernahmen, entsprachen in konnubialer Hinsicht sehr dem üblichen Schema
und waren mit den 'Consoceri' gemeinsam in der Freimaurerei aktiv. Die Verbindung
der jungen Chemiker mit mehreren Töchtern der Großfärberei Engelhardt & Schmincke,
Pappe in Bremen oder Liagre in Leipzig waren für die Firma erfolgversprechender.
Die industrielle Bierbrauerei im Zweig des Br.Christian Ev.Habich (1789-1841) und
beim August-Heinrich-Abkömmling Edward Habich (1818-1901) tangierte das Kernge-
schäft in Veckerhagen kaum. In der Gründerzeit konzentriert sich die Farbenfabrik
in der Hand von Christian II (1829-1908). Die Abkömmlinge aus dessen zweiter Ehe
mit Elise Engelhardt funktionieren konnubial wunschgemäß, indem sie wiederum mit
Töchtern aus der Montanindustrie in Lippoldsberg und der feinmechanischen Industrie
in Kassel Ehen eingehen. Die ländlichen Eliten im Weserraum und jene in der Stadt
162
Kassel belegen, - wie bereits eine Generation vorher die Privatbankiers vom Stän-
deplatz, dass 'Konnubium und Kommerz' innerhalb und außerhalb der nun preußischen
Logenverbände, bis zur Zeit der Weimarer Republik eine symbiotische Einheit bilde-
ten. Selbst die Sippen-Zweige in Wien und den USA funktionierten nach ähnlichen
Mustern.
Dass im Bereich von Handel- und Gewerbe und im Konnubium mehr als 30 Logenmitglie-
der eingehender untersucht wurden, läßt den Anspruch begründen, ein Sample im
Netzwerk innerhalb der regionalen bürgerlichen Vereinigungen in Niederhessen ge-
troffen zu haben. Im Kern handelte es sich um eine Gesamt-Gruppe von nur etwa 65
Freimaurern, die 1866 - aus dem Exil Münden kommend - in Kassel die Logenarbeit
wieder aufnahm, darunter Johann Martin Habich mit allein drei Söhnen.
In Vereinigungen, wie dem naturkundlichen Verein, dem 'entschieden liberalen
Abendverein' in Kassel und dem liberal-demokratischen 'Bürger-Verein' (gegr.l848) 529
in Veckerhagen stellten Habichs zumindest eine einflussreiche Minderheit. Die un-
tersuchte Gruppe repräsentiert im Beziehungsgeflecht des 'gehobenen Bürgertums'
im späten Kurhessen ein aussagekräftiges Sample. Über das Konnubium wurde auch
die Rolle der Fabrikanten-Frauen, der Ehepartner im intellektuellen Milieu sowie
der Freimaurerbrüder anderer Professionen miterfasst.
Um den familiären Wurzeln der bearbeiteten Personen und der freigewählten Taufpa-
ten/Bürgen nachzugehen, wurde erfolgreich versucht, bis nach Varel i.Oldenb., Bre-
men, Eutin, Celle, Lüneburg oder Leipzig Fakten zu den "emporstrebenden Kreisen"
quellenkritisch aus Kirchenbüchern ab dem 18.Jahrhundert zu erschließen. Leider
fallen diese Archivalien für die Sadt Kassel kriegsbedingt bis etwa 1840 nahezu
vollständig aus. Kurhessenweit konnte dies hingegen außerhalb der Haupstadt über
betroffene Ortskirchenbücher kompensiert werden. Die Möglichkeiten und Grenzen
dieser älteren kirchlichen Quellenwerke wurden, über die übliche Nutzung der
Genealegen hinaus, in Bezug auf soziale/ökonomische Netzwerke erforscht. Die Aus-
sagekraft von Zeugnissen sepulkraler Natur erfuhr ebenfalls an Dauergrabfeldern
der bearbeiteten Familien eine eingehendere Untersuchung.
Die Gesellschaften, als Durchgangsstation im Prozess der bürgerlichen Emanzipa-
tion, konnten ab der Spätaufklärung beleuchtet werden. Besonders bei den jüdischen
Glaubensgenossen, wo naturgemäß die Taufpaten fehlen, wurde bei den Kontaktperso-
nen der G. E. Habich's Söhne, über Logenakten und amtliche Quellen, "Licht ins Dun-
kel" 530 der sozialen, pekuniären und intellektuellen Netzwerke gebracht. Auch die
bedeutende Rolle der musikalischen Brüder, wie der Hoboisten 531 in "Bismarcks Zaun-
königreichen", war vorher für die Freimaurerei im Detail nicht untersucht worden.
Abkürzungen
ADB
A.:
AB
A.F.A.M.
Aff.:
AL
B.
Br./Brr.
CPCZ
C.T.
3WK
DGB
Dimiss.
Diss.
EM
FM
Gbll Waldeck
geb. od. *
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GL ...
I Gr .
II Gr .
III Gr.
GStA PK FM 5 . 2.
GvD
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HAL
• ••• G 31
H 68
• • • K 11
HBl.
HDSchG
HessJbLG
HFK
Hg.
HGK od. HGS
HH
HjbHog
HkaHog
HL
HLZ
HNA/MÜ.
HWGHV
i.O.
163
Allgemeine Deutsche Biographie
Aufnahme in eine Loge •.•
Adressbuch
Alte Freie und Angenommene Maurer von Deutschland (Ancient Free
and Accepted Masons)
Affiliation, Annahme I Obernahme von einer anderen Loge .• •
= 'Einverbrüderung '
Ahnen-Liste (der Gesellsch.f.Familienkd.in Kurhess.u .Waldeck I GFF)
Bürge (Meister) für den Aufzunehmenden /Suchenden gegenüber der Loge
Bruder einer Loge (nachgewiesen) I Pluralform
casselische Zeitung von Polizey, Commerzien und anderen dem
Publico nützlichen Sachen. Kassel 1731-1821
casseler Tageblatt
Preuß. Mutterloge zu den drei Weltkugeln
Deutsches Geschlechterbuch
Dimissoriale (= Entlassungsschein)
Dissertation
Ehrenmeister der Freimaurerlogen
Freimaurer
Geschichtsblätter für Waldeck
geboren ..•
getauft • ••
Großloge von Hannover
Großloge ('Groß-orient ' od. 'Großosten')
l.Grad = Lehrlings-Grad
2.Grad = Gesellen-Grad Johannis-Grade der Freimaurer
3 .Grad = Meister-Grad
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulurbesitz, nichtstaatliche
Provenienz: Freimaurer, Tochterlogen •.•
hier: Göttingen (Nr.31 unter G) = Augusta zum Goldenen Zirkel
hier: Hann.Münden (Nr.68 unter H) = Pythagoras zu den 3 Strömen
hier: Kassel = 'Goethe zur Bruderliebe' I vorm. 'Eintracht und
Standhaftigkeit ' sowie Vorläuferlogen L 3 bis L 10
Große Landesloge von Deutschland
Großl oge von Westphal en
Hessische Akademie der Forschung und Planung im ländlichen Raum
Hessische Blätter (seit 1871)
Hessisches Denkmalschutzgesetz (vom 5 .Sept . 1986)
Hessi sches Jahrbuch für Landesgeschichte
Hessische Familienkunde (der GFF in Kurhessen u .Waldeck)
Herausgeber
Höhere Gewerbeschule Kassel
Hessische Heimat (d.Hessischen Heimatbundes
Heimatjahrbuch des (Alt-) Kreises Hofgeismar (erschien 1942 , 1951-1964
und 1968-1972)
Heimatkalender (Vorläufer des HjbHog, ersch. 1929-1941)
Hessenland. Hess.Heimatblatt. Zeitschrift f. hess. Geschichte, Volks=
und Heimatkunde, Literatur und Kunst (1887-1936 )
Hessische Landeszentrale für politische Bildung (Wiesbaden)
Hessische/Niedersächsische Allgemeine, hier: Mündener Allgemeine
Hessisch-Waldeckischer Gebirgs- und Heimatverein (Zeitschrift : Hess.
Gebirgsbote = HGB)
im Orient/Osten, allgem. auch die Loge selbst, vom Osten empfängt
(wo der MvSt sitzt) der Suchende das "maurerische Licht".
Jb.
JbK
Kat.
KB
TaB
ToB
TrB
KS/A
KdF
/F
/G
/HG
/L
/ON
/UN
/I
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Kfm.
Kf.u.Hlsm.
KiKrA
K.L.Z.
K.N.N.
konf.
K.P.
KS
K.Tgbl.
L 1 I ... bis
L 20/ ..•
Mein Waldeck
MfHG
M.N.
ms.
MStA
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MvSt
N.F.
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Reg.
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Sp.
StABremen
StAB(ückeb.)
StAKref.
StAKS
StAM
Stift.P.S .u.G.
SO.d .
To .d .
V
VhG
WLK
ZA ...
ZHG
164
Jahrbuch
Jahrbuch des Landkreises Kassel
Katalog
K i r c h e n b u c h
Taufbuch (* = geboren)
Totenbuch/Beerdigungen (+ = gestorben?)
Traubuch (00 = getraut)
Altstädt. Gemeinde
}
i.d.R. ab
1830 getrennte
Kirchenbücher
Freiheiter Gemeinde
Garnisongemeinde
Hofgemeinde
Luther.Gem./Lutherkirche
Kasseler ev. Kirchengemeinden
Oberneustädter Gern.
Unterneustädt . Gern .
Israelit. ~inde in Kassel
Katholische Gemeinde von Kassel
Unterorganisation 'Kraft durch Freude' der Deutschen Arbeitsfront
(DAF) zur Freizeitgestaltung der Arbeitnehmer in der NS- Zeit
Kaufmann
Kauf- und Handelsmann
Kirchenkreisamt
Kurhessische Landeszeitung (ab 1934, vormals Hess.Volkswacht)
Kasseler Neueste Nachrichten (1910 bis 1943)
konfirmiert ••• (KB-Eintrag)
Kasseler Post (ab 1923, vorher Hessische Post Cassel)
Kassel I Cassel
Kasseler Tageblatt (ab 1881)
Logen in Kassel nach Zählung Wörner-Heil (1998), es folgt die
lfd. Nr. des Bruders
Beilage der WaldeCkischen Landeszeitung (WLZ) für Heimatfreunde
Mitteilungen des VhG
Mündensehe Nachrichten
maschinenschriftlich
Mündener Stadtarchiv, älter Form StAMü.
Hann. Münden I Münden
Murhardsche und Landesbibliothek Kassel, jetzt UBKassel (UBLMB)
Meister vom Stuhl, oberster, amtierender Beamter einer Loge
Neue Folge
Nationalsozialismus I -sozialistisch
recto (Vorderseite I bei Paginierung = P . )
Regiment
Großloge Royal(e) York, Große Loge von Preußen, genannt zur
Freundschaft
Spalte
Staatsarchiv Bremen
Nieders.Staatsarchiv Bückeburg
Stadtarchiv, hier: Krefeld, so auch sinngemäß Celle, Dortmund, Eutin,
Hamm, Kiel, Leipzig, Oldenburg, Spangenberg, Welfenbüttel etc.
Stadtarchiv Kassel
Hess. Staatsarchiv Marburg
Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssoussi
Sohn des •. •
Tochter des •..
verso (Rückseite I P.)
Verein für hessische Geschichte und Landeskunde
Waldeckischer Landeskalender
Zentraiarchiv .•. (i. d. R. kirchliche Archive)
Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde
(VhG) ; Suppl . =Supplement- I Ergänzungs-Band
165
Anmerkungen
1 Kallweit, Adolf: Die Freimaurerei in Hessen-Kassel (1966) S.32 bezieht sich auf Hinweise in den
vom Journalisten Hahndorf herausgegebenen 'Blättern für Geist und Herz' oder 'Der Beobachter aus
Kassel'; siehe auch Losch, Philipp: Geschichte des Kurfürstentums Hessen, Marburg 1922, S.213ff
sowie die genauen Zeitungs-Titel bei Kaulfuß-Kassel (1911) S.326 für die Zeit von 1831 bis 1839.
2 Zu Jordan siehe dessen Biographie bei Bovensiepen (1950). Dieser tauchte bisher in Archivalien der
Kasseler Logen, auch als besuchender Bruder in den Kränzchen, nicht auf. Er wurde offenbar aber
als 'Br.Jordan' betrachtet. Der Zeitzeuge Oberst und Br.W.O.Weiß, siehe Weiß (1904) S.l94: (Chrn.)
"Habich ist wohl die Hauptperson bei allen den Bewegungen gewesen, die unsere Verfassung herbeige-
führt haben". Weiß (* 10.9.1796 Hofgeismar + 9.8.1875 Kassel) war Mitglied in der gleichen Loge 8 =
'Wilhelm zur Standhaftigkeit', lt. Wörner-Heil (1998) L81Nr.l75, von 1822 bis zum Verbot, wie auch
Christian (L8I51, 2.Censor) und Johann Martin Habich (L8I52). Ab 1851 als 'Festungs-Kolmlarldant von
Rinteln' kaltgestellt, war Weiß weit ab vom Schuss. Der in der Restaurationszeit von 1814 bis 1821
in Habichs Schloss residierende 'Rath Joh.Friedrich Meisterlin' (1789-1847) war mit Weiß verschwä-
gert. Zu den Veckerhäger Amtmännern siehe Deiß (1965) S.69 und zu den 'Familienverbindungen der
Apotheker, Pastore und Schriftsässigen in den Altkreisen rund um Kassel' siehe Lotze (2005) S.83-94.
Sein Sohn war der verdiente Regierungs-Baumeister Emil Weiß (1841-1913), der 1884 beim Freimaurer-
bruder Ferdinand Chrph.Habich in der Friedrichstr~l in Kassel wohnte (StAKS, Baumeister- und Einwoh-
nermeldekartei) •
3 Hermann Jer6me Hotop, Kfm.IStickereigeschäft(l), wird 1867 in Kassel Mitglied, Bürge ist Br.List I.,
Personalakte GStA PK FM 5.2.Kll Nr.80. Die Br.Luckhardt, verschwägert mit Br.Raabe, Lippe und Engel-
hardt, stellten schon bis 1861 min. 3 Freimaurer in Münden. Bruder List I. bis III. waren Papierfa-
brikanten und Kaufleute in Kassel. Der 1856 'zur Ceder in Hannover' aufgenommene B.C.Eduard List II.
(* 10.6.1828 Münden) starb am 25.Sept.l869 an den Folgen einer Chlorvergiftung in seiner 'Hessischen
Papierfabrik- vormals Wilh.Pfeiffer'. Siehe zu Pfeiffer: Lotze (2003b), Personalakten List GStA PK FM
5.2.Kll Nr.88. Sie kamen in Münden aus einer Lohgerber- und Lederhändlerfamilie. Beruflich hatten al-
le drei Familien offenbar engere Kontakte. Br.Gustav Ad.Baurmeister aus der Zigarrenfabrikanten- und
Freimaurerfamilie in Karlshafen, verheiratet mit einer Merle, wird bei seiner Aufnahme (Bürge Hermann
List I.) am 27.1.1868 als Schwager des leibl.Bruders und genannten Papierfabrikanten Eduard List II.
bezeichnet. GStA PK FM 5.2.Kll Nr.60 und Nr.88. Uber Suchiers waren die Br.Baurmeisters wieder mit Chrn.
Habich verwandt (MerleiBr.Wenck/Wulff und diese zuletzt über Decken in Lippoldsberg mit der heutigen
Generation in der Farbenfabrik Veckerhagen). Ein anderes Konnubium eröffnete sich mehrfach über die Br.
Schönfärber Engelhardt-Schminckeiinstrumentenbauer LuckhardtiGürtler Kolbe, als Christian (1829-1908)
und dessen Bruder Ferdinand C.Habich in diese Familien einheiraten • Siehe: Lotze (1991) Taf.S.242f.
4 Kirchvogel (1960) S.l35 Anm.l. Er nennt diese Frau Habich Friederike Sophie geb.Semnler (1823-42), die
luth. Kirchenbücher in Kassel 1842 unter lfd.Nr. 355, s.50 nennen die Verstorbene Sophie Alexandrine
Helene. Die Standes- und Kirchenbuchämter im Raum "Lohne bey Magdeburg im Preußischen" recherchieren
seit Februar 2008, ohne dass bisher die Eltern oder genauere Daten geklärt sind!
5 Kirchvogel (1960) S.l4, 135 Anm.5.
6 Ebd. von S.l35 bis 137 ausführlich abgedruckt.
7 Familienakte Habich(t) im Stadtarchiv Cellel darin Stammliste, bearbeitet durch Felix von Schroeder
(1981). Für die großzügige Hilfe dankt der Verfasser Frau Sabine Maehnert (StAC) recht herzlich.
8 Weitere zwei Kinder Johann Friedrich (1662-1729) und eine Elisabeth (* 1684) sind den Söhnen 1 bis 3
nicht sicherlgenau zuzuordnen. Der Erstgenannte war 1692 Stadtschreiber in OSnabrück und ab 1701 zu
Quakenbrück, auch Sekretär, Cantor und Notar. Lt. Ahnenliste hatte er seit 1695 eine Tochter des Rats-
verwandten und Apothekers Lüning zur Frau, - war aber 'seit 1719 geistig umnachtet'.
9 Kirchvogel (1960) S.l4f, Lesefehler (dort) 'Abgang' ist 'Abzug'.
10 Ebd. S.l6
11 Ebd. S.l7
12 Ebd. S.26f
13 Ebd. S.27
14 GStA PK FM 5.2.F22 Nr.24. Verzeichnis Freim.-Jahr 5840 Goldschmidt Nr.36 A.: 16.6.1818, Arnthal Nr.96
A.:25.4.1829, Friedmann Nr.51 A.: 4.4.1820, Jeremias Rothschild Nr.l54 A.: 1.10.1834, S.Büding Nr.74
A.:l6.7.1825 Entschlüsselung der Personen, Familiennamen und Lebensdaten: Thiele (1986) und Ders.(2000).
15 Wörner-Heil (1998): Mitglieder L6l25 und L6l30.
16 Ebd. L3l88 'gegenwärtiger oekonom der Loge' (1788), A.: 24.Jul.5786. G.III.
17 StACelle Stammliste Habich I von Schroeder- {i9Sl) s:9ff •. Kind Nr.7 des Christian Ev.Habich (1723-1802)
und dessen Enkelkind 7a bis 7g sowie Urenkel aa bis ee. Großfamilie des Johann Heinrich (* 25.8.1765
Celle + 1.9.1835 Celle) und der Dorothea Catharina Vieth (* 26.11.1774 Celle + 23.8.1818 Celle).
Dessen Schwester (6) Joh.Catharina Maria (* 12.8.1762 Celle + 19.3.1826 Celle) heiratete am 17.8.1790
den hier S.6f genannten Kaufmann Joh.Fr.Jäger aus Kassel (+ 7.12.1815), als Witwe am 7.12.1815 zu Nien-
hagen den Spediteur Martin Julius Heinrich Wiers (*um 1755 Braunschw. + 13.4.1839 Celle).
18 Lotze (1996b) und unveröffentl.Bestandsgutachten für die Stadt Münden, Ziegelstr. 6, 2007, S.2ü-23.
Architekturbüro Christa Lotze I Katasterunterlagen StAMünden ab 1730.
19 StACelle, von Schroeder (1981) Stammliste Habich S.l2 Kind 1.
20 Kirchvogel (1960) S.l44 Anm.66. Nachruf in der Kasseler Zeitung vom 20.12.1872. zu seinen Logenakten
StA PK FM 5.
166
21 Dreusiecke (1962} Nr. 1582 bis 1584 (Gg.W.Keppel}, 669 bis 672 (Cogen}, 1153 (Gautro/Godro}.
22 Ebd. Nr. 700, 718, 2465, 1909, 2821, 1685, 2480 (Collioud, Conte, Matthieu aus Mariendorf, Lantelme
aus Karlshafen} •
23 DGB 72 (1931} S.lOl-116, Stammbuch Suchier im StAM/Archiv d.Dtsch.Hugenotten-Museums Karlshafen. Pate
1764 zu carlshafen ist Guillaume Lantelme, verh. mit A.Marie Ritter.
24 Als Paten sind am 16.3.1810 in dem 'französ.Kirchenbuch Carlshafen' angegeben 1. Marie Henriette Lenz
geb.Ebrad, Wtwe. des Rathes Lenz aus Gotha und 2. Guillaume Focke, Kaufmann aus Lengo und 3. Charlot-
te Elis. geb.Kracht, seine Ehefrau. zu Kracht siehe: DGB (1931} s.lOl-116.
25 Diss.Kraus (1989} S.68 Anm. 49f. Der bedeutungsvolle Wandel der Apotheken stellte sich hier dar,
indem zunehmend von der chemischen Industrie hergestellte Produkte vom Apotheker zu prüfen waren.
G.W.Rüde reformierte das kurhessische Pharmazie-Wesen.
26 Wild ( 1841}
27 Kraus (1989} S.l25, 182 (Anm.l8}, Min.-Gelb-Privileg: StAM Best.Geh.Rat 5/ll/3690 vom 30.10.1795.
Lotze (1986} u.(l996a}.
28 Fulda-Winkler, Barbara: Wie der Urgroßvater zu seinem Pfeifehen kam- Eine wahre Begebenheit aus dem
Jahre 1826. Erzählt von der einen Helene, aufgeschrieben von der anderen Helene. Aus dem Familiennach-
laß der Fam.Fulda/Schmalkalden. tlbertr.u.Anm. S.Lotze. In: JbK 2001, S.l27-134a.
29 StAM Best.Geh.Rat 5/11/6497 (ohne Datum} u. 6.9.1787, siehe Diss.Krauss (1989} S.l80ff, hier: Anm.
13ff. Siehe Kap.Adler-Apotheke der Unter-Neustadt, die als "Hygea" unter K.Chrn Lippe (1801-1870),
Schwiegervater des Hütteninspektors Conr.Pfort in Veckerhagen, förmlich aufblühte. Die in der eher von
Arbeitern bewohnten Unterneustadt angesiedelten Apotheke nach der 'To.d.Asklepios' , der griechischen
Gesundheits-Göttin HYGIEIA, zu benennen, besitzt eine gewisse Pikanterie!_
30 StAM/ Geh.Rat 5/11/10967 (6.5.1790} Bericht der Kammerräte. Carl Wilh.Fiedlers Eheschließung erfolgte
am 7.3.1784 mit Anna Marie Deichmann verw. Braemer (*4.7.1756). Seine drei Ehen und Kinder siehe:
Kraus (1989} S.l87 Anm.38. Die Tochter aus dieser Ehe Marie Charlotte (* 7.4.1787) heiratet 1812
den Hüttenschreiner Joh.Hr.Becker in Veckerhagen (KB Ve.).
31 Anzeige im Reichsanzeiger 278 vom 30.11.1795 (2818f). Kraus (1989) S.l84ff. Bestallungsurkunden vom
5.8.1797 ·stAM Geh.Rat 5/11/13930 -und vom 3.10.1799, 1.1.1800, 3.1.1800, eine weitergehende Vergütung
(Getreide) wird ihm 12/1805 bewilligt. Strieder/Justi Bd.l8 (1819) s.l51.
32 Schaub: Physikalisch, mineralogisch, bergmännische Beschreibung des Meißners, eines merkwürdigen
Basalt- und Steinkohlengebirges in Hessen. Cassel 1799. Strieder Bd.l2,(1799) S.375, 251 (Lesegesell-
schaft). Br.Schaub (L3/102, L5/188} analysierte 1799 für das Bergamt Veckerhagen I die Eisenhütte
Eisenerz aus 5 Gruben; Lotze (1985) S.28 I StAM 55a/2061 'Chemische Untersuchung auf nassem Wege der
Eisensteine aus Hohenkirchen und der Hopfenherger Steine' (1799-1802).
33 GStA PK FM 5.2.E36, Liste 1817/18 MvSt Joh.Schaub, in 1819 C.Eduard A.Fulda bereits MvSt. StAM Geh.
Rat 5/11/17185 (+ 2.11.1818), MfHG 1904/05 s.3o. Lotze (2005) s.85, 94 (Lit.Schaub}.
34 Bei Franziska Maria Kochs (verh.Schaub) Taufe am 14.2.1764 zu Sooden fungierte als Patentante 1. die
Schwester Marie Margarethe, Frau des hanauischen Rentmeisters Gg.Melchior Langsdorf 2.die Schwester
Marie Elis., Frau des Amtmannes bey der kayserl.Burg Friedberg Jo.Balthasar Klingelhöfer und 3. cand.
juris Franciscus Langemann, Sohn des Schwagers des Vaters Koch, des Amtmanns zu ürtensberg Jo.Reinhard.
Langemann.
35 Kallweit (1966) S.256, 258.
36 Der spätere Kammerrat in Fulda, zu jener Zeit 'Licent-commissarius' aus der Lippoldsberger Hüttenver-
waltersippe und vom Bergamt Veckerhagen. Zu den Freimaurern der Familie siehe: Lotze (1996a}.
37 Fulda/Hoffmeister (1876) s.l65-171.
38 Auch als Justinus Friedr. Kaerner in der Lokalforschung überliefert, (+ 10.2.1816 Oedelsheim}. Er war
der Sohn des Pfarrers Joh.Gottfried K. zu Kieselbronn und zeichnete als 'Amtschirurgus & Geometer'
verschiedene Pläne von Gottstreu. Weiterhin war er dort Vormund der (Hüttenmeister) 'Gunkelschen
Kinder' an der 'Grünen Glashütte' (Auskunft vom Waldenserforscher Thomas Ende 2/2008).
GStA PK FM 5.2.E8 Liste 1808 Nr.33 (Meister).
39 In Stammrolle GStA PK FM 5.2.G31 Nr.23 P.lOl Nach mdl.Bericht des MvSt Gg.Heinr.Osterley (Tribunal-
Richter) soll in der gedruckten Liste der Name des Ehrenmitgliedes 'Rath Ph.Wilh.Diede nicht mehr er-
scheinen, weil "den kurhessischen Staatsbürgern alle Theilnahme an freimaurerischen Verbindungen un-
tersagt ist" (30.5.1826). Auffällig sind in Göttingen, neben Weinhändler Eckhardt (bereits 1778, GStA
PK FM 5.2. G 31 Nr.21) die Weinhändler Bremer I.-V. in GStA PK FM 5.2. G 31 Nr.23 (A.: 1810-1877).
40 Tromnsdorff-Göttillgen (1929) S.l8f. Casparson (*1728) gehörte zur 'Präfektur Templar' in Kassel,
ordensbruder unter der 'strikten Observanz'. Er war lange beim 'Gekrönten Löwen' Mvst. Ebd. 12f,
lt.S.l6f hatte der 'Göttinger Hain·' für die Freimaurerei in Münden den Boden bereitet.
41 Ebd. S.6-8, Br.Casparson L2/13.
42 Ebd.S.2 Otto Hartenstein (* 16.6.1878 Plauen + 19.1.1958 Münd.) A.: 1907 Münden, auch MvSt und Verfolg-
ter/ degradierter Schulleiter der N8-Zeit. Biogr. Daten in Brethauer, Karl: Münden 2.Folge (1984)
S.82-84 (=Beitrag IV 69 der M.A.). Blume (1935) s.l3-15.
43 Kirchvogel (1960) S.30.
44 Diss.Kraus (1989) S.20Q-204, genealogische Daten Lippe S.209f.
45 GStA PK 5.2.Kll Nr.88; Sohn des '(+) Gastwirths in Cassel'(* 1.4.1821 KS/L) A.: 13.4.1846.
46 DNA-Analyse durch die Forstliche Versuchsanstalt in Münden/Göttingen zur Abstammung von der 'Hen-
tze-Eiche am Fontänenteich' /Wilhelmshöhe vom Frühjahr 2003. Die Anregungen, vorbereitenden Be-
stimnungen gingen auf Forstoir.Claus Chwalczyk (+ 27.April 2003, Nachruf Rapp in: JbK 2004 S.l57)
zurück, weiterhin dankt der Verfasser von der dortigen Verwaltung der Staatlichen Schlösser und
Gärten Herrn Mielke für die großzügige Unterstützung bei den Genanalysen.
167
47 Lotze (2000) zu Stucke(n) S.503-506, Ders. (1993a) S.67-80 und Stucken, Tankret: Stammfolge Stucken
Bd.97 Dt.Fam.Archiv Neustadt a.d.A. 1988, S.l92-247. Hentzes Schwiegereltern waren unbekannt, man
ging bislang in dem Familienkreis von einem "armen Waisenkind" aus. Schwiegervater war der (+)
Kauf- und Handelsmann Georg Friedrich Bartela (+ 30.10.1797 mit nur 31 Jahren), dessen Frau A.Chrne.
Regina Stucke (1770-1812), Tochter des (+) Kauf- und Handelsmannes Justus Stuck(en) (1739-90) und Enke-
lin des Schiffsherren Joh.Conr.Stucken (1703-84) zu Oedelsheim. Hentzes Ehefrau war Christine Fride-
rica Bartela (*16.10.1796 KB Oedelsheim =aus IVm Liste Stucken (1988) S.l99. Der Hof-Garten-Dir.W.H.
Hentze (1793-1874) ist in der Loge 'Wilhelm zur Standhaftigkeit zu cassel' als LS/60 nach Wörner-Heil-
scher Zählung zu finden. Geboren war dieser am 14.Sept.l793 in der Schokoladen-Fabrik Meineck in
Kassel (Hermsdorff Blick 254/604). Den Urstamnvater der Sippe war 'Fehrmann' Henrich Stucken (1564-
1655).
48 Zurbo~ (2007) s.lSl-185.
49 Die erste Wasserstraßen-Neuordnung im Sinne von Willigerod erfolgte 1823 in der Gründung einer Gene-
raldirektion in Hannover. Ab 1852 wurde unter preußischer Regie und 1876/1881 in einer vereinigten
Wasserbau-Inspektion die Weserregion zentral in seinem Sinne verwaltet.
Siehe auch Hoffmann ( 1997) zur Fuldawasserstraße und allgemein zu den hessischen Wasserbauer-Bio-
graphien Ders.(2005).
50 Zu Bernhard Fr. Ziegler und den Montangeschlechtern siehe Lotze (1997a) S.l07-121, Zechenhaus 'Neu
Holland'/ 'Herkules' siehe S.ll6. Der erste Formermeister Gge.Stremme (1795-1865) kam um 1819 von
Battenhausen. Eduard Stremme (1859-1928) promovierte 1888 in Göttingen über die "Tertiären Ablage-
rungen zwischen cassel und Detmold". Er war Nachkonme des Wirtes Jacob Stremme, dem das Brauhaus
abgenonmen wurde, als dort in Veckerhagen die 1848er Unruhen unter G.E.Habich und dem jüdischen
Rechtsanwalt G.Alsberg ausbrachen. Zur damaligen "Volksjagd im Reinhardswald" siehe Anm.l85a/b
in diesem Band und Gerth, w. (1959).
51 Familientafel Lipproß siehe Lotze (1997a) S.l09 sowie Ende (1992) s.58ff, Ders. (1997a) s.ll5f und
Ders. (1990) S.22ff.
52 Der Bierbrauer Albrecht konnte nach 1848 das Brauhaus weiterführen, so kam es an die verschwägerten
Wirte Schoppe. Zur benachbarten Zigarrenfabrik des Meisters Hentze in der alten Dorfschule siehe
Lotze (1997a) S.60-66. Unter den 6 bis 7 Wirten im Marktflecken war bereits 1835 auch aus der Hüt-
tenschreinerfamilie Siebrecht ein Wirt des vormalige Gemeinde-Brauhauses, neben Stremme/Albrecht,
genannt. Jener baute um 1850 am Anger das große Mansarddachhaus mit Ziegelei (später Versand-Töpfe-
rei der Bürgermeister Peter).
53 Beschwerde der Gemeinde Veckerhagen über das Bierbrauen auf der Eisenhütte, 1720. Akte StAM 55a/2083.
Zum sog. Zum 'Kesselborn' siehe Lotze (1985) s.63.
54 Beiträge im 'alten' Heimatjahrbuch Hofgeismar ab 1953 HjbHog (1953) S.79, (1954) S.74, (1955) S.74
= Schiffergeschichte, (1956) S.65 = Schaumburger Steinkohle HjbHog 1957 s. 57 = Sylvesterbräuche,
(1958) S.36f: siehe auch Lotze (1997a) S.66ff.
55 Reinhardehäger Hefte Ausgabe 1 (Reinhardsh. 1987 S.2-14 zu Denis Papin Und dem Digestor) und Ausg.
4 (1999) mit seinen Jugenderinnerungen, besonders in der Lehrzeit bei Habichs (S.l9f und 52ff). Zu
Lipproß siehe s.56ff und zu 'Färber-Schoppens' S.47ff.
56 Kirchvogel (1960) s.51-55, 57-61.
57 Habich, Hermann (Hrsg.): 200 Jahre G.E.Habich' s Söhne (O.J ./ca.l985) Schlussteil (ohne Seitenanga-
ben). Langtitel siehe Habich (1985).
Es ist offensichtlich der Text des Johann Martin Habich (1794-1872), siehe vorletzte Zeile auf der
Seite nach dem Ölportrait " ••••• meinem ältesten Bruder Christian ••• " und letzteseitemit (Martins)
Frau Marie Menke aus Bremen und den 12 Kindern!
58 Kirchvogel (1960) S.57f, 60f. Habich, H.(l985) ab 9.Seite im letzten Teil (gezählt).
59 Ebd. S.67 und Habich (1985) letzte 8eite (13.).
60 Kirchvogel (1960) S.67. Kataster im StAKS Haus No.l171.
61 Thiele (1986) S.5, Familie Nr.l = Büding.
62 Ebd. S.l9 Nr.57 =Rosengarten. Haß, Ester/ Link, Alexander/ Wegner, K.-Herm. (Katalog): Synagogen
in Kassel. Marburg 2000. Hier der Bei trag von Jutta Schuchard: Synagogen und Synagogenprojekte in
Kassel im 18.und 19.Jahrhundert. S.25-43. OBauR Schuchardt und Albrecht Rosengarten haben anschei-
nend zusammengewirkt~ der Bericht des Letztgenannten 'nie neue Synagoge in cassel' in : Allgemeine
Bauzeitung (Wien) 1840, s.205ff ließ ihn berühmt werden! Abdruck im vorgenannten Katalog S.45ff mit
erklärenden Anmerkungen von Ester Haß.
63 Goldleisten-Fabrik.Justus Hr.Eissengarthen I. (1809-69), Sohn d.Bierbr.Joh.Chrn.E. u.d.(+) Chrne.Elis.
geb.Schiebeler, tritt am 11.9.1861 in Münden bei (B.: Theod.Müller). Sein SOhn und Weinhändler Joh.
Chrn. Eissengarthen, Besitzer des 'Rheinischen Hofes zu Cassel' wird im Jan.l867 durch den jüd.Br.Edu-
ard Goldschmidt in Münden eingeführt (GStA PK FM Kll Nr.70). 1984 bittet er MvSt Schotten um Hilfe wg.
einer Bürgschaft seiner Frau bei den Brr.Alsberg & Löwenbaum, den jüd.Bankiers. Die Fabrikanten Con-
rad (1827-95) und Georg Wilh.Engelhardt (II., 1830-1901) treten gemeinsam am 6.März 1861 in Münden
ein. Bürge beider Brüder war Johann Martin Habichl
64 Kirchvogel (1960) S.60.
64a GStA PK FM 5.2.Kll Nr.84.
65 Joh.Conrad Pfort, der SOhn des 'cammerdieners Philipp Pfort bey Staatsministre Waitz Freyherr von
Eschen' wurde von Gasthalter Chrn.Erich Meyer aus Bremen am 3.5.1838 und unter Protektion seines Kol-
legen/Br.Bernh. Ziegler in Münden eingeführt, - weil er Dienstreisen nach Belgien, England, Frank-
reich etc. plante. GStA PK FM 5.2. H68 Nr.35, Lotze (1999a) S.l93.
168
66 Wörner-Heil (1998). Stückgießer Christian Carl Henschel (* 1759 in Gießen) war bereits 1808 in der
Loge 'Royal Jereme Napoleon de la fidelite' im Gr.2 (LSI91) und 1811112 'Almosenier'. Danach findet
man ihn ab 1815116 in der L8l59 bis zum Schluss. 1822123 war er wieder Almosenpfleger und Besitzer
der höheren Erkenntnisstufen.
67 Georg Evert Habich (1816-63) oder Joh.Martin Ha9ich?
68 Dr.med.Gge.Möller hatte am 21.11.1841 eine Kunigunde Dorothee, Tochter des 'AmtssecretariusiLicentiat
der Rechte Marcus Conrad Aug.Israel' (1767-1830) und der Marg.Elis.geb.Bartheld geheiratet. Die Groß-
eltern waren somit der Leinenhändler Joh.Justus Bartheld und seine Frau Rosine Elis.geb.Lipproß. Möl-
ler verfasste mit Assessor Setzekorn und dem Direktor Prof.A.Philippi die Statuten des Vereins für
Naturkunde. Lotze (1997a) S.lOOf und Ders. (1999a) S.l95f.
69 Ebd.
70 Lotze (1986) S.llOff. Siehe auch zu Tapeten-Arnold: Thümmler(l998).
71 Adolf Schwarzenberg (1799-1864) war der SOhn des OForstR Joh.Gge.Schwarzenberg und hatte mit Elise
Sehröder in das berühmte Leinenhandelshaus des Lucas Sehröder in Spangenberg geheiratet. Seine Frau
bzw. Tochter Luise, verh.Duplessis, waren mit dem Fabrikanten Conr.Hr.Pfeiffer und Waitz von Eschen
an der Mangangrube Hohenkirchen beteiligt (Lt.Berggewährschaftsbuch vom 16.Nov.l867, Grundbuch Bl.8
P. 71, Erste Abtheilung I Kgl.OBergamt Clausthal 9.2.1874).
12 Kirchvogel (1960) S.70f
73 Ebd.S. 72~ Traubuch Veckerh.l830ff, 00 8.8.1855 ve.
74 Ebd. S.70.
75 Ebd. Anm.54.
76 Habich,H. (1985) letzte Textseite im 2.Teil.
77 Ebd.
78 StACe11e Stamnliste Habichlv.Schroeder (1981) s.9.
79 Mitteilung der Joh.Loge 'zum oelzweig' ILogeruneister Klaus Bettag vom Jan.2001 u.l.5.2003. sowie des
Staatsarchivs Bremen vom 11.12.2000. GStA PK FM 5.2. Bl26 Nr.24ll Vz.l841 Nr.lSO d.Matrikel.
80 Mitteilungen Staatsarchiv Bremen (11.12.2000) von Frau Monika Marschalck und des Herrn Klink in der
ev.luth.Kirchengemeinde Varel (Oldenbg.) vom 28.3.2001; es liegen Auszüge vor:
"Gebohrene und Getaufte" Jg.l771 S.110 Nr.l06 und "Copuli(e}rte" Jg.l757 S.250 Nr.32 VareliOldbg.
81 Engelberg, Ernst (1989) S.37ff (: Bismarcks Ahnen).
82 Freundl.Mitteilungen von Herrn o.Wipplinger (442 Helderberg VillageiRSA sowie Bunaby B.C.Icanada)
vom 14.6.1994.
83 Ebd. S.2f.
84 Bovensiepen (1950) S.l76ff, 180f; luth.Kirchenbücher Kassel beim Landeskirchlichen Archiv Kassel,
wo grundsätzlich alle hier verwendeten kurhessischen oder waldeckischen Archivalien großzügig und
mit großer Hilfsbereitschaft eingesehen werden konnten ••
85 Steffens (1942) S.386-396.
86 Wipplinger (a.a.o. 1Anm.82) S.2f. Die LoschkarteiiMuLB gibt dies College berühmter Frauen (Albright,
Hillary Clinton etc.) offenbar falsch an. Losch hatte überhaupt Probleme, die vielen G.E.Habich's
Söhne zuzuordnen!
87 Alle 8 Kinder aus der Ehe (00 3.10.1815 Veckerh.) mit Louise Quentin sind in Veckerhagen getauft
und bis 1844 sämtliche dort konfirmiert. Der Jahres-Bericht des Vereins vom 18.4.1842 meldet: 'Fabri-
kant Habich d.Ä. durCh den TOd entrissen', also war es dann Christian (+ 1841, Joh.Martin = Habich d.J.).
88 Mit dem Amts-Rath Johann(es) Israel, Vater des Friedensrichters Fr.Aug.Israel (1767-1830) in Vecker-
hg., zu Spangenberg ("arbeitet ••• nicht" 1788) und Münzmeister Dietr.Hr.Fulda (L3I32 A. :5775, Anm.
1788: " ••• jetzt in der Loge zum gekrönten Löwen in Cassel") findet sich in der Loge 'Friedrich
von der Freundschaft'(l773-94) im vorletzten Verzeichnis als 'wirkliches Mitglied' der Prediger
Balthasar Manns in 'Vaake bey Cassel' (L3171). 1788 ist der Theater-Inspector 'Anton Moretti, *zu
Bologna (45 J.Kath.), A.: zu Dresden i.d.Loge zu den 3 Weltkugeln 1755, Grad VII', erster Stifter
(der Loge) und MvSt, auch '!.Architekt der Loge bis jetzt', aufgeführt. Es könnte dies der berÜhmte
und eng mit Veckerhagen verbundene Guiseppe More11i ( 'Morelli-Baum', 1774 in Ve.Pate bei Fährmann
Paul) sein. Neben Doct.Medic Joh.Schaub (L3Il02), gerade im Maurerjahr '5792' = 1792 beigetreten,
wird im gleichen Jahr der spätere Mitbegründer der Loge Münden Dr.med.Jo.Anton Rosenbach als auswär-
tiges Mitglied genannt. Er wird bald MvSt bei 'Pythagoras'. Unter Jer&ne finden wir "Manns, Balthasar,
Prediger in Vaa(c)ke im Fulda Departement, geb.l755 in Oberzell, ••• " als LSI133 im 2.Grad. Das Ver-
zeichnis 1812 der Loge 'Kg.Hieronymus N.zur Treue'(l807-13) Affil.l792 (siehe oben) nennt ihn unter
246 Brüdern! Auch 'Rath und Advocat bei dem Staatsrathe Philipp Wilh.Diede' (* 1759 KS), der Reprä-
sentant der Mutterloge des Kgr.Westphalen (1810, LSI43, später L8l36~ ist als 'Biliothecar' ein ei-
friger Bruder. Die Räte Rosenbach und Diede sind später Ehrenmitglieder in Göttingen (GStA PK FM
5.2. G 31 Nr.23). Manns wird in der logenlosen Zeit um 1800 im 'Kränzchen zu Oedelsheim' beim Chirur-
gus J.F.KörneriKaerner (Einbeck: GStA PK FM 5.2. E 8 Nr.81 Mitgl.531 A.:l800) mitgearbeitet haben.
Als Amtsbruder der benachbarten Pfarre hatte man dort als Vertreter des ref.Pastors öfter zu tun.
Auch waren die Apotheker oder Wundärzte beim BergaJßt bis Lippoldsberg hin zuständig. Lotze ( 1997a)
S.99ff, Ders. (1994) S.l23ff (Bergrat RießiBr.H.Rieß 12156, 13194).
Verheiratet war der 1782 aus dem Schwarzenfelsischen Montanrevier gekommene Br.Manns (1754-1834)
seit 1784 mit Karoline geb.Lotze (1?66-1830) aus Vernawahlshausen. Er war fast 50 Jahre Pfarrer des
Kirchspiels VaakeiVeckerhagenl Er kam aus einer alten Förster- I Montanfamilie und fühlte sich in
der Nähe des Bergamtes und der Br.Hüttenbeamten an der Weser offensichtlich recht wohl. In den
letzten Dienstjahren unterstützte ihn Ludwig Klüppel. Sein Sohn ging mit Prof.Philippi u.a. 18511
169
1852 nach Chile (Valdivia). Nachfolger war von 1834-46 als Pfarrer, der Schwiegervater von Georg
Evert Habich ( 1816-63) , Johann Jacob Lamr;:mann ( * 1777 Mecklar, so .d .Pfarrers Franz Joachim L. ) • ;
danach folgte, über die Revolutionszeit hinweg, der getreue Pfarrer Georg Friedrich Ritter, der
uns im folgenden Kapitel ebenfalls noch begegnen wird.
Quellen: Ende (1990) S.9ff, Hier Pfarrer Nr.l8~20 und Anm.20/DGB 124 Porträts Ehepaar Ritter; StAM:
Landratsamt Hofgeismar Best.l80/l448/1449 Pfarrei Vaake. Lit.zur Chileauswanderung: Lotze (1997a)
S.219-228, dort Familien-Tafel Manns S.220.
89 G(eorg) E(vert) Habich: Zur Farbenfabrikation, !!.Ultramarin. In: Dinglers Polytechn.Journal.Bd.l39.
Hrsg.Emil Max.Dingler. Stuttgart/Augsburg 1856, S.28-32. Siehe hierzu: 'Die Entwicklung der Ultra-
marin-Fabrikation im 19.Jahrhundert', in: Tradition. Zeitschrift für Firmengeschichte und Unterneh-
mer-Biographien H.3/4 1969, s.l27-152. Im Anhang ist auch ab "1843 von Waitz'sche Erben, Braunlage
im Harz, ab 1858 Hirschberg bei Cassel", mit einer Produktion (1862/1872) von 160 bis 195 t pro Jahr,
weltweit an 8.Stelle, aufgeführt. Unter den 28 Erzeugern stellte selbst carl Leverkus in Wermelskir-
chen (ab 1861 in Leverkusen) nur 250 t (1862) her! (Ebd.S.l51). An 6.Stelle der Produzentenliste
findet man 1842 Johann Setzer/Wien - ab 1846 in Weitenegg. Jener erzeugte dort 1872 noch 350 t Ul-
tramarin. Der Betrieb hängt vermutlich mit der dort nachfolgenden Fa.Hermann Martin Habichs (* 1820
Veckerhagen) 'Chem. Farbenfabrik' zusarrmen. Siehe Wipplinger (wie Anm.82).
90 Siehe Lotze (1986) S.ll2; Bunsen : 'Zusammensetzung der Riechelsdorfer Eisensauen' (=blaues Molybdän)
In: Studien des Göttingisehen Vereins Bergmännischer Freunde Bd.4 1841/Notizbl.l5, S.377ff. Ebd.S.59
Br.C.Pfort über eine neue Köhlereimethode; - siehe auch Anm.91.
91 J.Fr.L.Hausmann: 'Beiträge zur Kenntniß der Hohofen=Schlacken'. In: Studien d.Gött.V.Bergm.Freunde
(Hrsg.: Ders.) 6.Bd. 1854, S.323-375. Hier: Veckerhagen S.353 (Wöhler/Wicke) und Karlshütte bei Del-
ligsen (Anm. ***) S.358, Glashütte Amelith/Solling S.364 und Schlackenpflastersteine (wie vor der
ehem.Henschel-Villa am Weinberg in Kassel) der Königshütte S.373. Ebd.Bd.7 (1856/58) H.2, S.216 über
den Rückgang der Smalte-Erzeugung (Modrumer Blaufarbenwerk), Bezug zu Br.Möllinghofs Analysen (1802)
der Mardorfer Bohnerze, - die neben den Hohenkirchener Steinen auch in Veckerhagen verhüttet wurden
(7.Bd., H.l, S.ll7).
92 Nemnich, Phil.A.: Tagebuch einer der Kultur und Industrie gewidmeten Reise. Tübingen 1809. Bd.l (von
8 Bänden); zu den industriellen·verhältnissen siehe auch zwenger (1889) s.310ff.
93 Lobe (1837) zum hellen Felsenkeller-Bier S.l53f, S.94 (Anm.+), zur chemischen Fabrik S.93f.
94 Liste Kirchvogel (1960) S.l43 ab Nr.5, besonders Nr.9 "Kurze Darstellung m e i n e s in Nordamerika
patentierten Dampfbrau- und Kühlapparates. Kassel 1859. Das Gleiche gilt für die 'Chemie der Brauerei-
kunde' und die 'Praxis der Brauereikunde', beide noch 1881 bzw. 1883 in 4.Auflage zu Halle erschienen.
Auch die Nr. 11 (Verbesserung des Mostes) sowie Nr. 12 möchte der Verfasser eher Eduard/Edward Habich
zuschreiben. In seiner Anm.65 (S.l43f) ordnet Kirchvogel dem ältesten SOhn G e o r g E v e r t
Habich (1816-63) des August Heinrich Habich (1792-1837) alle folgenden Werke zu:
1. Maisbüchlein für den kurhessischen- Bauern, Denenseiben aus ächtem Kurhessischem Patrio-
tismus gewidmet. Veckerhagen 1855. In der "Reiselegitimation fürs Maisbüchlein" schreibt
der Verfasser: "Wenn die Noth um das tägliche Brot nicht so entsetzlich wäre, -wenn das
.allgemeine Elen-d nicht bis zu einer Höhe gediehen wäre, welche eine weitere Steigerung
kaum denkbar erscheinen läßt, - wenn es, mit einem Worte nicht gar so herzzerreißend
wäre, den Jammer der Menschen ansehen zu müssen, ohne helfen zu können: so möchte man
sich wohl ein Schloß vor den Mund legen, damit nimmer ein Wort mehr herauskäme. Aber
weß d~s Herz voll ist, daß geht der Mund über ... Veckerhagen am ersten Tag des Früh-
lings 1855". Es geht -dem·Verfasser hauptsächlich um eine "wohlgemeinte Warnung vor dem
ausgedehnten Kartoffelbau", den er zugunsten des Maisanbaues besduänkt wissen möchte.
Zum Schluß schreibt er, daß er dies Büchlein lediglich für Kurhessen geschrieben _und sich
deshalb kurhessischer Maßangaben bedient hätte, obwohl er anfangs französisches Maß und
Gewicht zugrunde legen wollte. ,. Vielleicht hätte das aber zu Mißverständnissen führen
und mich leicht politisch anrüchig machen können, da man jedenfalls Sympathien für Frank-
reich darin gewittert haben würde." . · ·
2. Der Gebrauch des Sacharometers als sichere und unentbehrliche Controle des Betriebs der
Branntweinbrennerei. Cassel 1856. Dieser Arbeit setzt der Verfasser eine Außerung des um
die Gärungschemie verdien~en Prof. Balling aus Prag voran, der sagte: !>Der Sacharometer
ist dem Zymotechniker in der That dasselbe, was dem Seefahrer der Compaß ist." Eine ge-
naue Vorausberechnung der Spiritusausbeuten hat dieses Buch sicher einen· praktischen Erfolg
ernten lassen.
3. Die schlesische Waschmaschine, Trier 1857.
4. Die Malzbereitung, Leipzig 1859.
5. Schule der Bierbr.auerei. Leipzi.g·1863, in 5 Auflagen erschienen: 1867, 1875, Halle 1882; in
der 5. und 6. Auflage als Handbuch .der Bierbrauerei, Halle 1890 und 1896-98. ·
6. Was ist die Kartoffelk.rankheit? Braunschweig und Cassel 1855.
7. Chemie der Brauereikunde, die 4, Auflage Halle 1881, di.e ersten drei Auflagen sind nicht zu
ermitteln.
· 8. Praxis der Brauereikunde, die 4. Auflage Halle 1883, .die er·sten drei Auflagen sind nicht zu
ermitteln. ·
170
9. Kurze Darstellung meines in Nordamerika patentierten Dampfbrau- und Kühlapparates.
Gassei 1859. ·
Hier beschreibt der Verfasser sein Brausystem, dem als leitende Gedanken die "Theilung der
Arbeit~ zugrunde liegen, "sodaß die einzelnen BraUoperationen - Einmaischen, .Abläutern,
Erhitzen des Nachgußwa-ssers, Hopfenkochen und Eindampfen der Würze - in verschiede-
nen Gefäßen gleichzeitig nebeneinander ins Werk gesetzt werden".- So könne man "große
Bierquantitäten in
1854, S. 115, mitteilt, daß "Habich in Veckerhagen um 1854" ein Verfahren des Papiergeld-
drudts, das .gegen Fälschung schützt, erfunden habe, das durch die Firma Fi-scher in Kassel ge-
druckt werde. · ·
Vgl. hierzu:. Die Entdedtung falscher Münzen und die gegen Münz- und Papiergeldfälschung zu
treffenden Vorkehrungen 1843-66. Akten des kurhess. Minist. d. lnnern, Abt. VIII, Kl. 7, Nr. 49.
(Staatsarchiv Marburg).
95 Ein Kloß ist in Trorrmsdorff-Göttingen (1929) S.l8 im Vorfeld der Logengründung in Münden (1799) aktiv.
Die Sippe besaß lt.Kataster 1770ff im StAMünden ein Brauhaus No.518 und ein 'Kothhaus nebendran' in der
Speckstraße, das für '1 Schiff, Factorey und Bremenhandel' zinste. Es ging vom Schiffer H.A.Boehnert an
Joh.Ludwig Kloß. Kaufmann Joh.Georg Andreas Kloß, der Taufpate beim Eduard Habich (1818-1901, = Anm.94),
war 'Schiffsbefrachter' und Witwer, als er im Mai 1821 aus der ev.reformierten Gemeinde Mündens die eben-
falls verwitwete Johanna SOphie geb.Jungk ehelichte.
96 Fabrikant A.Wüstenfeld aus Münden/Gg.Engelhardt, Färber aus Kassei-UN und der Industrieiie W.Sattier aus
Schweinfurt betrieben dort im Fränkischen eine gemeinsame Zuckerfabrik. Siehe Lotze (1991) S.236. Der
Vater Gottlieb Sattler (1739-1807) war von Münden an den Altmarkt in Kassel gezogen. Ein 'reicher onkel'
Johann Georg Sattler aus Münden hatte das erste Geld des Schweinfurter Farbenpioniers Sattler vorgeschos-
sen, der dort zuerst in der 'Bleiweißfabrik bey Niederwerrn' als Geschäftsführer bei Gademann & Wüsten-
feld begann. Anfangs hatte jener bei Retzmann in Münden Kaufmann gelernt, war Ccmnis bei Wüstenfeld (Har-
zer Produkte/Blei!) gewesen und den Kasseler Logen (L9/145) stets treu verbunden. so führte er noch 1823
seinen Handlungs-Reisenden Jacob örtel (L9/124, GStA PK FM 5.2.Kll Nr.93) in Kassel als Bürge ein. Uber
seinen Schwiegersohn Wilhelm Heinrich und dessen Frau Auguste geb.Sattler verfügte er stets über gute
Verbindungen nach Münden und zu Mangold & Sehröder in Witzenhausen. Seine Tanten Rosine Marie und Kathar.
Margarethe Sattler in Münden waren Töchter des Br.Joh.Bernhard Eckhardt (siehe Anm.l8).
Ultsch (1967) und Ders.: Wilhelm Sattler. In: Fränkische Lebensbilder. Würzburg 1971, S.230ff und Lotze
(1991) S.235ff. Zum Vater, dem Kolonialwaren-Großhändler und Pulverlieferanten des hess.Heeres Gottlieb
Sattler und dessen 'alten Kasseler Bürgerhaus' am Altmarkt 'vor 150 Jahren' siehe Kass.Tagebl. 23.2.1930
(SOnntagsbeilage), K.P. vom 20.2.1930, K.N.27.2.1930 und Mitt.d.VHG in: HL 4l.Jg. (1930) S.l26-128.
97 Lauer/Grothe (1995) S.24, 'Schönfelder Kreis': Farbenfabrikant carl Caravacchi als Vertreter des Bür-
gertums , von 1817 bis zuletzt in der Loge L9/27. Er war verheiratet mit der Sattlertochter catharina
Margaretha. In Berlin/GStA PK , wie bei Radowitz keine Personalakte.
98 Ebd. S.24 (Bild). Radowitz, Jos.Ernst von, Hauptmann im Generalstabe und "Mitglied des General-Kriegs-
Departement zu Cassel", trat im Mai 1816 der Loge 'Wilh.zur Standhaftigkeit' bei (L8/112) und war bis
zum verbot aktives Mitglied. Er war am 6.2.1797 (1793 ?) in Blanckenburg/röm.katholisch geboren und
militärischer Erzieher des Kurprinzen Fiedrich-Wilhelm (1802-75).
99 Philipp Wilhelm Diede (L5/43, L8/36), "Secretar beim Ober-Appellations-Gericht zu cassel" besaß die
höheren Erkenntnisgrade und war um 1824, außer in Göttingen, noch Ehrenmitglied in Heiligenstadt
(mit Pulvermüller Koch, Friedr.Fiedler und Peter Ruhl aus Kassel) in der Loge 'zum Tempel der
Freundschaft'. GStA PK FM H 85 Nr.l8-33, Listen 1811/12 bis 1822/23.
100 Carl Windemut (* 1778 Wetter) war 1811 Ehrenmitglied in Heiligenstadt (Ebd.) 'criminalrichter zu
cassel', Repräsentant bei der großen westf.Mutterloge, wie der vormalige Repräsentant PostDir.
Setzekorn, Joh.Georg (* 1756 KS).
101 Standesamtliche Akten StAMünden, Bürgerbuch (Eide 1743-1920) A2/2001 Nr.244 u.Nr.629 Reg.IV bis
S.l4l.Kataster 1770/1820. Gebäudestellen-Veranlagungsnachweisung 1856. Die Bolenius begannen 1786
mit dem Kleinbürgereid des Joh.Mathias B., 1826 legte Gg .Chrph.B. ,Kaufmann, den Großbürgereid ab.
Außer in der Burgstraße mit mehreren benachbarten Häusern (Kothh.lll,l20, Brauh.l21), besaßen diese
in der besten Geschäftslage an der Langen Straße Kothhaus No.235 (1820). Bei dem Haus No.lll war
Bolenius ggf. ab 1802 "Strohmann" für den Juden und Handelsmann Feist Moses Friedheim, der 1810
171
in westphäl.Zeit und 1825 wiederum unvermittelt als Besitzer im Kataster steht (Ubertrag P.l62ll74
Kat.l770, P.l72 Kat.l820). Ein von 'Wüstenfeld's Erben' erworbenes Packhaus in der 'Jüdenstraße'
No.96a geht noch 1869 an Kaufmann Gustav Bolenius. Zwei bewohnbare Häuser außerhalb der Stadtmauer
sind 1856 ebenfalls versteuert.
102 Mitteilung des Alt-MvSt Dr.D.Leßmann in Münden, der Register erstellte (zit. aus GStA Merseburg
5.2 H 68 div.) und Lotze (2006a) S.269ff (Leibarzt Zadig).
103 Siehe zum Hausbesitz Anm.lOl. Zum Konnubium siehe Ultsch (1967) s.20, 23, 53. Gg.W.Heinrich (1810-51,
00 Aug.Caroline Sattler) und dessen Bruder Valentin Albert H. (* 1815) sind Enkel des Kaufmanns
Joh.Hr.Wüstenfeld und Söhne des Jo.W.B.Leonhard Heinrich (1774-1842) 00 cath.Charl.geb.Wüstenfeld
(1781-1858). Beide Brüder verschwägern sich mit den Familien der 'Tabakfabrikanten Mangold & Sehrö-
der zu Witzenhausen' (siehe Anm.96). StAMünden: Familientafeln WüstenfeldiStAKS Familientafeln
Sattler.
104 Edward Habich (1818-1901) aus Veckerhagen , Lotze (2002b) hier S.23.
105 Mitteilung Frau OStR Irmgard Sassenberg, Kassel, zu ihren mütterlichen Vorfahren und zur Fam.Gerth
am Kirchplatz in Veckerhagen.
106 Gerland (1965) Tafel X oben (Hütte) sowie Taf. X ob., XIX, XXIII (ortsbilder) seines Onkels Wilhelm
Gerland in TribergiSchwarzw. und Taf.IX von Oskar Lenze in Rothwesten.
107 Schlachtebücher des Oberländischen Hafens in Bremen (Staatsarchiv Br.). Auswertung der ersten und
letzten Teilbände: Notizhefte Bd.8 + 9 I Angabebücher Bd.5 Ss 2a. 4.f.l (18.7.1831-24.4.1832), 2-Ss
2a. 4.f.2 Bd.8 , 9 (7.12.1836 bis 10.10.1839).
108 Zur Familie Grovermann: "Die Maus"IGraue Mappe Grovermann im Staatsarchiv Bremen. Mit den ersten Kauf-
leuteniSeidenkrämern Grovermann zu Quakenbrück begann die Oberlieferung der Familie Grovermann. Sie
ging mit dem Tuchkaufmann en gros Bartholomäus Conrad Grovermann (1687-1764) nach Bremen. Dessen
Sohn Bartholomäus G. (1716-84) heiratet 1739 in Bremen Adelheid, die Tochter des Bergenhändlers Ar-
. nold Mehen. Jener lernt dort in der Hansestadt den Landgrafen Friedrich II. kennen, wurde 1759 hes-
sischer Consul und 1767 als 'Agent'in Bremen bezeichnet. Sein Porträt, das Br.Tischbein von ihm mal-
te, ist noch erhalten! Sein Sohn Bartholomäus Grovermann (1741-1819) ist ab 1780 ebenfalls Bremer
Kaufmann. Er vermählt sich 1772 mit Anna Louise von Lengerke (1753-1834). Die Witwe Grovermann (Rel.)
bezog auch nach 1819 eiserne Öfen. von Veckerhagen; wer Farbe und Chemieprodukte von Habich in Bremen
vertrieb, ist bislang unbekannt. Akte: StABremen 8 Familiengeschichtliche Sammlung.
Die älteste Tochter Adelheid (* 1773 + 1831 Buenos Aires) heiratet den Bremer Kaufmann Conrad D'Wer-
hagen (1767-1833), Sohn des preußischen ConsulsiAgenten Herm.Conr.D'Werhagen. Die Familie de Werhagen
war um 1567 aus MecheleniBrabant geflüchtet. Zu der Verwandtschaft Stucke aus oedelsheim und Münden
siehe Lotze (2000) s.505.
Konsul B.Grovermann war an der kurzlebigen 'carlhafener Hande1s-Gompagnie' beteiligt; siehe Schram-
me! (1962) s.52ff. Grovermann stellte in den frUhen Bremer Logen einen Freimaurer der ersten Stunde.
Bereits 1764 in Braunschweig im 'Jonathan zum Pfeiler' aufgenommen, spielte er eine führende Rolle
im 'silbernen Schlüssel' (gegr.l767) in Bremen. Diese Loge war noch ein Honoratioren-Vereinigung, wie
auch beim Protektor Friedrich II. die führenden Beamten und vereinzelte Kaufleute wie Goldfabrikant
Henri Des Coudres, Lohgerber/'tanneur et marchant' Henri Louis Arbouen sowie Komnerzien-Ass.Gg.Nicol.
Kister (L2I38) in der hessischen Residenzstadt zu finden waren. Zu dem Bremer Freimaurer:
GStA PK FM 5.2.B 126 Nr.88 und allgemein zu den Logen der Hansestadt: MeyeriHofschen (20062 ), hier
S.23 Anm.35. Lotze (1996a) S.203 zu den frühen Kaufleuten in Kasseler Logen.
109 Siehe hier Anm.96 zu SattleriWüstenfeld. Beide verbanden mit der Bleiweißmühle bei Niederwerrn gemein-
same frühe Geschäfte.
110 Siehe Lotze (2000) und (1993a)
111 Die hessischen Lithographensteine kamen normalerweise aus Bad Nenndorf. Die frühe hiesige Lithogra-
phie untersuchte der Verfasser im Vorwort zum Reprint des Gusswaren-Katalogs der Eisenhütte Vecker-
hagen von 1934 = Lotze (1990a) ab S.III. Das Handexemplar des Bergrates J.H.Des Coudres hat als Stich
auf der Titelseite eine Hüttenansicht des Lithografen carl Ludwig Pfort (1810-38, 'c.P.'), Bruder des
Hütteninspektors Br.Conr.Pfort.
112 Friedrich Habich als Chronist in Kirchvogel (1960) S.l09.
113 Berggrundbuch Bl.8 P~ 711 Berggewährschaftsbuch v.l6.11.1867; siehe hier auch Anm. 7i. Grundbuch: Faks.
114 zu Pfeiffer siehe Lotze (2003b) s.53-60.1, hier auch die Verwandtschaft Prof.Fr.Wöhler und zu dem
führenden Freimaurern B.W.Rüppel vom Helmschwerd (L8Il24), Jean Franccis Lagisse (L3I63), dem Pa-
pierfabrikanten Wilh.K.Pfeiffer (1811-55) in Niederkaufungen und dem'apernsängeriGesangslehrer in
Brünn Hermann Pfeiffer(* 1838 KS I GStA PK FM 5.2.K 11 Nr.94, So.d.Fabrikanten Conr.Hr.Pf.); sein
Bürge war 1872 der Gastwirt Nörr. Der 'Schnecken-Pfeiffer' (= carl Jonas Pfeiffer I Tabakfabrikant)
war Mitglied Nr.72 in Hanau (GStA PK FM 5.2.H 53 Nr.37. Dort saß er mit solch illustren Maurern zu-
sammen, wie Br.Joh.Friedrich Meisterlin (* 1789 Hanau) A.: 1811, der in Veckerhagen die Br.Habich
als kurfürstl.Amtmann im enteigneten Schloss ärgertel Danach wurde er 1822 Kreisrat in Eschwege. In
der Loge 'caroline Wilhelmine zu Hanau' (1778-1824) arbeitete weiterhin Vicekanzler Johann(es)
Hassenpflug (* 1753 Dozigheim). Als der spätere Staatsminister Ludwig H. am 26.2.1794 dort geboren
wurde, war der Vater noch Stadtschultheiß der Neustadt Hanau. Fünf Jahre später wurde der Br.Joh.
Hassenpflug nach Kassel versetzt. (GStA PK FM5.2. H 55 Nr.l). Zu den frühen Prägungen des Sohnes
und dessen Kontakten zu Br.Radowitz und dem Willingshäuser Kreis (Grimm/v.Schwertzell) siehe Fride-
rici, Robert: Ludwig Hassenpflug (1794-1862) In: Schnack: Lebensbilder, Bd.6 Marburg 1955, S.lOlff.
In den Kasseler Listen (Wärner-Heil) taucht der reaktionäre Br.Hassenpflug nicht auf!
115 Röhler (2007) S.l7, Anm.33.
172
116 Ebd. S.l8f. Die Laufwagen der Hirschherger Grube waren offenbar in der Form gedrungener, wie G.
Brehm von der Hütte Veckerhagen am 20.12.1866 einem Dr.Louis Henkel zu Ringenkuhl (bei Pfeiffer &
Schwarzenberg)mitteilte.
117 Ebd . S.lllf, siehe auch S.l9: Ringenkuhlee Fabrik (Abb.2.5).
118 Alfred Mond (1868-1930), seit 1928 'Lord Melchett of Langford', gründete die 'Imperial Chemical
Industries Ltd. ' (ICI).
119 GStA PK FM 5.2. R 26 Nr.l . In der Liste findet sich ein Ludwig He(i)nrich v.Colson (auch Bergrat).
carl Frölich war kurfürstlicher Bergrat in Obernkirchen die Nr.4 I l .Aufseher. Als einfaches Mit-
glied steht in der gen. Liste ein Franz Dunker, Hauptmann, A. :l807 = L5/48 ; dann ist er 1822 OLtn.
im 2.kurhess.Regiment in Hanau I Logenmitglied Nr . l9, es folgt als Nr.20 ein Amtsactuar in Obern-
kirchen Wilhelm Dunker.
120 StA Bückeb9 . K2 K Nr . l058- 106l/ u.Dep.l II. Nr . 5. 'Rezeß des Berginspectors (Wilhelm) Fulda'.
121 Ebd. Brief des Br.Kammerrates Jacob carl Siegmund Fulda an Br.KammerDir.Spring in Bückeburg vom
l8./20.Februar. Die Habe des entwichenen Sohnes vom Pferd bis zum Kanarienvogel wurde versteigert.
Siehe: Schaumburg Lippischer Anzeiger von Nr.l7 (25.4.1802) sowie Intelligenzblatt für die Graf-
schaft Schaumburg Nr.l7 bis 19 (April/Mai 1802).
122 Lotze (1999a) S. l93. StA Bückebg . : Pläne Sl A 578 Bl.l- 6 1 Sl C 102.
123 StA Bückebg. K2 K Nr.786 u . Dep. l VIII Nr . 29 (Kohlenniederlassung Veckerhagen 1799-1814).
124 Lipproß (1955), (1956), Repr. und Anmerkungen i n: Lotze (1997a) s. 96-98.
125 Schneider (1994) S. l53. StA Bückebg. K2 E 880-882.; siehe auch Tacke, Eberhard: Die Schaumburger
Papiermühlen und ihre Wasserzeichen im Rahmen der norddeutschen Papiergeschichte. Rinteln 1966,
S. 39
126 Schneider (1994) S.l53. Weitere Schmelzversuche auf der Holzhäuser (Hornberger) Eisenhütte fielen
1819 ebenfalls ziemlich erfolglos aus.
127 Der letzte Schiffer aus dieser Familie in Veckerhagen war Hei nrich Dietrich (+1947) bzw. a l s einer
sei ner Söhne das Original Friedri ch Dietrich, in allen Medien auch als 'Schnippelbohnen- Fritz',
der Fährmann von Oedelshei m, bekannt. Ein Bruder des letzten Schiffers war August Di etrich (gen.
'Hamburger'), der Werkmeister bei Habich's Söhnen war und in der ehemaligen Zigarrenfabrik/ der
Alten Schule, neben Kirche und Brauhaus, wohnte . Ein Neffe und weiterer Sohn des Schiffers war
Walter Dietrich , Prokurist beim 'oampfsägewerk Oberweser'(siehe unten Anm. l32), im Konnubium
mit der Küfer- und Bergleutefamil ie Fleck in Veckerhagen.
128 Wie Anm. l24 und Ders.: Kleine Schiffergeschichte aus Veckerhagen. In: Die Weser, 28 .Jg . H. 3 1954.
129 Obere Kasseler Straße 14 I Haus Grosser. Gerland (1965) Taf. XX unten, ehemals Oekonom Albrecht
und Bür germeisteramt; Lotze (l997a) S.l59 Bild unten. Hier wurden die Hüttenbeamtenkinder mit den
Kindern des Oberförsters Schmincke in einer Privatschule unterrichtet . Ob nach 1811 noch Habich-
kinder i n den Vorzug kamen, ist unbekannt . Die Ki nder des Rentmeisters zu Sababurg, wie der späte-
re Märzminister 1848/49 Theodor Schwedes (1788-1882) ~rlebten dort ihre Jugend im Forsthaus; Lotze
(1997a) S.229- 236 (besonders Anm.l- 7 und zu Schmincke und den Forstleut en siehe ForstDir. Rudolf
Immel (a.a .O.) S. l54 und Schwedes (1899).
130 Gerland (1965) S. ll5- l26. Lotze (1997a), hier LotzeiGerland S.78-85.
131 Lotze (l998a) und Lot zeiGerland (in l997a) hier S.8lf. (Anm.lO). A. Hendrik Thorbecke besaß ab 1789
im Nahl schen Haus an der Königsstraße in Kassel eine gutgehende Schnupftabak-Fabrik. In der Spätzeit
Westphalens leistete er den Bürgereid in Münden, wie auch noch 1833 ein verschwägerter Strubberg
aus Emmerich (StAMünden. Bürgereide).
132 Blümel (1978) S. 66- 69, Beiträge Walter Dietrich, Helmut Lösecke (Fa.Gluud) und Heinrich Paul (Fass-
fabrik). Siehe auch zur Hol zindustrie bis zur letzten Jahrtausendwende: Lotze (l997a) S.l96.
133 J . H.Des Coudres (1822-1902), Sohn des (+) Kasseler Bort enfabrikanten Jean D.C. (1784- 1822), heira-
tete am 28. 6.1860 zu Leipzig/ref. die Jgfr .Anna Henriette caroline Rosenstock (* 1840 Berl in
+ 1919 KS) . Sie war die Tochter des Kaufmannes Theodor F.Rosenstock zu Leipzig. Gg .Hr.Salomon
Hirzel wurde am 4.0ct. l866 Schwiegersohn, als er die Schwester Rosine Friederike Elise Marie R.
ehelicht.
133a Die Mel dekartei im StAKS beginnt erst am 1.7.1868 : Der Farbenfabrikant Carl Gerhard Habich (* 12. 9.
1827 KS) und seine Fr au Marie Emilie geb. de Liagre (*15 . 6.1840) wohnen als Mieter Untere Königs-
str. l Ol . Die Kinder sind , entsprechend nachgetragen:
l. Albert (* 28. 3.1863 KS/L)
2. Ferdinand (* 30.11.1867 KS/L)
3. Chrn. Richard (* 17 . 1 .1872 KS/L)
4. Maria Henriette (* 3. 9.1873 KS/L)
5. Paul Otto (* 10. 9.1875 KS/L)
6. carl Gg.Eduard (* 3. 9.1880 KS/L)
Die Kinder 3 bis 6 stammen aus der 2. Ehe des Witwers mit Wilhelmine Met a Marie geb. Poppe aus Bremen .
Am 4.Juni 1862 fand zu Leipzig die erste Eheschließung in der dortigen reformierten Gemeinde statt.
Marie Emilie wird als "des weil.Charles Oe Liagre, Kaufmann hier hinterl.ehel.einzige Tochter" be-
zeichnet . Ihr Bruder Al bert und die Großmutter Ott ilie Lingre (!) waren am l4 .Mai 1863 beim Kind
1. in Kassel/luth.Kirchengem. die Taufpaten. Bei einem früh verstorbenen zweiten Sohn (la.) Oscar
(* l5.April 1865, get.4 .Juni 1865) sind Kaufmann Theodor Rosenstock aus Leipzig , der Onkel und Fa-
br ikant ChristianHabich (Ve. ), die Großmutter 'Marie Habich sen.', ein Peter Hermann Losse, eine
Jungfrau Anna Mayer und eine Frau Marie Maurer in der stolzen Patenliste zu finden (TB KS/L 1865
lfd.Nr.l82 s.l69). Ob Frau Maurer mit der jüdischen Bankiersfamilie Mau(r)er (M. & Plaut) zu tun hat,
ist unklar .
173
Der erstgenannte Theodor Fr.R o s e n s t o c k {* 21.3.1806 Gudensberg) war der Schwiegervater
von Julius Heinr.Des Coudres. Er kam als Sohn des 'cantors Johannes Rosenstock {+ 1810, 36 Ja.) zu
Gudensberg' in Niederhessen zur Welt {KB Gudensb.l776-1808). Diese Familie stellte ein altes Bau-
erngeschlecht in Nesselröden, war eng verwandt mit dem Lehrer Cyriakus Rosenstock {*1840 Nessel-
röden + 1919 KS/Kirchd.) in Veckerhagen. Dessen Neffe Cyr.Gg.Gustav Rosenstock heiratete mit Mathil-
de Louise Amalie, Tochter des Bierbrauers/Brauhauswirtes Wilhelm Albrecht und der Tusnelda geb.Schop-
pe, in die alte Schifferfamilie des Joh.Chrph.A. {1784-1845) ein. Dies Patenkind Cyr.G.Gustav Ro-
senstock {* 1861 Kirchhosb. + 9.9.1945 Münden) organisierte für bedürftige Kinder der Unterneu-
stadt/KS die 'Ferienkolonien' in Veckerhagen {Brauhaus/Felsenkeller). Er war an der Bürgerschule 7,
im Vorstand des hess.Volksschul-Lehrerverbandes und begründete die "Rosenstockhilfe" in Kassel
{K.Tgbl.l.l2.1931, K.N.N. 1.12.1936, K.P.l.l2.1941, Sl Nr. 2717 u.Meldekarte StAKS; Melderegister
Reinhardshg. ) • _
Zum 80.Geburtstag am 22.10.1935 der Wirtin Emma Schoppe {1855-1940) würdigten die regionalen
Zeitungen in Hofgeismar und Münden, dass im ihrem Brauhaus 'seit 26 Jahren die Ferienkolonie' ein-
kehrte. Die Mündensehen Nachrichten vorn 8.Juli 1903 meldeten aber, dass seit 1900 dieser Erholungs-
aufenthalt stattfand und die Kinder mit Leiterwagen der Bauern vorn Bahnhof Münden abgeholt wurden.
Im Schnitt nahmen die 35 bis 40 Mädchen des Lehrers Wörner in vier Wochen 3 bis 7 Pfund an Gewicht
zu {M.N. 4.Aug.l903, Auswertungen von Ulf Paul im 'Blättchen Reinhardshagen' Juli/August 2003).
Emma Schoppe geb.Albrecht hat noch bis 1898 die Brautradition ausgeübt, dann bezog man im Brauhaus
das Bier aus Kassel. Siehe: S.L{otze) in Bl.Rhg.34/1991 'Ein Blick zurück' F.22 'Der alte Felsen-
keller in Veckerhagen als Zeugnis einer vergessenen Handwerksgeschichte' und F.35 Nr.46/1992 'Schlie-
ßung des {Hotels) Felsenkeller am 9.Nov.l992- Ein Nachruf'. Siehe auch Kimpel/Kreitz {1913).
G.Rosenstocks Haus, Obere Kasseler Straße 12, unmittelbar neben dem alten SchminckeschEm Forsthaus,
brannte zur Jahreswende 2005/06 vollständig aus. Die schöne Balkeninschrift des repräsentativen
Fachwerkhauses {reg .Sondertyp) ist in der Literatur überliefert.
Beim dritten Sohn {2.) Ferdinand Wilhelm sind am 29.Dezember 1867 KS/L nur 5 Paten verzeichnet:
a. Ferdinand Christoph Habich, Kaufmann, des Vaters Bruder, b. Frau Mathilde Luckhardt, des Buch-
händlers .carl L u c k h a r d t Ehefrau geb. Grillltlel, c. Frau Elisabeth Häusler geb. Plath in
Braunschweig, d. Georg Claus Wilhelm in Leipzig, Kaufmann, e. Frau Marie Kästner geb.Bode {Taufb.
d.KS/L-Gemeinde 1867 lfd.Nr.773 S.289). -Auch bei dieser Patenreihe zeigten sich die weiträumigen
gesellschaftlichen und geschäftlichen Kontakte des Reisenden Carl Gerhard der Firma G.E.Habich's
Söhne und seiner 1. Frau Marie Emilie de Liagre { * 15 .Juni 1840 Hornburg vor der Höhe) , der Tochter
des zu Leipzig verstorbenen Kaufmanns Benedict Franz {1) de Liagre {Trau-Buch-Nachricht v.Leipzig
im KB KS/L 1862 Nr.ll6 S.34).
Buchhändler Carl Luckhardt, St.Martinsplatz 4, betrieb eine Buch-, Kunst- und Musikalien-Handlung,
eine Dtsch.engl.franz.Leihbibliothek, auch Musikalien-Leihanstalt, die lt.Adressbuch Kassel 1870
seine Witwe Mathilde weiterführte. Die Personalakten im GStA PK unterscheiden nach 1866 noch gleich-
zeitig die Br. Luckhardt I. bis III. {a.a.o. FM 5.2. Kll Nr.89).
Aus der zweiten Ehe kam 3. Christian Richard zur Welt, bei dem am 3.3.1872 Kaufmann Christian
Habich, der ünkel Pate war. Bei der Tochter Marie Henriette waren bei der Taufe am 5.11. 1873 a.
eine Frau Marie Antoinette Poppe {Bremen?), b. {Großmutter) Marie Amalie und c. ein Frl.Henriette
Geerken aus Bremen Patinnen. Am 6.8.1874 wurde ein (4a.) namenloser Sohn geboren, der am 19.8. be-
reits ungetauft verstarb. Die Taufe des 5. Nachkcmnen Paul otto fand am 20.0kt.l875 statt. Paten
stellten a. Herr carl Paul Wipplinger, 'Königlicher Concertmeister' b. Herr otto Habich, Kaufmann in
Wien {der jüngste Bruder des Vaters Carl Gerhard, geb.l847). Jener Konzertmeister Paul Andreas Chrn.
w. (* 5.7.1824 Halle) heiratete im Sept.l870 die jüngste Schwester Laura Habich {* 1845, siehe ob.
Anm.82-86). Wipplinger wird im Traubuch (KS/L 1870 lfd.Nr.689 S.238) als 'ehel. Sohn des verstorbe-
nen Musicus Christian w. und dessen verst.Ehefrau Marie Amalie geb.Ebert' bezeichnet. Bei deren ei-
genen Sohn Martin Carl Paul Wipplinger (*23.4.1875) ist am 27.Juli der Schwager Fabrikant Carl Ger-
hard Habich der Taufpate.
Der letzte Sohn aus der Ehe mit Frau Poppe aus Bremen carl Georg Eduard Habich {*3.9.1880) ergab
mit dem falschen Geburtsjahr bei Losch {Kartei MuLB) '* 1885, Kaltl'llersänger, Bariton' ein Problem;
es ist der letzte Sohn {6. lt.Meldekarte StAKS) aus dieser Ehe Habich-Poppe, der bekannt ist.
134 Lotze {1997a) S.l92
135 Müller (1893 2.Aufl.) Kap. XXI, S.224f.
136 von Auber wurde in Kassel unter dem Br.Louis Spohr {A. :Okt.l807 Loge 'Ernst zum Kornpaß' in Gotha)
das "Konzert bei Hofe" gegeben, außerdem spielte er häufiger den "Alchymist". Seine 2.Frau Marianne
Pfeiffer {00 1836) kam aus jener Familie, in der ein Schwager Carl Pfeiffer {1803-31) der Librettist
von seinen Opern "Pietro von Albano" und dem "Alchymist" war. Lit.: Lotze {2003b) S.53 und zum
Musikleben seiner Zeit siehe Becker (1979) S.l4, 33ff, sein Grabstein-Bild S.60f.
137 Lotze (1999b) zu Herbold {1796-1866) S.32, (Glashändler Escherich) Erinnerungen eines Kasseler Bür-
gers. In: Mitt.VhG S.98-116, hier S.l02 und in: HL Bd.l2 1898, S.242f, 262ff.
138 Lotze (1985) Ansichten Conrad Pfort über die Bauentwicklung: 4 Aquarelle im Uhrenturrrgebäude,
Bauzustände ca .1830-1860. ·
139 Genaue Zuschreiblln9en der vorhandenen Pläne im Schloss Wilhelmshöhe gelangen bislang nicht. Alle
wichtigen Hof-Architekten dieser Zeit pflegten jedoch gute Beziehungen zum Bergamt und der Eisen-
hütte Veckerhagen. zu Bestellungen von Gusseisen: Schriftverkehr und Kontakte des Verfassers mit
Rolf Bidlingmaier, Siegfried Lohr, Erwin Schwarzer und Gerd Fenner zum Forschungsstand. Siehe
allgemein Lotze {1985).
174
140 Br.Conr. Pfort bereiste die entsprechenden WÜrttembergischen Hüttenwerke. Ein Original-Apparat
steht noch in der Hütte der Brr.Fulda bei Schmalkalden.
141 Anschlussflansche z .T. im Mauerwerk vorhanden. Siehe Forschung mit Bunsen/Heißwindblasen/Verwen-
dung brennbarer Abgase für eine frühe Henschel-Dampfmaschine;Lotze (1986, 1996, l999a).
142 Lotze (1985) S.6l, Ders. (1997a) S.53ff.
143 Kirchenbücher Veckerhagen/Taufen: Tochter Dorothea Charlotte am 30.1.1742 und am 7.1.1744 Sohn
Friedrich des Hemelmüllers Jacob Sirnon Eckhardt. Paten aus verschiedenen Familien Noll: Joh.Chri-
stoffel Nolls Frau und der Schwager Joh.Friedr .Noll. Ein Müller Jacob Eckhardt stirbt bereits am
28 . 12.1760 mit nur 30 Jahren. Bei dessen Sohn findet sich am 6.5.1753 der Dorfmüller Hr.Ludwig
Stange als Pate. Man blieb also in der sozialen Schicht bei der PatenwahL Zu den Gläsnern Noll :
Lotze (l992b) S.lOl u. Anm.3l; es gibt Hinweise, dass diese aus Wickenrode stammten.
144 Lampe, Hermann.: 210 Jahre Hemelmühle. In: Lotze (l997a) S. 53f/Anm.l.
145 Bintzer, Karl- Heinz: Die Mühlen "uffm Roste". Eschwege 1989 . Etwa 10 Räder der Walk-, Schlag- und
Lohmühlen drehten sich im 18.und 19.Jahrhundert gleichzeitig auf einem Wehr der Werra, neben der
Brückenstraße (Vorstadt). Weiterhin arbeitete noch, direkt im Fluss am Schloss, die 8-rädrige Herr-
schaftsmühl e (1745).
146 Der Schwager des Kaufmanns Christoph Heinrich Wüstenfeld (1744-1800, 00 1771 J.Charlotte L.Eckhard/
Stammeltern der wichtigsten WÜstenfeldlinien) war der Großkaufmann Heinrich Eckhard(t). Dieser be-
saß die Glasfabrik zu Amelieth bei Nienover im Solling und ließ sich als von Eckhardstein adeln.
Familientafeln WÜstenfeld (StAMünd.) S. VIII. Anm. 9 .
147 cancrinus, F.L. : Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke in Hessen, in dem Waldekkischen, an dem
Haarz, in dem Mansfeldischen, in Chursachsen und in dem Saalfeldi schen. Frankfurt/M. 1767. § 21 "Es
flieset durch dieses Thal, werinnen die Hütte lieget, ein Wasser, das in dem Frühjahr, und in dem
Herbst ziemlich stark, in dem Sommer aber etwas schwach ist . Weil nun zwischen der Hütte und dem
Thal, werinnen die Weser flieset, sehr viel Fall ist: So liegen auch an diesem Ort acht Räder unter
einander ••.. "Weiterer Text bei Lotze (1985) S. 2lf.
148 Siehe von Mackensen (1984) und Lotze (1997a) S.l13
149 Kirchvogel (1960) S. 86f. Woher der Großvater und Kuhhirte Joh.Bartheld jun. (vor 1798) abstammte,
ist ungewiss . Mit der alten Grebenfamilie und den Leinenhändlern Barthel gab es offenbar keinen
Zusammenhang.
150 Zum Hüttenarbeiterzweig Lotze aus Vaake: Der 'Bankbeamte' Heinr.August Lotze (*30.7 .1890 KS, So .d .
Formers Ferdinand Lotze und der A.Marg.geb.Hattenbach) ehelichte am 25.4.1926 in Veckerhagen Hed-
wig M.Ernest.Hentze (To.d. Zigarrenm.Fr.W. H.). Deren Mutt er war eine Elise Auguste Behle aus jenem
Bauern- und Hüttenwerker-Geschlecht, das im 18.Jahrhundert vom Waldeck.Upland zur Weser kam. An
dieser Sippe lässt sich die regionale Industrie- und Montan-Geschicht e ableiten! Die Großväter des
Ferdinand Lotze waren der 'Hüttenschmelzer/Kalksteinpocher' (1780) Lorenz Drubel an der Eisenhütte
(auch 'Deubel'(!) im StAM Akte 55a/2055) sowie der dortige Formermeister Joh .Peter (00 C. M. Lipproß).
Von den privatisierten "J.Goldmann, Hessische Berg- & Hüttenwerken in Veckerhagen" existiert noch
ein Arbeitszeugnis vom 28.August 1875, womit man 'dem Former Ferdinand Lotze von hier bescheinigt,
daß er vom 24.Mai 1870 bis heute auf hiesigem Werke in Arbeit gestanden hat & sich unsere Zufrie-
denheit in jeder Weise erworben hat. (St~l) Keller'
Dann arbeitete er in einer Werft in Hamburg, verlor seine erste Familie bei einer Cholera-Epidemie.
Ferdinand Lotze (1855-1921) kam im November 1888 nach Kassel i ns Weser- Viertel und heiratete A.M.
Hattenbach aus Gerstungen. Dort bewohnte di e Familie ab 1901 in der Gartenstraße 12 eine Henschel-
Werkswohnung . (Uberlieferung Fam.Donnert/Lotze Reinhardshagen)
Gegenüber G.Rosenstocks Haus an der Brücke in der Oberen Kasseler Straße in Veckerhagen eröffnete
der Sohn Hr.August Lotze in Veckerhagen einen 'Colonialwarenladen'. Vorher hatte dieser eine Lehre
in einer Kasseler Privatbank absolviert .
151 Er war bei der Landesversicherungsanstalt ( "Klebepalast" in der Hohenzollern- Allee) beschäftigt.
Der Landes-obersekretär Gg.Bartheld war Sohn des 'letzten Farbenmüllers'und Oberholzhauers Joh.
Ernst B. (1864-1937) in Veckerhagen und Enkel des Farbmüllers Joh. Hr .B. Weitere Nachfahren des
Postillions Wilh . Bartheld (1833-73) gingen in die Mitteldeutsche Glasindustrie. Der Glasstrecker
Joh. Bartheld (+ 1868 ve.) s tarb 1940 in Radeberg (Schriftverk. mit Friedel Starzetz geb.B. i . Radebg .
von 12/1998) . Die gen.Fotos finden sich u.a. in Bd.J.Gerth (1960) S.28.
152 Kirchvogel (1960) S.86f
153 Ebd. Anm.67
154 Ebd. 5.112. Früher im 19.Jahrhundert gab es Bleivergiftungen (beim Chr omgelb), wie beim Arbeiter
Asshauer (S .l08f), zu beklagen. Die Herstellung des 'Chromorange aus schwefelsaurem Blei' erfolgte
z.T. im Schlosskellerl Bereit s Georg Evert Habich (*1892) studierte in Göttingen Chemie, - nach
einer Lehre in der eigenen Firma (ab 9.3.1911) und konnte so nach dem ersten Weltkrieg dem Vater
Friedrich H.(l865-1939) eine wertvolle Stütze sein. Als Hermann H. (*1861) bereits 1925 starb, trat
dessen Sohn Or.Gerhard H. (1900-59) in die Firma ein. Er hatte gleichfalls Chemie studiert, aller-
dings in t:arburg.
Voraussetzung für das Herstellverfahren war jedoch eine gute Bleiversorgung auf dem Markt, was
bei Kontingentier ungen und Bewirtschaftungen, wie in der NS- Zeit, die Gewinnchancen erheblich
schmälern musste .
155 Dr.Brimmer (* 1.7.1886 Kaiserslautern/kath. ) war in der Reihe der letzten drei promovierten Che-
miker der Fa.Habich, die der Verfasser noch kennenlernte , zweitellos auch wegen seiner Freimaurer-
Mitgliedschaft die interessanteste Gestalt. Sein Nachfolger war Or.Bebekerl , der in Peenemünde
bei der Erprobung von V-waffen als Chemiker mitwirkte, was hier aber nicht weiter vertieft werden
175
soll. Dr.Karl Brimmer verteidigte noch im 2.Weltkrieg unerschrocken den guten Ruf jener Juden,
die er kennengelernt hatte und bekundete nach Stalingrad im Betrieb offen seine Skepsis am Endsieg .
Er wurde von einem Mitglied der Kaufmannsfamilie Ernst beim N5-0rtsgruppenleiter und Bürgermeister
Becker denunziert und kam trotz Hinhaltetaktik des Ven~altungschefs 'ins Lager' . Der "Ersatz-che-
miker" Dr .CUrt Helmhol(t)z kam lt. Einwohnermeldeliste Veckerh. von Berlin NW40 und war wohl kein
wirkungsvoller Lückenbüßer - aus bekannter Chemikerfamilie (?) (Aussagen des damaligen Betriebs-
Angehörigen K.St. und der Ven~altungsangestellten des Ortsgruppenleiters Becker A.D. /B. ) Personal-
akten Brimmer: GStA PK FM 5.2. M7 Nr.43 Matrikel Nr.3480 und 5. 2. K 11 Nr.76.
Brimmer hatte bereits am 29. 7 .1933 'decken' müssen, "wegen der Zeitverhältnisse", wie er der Loge
mitteilte . Er war erst am 21 .1 .1946 'von Augustusburg' (Meldeeintrag Veckerh. ) zurückgekommen und
ein Mitbegründer der Freimaurerei in der amerikanischen Zone. Als Rentner zog er am 7.9.1964 nach
Münden, wo er auch maureriech seine letzte Bleibe gefunden hatte.
Die Firma Habich setzte sich ab 1943 intensiv wie ergebnisarm für die Freilassung ihres t ücht igen
promovierten Chemikers Br . Brimmer ein, was ihm zumindest das Leben retten half!
156 StAM 55a/2067 Hüttenmeisterstellen Besetzung, 55a/2055 'Tod des Aufgebers Koch, Bestellung von
Eisensteinpocher Deubel ' (= Drubel, siehe Anm.l50)'zum Aufgeber und Kohlenknecht Koch zum Ei sen-
steinpocher ' • An di esen Hochöfnerfamilien lässt sich ableiten, wie die Beförderungsschübe und
konnubialen Verhältnisse auch in gehobenen Facharbeiterkreisen des staatlichen Montanwerks funktio-
nierten. So auch ab 1850, als das Konnubium Collmann/Ackermann von der Zechenwirtschaft i n Vecker-
hagen bis hin zu Formermeistern i n Dortmund (Mitbegründer des 'Dortm. Formervereins') seine Bezieh-
ungen besaß. Die Formerfamilie Brocke, die 1666 mit der Gründung der Hütte Veckerhagen vom Upland
an die Weser kam, konnte der Verfasser 1999 im JbK S. l33 bi s 1913 im Radreifenwalzwerk von Kr upp
in Essen nachweisen. Die Gemeinde Veckerhagen ehrte 1923 den dort igen Werkmeister Jacob Brocke zur
Diamantenen Hochzeit. (TgB.Nr .945/Eh~en der Gem.Veckerh.)
157 Hüttenmeister (1803) Johannes Koch heiratete 1777 ve. die To.d.Handelsmannes Joh.Chrn. Scheele (aus
Eberschütz) u.d.A.Marie geb.Lipproß. 1780 noch Aufgeber am Hochofen, war er 1788 zum Hüttenmeister
avenciert . 1788 ist'Förmer Meister Joh.Andreas Goebel'Taufpate beim Sohn Joh .Andreas Koch und 1783
Martha Elis .Ritter geb.Scheele bei einer gleichnamigen Kochtochter. Dies M.E .Koch freit 1805 Joh.Hr.
8rabant aus einer 1745 von Berlin gekommenen Hüttenschlosser-Meisterfamilie, im engen Konnubium mit
Hüttenmeistern. Ein Mechanikus J .Ludw.Brabant (* 1789 Ve. + 1858 KS/A) , Enkel des Forstläufers Koch,
ehelichte die To.d.Wirtes Franz Bartheld. Deren Mutter war eine Frehri, die Großmutter eine Davin
aus den führenden Hugenottenkreisen zu Carlshafen. Aus der gl eichen Sippe stammt der Br.Josef Davin
1855-1920), dem die Handelsstadt ihr en Hugenottenturm verdankt . Die Gedenkplatte des MvSt der 'Hansa'
in Bremen (1906-19) hängt dort im Museum/der Br.Baurmeisterschen Zigarrenfabrik am Hafenplatz.
Die Sippe war vor 7 Generationen mit dem Waldenser Guil l aurne Davin aus Vilaretto/bzw. dem Pragelas von
Italien nach Hessen gekommen. Meyer (2006) S. 81 beschreibt dessen Rolle zur Zeit der Räterepublik,
als er sich freute, dass bei den Freikorpskämpfern ein Sohn des Großmeisters der 'großen Loge zur
Sonne' in Bayreuth für die Konterrevolution s t ritt! Zu den Müllern rund um den Reinhardewald siehe:
Lotze (1983, 1988, 1989, 2004) u . (l 997a) S.47-55. Tafel Klebmühle S.49.
StAM Akt e 55a/2055 (1796) und 55a/2067 (1780-1808)
158 Adolf Jeppe: Familientafel Sippe Jeppe. Kassel 1936. S.M.Jeppe (1740-1811 ) ist das 6 .Kind des Chph.J .
(Knutbüren/Domäne Burguffeln) . Sie heiratet am 23.2.1766 Ph.A.Steinhöfer (* 5 .4.1739 Zweibrücken
+ 15 . 5.1796 KS/ Hofröhrengießer , Brunnenmeister, Aufseher über die Spritzen) . Ein Sohn ist der Brun-
nenleiter Hr.Karl Steinhöfer (1776-1834) . Ebd.S.3, S.28-32 f i nden wir die Nachkommen von Georg Friedr.
J eppe (7 .Kind aus der o .g. Ehe. Dessen 3. Sohn aus der Ehe mi t der Rektorentochter A.Martha Endemann
i st der Holtzmüller Valentin Ludw.Jeppe (*7.6.1779 Immenhs . + 1.5.1856 Hofg.) in Veckerhagen. Seine
Frau Karol.geb.Hartje (1784- 1836) aus Harste/ Bann. starb mit 52 Jahren in Veckerhagen. Eine To.Marie
L.Jul. ehelichte BäckerM . J.Hr.Wilke (1806-60) aus Hofgeismar. Eine Nichte Marie Charl .J. heiratete
den Stadtschreiber G. H.Raake zu Grebenstein . Deren Schwieger sohn wurde der Amtswundarzt Fr.Menche
(1808-78), - als Wundarzt auch für das Bergamt Veckerhagen zuständig. Auch ein Schwager des Sohnes
Dr.med. Herm.Menche (1848-1910) stammte aus einer Freimaurersippe: 'Escadrons-Thierarzt Br.Julius
Stamm' (1839-92, =Stamm V/ GStA PK FM 5.2. K 11 Nr. l06) . Zu Wundarzt Menche und Br.G.E.Habich, als
um 1850/55 von der Polizei in Kassel streng üben~achte Demokraten, siehe von Nathusius (1996) S. 362.
159 Akte StAM SSa/2060. 'Verlegung einer gußeisernen Wasserleitung bei der Hütte in Veckerhagen' (zum Brau-
haus). (1775)
160 Jeppe (1936) S .8f Linie 1 d. Mehrfach verschwägert sind die Peters von .Veckerhagen mit 'Jeppe auf
Butzbach' , so wurde Otto Ad.P. (1891-1925), der die Privatschule bei Habichs im Schloss besuchte,
der Schwiegersohn von Fr.Karl Jeppe (00 Elise Kath .Raake , siehe Anm.l58/S . 28 T.Jeppe). Dieser O.A.
Peter ist auch Sohn von dessen Schwager, dem Kaufmann Ferdinand P. (1851- 1908 00 Elis. Helene Jeppe) .
otto erheiratet mit seiner Cousine den Hof Butzbach, den als "Erb-Hof" der Sohn Horst Peter (* 1920)
fortführt. Sein Patenonkel Adolph Peter (1849-1944) ist der langjährige ehrenamtl.Bürgermeister in
Veckerhagen, seit 1881 mit Elise Marie Jeppe (1857-1930) vom Hof Butzbach vermählt . Deren Schwieger-
sohn OFörster Ludw.Schmitz (* 1884 nahe Düsseld.) stieg mit in die Töpferei (Peter & Schmitz) ein.
Gerland (1965) S.216f, Ende (1997c) vom Totenhof zur Töpferei (Siebrecht /Peter), hier : Keramik-Wahl-
urne und Familientafel der Hütten-SchreinerM.Siebrecht (Veckerh./KS).
Diese Sippe stellte mit dem Mühlenbauer und Papierfabri kanten (Wernshsn./Werra) Gg .Adolph Siebrecht
(1827- 85, So.d .Domänenpächters Gustav s.zu Moringen) Freimaurer .in Kassel (A.: 1859 Mü . B. : Konrektor
Heller) . Br.Siebrecht führte in Kassel, Köln.Str. bis 1873 als Civil-Ing. ein Büro zur Verbesserung
von Mühlen und hielt Patente. Der Erfinder hatte mit 18 Jahren bei Henschel & Sohn die Technologie
176
gelernt. Siehe : Die Siebrechts, KS/1964 Nr.32 s.l4lf u.l69f (zum Freimauer-Qpferengel von 1863 auf
dem Hpt.-Friedhof KS): a.a.O.Hinweis auf weitere Freimaurer der Sippe. GStA PK FM 5.2. K11 Nr.l04.
161 KB Ve. Es ist Cath.Marie Lipproß (To.d.Schlachters Joh.Henr.L. u. d.Anna Chne.geb.Lösekrug), also
aus jener Metzgersippe, deren Nachkommen seit über 150 Jahren als Landfleischerei Spielmann, direkt
neben dem Schloss/Haus Hermann Habich, ihr Handwerk betreiben. Der Chemiker und heutige Firmensenior
Herm.H. absolvierte beim Nachbarn einst sein "Pflichtjahr in der Landwirtschaft".
162 Die Familie des Caspar Peter (00 Gerdruth Elis.Altmann a.Hombressen) zeigt bei Patenschaften Montan-
leute wie SchmiedeM. Musmann, Former Brocke, auch Köchinnen in Kassel, das soziale Umfeld. Ein Gelder-
heber Joh.Wilh.Peter (1729-97) und der 'Grundelfänger zu Bettenhausen' oder ein Fischer Joh.Peter zu
Veckerhagen sind anscheinend Verwandte: siehe Lotze (1993b) Taf.S.lOOf zu den 'Montanbeamten'.
Akteneinsichten im Archiv des LWV im Kloster Haina mit vagen Hinweisen auf Querbezüge im Umfeld der
dortigen Hütten im 18.Jahrh.
163 In den Kirchenbücher der Umgebung von Battenberg sind Reformierte im luth.Umfeld in den Pfarren schwer
auffindbar! Zum Teichmeister am Eichwald beim Judenfriedhof zu Bettenhausen siehe Anm.l62.
164 Karl-Heinz Schmidt-Hosse: Aus der Geschichte der ältesten Zweigstelle der Kreissparkasse Hofgeismar
(seit 1888/89). In: Lotze (1997a) s. 309-313.
165 Schneidermeister und Rechner (ab 1910) Wilh.Gerth (Steinweg), bei dem im Haus auch zeitweilig das
Warenlager untergebracht war. Aus der Sippe Ernst war der Prokurist bei Habichs Heinrich Ernst
"von Anfang an" dabei.
166 Karl Orf aus Tann/Rhön, ab 1877 als Lehrer an der 4-klassigen Schule ve., seit 1902 Hauptlehrer und
bis 1923 die 'führende Lehrerpersönlichkeit seit Kantor Klüppel', war auch 5 Jahrzehnte Organist.
Gerland (1953, 1965) 5.258-264, 280. Seine Rede zum Heimatfest (Ms.) ist erhalten. Im Nachlass des
Habich-Verwandten aus Hanau A.Finkbohner hat sich ein Notizheft bei der Fam.Ferd.Bartheld/Eisen-
hütte erhalten, das die gen.Rede von den Burefelder Mönchen bis zur 1848 Revolution in Veckerhagen
und andere Forschungen in Auszügen wiedergibt. Unter 'K.O.' finden sich viele Beiträge aus seiner
Feder in den Mündensehen Nachrichten. So erschien ein Vortrag vom 10.5.1914 bei Klugkist in Münden
und in den M.N. von 1904. Siehe Ulf Paul im 'Blättchen Rhg.' Nr.52 I 2005 S.5.
Hauptlehrer Orf und sein Mitstreiter Rechnungsrat Arnold Pfleging (Rosdorf) machten aus ihren kai-
sertreuen und judenfeindlichen.Ansichten keinen Hehl. Siehe: Selbstbildnisse kurhess.Raiffeisen=
Männer. Kassel 1926 S.79f u.90. Orf hatte in der Rhön als Sohn eines verschuldeten Kleinbauern
'Wucher', 'andere Händler' und 'Krämergeist' (der Juden) kennen gelernt.
167 Dr.med.Hermann Weber (* 31.8.1845 Amönebg.), zuerst Arzt in Fechenheim, kam verwitwet, als Nachfol-
ger von Dr.med.Alfons Bangatz (bis 1885) nach Veckerhagen. Hier heiratete er seine ebenfalls ver-
witwete Schwägerin Henr.Elise Wenzel geb.Hartwig. 1906 verlieh ihm der König von Preußen und Kaiser
Wilhelm II. das Patent eines Sanitätsrates. Diss.Klein (2004) S.l4 •. Sein Sohn Arthur Weber (1879-
1975) ist später der berühmte Professor und von 1929-55) der Leiter des balneologischen Universi-
täts-Instituts in Bad Nauheim. An ihn erinnert eine Straße in Reinhardshagen. Nach einem Privat-
unterricht beim Vater (!), nach der 'Alten Klosterschule' in Bad Hersfeld und ab 1891 dem Wilhelms-
Gymnasiums Kassel besuchte er ab 1895 das 'Gymnasiums an der Klosterschule zu Corbach'. Leider
brannte Ende 2002 sein Elternhaus 'Am kleinen Anger' Alt: No.74 1/4 ab. Er galt als einer der er-
fahrensten Kardiologen seiner Zeit, so wurde ihm auch das EKG eines "Herrn aus dem Auswärtigen Amt"
von 55-Kurieren im Krieg vorgelegt, das sich als Kardiogramn Hitlers entschlüsselte. Klein (2004)
5.190-197. Zu den Ärzten in Veckerhagen siehe Lotze (1997a) 5.99-106, hier: 5.102,105 (Anm.9).
168 Bild und Personen im Beitrag Georg Braun: 100 Jahre Raiffeisen in Veckerhagen. In: Lotze (1997a)
5.308. Zu Orf siehe obige Anm.l66.
169 Laut Denkmaltopographie Kreis Kassel I. Braunschweig/Wiesbaden 1988/1990 5.566 ist die Gesamtan-
lage Eisenhütte nach § 2 Abs.2 HDSchG ein Denkmal von nationalem Rang. Hierzu gehören auch die 'Was-
serkünste' ab der Hemelmühle. Die Fa.Habich erwarb 1958 im Zuge der Zwangsversteigerung das gesamte
Gelände der ehemaligen Hütte. Gerland (1965) 5.65. Decken (1956) S.55ff.
170 Lotze (1985) 5.64. Rekonstruktions-Zeichnung Karl Lotze jun. im Zustand 1925. Weiterhin exakte Kon-
struktions- und Bauzeichnungen der 1868 an Jacob Goldmann veräußerten Anlagen (Von Br.Pfort u.a.)
im Privatbesitz (Reinhardshagen). Die Mappe konnte unlängst eingesehen werden.
171 Zur Turbinentechnik siehe von Mackensen (1984) 5.15, 37 (Anm.l5).
172 Am 10.4.1859 KS/L heiratete Ferdinand Christoph Habich, Kaufmann in Kassel, jetzt zu Sta.Clara/
californien, Johanne Elise Justine, die To.d.Fabrikanten Fr.Engelhardt u.d.Jeannette geb.Schmincke.
Lt.Meldekartei StAKS war die Braut am 8.7.1843 geboren und starb am 6.3.1895.
173 In der damals neu in Kassel gegründeten Loge traten ein: 1. ChristianHabich (III.), * 3.Aug.l829
am 14.Jan.l850 (A. :19.12.1855 Münden!), gemeinsam mit 2. carl Gerhard Habich, * 12.Juli 1827. Bürge:
Der Vater Joh.Martin Habich. Für den Verstorbenen übernimmt Br.Rudolph am 2.9.1875 die 'Pathen-
schaft'. Ferdinand Christoph Habich (IV.), Kaufmann in Kassel tritt am 15.4.1850 bei.
Alle Personalangaben in: GStA PK FM 5.2.K 11 Nr. 76.
174 Ernst Koch, der Pulverfabrikant und Mitglied der 'Freymaurer Schul-commission'(l823/24) war ein
'Onkel' des Kaufmanns Ernst Friedrich Jacob Koch (* 25.3.1834 KS/L + 4.4.1868), So.d. Christoph
Andreas Koch ( + 1840) , Holzhändler, und der Anna Magdalena Bräutigam. Dieser hatte in Bremen Kauf-
mann gelernt, war als Commis nach Pt.Lewara/Texas gegangen, zuletzt "nach Constantinopel engagiert".
Er trat am 11.11.1863 in Münden ein, Bürge war Joh.Martin Habich. Deutlich später lernt vom 15.4
1874 bis 15 .• 4.1877 ein Joh.Gg.Heinr.Koch beim Kasseler Bankhaus Damns & Streit und ist später beim
jüdischen Bankgeschäft Ma~r & Plaut als Prokurist (1886) tätig. Sein Vater war der Bleichenbe-
sitzer Philipp Koch (+ 19.10.1870). Er trat 1899 in Kassel ein und wurde Direktor der Dresdner
Bank in Kassel. Sein Bürge war ein carl Berks· (Ehrenmitglied der Großen Loge von Preußen).
Beide Koch in Akte GStA PK FM 5.2.K 11 Nr.84.
177
175 Taufbuch KS/L 1845, lfd.Nr.l089 S.231, Frau des Br.Ferdinand Carl Baurmeister (* 12.5.1798 Münden).
176 zur gleichen Zeit in Münden bei dem Bäckermeister Hagemann ein Exportschlager. 'Mündener Zwieback'
In: HNA/Mü. 29.3.2008 zur Dampfbäckerei des William Hagemann (gegr.l848).
177 Steckhan (1988) S.94. S.37 ist der Oberlandmesser Schuwirth (+ vor 1846) genannt. Seine Witwe starb
1861, das Werk existierte demnach sogar bis 1878.
178 Ebd.
179 Vor Gründung der reformierten Kirche in Münden vor genau 300 Jahren (1708) und dem Umbau des Gast-
hauses 'zum Fisch' zur nach außen unauffälligen Kirche, mussten die Bremer Kaufmannssöhne, die in
Münden ('Klein Bremen') lernten, ihre Konfirmation beim hessischen Pfarrer zu Wilhelmshausen vor-
nehmen lassen. Auch die hessischen Gläsner der Glashütte zu Altmünden zogen über den 'Kirchweg' im
Reinhardswald nach Wilhelmshausen. Sinngemäß findet man die braunschweigischen Glasmacher im Kir-
chenbuch Gimte auf der gegenüberliegenden Weserseite als Einträge. Auch in Veckerhagen gingen senn-
tags noch im 19.Jahrhundert einzelne, im Weiler Glashütte verheirateten Frauen über Hemeln und mit
der Fähre, zum reformierten Gottesdienst in den Marktflecken. Die bereits bei Margarethe Kippenberger-
Killing in HL 1928 H.8 S.227 gemeldete Beerdigung (von 1726) des berühmten Hofglasschneiders Franz
Gondelach, aus der gepachteten 'Altmündener Hütte' finden wir dort zu Wilhelmshausen sehr feierlich:
"Herr Gundeiach Glaßbeständer auff fürstl.Hütten unter Münden, sonst von Cassell bürtig, alt 62 jahr,
am abendmit Laternen beygesetzet zu Wilhelmshausen." Vorher war der 'Cristallglasmeister Johann Lem-
bert Gundeiach von der Glashütten'(so 1689 bei einer Taufe in Vaake) am 24.5.1695 zu Wilhelmshausen
bestattet worden. Auszüge durch KB-Führer Themas Ende, siehe auch Lotze (1992b) und
HFK Bd.9 1968/69 (Gundelach, w.)
180 Wiek, Wilhelm : Die landesherrlichen Eisenhütten und Hämmer im ehemaligen Kurhessen bis zum Ende
des XVII.Jahrhunderts. In: ZHG-Supplementbd. XVI 1910 S.l-178. Hier: S.l28ff.
Lotze (1985)
181 Dieser praktische 'Arzt' war der Vater des Dr.med.Joh.Hr.Ph.Heisterhagen (1772-1857), Amtsphysikus/
Bergarzt zu Nentershausen (BA Richesdorf). Aus der Ehe dieses Witwers mit Eleon.Fr.Cölestine, To.d.
OFörst.Schmincke, ging der OStabsArzt im Inf.Reg.Nr.l4 Dr.med.Carl W.S.Heisterhagen hervor, besuchen-
der Br.im Kränzchen Kassel (1860). Er war Schwiegersohn des ORentMstrs.Gg.Fr.Wille (1763-1845) zu Nau-
heim. GStA PK FM 5.2. K 11 Nr.350. Im benachbarten Hessen wurde er 1856 zu Gießen aufgenonmen,-
wie sich dort auch dessen Sohn Ernst (* 1863) als 'Kaufmann in Hinter-Indien' fand.
(GStA PK FM 5.2. G 10 Nr.59).
Zum "Saeculi passati zu Cassel examinierten" Sebastian Heisterhagen (1740-1826) fand sich ein Brief
des Medizinalrats Dr.Wilh.Suchier (1797-1876, siehe oben Anm.23/133a, Konnubium Chn.Habich), an sei-
nen Kollege Dr.Susewind vom 25.1.1828. Nachlass von Elly Schoppe, verw.Sauer (*1912)
Der Großvater Heisterhagen (der Ehefrau Sophie geb.Schoppe) war unschlagbar im 'Besehen des Urins',
das er wiederum vom Bader und Schwiegervater J .Hr .Reinhard gelernt hatte. Da er auch Medizinrezeptu-
ren selbst herstellte, war er für die akademisch gebildeten Ärzte, wie Physikus Sudhier und Dr.Stieg-
litz eine starke Konkurrenz: der Letztgenannte begann mit einem Reitpferd und 'warf nach zwei Jahren
bereits das Handtuch', während sich Dr.Suchier mit dem alten Herren arrangiert hatte.
182 Lotze (1997a) s.99-106, Kap. Mediziner und Apotheker, hier: S.lOOf. Dr.med.Georg Hermann Möller hei-
ratete am "l.ll.l841 in Ve. Kunigunde Dorothee Israel (+ 1892 Ve.), To.d. (+) Amtssecretars August
M.Israe1. Jener war der Sohn des 'zeughausverwalters Johannes Möller zu Cassel': Kindtaufen in Vecker-
hagen von 1842-47.
183 Berthold (1994) S.l59, Gerland (1965),S.246ff.
184 Der Sohn des Weißbinders Meier (Amtsstraße = später Haus Kar! Küch) hatte offensichtlich durch einen
Steinwurf einen Mitschüler am Kopf erheblich verletzt, was Joh.Spangenberg "mit Stockschlägen tüch-
tig bestraft hatte". Eine Tochter des Weißbinders war die Mutter des Klebmüllers Kar! Lotze sen.,
während ein Nachfahre der Sippe Ritter der Nestor der Geschichtsforschung der jungen Bundesrepublik,
Prof.Gerhard Ritter, war. zu den Familienverbindungen der Apothekersippen Schaub/Lippe/Fiedler und
niederhessischer Pastoren siehe ~otze (2005). Die unvollstängig abg~ruckten Tafeln werden hier
in ergänzter- Form auf S.23 dargestell-t.- zur Frühzeit des '1Nationalpä&gagen" Ritter als Referendar
(1913) am Friedrichsgymnasium in Kassel siehe Ulrich Mayer (2009), S.206.
l8S W.Gerth (1959) S.41, Gerland (1965) S.l64ff, hier Lesefehler: OFörster 'Merzel1' = Carl Fr.Mergell
(1796-1876). Siehe Immel: Forstbeamte in Veckerhagen, in: Lotze (1997a),S.l51-183, hier S.l57-163.
und Ders. (1999b) zur Rebellion.
185a Zu Alsberg siehe Lotze (1999b) S.31. Seine Söhne sind a. Siegmund A. (* 26.10.1842 Ve.) und
b. Julius A. (* 28.2.1844 ve.). Ein Dr.med.Adolph Alsberg (1868-1933) betrieb in Kassel die chirur-
gische Privatklinik Lindenberg. Rechtsanwalt G.Alsberg vertrat 1t. Mitteilung von Roland Henne, des
ehem.Bürgermeisters von Oberweser, dortige Bürger gegen den Forstfiskus.
185b Gerland (1965) S.l65, Lotze (1999b) S.29. Stremme ging nach Roßla, wo auch sein Sohn (Dr.)Eduard
Stremme geboren war.
186 Kirchvoge1 (1960) S.84
187 HFK 20.5 Sp.337/338. Kersting Ast Grebenstein VII i und VIII 1. Zur Stammfolge Bernh.Philipp Kersting
(1684-1762) siehe VI d, VII d, VIII e und IX e.
188 Brakensiek (1999) s.l96 sowie HFK 20.5 (wie vor) Sp.317-338.
189 Ebd.
190 Wörner-Heil (1998),S.l09.
191 AL Kersting (wie Anm.l87/188).
192 Siehe unten Anm.l96.
193 GStA PK FM 5.2. K 11 Nr.36.
178
194 Br.Luckhardt, Justus (L8I90) war der Hofbuchhändler in der frühen kurhessischen Logenzeit, verhei-
ratet seit Mai 1816 KSIOD mit Anna Martha geb.Raabe.
Diese hatten zwei Söhne, die ebenfalls Buchhändler wurden: 1. J.Christian Gg. L. (1817-7S),verh.
mit Magd.Helene Louise Löbnitz (1823-99), To.d.Lichterfabrikanten Friedrich L.) und 2. Christian
Carl L., (*1819), verh.mit einer Mathilde N. (KB-Lücken). Diese Buch-, Kunst- und Musikalienhändler-
Familie hatte wiederum zwei Söhne: 2a. EngEüb.Friedrich L. (1847-1905), Verlagsbuchhändler I Volks-
schriftsteller zu Leipzig 2b. Georg L. Musikalienhändler (1848). Lit.: HB1.2162; HL Bd.l9, 1905 S.263.
Ein Sohn Joh.A.Friedrich J.Luckhardt (III.) (*1843) ist Hofphotograph in Wien. A.: 1861 Münden.
Georg Luckhardt II. ist lt. GStA PK FM 5.2. K 11 Nr.89 u. Nr.235 Georg Andreas L. (* 28.9.1811 + 1887)
so.d.Joh.L., Hausverwalter des ref.Waisenhauses, verh. seit 1837 KSIF mit Joh.Wilhemine E.Engelhardt
(1818-1884). Er bereiste als Instrumentenmacher Italien und Frankreich, übernahm die Firma seines
Onkels Völler. Auch ein Bruder Andreas Luckhardt ist Instrumentenbauer. Beim Pianoforte-Fabrikanten
Gg.Andreas L. (II.) war 1861 in Münden Justus Luckhardt (I.) der Bürge.
195 Franz Wenck (* 4.9.1821 Grebenstein) heiratete am 26.10.1847 KSIL carol.Wilh.Mathilde, To.d. Farbmül-
lers zu Karlshafen Ernst Fr.Wilh.Merle (1785-1852) aus Korbach u.d.carol.Frieder.Varnhagen. A.: 1857
in Münden. Deren Kinder sind: 1. Franz Ad.Wilh.car1 w. (* 1863) 00 Marie Amalie, To.des Tabakfabrik.
Br.Julius Baurmeister (1835-66). Enkel la. Mühlsteinfabrik. Karl Wenck/Karlshafen. 2. Adelheid Wenck
(1848-1938) heiratet Karl Decken. Der SO.d.Eisenhamnerbesitzers zu Lippoldsberg wird über die To.Ada
Decken Schwiegervater von Evert Habich (1892- ). Siehe: Ernst Decken (1953, 1956) u. Adh.Decken
(1955).Fabrikant Herm.Habich (1861-1925) heiratete am 6.6.1887 zu BosauiPlöner See Minna Aug.Dorot.,
To.d.otto Hr.Wulff und der Magda1.Fr.Chrne.geb.Braasch in HutzfeldiHolstein. Ein existierendes 'Frei-
maurerkränzchen Karlshafen' meldeten dort B.Schäfer und Frau Kelly (Suchier). In der Sitzung vom 26.3.
1861 zum lO.Stiftungsfest des Kränzchens Kassel werden die Brr. Wilhelmi, Wenck und Wulf(f) aus Karla-
hafen genannt. Wegen des Todes von Br.Franz Bestlen fiel das Fest jedoch aus. GStA PK FM 5.2. K ll
Nr.350, Nr.llO (?).
196 Bereits deren Großvater der Brr.Stamm I. bis v., der Kriegsrath Georg caspar Stamm (1750-96) war 1791
2.Vorsteher in der Loge 'Friedr.v.d.Freundschaft' (1773-1794, Gr.VII., L3lll2) in Kassel. Die Brr.unter
den Kindern des kurhess.Justizbeamten Gg.D.Wilh.Stamm (1790-1846 00 Marie Fr. Möller) sind folgende:
Gg.Aug.stamm I. (* 1816 Lichtenau + 1868) RechtsanwaltiUGerAnw. zu Spangenberg 00 Ggine A.Schwartz
A.: 1845 Arolsen, 1856 carl z.d.3 Adlern in Erfurt.
Deren so.: Gen.Major Gg.Aug.Stamm VI. (* 1845 Spangenbg.) A.: 1867 KS
carl Fr.Aug. Stamm II. (* 1821 Lichtn. + 1868 Gelnhs.) Apotheker in Gelnhausen A.: ?
00 Marie Braun (To.d.Löwen-Apothekers Hr.Aug.Braun i.KS)
Deren To.: Amelie Stamm (* 1860) 00 carl Wüstenfeld (1846-1913) I Zuckerfabr.KS
Phil.Wilh.Alb.Stamm III. (* 1826 Rosenth. + 1884 Bork.) Apotheker in Borken/He. A.: 1849 KS
00 Pauline Humberg ( 1828-89)
Gg.Friedrich Theo L.Stamm IV.(* 1830 Rosenth. + 1889 Erfurt) Apotheker in Steinau a.d.S. A.: ?
00 Konradine Kretsch (1832-1911)
Julius Carl Ern. Stamm v. (* 1839 Volkm. + 1892 KS) Esc.Tierarzt in Grebenstein A.: 1867 KS
00 Marie Menche (1846-95), To.d.Amtswundarztes Fr.M. (siehe oben Anm. 158)
Emilie Stamm(* 1828 Rosenth.) 00 1850 Georg Fr.W.Wachenfeld (*1825 KSIHG) Bhf.-Vorst.Marbg.
SO.d.Br.Archivars b.Gen.Kriegs-Dep. carl Dan.W. (L81171) 00 Dorot. Möller
FM 1872 i.O.Marburg, A.: 1849 KS
GStA PK FM 5.2. K 11 Nr.106, 109. Lotze (2005), Hans Braun: Grundlage zu einer Geschichte der Familie
Braun. BerliniLeipzig 1914 S.l98, 212-217 (S.l4lff auch Verbindungen zu Apoth.BrauniMelsungen, Dr.med.
Moench u. Brr.W.u.C.Rüde, L3ll00, L5ll76 u.L5Il77).
197 Heinr.Theod.Nörr (*31.12.1835 KSIA + 20.4.1902 KSIUN a.Kehlkopfkrebs) war Gastwirt. Sein Vate.r, der
der aus Vorbach/Kgr.Württembg. gekommene Wirt Joh.Hr.N., ehelichte 1833 KSIL Henriette, d.To.d.Gast-
wirts Hr.Thoed.Engelhardt; A.: 10.10.1860 Mü. Auch die Söhne aus der Ehe mit Sophie Faber (* 1846 Wetz-
lar) 1. carl Wilh.N. (1873-1914) Stadtbuchh.IBüro-Dir. zu Halle und 2. Victor Nörr (* 1877), Verw.-
Beamter in Hanau, waren ebenfalls Freimaurer. GStA PK FM 5.2. K 11 Nr.39; EngelhardtiLink/Wegner (1997)
s.S2, 56; StAKS A.3.32 Nr.l296 S.l-3 I Möncheberg.
Im Haus Mönchebergstraße 9 (21) war die Wirtschaft 'Bunter Bock', ein Stammlokal der Arbeiterbewegung.
Um 1902 gab es auch eine Apfelweinkelterei Nörr & Lange.
198 Die Familie Goldschmidt ist eine der ältesten jüdischen Familien Kassels. Selig Feist G. (auch Philipp-
stein, 1755-1823) stirbt als 'Hof-Banquier & Finanzrath'. Auch Samsen Ruben G. (1768-1841) 00 2 •. Minna
Herz, To.d.H.Ruben H.und der Henriette Büding, war 'Banquier'. Elias Ruben Goldschmidt (+ 1825, 83 Ja.,
00 Sara Aren 1775-1849) hatte Kinder, die wiederum mit Töchtern des 'Banquiers Levi Feidel' bzw. Joseph
Moses Büding um 1830136 verheiratet waren. Aus dieser Familie stammte Eduard Goldschmidt, (* 27.8.1832),
SO.d.Ruben/Rudolpf Elias G. (*1802) und der Emilie geb.Feidel; er heiratete am 26.2.1862 in Frankf.IM.
Charlotte (* 1840 Coblenz), To.d. Leopold Feist u.d.Fanni geb.Flörsheim. Sein Onkel war also Samsen
Elias Goldschmidt ( * 1805), der 1836 Wilhelmine, die To.d. Habich-Finanziers Joseph Moses (Büding) ge-
heiratet hatte. Thiele (1986) S.7f, 34 (Geschäft in Unt.Königsstr. Hs.No.ll52), S.71, 157, 243, 245.
1808 besaßen die Geschwister das Hs.No. 525 in der Paulistraße (Pferdemarkt).
199 OStabsArzt Wilhelm Fr.Franz Kuckro (*1812 Berlin + 2.1.1900 Wiesb.,OO Josephine geb.Vamberg +1854) wur-
1850 vom jüd.Musiker Philipp Mosenthal in der Loge eingeführt, war von 1855 bis 1860 in Münden aktiv, -
er 'musste austreten'. Seine Söhne 1. Kaufmann Heinrich E.Ph.K. (* 1853) und 2. Dr.phil.Louis K.
(* 1848), Direktor einer chem.Fabrik, werden 188111887 ebenfalls in Kassel aufgenommen. GStA PK FM 5.2.
K 11 Nr.86.
179
200 Haustaufen waren eigentlich lt. Brakensiek (1999} S.224 ein Adelsvorrecht, - ab dem späten 18.Jahrhun-
dert aber auch öfter bei den Ortsbeamten im Amtshause und im Familienkreise zelebriert. Im 19.Jahrhun-
dert war dies verpönt! Alle Taufen der Kinder des Fabrikanten Christian Habich und seiner Frau Elise
Georgine geb.Engelhardt fanden lt. Taufbuch Veckerhagen 1851-77 im Haus No.l63 ('Die Burg'} statt. Diese
Tradition setzt der Sohn fort, als Friedrich Karl Gerh. Habich, seit 5.9.1891 verh. mit Hedwig, der To.
des Br.August Streit, am lO.Juli 1892 'im elterlichen Hause' (= Die Burg} Chrn.Aug.Georg E v e r t
Habich (* 28.Mai 1892} von den Großvätern Chrn.H. und "2} August Streit, Banquier in Cassel" 'über die
Taufe gehalten' wurde (TB Ve.l877-1911 P.l06 lfdNr.824}. Die kirchliche Eheschließung am 19.5.1860 im
Hause Engelhardt in Kassel und mit der ersten Frau Dorothea Em.Carol.Grinmel am 27.9.1857 'Am Martins-
platz No.99' wurden dort ggf.von den 'consistorialbehörden' genehmigt. In diesem Fall, bescheinigte Br.
Dr.Kuckro, dass der Bräutigam wegen eines "plötzlichen Sturzes" zu Hause getraut werden müsse.
TrB KS/L 1849-60 P.l32, 161,184. In Veckerhac;en verliefen die unüblichen Haustaufe demnach problemlos.
201 Andreas Daniel Krauss, Maurermeister und Lehrer an der Akademie der bild.Künste und an der Bau-Hand-
werker-Schule-wurde 1822/24 in Verzeichnissen der Loge 'Eintracht und Standhaftigkeit' (L9/98} genannt.
Sein Haus Friedrichstr.25 entstand in dieser Zeit. Es ist eines der letzten Häuser der Oberneustadt
mit originalen Ofennischen und Sandstein-Gewänden (Aufmaß-Projekt der Technikerschule i.d.W-H-S 2001}.
Im Hause wohnten die berühmten spätromantischen Theatermaler J .Gg. und Eduard Primavesi. Das Ensemble
stellte eine wahre Heimstatt der Romantiker dar, wie die Tapetenfabrikanten Arnold, E.Grimm, Spohr/Pfei-
ffer, Ruhl, v.d.Entlde und Brentanos. Uber den Sohn Carl Aug.Hr.Emil Krauss (* 1825 KS/ON 00 Joh.Elise
Georgine geb.Ostheim, To.d.BäckerM.Andr.o.} gibt es ein mnfangreiches freimaurerisches Konvolut in
der Personalakte GStA PK FM 5.2. K 11 Nr.439. Dieser schied offenbar im März 1879 "wegen Schulden aus
dem Bunde aus" •
Vater und Br.A.D.Krauss (1788-1837} starb durch die blutige Gewalttat des Artill.Ltn.Joh.Konrad Darap-
sky, der ihm auf dem Heimweg vom Theater mit dem Säbel die Beinschlagader durchschlug. Zmn Unmut in
der Bürgerschaft im Vormärz, den Querverbindungen zu dem Br .Apotheker J .N .Darapsky ( L9/34} , - einem
Bruder des Täters, dem Schwiegervater desselben, Br.Dr.Scheffer zu Kirchhain, der mit Jordan und C.Ha-
bich in Haft war, siehe Lotze (2002a} S.l4-18. Das "verschollene Grabmal" des Steininspektors Krauss
vom Lutherkirchhof fand sich zwischenzeitlich im Musemn für Sepulkralkultur. Dessen Ehefrau war E.C.
Cath.Auguste (1802-49}, die To.d. MunizipalRates/Ratsverwandten und Bäckerm.Joh.Conrad Wen(t}zel (1765-
1818, ·siehe Verf.-Bild v.E.Grimm} Ebd.Taf.S.l5. Philipp Loschs beschönigendes Bild der 'Heldentat'
(in Notwehr!} stellt ein trauriges Bild eines Historikers (Geschichte des Kurfürstentums Hessen, Mar-
burg 1922, S.236/Anm.} dar.
202 Julius Hahlo, jüd.Bankier in Kassel (*12.Aug.l831 KS/I} kam 1856 vom 'Frankfurter Adler', bat 1869,
weil in Kassel "Juden nicht aufgenoomen werden, mn Dimissoriale". A.: 1854 Fr.Adler
Ein Julius Hahlo (* 1824 Münden}, So.d.Herz H. war vom MvSt von Bodungen, dem dortigen Bürgermeister,
persönlich (A.: 1855 Mü.} vorgestellt worden, -wie auch dessen Bruder Max Hahlo. Dieser konnte als
Bankier zu Hamburg, nur in Münden eine 'maurerische Heimstatt' finden.
Mit Br.Julius Hahlo (KS}, der ein 'Bank- und Wechselgeschäft Unter den Linden 29, Berlin' führte, gab
es 1860 in der Wohnung Luckhardt, wegen eines "Stadtgesprächs, das wg.Hahlo den guten Ruf der Loge"
störte, heftige Konflikte. Seine Frau war Rebekka Rieberg, To.d.Hofagenten Geißel Jesaias.R. u.d.Fanny
/Veilchen geb.Mosenthal. Thiele (1986} S.l8, 75, 188; GStA PK FM 5.2. K 11 Nr.76
203 Joh.Carl August Louis Streit (*15.11.1831 KS/L + 1.3.1928 KS} war ein Sohn des Beisitzers und Kut-
schers(!), später Holzhändlers Benjamin Gge.Christoph Streit und der A.Cath.geb.Appel. Er lernte im
vorgenannten Kasseler Bankgeschäft Rieberg und arbeitete d~ch einige Jahre beim Schwiege~sohn.
Br.Julius Hahlo führt 1862 seinen Buchhalter A.Streit in der Loge Münden ein; zeitlebens blieb er im
!.Grad, also 'Lehrling in der Bauhütte'. Ab 1863 war er mit Fritz Damms Eigner der Bank 'Damms &
Streit' in der Marktgasse, ab 1890 Ständeplatz 18. Verheiratet war August Streit mit Marie Wilhel-
mine geb.Bader (1841-91). Als ältester Bürger Kassels starb er 1928 im 97.Jahr, wie die K.P. am 3.3.28
meldete. To.B KS/L 1891 lfd.Nr.l06 P.l9 u.l928 lfd.Nr.869 P.l31; GStA PK FM 5.2. K 11 Nr.l07
Dessen Sohn und Schwager von Fabrikant Friedr.K.G.Habich, wClr Ludwig Streit (1875-1969}, ebenfalls
dort Bankier und später Steuerbevollmächtigter. Für 60 Jahre DRK-Arbeit erhielt er 1965 das Verdienst-
kreuz l.Kl. (K.P.31.8.1965). Das Schatzmeisteramt des DRK hatte er 1905 vom Vater übernommen, 1945 war
er Treuhänder in der amerikanischen Zone für das Rote-Kreuz-Vermögen, - für ganz Hessen.
StAKS Akte Sl Nr.3365 (A.Streit), Nr.2298 (Ludw.Streit}
Minna Habich geb.Wulff (1864-1945} arbeitete ab 1912 als 'Vorst.-Mitglied im vaterländischen Frauen-
Verein vom Roten Kreuz' in Hofgeismar. 1949 wiedermn wurde im neugegründeten Ortsverein des DRK
Magd.Hertha Münch geb.Habich (*15.5.1888 + 21.6.1979) die !.Vorsitzende. Sie war seit 1907 die Frau
des Pionier-Ltn.Willy Münch (1880-1949, Major a.D.), die Schwester von Dr.Friedr.H. und To.d.Br.Her-
mann Habich (1861-1925) und der vorgen.Minna geb.Wulff. Hier zeigten die Frauen der anderen Linie
der Fabrikantenfamilie, dass sie, wie Sophie Henschel in Kassel, stets versuchten, ihrer sozialen Auf-
gabenstellung gerecht zu werden.
Kamlah, Waldtraut: Das Rote Kreuz. In: Gerland (1965) S.297ff. Lebensdaten: Grabsteine Habich
in und Münch südlich der eingefriedeten Erbbegräbnisse Habich auf dem alten Friedhofsteil/Ve.
204 Wilhelm Schmin(c)ke in Strieder Bd.l3 (19802} s.l26 Taf.B, Bd.l4 (1804} S.362. Die vom Verf. für Forst
Dir.Rud.Immel recherchierte Liste erlauchter Taufpaten siehe in: Lotze (1997a) S.l79f (Anm.28/30).
Ein schönes Beispiel für die weitgespannten Verbindungen im gehobenen Bürgertmn:
1) Johanna WilhelminaAmöna, geb. 7. Sept. 1770,
Paten: (Großmutter), Frau Oberförsterin v. Croffdorf A. Marg. GU11ckel in Nassau-Weilburg. Sie heiratet
1785, 15-jährig, Christaphel Ludwig Amolt!_ Wille, sp}if!r Berghauptmann zu Rothenburg a. d. Saale.
180
2) Constantine Caroline Theresia, geb. 14. Mai 1774.
Paten: Frau Constantina des Forst/. Nassau-Weilburg 'sehen Amtsmqnns Chuno Gemahlin und die ., ver-
wittibte" Frau Pfarrerin Anno Gertrud Sältzerin, geb. Schmincke, Deisel.
3) Johanne Charlotte Rosalie, ieb. 29. Juni 1778
Patin: Frau Forsträtin loh. Elisabeth Schmincke, Marie Elisabeth Gunckel, Herrn Oberförster loh. Gunekel
zu Großhorst jüngste Tochter.
4) Catharine Philippina Conradine Ferdinande, geb. 24.Aug. 1779
Paten: Frau Holzmagazinverwalter Comelius zu Cassel
Fräulein Catherine, Herrn Förster ( unlesbar) zu ( unlesbar) Tochter
Herr Kammermusiker Guiseppe Morelli zu Kassel
5) Theodora Henriette Christiane, geb. 20. Jan. 1780
Paten: Frau Oberfalkenmeisterin von Osterhausen
Frau Kammsekretärin Wittich - beide zu Kassel
6) Wilhelm Bernhard Ludwig Theodor, geb. 12. Apri/1783
Paten: Herr Jagdjunker Wilhelm Waitz von Eschen
Herr Amtmann Arnold Bernhard Kesting zu Grebenstein
Herr Forstmeister und Bau-Director Justus Heinrich Gunekel zu Romburg v. d. Höh
Herr Baumeister Friedrich Ludwig Gunekel im Haag
7) Wilhelmine Friederice Emestine Henriette Francisca, geb. 27.May 1785
Paten: Herr Assessor Bauer zu Mainz
Frau Kriegs- und Domänen- Räthin von Winzingerodt zu Cassel
Frau Oberförster Möller zu Gattsbaren
Demoiselle Wilhelmine Hinaber und deren Schwester Friederica Hinaber zu Veckerhagen
8) Wilhelm Henrich Casimir, geb. 30. Sept. 1787
Paten: S. Durchlaucht Wilhelm Henrich Casimir Prinz Solms-Braunfels, Obristleutnant in hessischem
Dienste
9) Eleonore Friedenlee Coelestina, geb. 17. Apri/1791
Paten: Maria Eleonora Herrn Rentmeister Christian Ludwig Schwedes uxor (geb. Wille, Schmalkalden)
Herr Professor Georg Friedrich Jäger von Stuttgart.
10) lohann Carl Friedrich Ludwig Wilhelm Gustav, geb. 29. Apri/1793
Paten: Herr Amtmann Pfeiffer (.,Rath" loh. Conr.) in Veckerhagen
Herr Pfarrer Schminke, Lippoldsberg,
Herr Ober-Cammerrath Schmincke, Kassel
2 ganr.jung verstorbene Kinder, ohne Patenangaben, sind hier nicht angejahrt.
Der letzte Pate bei Nr.4 G.Morelli taucht auch, neben 'Forstsecr.Jo.Herm.Schminke a.Cassel', am 27.2.
1774 KB/Ve. als Taufpate bei der Fährmanns- und Schifferfamilie Paul Paul (* 1727 00 A.Marie geb.
Lipproß) auf. Am nördlichen Forstrevierrand gibt es noch um 1840 in Karten des Forstamtes Veckerhagen
einen 'Morelli-Baum'. Bis 1854 waren die Oberförster in der Besoldung, gleich dem Bürgermeister der
Residenzstadt, in der ?.Klasse. Kurfürst Friedrich Wilhelm 'degradierte~ jene dann in die 8.Klasse.
205 Zur Familie Wille siehe Lotze (1997a) S.236; Strieder Bd.l7 (1812) S.93f, 99ff; StAM 55a/1621 (Wille
Richelsdorf und Mitteilungen des Beigeordneten Ulrich in Schwarzenfels vom 20.10.1993).
206 Lotze a.a.o. S.233ff.
207 Gerland (1965) S.257 (Privatschule Habich).
208 Zu Förster Israel siehe Imme! in: Lotze (1997a) S.l64f u.Anm.51-55. Dort auch Schilderung einer
prächtigen Wald-Hochzeit im Forst 'Wildhaus'(siehe Förster Braemer und 'conrad von der Fulda'!)
bei der Altmündener Glashütte.
209 Melderegister Vaake 1941-47. Die Verwandtschaft zur Lehrerfamilie Th.Wenderoth Melsungen u.Kassel
liegt nahe, jedoch konnten die in Vaake geborenen Nachkoomen (Auskunft vom März 2008) und die dor-
tige Frau Iffland jene Frau Wenderoth (1870) nicht zuordnen.
210 Freimaurer-Freischule GStA PK FM 5.2. K 11 Nr.235; Gerland (1965) S.24lff.
Schulamtskandidat Schellhans aus Oberkaufungen war am 18.8.1847 (Lehrlingskonferenz) bestallt worden
Dass der Seminarist Paul in den Schulakten (1817) von Veckerhagen identisch ist mit dem Knabenschulleh-
rer Cornelius Paul der Freischule Kassel, ist anzunehmen (L8/106, A.: 16.3.1819) GStA PK FM K 11 Nr.343
2ll Der bei Kimpel/Kreitz (1913) S.63f genannte Konsistorialrat kann nur der Provinzial-Großbeamte/
Großredner der Provinzialloge Dr.theol.Johann Nicolaus Ruppersberg, erster Prediger bei der luth.Ge-
meinde sein (ab 1815 in der Loge L8/127), - den Brüdern Christian und Joh.Martin Habich bekannt aus
der gleichen maurerischenund kirchlichen Vereinigung. Ein (weiterer?) Ruppersberg A.: 8.2.1820 ist
unter L8/125 bei Wörner-Heil zu finden. GStA PK FM 5.2. K ll Nr.343
212 Siehe von Nathusius (1996) S.392 (Anm.220).
213 Ebd. S.362, 392; Siemann (1983) S.lOO.
214 Polizeiberichte der Regierung in Kassel vom 1.3.1853, 1.3.1854, 16.1.1855. StAM 300/ll/C9/Nr.l vol.
I und II 1: Nr.2 vol.I. hier: Nr.2 vol I zitiert. Menche betreute natürlich vorrangig die unfall-
trächtigen Erzgruben bei Hohenkirchen, Immenhausen und Mariendorf: siehe Lotze (1990b) S.l09ff und
obige Anmerkungen 158, 160 sowie 196 (Br.Stamm V.).
215 "Ständebuch" (hier 1883) S.55f, 182, 203: ursprünglich besaß von 1782 bis 1834 den Platz Matthias
Koch, No.ll4 Joh.Fischer und No.ll5 Joh.Jost Meßerschmidt. Den Frauenstuhl (S.203) No.232 besaß ab
1782 bis 1819 'Anna Katharina, Matthias Kochs ux.', dann: 'Fabriquant Henrich Habich'. Am !.August
1874 ging der Platz an die Frau Wilhelmine des Schornsteinfegermeister Ferdin.Harmony. Den Sitz dane-
hatte ab 23.Juli 1819 ebenfalls der Fabrikant H •• l860 tritt die Familie Habich den Sitz No.231 eben-
falls an den vorgenannten Bürgermeistersohn ab. '
216 Der erste in der Reihe der ehrenamtlichen Bürgermeister, nach der neuen kurhess.Gemeindeordnung und
dem tüchtigen Greben Jacob Bartheld (ab 1823), war der Ökonom Andreas Albrecht (1784-1858). Nach
seinem Tod wurde der Schlosser G.Heinr.Ernst August Harmony (1811-71) ehrenamtlicher Mandatsträger
181
Als dritter Bürgermeister fungierte dann ab 1871 der Kaufmann Anten Peter und danach dessen SOhn
und TÖpfereibesitzer Adolph Peter (von 1779 bis 1918). Oberförster Kiel leitete von 1814 bis 1834
das Forstamt in Veckerhagen, baute für sich selbst das große heutige Amtsgebäude. So kam die gegen-
überliegende 'alte Oberförsterei' an den Ökonom Albrecht.
217 Der von Hans Gunkel (HWGHV) in Lotze (1997a) S.32lff als Personalchef für die Arbeiter beim Werk
Henschel & SOhn in Kassel und KdF-wanderführer beschriebene 'Reinhardswald-Becker'(l867-1949) war
ein Enkel des 'berüchtigten' Waldarbeiters Joh.Christoph Becker. Dieser hatte 1848 für Oberförster
Mergel! die hess.Jägerkomanie in Kassel geholt, während die Volksjagd tobtel Zur Belohnung wurde
J .C.Becker Parkwärter zu Sababurg. von den Mergell-Töchtern konnten später Habichs 'den Hafen' er-
werben. Heute findet sich noch ein Gusseisenkreuz ( 'Mom.nnentkreuz' der Eisenhütte) der 'cath.Hen-
riette Mergel! geb. Köhler (1829-59) und deren I-jährigem 'Töchterchen Joh Henr.Mergell1 , im west-
lichen, ältesten Feld des Erbbegräbnisses, neben dem eisernen Monument des 'Fabrikanten Aug.Heinr.
Habich'. Siehe: Lotze (1999b) S.29, Gerth w. (1959).
218 Siehe Leineweber (1982), abgebildete Töpfereiprodukte: Keramik-Wahlurne mit Hessenlöwen Nr.572, Tel-
ler Nr.551 'Einigkeit der Brüder 1848'im Aufsatz von Th.Ende in:Lotze (1997a) S.209-214. Hier Abb.
S.213.
219 Die 'Schullehrerfrauen' waren nach 1791 die Müllerstochter Geistlich, Frau des Lehrers Joh.Wilhelm
Heger ( + 1817, aus carlshafen), nach 1821 Kantor Wilh. Klüppels Frau, Justine Henriette (To.d.Hüt-
tenverwalters Br.Ziegler). Weitere Lehrer (-familien) waren ab 1817 Paul, Schüler, D.Hr.Pinne
(+ 1843 Ve.), Joh.Martin Spork (+ 1844 Ve.), Joh.Blackert (um 1844-46) und dann kam der 'Fall Jo-
hannes Spangenberg' (ab 1840). Siehe Gerland (1965) S.235ff
220 Der Bierbrauer Wilhelm Albrecht (1830-67), von dem noch der Schluss-Stein 'WA 1857' amBogendes
Tores am Felsenkeller, oberhalb von Habichs Hüttenpark, eindrucksvoll zeugt, freite als erste Frau
die Tochter Auguste (übernahm Kirchen-Sitz No.l84 von Habichs) des Bürgermeisters Harmony; als zwei-
te Frau heiratete der Witwer Tusnelda Schoppe (1843-1915). Seit dem frÜhen Tod W.Albrechts kam das
Brauhaus an die Hüttenwirte Schoppe, inklusive des Sommerlokals ('Ferienkolonie' /Rosenstock s.Anm.
133a) Felsenkeller. Albrecht führte die neuen hellen Biere nach 'Habichscher Methode' in Veckerha-
gen ein. Lotze (1987b) S.Sf; Nachlass Elly Sauer/Schoppe (Suchier)
221 Den Sitz "No.l85 gegen Abend",· hatte 'Fabriquant Henrich Habich' ebenfalls unter den 'Weiberständen
4. Klasse' erworben. Der Sitz ging an die Bürgermeistertochter carol.Fr.Marie cath.Harmony, die den
Junglehrer Wilhelm Kappes ehelichte und 1874 mit diesem (1870 Nachfolger von Schellhaas) nach Fulda
zog. Gerland (1965) S.255; Ständebuch S.l82, 203.
222 Die 'Schreiber-Dynastie', von Adorf bis Schmalkaiden über mehrere Jahrhunderte, hat der Verfasser
ausführlich (Lotze, 1993b) in der ZHG 1993 dargelegt. Hier ist es nach 1782 die Witwe des bereits
1777, bei Abriss der Vorgängerkirche, verstorbenen Hütteninsp.Joh.Heinr.Bernhard Schreiber (Taf.2,
S.93). Die Schwiegermutter dieser Christine Elise geb.Weyland hatte einst eine große silberne Abend-
mahlskanne (No.3, gravierte Inschrift: "Marie Elisabeth Schreiberin gebohrene Baerin 1732") gespen-
det. Ein Nachkomme und Schwager der genannten Sitznachbarin war der Messinghof-Verwalter Joh.
Ludw.Schreiber (1727-85), der Über die Frauen Krösehel wiederum mit C.A.Henschel verschwägert war.
Nachkormten, wie die Witwe Kath.Louise geb.Döhle (1820-99) des Berg-Insp.Cornelius Schreiber in Ri-
chelsdorf, wohnten noch bis 1899 in Veckerhagen (Ebd.S.89). Sie kam aus der Eschweger Lederfabrikan-
ten-Familie Döhle und nutzte anscheinend auch noch die alten Schreiber-Plätze in der Kirche.
223 Salinendirektor zu Nauheim Georg Friedrich Wille (+ 1845 Nauheim) heiratete Eleonore Marie Chrne.
Schreiber aus der Hütte Veckerhagen. Wille war ein Bruqer des westph.Berg-Hauptmannes Chrph.Ludwig
Amold Wille zu Halle a.d.S. und beide waren Onkel des 'Märzministers Schwedes'.
Lotze (1997a) S.236; Fotosammlung OHütteninsp.Stamm Messinghof (MuLB Handsschriftenabt. 8° Ms.Hass.
188 Nach!.), mit Fotos aller leitenden Montan-Beamten am Ende Kurhessens; teilw.Abdr.in Lotze (1985).
224 Siehe Lobe (1837) s. 93f, 153.
225 Die 'kannelierten Zylinderöfen' No.S oder No.4 (S.38f,46f) des extrem frÜhen lithographierten Gusswa-
renkatalogs der Hütte Veckerhagen von 1834, siehe Lotze (1990a), sind vorläufertypen. Abb.der Halsöfen
und Prachtkamine in: Lotze (1985) S.94, 96f, 101 vom Schloss Wilhelmshöhe, Wilhelmsthal und Veckerha-
gen (Kirche) und bei Gerd Fenner in: Lotze (1997a) S.l7-29, hier S.28 vom Schloss Habich.
226 Christian Habich kam am 3.August 1829 KS/L, als zweiter SOhn des Br.Joh.Martin Habich und der Marie
Amalie geb.Menke aus Bremen, zu Welt. 1843 konfirmiert, schloss er ein Jahr später die Realschule ab
und besuchte die Höhere Gewerbeschule Kassel (HGK) mit dem Schwerpunkt Chemie. Chrn.H. starb als Fabri-
kant am 19.3.1908. Seine Grabstein-Gedenktafel mit den Daten seiner zweiten Ehefrau Elise Habich geb.
Engelhardt (* 10.2.1841 + 15.12.1889) findet sich im Mittelfeld des Erbbegräbnisses Habich.
Sein Bruder Heinrich Adolph (* ll.Juli 1838 KS/L) besuchte ebenfalls (1852) die HGK, dann als Bunsen-
Schüler die Universität Heidelberg, 1857 wechselte er nach Göttingen, wurde Dr.phil und war 1863 an
der Bergakademie Freiberg. Mitteilungen Prof.Albrecht Hoffmann vom 27.3.2008
227 D.E.Friedericke, wie sie im Traubuch 1857 lfd.Nr.751 P.l32 heißt, war am 7.Aug.l835 in Kassel/St.Mar-
tin, als To.d. Kaufmannes Engalbert Friedr.Grimmel und dessen Frau cath.Elis.geb.Brede, zur Welt gekom-
men. Sie heiratete den gerade Gestürzten im eigenen Hause (Bescheinigung Br.Dr.Kuckro) am 27.9.1857 KS/L.
und starb binnen Jahresfrist in Veckerhagen. Grabplatte im 'Westfeld': "Hier ruht Dorothea Emilie
Habich geb.Grimmel aus Cassel * 7.Aug.l835 + 13.Sept.l858". Die Ehegatten Habich/Engelhardt (2.Ehe)
ruhen im Mittelfeld des Veckerhäger Erbbegräbnisses (s.Anm.226).
228 Hermann Habich trat in der Verbandsarbeit hervor, wie sein Großvater Br.Herm.H.schon 1917-1921 Vor-
sitzender des Verbandes Dtsch.Farbenfabriken war, siehe: Kirchvogel (1960) Anm.72. Hermann Habich
jun. erhielt am 1.12.2001 die Leusehnar-Medaille u.a. für seine kooperative Arbeit in Tarifverhand-
lungen für die Chemie-Arbeitgeberschaft und ais Präsident der Vereinigung hessischer Unternehmer,
von Min.Präs.Roland Koch!
182
229 Christian Decken stammte aus dem Familienverband Br.Wenck/Merle/Decken in Karlshafen und Lippolds-
berg. Siehe dessen onkel in: Ernst Decken (1953, 1956) und die Großmutter Adelheid Decken geborene
Wenck ( 1955) • Er war 1920 als der SOhn des Kaufmanns Friedemann Decken ( * 1890 Berlin) und der Lill y
Seeherger (* 1900 Aachen) zur Welt gekonmen. C.Deckens Tante Ada Habich geb.Decken (1902-82), verhei-
ratet mit Georg Evert Habich (1892-1972), wurde dessen Schwiegermutter, als er 1948 Bilde Habich
ehelichte. Er wurde 1955 Einzelprokurist und durch Konnubium heutiger Senior der Linie Friedrich
Habich (1865-1939) und der Hedwig geb.Streit (1872-1949).
230 Der Setreiber einer Steinschleiferei, Meilerköhlerei und Brikettfabrik Karl Decken (+ Mai 1914) war
mit Adelheid (1848-1938) d.To.d.Br.Fabrikanten und Steinbruchbesitzers Franz J.E.Wenck (1821-97,
A.: 1857 Münd.) und der Carol.W.M.geb.Merle (1819-1909) verheiratet: Ada Habich war wiederum die
älteste Tochter seines Sohnes Ernst D. Die Merles stellten zu jener Zeit Kaufleute zu Bremen (Carl
M.) und Karlshafen (Adolph M.), während die Brüder Wenck Zigarrenfabrikanten in Grebenstein (Wilh.W.)
und Privatschullehrer (Ernst w.) waren. Die Brr.Zigarrenfabrikanten Baurmeister verschwägerten sich
mit Suchier und Wenck (Kränzchen Kassel). Die Kinder Merle stammten alle aus der Ehe des Bürger-
meisters Ernst Merle (1785-1852) aus Korbach und der Caroline Friederike geb.Varnhagen (1788-1858),
die nach Karlshafen kamen. Hier bei den Verwandten Varnhagen zu Arolsen handelt es sich um Advokaten
und Freimaurer. Bei den Kindern des Justizrats A.Friedrich Chrn.v a r n h a g e n (1779-1827, L9/174)
und der Juliane Fr.Luise geb.Krüger (aus alter Hofapotheker-Sippe) 1. Hermann Leberecht V. (* 7 .3.
1816/ Ta.31.3.) und dessen Bruder 2. Robert V. (* 14.5.1818/ Ta.l7.6.) finden sich als Taufpaten tat-
sächlich der Br. 'Königl.Preuß.Legations-Rath' Hr.Carl August Varnhagen von Ense (1785-1858, A.:l813
Hambg. 'zur gold.Kugel') und 'die Gemalin seiner Exzellenz' Rahe! geb.Levin (1771-1833) im KB 1747-
1821 Arolsen. Siehe zur Sippe V.und weiteren Paten/Montanleuten in Brasilien Fr.Jos.Brecht in Schnack:
Lebensbilder Bd.3 (1942) S.362-371: hier: S.365 die Verbindungen zu Pfeiffer, de sä e Mag~lha~s u.a.
231 Die Aufzeichnungen von Decken (1953) ergaben, dass die Eltern von Ernst Decken zuletzt in Wesel ansäs-
sig waren. Der Vater Chrn.Hr.D. trieb demnach die Schiffbarmachung der Lippe voran, leitete dort eine
Handelsschule und hatte die To.d.Gymnasial-Dir.Bischoff zur Frau. Die Großmutter war Chrne.'Lefeber
aus Hugenottenblut". Karl Decken betrieb die Verarbeitung von Holz- und Steinkohle sowie Koks, einen
Sauerbrunnen am SOlling und ein Sägewerk nebst Gärtnerei im alten Eisenhammer Lippoldsberg. Ab 1905
speiste· er mit der Klostermühle·strom ins Netz ein. Ein Enkel seines Schwiegervaters Br.Franz Wenck
(1821-97), Carl Wenck jun., stellte die Farbenmühle in Karlshafen auf die Herstellung künstlicher Mühl-
steine um (heute Krebs & Riedel). Der Schwager Carl Wenck sen. (1863-1926) stand im Ruf, mit "dem langen
O.Schultz" (0/0 Erna Wenck) ein 'Freimaurerkränzchen' in der Hafenstadt zu betreiben (Auskünfte Frau
Kelly geb.Suchier sowie Bernhard und Ruth Schäfer/Karlsh.). Steinbruch-Besitzer Br.Franz J.E.Wenck
wurde am 12.8.1857 in Münden aufgenommen, Bürge war Br. 'Aug.Wulff/ Carlshafen': GStA PK FM 5.2. K 11
Nr.llO: Bohn (2000) S.l02f, 114, 204f: Lotze (1989) S.48f: Bernh.Schäfer: Kl.Karlshafener Bildnisgale-
rie (2004), hier: Bild 39 (39a) Adelheid Fr.H.Wenck (1848-1938, verh.Decken, Bes.: Habich/Ve.) und
Suchier-Bilder 7-11, 13-16 D. Hoffmann/Neumann/Schäfer (1986) S.l2 ff (SOziale Lage in Lippoldsbg./
19.Jh.) S.20ff (Chem.Fabrik Bodenfelde, ab 1895).
232 Gerland (1965) s.258. Georg Evert Habich wurde einer der beiden Seniorchefs. Sein Grabstein (* 25.5.
1892 + 20.2.1972) ziert die Grablege Habich auf dem Dorffriedhof.
233 Hildegard (* 24.5.1894 + 27.3.1976) war verheiratet mit Buntpapierfabrikant Philipp Schnell (* 17.8.
1888 + 31.12.1958) aus Kassel. Beide ebenfalls im Erbbegräbnis (östliches Feld).
234 Die Familie 'Poet-Lotze' bekam ihren Namen, weil diesem Zweig das Reichspostamt am Anger (Wilhelms-
platz 12) unterstand. Prokurist Heinr.Ernst (1867-1930) stammte aus dem 'Bäcker-Ernst-Haus', heute Park-
platz Habich am Schloss. vor seinem stattlichen Mansarddach-Haus am Anger wurde er mit der Großfamilie
abgebildet, siehe Aufsatz des Jerome Gerth: 'Der Goldene Ring' S~l98ff in: Lotze (1997a). Förster Carl
Stecher (Vaake) war Mitbegründer des Darlehnskassenvereins. Siehe Beitrag Gg.Braun in: Ebd. S.303-308,
hier Bild S.308.
235 Mitteilung von Lydia und Bäckermeister Ernst-Georg Schmidt ('Bäcker-Ernst') vom März 2008. Lydia Schmidt
geb.Wenzel erhielt dort in der ersten Besatzungszeit, als auch die Schulen geschlossen waren, mit Ha-
bichs und anderen Kindern Englisch-Unterricht im Seitenflügel des Schlosses. Habichs gleichaltrige Toch-
ter Irma (* 1.2.1933 KS) heiratete am 12.3.1955 in Veckerhagen den Fabrikanten Dieter Freudenberg aus
Weinheim (* 20.2.1926), Junior der bedeutenden gleichnamigen Chemiefabrik. Daten lt.StAKS
II B I Bre 3: 'Die Nachkonmen des Joh.Chrn.Breithaupt' von Georg Breithaupt, Kassel 1977.
236 Freundl.Mitteilung des Alt-MvSt Dr.Dietrich Leßmann, Münden, vom März 2009.
237 Thiele (1986) "Familienbuch" von 1808/09, S.ll. Nr.24 (BERGER), Aron Mayer, Handelsmann, (* ca.l757
t31.3.1834 KS) 00 Jeannette Gottlieb aus' Wanfried. s.l37: geb.als SO.d.Mayer (Aron) Berger (* 1800).
238 Bürger und Handelsmann Hallo (ca.l769-1837), sOhnSirnon * 18.12.1802 bei Thiele (1986) ·s.27; S.75 vermu-
tet Thiele, dass Sirnon Hahlo ein SO.d. Samuel (?) H. 00 Elkel Sirnon sei.
239 zu den Mündener Hahlos siehe: Hallo (1930) S.ll5 Anm.l3: HL Bd.9 (1895) S.l06ff: Mittlg. VhG 1908/09 S.94.
240 GStA PK FM 5.2. Kll Nr~76. Blaue Sögen mit Prägestempel in der umfangreicheren Personalakte.
241 Pinhas L7/42 bei wörner-Heil (1998) und Mündener Matrikel (A.: 4.5.1842). Zu Mosenthal: GStA PK FM 5.2.
Kll Nr.34 und Nr.36, = letztes Verzeichnis vom 24.6.1854 "III. Ausgeschieden sind A. durch Eingang zum
ewigen o. a. die Brüder Meister ••• 3.Philipp Mosenthal, Hofmusikus •• ".
242 SOnderverwahrung GStA PK FM Kll Nr.438 und 94. FÜr die Informationen aus Ansbach dankt der Verf.Herrn
Adolph Lang.
243 Br.Gustav Wilhe~Ferdinand Freiherr von Canstein ist 1813 (No.4) Ehrenmitglied in Evert Habichs Heimat
Celle (GStA PK FM C4 Nr.3, Vz.l813, 7.Grd.). A.: 1786 im 'Tempel der wahren Freundschaft' (1784-94),
als Kammerjunker/Assessor b.OAppell.Gericht Cassel. L4/6, L5/33 und L8/23! Canstein war 1813 Mitglied
der Großen westph.Mutterloge.
183
244 'Proprietaire Adolphe Feidel' 1809 in der Loge 'Des arts et l'amitie', L5/25. Siehe ZHG 101 (1996) s.210.
245 Lotze (2009) Tafel "Mosenthal u.a." siehe folgende Seite im Text. Der Beitrag 'Frühe jüdische Freimaurer
zwischen Kassel und Frankfurt' erschien erst 2009; siehe Oers.: (2006a) S.269ff, 125ff und 28lff.
246 verf.dankt Herrn Rudolf Benary in Münden für die Uberlassung der Ahnenlisten und Fam.-Forschungen von
Kantor Horwitz. Siehe auch HL Bd.29 (1915) S.347, Mitteilungen VHG 1925/26 S.68ff.
247 Hallo (1930) S.ll5 I Anm.l3, Kasseler Goldschmiede-Meisterliste von R.Hallo Nr.l58.
248 Blume (1935/1986) S.33. Das Haus heißt bei Blume gerade 'Adolph=Hitlerstraße 66'.
249 Hallo (1930) a.a.o.
250 Verf .dankt Frau Ingrid Wenzel (Leiterin d . MStA) herzlich für die Auszüge und Listen (erst.26.2.2009).
C 1308 'Gesuch der Schutzjuden um Erteilung der bürgerlichen Rechte 1805-1840' •
251 MStA 'Civilstandes Register A2 I 2001 lfd.Nr.201' (Aufgebote erst ab 9.Juni 1811!). Ergänzungen aus
FM-Matrikeln der Loge Münden.
252 Matrikel/Mitgliederlisten der Loge 'Pythagoras zu den 3 Strömen i.O.Münden'.
253 Blume (1935/1986) S.l07f. Beschreibung zu von Bodungens Haus, Siebenturmstraße 20, das er von April 1829
bis 1956 besaß; heute Gasthaus "Onkel Paul" ('Händler Paul Roß').
254 von Pezold, Joh.Dietrich: Friedrich Wilhelm von Bodungen. Senator und Bürgermeister in Münden 1814-1856.
In: 800 Jahre Stadt Münden an Werra, Fulda, Weser. Streiflichter in seine Geschichte. Münden 1983. S.l31-141.
255 Hallo (1931) Vorwort. S.505 ff in (Reprint) Oers./Schweikhart (1963).
256 GStA PK FM Kll Nr.l09 (* 19.6.1865 KS) "Theilhaber der Naturalien= u. Leermittel=Handlung ( t) von
J. Herbordt, Hartinsplatz" •
257 Hoffmann (2009) und Kottke (S.229ff) In: Frenz/I · · · · · ·
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Claims Conference ist gem. § 2 Vermögensgesetz Berechtigte fQr erbenloses und unbean-
spruchtes jOdisches Vermögen. Bei unseren Recherchen sind wir auf die Unterstatzung von Ar-
chiven, Behörden und sonstigen Einrichtungen angewiesen.
Im vo~iegenden Fall bitten wi.r um Überprofung, der Unterlagen zu
Dr. Georjl Nostrnann -wohnhaft in den 30er Jahren in Celle, MOhlenstr. 108 und
Emet S~elnberg ~ wobnhaftin den 30er Jabren in Kl. Hehlen b./Celle, Haus Steinberg,
Dr. Ernst Heinrich Steinberg aus Kl. Hehlen sowie
Dr. lng. Hans Steinberg aus Kl. Hehlen.
Da es sich zumindest bei den zwei erstgenannten Herren um bedeutende PersÖnlichkeiten aus
dieser Zeit handelt, mOssten sich Unterlagen finden lassen. ·
Die Firma hatte eine Zweigniederlassung in Berlin. Wir suchen Angaben :?:Um Schicksal und der
Glaubensrichtun..9.
Ihre Antwort richten Sie bitte an das Berliner BOro der Claims Conferenee.
Mit Dank im Voraus und freundlichen GrOßen
Claims Conference Nachf.
i.A~~
274 Schlotter, Hans: Hildesheimer Familien-Geschichte SO.Folge. Die Familie Hostmann - vom Neustädter Bürgermei-
ster bis zur Ilseder Hütte. In: Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 24.12.1979 (Beilage) s.63f.
275 Ebd., Treue (1960) S.74ff, Loge Peine GStA PK FM P6 Nr.7, ab Mitgl.Verz.l919l20, Ludwig Meyer I.,
·MvSt seit 1903.
276 GStA PK FM C4 Nr.6 Personalakte 'H'. nur Br.Aug.Hueg I. (Bibl.u.Archivar, RechtsRat, * 1862), SOhn Br.Hans
Hueg 11., A.: 1914 (u.a.Feldloge 'carmen Sylvia' in Bukarest I z.zt.Pagande, 1917). Erwiderungs-Rade Br.carl
Hostmann für 1. Aufseher Herold (Tafelloge 1.12.1914).
277 Bei Wörnez::-Heil (1998) s.63 I = Nr.l62 in der Loge 5 'Kön.Hieronymus Napoll!on zur Treue (1807-1813).
278 Vorläuferakte zur Logenhausgeschichte in Helmstedt ab Juli 1770 (Ankauf und 'Unt>au ab ~855). GStAPK
FM 5.2.H 88 Nr.204.
185
279 Bej'l:"eiss (* 13.10.1819 'Altbeichlingen') wurde 1861 in Münden aufgenoarnen, er stieß am 19.6 . 1861 zum "Kränz-
chen" in Kassel(+ 18.11.1888 KSIL). Julius carl Liebeskind (* 29.4 . 1830 GraitschiSa., + ca.l872). Khuen, Irm-
gard: Die Hobeisten in Hessen-Kassel im 18.und 19.Jahrhundert. Kassel 1992. S.l34: Joh .Fr.Meyer 1854 'zum Hofor-
chester verabschiedet für 300 Taler' .
280 Als Freimauer mögen genannt sein: Bänder, carl Martin Eduard (* 13.10 . 1820 Hanau + 27.7.1872 KS), Klarinettist
der Hofkapelle (1834), Musiklehrer, So.d. 'staabs Hautbcist Reg.Kurprinz Conrad B.' und der Maria Magdalene Horn,
To.d.Porzelainmachers Adolph H.i.d.Neustadt Hanau (Traub.Marienkirche Hanau 1764-1829, P.359 00 1816}; ein
Neffe Conr.Bänder lernte Klarinette bei Spohr, siehe: v.Gudenberg (1958) s . 72, 159; GStA PK FM 5.2 . Kll Nr.60.
Weiterhin kann Conrad BacchusiBagus (* 1795 Plieden b.Fulda/kath. + 1865 KS) '1823 Hautbcist i.d.Leibgarde
i.cassel' A. :l847 Mü, dess.So.Joh. Valentin (* 1823 KSikath.) genannt werden, wie auch Joh.Fr .Gottl ob Albrechts
(* 1786 Ulzen + 1832 KSIL), Staabs=Haub.u.Janitscharenmstr.i.l.Garde=Rgt., Sohn Friedr .Rud . Heinrich A.
(* 1817 KSIL) A.: 1845 Mü.,- So .d .Tanzlehrers (?). Khuen (1992) s.Anm.279 .
281 Forschungen des Alt-MvSt Dr.D. Leßmann Münden zur Obergangszeit der alten Hannoverschen Logen aus dem Münde-
ner Bestand (nach 1866) heraus; Mittlg. an Verf. in 200812009. Die hessischen Brüder hingegen nahmen die
Statuten der Mutterloge Royal York offenbar als gegeben hin. Kallweit (1966, S.3281Anm.l4) betont, dass selbst
in der Zeit der Gleichstellung der Juden im Königreich Westphalen, nicht wegen konfessioneller Gründe sondern ei-
nes "niedr igen Bi 1 dungsstand es"( ! ) die Neuaufnahmen verhindert wurden. "Man schloß zwar die Juden
nicht prinzipiell aus, d e f a c t o aber wurden außer in den rein französischen(!) Logen keine Juden aufge-
noarnen". In der Loge 'K.Hieronymus Napol eon zur Treue' findet sich tatsächlich kein Bruder israel .Glaubens, -je-
doch der längst konvertierte Aug.Theodor Z a d i g (L5I243), der Hofarzt! Siehe : Lotze (2006a ) . Celle nahm 1813
den jüdischen Post-Direktor Abraham A 1 c a n (GStA PK FM 5.2.C4 Nr. Vz . l813)auf, - die große Ausnahme! Völlig an-
ders war es in der Loge 'Des arts et l'ämitie', die bis 1813 unter Carl Joseph von Manger "capitaine des Chasseurs
de la Garde" und Großlogen-Repräsentant und dem jüdischen MvSt Bankier Adolph Feidel arbeltete. Diese Loge hatte
bereits 1809 mit dem Vorgenannten (L6I25) Aar on-Jacob Hirsch (L6I30), Ad.-Leopold Levot (L6I31), Samuel Bern(h)ard
(L617), (L616 Bruder?), Seiku(s) und Jacob Michel Meylert (Banquiers, L6l33 und L6134) mi ndestens 13% Juden in Ih-
ren Reihen vorzuzeigen. - Da s i ch für die Loge 6 keine Religionsangaben bei Wörner- Heil (1998) fanden, erfolgte
durch Daten- Abgleich mit dem überlieferten Verzeichnis der "Israelit .Famil i en- und Vermögens-Steuer des Syndicats
Cassel pro 1809" die Ermittlung der Br.jüd.Glaubens (Thiele 1986 S. 30ff) . Sie waren bis auf Seiku Meyl ert ('IV')
in der hohen Steuerkl asse 'v' zu finden.
282 Wol ff von Gudenberg (1956), S.3,12,14, besonders 16ff (Beurt eilung Dingelstedts}; hier sei en der Bariton Br.Franz
Hauser (1794-1870, L9176), Hei nrich Föppel (1798-1866) (S. 51), der 183ler liberale Bassist Gerber und Pistor, der
sfch i828 bei der Aufführung von Mozarts Figaro in der Garderobe erschoss (S.52 3 ), besonders hervorgehoben. Spohrs
Oper "Der Alchimist", mit dem Librett o von Karl Pfeiffer (siehe Lotze l2003b, S. 53f), zeigt seinen freimaurerischen
Ansatz im Revol utionsjahr 1830 (S .66f). Spohr war bereits im Oktober 1807 in Gotha in die Loge 'Ernst zum Kompaß'
(3WK) eingetreten und findet sich dort noch bis 1843144 im III.Grad GStA PK FM 5.2. G39 Nr.25 .
Zum Ende des Maurerkränzchens (1863) und nach 1866 spielen die Musiker keine Rolle mehr unter den Kasseler Frei-
maurern. Von der Familie Pfeiffer i st nur noch'Schw(ester). Wilhelmine~ als Witwe d . Papierfabrikanten, auf der
Liste vom '25 . ten December Eintausen achthundert drei und sechzig' aus dem Opferengel vom Hauptfriedhof zu finden .
Seit 3. 1 .1836 hatte der verw.Spohr di e Schwester Marianne seines Librettisten C.Pfeiffer geheiratet . Zu den Spohr-
schülern s i ehe W.v.Gudenberg (1958) S.325-329, zu den Hauptmann-Schülern S .333ff .
283 Ebd. , Gespräch mit Herfried Hornburg I Louis- Spohr- Gedenk- und For schungsstätt e Kassel von 2002 zu den jüdischen
Schülern. Einblick in unveröff . Listen; siehe auch Becker (1979).
284 GStA PK FM 5 .2. Kll Nr.lll 'eoncertmeister Paul Andreas Chri stian Carl Wipplinger' war in Aachen am 22.2. 1851 in der
Loge 'zur Beständigkeit und Eintracht'aufgenommen worden. Auch er wohnte mit seiner Laura von 1873 bis 1896 l t . Mel-
dekarte (StA KS) in der Unteren Königsstraße 89 (wird Nr. l Ol ), bei Br.M.Habich, wo u.a. der Sohn Christian (Anm.285)
geboren wurde, gegenüber der Aschrottsche 'Elefantenpalast'.
285 GStA PK FM 5 . 2. Kll Nr . lll . Als er am 10.2. 1925 deckt, bekommt e r keinen Entlassungs-Schein, weil er bestimmten Ver-
pflichtungen nicht nachkam.
286 GStA PK FM 5 . 2.Kll Nr . 80. A. : 2. 10 . 1849, Gr. I . 10.6.1B50. , 'Musikal . Br. und Lehrer für musikal.Leistungen' Ausk.:
Br.Rud . Ed.Bochmann (* 8.11 . 1804 Guben/Ndl aus . + 1873) Hobeis t (Lit. : W.v Gudenber g (1958) S. 74 3 ,159,255,358; Khuen
(1992) S. 22. Liste E.& St.KS (1845) No.45 ('General=Musik=Direktor') GStA PK FM 5.2 .Kll Nr.36. Allein unter den 27
Lehrlingen befanden sich 1854 in Kassel als "Mitglied des Hoforchesters" oder "Hautboist" 10 Brüder!
287 Hier i r rt W. v.Gudenberg (1958) S.l78: der "kultivierte Malermeister Reinhard H o 1 z apfel" war es nicht! Zu den
Musensöhnen,die dort bei Hochapfel verkehrten, siehe Hoffmeister, Jacob: Gesammelte Nachri chten über Künstler und
Kunsthandwerker in Hessen seit etwa 300 Jahren. Hannover 1885; hier: Hochapfel S.48, Louis Katzenstein S.55, Joh .
Eduard I hlee s.53, Justus Krauskopf S.63, Prof.Gg.Koch s.59 und der Maler Glinzer s.35.
288 Hoffmeister (1885) : W.Henschel S.43, Br.Ruhl S. l04f, L.Grimm S. 36f, und Joh .Wolff S. l34. Bauinspektor Hr .George
Rudolph (1811-87) heiratete Auguste Habich (1821-90) A.: 1844 Liegnitz, war 1879 als Ehrenmeister der Loge Kassel
noch Bürge bei der Aufnahme von zwei Söhnen (Gg.August und HermanniKfm.i.London). GStA PK FM 5.2. Kll Nr . 98.
Heinrich Georg Rudolph baute als leitender Ober- Ing . die Bahn Bebra- Hanau und starb am 18 . Nov. l887 als pr euß.Ge-
heimerBaurat . Lit.:HL Bd.31 (1917) S. 293 aus der Feder des Neffen Prof.carl Großmann: 'Aus der Zeit der ersten
kurhessischen Eisenbahnprojekte'.
289 Lt . Loschkartei war H.Reinhard Hochapfel ein ausgezeichneter Restaurator alt er Ölbilder, "das Innere des Casseler
Hoftheaters ist von ihm gemalt (cass.Kind) ux . Charl otte Northen + 7.1.1918 KS . " Seine Plaudereien über das male-
rische Kassel. In: Hess.Morgenzeitung 18. -27 .XI.l883. Er war 1861-67 Mitglied des Bürger-ausschusses, danach Stadt-
ratsmitglied, Vorsteher der Handwerkskammer. Als Lehrling des Meisters Fischer hatte er u . a. an der Neuen Synagoge
für den Architekten Al brecht Rosengarten mitgewirkt, 1849 am Saal bau 'sydekum' (heute türkische Moschee) in Münden
gearbeitet. Seine 'Lebenserinnerungen eines kunstsinnigen Handwerkers' erschienen unter dem Titel 'Reinherz' bei m
Heimatschollen-Verlag Bernecker in Melsungen 1922 I Kassel 1924 . StAKS Sl Nr .486; Nachruf HL Bd. l 7 (1903) S. l66;
Hoffmeister (1885) S. 48 zu Helwig Reinhard Hochapfel, "ein Maler i m decorativen Fach" .
186
290 Brief der Tochter Marie Hochapfel vom 18.Febr.l905 (StAKS Sl Nr.486) mit vielen biographischen Angaben~
291 Der Kasseler Weinberg. Eine· Plauderei über seinen früheren Zustand und seine Besiedlung von H.Reinhard Hochapfel.
In: HL Bd.20 (1906) S.ll0-112, 130-132. GStA PK FM Kll Nr.80 Gg.Louis Hochapfel (* 29.5.1840 KS), 'So.d.(+) An-
dreas H. und der Maria geb.Schmittmann', P.: Philipp Ollmann A.:l867 I 1869 I.Grd.
GStA PK FM 5.2. Kll Nr.lOl: Fr.Wilh.Heinrich Schmidtmann (* 22.2.1842 KS/L + 28.4.1921 K.~Wilhelmshöhe.): im
'Halben Mond in der Müllergasse 21' geboren, lernte er die einkehrenden jüdischen Fellhändler kennen, wie auch
bereits unter König Jerome allein in 6 Häusern dieser Gasse, nahe dem Holländischen Tor, 7 jüdische Nachbarfami-
lien wohnten (Thiele 1986 8.42). Diese Eindrücke beschreibt Schmidtmann in seinem 1907/ 19102 (Repr.l993) erschie-
nenen Band 'Erinnerungbilder' (S.l6). Hermsdorff'Ein Blick zurück'234, 441: HL (1921) S.78. Am Ende seines Lebens
wohnte er in der stilvollen Villa Terrasse 15, mit ähnlich freiem Blick wie der Vetter Hochapfel am Weinberg:
Villa Schmidtmann Terrasse 15
Villa Habich Karthäuserweg (17)
Für Jungk & Gräving aüs Bremen
· von Schmidtmann gebaut, wie auch
in der Mönchebergstr. für den
Br.Proviantmeister Decker
Hochapfels Haus Weinbergstraße 41
in den Gärten vor der Stadt.
187
292 GStA PK FM Kll Nr.lOl, im Jahr der Wiedereröffnung der Loge Kassel kam H.Schmidtmann nach Kassel zurück,
23.11.66 I.Grd., 25.1.69 II.Grd., 17.8.1871 III.Grd. Die Meister Rudolph und Grebe waren mit der Bürg-
schaftsübernahme durch Br.Krauss einverstanden. Am 18.3.1896 erteilt Grebe die Erlaubnis zur Dimission.
Seine christliche Taufe findet sich unter No.571 im,luth.Kirchenbuch (1838-48). Zum ünkel Hofgärtner
Schmidtmann siehe S.64 (Wegnersche Zählung im Reprint-Bd.l993) in seinem Buch 'Erinnerungsbilder'.
293 GStA PK FM Kll Nr.85, 88, 439 (umfangreiche Personalakte). A.: 1850 in Kassel, E.Krauss war von 5ept.l855
bis Sept.l866 in der Mündener Loge aktiv. Ein Br.KrÜger (?) hatte auf dessen "im Bau befindliche Haus •••
auf Maurerwort" um 3.000 + 2.000 Mark gegen Wechsel verliehen. Auf Grundschuldbriefe des Bankhauses der
Brüder 'Alsberg & Löwenbaum' und der 'Frankfurter Hypothekenbank' wird in dem Zusanmenhang in der leidigen
Affäre ebenfalls länger eingegangen. Brief Br .Krüger an MvSt vom 4.0ktober 1879, - zum Rücktrittsschreiben
bereits vom 5.März 1879 des Br.Krauss wurde "dem Beamten = COlloquium vor der Loge am 6.3. 79 vom Nachstehen-
den Mittheilung gemacht. Ch.Kupfer Secretair". Bei der Ehefrau Schw.Krauss war offenbar auch kein finan-
zieller Nutzen zu ziehen. Zum Vater Br.Steininspektor A.D.A.Krauss (1788-1837), Held und Opfer im Vormärz,
siehe: Lotze (2002a) S.l4ff und weiter oben siehe Anm. 201.
294 In der qualitätsvollen Denkmaltopographie 'Stadt Kassel II. Vorderer Westen Südstadt Auefeld Wehlheiden' von
Thomas Wiegand, Wiesbaden 2005, S.l68f, wird der Militärbau gewürdigt. Er entsprach in seiner Gesamtanlage
bis hin zu gestalterischen Details "den neuesten Erkenntnissen des preußischen Kasemenbaus", "die Kas-
seler Anlage fand als 'mustergültiges Beispiel' 1887 bzw. erneut 1900 Aufnahme in den entsprechenden Band
des Handbuches der Architektur". Zu den '7 Raben' in der Sophienstraße siehe a.a.o. S.367f.
295 Die Tochter Marie Magdalene (* 1866) von Br.Louis Hochapfel (1840-1913) und der Frau cathinka geb. Siebert
(1842-1920) heiratete am 5.5.1888 den Kaufmann Heinrich Wilhelm Engelhardt (1858-1911). Meldek.StAKS.
296 Jacob (1988) Bd.II. S.93 im Zusamnenhang mit dem Bauspekulanten Romulo Echtermeyer (* 13.ll.l871 Dresd.),
So.d.Bildhauers Garl E. (* 1845 KS), Architekt und Bauunternehmer, u.a.l909 wg.Bankschwindels zu 5 Jahren
Gefängnis verurteilt. Losch-Kartei (MuLB).
297 Hugo Engelhard (+ 5.5.1930 Meran 70J.), So.d. George E. und der Johanne C.geb.Engelhardt. Weitere Auskunft-
erteilende waren Hotelier Herm.Meyer (1841-1904), Kaufmann Hugo Gottfried (1859-1925) und ein Br.Grethen.
GStA PK FM Kll Nr. 71, 74 und 91.
298 Eberhard Mey: Hirsch Fränkel (1818-1907) - Kasseler Jude, deutscher Demokrat. seine Lebenserinnerungen
(überprüft und mit Anmerkungen versshen v.E.M.) Hofgeismar/Kassel 1996. S.47, Anm.l80, siehe auch B.Jacob
(1988) S.44.
299 Kay, Adolf Louis (I.) (* 25.3.1836 Wilsnack i.d.Altmark/ref~, So.d.Apothekers Franz K. und der Luise •••
(lebt in Apolda) A/B.: 1867 Br.or.med.Gg.Wilhelm Kolbe (182Q-84) Personalakte: GStA PK FM Kll Nr.82.
Gotthelft, Adolph, (* 4.7.1828 KS/mos.), So.d.Commissionärs Herz G. (+ 1871) und der Julie Sirnon a.Dresden.
GStA PK FM Kll Nr. 74.
300 Jacob (1988) Bd.II. S.41, 93f.
301 Ebd. siehe auch Lotze (2003b) S.53ff zur Sippe und den Brüdern Pfeiffer.
302 Jean Berlit (StAKS Sl 2623) gab eine Verteidigungsschrift für die (Kasseler) Juden heraus. Sie liegt gedruckt
vor in Frenz/Kalrmler/Krause-Vilmar (1987) Bd.2,S.l8Q-183.
303 GStA PK FM Kll Nr.55 (EM 'B-H') Dr.med.Maurice Hoffa (* 9.3.1826 Fulda) , war bereits 1866 in 'Oe goede Hoop'
am 'cap der guten Hoffnung zum Meister erhoben' worden, - am 29.August 1866 tauchte er bei den Brüdern in Kas-
sel auf. Weil er seit 15 Jahren zuckerkrank war, kurte er in Karlsbad, San Remo, aber auch wegen seines Kunst-
interesses bereiste er Italien. Sein Sohn Dr.med Albert Hoffa, Privatdoz.f.Chirurgie a.d.Universität Würzburg,
informierte die Loge (+ 14.7.1889 Freiburg i.B.); vorher hatte Dr.M.Rothfels 1888 dessen Verbleib erforscht.
304 Berlit (wie Anm.302) s.l8lf.
305 Siehe Lotze (1985) S.l22 Zentrales Staatsarchiv Merseburg Bestand Geheimes Zivilkabinett und Ministerium für
Handel und Gewerbe (Verkauf der Hütte 1871ff); Mitteilung an Verf. vom 7 .3.1983.
306 Uhlendorff, Franz, 'Fabricant zu Bettenhausen bei Cassel' war in der 'Alten Linde i.O.Dortmund' (3WK) aufgenorrmen
worden undaffiliierteim Januar 1889 in Kassel.Am 27.12.1897 dimissionierte er dort. Aktendefizit in GStA PK FM
5.2. D26, aber Person.Akte 5.2. Kll Nr.l08. Die Schwiegertochter und der Sohn Franz waren Cellisten und Klavier-
künstler. Mittg.d.Enkels Dr.med.Gerhard Uhlendorff vom 1.6.2002: "Von der Logenmitgliedschaft war in der Familie
nichts bekannt." Das gesamte Hüttenensemble in Veckerhagen gehört heute Habich' s Söhnen.
307 Lotze (1999c) S.l2lf;_ siehe auch Bruno Jacob "Die alte Hütte". In: HL Bd.36 S.l44ff.
308 Fraenkel. In: Mey (1996) S.69 f, Anm.237-242.
309 Ders. Anm. 241. Alle Mitarbeiter des Dienstmanns-Institutes sind namentlich im Kasseler Adressbuch zu erfassen.
310 Stern, Fritz: Gola und Eisen. Bismarck und sein Bankier Bleichröder. Frankfurt,Berlin 1978. S.l37.
311 Mey (1996) Anm.240.
312 Ebd., es kann auch der Bankier Ruben Arnthal (* 12.12.1824 + 1.12.1897) gewesen sein, 00 Lina Horschitz (184Q-
1910). Br.Gumpel Amthals (* 1796, FM Ffm.) Bruder Banquier Isaac (1791-1852) war bereits verstorben.
313 StAKS Sl Nr.3365, Einwohnermelde-Karten, Adressbücher Kassel. GStA PK FM 5.2.Kll Nr.l07. A.Streit blieb auch
als ältester hessische Freimauerer (mit 97 Jahren) im Lehrlingsgrad, -von 1863 (Münden) bis 1928 (Kassel)!
Kallweit (1966) S.33, a.a.o auch Hinweis auf den Opferengel vom Hauptfriedhof in Kassel mit der Spenderliste
= Kränzchenliste aus dem Jahre 1863, am 11.2.1950 der Vereinigungs-Loge 'Goethe zur Bruderliebe' übergeben.
314 Ebd. "Spedition Broeckelmann sen. & Grund".
315 Hermance = Amalie Carol.Johanne Hermine D. 00 1888 den Rittm.i.l.Westf.HusarenReg.No.8 Friedr.Wilh.von Hertell
"Bertha Wilhelmine Elis.Margar.D." 00 1898 "Prem.Leutnant Aug.Wilh.Max Louis Hans Walther Freiherr Treureh (?)
v. Buttlar Brandenfels zu Charlottenburg (Hus.Reg.) u.commandt.zum Generalstab." = Meldevermerk 3 und IV. auf
Karte der Witwe Auguste Damms (des Banquiers F.D.) im StAKS. Friedrich Damms war am 27.11.1836 KS/luth. als
Jean Albert Friedrich Damms geboren worden.
316 Kass.Tagebl.3.3.1928, StAKS Sl 2298. Kasseler Post 24.7.1965 (Zum 90.Geburtstag von Ludw.Streit).
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K.P.31.8.1965 "Ludwig Streits langjährige Arbeit im Dienste des DRK gewürdigt". Er heiratete am 23.3.1901 Clara
ottilie Herzog (* 27.10.1879 KS/luth.}: Meldekarten ab 1875. Ludwig otto Kar! Streit starb am 20.6.1969, seine
Frau Clara bereits am 31.12.1956.
Die Brüder Baurmeister gehen auf den Mitstifter der Mündener Loge Kaufmann Joh.Daniel Baurmeister (* 1758 A.:
1790 Gö.Gold.Zirkel,Schatzm.i.Mü.} zurück. Der SOhn Br .• Ferdinand carl Baurmeister (* 1798 00 Amalie L.Schuwicht}
war Tabakfabrikant in Karlshafen und Kassel (+ 27.9.1850 an Cholera}. Ein Bruder Dr.jur.Eduard B.(l799-1883},
arbeitete als Kaufmann in Baltimore/USA und Gustav Eduard als Tabakfabrikant in Münden. Dessen SOhn Philipp Ernst
R.Baurmeister übernahm wiederum die Fabrik in Karlshafen. Seine Frau, eine Alice Dangerfield aus Ashford/GB
lernte er dort kennen, als er die Zigarrenproduktion erlernte. Sie starb am 27.6.1907 als "Alice Freifrau von
Haxthausen verw.Baurmeister geb.Dangerfield in Carlshafen a.d.Weser", sie hatte noch den kgl.pr.Ltn.a.D.Chrn.
Ulrich Freiherrn v.H. geheiratet,- eine To. Irmgard v.H. wurde Bildhauerio in England. (Gotha.Freih.TB Teil A
92.Jg.l942 u.l854}. Ein Schwager und weiterer Br.Fr.Ad.Hr.Wetzell (1824-1907, A.:l851 Mü. 00 1852 KS/L Julie B.}
begründete in Münden in der alten Baurmeisterschen Tabakmanufaktur die Gummifabrikation. Vater Br.Helferich
Wetzell (1785-1851} und Ernst Gg.F.HermannWetzell(l819-97} hatten direkt hinter der Synagoge in der Gemengelage
der Altstadt ihre Fabrik, ja sogar unmittelbar angrenzend das Dampfmaschinenhaus. Bei einer "Kahlschlag-Sanie-
rung' im rückwärtigen Bereich der Ziegelstraße und 'Hinter der Stadtmauer' fiel dieses Gotteshaus noch in den
1960er Jahren sang- und klanglos dem Abriss zum Opfer. Die "Judenschule mit Mikwe", Hinter der Stadtmauer 23,
blieb als Kulturdenkmal zum Glück erhalten. Bereits 1878 hatte ein Großfeuer die vormalige Tabakfabrik, jetzt
"Gummifabrik Gebr.Wetzell' und Teile der Synagoge zerstört (Blume 1986, S.62f}. Ab 1890 wurde von der Gebr.Wet-
zell AG nur noch im Werk Hildesheim-Moritzberg produziert. Ein Neffe des Br.F.A.H.Wetzell ist Gustav Adolf
Baurmeister (* 27.9.1841 Carlsh., 5o d.(+} Kfm.Julius Albert B., A.:l868 KS), sieh'e ob.Anm.3~, i95, 230f/ Konnu-
bium Br.Merle/Habich, Br.List I.u.a. GStA PK FM 5.2. Kll Nr.60 u.88. Pezold: IndUstrialisierung (1981} S.31-33.
GStA PK FM 5.2. Kll ~r;65.~ Nach _DretJSiec]5.e (~~62} N~.409- 4lla sind die Nachkommen des 'Marchand'Jean Jac.Breiden-
stein und der Susanne geb. Massi ( + 1755}: Deren SOhn Guillaume B. I Handschuhmacher-Meister-- ( "Maitre Gantier' 00
Susanne Grasmeder, aus 1305}, hatte als 6.Kind (Enkel v.409} Bernhard Gottlieb (* 1794 KS/AF}. Dieser (411.6}
(Goldsticker und Kirchenältester} hatte wohl zu Witzenhausen Karoline Joseph geheiratet. Deren SOhn Br.Karl Bern-
hard Theod.Chrph.Breitenstein (4lla} war Kaufmann, er heiratete 1866 KS/F Marie SOphie Wilhelmine, d.To.d.Buch-
bindermeisters und Galanterie-Arbeiters Joh.Martin Heylgeist.
Neben Mangold & Sehröder (gegr.l825} war die "Cigarrenfabrik Wilhelm Joseph'(gegr. 1852} mit 180 Beschäftigten
die zweitgrößte in Witzenhausen (Verz.v.l867 "der domicilierenden Fabriken" StA WIZ A 1566}. Lit.: Roeper, M.:
Mit Wickeltisch und Tabaksieb - Die Geschichte der Witzenhäuser Tabakindustrie bis zum !.Weltkrieg. In: Künzel,
Artur: Beiträge zur Geschichte und Naturkunde der Region Witzenhausen. Witzenhausen 1993. s.51-74.- Hier eine
gründliche Bearbeitung der Fa.Mangold & Schröder. Siehe ob.Anm.96, 103.
Jacob (1988} Bd.II. S.37.
Siehe oben Anm.318 zu Br.Baurmeister, seine Frau und To.d.Postmeisters Schuwicht war über die Familie mit den
Gewerken Schuwich an den Herkules-Kohlengruben familiär verbunden.
zur Sippe Pfeiffer: Lotze (2003b} s.56ff, FM s.S.58. Pfeiffer, Aug.Ludw.: Die Familie Pfeiffer. Eine Sammlung von
Lebensbildern und Stammbäumen. Kassel 1886. Das Bankhaus Louis Pfeiffer hatte eng mit dem Bankhaus Rothschild
& Söhne in Frankfurt/M., besonders bei der Nordbahn, zusaamengearbeitet und sich 1935 durch eine faire Obernahme
der ("jüd.'} Farbenfabrik Rosenzweig & Baumann auch in der NS-Zeit einen guten Ruf bewahrt (siehe B.Jacob a.a.o.
S.36}. Die Vettern Joh.Hartmann Pf. (1794-1875 00 Rebecca Wöhler} und Wilh.Pf. (1801-64} hatten ab 1825 die "Ta-
bakfabrik Gebr.Pfeiffer' betrieben. Die Bank Gebr.Pfeiffer endete in der Gründerzeitkrise (1878): der Nachfolger
Bankier Gustav Pfeiffer (* 1845}, SO.d.Großhess.Konsuls/KomnR otto Pf.u.d.Pauline Barensfeld (!}, erschoss sich
am 6.2.1878. J.Hartm.Pfeiffer hatte sich bereits 1844/45 beim Leinenhaus Sehröder in Spangenberg (siehe M.& Sch.
in Anm.320} verspekuliert. Er war danach Buchhalter der Kf.Fr.-wilh.-Nordbahn gewesen. Joh.Hartmanns Sohn Lloyd-
Kapitän a.D. Fritz Pfeiffer (* 1842 Spangenb.} aus Bremerhaven erschoss sich am 16./17.März 1897 neben der Lei-
chenhalle des "hiesigen Civilfriedhofs •••• Misliche Vermögensverhältnisse sollen Pfeiffer, der früher Schiffsbe-
sitzer gewesen ist, zu der Tat veranlaßt haben." HBl.No.2334,Sa.30.3.1897. - Die Stadt Spangenberg wurde am
2.4.2009 für die vorbildliche Sanierung des klassizistischen "Schröderschen Palais' mit einem bundesweit verge-
benen Fachwerkpreis beehrt.- 1891 endete auch das 'Bankgeschäft Pfeiffer & Hartdegen'. Siehe ob.Anm.71 u. 114.
F.E.Ullrich (* 7.9.1834 KS + 17.5.1869 KS/U) A.: 8.10.1862 Mü. GStA PK 5.2. Kll Nr.l08 wie auch der Verwandte (?)
Br.Kriegsbaumeister (1875) und später GehBauR in Dresden Albert Ernst Conrad UHrich (* 3.5.1845 KS, SO.d.Leh-
rers u. Waisenhausinspektors Conrad u.} A.: 3.5.1874 B.: Br.Philipp Ollmann (1822-"96, Lehrer/"Rector d.Bürger-
schule' (HL Bd.lo, s.ll2).
Jacob (1988} Bd.II. s.37.
Lotze (1991) S.242f:
Br.Gürtlermeister/Plattierer Conrad Wilh.Kolbe (1777-1850} 00 1810 KS/UN Gertrud Enge 1 h a r d t (1792-1870}:
Br.Dr.med./SanR Gg.Wilh.Jul.Kolbe (*1789) war e.SO.d.RechnR Joh.Peter K. (00 M.Rudolphine Setzekorn},
Verf.d.Schrift Kolbe (1883) zur Gesch.d.Freimaurerei in Kassel 1766-1824.
Br.Mühlenbesitzer J.Hr.Ph.Fehrenberg (1840-85} 00 1867 Georg.Katinka Engelhardt ( )}
Br.Chrn.Habich, Chemiker i.Veckerh. (1829-1908) 00 1860 Georgine Elise Engelhardt (1841-89)
Ferdinand Habich, Kaufmann i.calif./ Kassel (1831-1911) 00 1859 Justine Engelhardt (* 1934)
Tafel Engelhardt & Schmincke aus Lotze (1991) S.242f.
GStA PK FM 5.2.Kll Nr.l08.
Tö. des Br.Fabri-
kanten Friedr. E.
00 J.H.Fr.E.geb.
Schmincke
Nathusius/Pfeiffer in Lotze (2003b} s.53ff, Hermsdorff 'Ein Blick zurück' 1332. Nathusius (~760-1835} war bei
Jer8me Abgeordneter für den Raum Magdeburg im Parlament in Kassel und hatte dort seine Frau Luise Engelhard
kennengelernt, deren Schwiegersohn wiederum wurde Dr.med.K.Gg.Louis Pfeiffer _(1805-77, "Kaktus-Pfeiffer"),~
als er~ 1833 Luise Philippine ~N. freite. Die Ehe des Naturforschers wurde bereits 1841 geschieden. Die Schwieger-
189
mutter war d.To.d .Kriegsrats Philipp Engelhard in Kassel. Eltern von Louis sind der Oberappellations-Gerichts-
Rat Burchard Wilh.Pfeiffer (1777-1852) und Luise geb.Harnier, aus alter Hugenottenfamilie, gewesen. Der General-
musikdirektor Br.Louis Spohr war ein Schwiegersohn geworden, als der Witwer 1836 Marianne Pfeiffer geheiratet
hatte. Lit.: Pfeiffer (1886) s.6ff,l0lf,ll6; Gärtner, Detlef :"Es dichtete für mich genug der ganze Park".
Althaldensleben-Hundisburg 1997 ('Im Spiegel der Literatur des 19.Jh.'). Freundl.Mitteilungen des Herrn Heinr.
von Nathusius in Hundisburg vom 8 . 10.2002. Ihm ist über eine aktive Freimaurertätigkeit von Joh.Gottlob Nathu-
sius nichts bekannt.
330 Bernhard Wilhelm verfasste drei Lyrikbände (1909, 1911, 1914) und naturkundliche Erzählungen; Lotze (1997a)
S.265ff, 347-352. Vor 1933 war er 27 Jahre Parteisekretär der SPD in Hannover und zeitweise dort auch Senator
gewesen. Die Zigarrenfabrik war eine Außenstelle der Fa.Fischer & Herwig in Münden (später Kautabak-Fabrik).
331 Fr.Habich zitiert bei Kirchvogel (1960) S.lll: Der Brand war nach des Fabrikanten Vermutung "am 26.Juli 1914,
1/2 2 Uhr früh" ••• "im Trockenschrank, in dem harzsaures Mangan getrocknet werden sollte", ausgebrochen.
332 J.Gerth : Der Tresor auf der Mauer. In :"Ein Blick zurück" (Geschichtsausschuss) Folge 15 Blättchen Rhg.l8/ 1991.
Das Anilinfarben-Programm bzw.die Teerfarbstoffe hatte Habich als eine der ersten Farbenfabriken mit dem 'Azo-
rot 3641', das ein älteres Zinnoberrot (auf Basis von Orange-Bleimennige) ersetzte, "mit durchschlagendem Erfolg"
hergestellt; Kirchvogel (1960) S.l09f. lln 19ll war, nach dem Erwerb des 'Färber-Schoppe-Hauses', bereits dort
eine großzügige Erweiterung des Werkes in südlicher Richtung und neben dem alten Lustgarten des Schlosses ge-
plant.
333 Im südlichen Bereich war ein "geräumiges Lagerhaus", an der Stelle der Färberei, in Massivbauweise errichtet
worden. (Lager X1 Plan des Architekten Hermann Holze, Münden, am 9.I.l913 vom Königlichen Hochbauamt in Hofgeis-
mar genehmigt/Pläne im Gern.Archiv Reinhardshagen). Unter dem Chemiker L.Neidhardt wurde 1912 ein großer, eben-
falls ~eschossiger Bau für die Druckfarbenherstellung als "Bottichgebäude in Eisenbeton" und offenbar von
Gerdum & Breuer (Kassel) unmittelbar an der Weser ausgeführt (gen.Hofg., 21.1.1912). Diese neuen Massivbauten
blieben naturgemäß vom folgenden Brand verschont.
334 Zun "Werk Habich II" siehe Kirchvogel (1960) s.ll6f . Auf allein 1.800 m• arbeiteten die Junkers-Motorenwerke
Kassel (JMK), gut getarnt, mit "rund 300 Fremdarbeitern" an 250 Drehbänken und anderen Maschinen in einem Teil-
bereich des 1915 errichteten 'Lagergebäudes K' • Bier wurden wohl auch Präzisionsteile/Aggregate für das erste
in Großserie gebaute Turbostrahltriebwerk 'Jumo 004 B' produziert. Der Cambeis- Bunker am Hopfenberg, nahe der
Eisenhütte, für den Direktor und RegBauneister Walter Cambeis (1901-1981) aus Dessau (00 19.8. 1933 KS Alice geb.
Gerland gesch.walther) und Behelfsbauten in "Amtsrichter Spennemanns Park", für Betriebsleiter Dipl.Ing .Kurt
Eidam (1912-1997) u.a. zeugen heute noch von der Rüstungsproduktion im 'Werk Habich II' . Lit.: Müller, Reinh.:
Junkers Flugtriebwerke. Oberhaching 2006. S.56ff,l69,247 zu Juno-Direktor Dr.h.c.Cambeis. Er ging nach Aussage
seines Sohnes Norbert (1951 n.Essen-Bredeney) für Fr.Krupp nach Brasilien. Seine Mutter war eine Verwandte des
letzten Gauleiters Karl Gerland (* 1905 Gottsbüren) in Kassel. Schriftverkehr und Gespräche des Verf.mit den
Söhnen a) Norbert Cambeis (Stoetze) vom August 2006, b) Oipl.Ing. Erk Dieter Eidam (Schallstadt), c) Lothar Küch-
mann (Ostheim, So.d.Ing.Fritz K.) vom Okt.2006 sowie d) Dipl.Ing.Horst Gerland (5alem) vom Sept.2006 und den
damaligen Rüstungs-Arbeiterinnen in Veckerhagen e) Marie Dettmar (verw.Thöne, Reinhardshg.), f) Irma Pfannkuche
(verw.Kowalski, USA) und g) dem letzten Jfoloi..Werkzeugmacher- Lehrling (bis 1945) Werner Baumann (Bremen). Zum Ing .
Karl Fr.Wilh.Hellmich (1914-79, bis 1944 Oora-Nordbau) 00 1940 Nordh./H. Marjorie Berthe Schmidt (* 1915 London),
To.d .Paul "Waffen-Schmidt" (vorm. Villa d.Herm. Habich, neb.d.Schloss) wurden dessen Nichten in Hofgeismar befragt.
Lit.zu den Auslagerungsbetrieben siehe Nagel, Rolf: Kassel Lilienthalstraße 150. Geschichte eines Industriestand-
ortes 1940-50). Baunatal 2007. S.32f,67ff. Meldelisten im Gemeindearchiv Reinhardshg. StAKS, Auskünfte der Archi-
ve der Städte Baunatal, Essen, Heilbronn, Immenhausen, Lüdenscheid, Nordhausen/Gedenkstätte Mittelbau-Oora und
Unkel/Rheinbreitbach. Das Lager für ausländische Arbeiterinnen der Fa.Habich' s Söhne, das im II.Weltkrieg in der
Gartenstraße ( "Russenburg") ausgebaut wurde, war gegen Kriegsende für russische Gefangene beschlagnahmt worden,
die für Uhlendor!! in der eisenhütte arbeiten mussten. Irma Pfannkuche, die ihnen an der Arbeit und am Lagerzaun
Brot zusteckte, drohte die Verhaftung (Anzeige des Wachmannes). Der am 8.ll. 1942 vom Preuß.Staatshochbauamt in
Kassel genehmigte Plan des Architekten Heinrich Röse, Münden, Mitgl.d.Reichskammer d.bildenden Künste Nr.AI 7278,
hat sich im Privatbesitz erhalten. Recherchiernde Schülerinnen der 'Geschichtswerkstatt am Friedrichsgymnasiurn''
unter Leitung von Peter Adamski, nutzten die Dokumente zu dem schon 1918 von Fa.Habich erworbenen Haus in den spä-
ten Jahren des 20.Jahrhunderts für Ausstellungsprojekte zur Zwangsarbeit im Raum Kassel.
335 Siehe obige Anm.332.
336 Kirchvogel (1960) S.lll
337 Ebd.
338 Zeichnungs-Konvolut zur "Einholung einer Concession ••. " im Archiv der Altgemeinde Veckerhagen.
339 Kirchvogel (1960) S.llOf.
340 Nachlass Paul Ad.Kirchvogel im StAMarburg
341 'Oie Nachkommen des Joh.Chrn.Breithaupt' (1977) von Marga B.geb.Mirow vollendet , zusammengestellt vom Schwiegervater
or . Gg . Breithaupt. (VI.B.2.1.). Marga Eugenie Helene Ilse Mirow war am 2. März in Hankau/China als To.d.Bankdirektors
Ernst Mirow (* 1872 Hannover + 1938 KS) und der Irmgard von Humbert (* 1876 Einbeck + 1959 KS) zur Welt gekommen.
Oie Schwiegermutter Emilie (Emny) Melida Berta B., war am 28.März 1880 zu Hundsbrunn bei Ohrdruf/Th.als To.d.Ritter-
gutspächters Selmar August Riemann (1849-'85) und der Emilie A.O.Chrne.geb.Ostmann geboren worden. Deren Kinder sind:
VI.B. 2.1.1. I 1 s e Marie Mathilde Käthe Clara Breithaupt (* 8.12.1903 KS + 16. 10.1981 R.-Veckerh.) 00 10.10.1925 KS
Ger h a r d Gg.Evert Friedr.Habich (* 31.8.1900 ve. + 1.1.1959 Ve. ), Dr .phil.,Chemiker.
a) H e r m a n n Gg . Hans Hellmuth Habich (-t20.1.1927 KS) 00 1961 Ve. Ingrid Joh.Kuschel,
(* 6.10.1938 Münden) To.d .Majors otto K. (* 1912 Waldenbg./Schlesien) u.d .
Oorothea Köhler aus Köln.
190
b) L e o n o r e Fr.Ada Elis. Habich (* 26.11.1937 KS) Apothekerin 00 1966 Ve.Notar Dr.jur.
Horst Peter Alb.Schierholt ( ? ~ So.d.Amtsger.Präs.Dr.jur.Günther Sch.
(* 1897 Stettin) u.Käthe geb.Weidemann aus Mönchkappe.
c) E v a m a r i a Hertha Isolde Irma Habich (* 1.2.1933 KS) 00 1955 Ve. Fabrikant Dieter
Freudenberg (* 20.2.1926 Weinheim), So.d.Fabrikanten otto F. (* 1890 Weinheim
gef.l940 cambrai/F) u.d.Lilli Pebrun aus Ludwigshafen.
VI.B.2.1.2. Fr i t z Karl Joachim Breithaupt Dipl.Ing.Fabrikant (1907-'67) 00 1936 Marga M i r o w (s.ob.).
a) Ge o r g-Ern s t O.Ed.Peter Breithaupt (* 1938) Dipl.Ing., Inh.d.Fa.OO 1967 Gertraud
Marianne Lange (* 1937 Landsbg.a.d.W.), Apothekerin, To.d.Bankbeamten Kurt L.
u.d.Eva geb.Spiess.
b) Hans-He 1m u t Guido Fr.Breithaupt (* 1942) Gr.u.Einzelh.-Kfm., Inh.d.Fa. 00 Hedda
Ilse Rudolph (* 1942 Hitzacker/E.), Lehrerin,To.d.OStR Dr.phil.Walther R.u.d.
Ilse geb.Michaelsen.
VI.B.2.1.3. I s o 1 d e Emilie Math.Käthe Clara Breithaupt
342 Dr.Georg Breithaupt: Mein Lebenslauf, zum lOO.Geburtstag herausgegeben von der Fa.F.W.Breithaupt & So.Fabrik Geodät.-
ischer Instrumente. Kassel 24.2.1973. Entstanden im Haus, das später P. (Waffen)-Schmidt (Anm.334) bezog und heute
Hermann Habich bewohnt.
343 Ebd. S.3l.
344 Lotze (2002b) S.22ff. Eisenmann schrieb den Nekrolog vom 24.Sept.l901 für den Kunstmäzen Edward Habich (1818-1901).
Lt.Meldekarte (StAKS) kam OSkar E. (* 14.1.1842) aus Berlin, war mit Marie geb.Zobel (* 1847 Haigerloch + 1878 KS)
verheiratet. Der Sohn Friedr.Eisenmann war Landrichter, 'kath.Religion', (* 23.4.1874 Hechingen). Er überlebte auch
den II.Weltkrieg und zog 1945 nach Volkmarsen.
345 Dr.Friedrich Hornstein (* 3.6.1834 + 25.3.1917) war ev.Religion, wohnte 1872 bei Wtwe. calm in der Friedrichstr.l/3
00 Emilie geb.calm (1834-1914).
346 Lotze/Bachmann (1998b) S.7lf.
347 Kaufmann/Direktor Michael Pulvermacher (+ 16.3.1922)
348 GStA PK FM 5.2. Kll Nr.98. Ernst Moritz Rubensohn, So.d.Hermann R.(auch Bürge) u.d. Rosa geb.Herrlich.
349 GStA PK FM 5.2. Kll Nr.65. Lt.Friedr.Breithaupts Antragsschreiben vom 14.12.1866 hatte er die Bauakademie Kassel
besucht, dann in Göttingen und München .('Bauakademie') studiert und als Baubeamter "theils im Hofdienst, theils im
Staatsdienst" gearbeitet. Bürge ist KriegsbauR Heinrich Lingemann I., u.a.gibt Eisenbahning.Br.Fr.Wilh.Tasch (1827-
'79) Auskunft über ihn: Wilh.Tasch hatte 1850 bei Kellners Flucht aus dem casteil Dienst: (Losch-K./Schwarzkopf:
Alt-Kassel S.l08)! GStA PK FM 5.2 Kll Nr.l08, A.: 1858 'Zur Pflichttreue'von Birkenfeld, affil.l866 KS. Der kgl.
preuß.RegBauR Friedrich Chrn.Gotthelf Breithaupt (* 2.1.1818 KS + 8.11.1874 KS) ist als 'VI.A', der älteste Sohn
des Stammvaters/'kurhess.Hofmachanicus und Münzmeisters Fr.Wilh.Breithaupt' (1780-1855 = 2.Firmen-Generation
= 'VI'.) und seiner Frau Chne.Friederike geb.Fröbling (1779-1829), To.d.Försters Joh.Chrn.F.zu Wolfhagen.
Friedrichs jüngerer Bruder ist Georg Aug.Wilh.Breithaupt (* 17.8.1806 + 14.2.1888 = 'VI.B.') 00 Charlotte Albertine
carol. (1812-1878) I To.d.RechnungsR carl Chr.Arend in Kassel. Jener Ahnvater der genannten Firma Breithaupt (3.Gen.)
war "Kurf.Hess.Hofmechanicus" und "Kgl.preuß.Konservator der physikalisch astronomischen Sanmlung am Museum Frideri-
cianum in cassel", Vater des Inhabers in der 4.Firmengeneration Fritz W.Breithaupt (1840-1907 = 'VI.B.2.') 00 1872 KS
Mathilde Auguste (1847-1907), To.d.Kurhess.GehJustizR Otto Fr.Bode. Als deren ältester Sohn wiederum folgt Dr.Georg
Breithaupt (='VI.B.2.1'.) als 5.Generation im "Vermessungshaus".
350 Breithaupt (1973, s.o.Anm.342) S.28 Dr.phil. Friedrich W.Stehlich (* 18.1.1852 Eisleben~ OOI. 1904 A.Bertha Wittich
(* 1860 Holzhsn.),zog im Okt.l904 nach Münden.
351 Dr.Stehlich verfasste dort 1911 den schönen Band 'Klein-Bremen. Bilder aus Mündens vergangenen Tagen' und beim Ver-
leger Br.Fr.Klugkist (* 1862 Mü., A.:l900 Mü.) Exkursionsberichte des heimatkdl.Vereins von Münden: siehe: Stehlieh
(ca.l910) Hausinschriften z.B.zum Rosenstock-Haus in Veckerhagen.
352 Kirchvogel (1960) S.26f u.Anm.l5. Der genannte Schwager "Kaufmann Talckenberg in Zelle", eines'Schwagers von Christ-·
ian Evert Habich in Wolfenbüttel' hatte tatsächlich am "4.Xbris 1749" lt.KB Celle/Altstadt Pag.l84 Dorothea Marga-
retha Habermaas (1726-'55) geheiratet.
353 Die 2. Eheschließung fand sich im 'Traubuch der Stadtkirche Celle 1736-177l'Pag.381.-Der Tod des Protagonisten
hingegen jedoch nicht im gegebenen Zeitraum!?
354 StAMarburg Kirchvogel-Nachlass /Illuminaten-Karton.
355 Kirchvogel (1960) S.3lf. Der Apotheker Kar! Wilh.Fiedler (1758-1829) hatte 1785 die staatliche Salpetersiederei
gepachtet und als Teilhaber die Brüder von Manger hinzugenommen. 1791 übernahm der neue Campagnen G.E.Habich ein
Viertel der Firma (siehe ob.S.20). Br.Ludwig und Br.carl Joseph v.M. L2/?, L5/131, L8/94 Kaliweit (1966) S.29ff,
107ff,l44,194,212,296f: lt.S.329/Anm.23 wirkte carl Joseph von Manger, nach Br.v.Bardeleben, 1814 im Großbeamten-
rat der GL von Kurhessen. Er wurde nach der Militärzeit Leihauskassierer, "geriet in Schulden und beging am 18.9.
1824 selbstmord. Er wurde zunächst ehrlich begraben, doch auf Verlangen der Bürgerschaft wieder ausgegraben und
hinter der Mauer verscharrt. Der entweihte Leichenwagen wurde verbrannt!" Wie sich die Loge 'zur Aufrichtigkeit'
in Ziegenhain,deren Repräsentant Br.C.J.v.Manger (auch 'Prov.Groß-ceremonienmeister') war, die Brüder in Kassel
und die ehemaligen Geschäftspartner G.E.Habich's Söhne Br.Christian Evert (L8/50) und Br.Joh.Martin (L8/51) dabei
verhielten, ist nicht überliefert, - ohnehin ruhte bekanntlich ab Ende Juli 1824 die Maurerei in Hessen.
356 Positiv auf Metallplatte im Nachlass von Walter Gerland (Reinhardshagen), aus der Küferfamilie G.stammend,
(rechts im Bild).
357 Mündensehe Nachrichten Nr. 7.11.1897. Siehe: Kirchvogel (1960) S.32ff und ob.Anm.
191
358 Die Nachkannen des Br.Joh.Martin Habich (1794-1872) in Veckerhagen (2 Linien):
Christian Habich
(1829-1908)
t
00
00
I
Minna Wulff
(1864-1945)
00 Jo.Mart.H e r m a n n H.
I (1861-1925)
Ilse Breithaupt 00 Dr.G e r h a r d Gg.Ev.H.
(1903-'81) (1900-'59)
'I' Ingrid Kusche! 00 H e r m a n n Gg.H.
(* 1938) (* 1927)
I.
II.
Dorot.Emilie Fr.Grimmel (1835-'58)
Elise Georgine Engelhardt
(1841-'89)
J,
F r i e d r i c h Karl H. 00
(1865-1939) I
+ Gg. E v e r t Chr.Aug. H.
(1892-'72)
t
H i 1 d e g a r d Johanna H.
(1924-2009)
00
I
00
Hedwig Streit
(1872-1949)
Ada Decken
(1902-'82)
Christian Decken
(* 1920)
359 Frdl.Mittlg.Prof.em.Albrecht Hoffmann vom 27.3.2008: "Mitglieder der Familie Habich, welche die Höhere
Gewerbeschule in Kassel besucht haben~
360 Ulf-Dieter Paul: Notgeldherausgabe der Firma Habich in Veckerhagen und das damit verbundene Bankhaus Reibstein in
Göttingen. 'Blättchen'd.Gem.Reinhardshag.3/2004 S.4. Frdl.Mittlg. des ehemal.Archivleiters (AStM) Dr.Joh.Dietrich
von Pezold/Göttingen vom März 2009.
361 Ebd. (Paul 2004). Der Betrieb war bereits 1920 ein anerkannter saatzuchtbetrieb. Ein Schwager/Sanitätsrat Dr.med.
Aug.Lax zu Hildesheim, So.d. Rittergutspächters/Amtmannes Ferdinand Lax zu Henneckenrode, zeichnete sich um 1870
in Hildesheim bei der Bekämpfung einer Cholera- und Blattern-Epidemie besonders aus.
362 Wie ob.Anm 360: Dr.J.D.von Pezold teilte mit, dass die Fa.Reibstein am 20.2.1930 zahlungsunfähig war und in Göt-
tingen Zindelstr.3 dann am 24.2.von der Deutschen Bank fortgeführt wurde. Als ältere jüdische Bankiers nennt
Pezold die Herren Heiliger sowie Mauer & Plaut und Werthauer aus Kassel, die in Münden arbeiteten oder annon-
cierten. Weiterhin seien als Bankiers genannt: der (christliche) Kreditverein, G.Henckel & CO (Albert Bellert
als Nachfolger/1880) sowie Carl Pfaff ( + 1928) aber auch Schwarzenberg aus Kassel.
363 Paul (2004) s.ob.Anm.360. ·
364 Im Schadfeuer brannte das Fachwerkgebäude im Juni 1967 restlos ab. Lediglich das massive Untergeschoss blieb im
Umfassungsmauerwerk erhalten. Zur alten Wasserburg siehe Gerd Fenner in: Lotze (1997/ Hrsg.) S.l7-20, StaM
PI! 9285 (Bilder/Zeichnungen, ca.l770)= s.l8f: StAM 300 Karten Pli 342/44. Die benachbarte Zehntscheune erwarb
noch August Heinrich Habich ( + 1837) , sie wurde erst nach 1950 abgerissen und musste einem Firmenparkplatz
weichen, wie auch das Grundstück Bäcker-Schmidt nach einem Brand in den 50er Jahren zum Parkplatz am Schloss-
eingang wurde. Das Enserrble änderte sich im 20.Jahrhundert völlig!
365 Schroeder, Felix von (1981) unter Zuarbeit von Dr.med.R.von Blumental, Gundelsheim a.N.: StA Celle Gesch.B.
474316, Mappe Habich.
366 Kirchvogel (1960) s.67.
367 Dreusiecke (1962) s.373 bis 376. Nr.2523 bis 2535a1 vom ersten Romain, Philipp (+ 1728 KS/ON) "Bourgeois et
Fabricant des gants" bis zum letzten Romain, Philippe Guillaume (* 1777), "fabriquant gantier", lassen sich
min. 4 Generationen Handschuhfabrikanten feststellen.
368 Auskünfte zum Elefantenpalast und den Nachfolgern Aschrott/Goldschmidt verdankt der verf. Karl-Hermann Wegner
(Febr.2009). Heinrich Wilhelm Rojahn war "Porzellan-Fabrikant, Geschäftsführer der Bankiers Carl und Christian
Hostmann in Celle" lt. Gesch.B.474316, Mappe Hostmann, im Stadtarchiv in Celle bzw. einem dortigen Schriftver-
kehr mit dem StAM (Herrn Engel). Es existierte offenbar im ersten Drittel des 19.Jahrhunderts auch eine 'Stein-
gutfabrik Jerome Hagelsieb & Wenderoth' am Altstädter Marktplatz No.368 in Kassel.
369 Umfassend informierte der Archivar Hans Schlotter in der 'Hildesheimer Allgemeinen Zeitung' vom 24.12.1979,
S.63f über diese Familie H o s t m a n n, die bereits um 1759 'regierende Neustädter Bürgermeister zu Hildes-
heim' stellte. Die Mutter von Carl war eine Sophie Cath.geb.Sinn aus Wernigerode. Der Halbbruder Christian
stammte von der 3.Frau des zweimal verwitweten 'Stadt Syndicus' Friedrich Andreas Hostmann ab, einer Witwe
Christina Louisa Henriette Haarstrick geb. Bock ( 00 17 .ll.l800) •
370 Hess.Nachrichten/Lokalausgabe KS 14.6.1951. Adressbuch, Casseler Tageb1.13.6.1926. StAKS Sl Nr.234 (1, Ms.Baetz
vom 14.6.1951.
371 Wentzell, Gustav: 'Wohlstand aus dem Elefantenkasten. Das Stammhaus der Kasseler Leinenindustrie' (für Kas-
seler Neueste Nachrichten I Jg.l932) Ms. im StAKS: siehe auch Paetow-Kartei/Häuserakte Bd.37 (= K.53-99). Um--
bau 1932 (K.Post v.4.6.1932).
372 Hoffmeister, Jacob (Hrsg.Gustav Prior): Gesammelte Nachrichten über Künstler und Kunsthandwerker in Hessen seit
etwa 300 Jahren. Hannover 1885. S.ll9.
373 Siehe folgendes Kapitel "Celler Loch".
374 Schriftverkehr mit Herrn Engel (StAM) vom StACelle (Allgem.Korrespondenz 474316 I Mappe Hostmann).
375 Thiele (1986/Erg.2000) Jüd.Hausbesitzer in Kassei 1809 u.l812, S.307f, Einwohnerliste 1840, S.309ff, Mitgl.d.jüd.
Gemeinde zu Kassel von 1902, S.344ff, mit allein 710 Personennamen.
376 'Kränzchen' Kassel bis 1863 GStA PK FM 5.2. Kll Nr.350: Chrn. {1829-1908) A.: 1850, Heinr.Aug.Gerh. (1833-55)
A.: 1855), Carl Gerh. (1827-99) A.: 1855 und Joh.Mart.Hermann Habich (1861-1925, A.: 188) = GStA PK FM 5.2.
Kll Nr.76 (Personalakte).
377 Kataster im StAKS I Böcke! Plan der St.Kassel (1866). Das Quartier nördlich der Martinskirche I Die 'Freiheit'
legt sich halbkreisförmig um die Altstadt und reichte bis zum 'Holländischen Thor'. Die Mosenthalstraße, die an
der jetzigen Synagoge endet, ist das Reststück der alten Holländischen Straße. Als Verlängerung über die Müller-
gasse stößt diese auf den Pferdemarkt. Das 'letzte·{verputzte) Fachwerkhaus der Kasseler Altstadt' ,.Mosenthal-
straße 6, das ein Investor 1997 "erlegte", wiederum 1820 die 'Oekonomie' der jüd.Bankiers Wallach ( damals
No.ll77) enthielt und von 1833 an 40 Jahre die 'zuckerfabrik Schaefer & Holzapfel' beherbergte, stellte Gerd
Fenner M.A. im JBK 1998 S.28b - 31 als "Vernichtung von Geschichte" heraus. So verschwand gerade der letzte
Altbau im Quartier zwischen der alten Zollmauer am Holländischen Platz und der Synagoge aus durchsichtigen
Gründen!
192
Bleistiftzeichnung .von L.E.Grimn (um 1831), Br.Grirrm-Mus.Kassel,
unverputzter Bau der Br.Wallach (Pfeil) No.ll77 arn Holländischen
Tor: rechts: Vorläufer/Nachbarhäuser des 'Elefantenpalastes'
Abb. bei Penner (1998) s,28a + 31.
378 HL (1918) S.l37 "Aus Heimat und Fremde".
Plan der Stadt Kassel ( 1803) ,
Stich von G.W.Weise,
ganz oben links Habich/Mosenth. ®
379 Brief des Stadt-Archiv-Sachbearbeiters Eder in Osterode a.H.vom 10.3.1994 an Fr.Silke Menzel/Osterode in der
Personalakte Sl Nr.234 (2 im StAKS.
380 Ebd.; siehe auch Ballin, Gerh.: Die Geschichte der Juden in Osterode am Harz. Osterode 1988 und weitere zitierte
Literatur und Archivalien-Belege im Brief. Die Familie der Witwe Ra(h)el Lazarus Aschrott betrieb vor 1813/'14
Wechselgeschäfte und Tuchhandel ("Wechsel & Ellenhandel") und verschwandt vor 1828 in osterode.
381 Luschberger, F.: Juden in Hochheim. Eine heimatgeschichtliche Exkursion. Hochheim a.M. 1988. S.l96-200 ('H.S.Asch-
rott und seine Erben').
382 Kass.Tagebl. von Sonntag, dem 13.6.1926: " Zum lOO.Geburtstag Sigmund Aschrotts. Ein Stück Casseler Geschichte."
Ein ausführlicher ganzseitiger Artikel •••• "von einer dem Verstorbenen befreundeter Seite" an die Schriftlei-
tung gekommen. In dem Artikel werden dessen früheren Mitarbeiter und späteren Bankiers Alexander Fiorino (F. &
Sichel), Br.Leopold Plaut (P. & Co) u.a. genannt. In der Akte Sl Nr.234 (1 StAKS auch eine Denkschrift von Baetz
(14.6.1951) s.ob.Anm.370 u.371: Wentzell (1932). Gustav Wentzell nennt auch den Bankier Mauer (M. & Plaut) als
ehemalige Mitarbeiter von Aschrott.
383 Ebd., Wenzell(l932) gibt eine Breite beim handgewebten Segeltuch von 364 cm an! StAKS Sl Nr.234 (1+2 •
384 C.T. 13.6.1926 (s.ob.Anm.382).
385 GStA PK FM 5.2.Kll Nr.lll (Personalakte).
386 Ebd.
387 C.T. 13.6.1926. Beilage (s.ob.Anm.382)
388 Wiegand, Thomas: Kulturdenkmäler in Hessen. Stadt Kassel II., Vorderer Westen, Südstadt, Auefeld, Wehlheiden.
Wiesbaden 2005. S.219-223.
389 Ebd. S.220, HL (1919) S.l05.
390 C.T.v.l3.6.1926 (s.ob.Anm.382). Mit großem finanz.Aufwand mussten 'Schwimmsande' "am Belger Kopf" bei Ober-Kau-
fungen entwässert werden. Ein "Steiger Rohrmann aus Halle erbohrte" den Stollen im Bergwerk 'Hochstadt'. Nach
Röhler (2007) S.l4 bestanden in der Mitte des 18.Jahrhunderts dort Alaunwerke. Bald nach 1756 wurde wegen Was-
serproblernen eine Gewerkschaft (aus Kassel) am Setzebach am Belgerkopf, südlich der Stiftskirche, eingestellt.
391 Zum Mausoleum siehe auch Wiegand (2005), ob.Anm.388, S.ll9. Zu Weißensee siehe Etzold/Fait/Kirchner/Knobloch:
Jüdische Friedhöfe in Berlin. Berlin 1987. S.llOf.
392 Frank-Roland Klaube "Für verschämte Arme, die unverschuldet in Not geraten sind". Stiftungen in Kassel im Wan-
del der Zeit. In: Informationen H.7/8 1978, S.6 f.
393 Ebd., Klaube nennt u.a. Ludwig Mond (1839-1909), Jeremias Rothfels (1800-'73), Abraham Arnthal, Franz Wertheim
sowie Sigmund & Dr.Felix Aschrott.
394 Schiotter (1979) s.ob.Anm.369, S.64.
395 StA Celle Stammliste Bomann, aufgestellt von Br.Wilh.Bomann 28.Febr.l924, S.9 = 'B IVk' Wilh.Karl B. (1846-1926)
00 4.10.1877 Angelika Grotefend (* 1858 Hannover). Der Vater Wilh.G. (* 1830 Ilfeld) wurde nach Celle versetzt,
später Escherode/Altkreis Münden. Die Mutter war Helene, To.d.Pastors Ungewitter zu Scheessel, sie starb 1903
in Kassel.
396 Bornano-Museum Celle:
BM 00266 Regine Habich, geb.Habermass (1724-94), "Urgroßmutter von Prof.W.Bomann", Öl auf Leinwand,
BM 00267 Joh.Heinr.Habich (1765-1833), Tabakfabrikant, Öl a.Leinw.,
BM 00268 Katharina Antoinette Habich, geb.Vieth (1775-1818), "Großmutter von W.Bomann", Pastell.
397 StA Celle Gesch.B. 474316 Mappe Bomann: 'A.B.'-Liste von 17 Firmen, die zwischen 1518 und 1817 gegründet
wurden ('1896 entworfene Notiz für die Cellesche Ztg.', Nachträge bis 1912). In der Liste auch die Fa.
"Schweiger & Piek, gegr.l813", die FM-Verzeichnisse von 1817 usw.druckte. Der Buchdrucker Br.Heinr.Con-
rad Piek war 1817 bereits im II.Gr., Mitgl.No.31. GStA PK FM 5.2. C4 Nr.3./MV.l812/13,1817,1860,1866 •.•
193
398 Siehe Eingangskapitel ob.Anm. 1-3; Kirchvogel (1960) S.l3f (hierzu: obige Anm.6).
399 Stammliste B o man n (Georg Christian B.) bezogen auf_. 00 Johanne Habich S.3ff. Aufgest.v.W.Bomann 28.2.1924
(StA Ce11e Gesch.B.474316, Mappe Bemann),
A. Stammvater Joh.Boman, vermutlich Anfang 1719 zu Stockholm geboren (+ 13.6.1789 Celle). Die Nachfahren nahmen
die Schreibweise Bomann an. Er heiratete 00 Eleonore Marg.Hagemann (1725-1812);
B. Sohn Joh.Georg Heinr. B., KürschnerM. in Celle (12.2.1756- 21.5.1802) 00 Johanne Sophie Nollmeyer (+ 27.12.
1830, 71Ja.). 4 Söhne 1 Tochter;
B.IV. Georg Christian B., Kaufmann, Fabrikant in Ce11e (21.3.1802 - 23.2.1877) 00 5.11.1826 Johanne Frieder.Habich
(13.3.1808-16.1.1891), To.d.Kfm. u.Tabakfabrik.Joh.Heinr.Habich (1765-1835) u.d.Trinette geb.Vieth (1775-1818).
Sie hatten 11 Kinder (a-k) = Anm.400 : Söhne f und k.
- Ein Bruder/Schwager B.III. Philipp Kar! Dietrich Bomann (1794-1868) wurde Großkfm.u.Schiffs-Reeder in Altona.
400 Ebd. S.(IV.=) 5, 9, B.IV.f. Joh.Heinrich B. GroßKfm.(5.3.1831 - 31.10.1878 Celle) 00 1869 Brooklyn Maria Barthelmes:
(* 1848 Nürnbg. + 1918 Sprendlingen), Fa.Bomann & von Bernuth N.Y. Ihre 2.Ehe 00 Dr.med.Jac.Eulberg/Sprendlingen
B IV.k: Wilhelm Kar! B. (4.1.1846 - 5.9.1926 Celle) 00 4.10.1877 Celle Angelika Grotefend (* 3.1.1830 Hannover).
Ihre Eltern siehe ob.Anm.395. -. 1 Tochter Helene B. (* 1850 unverh.).
401 StA Celle GeschB. 474316 Mappe W i e r s s , intus Schriftverkehr des Urenkels Wolfg.Grote in Ulm vom Juli/Aug.l978
und vom Nov.l942 von Curt Warnehold in Berlin (Ahnen-Nachweis) mit Dr.Guenter /Archiv Ce11e.
Ll I 2728 Testament Martin Heinr.Wierss (ca.l755-1839, =Schwager von Gg.Ev.Habich i.Veckerhg.) vom 30.0ct.l837,
publiziert 18.4.1839;
L2 I 2729 Testament Karl Wilh.Friedrich Wieras von 1872, eröffnet 18.1.1890;
Ll I 2729 Testament Kar! Wieras von 1897 (in Harnburg angenommen) eröffnet 23.6.1900.
402 Ebd. S.l7 (9.2.1901) Anfrage Rechtsanwälte Drs.Semler, Bitter und Sieveking aus Harnburg vom 22.2.1902. Intus:
3 Briefe Br.W.Bomanns, als gesetzl.Vertreters vom 4.10.1900, 29.12.1900, 9.2.1901 (hier: s.l7).
403 Beim Bomann-Museum dankt Verf.Frau Dr.Kathrin Panne und Frau Langhammer für die Auskünfte und Akteneinsicht zu
der Familie Habich. Die Ausstellung hieß "Streng geheim? Die Freimaurer in Ce11e" (16.5.-19.10.2008) und zeich-
nete sich durch ein umfangreiches Begleitprogramm aus!
404 Stammliste Habich (v.Schroeder/1981) S.lO. Personen: 7.d. Carl Aug.Habich hatte im März 1832 in Hannover (procl.
18.3.1832 Celle) Dorothea Frieder.Carol.Kensing, To.d.Bürgers und Bäckeramtsmeisters Heinrich Christoph K.gehei-
ratet. Kar! Gg. Wieras (*1788), aus l.Ehe d.Mart.J.Hr.w. u.d.Kath Elis.Krüger, 00 I.l815 (Schwester) 7.a. Doroth.
Christiane H8bich (* 1798) 00 (Witwe) II. 1823 Friedrich Wilh.Premper (ca.l799-1851), ab 1823 Krämer in Ce11e.
7.f. Johanna Friederike Habich (1808-'91), die andere Nichte von G.E.Habich in Veckerhagen, 00 1826 Georg Christ-
ian Bomann (= B.IV. ob.Anm.399), Mitglied der Kramergilde in Celle.
405 StA Ce11e A11g.Korr.474316, Mappen Habich u. Hostmann, siehe Treue, Wilh.: Gesch.d.Ilseder Hütte (1960) S.40,48ff.
406 Ausführliches Telefonat mit dem MvSt Dieter Habekost vom 26.3.2009, - Anfragen vom 5.10.2008, 6.1.2009 und
erforderliche Genehmigung Mutterloge A.F.u.A.M. vom 5.2.2009.
407 Treue (1960) S.40, Anm.l.
408 Ebd., Vorwort, S.9ff.
409 Br.Dipl.Chemiker Dr.Georg Hostmann (*2.4.1920), - er verbrannte beim Concord-Unglück am 25.7.2000 in Paris!
410 StA Ce11e, siehe ob.Anm.405, Mappe Hostmann. Brief W.Hostmann vom 5.10.1956, s.2 u.3, Antwort Dr.Ricklefs vom
17.10.1956.
411 StA Ce11e L 22 I 29 (1998) Br.Winfried Wolff: Daten z.Geschichte/"Stern" (Stand 18.4.1997) Block/Zeile 27 (1848),
Zeile 40f.
412 Ebd. Zeile 27.
413 Treue (1960) S.4lf.
414 GStA PK FM 5.2. K11 Nr.345, Eintracht und Standhaftigkeit, Konferenzen 1848/49; ebd.Nr.34, Liste "2l.Oct.5849"
- nur Martin Habich; ebd.Nr.36 (1854) mit allein 3 Brüdern Habich!
415 Schiotter (1979), s.ob Anm.369, S.64.
416 Treue (1960) S.4lf.
417 Ebd. S.43.
418 Ebd. S.49. Die Krisis kam von den USA nach England sowie Nordeuropa und lähmte das deutsche Wirtschaftsleben.
Zuerst war eine Geldschwemme, unzählige Aktiengesellschaften wurden gegründet und auf einen Schlag versiegten,
wegen einer Vertrauenskrise (wie 2008/09), die Geldströme.
419 Hofmann (Hrsg.): Justus Liebig und Friedrich Wöhlers Briefwechsel in den Jahren 1829-1873. Braunschweig 1888.
s.55ff.
420 Siehe Kap. von Bierbrauern ••• u.Braunkohlengewerken, ob.Anm.75. (Zur Zeche Gahrenberg). Die Frau des Br.Joh.
Martin Habich, - die Ahnen beider heutiger Veckerhäger Linien; die folgenden Generationen siehe ob.Anm.358.
421 Ausführliches Gespräch mit MvSt D.Habekost vom 26.3.2009, der auch bereitwillig Matrikelangaben zu zeitge-
schichtlichen Personen gab.
422 Treue (1960) S.47; Kirchvogels Recherchen in Celle (StA) belegen sich am Schriftverkehr in der dortigen Akte
Habich (Gesch.B. 474316). Nachrecherche· im StA/NLA Staatsarchiv Welfenbüttel vom Jan.2008, zur Manufaktur
Joh.Ev.Habich (+ 1736); Auskünfte vom 13.2.2008 von Frau Dr.Silke Wagener-Fimpel.
422a 'Hofhistoriker' tituliert ihn das Mitglied der Geschäftleitung Christian Decken, als er Kirchvogel für einen
Beitrag im Jubiläumsband der Großgemeinde Reinhardehagen (Blümel/Dietrich u.a. 1978) zum Fest "1100 Jahre
Vaake 700 Jahre Veckerhagen" gewinnen will. (Nachlass Kirchvogel im StAM). Der Beitrag des Oberkustos i~R.
Paul Adolf Kirchvogel 'Die Farbenfabrik G.E.Habich's Söhne Veckerhagen~ Aus einer 20ü-jährigen Geschichte'
(S.59-65) verkürzt die alte Chronik und führt sie bis zur ?.Generation mit Carola geb.Decken und deren Mann
Horst Kersten (Chem.-Ing., seit Mai 1977 im Betrieb.) weiter. Gewisse Fehler schlichen sich ein, -so wurde die
Salpetersiederei in Kassel bereits 1727 (1772!) eingerichtet und die 2.Generation um 1830/35 mit (3.) dem Br.
Chrn.Evert und Br .Carl (um 1860), der Söhne von Br .J .M.Habich, verwechselt. Der Kasseler Verfassungskämpfer
194
Chrn.Ev.Habich {1789-1841) leitete angeblich die Fabrik in Veckerhagen {S.62), während Bruder Heinrich August
{+ 1837 ve.) die Firma in Kassel geführt habel Richtig ist wohl {S.65) das aktuelle Datenmaterial {1978): 94
gewerbliche sowie 51 techn.u.kaufm.Beschäftigte mit den genannten Handelsmarken, wobei der "Marktanteil {wo?)
von bunten Dispersionsfarben • • • fast 20 %" betrug! Eine neue Erzeugung von Pigmente für die Kunststoff-
Industrie der Marke HABISOL wurde in der ehemaligen Druckfarbenfabrikation {1912 bis 1973) eingerichtet.
423 Gesch.B.474316 StA Celle, Akte Hostmann.
424 Ebd. Akte Bemann.
425 GStA PK FM 5.1.12. Nr.l41 Wiedereröffnung {ab 1837) des "Hellleuchtenden Sterns i.O.Celle", handschriftliche
Liste vom August 1838.
426 Siehe GStA PK FM 5.2. C4 Nr.3, Verzeichnisse 1812/13, 1817, 1860, 1866, 1869-71 und erst wieder von 1910-19,
1922, 1924 und 1929- 31. Dr.phil.Hostmahn war anscheinend 1905 aufgenommen, bereits 1908 {III.Grd.) Stell-
vertr.2.Aufseher, 1917/18 im Krieg {EK I + II) und Inhaber der Körting-Medaille. Der in ob.Anm.409 genannte
Br.or.Georg Rostmann {1920-2000) war ein enger verwandter.
427 GStA PK FM 5.2. P6 Nr.7 {"Zur grünen Eiche i.O.Peine", gestiftet 25.0kt.l903), Mitgl.Vz. 1919/20 bis 1929/30.:
Meyer I {a) = Ludwig Kaufmann I Senator {* 1853 Peine + 1921, A.: 1878) MvSt von 1903 bis 1921. Meyer II {b) =
Otto, Prokurist { * 1883 Peine, A.: 1908).
GStA PK FM 5.2. C4 Nr.3 Mitgl.Vz. 1910 Celle: Ehrenmitglied Meyer I. =August, Kfm.i.Hannover {* 1841, A.:
1866), Meyer II. = Isidor {siehe zwischen ob.Anm.396 u.397), Meyer III, = Robert, Kfm.i.Celle {* 1874, A.: 1904),
Meyer IV. =Albert Kfm.i.Ce. {* 1869, A.: 1902).
428 Treue (1960) S.76, zur Person s.S.74-77, 434f; Gerh.Lucas Meyer (* 6.5.1830 Burgerbrug-Zyde + 30.12.1916); er
war auch Mitgl.d.Herrenhauses.
429 StA Celle Gesch.B.474316, Akte Hostmann.
430 Treue (1960) S.597ff, 612ff; Konflikte mit dem Komplex "Reichswerke AG für Erzbergbau und Eisenhütten 'Hermann
Göring'", S.640ff : Neuer Aufbau 1945 bis 1958.
431 Ebd. S.SS-63. Als 'größerer Bestand' sind hier Aktienbestände über 3.000 bis 100.000 Taler gemeint. Den Höchst-
betrag zeichnete nur ein General von Anderten aus Celle, Sattermann nunc.H a a r m a n n {Celle) riskierte
lediglich 4.000 Talerl
432 Blume (1935/1986) S.lSl. Der Antrag lief über den Legge-Inspektor Bockwitz. Freiherr Grote/Jühnde und die Klo-
stergutpächter Lüder/Weende, Th.Baring/Mariengarten sowie AmtsR Lueder in catlenburg wurden als Berater einge-
schaltet. ·
433 Matrikel-Nr.53 der Mündener Loge. A.: 2.2.1810, II.Grd. 1812, "Pächter einer Glashütte". Bereits 1786 findet
man im Kirchenbuch des gegenüberliegenden luth.Kirchspiels Gimte als "Sohn des Inspektors zu Hilwartshausen"
unter den Konfirmanden einen Ernst carl August Immeßen. Die Großmutter entdeckt man als eine A.Elisabeth Hen-
rici geb. Rasselbach (+1811). Schriftverkehr des Verfassers mit Hans Ihmsen, Hannover, {vom Juni 2004) wegen
dessen Beitrag zu einer Tagung zur Glasgeschichte (6/2005) im Welfenschloss in Münden. Zur Geschichte der
Glasmacherei rund um den Reinhardewald siehe Lotze (1992b) S.l02f zur Feinglashütte Münden. Die großmütterliche
Familie Rasselbach weist auf die Verbindung zu den Verwaltern der hessischen Montanwerke Lippoldsberg und
Karlshafen hin, die in preußischer Zeit an den Br.carl Wenck bzw. carl Decken kamen {ob.Anm.229-231).
434 Lotze (2008) S.85ff, Anm.4ff; Herm.Jungk GStA PK FM 5.2. C4 Nr.3, vz.l860 No.23. "Ausgesch.n.§ 338 der Statuten"
(ca.l871). 00 1856 Ce. Dorot.E.H. (=7.d.cc) als To.d.Tabakfabr.C.A.Habich (=7.d.) Neffe d.Br.G.E.Habich/Ve. (= 1.0)
435 A.Hoffmanns Liste "Mitglieder der Fam.Habich, welche die Höhere Gewerbeschule in Kassel besucht haben"
(27.3.2008 an Verf.); C.T. 24./25~9.1901/Nekrol.v.Eisenmann; Fr.Rieffel in Frankf.Ztg., abgedruckt in HB1.2792.
436 Zu Heinrich s.ob.Anm.96,; Ebd.(Eisenm./1901), Lotze (2002b) S.233 , Konnubium: Sattler/Schwarzenberg.
437 Beruf Mitglied Aufnahmedaten Pag. Bürge"--------
Fabr. Georg Evert Habich (A.: 4.11.1840) P.68r
Fabr. Joh.Martin Habich (Aff.9.12.1840) P.69r
Kfm. Georg Eduard Habich (A.: 6.4.1841) P. 73r B.: Brr.Kloos & Rudolph
Bankier Herz Heinem.Hahlo(Aff.:l5.10.1845) P.89r
Wirt/Kutsch.Joh.oavid Lippe (A.:l5.4.1846) P.94r
Dr .med.Lud.Ad.Ferd. v .Bodungen{A.: 27 .8. '47) P .lOOr B.: Conrector Leunig
Mühlenb.Joh.Bernhard Koch (A.:24.6.1853) P.llSr B.: 'Herr Habig'
Maurerm.Conrad Krauss (A. :9.2.1853) P.ll3r B.: Br.F.Schäffer
Orgelb.Fr.Wilh.Euler (A.:22.8.1850) P.lOSr B.: cantor Billenhagen
Bankier Julius Hahlo {Aff.:l0.1.1855) P.l22r B.: Bürgerm.v.Bodungen
Kfm.Bernhard Hahlo (A.:29.8.1855) P.l22a r B.: Ders.
Chem.Heinrich Ad.Habich (A.:l4.11.1855) P.l24r B.: Martin Habich
Chem. (Mart.)Julius Habich (A.:l0.12.1856) P.l37r
Buchh. Joh.Gg.Luckhardt {A.:l9.12.1855) P.l26r
Färber Gg.Wilh.Engelhard(t) (A.:6.3.1861) P.l96r B.: Martin Habich
Berging.Friedr.Buhse (Aff.:l6.3.1860) P.l8lr B.: Dr.Schäffer (1850 KS)
Färber Conrad Engelhardt (A.:6.3.1861) P.l97r B.: Martin Habich
Bankier August Streit (A.:l4.5.1862) P.2llv B.: Julius Hahlo
438 Lotze (2002b) Zum lOO.Todestag von Edward Habich s.23.
439 Nach Hoffmeister/Prior (1885): J.C.Ruhl, Schüler d.Hofbildhauers Samuel Nahl,sein wichtigstes Werk: Das
'Hessendenkmal vor dem Friedberger Thore zu Frankfurt a.M!. Seine Söhne: 1. Ludwig Sigmund (* 1794), Maler,
Mus.- u.Akad.Dir., 2. Julius Eugen Ruhl (1796-1871)·, Hof-BauMstr.
195
440 Erweiterte Fassung der in Lotze ( 2002b) s. 22 wiedergegebenen Tafel:
Verwandtschaftsbeziehungen der Fabrikanten H ab i c h in Kassel und Veckerhagen
GecmJ Evert Wilhelm Justus Henn.ch 1 Jean Martl.ll Jean Conrad
IJIIbich Vogelrohr Dal(l)wig Reise Nettmann
Fabrikant Kramer Hof-Schlosserm üil"riiiächer Hofuhrmacher
(1748-1821) (* 1749) (* ) (+ 1818) (1754-1825)
00 1789 KS/A 00 00 1783 KS/ F 00 KS/ 00
Anna Marthe Anna Elisabeth Marie Louise Anna Gertrude Anna Cath.
Grunmel/Kranmel Fi!!9erli!!9 Glaß ~ !ägehals
geb.Biermann I I
T. 1811 KS/civ. J ( 1760-1811) , .. 1802 KS~OD I I 809 KS/00
Qlristian Bv. August Heinr. Joh.Martin poh.Peter 00 A.Elis.Jaoob 00 Justine Elisi Cath.Elis.OO J.Adam Martin E.
Habich Habich ~ ~elr. !...09!!!1rohrDalwig
Siehe
Anm.445:
Habich
iäbrlkant Fabrikant Fabrikant IPapierfabr. ;I ~m. ( 1798-1841) (1792-1837) (1792-1872) (1779-1834)(1783- ) (1786-1822) (1790-
00 1813 00 1815 00
Fried.Sophie Louise E1eon.
. -·· """i ~ Ol.lmtin Menc;Jse aus Kar1shaf. aus .Bremen
(1793-1864) (1794-1863) (1802-84)
1 I
I I I l l I
J.Mar.Aug ~-Bvert l!ldward Qlrn. Beinr. Aug. Joh .Wilh.Jacob
Habich ~- Habich Habich Habich Ruh1 Fabrik. Cheiiiik. Kfiii:- Papierfabr. (1821- ) (1816-63) (1818-01) (1829-08) (1833-55) (1806-89)
00 1846Ve po 00 00 OOI.
[A.c.c.A. Amalie E. Ggne.E1ise Cath.Somner Br.Gg.
Rudo1P!!, ~ ~ Bn9~ 00 II-.--BahnBauR ~.d. Vaaket To.d.Amtm. (1841-89) Ch.Chrn.Auguste
(+1887) ~astors J. zu Gudensb 1 Hj.i~en
P'ac.L. George o. ~"LINIEN M.d.Landst
I I
.1877 KS/a< I e~· KS/a< _.oo AnnaH.c.l .A. 00 G.F .w .Eduaabid) u. ®~tidbtmann. 40a •t;abid) u. --®~mibtmq_nn.
IDlagnu~. Dr.jur., ßanbr-ic[Jter. S3öbbede, @ut~beftjer.
39 *~abid), mentier. '
· S!ol&e, firäuleiit. 40b •.pabl~.· u. @5djmibhnann.
~~ucbul, ®taatßanmalt. ~iegel, ~räu{ein.
_ ~~, @ef_Ntui[ter. 5ßedn·, ~räulein.
39A *,Pabidj, »tcntier.. ß:reb.edi_ng,· @efd)mifter.
u. ID?angtr, Jß.ill!!.. 40c *~abic[J u. ®d)mibhnann.
$fannfud}, iifenb.~@5ecretär; ~fenmann,· SDirecfot.
$fannfu~, ße~rerin. 40d ()~lbadj, Sl'aufmann.
Bland, Dr. phil., ße~rer;. ~öl.cferß, S3anbricljter.
· ®uabebiffen, firiiutein, . @_rap~off, ~orfttneifter.
_41.
·~abidj, mentier.
. mauclj, megierung~ratfJ.
~enfef, Raffirer.
mittic[J, 5mwe.
!rod), · beßg{.
®tatf, be~gl.
.t>omburg, -~orftmeiftr.c a. SD.
Sl'i_u~,Dr.,@~mn.~Ober~2e~rer
!iDu~fing) i}räulein:
b. @idjettf 0u ®dju>dn~berg,
@utßbefi,er. _
~..Q.l39.llf.tl, @eridtt~af~ffQ!.
· _ ~.QI0q~.f.d; Wme.
®ofJmaun, Raufmann.
®oüinami · unb ~ennig~,
~lgc:~_rren.@rof}(Ja n blung.
444 Heinrich Keim: Le Goullon - Kasseler Koch französischer Herkunft als Großherzoglich Sächsisch-Weimarischer Mund-
koch und Küchenmeister. In: JBK 2000, S.75-84a. Verf.dankt seinem früheren Chef für weitere Informationen.
445 Gg.Aug.Rudolph (* 3.2.1849 KS) A.:8/1879, B.: EM/Vater R., Ausk.: Carl, Ferdin. u.Eduard Habich! Dimiss.:l887
zur Loge 'zur Stärke und Schönheit i.o. von saarbrücken'. GStA PK FM 5.2. Kll Nr.98. Dessen späteres Engagement
beim Verlag Hoffmann & Campe in Hamburg: Anfrage des Verf.wurde dort nicht weiter bearbeitet (Haus-Archiv)!
Nahezualle männlichen Familienmitglieder undSchwiegersöhn~ waren offenbar ~r;~ilt~.Yt"er. MvSt der Loge 'Roland in
Harnburg Aug.RudolJ?h·;· Hptm.a.D. in Wanasbek·, war EM aer 'A6Saiom"' /"St.Geeig'u. 'Ferd.z.Felsen-. -GStA- PK FM 5.2~ ·a44--
Nr.l71, S.l3. Freim.-Archivalien im Staatsarchiv Hamburg, Verf. dankt den VEREINIGTEN 5 HAMBURGISCHEN LOGEN für
die Einsicht-Genehmigung vom 2l.Okt.2003 sowie besonders den Brr.Wedderien und Lazar. ·
446 Meldekartei im StAKS "Von Boston zu: 25.10.1901, Karthäuserstr.l7 b(ei) Kranz zu Besuch, auf Reisen 4.11.01
not.7.1.02". Nach AB 1903 besaß das Haus Karthäuserstr.l7 ein Ing.carl Schnippering.
447 Siehe ob.Anm.96, 436, 443; Lotze (2001) zuStraUbe/Droste-Hülshoff, f.ofze (1985) Bergamt/Hütte, Lotze (1997a)
S.236 Familien Wille/Schwedes und ebd. Auguste Schwedes S.229-234. Zu (Br.)Sattler siehe Lotze (1991) S.237ff
und zur Freimaurerfamilie Fulda siehe Lotze (1996a). Der Schwager von Edward Habich war Ferdinand Gustav Eduard
Württenberger, er veröffentlichte: Zur Geschichte des Frankenherger Kupferwerkes im Regierungsbezirke cassel.
In: Zeitschr. für Berg-, Hütten- und salinen-Wesen XXXVI, 1888. Württenberger hatte ab 1839/40 die HGK in Kassel
besucht (Schwerpkt.Bergwesen), -zur gleichen Zeit studierten dort sein späterer Schwager Theodor Habich und
dessen Vetter Julius Habich.
448 Nekrolog Eisenmann, in: C.T. 24./25.9.1901, P.H. in: K.P. 9.5.1942, Lotze (2002b).
449 Kienast, Hermann J.: samos in archaischer Zeit - Deutsche Forschung in Stadt und Heiligtum. In: Kat. SAMOS (1996)
S.l32-141. Hier S.l40.
450 Ebd.
451 Hans Möbius (Göttingen I Kustos in Kassel 1928-1942) überließ 1974/78 dem Museum in Kassel Fotos von Karikaturen
und ein Gedicht von O.Eisenmann (ca.l894). Kat. SAMOS (1996) S.222ff.
452 Leihvertrag vom 2.April 1896 Abs.3: "Nach 99 Jahren werden die Alterthümer samt dem Schranke meinen Erben bzw.den
Erben meiner Söhne und Schwiegersöhne zur Verfügung gestellt. Falls diese die Obernahme ablehnen, so gehen die
Alterthümer in den Besitz des Königlichen Museums über. gez.Edward Habich". Reskript Kgl.Reg. IB Nr.7475, Cassel
den 20.Juni 1896 (Dr.Eisenmann) mit der Genehmigung des Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalan-
gelegenheiten und dem Dank der Staatsregierung. Die Unterbringung erfolgte ab 1935 bis 1939 im 'Landgrafenmuseum',
die Samos-Funde wurden z.T.l948 erstmals wieder unter Heinr.von Buttlar gezeigt. Siehe Einführung Prof.Peter Gercke.
In: Kat. SAMOS (1996) S.8f, Anm.9ff. verf.dankt Dr.Gercke für die informativen Gespräche (2001) zur Groß-Familie
Habich.
Ebd. s.211, Schnittzeichnung der Versand-Kisten mit 'Qualitäts-Feigen'im Brief (XXIII) an Edward Habich von Johan-
nes Böhlau (Smyrna 9.Dez.l894), die bandagierten Kisten enthielten getarnt die sarkophag-Stücke:
·a ..
.-~---· __ ;_-_;
• c. --)
(0
Sarkophagstücke, in Sägespähnen
Sägespähne
Innere Kiste
volle Feigenkisten
leere Feigenkisten
äussere Kiste (Skeleton mit Eisenbändern)
197
453 A.Serow, Musiker im 83.Inf .Reg. kam aus der Gegend von Luckenwalde, war später'Bote bei der Kgl .Regierung' .
Jacob (1844-1912) und sein Bruder Salomon (1851-92) waren Söhne des Großhändlers Sandel Katz und der u.d.
Beier geb.Plaut aus Nentershausen. Jacob Katz 00 1870 Betty Wertheim (* 1845 Breitenbach). Bei den armen
Landjuden in Breitenbach und Hoof hatte Salomon Hermann Mosenthal (1821-77) seine 'Erzählungen aus dem jüdi-
schen Familienleben' (Göttingen, 2001 Erstaufl.l877l78) angesiedelt. Siehe Nachwort von Ruth Kl üger in der
aktuellen Ausgabe vom Wallstein-verlag, S. l95-217, hier: S.210; Ob.Anm. 60 und Tafel 'Nachkommen des Pro-
viant-vuden Moses Abraham' (S.80).
454 Eine Auswahl an vorfahren in Veckerhagen aus dem Montanbereich: Hüttenbote Caspar Peter (+ 1780), Hütten-
aufgeber Daniel Emde (Ende), Forstläufer Bartheld Koch; konnubial verbundene Handelsmänner Lipproß I Scheel;
wie auch Müller Ritter aus Eberschütz, Hüttenmeister Barthold Koch (1719-80) . Weiterhin um 1750/1800 'vom
Nährstand' die Ackermänner Becker, Heisterhagen, Spielmann und Dorfmüller Stange. Die Tochter des Küfers
Heinrich Koch (1811-1889) Christine Marie Becker (* 1842 ve.) starb bereits als Urgroßmutter von Frau Strae-
ter 1907 in Dortmund. Bergmann Konrad Becker (1841-1889, deren Mann) hingegen verschied in Veckerhagen,
ehemals auch Bergmann in Gelsenkirchen- Eppendorf. Verf. ist für Auskünfte auch dem Historischen Verein für
Dortmund und der Grafschaft Mark zu Dank verpflichtet.
455 Verf. dankt für Recherchen dem Stadtarchiv Dortmund (Fr .Holtgreve, Hrn.Bausch 20.9.-12.12 .2008), Hrn.Pradler ,
und Fr. Nancy Bodden vom Westfälischen Wirtschaftsarchiv sowie Dr.Tappe vom Brauereimuseum Dortmund (Jan. bis
April 2009).
456 Der Br. 'Liqueurfabrikant Theodor Müller' (* 10. 5.1810) war lt. Gesellen-Matrikel GStA Mersebg.5 . 2. H68 (1828-50)
im Juni 1837 (P. 34, Nr.35) eingetretenrunmittelbar nach Gg.Ed.Habich (P. 32, Nr.34) . Die Loge tagte im Baur-
meisterschen Haus I später 'Pansesche Brauerei', an der Bremer Schlagd nach 1872 im eigenen Südekum-Turm.
Unveröff . Bestandsgutachten Dipl.Ing.Christa Lotze (1992) S.l6.
457 Lt.Fr.Elke Straeter wurde der BVB 09 im "Wildschütz" mit Borussia-Ausschank vor 100 Jahren gegründet.
458 Vereinigte Kirchenkreise Dortmund Schwanenwall 34, Bibliothek und Archiv; Verf.dankt Frau Bierbrodt, Lange und
Sirnon für die großzügige Akteneinsicht vom 27.1.2009.
459 TaB Veckerhagen (1877- 1911). Heirat 6.12.1907 ve.:Magdalena Hertha Habich (* 15 .5 .188B), led.To.d.Joh .Martin Hermann
H. et ux. Minna geb.Wulff (P. 72, lfd . Nr .617~ Wilh.Robert Heinrich Münch (* 11.6 .1880 Krefeld), Ltn.i.Kurhess.Pionier-
bataillon No.ll, led.So.d.Wilhelm M. et ux. Emilie Wilhelmine geb .Casaretto. Zu Hertha H. :Siehe ob.Anm.203
Kurt Fr.Wilh.Ernst Walter Sievert, So.d.Zahnarztes Dr. Gustav Sievert u.d.Ehefr. Bertha geb. Overhof~war am 13 .10.
1897 in Hamm geboren worden.
460 Auf der Mel dekarte (StAKS) der Witwe Sophie geb. Raabe des Kfm. Ferdin. Des Coudres ist ein Schwiegersohn Theodor
Georg Mari a r d eingetragen, offenbar eine irreführende Verschreibung . Die Forstakademie wurde1 17 Jahre nach der Auflösung einer dortige Forstschule des 'Hannoverschen Feldjägerkorps'(l849)1 als Preußische Forsthochschule (ab 1867) gegründet und besaß einen guten Ruf. Sie bekam 1922 ein Wahlrektorat, das Habilitations- und Promotions-
Recht verliehen und wurde, nach einem Befehl Hermann Görings (vom April 1938~ erst in Zeiten der bundesdeutschen
Landespolitik 'gehorsamst' der Universität Göttingen angegliedert . zu Des CoudresiRosenstock siehe Anm. l33, 133a.
Auch deren Sohn Gen.Major Richard Louis Hugo MariaDes Coudres (1865-1936), Vater des Dir.d . Landes-Bibliothek
Kassel or.jur.Jean Pierre D.C. (1905-77), s chlug demnach die Miltär-Laufbahn ein. Der genannte Enkel kam in der
NS-Zeit von der Wewelsburg nach Kassel. Ein Vetter war der bekannte Mathematik- Prof.Theodor Des Coudres (* 1862 Ve .
+ 1926) oder ein Onkel der Historienmaler Louis Philipp Des Coudres (1820-78), Dozent an der Karlsruher Akademie.
461 Meldekarte (StAKS), zu Luckhardt siehe ob.Anm.l33, 194. Sophie Des Coudres wohnte ab 2 . 4.1903 in der Karthäuser-
str. 2, als Mieterin bei Hugo von Kintzel (1843-1924, Möncheberger Gewerkschaft & Ziegelei), ab 10.4 . 1916 Wilhelms-
höher Allee 8 bei BuchbinderM. Gg.Ritzmann/Breidenbach.
462 Raabe war 'Factor bey der Fürstl ichen Wachslicht-Fabrik', stammte aus Grund am Harz. 1788: "gegenwärtiger Oeconom
der Loge". Wörner-Heil (1998) S. 34: A.: 24.Jul.5786, G.III. Siehe ob.Anm.l94 : Hof=Buchhl r.Justus Luckhardt 00 1818
Anna Marthe R. (*1790 KSIF), To. d . Hlsm.J.Chrn.Raabe u.d.Cath.Doro.geb.Jung. Raabes stellten in jener Zeit Buchhänd-
ler, 'städt.Weinvisierer', herrschaftliche Marställ er, einen 'Samt=Hofgerichts Secretarius', ' PostM . zu Carlshafen'
etc • • Beim Sohn George Evert R. des 'Herrsch.Fabriken Magazin Verwalter Joh. Christian Raabe' war im Mai 1786 sicher-
lich der e i nzige gleiche Namensträger in Kassel, Br.G. E. Habich, der Taufpate!?
463 Lt. Dreusiecke (1962) Nr.48, 893ff war Louis Arbouen ein So.d. Stadtrates Louis A. und der Susanne Du Bre (1711- 64).
Großvater Adam A. (+ 1736 KSIA) aus 'St.Onge' übte ebenfalls den Beruf eines Lohgerbers aus. Susanne war d.To.d.
Handschuhmacher-M. Henry Du BrayiDubray (ca. l680- 1731). Ein Schwager Henry Du Bre (1710-65) findet sich als Hof=
Kürschner und Schöffe ('Pelleti er de la Cour et Echevin de cette Ville'). Die To . Susanne Henr. Dubre geht 1766
eine Ehe mit dem Kriegsrat Caspar Harnier (* ca. l739- l8ll, Nr.l399 ff) ein: Schwiegersöhne wiederum waren der Br.
Hofmedizinalrat Aug.Chrn.Waitz (Nr. 2991 ff L51229, L8ll74) und Hof-ArchivariOAppGerR. Burch .Wilh .Pfeiffer (1777-
1852), Söhne die Ärzte Br.Hofrat Rich. Harnier (*1775, L5184, L8156) und Br.MedicinalR. Aug .Eduard Fr.Simon Harnier
(1790-1857, L8l55) auch Reg . Stabsarzt unter Jer6me. Zu PfeifferiHarnier siehe Lotze (2003b) und Brr.Pfeiffer,
Collin, von Haynau, Meisterlin etc . in Hanau: GStA PK FM 5.2.H55 Nr . l sowie 5.2.H53 Nr.37, Wörner-Heil (1998) und
ob.Anm. l 08lll4 (Arb.IPfeiffer) .
464 Dreusiecke ( 1962) Nr . 2518,1488, M. von Rohden und Susanne Isabelle Kister ( * 1754 KSION + 1834 KSIF) besaßen noch
im 19.Jh. das Eckhaus Johannisstr.ISchloss-Str . • Siehe Piderit: Gesch.d. Haupt-u.Residenzstadt Kassel (1844) s.l23 .
'Giovanni'v.Rohden (* 30.7.1778 KS + 8.9.1868 Rom) 00 1815 Cath .Coconari, To.d.Tivoli-Wirtes c .. Nach Hoffm. I Prior
(1885) S. lOl f galt er als "einer der bedeutendsten Landschafts-Maler" des 19.Jhs .. Katalog d.Staatl.Museen Kass . :
Joh.Martin v.Rohden (2000), hier: Biogr.von Gabriele D.Grawe S.36 f.
465 Marie Anne Jeannette von Rohden (* 11.1.1785 KS + 16.1.1856) 00 11.7.1807 KSION Louis Joseph Antoine Raymund H. ,
geb. als So.d.Kaufm.('Negotiant') in Neapel Jacob Hummel u.d. Anne Marie geb.Ebe1ing . Louis H. ist 1826: 'Directeur
de 1'Academie des Beaux-Arts' in Kassel . Piderit (1844) S. 474 .
466 Wörner-Heil (1998) S.35 VZ 5791 'Friedr.v.d.Freundschaft'(L3195), S .64 L5ll69 (seit 1808): "affiliiert 1791"- von
wo? 1811 war V.Riviere zum 'Capitular' erhoben worden.
198
467 Ebd.; siehe auch G.W.-F.von canstein (LS/33 EM Celle 1812) GStA PK FM 5.2.C4 Nr.3 VZ 5812 oder Major L.A.von Rau-
schenplatt (LS/162, L8/114) 1818 in Helmstedt, Ebd. FM 5.2.H88 Nr.34.
468 Meldekarte StAKS: W.Marcard kam am 20.11.1918 von Straßburg/E., blieb bis zum 10.2.1919 i.d.Kölnische Str.69 (bei
Wtwe.Wilhelmine Malcomess, Schw.? GStA PK FM 5.2.Kll Nr.90?) und zog dann nach Bad Kissingen. Die ehern. Villa (ca.
1880 erb.), im 'Garten des Staatsrats Scheffer', diente ab 1926 als Dienstwohnung des Regierungspräsidenten. Da-
runter Bierkeller-Systeme (von 1850) der ehem.Brauerei C.F.Roßteuscher. Seit 1952 (Neubau): Straßen-Neubauamtes
Hessen-N. Siehe: Wiegand (2005) Denkm.Topogr.Stadt Kassel II, S.312 f.
469 Verf.verdankt die Kirchenbuchdaten der Garnison-Gem.Lüneburg Frau Elke Bummelt vom ev.Kirchenbuchamt Lüneburg
(21.4.2009); hier: Trauungen KB Garn.G. 1848 Nr.l2 S.79. Eintrag u.vermerk d.Pastors F.L.Hamelberg. Zum rencmnier-
ten Hotel 'Hessischer Hof' (erb.l883) der Familie Zwicker in der Nauen Bahnhofstr.2 siehe Brathauer (1984) II.Fol.
S. 98 f. Der erste z. in Münden war demnach Friedrich Zwicker ( 1785-1860) •
470 Meldek.StAKS: 2.5.1884 bis 3.9.1885 , 'Offizier-Aspirant beim kgl. Lieutenant a.D. Georg von Hartung (in Pension,
Heimath: Celle)'; v.H. war (lt. AB 1885) 'Dirigent eines Militär-Vorbereitungs-Institutes'.
471 Frdl.Mittg. von Frau Rau in Celle (30.4.2009) ev.luth.KB-Amt Fritzenwiese 7. Taufe: 23.Sept.l866 KB StadtK.Celle
Heinrich Franz Theod.Matthias M., So.d.Sanitätsraths Dr.med.Theod.Adolph Z.Marcard u.dessen Ehefrau Mathilde Amalie
Carol.Juliane geb.Pessler zu Celle. Taufpaten waren: "1. Pastor Franz Pessler zu Groß Winnigstedt, 2. Frau Henriette
Walker zu London, 3. Gymnasiast Theodor Marcard zu Celle". Ob es Verbindungen beim Taufpaten 1 I von der Mutter zum
Apotheker Ernst P(a)essler (Mvst in Münden, EM seit 1906 i.Göttingen, A.:l883 Mü.) gibt, bleibt offen; GStA PK FM
5.2.G31 Nr.23 (= EM 52 i.Liste). Gr.Winnigstedt = 38170 Winnigstedt "am großen Bruch, zwischen Harz und Elm". Da
es sich bei der Familie Marcard offenbar um eine ev.lutherische Sippe handelte und sich zur reform.Gemeinde in Cel-
le, auch nach Recherche im Archiv der Dtsch.Hugenotten-Gesellschaft in Bad Karlshafen, keine Querbezüge fanden,
muss man wohl von einer nicht-calvinistischen Herkunft aus der Wallenie etc. ausgehen.
Beim Bruder Rittm.Georg Marcard auf Gut Taterberg bzw. dem Aufgebot zu Küsten bei Lüchow fällt auf, dass es nahe
dem Herkunftsgebiet der Schwiegertochter des 'conrad von der Fulda' Sophia Senmler aus Lohne i.d.Altmark (Verw.Gem.
39619 Arendsee) liegt und dass bei Anna Marie Helene Habich (* 1895 ve., To.d.Minna geb.Wulff) ein Taufpate der
Reserve-Ltn. Gustav BÖhmke(r) zu Eutin war. Die Schwester (?)'Helene Wulph' (aus der Gegend von Plön) der Minna
Habich ist ebenso 1893 bei der Margarethe H., später Marcard, die Patin gewesen. Die großräumige konnubiale Orien-
tierung in norddeu~schen Gefilden ist unübersehbar.
472 Dreusiecke (1962) s.44 Nr.251 ff, 2449,· 1315 f, siehe auch Gesch.Bl.d.Dt.Hugenotten V.II. 7/8 S.49 u. VI. 1/2 S.l6.
473 GStA PK FM 5.1.12. Nr.l41. Wiederöffnung Loge Celle. Liste August 1838 Nr.6 Theodor Hugues, Nr.l2 C.F.de la Cor-
biEke, Nr.33 Hr.Thormann. Der Kollege Nr.l9 vom 3.Inf.Reg. Joh.Friedr.Dorsch kam von der Feldloge 'Adolphs zur
dtsch.Treue'; a.d.gleichen Reg. cap.Wilh.Büttner (Nr.ll, !.Schaffner, vorm. 'großer Christoph i.Stade), Cap.J.
Baptist Kraenenbaum (20), Prem.Ltn. car1 Neußel (30). Weiterhin waren unter den Beamten vom OberAppellations-
Gericht die Räte Dr.jur.Gg.S.Gruner (1, Mvst, EM 3WK Berlin), G.A.W.Flöckher (3, Dep.MvSt# EM 3WK, vorm. 'Still.
Tempel i.O.Hildesh.) und Prokurator A.J.D.Müller (5, 2.Aufs.) sowie OAppGer.secretair Chr.C.Echte (4, !.Aufs.)
und 'or.jur, Rath u.camner Consulent A.G.W.Rittmeier'(8, Secretair, vorm.St.Tempel Hildesh.), neben den Predi-
gern Hugues, J.A.Freytag (7, v. 'Silb.Einhorn'i.O.Nienburg} und Weinhändler Wieras (10, Almosenpfleger} vom Netz-
werk der Habichsippe.
474 Dreusiecke (1962} S.ll8f, Nr.751 Kind 5 u. 6, Nr.754. Auch einzelne Karteikarten mit älteren KB-Auszügen verbran-
nten noch 1944, so dass auch in Dreusieckes wertvoller Arbeit schmerzliche Lücken bleiben.
478 TaB Garnison-Gem.zu Lünebg. 1861 S. 70 Nr.l4 Emil Bernhard M •• - Ebd. 1864 S.92 Nr.S. Im Text angegebener Todes-
vermerk von anderer Hand unter den Vornamen.
479 Ebd. 1861 S.70 Nr.l4, 8.Sp., Auch Verweis auf "S. 1859 No.6 p.52".
carls Tochter Else (* 25.3.1893 Lippstadt} , die Musikwissenschaften studiert hatte, wohnt nach dem Tod des Vaters
ab Oktober 1925 mit der Schwester Stud.med. Grete (*19.11.1897 Li.} als Klavierlehrerin in der Wilh.Allee 146 beim
Br.Kunstmaler Friedrich F e n n e 1 (* 12.8.1876 als So.d.Bahn-SchmiedeM. Joh.F. zu Wehlheiden). Lt.umfängl.Perso-
nalakte GStA PK FM 5.2.Kll Nr. 72 ist sein Wedegang über die 'Kunstacademien Cassel u. Julien zu Paris', als 'Land-
sturmmann beim Baustab', Feldpostbriefe von 1917 (Grandpre} bis zur Gedächtnisausstellung im Kunstverein Kassel
im Todesjahr 1926 überliefert (Graues Heft I Katalog in Akte Br.carl Fix a.Hanau, * 1829} ebd. Nr.72. A.: 1910,
Bürge: Friedr.Grau, später Architekt Koch. Ausk.: Prof. Brünner, Röse, Lotze u.a •• Er heiratete 1904 eine verw.
Agnes Binet geb.Manke aus Hamburg, war 1915 Kriegsmaler an der Vogesenfront, ·später im OSten und einer der besten
hess.Landschaftsmaler. Heidelbach,P.: Fr.Fennel, in: HL 1922 S.ll7f und a.a.O~ 1926 S.41-45. Seine Farb-Lithogr.-
Mappen (cassel 1909 etc.) sind bis heute populär (Kat.l989).
Der ältere Kunstmalerkollege Heinrich Faust (* 6.10.1843 Reinedorf b.Nenndorf, So.d.Br.Steuerinspektors a.D.Georg
F.} A.: 1972, B.: S.H.Grebe (I.}, Ausk.: Breitenstein, Lewalter, Israel, Hotop u.a., findet sich ebenfalls in der
Berliner Akte FM 5.2.Kll Nr. 72. Nachruf vom 9.1.1891 (C.T.} des 'Geheimrats Dr.Eisenmann', der auch, lt. Reul, Fr.:
'Der Maler Heinrich Faust' (HL 1905 S.ll2f,l28f, hier S.ll3}, selbst Historien-werke (die 'schlafende Titania'}
von ihm besaß. Schon vorher war der Br. 'Portraitmaler und Daguerreotypist Joh.Friedr.W. R o u x' (18o6-80}, dessen
Familie bereits in Logen zu Gotha (Ernst zum Kompass, Vater J.Wilh.R., Pagenhofmeister/Mvst, Br.Spohr s.o.Anm.l36}
und Meiningen eine größer Rolle spielte, auch für viele Brüder in Münden, Frankfurt und Kassel tätig (Pulvermüller
G.W.Koch/Kassel, MvSt v.Bodungen u.MedR J.A.Rosenbach in Münden/ Pastelle im Gesellschaftsraum d.Loge}; StAKS S.l
Nr.2075. Das Mündener Ölbild mit dem MvSt Paessler stammt vom dortigen Maler-Br.Heinrich P f o r r (* 1880 Laudan-
bach + 1970 Mü.}. Brethauer, K.: Heinrich Pforr (Katalog Mü.Kulturring}, Münden 1980; frdl.Auskünfte vom Alt-MvSt
Dr.D.Leßmann Münden.
480 Antwortschreiben einer
Standesbeamtin der Stadt
Eutin auf eine Anfrage
·zu historischen Fakten
(vom 14./15.1.2008):
Auskunft aus Sammelakten des Standesamtes Eutln
Sehr geehrtelr Herr Lotze,
die Ertellung von Personenstandsurkunden SOWie Auskünfte aus den Semmelakten kann
nach§ 61 des Personenstandsgesetzes (PStG) nur von Personen verlangt werden, auf die
sich der Eintrag im Personenstandsbuch bezieht, von deren Ehegatten sowie Vorfahren und
Abkömmlingen (in gerader Linie).
199
Andere Personen haben nur dann ein Recht auf Einsicht in die Personenstandsbücher und
Sammalakten und Erteilung wn Personenstandsurkunden, wenn sie ein rechtliches Interes-
se glaubhaft machen, d.h. wenn die Kenntnis der Personenstandsdaten eines anderen zur
Verfolgung wn Rechten und zur Abwehr wn Ansprüchen erforderlich ist.
Aus Ihrem Schreiben ist ersichtlich, dass Sie nicht zu dem wrgenannten Personenkreis ge-
hören.
Private Forschungszwecke begründen darüber hinaus kein rechtliches Interesse im Sinne
des §, 61 PStG. Ich sehe mich deshalb außer Stande, Ihnen die gewünschten Auskünfte zu
übersenden.
Eine Kopie Ihres Schreibens habe ich an das Archiv der Gemeinde Bosau gesandt.
Mit fl'eundlichem Gruß
Der rndesbea":'te
M~LZ
i
481 StAKS Meldekartei; Denkmal-Topographie d.St.Kassel II I Wiegand (2005, wie ob. Anm.468}, S.386. Die Uhlandstraße
(Nr.l-11} schließt heute dort an. Zwischen dieser und der Schenkendorfstraße lagen die Brauereien Gebr.Sumpf,
Wentzell und die 'Actienbrauerei Hahnenkamm' I Schöfferhoff.
482 Das Standesamt Krefeld, Fr.Erdma.nn, hatte weniger Bedenken (als Eutin, s.ob.Arun.480}, die Daten verstorbener mit-
zuteilen (2.9.2008}! Ebenso war Herr Michael van Uem I StAKrefeld (26.8.130.9. 2008} ebenfalls sehr hilfsbereit.
483 Doffine, Ernst: Die Entwicklung des Krefelder Maschinenbaus und der verwandten Industrien. In: Die Heimat 39
(1968} s.21-37, s.25 nennt Robert casaretto. Er gründete seine Walzenfabrik und Gravieranstalt, die jetzt (1968}
in der dritten Generation weitergeführt wird. Lilla, Joachim: Die Stadtverordneten I Ratsherren in Krefeld und
Derdingen 1918-1945. In: Die Heimat 66 (1995} und 67 (1996} hier S.l60 bzw. 113 (Alex casaretto}.
KB kathol.Kirchengem. 'Papst Johannes XXIII' (Dionysius-Kirche} Krefeld. Das regionale katholische Archiv (Schnei-
derstr.50 in Krefeld war leider bereits aufgelöst.
484 M.van Uem I StAKref., Mitteilung vom 30.9.2008 (Mitglieder-Verz.d.Loge vom 27.Juni 1880 im dortigen Archiv}.
485 KB Bosau 1887 P .• 258., Trauungen bürgerl./kirchlich am 6.6.1887. Trauspruch Römer 11, 33. Bescheinigung d.Standes-
amtes Löja vom 6.6.1887 J.H.Kreutzfeldt. Verf.dankt für die Auszüge Fr.Tasch von der Gemeinde-Verwaltung I Bürger-
meisteramt Bosau (Brief v.l1.8.2008 mit umfangreichen histor.Daten}.
486 Ev.luth. Kirchenkreis Eutin, Zentralarchiv 23684 Gleschendorf. Auszüge (1-10} von Herrn Hans Jürgen voss erstellt
(12.9.2008}, hier: Tod 29.9., Best.: S.October 1868 ('mit Geläute und Grabrede öffentlich beerdigt worden. Al-
ter 30 Jahre 5 Monate und etliche Tage.'}
Traubuch 1871 KG Bosau ('Im Hause copuliert ••• Bescheinigung Amtsgerichts vom 2.Sept.l871 und 12.0ct.l871' lagen
vor.
487 Ebd. Taufbuch KG Bosau (Bickel} 1831. Die "Taufzeugen: Heinrich Ehmke R a s c h, Kirchenjurat in Bosau, Gottlieb
Ernst Christopher Schröder, Jäger in Wensien und Maria Dorothea Tegtmeyer, die Frau des Kornsmüllers Tegtmeyer
von Hornsmühlen."
488 Ebd. Bestattungsbuch KG Bosau (Gremsmühlen, Malente} 1901 Pag.400. 'Beerdigung !.Klasse mit Predigt Psalm 51, 19'.
489 Ebd. Nach Mitteilung von Herrn Voss wurde im umliegenden Gebiet die Leibeigenschaft erst um 1807 abgeschafft, die
(kleineren} "Hufner waren zumeist arme Hunde". Das größtenteils zu Oldenburg gehörende Gebiet um Eutin hatte seit
1586 evangel.Fürstbischöfe von Gottorf, wohin bekanntlich der Prinz Carl von Hessen beste Kontakte, auch rege frei-
maurerische Beziehungen pflegte. 1803 wurde Eutin die Hauptstadt des FÜrstentums Lübeck, seit 1919 des oldenburg-
ischen Landesteils von Lübeck, der erst 1937 preußisch wurde. Bereits um 1800 verfügte die Eisenhütte in Veckerha-
gen über Kunden und Absatzgebiete von Oldenburg bis Kiel, Schleswig und FriedrichstadtiEider. Erst als im ersten
Drittel des 19.Jahrhunderts die Rendsburger Carlshütte eine wirksame Konkurrenz wurde, verlor die kurhessische Ex-
porthütte langsam die Absatzgebiete. Das Museum von Heide in Dithmarschen (Dr.V.Arnold 24.2.1986} bestätigte auch
den erheblichen Import (um 1800} von Cberweser-Töpferware im Großraum zwischen den Küsten. Zu den regionalen Logen
von Flensburg (AltLogM.Dr.Klaus Feddersen, 'Carl zur Hoffnung'} und zu den 'Agenten der Hütte Veckerhagen' Daniel-
sen und Paulsen, auch als Männer des Vormärz, existiert ein reger Gedanken-A~tausch von 2001. Auch älter Kontakte
des Verf. zu Dr.Björn Kammer (März 1986, Mus.f.Kunst-u.Kunstgeschichte in Lübeck}, zum Veckerhäger Ofen im Haus Chr.
Lillie und dem hessischen Konsul Hlsm.Andreas Paumeau (bereits 1744} in Lübeck, unter Friedrich I. von Schweden,
fanden statt. Wegen der Kupferimporte über Lübeck I die Kupferhütte an der Olbe (Veckerh.} gab es alte Beziehungen
in das dortige Fürstbistum.
Der Ofenhändler J.G.Mengerssen in Oldenburg (StA Oldenb. 30.4.2001} fand sich nicht beim 'goldenen Hirsch', wie auch
die Groß-Kaufleute Schweffel (StA Kiel 30.3.2001} und Schultz in Kiel sowie Jens Andersen in Husum, Eisenhändler
J.F.Elvers zu Heide usw. nicht in den wenigen vorliegenden Verzeichnissen auftauchten. Die Berliner Bestände (GStA
PK} konnten ebensowenig für Norddeutschland ausgewertet werden, wie auch das Archiv des Dän.Freimauer-ordens in Ko-
penhagen, Blegdamsvej. Siehe Vorwort des Verf. zum Gusswaren-Katalog der Hütte in Veckerhagen von 1834 (Reprint
19901 Handexemplarin MuLB von J.H.Des Coudres} S.IV und Ders. (1999a} zu den Reisen niederhessischer Montanmänner
im 19.Jh., S.185 ff.
490 Ebd. Auszug aus der Chronik der Dorfschaft Thürk, S.41 f. "Wegen der Schuldenlast" des Hufners H. Meyer (Nr.8} war
das Anwesen um 1775 "für 48 Taler und ein Paar Stiefel" veräußert worden. Diese Hufe (Bergstr.ll, 13} von 72 ha
und 2.542 Mk. Reinertrag bewohnte Tierarzt Braasch aus Kesdorf, wohl ein Enkel des Hufners Jasper Braasch, der
ab 1862 auf der Hufe der Tante Katharine in Thürk gewohnt hatte. Somit war er ein Vetter der Minna Habich und deren
Schwester Helene Wulff (Taufpatin 1893 u.'95 in Veckerhagen}. Die Verwandtschaft zu dem Br.Fr.Aug.Wulf(f} (181Q-81),
Kaufmann in Karlshafen (* 1810 Münd. ,A.: 1848 Paderborn}, bleibt unklar; er war Bürge bei Herm.Wetzell (G\lltl[\ifabrik)
und bei Franz J.E.Wenck (1821-97} von der Sippe Habich (GStA PK FM 5.2. K 11 Nr.lll ?, ab 1851 im Mündener Bestand).
491 Archivpfleger Voß (ZA Gleschend., 12.9.2008, Ausz.lO, TaufB KG Eutin 1868 Pag.26, Zeile 127. Weitere 'Gevatter'
waren: 'Auguste Elsabe Niemann , geb.Schlichting, Wittwe; Catharine Zietz, geb.Schlichting, Witwe in Eutin.'
200
49la Laut Standesamtsakten in Hedemünden war dort bereits am 19. Aprill903 der Oberst a.D. Marcardt im 'Sanatorium
Lauenstein' (53 Jahre) verstorben. Ein Bleistiftvermerk gibt dessen Geburt mit '22.März 1850 in Moor bei Brug-
hausen' an. Nach Heinrich Hampe: Hedemünden. Aus der Geschichte einer kleinen Ackerbürgerstadt. Münden/Hedemün-
den 1992 s.58-66, lag diese Einrichtung im ehemaligen 'Kaufunger Hof' ('Hedeminne', 1294), im später welfischen
Gebiet an der Werra: - von 1652 bis 1898 von der Sippe Stichtenoth bewirtschaftet. Aus der Familie dieser "Stifts-
genossen" stamnte auch die Mutter vom 'Stasi-Minister' Ernst Wollweber (Lotze l996b, S.24 Anm.l) sowie sein Tauf-
pate, der 'Cigarrenmacher Fritz Stichtenoth in Heedemünden'.
492 Frdl.Mitteilung der Standesbeamtin/Archivarin Anneliese Dönges (Reinhardshagen) vom 20.5.2009 und des StAKS (Mel-
dek.: Hupfeldstr.ll vom 25.6. bis 1.10.1915, Frevert kam von Lemgo).
493 Ob.Anm. 181, 129 u. 223: Lotze (1997a) S.229 ff, hier bes. Taf. S.236.
494 GStA PK FM 5.2. GlO Nr.69, Personal-Akte 'si-St': Mitgliederverzeichnisse 5.2. GlO Nr.39.
495 Ebd. 5.2. GlO Nr.59 Pers.-A. 'Ha-Hi'. Dort finden sich neben beiden Brr.Heisterhagen auch die frÜhen jüdischen Brr.
Rudolf Herz, SO.d.Hermann Herz (* 1842 Weilbg., A.: 1872, '75: III.Gr.), Kfm. Moritz Hirsch (* 1820 Gießen, A.:
1850 Frankf.Adler, Aff. 1851 Gießen) und dessen SOhn Stephan (* 1855, A.: 1875). Ein Br.Dr.med.A.K.Hesselbach
(* 1787 Würzbg., A. :1821 Gieß.), den bereits 1813 der GehOBgR Schaub zu Allendorf/We. überzeugt hatte, noch "als
die Kosaken die Gegend überschwemnten", ist Mitglied. Weiterhin findet sich ein Med.-Student Adolph Beymann (* 1829
auf Java) und ein Marburger Philologie-Student Emil Henning (* 1824, Hanau) 1847 als Bruder: sein Bürge war wie-
derum der 'Kollege Schaeffer aus cassel'.
496 Siehe ob.Anm. 196 zu den Brr. Stamn I bis V. Der Lieutenant in Marburg Gg.Wilh.Stamn VI (* 7.10.1845 Spangenbg.)
ist, neben den vorgen. 5 leiblichen Brüdern, der SOhn von Stamn I (GStA PK FM 5.2. Kll Nr.l06, P.: Stamm I, A.:
2.12.1866). In diesem Militär-Zusamnenhang sei auf den jüngsten onkel, Br.Julius C.E. Stamn (V), den 'Escadrons-
Thierarzt' in Grabenstein, besonders hingewiesen.
497 Erste Logengründungsversuche: Arolsen StAM 118a Nr.3102 (1779) und Pyrmont (1889) StAM 122 Nr.l870, Archivalien Pyr-
mont z.T. unter Hameln GStA PK FM 5.2. H51 Nr.24 I Kgl.Eiche i.O.Hameln, 1863 gestiftet. Prinz Friedrich-carl ließ
den Verfasser über Herrn Dr.H.Broszinski darauf hinweisen, dass die 'Fruchtbringende Gesellschaft' auch im Gedanken-
gut als Vorläufer der Freimaurerei angesehen werden kann. Siehe hierzu die Magister-Hausarbeit von Eva-Maria Tisch-
bein-Heer: Das Grabmal Georg Friedrichs von Waldeck (+ 1692) in Korbach. (FB Neue dt. Lit. u. Kunstwiss. d. Univ.)
Marburg 2002. S.90 (Anhang). Auch die Loewies (aus Schwaz in Tirol) waren, wie Tschudi, durch eine Rheinbund-Einheit
um 1813 (Korporal. Joseph L.) nach Waldeck gekomnen, der SOhn Br.carl L. (1814-1902) hatte 1841 eine Steindruckerei
eröffnet (Gründerzeitstil-Postament in Puitform Nr.240). Moldenauer, Ingeborg I Kümnel, Birgit u.Hartmut : Der Alte
Friedhof in Arolsen. Bad Arolsen 2004. S.l49.
Bei der alten Apothekerfamilie L e i s t er zu Wolfhagen handelt es sich (lt.KB Wolfhg.) um den Br.Fr.carl A.Gott-
lieb Leister (1814-80, 00 Wilhelmine "vulgo Minna", 182Q-68, To.d.Wege-u.Brücken-Ing.Fr.Ludw.Schirmer, 'Ritter d.Kais.
Russ.St.Wladimir-ordens m.d.Schleife'), verschwägert mit den Lehrerfamilien Klüppel und Alles. Sein Taufpate war am
24.11.1814 u.a. Dr.med.Carl Anton Hildebrandt (siehe 20 Jahre später Physikus carl T.C.Hildebrandt 'Am Bache', gegen-
über 'Habichs Burg', Kantor W.Klüppel und die Montan-Verwandtschaft in Veckerhagen: Lotze, 1997a S.lOO, loS Anm.l).
Vater Apoth.J.Hr.Leister und der Bruder StadtR/Apoth.Louis (1808-42, 00 SOphie, To.d.RentM Fricke zu Niederelsungen)
waren Vorgänger im Offizin Oberste Str. 55/56. Nach 1854/55 müssten carl und Minna Leister die Apotheke (Wittmarstr.)
in Volkmarsen übernoomen haben, ein SOhn Fr.Ernst Gottlob (1845-70) starb in der Apotheke Blankenburg a.Harz und
wurde am 29.8.1870 in Volkmarsen beerdigt, dessen Bruder J.Hr.N.J.Hermann L. Leister (* 1851 Wolfh.) stirbt als hoff-
nungsvoller Architekt im Elternhaus (+ 25.7.1872, ev.To.-B. 1842-96 Volkm~). Seine Paten waren am 27.11.1851 BürgerM.
Nic.Joseph Ritter und die Ökonomen Justus Hr.Dippel und Herm.Carl G.Schirmer zu Istha. (ev.Ta.-B.l846-55 Wog. P.67
No.516). Der Br.Carl Leister stirbt am '17.oct.l880 zu Volkmarsen am Schlagfluß', als 'langjähriger Kirchen-Ältester'.
Zu Schirmer, den Pastoren und Apothekern siehe Lotze (2005) S.83 ff.
497a Der Neffe 1 das Patenkind des Vorgenannten Br.carl Leister, Kar! Leister (* 14.9.1837 + 25.1.1918), SO.d.Ludwig),
war wieder Apotheker in Wolfhagen. Seine FM-Tätigkeit bleibt bislang unklar. In HL 1918, Bd.32, S.39 wird im Nach-
ruf gemeldet: " ••• ein Hesse von altem Schrot und Korn, der über ein halbes Jahrhundert hindurch erfolgreich bemüht
war, die Interessen seiner Vaterstadt und des Kreises Wolfhagen durch Rat und Tat zu fördern." Die Sippe fand der
Verf., als vor 5 Generationen 1735 ein Hauptmann Jacob Leister zu Neukirchen (Kr.Hünfeld) in die Müllerfamilie Bre-
men einheiratete. Der SOhn und Müller Joh.Adam (* 1739) ehelichte dort 1763 die Pfarrerstochter Helena Chrna.Bocris.
498 In Wildungen existierte lt. MvSt Titus Malms/Bad Pyrmont (1985, Nr.22/23) seit dem 16.8.1883 ein FM-Kränzchen. Nach
Malms endete die Loge in Arolsen am 22.3.1900 unter Fürst Friedrich II •• Fürst Georg Viktor zu Waldeck und Pyrmont
( req. ab 1852, 1831-93) hingegen förderte die Freimaurerei noch tatkräftig.
498a GStA PK FM 5.2. Kll Nr.87 Brief vom MvSt J.G.Luckhardt an den Br.L a n g vom 28.3.1869, in dem jener um ein Einlen-
ken bittet. J .B.Lang lebte wohl ab 1885 in Weinheim. Seine Frau war eine Margarethe geb. Biermann (* 1837) aus Kassel.
499 Ebd. Brief der Loge 'Johannes der Evangelist zur Eintracht i.or.oarmstadt' (Schriftf.Herm.Balser) vom 20.2.1888 an
den MvSt in Kassel. Obwohl keine Akten vorhanden waren und auch kein Lang mehr Unterstützungskassen-Mitglied war,
bekam die Witwe 10 Mark gewährt. Der Ob. Lang befürchtete, dass ihn eine Operation zum Krüppel gemacht hätte und
schoss sich stattdessen in die Schläfe!
500 Woringer, Aug.: Rudolf von Tschudi, ein Schweizer in Waldeckischen Diensten. In: Nachrichten der Ges.f.Familien-
kunde in Kurhessen und Waldeck. l.Jg., Dez.l925 Nr.2 S.l3-19. Zu seinem Monument Nr.l47 (+ 4.10.1857) siehe: Mol-
denhauer/Kümnel (2004) S.l06. Nach Nicolai, Helmut: Arolsen. Lebensbilder einer deutschen Residenzstadt. Glücks-
burg 1954 s.367, soll v.Tschudi einen älteren Stadtplan von Arolsen gezeichnet haben. Die Familie hatte insgesamt
10 Kinder: zur Loge s.S.l83. _ _
501 G.Rud~Lecinhardi (= Aaron Levi, 1782-1849) war ein Schwager vom Hofagenten Mare. Diese wiederum gehen alle, auch der
expressionistische Maler Franz Mare in München, auf den Hofagenten Marcus Juda zurück. Die ebenfalls verschwägerten
Speyers stamnen vom Handelsjuden Alexander Speyer in Hoof ab und konvertierten bereits 1777: Dr.med.Joh.Valentin
Speyer (1748-1805), Arzt in Kassel: ein SOhn war 1824 der Bat.Arzt im 3.Inf.Reg. Ferdinand Aug. Speyer (1799-1857).
Strieder Bd.ll S.l7, 360. Losch-Kartei MuLB.
502 Die Söhne a) P.v.Tschudi, kgl.Pr.Lieutenant (41 Ja.) II~Gr. und b) A.v.Tschudi, Königl.Pr.Ltn. (32 Ja.) I.Gr., bei-
de zu Minden, finden sich im Verzeichnis 1847/48. Das Verz. vom Maurerjahr 1851/52 läßt a) zum Hauptmann zu Münster
und b) zum Brigade-Adjutanten (1854/55: auch Hauptmann) avancieren. 1856/57 ist nur QOCh der K.Pr.Hptm.A.v.Tschudi
(41 Ja.), noch immer im I.Grad (!), aufgefÜhrt, - beim 'General-conmando in Münster'. Zum 3.SOhn Rudolf siehe Mol-
denhauer/Kümnel (2004) S.l06. Der Verfasser dankt Frau Ingeborg Moldenhauer für die gute Zusamnenarbeit seit 1986
(s.Lotze 1986) sowie ihrer Nachfolgerio Fr.Luley vom Archiv des Wald.Geschichtsvereins in Arolsen.
201
503 Siehe den Nachruf in HL Bd.l6 (1902) s.l24 f und K.L.Z. 15./16.7.1939. In HL (1902) Nennung seiner Aufsätze: Zur
Militärgeschichte sowie hess.Offizieren in HL 1887-89 und in HL 1890 (Orden- u. Ehrenzeichen), seine Jugenderinne-
rungen in HL 1894 S.l68f, zum Liebhabertheater HL 1895 S.7 ff sowie Häusern in Fulda in HL 1895 s.l32 ff. Zur
Artillerie unter Ldgr.Philipp: ZHG Bd.l6 (1891) S.22-84 und zur J.Schwank-Stiftung : HL 1890 S.l43 u. HL 1891 S.l62.
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StAKS Sl Nr.327, Architektenordner, Mitteilungen von Br.Archivar Dr.Fritz Hörndler (Zur Einigkeit Frankfurt) von
2003 u.24.2.04. Weitere Schwiegersöhne waren lt.Meldekarte 1887 Kaufm.Gg.Julius Wilh.Henkel (Kassel) und 1888 Betr.-
Werkmeister Otto Gottfr.Dittmar (Allendorf/We.).
Zu den Fieseler-Flugzeugwerken siehe Lotze/Zick (1996c).
Mitteilungen der StBeamtin A.Dönges vom Juni 2009.
Lotze (1997a) S.99-106, hier: S.l03 f, Gespräche mit 'Apothekers Ellen'(* 1910 Bangkok), der Tochter von Otto Tewes,
der 1943 zu Nordhausen a.Harz die Roland-Apotheke übernahm. Lotze, s.: Ein Blick zurück ••• Folge 68 'Der König von
Siam und seine "Veckerhäger"~In: 'Blättchen' Reinhardshagen, Aug.l997. = General-PostDir Theodor Collmann und Hofapo-
theker Tewes bei König Chulalongkorn.
Gerland (1965) s.213-218; Greben und Bürgermeister, Nr.l9. Gottfr.Ernst August (6.8.1811-8.2.1871), So.d.Joh.George
Harmony (+ 18.12.1824 ve., 51 Ja.), Schornstfg. u.cath.Elis.geb.Riebeling, 00 I.Dorot.Mascher, 00 II.Martha E.Schmalz.
Siehe ob.Anm.221.
Aus der Nachkommenschaft Tuch/Magdeburg und Kassel recherchierte für den Verfasser freundlicherweise Frau
Martina H. -B ••
Mitteilung des Standesamtes Sontra und Martina H.-B., Eva Tuch starb demnach "an Rattengift". Zwei Söhne fanden
sich, anlässlich ihrer Geburt im Roten-Kreuz-Krankenhaus in Kassel, auf der Meldekarte von Eva Tuch geb. Habich:
Hermann August Friedrich Rudolf (* 11.8.1920) und Wolf Dieter (* 10.9.1927). StAKS Meldekartei.
Siehe ob.Anm.87 und seinen berühmten Sohn, den Kunstmäzen Br.Edward Habich. Erwähnt seien hier erneut die Schwieger-
söhne S.Großheim, BergR Württenberger und Br.BauR Georg Heinr.Rudolph.
Amtssecretar Siegmund und Friederike Großheims (geb.Habich) Tochter Marie Fr.Auguste (* 30.7.1856 Witzenh.)
heiratet übrigens am '18.Septbr.l881 zu Cassel in der französischen Kirche' (KB Wehlheiden P.30, Nr.l8) ihren Onkel
Theodor Habich (* 5.2.1825 Ve., Ta.27 .3., P.: Amtsactuar Theodor Kehr i.Wolfhg.), Privatmann aus Boston USA, HGK
1840/42 ökon.). Aus der Ehe geht der Apotheker Otto Habich (* 1882 Boston), zu 'Crofdorf/Ghtm.He.-Darmstadt', her-
vor (00 10.5.1913 KS/ON Kreuzk. Ermla A.M.Chne. G r o t h, * 7.11.1891 Bergedorf, To.d.Baurats Max Andreas G. zu
Hamburg). - Auch hier wieder schöne Beispiele für Konnubium und Kommerz, - die Vettern und Brr. R u d o 1 p h (KS/
Hambg.) haben wahrscheinlich mitgewirkt! O.Habich hatte 1910/1911 in der Sternapotheke (KS, Oberste Gasse 47, 'Pri-
vileg d.Hofapothekers Schwarzkopf/Hartung', siehe Kraus, 1989, S.234ff.) gearbeitet und wohnte 1912/13 bei der Mut-
ter im Jugendstil-Haus Hohenzollernstr.l30 (1903 erb., mit Drogerie; zu Krofdorf~)siehe ob.Anm.204 =Paten bei Ober-
förster Schminckes To.l, 00 Bg.Hptm.Wille). ·. _ ~ . ~ _, _ ~ . ; .·:: . -, -,fl, .. ~; 0::;.•:, ~oarilten·!Rome: ______ .Cz:z~----··--··--· ___ ~~utt: ~J:~d..~&-
Beispiel zur Aussagekraft der
Einwohnermeldekartei im StAKS:
etanb uba Ciewetbe: ----~~vft~·i; •. ·_;,::·;··/.:;~~,--k~:J..~~~
6taatlang~i!tiß!eit! ~~~~ ;:,'ß:J,tgeallgen·u~:--~~~
/' . <:<::>
~ f=-li ---:~ ~::.:·-~~ tB ---~- ~~.t;__Jj .,,_
. yf•c,tL_ -~-~ -: = ~(~_-_b_ __ -. ::~=::=~:::=
Marie Sprengel geb. Mergel! (1855-i927): Lebensweg des kurhessi~chen Forstmeisters Friedrich Mergel! 1796-1876
im Privatbesitz. Zitiert in Auszügen bei Immel (1997) S.l61 ff, Anm.42; siehe folgende Anm.
Siehe Immel, Rudolf (ForstDir.a.D.) In: Lotze (1997a) S.lSl-183, hier: S.l66 f. carl Louis G r e b e war ein
international bekannter Moos-Forscher. Sein einzigartiges Herbar ging an das Naturkunde-Museum in Kassel, es gilt
als verschollen! Sein Bruder Fritz Grebe (* 11.10.1850 Heisebeck) war ein berühmter Landschaftsmaler, an der Kas-
seler Kunstakademie 1872-77 ausgebildet und in Düsseldorf sowie Berlin (Thieme-Becker Bd.XIV Sp.560 f). Als Mit-
begründer der Künstlerkolonie Ahrenshoop malte er auch viele Küstenmotive in Norwegen.
Siehe ob.Anm. 46 f.
Lotze (2001), lt. Gotzmann, Deutsch.Kunst-u.Denkmalpflege (DKD), 1990 S.61 f gehört nach biblischem Gebot jedem
Toten der Boden, in dem er bestattet istl Hönes (MinR, FH Mainz): Jüdische Friedhöfe als Kulturdenkmäler. In: Natur
und Landschaft (NuL), 1988 S.386 ff; Bund-/Länder-Verhandlung vom 21.6.1957.
Das Kriegerdenkmal spendeten zwei in die USA ausgewanderten Veckerhäger: Fleischfabrikant Joh.Gg .Paul/Brooklyn und
der Schmied Jacob Becker sowie 1919 erhebliche Mengen Lebensmittel für die Bevölkerung. Lotze (1997a) S.62, 71 f.
Frdl.Mitteilungen von Frau Lau (ev.KiKrA Celle), es war somit der Palmsonntag (vor Ostern). In einer Gruft bei der
Stadtkirche in Celle lüfteten sich unlängst sepulkrale Geheimnisse von 1679 zu einem frühen 'General-Erbpostmeister
Francesco Maria cappellini' der welfischen Herzogtümer. Es war fast ein Zeitgenosse aus der "italienischen Kolonie"
des frühen Handelsmannes Franz Guizetti (1696 Firmengründung). Ende, Michael: Stechinellis zweite Frau hat wieder
Ihre Ruhe ••• In: Cellesche Zeitung (Lokales) vom 18.5.2004.
202
519 Frdl.Auskünfte vom Juni 2009 des Ehepaares Hampe (Oberrode), das intensiv zum 975-jährige Jubiläum Hedemündens ge-
forscht hatte: Hampe (1992) s.ob.Anm.49la.
520 Ebd. S.58-65, hier S.64 Sp.l.
521 Blume (1935/86) S.209, 299. Verkauf des Besitzes an den Fabrikanten Benno Meyer. Senator Pott war lange im Vorstand
und ein Förderer des Gemeinnützigen Bauvereins. Alle Häuser Nr.l bis 15 in der A.-Pott-Straße baute diese Gesell-
schaft. Zu Dr.phil.Marcard(t): Ebd. S.l64, als Dozent der Forstakademie in Münden, die Louis Grebes (ob.Anm. 514)
Melsunger Forstlehranstalt ersetzt hatte, ist der bei Blume S.l66 erwähnte 'Privat-Dozent Dr.Marcart' anscheinend
mit dem 1915 gefallenen Sohn der Johanne Marcard identisch (Gedenken bei der 'Reichsgründungsfeier' am 18.Jan.l927,
Einweihung der Aula und des Kriegerdenkmals der Forstlichen Hochschule).
522 Wiegand (2005) S.226-230, hier S.227 Sp.l
523 Frdl. Auskunft vom 15.6.2009 aus den dortigen Logenarchivalien und Aufzeichnungen. Br.Haesler war beispielsweise der
Haus-Architekt der einst berühmten 'Keks-Fabrik Harry Trüller'.
524 Brakensiek S.382 ff
525 Ebd. S.376 f
526 Kieckebusch, Werner von: Geschichte des kurhessischen Geschlechts HENSCHEL. Kassel 1931. (Im Auftrag von Oskar R.
Henschel aus Urkunden und Familiennachrichten bearbeitet durch W.v.K.). S.274. Rittmeister Ernst Kieckebusch aus Ho-
henselchow i.Pommern, So.d.Rittmeisters a.D. Gustav K., heiratete 1886 die älteste Henscheltochter Erna (* 8.4.1863
+ 20.12.1932). Er war zuletzt Oberstltn. im Raum Metz, lt.Losch-K.(MuLB) lange beim Hofgeismarer Drag.Reg •• Beide
kauften 1901 das 'Beckersche Gut' in Hoof. Dieser "Schwiegersohn der Frau Geheimrätin Sophie Henschel" (HL Jg.27,
S.209) wurde als Oberst a.D. 1906 geadelt, saß 7 Jahre im Kreistag und war "Fideikommißbesitzer". Erna war fast zwei
Jahrzehnte im Vorstand des Vaterländischen Frauen-Vereins tätig und erhielt 2 Rote-Kreuz-Medaillen. Hier läßt sie
sich mit Minna Habich geb. Wulff und deren Tochter Hertha Münch vergleichen. Das Rote-Kreuz-Krankenhaus in Kassel er-
möglichten Spenden von Sophie Henschel und des jüdischen Bankiers Moritz Werthauer : Wiegand (2005) s.519 ff, 543 ff.
527 Siehe ob.Anm. 315 zu den adeligen Husaren-offizieren.
528 Ultsch (1966/67) sowie ob.Anm.96, 103 und Ultsch, Paul: Die Liebesgeschichte der Catharina Geiger. (Privatdruck)
Schweinfurt 1989. Br.Wilh.Sattler heiratete 1809, gegen die Bedenken der Eltern in Kassel, die Tochter des Malers
Conrad Geiger und der Johanna Barbara geb.Schöner. Diese betrieb eine kleine Gastwirtschaft im "Schönerschen Garten"
und eine Pottaschesiederei in der Wolfsgasse No.658 zu Schweinfurt. Ebd. S.7 ff, 22 f. Vom Historischen Verein
Schweinfurt dankt d.Verf. besonders dem Kollegen Paul Ultsch, auch für den großzügigen Zugang (1991) zu den Archiva-
lien 'Sattler'.
529 Gums (2001) s. 220 f, 483, 502: Anm. 236, 389 u. 415. Die 52 Mitglieder repräsentierten 6,5 % der Bevölkerung (nur
800 Einwohner im Amtsdorf!). Der im Juli· 1848 gegr.Bürger-Verein nannte sich ab Mai 1849 'Demokratischer Bürger-v.'.
Der von Anhängern der konstitutionellen Monarchie, unter betonter Mitbestimmung durch das Parlament, 1824 gegründ.
Abendverein in Kassel besaß (1829) 188 bürgerlich-selbständige Mitglieder und einen Damenverein (162 Mitgl.). Ebd.
S.481 ff und Kallweit (1966) S.32, 329 f Anm.26 zum Einfluss der Freimaurer auf den Verein, besonders von Br.Chrn.(I.)
Evert Habich(t) sen. im Vormärz.
530 So der Titel der vortrefflichen FM-Ausstellung von 2008 im Br.-Bomann-Museum und des umfangreichen Begleitprogramms
in Celle.
531 Das Nachschlagewerk der Genealegin Irmgard Khuen zu den Hobeisten von Hessen-Kassel im 18. und 19. Jh. (1992), siehe
ob.Anm. 279 f, in Verbindung mit S.216 ff , besonders hier S.220 im Anhang (FM-Jahr 1854): II.c. die Brr. Lehrlinge
/Berufsmusiker Nr. 43, 45, 46, 48, 49, 52, 57, 64, 66 und Mosenthal, Philipp (im 'ewigen Osten', III.A.Nr.3).
Der Begriff "Bismarcks Zaunkönigreiche" von Markus Bernhardt: Die Zaunkönige des Verfassungssystems. Kleinstaaten im
Föderalismus des frühen Kaiserreichs. In: Bussiek/Göbel: Kultur, Politik und Öffentlichkeit. Festschrift für Jens
Flemming. Kassel 2009. s. 156 ff, wird hier vor 1866/71 auch auf die Gebiete des letzten Kurfürsten von Hessen und
des weiteren Sonderlings, des blinden Königs Georg V. von Hannover, vom Verfasser angewendet. Das Fürstentum Waldeck
blieb als einer der 16 Klein- und Kleinststaaten, als Zaunkönigreich noch einige Zeit am preußischen Tropf, im Bun-
desrat erhalten. Die dortige Loge besaß noch 1856/57 ca.22% Musiker in den Reihen der 'activen Mitglieder'. Der im
Sepulkral-Bereich tätige Bildhauer carl Schulz sen. (1811-71) war als Musensohn auch I.Stewart. Er schuf das Br.-FinR-
Marc-Monument Nr.l42, der Speyerkinder Nr.41 und u.a. die Nr.l63 des Hofapothekers Varnhagen. Lit.: Moldenh./Kümmel
(2004, ob.Anm.497) S.43: siehe auch ob.Anm.501.
Das Schloss Veckerhagen
aus der Sicht des Schie-
ferdeckers I von der Wet-
terfahne auf der Dorf-
kirche aus gesehen.
(Foto: S.Lotze 5/1996)
Der Ort, wo die Brüder
"im Exil" einkehrten!
Im Hintergrund das ehern.
malige Kgr.Hannover.
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Gruf~ aus Veckerhagen a. d. Weser
Schloß Kricgetdenkm;ll
Ansichtskarte (um 1920). Das Schloss mit dem alten Wintergarten I filigranes Gusseisen
der Eisenhütte veckerhagen. Einrahmung mit Pyramiden-Eichen (Hentze-E.) im Barock-Park
und Ginko-Baum (links).
Rechts: Kriegerdenkmal, dahinter steiles Dach der ehemaligen Dienstwohnung vom Betriebs-
Chemiker und FM-Bruder Dr.phil.Karl Bri mmer.
Leichte Schäde'l an Balken
und Gefache;, !l:ifspersions::
!M~·r;~--
Uberzug des -~
Hängewerk< 118111
Detken/Fullböden über [>
1.0G ca. 1810 begradigt
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entfernte Scfliffsbug-
verkleidung, daflinler
originale Putz- und
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ABBUNDRICHTUNG ~
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neben der Gaub•
alle Fenster mit
aufgesetztem Sprossen-
gitter; teilweise mit
Isotierverglasung
E : illte Eichen-Deckenbillhn
nur noch als Kopfstücke
erhalten, durch dilnebenliegende
Ntt-llalken erseht
Bremer Schlagd 16 Logenhaus Münden
Bestandspläne ·Oktober 1992 C. &' S.LOtze
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1816 unb uon :t>rrfd&cn injlallirt am 16. imai 1817 •. S!i:b. actio bi!S 21. 3ufi 1824. .· ~ mluttcr·~oge~ ~oit . "aD,~~eff~J~·· :~~-· .i)f~~~,&rt: :,1~1,,J;:;.ir,f~l9,t_~ ~~;~· ~J{~f. ·~~ti# ·. ~i~ -. ~~. _ ~~rr::·~824.
x. Jlum irmpr.l ~er ~ tUiliJrtn QCintrad)t im ®r. 1llrntrrsbanftn. ~ . . . . .. ·:. ~·:::;~-JU,ttt:;t JX~:f~~~:~J~':~ ·~qrgrn: ;: ~·~.~-;_;. ~~~b.a. . · : ~ .. · .. · .. \
~rgrün~et unter Qron~ttuhon brr .pm. ~rojen mlutterloge lJon aur~effen am 19. mla11821 :t . ~tf~ .; ~~- 3a~r 18.09 seg~bet~ - .~_7 3t~: -~ose .. ar&e.l~ete. . btf , geg_e~ - . ~~be, bel 3a~ref 1~16t. ;
unb llon t>erfei&cn in~aUirt Am 15. !nollember gfri~tn 3a~rrf. te!ic& acti\1 &LI. 21. 3ufi 1824. . :;:. lojle fi~ Jtbo~ . ~uf ~A,. ~te ~~oje '~o~t.na~oJ.~~oge. ~~ou ~~r~~ijen bll: ~ebmgu~gen unter. . ~lief~~ ber ·
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o- ~A mit 'Dem 2!&lc~tn bt~ .Pö~llfcdigtn aurfÜtflen f!Bfll)elm bee cttflen, be~S u.lter(i~cn !Rrgenten . unb. ·: um~rtcn · mauraif~eti ~rot~ktori {ilni 27. ffe&ruar 1821), :. ba~: h.n'Or~~
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unb Orttcn~angr9örisen in 'Orr !>lii~e unb fferne enuorben ~atte 1 mal fi~ auf 'Oie llicfja~~e unb er~cbrn'DPc ®cife bur~ llie inniglle. !t~eifnallme unb una~dgefe~te eemü~ung für bir m3irbcrbcfebung in e~rift
unb mll'rt brfunbc!c I unb Unt.mgcifi~ in bcn treurn ,Prrarn ber :Brübcr I in llanfbarcr o~ aer&ro~cn ijl jA nur b!e e~alt, ber Jtcrn i~ geblieben j unb 'Oirfer mirb feimen
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GStA PK FM 5.2. K 11 Nr.34. Mitglieder-Verzeichnis 1849 der gerechten und vollkommenen
St.Johannis-Loge zur Eintracht und Standhaftigkeit i. Or. von Kassel. Man beachte:
Habich, Martin Nr.l9, jüdische Brr. Nr.lS, 36, 47, 52, OBauDir.L.Bromeis (Nr.7), den
belgischen Bahnbau-Ing. Ed.Hacault (Nr.25), OBauR.Ad.Schuchardt (Synagoge! Nr.59),
Stamm I. bis III. (Nr.63, 72, 73) und den konvertierten Stabs-Arzt A.F.Speyer (Nr.62).
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( s. JohA .. ö ()wJ, . . ~w_ · _ ·~~~- - ~_;, '_-. . q,.~,(~ .. -~. i Lj. ~~r . .) 3,
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'r. )~ ' l)cfu'}vofJQ/l;~f : QJof1~ :~ '·: .l . 1 i Q{_t~~~-J----~- ~j-
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~ .~f:~ ·t: ... ~ GStA PK FM 5.2. K 11 Nr.34. Mitglieder-Verzeichnis 1849 der gerechten und vollkorrmenen J St.Johannis-Loge zur Eintracht und Standhaftigkeit i. Or. von Kassel. P.2 :1
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St.Johannis-Loge zur Eintracht und Standhaftigkeit i. Or. von Kassel. P.3
Anm.: Maurerische Zählung: 2l.Oct. 5849!
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Gedenktafel der Freiwilligen und Ausgehobenen
der Befreiungskriege 1813/15 mit den 5 Freiwil-
ligen J.Fischer, Br.Joh.Martin und Joh.Friedrich
Habich, Br.Philipp Heisterhagen und C.Fr.Kraatz,
in der Kirche Veckerhagen. Der in allen Firmen-
publikationen und bei von Schroeder (1981) unter-
schlagene 4./ "verlorene Sohn" Johann Friedrich
Habich (1791-1823) taucht hier als freiwilliger
·Befreiungskriegs-Held auf!
Birnbaum-furnierte Holztafel vom 6.4.1817 des Hüt-
ten-Modellschreiner-Meisters Joh.Heinrich Becker
(1784-1844, s.ob.Anm.30, Eidam d.Prof.C.W.Fiedler)
Foto: Lotze
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·Aus diesem Kleinen ward ein grosser Junge,
"Ein ganzer ·xerl• wie man zu sagen pflegt; ·
Er ging zur Schule und war auf. dem Sprunge
Ein Mann zu werden, als ::Jich Deutsch 1 an d regt;
Der Freiheit Athem blie.:J durch alle Lande, ·
Und "Deutschland hoch! tt• schrie damals Jung uudAU;
Da half auch Ma r t in sprengen knecht'sche Hande,
Jagt die Franzosen über Berg und Wald!
Dem M a r t in ward bei'm vielen Exerzieren
. .
Und bei'm Marschiren manchmal grausig ·heiss!
Doch lernt er bald· Gewehr und Säbel führen .
Und ass Commissbrod, Zwiebel, Speck und Reiss.
Fort ging's nach Ru s s 1 an d in der grösste.n .Kälte~,:: ..
Wo mancher Ohr und ·Nase· ganz verfro_rf · ··
Doch unser Martin war ein Mann im :Felde,
Der , in Gefahr, niemals den Kopf verlor !
Der M a r t in fürchtete nicht Cuirassiere ,
Kanonen, Bomben oder Infant'rie,
wen er nur sah - der krichte seine ~hmiere' .
Und aus dem f-f! kräftig wie noch nie!
Was lag ihm d;ran, ·.ob ganze Bataillon~,:
Ob Regimenter sie dahin gestellt;
Der Martin sagt: .(und das war gar nicht ohne)~
,Nur imme1· druff! das Bajonett gefällt.
Denkst Du daran, . Du kamst dann bald nach Hause,
Und sah'st ein Mädchen, das Dir sehr gefällt,
Und schmachtend machtest Du daim manche Pau'ie
Und dachtest mehr an Sie_ als an die Welt! !
'·,·
.,·
Der erste E:uss J>esiegelte Dein Streben,
Sie liebt' Dich ja! ! _; 0 M a r t in, das war schön!.
Sie kettet Dich an sich für's ganze Leben ·
·Durch das Ihr Hand in .Hand sollt einig geh'n !
·Und dann· gab's Kinder: Jungen gab's und Mädchen, i
· Sie haben Alle ihren. Alten lieb! -
Er übernahm . in unse1·m guten Städtchen .
Ein Farbgeschäft, das fortan blühend 'blieb.
· Doch denkt Euch an: Der · Martin könnt' ·uns färben
· ; Bl;J.u , giiin und gelb , roth, braun und violett t !
. Das wär' wohl schön! - wh· könnten nicht verderben;·
Doch u~gefärb.t zu bleiben, ist ·auch Ii~tt~
Und einst .....:. es war vor ein und ·fünfzig Jahren -
laopft M a r t in an des Tempels Pforte an;
.' Fing· an zu ··bau~n ~ unter. viel Gefahren , ·
Im Herzen Maurer; Kraft im, Arin. als Mann !.
·. Der Bruder M a r t in wurde dann Geselle, .
Und schaffte n1stig mit bei'm Tempelbau'n;
.Führt. Wa.Sserwage, Winkalmass und -Kelle_
Und hilft den s'chönsten .rohen Stein behau'n ! . "..
Nun ist der Alte längst schon Meister 'worden ,
Ein Vorbild für der JÜnger grosse Sehaar, .-
. Und Zierde für den freien Maurer-Orden , ·
· Ein Muster für Uns Alle ·wohl fürwahr!
Wir bitten Gott,· dass er ihn uns erhalte;-
Bis _dass . er s e 1 b s t von hinnen fort will zieh'n !
~-Und.· muss das sein .:._ Nun wohl, wie Gott es walte·!
Wir bitten um den Eh!enplatz für ihn!
Lang.
Gedicht des Br.Joh.Bernhard Lang (* 1823, Besitzer d.Hotels 'Röm.Kaiser')
zum 75. Geburtstag (25.2.1869!) und 50-jährigem Maurerjubiläum des Br.Joh.
Martin Habich (1794-1872) vom 24.Mai 1868. Sein Beitritt war am 3l.März
1818 in die Loge 'Wilhelm zur Standhaftigkeit i.O.Kassel'. Lt. Rechnungs-
zetteln von 1867/68 zahlte er monatlich 2 Rtlr. an den Armenfond der Bern-
hardschen Knabenschule, allein am 13.Juli 1867 gingen 33 Rtlr. 9 Sgr. an
Br.Georg Luckhardt. GStA PK FM 5.2. K 11 Nr. 76; zum Br.Lang s.ob.Anm. 498a.
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Der ev.Kirche Veckerhagen gespendete Abendmahls- und
Tauf-Gefäße der örtlichen Montan-Familien I - Frauen
Anna Christina Werner, geb.Wessel (* ca.l634 + 1701 Kassel), die "eheliche Haus-
fraw" des "vornehmen Factcrs aller hessischen Eisenhütten", spendete das Veckerhäger
Taufbecken I die Zinnschale (1680, D = 35,5 cm). Deren Ehemann Johann Christoph
Werner {1619-1703) kam ursprünglich aus einer Bohrerschmiede-Familie in Schmalkaiden
und war zuerst ein Handelsmann in Kassel. Zuletzt war jener, lt.Akten im StAM;
Bergrat und fürstlicher Factor, d.h. er war 1680 für den gesamten Verkauf des hessi-
schen Eisens zuständig! Der Vater der Spenderin stellt sich als der Baumeister Johan-
nes Wessel (1601-1683), auch studierter Landmesser und Buchdrucker, heraus. Er war
1660168 für eine 'Wasserkunst' und die Eisensteingruben bei Immenhausen zuständig.
Somit ist der Großvater Wilhelm Wessel (+ 1626 Kassel) jener berühmte l.'Buchtrucker'
von Kassel, der aus Bremen gekommen war. Dieser hat viele bekannte Bücher und als
Formschneider unter Landgraf Moritz erste hessische Wappen-Tafelwerke (von 162111625)
überliefert. Er publizierte bereits 1614 zur 'Fama Fraternitatis - Chrn.Rosenkreutz'
und der Alchemie, - für die frühen R o s e n k r e u z e r I FM wichtige Werke.
Lit. G.Könnecke : Hess.Buchdruckerbuch. Marburg 1894, S.l7, HL (1911) S.l48 f.
Die Werner-Schale wird derzeit restauriert, -war jedoch noch unlängst in Benutzung.
Die barocke SChreiberkanne war eine Spende der Ehefrau Marie Elis., geb. Baehr
(+1735 ve.), des Hüttenverwalters Johann Daniel Schreiber (1679-1744), Ahnen ei-
ner ganzen 'Montan-Dynastie' von Adorf, über Veckerhagen, den Messinghof bis nach
Schmalkalden. (Lotze 1993b, T.IS.92 f).
(Ohne Bild) Eine neobarocke innenvergoldete Abendmahlskanne, die 1928 zum Kirchen-
jubiläum von der Fa.Babich's Söhne gestiftet wurde (Silber 8001000; H = 34 cm,
Meister: Scheel). Die z.Z. in Würzburg zur Renovierung befindliche Silberkanne zeigt
die 500 Jahre alte Tradition der örtlichen Eliten, Altargerät zu spenden.
EndeiLotze (1997a) 5.208.
Schreiber-Kanne
226
N a c h r u f e auf zwei Freimauerbrüder:
Johann Martin und Enkel J.M.Hermann Habich.
Zitiert bei Kirchvogel (1960) S.l44 f
66) Johann Martin Habich, geh. 25. 3. 1794 in Kassel, ge·st. 16. 12. 1872 daselbst.
Nachruf in einer Kasseler Zeitung vom 20. 12. 187~. ,"Am 16. Dezember Aben?s starb der Fa-
brikant Martin Habich, einer der edelsten Bürger h1estger Sradt, welcher V:'ohl eme_n bes_onderen
Nekrolog verdiente, da er, wenn auch nicht_ auf geräuschvoll.e oder ostens1bele Welle VIeles zur
Einführuno- der Constitution in Kurhessen Im Jahre 1830 beigetragen hat und desse? Andenken
daher in s~eten Ehren erhalten zu werden verdient. Gestern nachmitt_ags nach 3 U~r fand das
feierliche Leichenbegräbnis des Dahingeschi_edenen sta_tt. per lange Le1ch.zug der Lel?trage-'?-den
bewies die ehrende Theilnahme, welche sem Tod be1 semen Anver.wandten und semen v1elen
Freunden, besonders aber bei den Mitgliedern der hiesigen Freimaurerloge, zu denen er eben~
wohl zählte, hervorgebracht hatte. Beim Nahen des Leichzuges zur Gruft ward _er v~n ~em be1
derselben aufgestellten Musikcorps mit einem Chora.l_ empfangen. Nach·dem em .. M1tgl~_ed der
Freimaurerloge das Trauersymbol derselben auf ~en m1t Lorbeer- und Bl_ume~kranzen uberaus
reich und angemessen geschmückten Sarg gelegt, h1elt Herr Pfarr.er Jatho die Le1ch~nrede, welche
des verblichenen Mitbürg·er.s Leben und. Wirken ehre_nvol~ s~Ilderte ~nd auf ~1e große Ver-
sammluno- der das Grab umstehenden Leidtragenden eme s1chthch ergreifende W1rkung hervor-
brachte. Ein Choral des Musikcorps beschloß die Trauerfeier."
Ansicht Schloss, Villa Ha-
bich (alter Zustand mit
l.OG/Satteldach, Fachwerk),
Metzgerei Spielmann (mit
Arkaden). Im Hintergrund,
am Hang des Mühlenberges
die noch aktive EiseohPtte/
heute: Fa.Habich (ca.l950).
72) Johann M·artin Hermann Habich, geh. 11. 2. 1861 zu Veckerhagen. Anläßlich seines Hin-
scheidens am 29. 4. 1925 schrieb der Verband Deutscher Farbenfabriken in seinen Mitteilungen
(8. Jg. 1925, Nr. 4) u. a.: "Vor wenigen Tagen verschied in der Stille seines Heimatortes Her-
mann Habich, der den Verband in den Jahren 1917 bis 1921 als Vorsitzender geleitet hat. Mit
ihm ist ein milder und versöhnlicher Mann dahingegangen, ein Mensch, der sich im Geistigen
ganz dem ruhigen Frieden und der schönen Harmonie des Wesertals angepaßt hat. Er schien
uns immer ein Abbild dieser ·sanften, stillächelnden Natur seiner Heimat. Es schien uns, als wäre
er mit dieser Natur tief innerlich verwachsen und ·strömten ihm von hier .die Säfte zu, die sei-
nem Leben Kraft und Gestalt gaben. Er stellte mit dieser ganz persönlichen Art den Typ eines
Unternehmers dar, der im deutschen geschäftlichen Leben auch heute noch nicht alltäglich ist
und in unserem engeren Industriekreise lange Zeit ganz fehlte. Ihn leitete der Gedanke, leben
und leben lassen, die Vorstellung, daß im Konkurrenzkampf um jeden Preis durchaus nicht das
Heil einer Industrie und die Gewähr der Prosperität eines Unternehmens zu erblicken ist. Er
war vierzig Jahre in seiner Firma tätig, und die Entwicklung seines Unternehmens trägt die
Spuren seines Geistes. Er war einer der Gründer des Verbandes, dessen Tendenz und Aufgaben
seiner Grundstimmung ganz entsprachen. Sein Andenken wir.d unter uns fortleben! Tüchtiges
Leben endet auf Erden nicht mit dem Tode; es dauert in Gemüt und Tun der Freunde."
Hess.Al1gemeine
28.5.1992
.• • I
227
:' .. .'~:~~~;·:'j:j:.j:·:~--~- :: . ~~~~<~;~~- ~
. in\~eHl6il~~:
Fabrikant
... · ...
StAKS 81 Nr.456
Gedenken zum 20.
Todestag des
Firmenseniors
G.E.Habich, seine
Witwe Ada geb.
Decken starb arn
. ·~:~~~2 ev.e~2~~~~~~:~ti~;)::;x!~~
Er bl~ibt. unser ~or~ild :, :, -~;~·~~; ,,_· ·_ c.~~ ·i·· :~>~~-·
31.8.1982
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· ·.R~nhard·~~~~1~e.o ~~:;~l~lt·L'';;';~re:·:
ln. ·sechster· ··Generätiori ~;"er,alj_r,~~:~:~.:~!~:-,9~ ·
HNA 4. Juni 1985 . . . , . . . . , ' . .
Reinhardehagen (mth).;~tei~ ; mi~-.,,ii!.!l . SalpeterSalze waren Heute ist die . Fitinengtuppe
nein. Empfang am 13. -:Jum :im auf 'iier' PrOduktionspalette . zu. bekaiuit·: ·als .·. Hersteller , von
ellemaligen Jagdscblo.ß:: in finden. ,,, ,_ . , . · .. ·· · · Trocken~·.:. Abtön:.: "tind bun~en
Re1ilhardshagen-Veckerhagen . 72jährig\Ubergab der Gründer Dispersionsfarben . soWie ';yoit,
wirddas festliche Ereignis bt'!- 1820 de~ .Betrieb;" seinen ~drei ·spezialpigntenten:für die Kunst-
gmgen werden: ·Die Firmen-. Söhnen .. ~ither besteht der Fir- stoffyerarbeitende· Industrie .. Iri
gruppe . Habich -:- ;Farbenfabri- . mennam~. ~G.E. Habich's Söh- die Pigmentfabrikation ist' in den
ken - :feiert dieses Jahr die ne": .Habich und Dec~en reprä- letzten Jahren: vielinvestiert
200jährige \Y'iederkehr ihrer sentieren heute. die sechste, Ge-: w~rden, und · heute hält die
Gründung. Prominentester Red,- nerätion der . Firmen-Führer. Gruppe mit ihren rund 135 Mit-
ner: . Otto Esser, Präsident der Das Unternehirien blieb ,immer arbeitern eiliim rund 50prozen-
·Bundesvereinigung der. Deut~ - in• Familienbeilltz. · ,tigen Marktanteil .iri Disper-
sehen Arbi:litgeberverbäDde; . . · · sionsfarben und Spezialpigm~m-
. Die Firma G~E. Habich:~~-s-Söh- ten. . · ;r ·,:
ne mit . ihren heutigen .. Gesell• . . . Die beiden G~schäftsführer
schaftem;uild Gescliäftsführern · siild' selt .Jaliren -auch::öffentlich
Hermann Habich ;und Ch'iistian · ehi'encimtlich ·. tätig:·: . _Chlistian
Decken wurde 1785 gegründet, Decken, ~er:·fri ·. aer 'G~meUi:.
als Georg · Evert Habich den · devertretung :und· ' iin · Kreislilg
Hauptanteil einer chemischen . vertreten, als Präsident dei"'In-
Fabrik in Kassel übernahm. dustrie- und Handelskammer
18 tO kaufte er. die Staatsdomäne Kassel, Hermann· Habich, Vor-
Veckerhagen mit der alten .Burg sitzender des Arbeitgeber-Ver-
und dem.1687 erbauten Barock- hand-es Chemie in Hessen, seit
schloß dazu; dort richtete. er sei- kurzem als Präsident der Verei-
'ne Hauptfabrikation ein: .Berli- nigung hessische:r .· Unterneh-
ner Blau•, .Papagei-Grün", Sal- Dticken (llnki), Hablch· mer.
8 60 Jahre untrennbar·
. _ HNA 22. Dezember 2008
: Ehepaar Decken feiert Diamantene Hochzeit
~ REINHARDSHAGEN. Vor 60 In .der Farbenfabrik Habich's
Jahren · .. gaben . sich Christian Söhne f.md er eine Stelle als
o Decken (heute 87) und seine Volontär und lernte dort auch
.-I Braut'Hilde Habich (84) das Ja- seine spätere Frau kennen.
Meine sehr geliebte Fr~u ist nach über 60 Ehejahren friedlich , ohne
Schmerzen eingeschlafen: Das Ende einer unbeschreiblich wunderbaren
Zweisamkeit.
5j Wort. Am morgigen Pfingst- Hilde Habich wurde in Kas-
'g sonntagfeiertdas Ehepaar a)lS sei geboren, wuchs in ihrer
:::J Veckerhagen Diamantene Heimatgemeinde Veckerha-
:o: Hochzeit. gen auf und besuchte ab dem
In Berlin geboren, besuchte zehnten Lebensjahr die höhe-
O> Christian Decken ab dem 15. re Schule in Kassel. Sie absol-~ Lebensjahr die renommierte vierte eine kaufmännische
evangelische Klosterschule in Ausbildung. Bis zu ihrer Hoch-
' Rosslebenfl"hüringen, legte zeit war sie im Familienbe-
.:t: dort sein Abitur ab und begann trieb tatig. Von 1956 bis 1991,
iij ein Betriebswirtschaftsstudi- bis zur Übergabe an ihre Toch-
um in· Berlin. 1940 wurde er · ter Carola Kersten, war sie Ge-
zum Kriegsdienst eingezogen, sellschafterin der Firma.
geriet in Gefangenschaft und Für seine zahlreichen Ehren-
kam 1946 nach Veckerhagen. ämtererhieltChristianDecken
1990 das große
Bundesverdienst'
kreuz. Unter ande-
rem war er über
über 20 Jahre im
Kreistagsmitglied
und von 1983 bis
1991 Präsident der
Industrie- und
Handelskammer
Kassel.
Zur Diamente-
nen Hochzeit gra-
tulieren dem Ehe-
paar morgen zwei
Töchter, · zwei
Schwiegersöhne
Seit 60 Jahren verheiratet: Hilde und Christi- und zwei Enkel.
an Decken. Fola und Horst Kersten
·mit Stefan und Martin
Petra und Gerd Süß
Corinna Decken
Karin und Hermann Selcho
Die_ Beisetzung hat auf Wunsch der Verstorbenen im engsten Familien-
. kreis in aller Stille stattgefunden.
228
NR. 221 HO
HNA I Ausg. Hofgeismar
FREITAG, 22. SEPTEMBER 1995 8
21 0 JAHRE "HABICH'S SÖHNE''
Eine Firma mit großer Vergangenheit
VECKERHAGEN • Auf eine ... ., , ... ,.
große Vergangenheit blickt in "11111
Reinhardshagen die Firma
"G. E. Habich's Söhne" zurück:
Seit 210 Jahren besteht jetzt
diese Firma, die in ihrer Ge-
schichte nicht nur eine Reihe
begabter Wissenschaftler ver.:..
sammelte, sondern deren Faini-
liengeschichte sich wie ein
nordhessisches "Who is who" ·
liest. Anläßlich des 210. Ge-
burtstags am heutigen Tage
haben sich der Geschiehts-
ausschuß in Reinhardshagen
und der Hofgeismarer Geologe
Peter Naumann mit der Ge-
schichte dieser sieben Genera-
tionen zählenden Fabrikanten-
familie beschäftigt.
Der Namensgeber der Firma
war der aus W olfenbüttel stam-
mende Chemi~er Georg Evert
Habich (geboren 1748), dessen
Vorfahren im 30jährigen Krieg
aus . Schweden eingewandert
waren. Das offizielle Grün-
dungsjahr wird mit 1785 ange-
geben, als Habich in Kassel
eine Salpetersiederei ·und Fa-
brik für Waschblau betrieb und
wenig später die landgräfliche
Salpetersiederei übernahm.
Begonnen hatt~ die Familie mit
e.iner Maschinenspinnerei für
"Baumwolle. Bei seinem Tod
. hinterließ Habich, der als For-
scher zahlreiche Verfahren zur
Seit 1810 in Habich's Besitz: Das alte kurfürstliche Jagdschloß. Die imposante "Burg", ein
benachbarter Fachwerkbau der. ursprünglichen Fabrikanlagen, brannte 1966 ab. ·
. Farbherstellung entwickelt hat-
te, seinen Söhnen nicht nur die
chemische Fabrik ·in Kassel,
sondern auch das ehemalige
kurfürstliche J a:gdschloß und
die "Burg" in Veckerhagen, die
er 1810 unter französischer
Fremdherrschaft erworben hat-
te. Als der Kasseler Hof nach
Ende der Besatzung die Rück-
gabe der Besitzungen forderte,
konnte die Familie Habich dies
verhindern, indem sie erfolg-
reich mit einer Verlagerung der
inzwischen bedeutenden Fa- Nicht zu übersehen: Habichs Fabrikanlagen von der Weserseite a1-l-S gesehen.
brik drohte.
(Fotos: Thiele)
Produziert wurden damals an
beiden Standorten über 90 ·ver- · Erster Demokrat
Zwei Linien der Habichs blie- Die Firmengruppe besitzt "heu-
Die markanteste Persönlichkeit ben ~ Veckerhagen. Zum einen te neben der stillgelegten Ei-
im vergangeneo Jahrhundert ; Zweig gehören Dr. Gerhard senhütteeinen "blühenden Pro-
war der älteste Sohn des Fir- i G. E. ~ab~ch (gestorben 1959), : duktionsbetrieb" mit rund 50
mengründers, Christian Evert : der mlt emer Tochter aus der~rozent Marktanteil bei Di-
schiedene Stoffe,
I
l>
0 vorhandene Ankerstäbe
freitragendes Zeltdach
(auf Mansarddach aufg~setzt)
Mansarddach: -
zweiachsig · gespannter
liegender Stuhl
Starke Verformung der -
Nadelholz- Verstärkungen
• Starke Verformung !n Höhe des Hauptgesimses
~ gebrochener I unterstütz ter_,;> Sparren // -~ ca. 14/14 -- ~- --
"
STÜTZEN-
SENKUNG
in Hausmitte
~ -
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schiden
•~.J
I I
fehlendes Zugband
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,----~eckenbalken im Bereich der
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r-==. : ::==:===:;-I' : c-~ l• I 1
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t--, t F b-f l E
O.uerbal~en aus Verkämmung (Aufsattelungl
gelöst ( ~ I wegen gegenläufiger
Verformung
ehem.Fenster
I\)
w
w
Feuchte-Belastung
@
Symbole eines Arbeitsteppichs: Spitzhammer, Kelle
für die Arbeit am rauhen Stein: Setzwaage und Lot
für Gleichheit und Aufrichtigkeit; die Geometrie
(Lehrs.d.Pythagoras, Pentagramm) als Grundlage der
Baukunst; Winkel und Zirkel, neben der Bibel als
die 'drei großen Lichter', hier im Osten, wo der
MvSt sitzt.
Die drei Säulen (Kleine Lichter) rund um den Tep-
pich sind Weisheit (ionische Säule), Stärke (do-
rische s.) und Schönheit (korint.S.). Hier sind
die beiden ehernen Säulen des Salomonischen Tem-
pels Jachin (J) und Boas (B) im Tapis abgebildet,
(siehe l.Könige, 7), also Symbole biblisch-kabba-
listischen Ursprungs, die heute für die Humanität
stehen. Das 'musivische Pflaster' ist der Maßgrund
der Steinmetzen.
Leinwand im Eigent.d.Loge Münden (Foto Latze 1992)
Blick nach Westen im Tempel der Loge 'Pythagoras
zu den drei Strömen i.O.Münden', über die 3 Säulen-
kapitelle (Lichter) hinweg. Im Hintergrund kann
man sich die musikalischen Brüder des 19.Jahrhun-
derts vorstellen. Bohlengewölbe im doppelt liegen-
den Stuhl von 1729 (sehr frühes Mansarddach).
(Foto Latze 6/1992)
Blick in das ehemalige 'dunkle Zimmer'
(Fensterverkleidung geöffnet) der Loge
in Münden, von wo die 'Suchenden' zum
Licht geführt wurden. (Foto Lotze 1992).
MvSt Friedrich Wilhelm von Bodungen
(1789-1856) mit dem zeitgemäßen Kit-
tel (Talar) und 'Kippa' des Meister-
grades. Die Logenabzeichen auf dem
Pastell von Br.Fr.Roux (?) mussten
in der NS-Zeit entfernt werden.
Lit.: Pezold, J.D.von: 1848 in Mün-
den I Bodungen sorgte für Mäßigung.
In: HNA/Mü.4.4.1998. (Foto Lotze 1992)
235
236
Die Loge an der Ecke der Altstadt, zwischen den beiden Packhöfen
der Handelsstadt Münden sowie Werra und Fulda. Auf dem Stadtturm,
um 1500 zur zeitgemäßen Horizontalverteidigung errichtet, wurde
1729 ein älterer Satteldachaufbau durch ein zweigeschossiges Kasi-
no ersetzt. Das hohe Zeltdach auf quadratischem Mansard-Geschoss,
stellt ein sehr frühes Beispiel eines freitragenden Dachstuhls dar.
Die Einfügung des Tempels in die beiden obersten Vollgeschosse war
1870/72 eine Meisterleistung der Zimmermannskunst. So fand die
- Bauhütte der Freimaurer in Münden ein einzigartiges Domizil. - Die
finanziellen Beiträge von 5 Dutzend hessischen Brüdern "im Exil"
hatten vorher sicherlich zu einem größeren Kapitalstock ihren Bei-
trag geleistet.
(Foto von der "Dingelstedtschen" Weserlied-Anlage aus,
Lotze Mai 1992)